deut­sche kin­der­hil­fe flash­mob

felix schwenzel

heu­te bin ich (un­ter an­de­rem) anke grö­ners auf­ruf ge­folgt am ham­bur­ger rat­haus aus dem grund­ge­setz zu le­sen. als ich ge­gen zehn nach zwei dort an­kam stan­den zwar ein paar un­schwer als „user“ (mild adi­pö­se kör­per, schwar­ze kla­mot­ten, wir­re fri­su­ren, bril­len) zu er­ken­nen­de men­schen rum, auf­se­hen zu er­re­gen oder zu le­sen schien aber nie­mand.

mi­cro-flash­mob zur grund­ge­setz-le­sung vor dem ham­bur­ger rat­haus

die bei­fah­re­rin und ix ge­nos­sen noch eine wei­le die son­ne, hiel­ten aus­schau nach auf­läu­fen, der grö­ner oder an­de­ren be­kann­ten ge­sich­tern, schlen­der­ten dann aber nach 20 mi­nu­ten wie­der rich­tung u-bahn. auf dem weg be­ob­ach­te­ten wir zwei auf­ge­bre­zel­te da­men weis­sen t-shirts, high heels und ei­nem auf­ge­druck­ten stopp-schild, die um die men­schen um das ra­th­haus her­um­schla­wen­zel­ten. vor­ne auf dem t-shirt war das logo der deut­schen kin­der­hil­fe auf­ge­druckt.

un­ter­schrif­ten­samm­le­rin der deut­schen kin­der­hil­fe (rechts)

die bei­den sam­mel­ten un­ter­schrif­ten für die deut­sche kin­der­hil­fe, wäh­rend ein paar me­ter wei­ter netz­ak­tivs­ten mit grund­ge­set­zen in der hand rum­stan­den.

die bei­fah­re­rin liess sich von ei­ner der bei­den er­klä­ren um was es ging: man samm­le un­ter­schrif­ten für „ein ge­setz ge­gen kin­der­por­no­gra­fie im in­ter­net“. das ge­setz sehe vor, stopp-sei­ten zu er­rich­ten auf de­nen dann leu­te die auf der su­che nach kin­der­por­no­gra­fie im netz sei­en, „re­gis­triert“ wür­den. auf die fra­ge was denn pas­sie­re, wenn man „aus ver­se­hen“ auf so ei­ner stopp-sei­te lan­de, ant­wor­te­te die dame, das sei un­mög­lich, aus­ver­se­hen kön­ne man auf sol­chen sei­ten nicht lan­den. sie sei noch nie „aus ver­se­hen“ auf kin­der­por­no­gra­fie ge­stos­sen, selbst „auf so sei­ten wie you­porn“ gebe es kei­ne kin­der­por­no­gra­fie. um auf so ei­ner stopp-sei­te zu lan­den, müs­se man schon ak­tiv nach kin­der­por­no­gra­fie su­chen. um ih­rer er­schüt­tern­den un­kennt­niss noch et­was mehr flair zu ver­lei­hen, stei­ger­te sie sich dann noch in eine ti­ra­de ge­gen „die rei­chen“, die so­was ja bräuch­ten und mein­te da­mit wohl — hm, ja was ei­gent­lich? kei­ne ah­nung. gute kom­bi­na­ti­on zu­min­dest, wer kann schon sei­ne un­ter­schrift un­ter et­was ver­wei­gern, das ge­gen kin­der­por­no­gra­fie und ge­gen rei­che ist? je­den­falls wür­de sie heu­te noch den gan­zen tag wei­ter un­ter­schrif­ten sam­meln und wenn nicht ge­nug zu­sam­men kä­men, wür­de sie auch mor­gen noch wei­ter­ma­chen.

bier­do­se ab­stel­len und für „das ge­setz ge­gen kin­der­por­no­gra­fie im in­ter­net“ un­ter­schrei­ben

auch wenn man das an der aus­sa­ge ei­ner ein­zi­gen pro­mo­te­rin, die sonst viel­leicht schnaps, ein­tritts­kar­ten ins so­la­ri­um oder kek­se „pro­mo­tet“ fest­ma­chen kann, so scheint es doch, dass die gro­ben, ver­fäl­schen­den und ver­ein­fa­chen­den aus­sa­gen die die deut­sche kin­der­hil­fe auf ih­rer web­sei­te trifft, vor dem rat­haus noch­mal stark ver­ein­facht und ver­fälscht wer­den (um nicht zu sa­gen, dass hier pas­san­ten vor­sätz­lich in die irre ge­führt wer­den). dass kin­der­por­no­gra­fie be­reits im in­ter­net wie auch über­all sonst il­le­gal ist, wel­che me­tho­den das ge­setz vor­sieht und wel­che fol­gen es ha­ben könn­te, wie es um­ge­setzt wer­den soll - all das wol­len (und kön­nen) die „pro­mo­te­rin­nen“ nicht er­wäh­nen.

im­mer­hin kann man sie 5-10 mi­nu­ten vom sam­meln ab­hal­ten, in­dem man ih­nen freund­lich fra­gen stellt und sie re­den lässt.

[nach­trag 16:30]
herr batz hat auch kin­der­por­no-pro­mo­te­rin­nen ge­trof­fen.