kon­troll­funk­ti­on

felix schwenzel

ich bin si­cher, wenn pa­tri­cia rie­kel chef­re­dak­teu­rin vom „play­boy“ oder vom se­xu­al­kup­pel-ma­ga­zin „hap­py-weekend“ wäre, sie wür­de ge­nau­so en­er­gisch auf die kon­troll­funk­ti­on der „me­di­en“, der pres­se und des jour­na­lis­mus hin­wei­sen, wie sie es heu­te in ei­nem brief an re­na­te kün­ast ge­tan hat.

mich in­spi­riert rie­kels brief zum stei­len ver­gleich mit ei­nem por­no­pro­du­zen­ten, der ei­nem po­li­ti­ker der ihm ans bein ge­pin­kelt hat si­cher­lich auch zu­erst schrei­ben wür­de, dass in „der ame­ri­ka­ni­schen De­mo­kra­tie“ die wäh­ler ein ver­fas­sungs­mäs­sig ver­brief­tes recht hät­ten, sich von den Me­di­en sorg­fäl­tig, de­tail­liert und ex­pli­zit über ana­to­mi­sche de­tails in­for­mie­ren zu las­sen. er wür­de schrei­ben, dass so­gar der obers­te ge­richts­hof der USA por­no­gra­phie un­ter den schutz der frei­en mein­un­s­gäus­se­rung stellt. der por­no­pro­du­zent wür­de wahr­schein­lich auch be­to­nen, dass sei­ne wer­ke der auf­klä­rung, der volks­ge­sund­heit und dem ge­sell­schaft­li­chen kli­ma die­nen wür­den. el­len­lan­ges pa­the­ti­sches ge­schwätz wäre das wahr­schein­lich, was der por­no­pro­du­zent zur ver­tei­di­gung sei­ner er­zeug­nis­se aus sich raus flies­sen las­sen wür­de.

an­de­rer­seits ha­ben rie­kel und der ima­gi­nä­re por­no­pro­du­zent im grun­de na­tür­lich recht. auch schund ge­niesst alle rech­te der pres­se­frei­heit. von mir aus kann die bun­te so viel wie sie will über die tit­ten und är­sche von pro­mi­nen­ten oder stern­chen be­rich­ten, dar­über wer sich mit wem paart oder wer wie­der zu- oder ab­ge­nom­men hat. das ei­gent­lich er­schüt­tern­de ist aber, wie rie­kel den sen­sa­ti­ons­gei­len müll und klatsch den sie pro­du­ziert, der vor al­lem der be­frie­die­gung voy­eu­ris­ti­scher be­dürf­nis­se dient, pa­the­tisch eine po­li­ti­sche und ge­sell­schaft­li­che kon­troll­funk­ti­on an­dich­tet. fick­ge­schicht­chen und klatsch als ba­sis der de­mo­kra­tie? die bun­te, ein sturm­ge­schütz der de­mo­kra­tie?

was für ein pein­li­cher grös­sen­wahn.

[nach­trag 04.03.2010]
wolf­gang mi­ch­al hat bei car­ta ein paar ge­dan­ken zu rie­kels er­klä­run­gen auf­ge­schrie­ben.