mar­kus dom­scheit-lanz

felix schwenzel

schreck­li­che sen­dung. auf sehr vie­len ebe­nen. ich habe mir die sen­dung an­ge­se­hen, weil ste­fan win­ter­bau­er sie als „bes­te jour­na­lis­ti­sche Auf­ar­bei­tung der NSA-Af­fä­re im TV“ an­pries. ich habe da was an­de­res ge­se­hen. da­ni­el dom­scheit-berg ist zwar an­ge­nehm ru­hig und sach­lich im ton, liess sich von mar­kus lanz aber schon zu ein paar ha­ne­bü­chen­den über­trei­bun­gen und alu­hut­phoris­men trei­ben. ein­zig der manch­mal auch zu über­trei­bun­gen nei­gen­de zdf-jour­na­list el­mar the­ve­ßen re­la­ti­vier­te die aus­sa­gen von dom­scheit-berg hin und wie­der („Wir sind da un­ter­schied­li­cher Mei­nung“).

be­son­ders är­ger­lich fand ich die an­satz­wei­se pa­ra­no­iden halb­wahr­hei­ten die da­ni­el dom­scheit-berg ver­brei­te­te:

  • smart­phones lies­sen sich nicht ab­schal­ten und sam­mel­ten wei­ter da­ten, wenn sie aus­ge­schal­tet sei­en? er­klä­rung: weil man die ak­kus nicht ent­fer­nen kön­ne. für ei­nen be­rufs-miss­traui­schen kommt mir das ne­ben der pa­nik­ma­che ziem­lich naiv vor. auch ohne haupt­ak­ku kann ein mo­bil­ge­rät durch­aus noch (ver­steckt) mit strom ver­sorgt wer­den.
  • al­les, auch smart­fo­nes, lässt sich ha­cken? ja klar, nur ist die wahr­schein­lich das ei­nem das smart­fo­ne von ei­nem ge­heim­dient ge­hackt wird in etwa so hoch wie die vom blitz er­schla­gen zu wer­den.
  • was hat die über­tra­gung von wlan- oder po­si­ti­ons­da­ten an ap­ple noch­mal mit der NSA oder ge­heim­dient­sen zu tun? sind die da­ten der funk­zel­len in de­nen ich mich auf­hal­te, die be­reits seit 20 oder 30 jah­ren an die mo­bil­funk­an­bie­ter in echt­zeit und stän­dig über­tra­gen wer­den, harm­lo­ser?

ja, bei der be­nut­zung von com­pu­tern fal­len un­men­gen da­ten an. so wie bei der be­nut­zung von au­tos orts­wech­sel an­fal­len. und na­tür­lich ist al­les im le­ben mit ri­si­ken be­haf­tet, die wir mal aus dem bauch, mal nach ei­ni­gem nach­den­ken stän­dig ab­wä­gen.

was dom­scheit-berg sich bei lanz aus der nase zie­hen liess war nicht hilf­reich bei der ri­si­ko­ab­schät­zung der in­ter­net­nut­zung. es war die klas­si­sche ver­brei­tung von angst und un­si­cher­heit (fudding), mit dem ge­wünsch­ten er­geb­nis: das pu­bli­kum und marc ba­tor sas­sen mit of­fe­nem mund im fern­se­hen.

so sieht das aus, wenn ah­nungs­lo­sig­keit, pa­ra­noia, kom­ple­xi­tät und tech­nik auf­ein­an­der stos­sen: das pu­bli­kum schüt­telt em­pört bis fas­sungs­los die köp­fe, kann es gar nicht fas­sen, was tech­nisch al­les mög­lich ist und las­sen künf­tig lie­ber die fin­ger von die­sem teu­fels­zeug.

da­ni­el dom­scheit-berg ge­fällt mir sehr viel bes­ser, wenn er nicht von lanz nicht zu irr­sin­ni­gen aus­sa­gen peit­schen lässt, zum bei­spiel im ge­spräch mit ben schwan.

was ich min­des­tens eben­so ir­ri­tie­rend fand: lanz wirk­te auf mich wie max gier­mann der lanz par­odiert, nur das lanz selbst sei­ne lanz­heit noch et­was di­cker auf­trägt. ist mir ein rät­sel wie man lanz’ prä­ten­tiö­se art zu spre­chen län­ger als 30 mi­nu­ten aus­hält.