von oben nach un­ten bau­en, leer­stand und ne sied­lung

felix schwenzel

am gen­dar­men­markt konn­te man vor ein paar ta­gen be­ob­ach­ten, wie prak­tisch krä­ne sind. dank mo­der­ner tech­nik, kann man heut­zu­ta­ge von oben nach un­ten bau­en.

in tem­pel­hof, rich­tung neu­kölln, bin ich aus­ver­se­hen in die mo­no­pol-sied­lung ge­lau­fen. die wur­de 1922/23 vom ar­chi­tek­ten wolf­gang bin­der ge­baut und zau­bert ein biss­chen klein­stadt nach ber­lin. er­in­ner­te mich ein biss­chen an die ei­sen­bah­ner­sied­lung in der mei­ne oma frü­her wohn­te. dort konn­te ich als kind noch aus dem fens­ter alte dampf­lo­ko­mo­ti­ven in be­trieb se­hen. dar­an, dass ich als kind noch dampf­lo­ko­mo­ti­ven in be­trieb ge­se­hen habe, kann man ent­we­der se­hen wie alt ich bin oder wie lan­ge die russ­schleu­dern nach dem krieg noch in be­trieb wa­ren.

die sied­lung steht un­ter denk­mal­schutz, der aber of­fen­bar nicht ak­tiv wahr­ge­nom­men wird. die häu­ser sind nicht im bes­ten schuss, eben­so sind die plät­ze der sied­lung sehr zu­ge­wu­chert. ei­gent­lich su­per.

um die col­ditz­brü­cke ist ein rie­si­ges ge­wer­be­ge­biet, in dem man sich in an­spre­chen­der um­ge­bung das auto po­lie­ren las­sen kann oder sich rie­si­ge ver­an­stal­tungs­räu­me mie­ten kann. beim schlen­dern durch das ge­wer­be­ge­biet macht sich der struk­tur­wan­del gut be­merk­bar, ein paar alte in­dus­trie­ge­län­de wer­ben bei­na­he ver­zwei­felt um „krea­ti­ve“ die sich hier bit­te­schön ein­mie­ten mö­gen. ich habe das ge­fühl, die gen­tri­fi­zie­rung ist in man­chen ecken von tem­pel­hof noch weit weg.

ein stück­chen wei­ter, auf dem weg nach neu­kölln dann vie­le grü­ne bli­cke.

noch wei­ter dann in neu­kölln der rie­si­ge, leer­steh­nen­de kom­plex der ehe­ma­li­gen neu­köll­ner frau­en­kli­nik im ma­ri­en­dor­fer weg. mehr oder we­ni­ger jede fens­ter­schei­be ist ein­ge­schla­gen, durch die fens­ter sieht man, dass fast al­les mit graf­fi­tis voll­ge­malt ist.

der neu­köll­ner stadt­rat für stadt­ent­wick­lung, tho­mas ble­sing (SPD), sag­te vor un­ge­fähr ei­nem jahr im ta­ges­spie­gel, das der in­ves­tor dem das ge­län­de ge­hört „in na­her Zu­kunft mit der Ent­wick­lung des Ge­län­des be­gin­nen“ möch­te. da­von sieht man der­zeit un­ge­fähr gar nichts.

der­weil er­zählt uns die SPD aber, dass güns­ti­ger wohn­raum nur am tem­pel­ho­fer feld zu bau­en ist. manch­mal fragt man sich dann schon, was sol­che stadt­ent­wick­ler den lie­ben lan­gen tag tun oder ob die stadt über­haupt ein stadt­ent­wick­lungs­kon­zept hat. leer­stand gibts in ber­lin je­den­falls mehr als ge­nug. die frau­en­kli­nik steht seit 5 jah­ren leer.