al­les au­to­ma­ti­sie­ren

felix schwenzel

felix und frida am 16.12.2023

das bes­te dar­an ei­nen hund zu ha­ben, ist die struk­tur und die rou­ti­ne die man zu­sam­men mit dem hund ent­wi­ckelt. hun­de ha­ben ein gros­ses in­ter­es­se an ge­re­gel­ten und be­re­chen­ba­ren ab­läu­fen, auch wenn sie im all­tag durch­aus fle­xi­bel sind.

wir sind bis­her, fast fünf jah­re lang, mit fri­da im­mer drei bis vier­mal draus­sen ge­we­sen. eine gros­se run­de je­weils mor­gens und nach­mit­tags, manch­mal mit­tags kurz pin­keln und abends ein­mal um den block. vor ein paar wo­chen hat sich fri­da den rü­cken ver­renkt und hat­te vom arzt bett­ru­he ver­ord­net be­kom­men. kei­ne spa­zier­gän­ge, zwei wo­chen lang nur raus zum pin­keln und ka­cken.

weil sie auch cor­ti­son be­kam, muss­te sie sehr, sehr oft raus zum pin­keln, aber das ei­gent­lich er­staun­li­che war, dass es ihr ei­gent­lich nichts aus­mach­te kei­ne gros­sen run­den zu dre­hen. ent­ge­gen der ärzt­li­chen an­ord­nung bin ich auch ein­mal täg­lich mit ihr um den häu­ser­block ge­lau­fen, was auch nö­tig war, weil fri­das stuhl­gang im­mer erst nach ein paar schrit­ten weg vom haus in gang kommt. aber dass wir nicht in den park gin­gen hat sie nicht ge­stört (was na­tür­lich auch dar­an lie­gen kann, dass sie sich krank/nicht fit fühl­te)

seit­dem das cor­ti­son ab­ge­setzt ist, reicht es fri­da plötz­lich zwei mal täg­lich raus­zu­ge­hen. die abend­li­che in­spek­ti­ons­run­de um den block, an der see­stras­se ent­lang, ist ihr egal. viel wich­ti­ger ist ihr neu­er­dings, dass sie abends mög­lichst früh ihre abend­por­ti­on fut­ter be­kommt. ihre ers­te por­ti­on fut­ter be­kommt sie mor­gens nach dem spa­zier­gang, dann eine nach dem nach­mit­tags-spa­zier­gang und dann abends ge­gen 7 uhr noch eine.

bei den es­sens­zei­ten gibt es we­nig ver­hand­lungs­spiel­raum für uns. wenn sie uns manch­mal „zu früh“ nach es­sen fragt, kann man sie zwar durch­aus bit­ten sich noch­mal hin­zu­le­gen und zu war­ten, aber spä­tes­tens nach 30 mi­nu­ten fragt sie er­neut, ob’s denn nun end­lich es­sen gäbe.

auch un­um­stöss­lich: mor­gens sieht es fri­da als ihre auf­ga­be an, alle im ru­del zu we­cken, in der re­gel so ge­gen 6 uhr. wenn ich dann auf­ste­he und die bei­fah­re­rin lie­gen bleibt, ist fri­da zu­frie­den und legt sich auch wie­der hin — wäh­rend ich ein, zwei kaf­fee trin­ke und im in­ter­net lese. wenn ich mich mal im in­ternt fest­le­se und ihr das dann zu lan­ge dau­ert, schaut sie in der kü­che vor­bei und fragt mich stumm wann es denn los­ge­he. wenn ich auf­ste­he und mir dann mei­nen zwei­ten kaf­fee ma­che, ver­steht sie dass es noch ei­nen kaf­fee dau­ern wird … und legt sich wie­der hin.

routine = automatisierung

rou­ti­ne gilt ja auch bei uns men­schen als denk-ent­las­tung. über al­les was wir rou­ti­nie­ren kön­nen, müs­sen wir nicht mehr oder nur noch we­nig nach­den­ken. ge­ra­de im al­ter, wenn man ent­we­der nicht mehr so gros­se lust hat viel zu den­ken oder sich aus­ge­las­tet mit an­de­ren denk­auf­ga­ben fühlt, ist rou­ti­ne des­halb ein se­gen. sie ver­ein­facht den all­tag.

wenn man hun­de beim ler­nen be­ob­ach­tet, sieht man wie an­stren­gend nach­den­ken für sie sein kann. hun­de ver­las­sen sich lie­ber auf ihre in­stink­te, auf ein­ge­üb­te mus­ter (rou­ti­nen) um schnell, au­to­ma­tisch und an­ge­mes­sen re­agie­ren zu kön­nen. nach­den­ken wol­len hun­de nur, wenn’s un­be­dingt sein muss.

rou­ti­nen und struk­tur sind nicht nur en­er­gie­spar­hil­fen, son­dern eben auch au­to­ma­ti­sie­run­gen. der witz ist, dass die bei­fah­re­rin vor fünf jah­ren dar­auf be­stand, dass wir uns ei­nen hund an­schaf­fen, da­mit ich nicht nur die woh­nung au­to­ma­ti­sie­re (wo­von sie ge­nervt war), son­dern end­lich et­was sinn­vol­les mit mei­ner frei­zeit ma­che — eben ei­nen hund zu „au­to­ma­ti­sie­ren“.

die­se vor­ha­ben ist ge­lun­gen. durch un­ent­weg­tes trai­ning (al­les ist trai­ning), bil­dung von struk­tu­ren und rou­ti­nen ist der hund weit­ge­hend au­to­ma­ti­siert — aber wir auch.

und ich lie­be es. die struk­tu­ren die wir we­gen fri­da aus­ge­bil­det ha­ben hel­fen mir bes­ser mit mir selbst zu­recht zu kom­men, mehr zu schla­fen und mich wie­der auf die wich­ti­gen und spas­si­gen din­ge zu kon­zen­trie­ren. wie zum bei­spiel: ins in­ter­net zu schrei­ben — oder din­ge zu au­to­ma­ti­sie­ren.