thomas katzensteiner und astrid maier über die samwer-brüder:
Die Strategie der Samwers ist simpel: Die Bevölkerung in einer angepeilten Region muss nur groß genug sein, die Wirtschaft stabil wachsen und das Internet sich schnell verbreiten, dann sind die meisten Grundbedingungen für eine Eroberung schon erfüllt. "Die Vorbereitung auf einen Markteintritt kommt ungefähr einer fünfminütigen Wikipedia-Recherche gleich", berichtet ein Wegbegleiter.
ich plädiere dafür das adjektiv samwer in den duden aufzunehmen. samwer bedeutet das gegeteil von solide.
sascha lobo hat ein interview mit marion gleiß marusha gelesen. kurz vor ende verzweifelt er:
Ab hier müsste man jetzt eigentlich ausnahmslos jeden Satz zitieren, weil das Interview am Anfang gaga ist, in der Mitte megagaga und zum Schluß hin gigagaga mit Tendenz zur Teragagaheit. Aber das geht nicht, weil. Weil. Weil es gesundheitsgefährdend ist. Monty Pythons tödlichster Witz der Welt wurde als Techno-DJane wiedergeboren.
Jetzt kommt der Satz, für den ich aus der SPD ausgetreten bin:
Ich möchte nicht, dass Peer Steinbrück Bundeskanzler wird - weil ich ihn wegen der zynischen, „der Zweck heiligt die Mittel“-pragmatischen, die sozialdemokratischen Tugenden verachtenden Entscheidungen, die er hier unter Druck trifft, für ungeeignet halte, das Land zu führen.
welche entscheidungen das sind, hat michalis pantelouris gut nachvollziehbar aufgeschrieben.
Denn in diesem ganz bestimmten Fall kann ich nicht schweigen. Ich kämpfe seit Jahren öffentlich gegen Typen wie Rolf Kleine. Ich kann nicht monatelang darüber schweigen, dass ein Mann, der dann auch mit meiner Unterstützung Kanzler der Bundesrepublik werden will, sich einen Mann ins Team holt, der genau das tut, was ich bekämpfe.
bettina böttinger spricht mit gertrud und peer steinbrück. gertrud steinbrück: „gattin? das wort ist mir zu biologisch.“ etwas lang, fast 35 minuten lang völlig unpolitisch, aber trotzdem amüsant. und sympathisch. steinbrück würde ich sogar wählen, wenn da nicht ein riesengrosses problem mit drei buchstaben hinter stehen würde: die SPD. und dieser steinbrück-sprecher. /mathias richel
sehr schön, acht bloggerportraits von ole reißmann, fast ohne die üblichen verdächtgen. wenn das ding im print erschienen wäre, hätte ole reißmann auch einen fotographen losschicken können. so musste er offenbar die blogger um bildmaterial bitte.
sehr schön, silke burmesters rede beim netzwerk-recherche-dings kürzlich. bei minute 7 macht sich über thomas tuma lustig:
Aber, woran hat Thomas Tuma uns jüngst erinnert? Wir dürfen uns nicht mit einer Sache gemein machen. Bloß nicht für etwas kämpfen, sich einsetzen, an das man glaubt. Schon gar nicht für ein demokratisches Grundrecht wie freie Medien oder Gleichberechtigung. Das kommt für einen Mann wie vom Spiegel früher oder später schon von allein. Der Forderung, auf Engagement zu verzichten, geht nicht nur die naive Annahme voraus, es gäbe eine objektive Themenwahl, die Abspaltung des Ichs von dem, was man schreibt, sie ist auch Bullshit.
gestern „Jung & Naiv – Folge 63: Der Bundesregierungsprecher“ angesehen. ich habe gelernt, dass steffen seibert findet, dass die „Twitter-Gemeinde“ einen ganz schön dogmatisch erziehe und dass er auf twitter alles selber mache, ausser links, weil er sich „immer noch keine“ links selbst machen könne.
ich wollte dann noch suchen was es zur sendung sonst so gibt — und duckduckgo hat mich mal wieder überrascht:
eigenartig. auf der strasse, am kiosk, überall wo der müll ausliegt, kann man die wichtigsten informationen zu den gagen von ein paar c-promis erkennen.
auf bild.de soll man für diese müden infos zahlen und ein abo abschliessen. man kann auf dem teaser nicht erkennen dass gina-lisa lohfink 4000 euro für einen auftritt kassieren soll. oder joey heindle 1500 euro für eine autogrammstunde.
wenn man das faktoid, was welcher c-promi wohl verdient, ohne bild-plus-abo erfahren will, zeigt sich, dass google zwar der weg (so wie jede andere suchmaschine), aber nicht das eigentliche problem ist. das problem des bild-„journalismus“ ist der „journalismus“ den man selbst, aber auch bei gmx.de (web.de), top.de oder msn.de betreibt. scheisse veredeln, indem man sie überall wo sie rumliegt oder aufgeschrieben wurde aufsammelt, glattstreicht, bebildert und verklickstreckt.
irgendwas mit slow media und dem slow media manifest. ich hatte nicht die geduld das zu lesen, aber hamish mckenzie hatte auch nicht die geduld das zu schreiben:
The irony is that I wrote this post in a great hurry, taking two hours from conception to publication.
nico brünjes erklärt warum es mit der bezahlung im internet noch nicht so recht funktioniert:
Bezahlung im Internet muss einfach, schnell, sicher und vertrauenswürdig ablaufen, zwischen Geschäftspartnern, die sich gegenseitig vertrauen und respektieren. Und das Angebot muss natürlich auch stimmen.
cory doctorow sagt er habe es schon immer gesagt und sagt es erneut, privatsphäre hat nichts mit geheimnissen zu tun, sondern mit dem recht unbeobachtet zu sein — wenn man das will:
You should care about privacy because privacy isn't secrecy. I know what you do in the toilet, but that doesn't mean you don't want to close the door when you go in the stall.
Der Prozess ist wunderschön, und wie [Gerhard Richter] am Anfang in einem Ausschnitt eine Doku aus den 60ern sagt:
Man wird als Maler immer gefragt, was man sich dabei gedacht hat, aber das ist ja eben falsch. Malerei ist eben eine andere Form des Denkens, eine die sich nicht in Worte formen läßt. Es ist das Wesen der Malerei, dass sie eben nur ein Bild ist.
eine ziemlich gute the daily show-folge mit john oliver, der urlaubsvertretung von jon stewart. am anfang gehts fast nur um bigotterie, im gespräch mit fareed zakaria gehts um aussenpolitik und ein paar sehr kluge sachen rund um kolonialismus, den irak und syrien und militärischen interventionen.
das ist ein blogartikel über veröffentlichung von dokumenten, in denen ein britischer staatssekretär davon erzählt wie churchill und stalin sich bei einem treffen im august 1942 zuerst nicht einigen konnten, nach einem gemeinsamen besäufnis gegen ein uhr morgens aber ziemlich einig waren. erwähnt wurde das ganze in der daily show mit john oliver und fareed zakaria. fareed zakaria meinte der daily telegraph hätte die story exklusiv gehabt, aber soweit ich sehe war das nationalarchiv einen tag früher. die huffington post hat dann einen tag später nachgezogen.
Denn die Geschichte, die [von Prominenten aus Krisengebieten] erzählt wird, ist oft genug eine Verzerrung der Wirklichkeit und zwar eine, die besonders lange in den Köpfen der Leser hängen bleibt: „Haste gelesen, der Liefers findet es auch schlimm in Syrien?“
einerseits verstehe ich nicht was daran schlimm sein soll, etwas schlimmes schlimm zu finden und andererseits könnte man sich jetzt natürlich fragen, ob florian guckelsberger wirklich glaubt, man könne über ereignisse berichten, ohne die wirklichkeit zu verzerren. das wäre meines wissens eine mittlere sensation, in etwa so sensationell wie fotografien, die die wirklichkeit abbildeten (und nicht nur einen verzerrten, vom fotografen gewählten ausschnitt aus dem sichtbaren lichtspektrum).
aber weder hilmar klute noch florian guckelsberger geht es um erkenntnistheorie oder aufmerksamkeitslenkung, sondern um die jahrhunderte alte frage an den spiegel an der wand: wer sind die klügsten im ganzen land?
klute und guckelsberger plädieren dafür, journalisten als die klügsten anszusehen und den rest des landes als eben nicht so klug. guckelsberger:
Journalisten – insbesondere jene, die in die gefährlichsten Gegenden der Welt reisen – haben meist jahrelange Erfahrung. Sie wissen um die Macht der Bilder, sie sind in der Materie, sie haben ein professionelles Netzwerk aus Quellen aufgebaut, sprechen die Landessprache, beherrschen Dialekte, kennen die Geschichte des Landes und erst dann, ganz am Ende, erzählen sie ihre Version der Wirklichkeit. Wissend, dass allein ihr Dabeisein als Beobachter die Wahrnehmung schon verändert.
auch wenn florian guckelsberger hier natürlich schamlos übertreibt, hat er natürlich auch recht; unsere ansprüche an die professionalität von journalisten können gar nicht hoch genug sein. journalismus sollte immer versuchen alle seiten zu beleuchten und journalisten sollten sich von niemandem aufs glatteis führen lassen. dass das trotzdem immer mal wieder passiert, ist ein ganz anderes thema, mit dem man ein ganzes blog füllen könnte.
was mich aber an klutes und guckelsbergers texten neben den undifferenzierten lobgesängen von purem, echtem und edlem journalismus stört, ist das fehlen genau dieser journalistischen ansprüche. ausser auf jan josef liefers rumzuprügeln, das was er sagt als „Papperlapapp“, „Banalitäten“, „zynisch“, „kindisch“ oder „Einmischung“ abzutun, geben sie sich kaum die mühe das was er konkret sagt zu widerlegen oder die fragen, die sie ihm rhetorisch stellen, selbst zu beantworten: „Also, was muss denn jetzt bitte gemacht werden?“ es ist kompliziert, ja klar, aber deshalb behindert man als amateur doch die „professionellen Berichterstatter“ nicht bei ihrer arbeit, wie florian guckelsberger am ende seiner tirade andeutet:
[Wenn sich Bürger um Obdachlose, ein Kinderhospiz oder erbarmungswürdige Tierhaltung kümmern,] können die professionellen Berichterstatter weiter ungestört ihrer Arbeit nachgehen und versuchen, Stück für Stück die Wurzel des Unglücks freizulegen und Lösungen zu erarbeiten. Und wie bei einem alten Baum handelt es sich immer um ein sehr komplexes Wurzelgeflecht, das dem oberflächlichen Blick entzogen ist.
mich stört an jan josef liefers reise nach syrien vor allem, dass er sich von der bildzeitung begleiten liess. das zieht das anliegen was er mit seiner reise verfolgt haben könnte (für mich) leider sofort ins sensationsgeile und unglaubwürdige.
was aber trotz alledem auffällt, ist die widersprüchlichkeit mit der wir (alle) politik betrachten. einerseits mit schweren oben/unten wahrnehmungsstörungen (die da oben wissen doch gar nicht was wir hier unten so denken), andererseits mit unerfüllbaren erwartungen: wenn sich jemand mit politik beschäftigt muss das von null auf hundert hochprofessionell und fehlerfrei passieren. ausserdem fordern hinz und kunz, dass sich eigentlich viel mehr menschen politisch engagieren sollten und wenn sie es tun, beklagen sich hinz und kunz darüber dass sie es tun.
@cafffm @janjosefliefers @sz Bürger sollen sich engagieren, tun wir es, sollen wir Spezialisten ran lassen. Geht uns piraten nicht anders
ich glaube ja, dass gegen schlechten journalismus oder auch schlechte oder einseitige berichterstattung von nicht-journalisten nur eins hilft: gute berichterstattung, differenzierte, konkrete kritik und gut gemachte reportagen. dieses bemühen kann man florian guckelsbergers bei einem blick in sein autorenprofil übrigens nicht absprechen. vermutlich kann man hilmar klute die absicht die welt differenziert, wahrheitsgetreu, ohne „Papperlapapp“ und banalität darzustellen auch nicht absprechen. immerhin hat er schon „ein kleines Buch, das von der Metaphysik des Hundes und seiner Besitzer handelt“, geschrieben.
ich bin kein grosser freund von bono und bob geldof und ich finde man sollte den weltrettungs-aktivitäten der beiden einiges an skepsis und vorsicht entgegenbringen. statt ihnen nur profilierungssucht zu unterstellen, könnte man beispielsweise live aid ganz konkret und differenziert betrachten. eigentlich ist die süddeutsche bei sowas ganz gut: „Bob Geldofs besserwisserische Ignoranz“, SZ vom vom 23.10.2010, von alex rühle. oder man kann die kritik, bzw. die differenzierte sicht auch in form eines buches giessen, wie peter gill das getan hat: „Famine and Foreigners, Ethopia since Live Aid“
aber wenn zwei journalisten jan josef liefers einfach nur lieblos inkompetenz und profilierungssucht unterstellen, dann ist das keine sternstunde des journalismus, sondern wirkt genau wie das, was sie liefers vorwerfen: wie stümperhafte selbstprofilierung.
florian guckelsberger wirft in seinem artikel jan josef liefers in einen topf mit george clooney, til schweiger, marilyn monroe, angelina jolie und madonna — ohne viel zu differenzieren, etwas das er selbst ja bei politikberichterstattung vehement fordert. gerade bei george clooneys engagement im sudan lohnt sich aber durchaus eine differenzierte betrachtung. was clooney sagt und wie er sich einsetzt ist ziemlich überzeugend. es gibt kritiker, aber ich habe, nach all dem was ich dazu gelesen habe, das gefühl, dass clooney mindestens so viel durchblick hat wie ein mittelgut gebriefter aussenpolitiker, ein sozialpsychologe oder ein krimiautor. ausserdem lässt sich george cloooney von einem journalisten beraten und begleiten: seinem vater.
andererseits; warum nicht einfach das ganze promigesocks das in krisengebiete reist in einen sack stecken, wenns die botschaft so in den köpfen der leser hängen bleibt: „Haste gelesen, der Guckelsberger findet Promis in Krisengebieten gefährlich?“
das bild habe ich von carta geliehen. es passt natürlich noch besser, wenn man „blogger“ mit „das internet“, „schauspieler“, „kostenloskultur“ oder „dings“ ersetzen würde.
Markus Ehrenberg fasst im tagesspiegel zusammen, was jan josef liefers im spiegel gesagt hat: „Ich bin, mit Verlaub, nicht in einer Karrierephase, in der ich ein paar zusätzliche Schlagzeilen nötig hätte.“
[nachtrag 17.06.2013]
thomas lückerath fasst den spiegel-artikelauf dwdl.de auch zusammen und begibt sich am artikelende weit nach rechts aussen in ein sprachliches minenfeld:
Den Vorwurf, seine Reise sei zynisch, weist Liefers in seinem Beitrag zurück und schwingt offenbar berauscht vom eigenen Gutmenschentum nach seiner Reise die Keule der Moral. Er wünsche sich, dass sich möglichst viele Menschen über den Krieg in Syrien informieren "und dann für sich entscheiden, was zynischer ist: zuzuschauen oder sich fragen, was man tun kann, und sei der Beitrag noch so klein".
immerhin schiebt lückerath nicht hinterher: „das muss man ja auch mal sagen dürfen!“.
jens weinreich möchte ein buch über das internationale olympische komitee schreiben das ich sehr gerne lesen würde. das ioc, die olympiaden interessieren mich zwar nur sehr am rande, aber wenn jens weinreich drüber schreibt schmeckts ganz sicher.
von den benötigten €10.000 hat jens weinreich auf krautreporter.de bereits ungefähr die hälfte gesammelt. ich würde das sehr buch gerne lesen und hab €20 gegeben.
Die Antwort ist ganz klar: nein. Und das nicht nur, weil viele tatsächlich ihren Adblocker abgeschaltet haben, wofür wir jedem Einzelnen danken wollen. Sondern auch, weil eine konstruktive Diskussion mit unseren Lesern entstanden ist - über störende und weniger störende Werbeformen und über alternative Bezahlmodelle. Sie hat dazu geführt, dass wir einige Werbungen abschalten lassen haben, vieles hinterfragt haben und über Verschiedenes mit unseren Werbepartnern diskutieren. Durch die Ergebnisse unserer kleinen Umfrage wissen wir jetzt außerdem etwas mehr darüber, wie es um die Zahlungsbereitschaft unserer Leser bestellt ist.
was fehlt: was haben die sz, die zeit online, spiegel online und die anderen beteiligten aus der aktion gelernt? haben sie etwas gelernt? und wenn ja, warum teilen sie es nicht. warum fragen sie nicht?
stefan winterbauer erklärt den erfolg von buzzfeed und auch wenn er dabei „visuell“ mit „optisch“ verwechselt hat er das überzeugend aufgeschrieben. wenn der artikel „Was Medien von Meedia lernen können“ überschrieben wäre, hätte er übrigens sehr viel kürzer ausfallen können.
schöne geschichte, allerdings frage ich mich was das „ausgerechnet ein deutscher“ in der überschrift soll. und warum vice das veröffentlichungsdatum nicht auf der seite, sondern nur im quelltext (2013-06-13 11:38:00) angibt.
Was ich auf einen Server von Microsoft, Apple, Google oder Facebook legen ist nicht sicher, ist nicht privat. Das kann, das darf 2013 keine neue Einsicht sein. Jede andere Position ist im besten Fall romantisch, im Normalfall Fall naiv und im schlimmsten Fall sogar grob fahrlässig.
und: das was im netz passiert, passiert zum grossen teil, weil es geht. wir laden filme und musik runter, weils geht, wir verbinden uns mit anderen leuten, weils geht. und umgekehrt werden daten gesammelt und ausgewertet, weils geht.
was fehlt sind rückkoppellungen die unser tun und die folgen (für uns und andere) erkennbar machen. wir sind vergleichbar mit einem kind das an ein aquarium klopft (weils geht), aber keine möglichkeit zu erkennen hat, wie sich das von innen, für die fische anfühlt. bekäme das kind sensorisches feedback zu seinem klopfen, wäre das ganze ein ganz anderer prozess.
Meinungen werden entsetzlich überschätzt, das ganze Herummeinen wird viel zu hoch gehängt, besonders in diversen Blogs zur Zeit. Über Meinungen kann man nur streiten, wenn man den Humor und die Selbstironie behält, und sonst sollte man um Gottes willen die Klappe halten, denn womöglich meint man morgen etwas anderes. Meinungen sind Spielzeug, man kann sie drehen und wenden und zack, sehen sie anders aus. Sie verfärben sich je nach Wissensstand, Gesellschaft und Umgebung, es lohnt nicht, sich deswegen an die Kehle zu gehen.
ich finde das wunderbar auf den punkt gebracht.
john gruber findet ios7 habe luft nach oben, ist aber grundsätzlich sehr gegeistert und begründet das auch nachvollziehbar:
There's a sense of place, depth, and spatiality in iOS 7 that makes it feel like hardware. A real thing, not pixels rendered on glass. It's as though Ive has brought the same design goals that have always informed Apple's hardware to software. And here, his team isn't limited by physics. Planes can have zero thickness. But it's a system, in the truest sense of the word.
angenehmes rumdifferenzieren zur ios-7 kritik und zu allgemeinen ios-design-problemen von frank chimero:
Interface designers for the iPhone have an unusual problem: the phone is so successful, the designers' target audience is practically everyone. How do you even begin to design for that?
craig hockenberry liefert alle erklärungen dazu, warum ios7 so scheisse over the top ausssieht, es aber trotzdem keinen grund gibt sich zu sorgen:
Like with Aqua, these fundamental changes in how things work will stick around for a long time. We may complain about how things look in the short term, but improvements in usability will be something that we value much more in the long term.
marcel weiss hat die anhebung der drosselgeschwindigkeit bereits als mögliches taktisches manöver der drosselkom im april vorhergesehen. und wiederholt den entscheidenden punkt:
Das Problem ist nicht die Drosselung selbst, sondern die Folge der Drosselung: Die Ungleichbehandlung von Webangeboten, weil die Telekom Wegezoll für 'Managed Services' anbietet, die von der Drosselung befreit werden.
dieses bild zeigt warum ix berlin sehr, sehr gerne mag.
Casey's habits underscore a new reality for this networked generation: Social networks -- and the gadgets they run on -- aren't a distraction from real life, but a crucial extension of it.
das ist wirklich faszinierend zu lesen, beinahe wie eine dokumentation über die ureinwohner von papua-neuguinea. ausserdem bin ix froh, dass ich kein teenager mehr bin (ich bin jetzt kaffeetrinker). /guardiantech
Man muss jetzt Strafe zahlen, wenn man die „Bild“-Zeitung lesen möchte.
ich fand die erste sendung etwas zäh und steif. nicht schlecht, aber wie ein kommentator drunter schrieb, mit luft nach oben. diese zweite sendung fluppte schon viel besser, bzw. hatte schon weniger luft nach oben. ein paar gags sassen, einige davon waren sogar richtig gut und die einspieler und zusammenschnitte waren wunderbar gemein. beruhigenderweise hat friedrich küppersbusch auch ein, zweimal seine augen geöffnet, was mich von der sorge befreite, dass sie in der sendung zuwachsen würden.
woran ich mich auch langsam gewöhne ist die irritierende heiner-geißlerigkeit und diese tief verwurzelte old-schooligkeit von küppersbusch. er sagt den sendungstitel an, er sagt guten abend, obwohl die sendung(glaube ich) bereits nachmittags online steht weil die sendung (theoretisch) um 21 uhr aufgezeichnet wird und ich sie mir heute früh angesehen habe, aber von normalen menchen natürlich erst morgens angesehen wird. er weist darauf hin, dass er sich im gebührenfinanzierten fernsehen befinde und er redet (am rande) von etwas, dass ich seit 30 jahren nicht mehr gehört habe: der montan-mitbestimmung.
woran ich mich wahrscheinlich in den nächsten 100 tagen nicht gewöhnen werde, ist das raufaser-büro das als studio benutzt wird. mir ist das ein paar stufen zu trashig und lieblos. auch der stets eine halbe sekunde zu spät geschnittene seitenblick mit glühbirne wird mich in den nächsten 100 tagen regelmässig zum „warum?“-denken bringen.
das ist so schön, dass ich es (beinahe) komplett zitieren möchte:
Ich will Angreifbarkeit, Inkonsequenz, Sinnlosigkeit, Sich-aus-dem-Fenster-lehnen, Das-Herz-auf-der-Haut-tragen und Sich-selber-unangespitzt-in-den-Boden-rammen. Ich will bis ans Ende der Fahnenstange und dann weiterklettern. Ich will missverstanden werden. Ich will unverstehbar sein. Ich will die Tausenddeutigkeit. Ich will die Provokation bis ins Hysterische treiben. Ich will jeden Tag bereuen. Ich will mich verurteilen und an mir zweifeln. Ich will die Selbstzerfleischung, meinen Verstand auf Messersschneide zwischen Irrsinn und Kalkulation herbei inszenieren. Ich will die Menschen so sehr lieben, dass ich aus dem Weinen nicht mehr raus komme. Ich will endlose Gnade und Barmherzigkeit, will niederknien und mich unterwerfen. Ich will bedingungslos scheitern. Manche Fehler kann man gar nicht oft genug machen. Ich will Verfall und Irrtum, Zögern und Hadern. Ich will Schwäche und Angst. Ich will das Unfertige und Halbgare, das Untalentierte und Stümpferhafte. Ich will Flausen. Ich will Müdigkeit und Erschöpfung. Ich will die Kapitulation und den Untergang! Ich will im Herzen der Finsterniss und in den elysischen Feldern wandeln.
kommen zwei polizisten vorbei und fragen ein CSU-mitglied, ob sie ihren letzten tweet über ein anderes CSU-mitglied löschen könnte. so könnte auch ein witz in der hörzu anfangen.
nochmal was mit teenagern und sozialen netzwerken. im prinzip gehts um die gleiche studie über „soziale Steganographie“ von danah boyd, zu der ich schon vor nem monat terziär-literatur verlinkt habe.
Die Kanzlerin ließ ihren Sprecher sogar erklären, man könne davon ausgehen, dass sie das Thema bei einem Treffen mit Obama anschneiden werde. Vielleicht! Anschneiden! So emotional für Bürgerrechte kämpfend hat man Merkel lange nicht mehr erleben dürfen.
The 29-year-old source behind the biggest intelligence leak in the NSA's history explains his motives, his uncertain future and why he never intended on hiding in the shadows
eindeutig die story des tages (gestern). und es wird noch einiges mehr zur überwachungs-praxis der NSA kommen.
ich bin gespannt ob johnny haeusler nicht nur den text, in dem (unter anderem) robert basic (und ich) als „Arschlöcher“, „ewig arme Würstchen“ und mobbingverharmloser dargestellt werden, als „berührend“, „ehrlich“ und „authentisch“ empfiehlt, sondern auch diesen text verlinkt, in dem robert basic (unter anderem) darauf hinweist, dass er ein mensch ist (wenn auch einer mit limitiertem talent für sprache):
Habt Ihr vollends den Arsch offen zu glauben, mir würde es nicht leid tun? Ich mich nicht bis heute bodenlos schämen für diesen Mist? Ich ein Herz aus Beton und Eisen haben, der damit auch noch kokettiert? Nur weil ihr aus wenigen Sätzen den Scheiß herauslesen wollt, weil ich stellvertrend für andere Blogger nicht die Kunst des gelobten Wortes beherrsche? Habt Ihr vollends den Arsch offen zu glauben, ich würde Mobbing gut heißen, mich nicht um meinen Sohn und andere Schüler kümmern, die darunter leiden?
der text ist übrigens auch einer der ersten basic-artikel seit längerer zeit, die ich verstehe (auch wenn der text ein starkes redaktionsbedürfnis in mir weckt).
Naveen sammelt seine eigenen Daten wieder ein und bietet sie als eigene >Personal API< an. Über seine Motivation schreibt er: »as a part of all these experiences, i've always been curious about the idea of a personal API - a 'quantified naveen' - that would expose all of the information i knew about myself in a clean, open document.«
das erinnere ihn an reclaim.fm. mich auch. gute idee.
3) "Medvedev will marry Lyudmila but will divorce her after four years, and Putin will remarry her," quipped another tweet. This is a reference to the constitutional ploy Putin used to remain president after serving two terms by ceding the Kremlin to Dmitry Medvedev for a four-year interregnum before returning to the Kremlin. The Russian Constitution restricts presidents to two "consecutive" terms.
Viel feiner wäre es doch, das Konzept der Normalität in Frage zu stellen und zu akzeptieren, dass dumme, schöne, häßliche, witzige, pathetische, kluge, wütende, fröhliche, sanfte, stille, selbstironische, laute und hochbegabte Menschen eine Daseinsberechtigung ohne Bewertung haben. Man muss nicht ihr Freund werden, sich nicht mit ihnen fraternisieren, es reicht völlig aus, einfach zu akzeptieren, dass es sie gibt.
Der einzige Ort, wo es in Deutschland Handtücher mit zwei Schlaufen gibt, heißt meines Wissens Ikea. Wegen solcher Sachen ist Ikea noch erfolgreicher als Joop.
wenn martenstein nicht über politik und korrektheit schreibt, sondern aus seinem badezimmer berichtet, ist er richtig witzig.
ausserdem überlege ich, ob ich meine artikel jetzt auch mit zusammenfassenden überschriften in der dritten person versehen soll.
In den Selbstbeteiligungs-Angeboten des Internet ist immer Kirmes. Die Blumenmänner nennen sich Publizisten, Experten oder Humoristen und benutzen stumpfe Syllogismen, um in der, dem Medium eigenen kurzen Aufmerksamkeitsspanne, möglichst schnell Reaktionen auszulösen. Wenn, dann und immer wenn. Alle, die; Leute, die und jeder, der. Kein Bild zu grob, kein Verhalten, aus dem sich nicht auch ein geringschätziges Etikett ableiten ließe. Keine Aussage zu alt, um ihre fehlende Originalität nicht als gelerntes Muster erleichtert wahrzunehmen: Same as it ever was, same as it ever was.
mir ist aufgefallen, dass peter breuer ziemlich oft blog-artikel löscht. wenn ich mich recht erinnere macht er das auch gelegentlich mit twitter-accounts. was ich auf sehr vielen ebenen schade finde. diesen artikel hab ich mir einfach mal abgespeichert.
kai biermann erklärt die aktuellen enthüllungen zur NSA, aber auch ein paar „leaks“ aus der vergangenheit und wie die behörden versuchen whistleblower einzuschüchtern. (könnte sich mal jemand eine sinnvolle übersetzung für whistleblower ausdenken?)
am donnerstag spekulierte michael arrington über die wahrheitsbeugung von google, facebook, apple, yahoo und anderen high-tech-firmen durch juristische sprachtricks, teilweise ausgeführt von deren CEOs. fast alle sagten in etwa:
nein, die regierung hat keinen direkten zugriff auf unsere server (was die übermittlung von daten an die geheimdienste nicht ausschliesst)
wir geben daten nur nach gerichtlichen anordnungen heraus (was auch bedeuten kann, dass man täglich 50tausend datensätze auf gerichtliche anordnung an die NSA weitergibt)
das perfide an dieser sprachakrobatik ist natürlich, dass man sie irreleiten soll; hängen bleiben soll „wir geben keine daten weiter“ indem man ledigliche einen spezialfall explizit ausschliesst.
gestern verlinkte arrington dann diesen artikel der new york times, der diese sprachakrobatik nochmal im detail beschreibt und fragt sich, warum „diese leute“ es nicht schaffen die wahrheit zu sagen:
In case you missed it, Miller spells it out for you: “While handing over data in response to a legitimate FISA request is a legal requirement, making it easier for the government to get the information is not."
Or to put it another way, who the hell needs “direct access" or “back doors" when companies are building “secure portals" for them instead?
We could quibble all day about whether these men lied (no), or simply misled (yes). But what I really want to know is this:
What has these people, among the wealthiest on the planet, so scared that they find themselves engaging in these verbal gymnastics to avoid telling a simple truth?
Tight security restrictions at Thursday's Google shareholder meeting led even the company's much-hyped Google Glass technology to be banned, infuriating a consumer watchdog group who accused the tech giant of hypocrisy.
rené walter hat shepard faires obama-poster aktualisiert und jede menge links zum „Überwachungsmonster PRISM“ gesammelt und kommentiert.
hätte ich mich vor 30 jahren über kai biermann aufgeregt, hätte ich wohl einen ähnlichen artikel geschrieben. aber der artikel auf feynsinn ist gar nicht das eigentlich witzige, sondern die kommentare dadrunter. mein lieblingskommentar ist gleich der dritte der um irgendetwas völlig anderes geht und von der autorin einen kommentar später wie folgt erklärt wird:
ja, sorry, sollte eigentlich auch noch ein ot dabei stehen. ich musste das eben einfach grade mal ganz dringend hier loswerden. und es passt thematisch immerhin ein klein wenig, dahingehend, dass hier eben die “little bubis" mal wieder ganz genau so strunzend zu werke gehen, wie die “big brothers" um nicht zusagen eben in deren auftrag. kriegsgeiles gesocks.
warum sich kai biermann die qual antut in den kommenatren auf die pauschal formulierten ramschschuldigungen zu reagieren ist mir auch ein rätsel. ich finde sowas kann man super wegignorieren. /via rivva.de
die telekom behauptet, dass die gesetzliche festschreibung der netzneutralität das internet in den niederlanden langsamer und teurer gemacht habe. neben der tatsache, dass sich hier offensichtlich balken biegen, ist der beleg den die telekom zur untermauerung ihrer these schickt schon sehr, sehr witzig.
möglicherweise beraten die datamininig-experten aus obamas wahlkapfteam jetzt NSA & FBI beim vorratsdatenspeichern. und das anlasslose speichern von verbindungs und verkehrsdaten hat ein enormes ausmass. /@wortfeld
robert basic versuchte vor ein paar tagen den eindruck zu erwecken, dass er ein arschloch sei und will auch mal seine „miesen Seiten“ zeigen:
… glaubt Ihr, dass ich immer nur der nette, liebe tolle Schüler war? Klar habe ich Scheidungskinder in der Grundschule in die Mitte unseren “netten” Gruppe gestellt, gehänselt, bis das Gegenüber geflennt hat. Klar habe ich es sogar mal geschafft, dass eine Schülerin nie wieder in unser ach so tolles humanistisches Gymnasium zurückkehrte, weil ich ein Mobbingspacko war. Klar komme ich nicht in den Himmel, was meinen Atomteilchen herzlich egal ist. Klar habe ich gelernt, wie deppert wir Menschen zueinander sein können.
[…]
Doch eines habe ich gelernt: Man wächst, indem man den Mut und die Stärke entdeckt, auch eigene, unangenehme Seiten zu zeigen. Wem das zu wackelig ist, auch vielleicht, weil man doch nur ein beruflicher Schönwetterschlaublogger ist, der sollte die Finger davon lassen. Es gibt auch andere Wege, anstatt in der Öffentlichkeit seinen eigenen Pranger zu bauen.
schwer lesbar (basic: „Wie ich das zu bloggen pflege? Eigentlich easy: Ich rotze es heraus.“), aber sehr lobenswert das robert basic sein inneres arschloch ein bisschen herausstellt und dazu aufruft, nicht immer nur seine guten seiten darzustellen, sondern auch die dunklen.
ich habe in den paar jahren in denen ich ins internet schreibe einiges gelernt. über mich, über andere, über das öffentliche schreiben und darüber, dass es sich immer lohnt harte kritik in der sache zu üben oder streitlustig zu sein, aber noch mehr lohnt auch zu versuchen seine (vermeintlichen) gegner zu verstehen oder für ihre stärken zu schätzen (und sie dann trotzdem zu kritisieren).
das hat alles noch nichts mit „miesen Seiten“ zu tun. denn öffentliche, harte oder gar gemeine kritik muss gar nicht mit boshaftigkeit oder arschloch-sein zu tun haben. im gegenteil. kritik ist mein liebster arschlochfilter. viele leute zeigen unter kritik-druck ihr wahres gesicht, und das kann mitunter sehr freundlich oder sogar souverän sein. einige meiner erfreulichsten freundschaften sind aus phasen einseitiger oder gegenseitiger kritik (oder beschimpfungen) entstanden.
dass stärke und überlegenheit auszuspielen meistens viel mehr über einen selbst aussagt, als über den schwächeren, ist natürlich eine beinahe unerträgliche binsenweisheit. noch binsiger ist der spruch, dass sich wahre stärke erst zeigt, wenn man überlegene angreift. was aber leider nur zu einem kleinen teil stimmt, ist der glaube, schwächen zu zeigen sei ein zeichen von stärke. die eigenen schwächen und fehler oder „miesen Seiten“ zu offenbaren, kann und wird meistens strategisch oder berechnend eingesetzt. mit dieser strategie kann man mitunter pflastersteine in der hand des gegners in daunenkissen wandeln und gleichzeitig sein eigenes image stärken. schwäche zeigen ist oft nichts anderes als angeberei und imagepolitur.
über das eigene versagen zu schreiben kann aber auch eine (selbst) reinigende wirkung haben. so hat mich ein blackout bei einem wortbeitrag auf einer öffentlichen veranstaltung von der hybris, bzw. dem glauben befreit, ich könne unvorbereitet frei und flüssig vorträge halten. ganz besonders reinigend wirkt es, wenn man sich mit einer sache gemein macht und dann über das nicht vorhandene interesse an dieser sache berichtet. reinigend wirkt es auch sich geschlagen zu geben, wenn eine anderer die besseren argumente hat:
ix gebe mich geschlagen. @oetting hat mich per kommentar niedergerungen. polemik kann er viel subtiler & besser als ix. wirres.net/article/articl…
was ich sagen möchte ist natürlich, dass auch das aufzeigen der eigenen „miesen Seiten“ oft keinem anderen zweck als der selbstbeweihräucherung dient; schaut her ich bin ein arschloch, aber weil ich dazu stehe bin ich kein besonders schlimmes arschloch. und voll ehrlich.
insgesamt lohnt es sich aber nicht besonders ein arschloch zu sein. ich habe die erfahrung gemacht, dass man mit freundlichkeit und hilfsbereitschaft meistens weiter kommt. das schliesst natürlich nicht aus, anderen leuten, auch freunden, ständig ans bein zu pinkeln — wenn man einen guten grund dazu hat. das schliesst auch nicht aus, andere zu provozieren, zu ärgern und zu nerven. solange man auch beim provozieren freundlich wirkt.
ich hatte viele jahre meines lebens die tendenz zu arschigem verhalten. ich kann mich noch gut erinnern einen neuen insassen im kinderhort mit spiel-magneten durch das gebäude gejagt zu haben, weil ich ihm vorher mit meinem freund klargemacht hatte, dass diese magneten stark vergrössernde wirkung auf seine ohren haben würden.
ich habe mal ein wochenende bei freunden verbracht, ohne dass meine eltern wussten, dass ich das wochenende bei freunden verbringen würde. ich habe mit diesen freunden unter anderem grosses vergnügen dabei gehabt, in kaffeetassen zu pinkeln und den inhalt aus dem zweiten stock, mit der absicht passanten zu treffen, aus dem fenster zu kippen.
ich habe meine schwester, die ich oft gebabygesittet habe, regelmässig vor dem einschlafen zum weinen gebracht, weil sie dann besser und vor allem schneller einschlief (allerdings war sie auch sehr leicht zum weinen zu bringen).
ich habe regelmässig die stofftiere meiner schwester verprügelt (als sie eines tages ihren teddy selbst an die wand kreuzigte, habe ich damit aufgehört).
ich habe im zeltlager einen offensichtlich schwächeren mitbewohner mit brille so lange „gustl“ genannt, bis ihn alle gustl riefen und er auf diesen namen reagierte.
ich habe während des studiums meine fähigkeit entdeckt in betrunkenem zustand andere betrunkene so hinterhältig zu provozieren, dass sie sich vor publikum lächerlich machten.
ich habe mich wiederholt über robert basic schreibstil lustig gemacht, obwohl ich selbst vor allem legasthenisch begabt bin.
ich habe wiederholt [irgendeinen namen einsetzen] für sachen die er geschrieben oder gesagt hat kritisiert, obwohl ich weiss dass er sich dann stets mit seiner reaktion öffentlich lächerlich macht.
ich trinke nespresso-kaffee aus alu-kapseln und möchte nie mehr in meinem leben darauf verzichten.
man kann vieles in das was ich gestern abend oben geschrieben habe reininterpretieren. so wie kiki in ihrem antworttext. ich war heute früh einigermassen überrascht, dass sich mein text als mobbing-verharmlosung oder als rumprotzerei interpretieren lässt:
Felix nutzt dann leider die Gelegenheit zu seiner eigenen Beichte der anderen Art; er protzt mit all seinen Verfehlungen die er gewillt ist zu teilen und also de facto nicht als soooo schlimm ansieht, darunter auch diverse Mobbingaktivitäten aus der Schulzeit und damit wirklich noch der letzte Trottel mitkriegt, daß das alles nur Spaß und nix zu drüber aufregen ist, zieht er die Liste noch ins Lächerliche indem er Dinge daraufsetzt wie „ich trinke Nespresso-Kaffee aus Alukapseln“.
ich fand meine distanzierung vom arschlochverhalten und handlungsempfehlung eigentlich unmissverständlich:
insgesamt lohnt es sich aber nicht besonders ein arschloch zu sein. ich habe die erfahrung gemacht, dass man mit freundlichkeit und hilfsbereitschaft meistens weiter kommt.
damit, dass meine texte interpretationsoffen sind und kiki (und die meisten ihrer kommentatoren dort) den text und meinen charakter so interpretieren wie sie es tun muss ich wohl leben. aber ich finde kiki (oder mela eckenfels oder thomas gigold oder willsagen) gehen mit ihrer interpretation etwas zu weit. ich schreibe über dinge die ich mit sechs oder zwölf jahren getan habe, also ist klar dass ich noch schlimmere „verfehlungen“ auf dem kerbholz habe? weil ich mich als kind oder jugendlicher auch mal wie ein arschloch verhalten habe, bin ich also auch selbst nie opfer gewesen, nie verletzt oder bedroht worden? wegen fehlender eindeutiger distanzierung von meinem verhalten als sechs oder zwölfjähriger und dem abschliessenden nespresso-gag verharmlose ich mobbing und ziehe die gefühle betroffener ins lächerliche? folglich bin ich jetzt genauso ein „armes würstchen“ und „arschloch“ (kikis worte) wie ich als kind und jugendlicher war? wenn es sich zwischen die zeilen projezieren lässt, muss es also stimmen?
kikis hauptindiz dafür, dass ich mobbing verharmlose und gutheisse ist der nespresso schluss-gag. nach dieser interpretation würde ich es dann auch gutheissen oder harmlos finden passanten auf den kopf zu pinkeln und das minderjährige jugendliche ohne das wissen ihrer eltern ein paar tage verschwinden und sie in sorgensuppe kochen lassen.
ein fehler von mir war sicher zu glauben, dass niemand auf die völlig absurde idee kommen würde zu denken dass ich es als (angeheirateter) vater eines 17 jährigen toll finden würde, wenn der mal ein paar tage ohne ankündigung verschwinden würde. ich habe in der tat nicht antizipiert, dass man auf die idee kommen könnte, dass ich auf köpfe pinkeln oder schwächeren angst einzujagen toll, prahlenswert oder gar empfehlenswert finden würde. ich dachte darauf hinzuweisen dass sich arschlochsein meiner erfahrung nach nicht lohnt, sei ausreichend distanzierung oder einordnung (manchen leuten treibt sogar diese formulierung die zornesröte ins gesicht).
kiki fand in einer diskussion auf facebook, dass es für sie für eine bessere einschätzung meiner armes-würstchen- und arschlochigkeit wichtig gewesen sei zu wissen, dass ich auch mal auf der „der Empfängerseite von Mobbingaktionen“ (kikis worte) gestanden habe (eines dieser erlebnisse hab ich hier mal geschildert). echt? sollte man in jedem artikel immer alles erwähnen? sollte man unter jedem artikel sagen, dass die realität immer ein bisschen komplexer und komplizierter ist, als man sie möglicherweise nach 3 oder 4 absätzen interpretiert?
hätte ich lust darauf texte zu schreiben die jedermann und jedefrau mühelos verstehen und die nicht misszuverstehen sind, würde ich wohl in einer redaktion oder bei spreeblick arbeiten. meine weigerung durchdifferenzierte erklärbären-texte zu schreiben, oder mich beim schreiben von anderen gefühlen, assoziationen oder sensibilitäten als meinen eigenen leiten zu lassen mag dann in der konsequenz dazu führen, dass mich hinz und kunz als arschloch sehen und meine moralischen und menschlichen qualitäten ferndiagnostizieren. das ist unangenehm, aber auch lustig (siehe oben, mela eckenfels oder unten, lars fischer).
wen es interessiert: die farbe einer empörungswelle ist vornehmlich schwarz/weiss und sie riecht teilweise ein bisschen nach selbstgerechtigkeit.
lars fischer fordert dazu auf, beim schreiben von blogartikeln besser auf die sensibilitäten anderer zu achten:
sollte ich noch weitere relevante beiträge zur mobbing-debatte oder aufforderungen zum differenzierteren und sensibleren publizieren übersehen haben, freu ich mich über hinweise.
[nachtrag 10.06.2013]
robert basic hat, wie ich finde, gestern einen verständlichen und nachvollziehbaren artikel zum thema geschrieben, in dem er sich unter anderem fragt, wie man auf die idee kommen könnte er sei stolz auf den mist den er als kind gebaut hat. ich hatte das heute früh schon kurz mal kommen- und zitiert. patricia cammarata weist in einem wunderbar differenzierten und rationalen artikel darauf hin, dass es manchmal unangenehm ist, teil einer gemeinschaft zu sein. und sie nimmt mich öffentlich in schutz, was mich auf sehr vielen ebenen freut. gegen 14:20 uhr veröffentlichete kiki thaerigen einen artikel auf facebook den sie mit „tl;dnr: Ich bitte um Entschuldigung“ überschrieb. den artikel hat sie nur mit ihren freunden geteilt, weshalb er vielleicht nicht von allen gelesen werden kann. wegen eines technischen defekts hat die den artikel noch nicht verbloggt. auch dieser artikel freut mich auf sehr vielen ebenen.