re­pu­bli­ca 2021

felix schwenzel

als ich heu­te sa­scha lo­bos le­ser-wahl-vor­schlä­ge für sei­nen vor­trag auf der re­pu­bli­ca ge­le­sen habe, bin ix aus dem stau­nen nicht mehr raus­ge­kom­men.

nach­dem jens scholz und ix letz­tes jahr die glei­che idee (jens, ix) für ei­nen vor­trag hat­ten („war­um das in­ter­net scheis­se ist“), hat­ten die­ses jahr sa­scha lobo und ix die glei­che idee. OK. ich hat­te nur eine idee, sa­scha hat drei. an­fang ja­nu­ar hab ich mei­nen vor­schlag ein­ge­reicht und kann da­mit rei­nen ge­wis­sens be­haup­ten, mich bei der ideen­fin­dung nicht an sa­scha lobo ori­en­tiert zu ha­ben.

wenn ich al­ler­dings das glück habe, dass ers­tens mein vor­trags­vor­schlag von den re­pu­bli­ca-or­ga­ni­sa­to­ren an­ge­nom­men wird, kann ich zwei­tens, wenn sa­schas vor­trags­ter­min vor mei­nen ge­legt wird, sei­ne bes­ten ideen klau­en und dann selbst ver­wurs­ten.

na­tür­lich muss sein vor­trags­vor­schlag „welt 2026“ erst­mal ge­wählt wer­den, was er aber mit si­cher­heit wird, weil er na­tür­lich das bes­te the­ma von al­len ist.

hier ist der text mei­ner be­wer­bung für die re­pu­bli­ca 2011 von an­fang ja­nu­ar:

die zu­kunft des in­ter­net, der welt und des gan­zen rest

1996 hat­te ich mir fest vor­ge­nom­men ei­nen text über die po­ten­zia­le und die zu­kunft des in­ter­net schrei­ben. da­mals war der in­ter­net-hass noch nicht er­fun­den, bzw. man nann­te in­ter­net-hass da­mals gleich­gül­tig­keit. ich war da­mals feu­er und flam­me für die mög­lich­kei­ten die das in­ter­net bot und in zu­kunft bie­ten wür­de. ein paar jah­re spä­ter habe ich mich ge­är­gert, den text nicht ge­schrie­ben zu ha­ben. hät­te ich ihn ge­schrie­ben, gäl­te ich jetzt si­cher­lich als vi­sio­när. so hat mich mei­ne faul­heit und un­ent­schlos­sen­heit da­von ab­ge­hal­ten früh vi­sio­när zu wer­den. also habe ich mir ge­dacht, wer­de ich eben spä­ter vi­sio­när. auf der re­pu­bli­ca 2011 möch­te ich über die po­ten­zia­le und die zu­kunft des in­ter­net (und der welt) re­den, um dann in ei­nem vor­trag auf der re­pu­bli­ca 2021 zu zei­gen, dass ich in je­dem ein­zel­nen punkt recht be­hal­ten ha­ben wer­de.

hier, der ein­fach­heit­hal­ber, der ent­spre­chen­de vor­schlag von sa­scha:

Die Welt 2026

In fünf­zehn Jah­ren sieht die Welt zwei­fel­los an­ders aus, aber wie? Atom­be­trie­be­ne Mac­Books? Di­gi­ta­le De­mo­kra­tur? Al­les aug­men­ted? Das In­ter­net eine Face­book-App? Oder der Bör­sen­gang des In­ter­net? Ap­ple führt die To­des­stra­fe ein? In die­sem Vor­trag soll über die­se zu­ge­ge­ben plum­pen Fra­gen hin­aus in Sze­na­ri­en er­forscht wer­den, wie die Di­gi­ta­le Welt sich ent­wi­ckeln könn­te und in ih­rem Fahr­was­ser die Koh­len­stoff­welt. Zu­sätz­lich zu den Sze­na­ri­en wer­den drei bis fünf Ge­schäfts­mo­del­le der Zu­kunft vor­ge­stellt (mit 97% Er­folgs­ga­ran­tie ab 2026).


black­ber­ry torch

felix schwenzel

black­ber­ry be­wirbt den neu­en black­ber­ry torch auf sei­ner home­page mit dem be­ein­dru­ckend blö­den wer­be­spruch „Al­les in ei­nem De­sign“. ich fin­de das eine pri­ma idee, den black­ber­ry mal mit ei­nem de­sign her­zu­stel­len. das ist mal ein al­lein­stel­lungs­merk­mal.

und weil ich ge­ra­de da­bei war, ei­nen test des black­ber­ry torch zu schrei­ben, hab ich auch gleich noch ei­nen kur­zen film mit dem black­ber­ry auf­ge­nom­men.

da der black­ber­ry den ich in den letz­ten wo­chen ge­tes­tet habe mit ei­ner vo­da­fone SIM kam, hat­te ich auch die ge­le­gen­heit „deutsch­lands bes­tes netz“, so nennt vo­da­fone sein netz, zu tes­ten. und was soll ich sa­gen, es hat mich nicht ent­täuscht. in mei­ner ber­li­ner woh­nung, mit­ten im prenz­lau­er­berg, zeig­te mir das vo­da­fone-netz die GPRS-nase. kein umts-emp­fang, das o2-netz zeigt mir da­ge­gen zu­hau­se UMTS-voll­aus­schlag an. wei­te­re stich­pro­ben zeig­ten mir, dass das vo­da­fone-netz fast über­all dort wo das o2-netz schwä­chel­te, eben­falls schwä­chel­te. selbst am alex­an­der­platz, mit­ten in ber­lin, im kauf­hof-re­stau­rant, schwä­chel­te das vo­da­fone-netz und zeig­te mir (wie o2) kei­nen emp­fang an. ei­nen punkt konn­te das vo­da­fone-netz le­dig­lich auf dem fir­men-klo ho­len. da hat­te es, im ge­gen­teil zu o2, gu­ten emp­fang.

noch er­schü­tern­der fand ich, dass das vo­da­fone-black­ber­ry-por­tal (www.mo­bi­lee­mail.vo­da­fone.de) vom black­ber­ry aus nicht zu be­die­nen ist. um dort mein vor­be­rei­te­tes black­ber­ry-ac­count „fer­tig­zu­stel­len“, muss­te ich ei­nen nor­ma­len brow­ser auf ei­nem nor­ma­len com­pu­ter (al­ler­dings mit un­gül­ti­gem be­triebs­sys­tem) be­nut­zen. aber wie ge­sagt: schön wenn sich die vor­ur­tei­le die ix ge­gen vo­da­fone habe, be­stä­ti­gen.


mark­for­schung mit abo

felix schwenzel

ges­tern hab ix post von der FAS be­kom­men. mal wie­der die alt­be­kann­te und un­fass­bar dum­me an­wanz-tour „Sie wur­den aus­ge­wählt um“ ein paar als mei­nungs­um­fra­ge ge­tarn­te un­sin­ni­ge fra­gen zu be­ant­wor­ten und um ih­nen ein abo an­zu­dre­hen. ver­la­ge wan­zen sich auch ger­ne mit fol­gen­der va­ria­ti­on an: „Ihre Mei­nung ist uns wich­tig“ und des­halb wol­len wir ih­nen ein abo ver­ti­cken.

lo­bens­wer­ter­wei­se war ein rück­um­schlag bei­gelegt, des­sen por­to die „markt­for­schung“ der faz ger­ne über­nimmt. was spricht ei­gent­lich da­ge­gen, den rück­um­schlag leer zu­zu­kle­ben und in den brief­kas­ten zu wer­fen? was wäre wenn das alle, die sol­chen wer­be­müll be­kom­men, tun wür­den?


war­um nervt on­line-wer­bung?

felix schwenzel

war­um ist on­line wer­bung so scheis­se und im wahrs­ten sin­ne des wor­tes da­ne­ben? nach­dem john­ny haeus­ler kürz­lich drü­ber rä­so­niert hat, nimmt lou­is gray das neue goog­le opt-out plug­in zum an­lass, wer­be­trei­ben­de dar­um an­zu­fle­hen sei­ne pro­fil­da­ten aus­zu­wer­ten, um ihm end­lich pas­sen­de wer­bung zu zei­gen. oder zu­min­dest kei­nen ner­vi­gen müll mehr.

For al­most two ye­ars now, I've been as­king ad com­pa­nies to le­vera­ge my so­cial pro­files on­line. I am ti­red of get­ting sin­gles ads, or mor­tga­ge ads or used car ads or any type of ads that don't match me as an in­di­vi­du­al. […] I would be more than eager to put more data into the sys­tem to make it a bet­ter sys­tem, in­clu­ding all the ads ever­y­whe­re I go.

So in­s­tead of em­bra­cing the­se ad blo­ckers and coo­kie strip­pers, le­t's find a way to make the qua­li­ty of the ads more per­so­nal, more re­le­vant, and sim­ply bet­ter over­all. Plea­se.

ix hab mir vor ner wei­le auch mal ge­dan­ken dazu ge­macht, wo­bei ich mich nicht ge­fragt habe, war­um wer­bung fast nie passt, son­dern war­um wer­bung ei­gent­lich blin­ken und quä­ken muss. hat wer­bung frü­her nicht auch ohne an­kli­cken, doo­fe face­book­sei­te und lang­wei­li­ge landing­pa­ges funk­tio­niert?

und nein, ich will mit ge­trän­ken kei­nen dia­log füh­ren, son­dern sie ein­fach nur trin­ken. oder eben nicht. ich trink eh nur dia­log­frei­es lei­tungs­was­ser und fla­schen­bier.


ent­wirr es

felix schwenzel

stimmt:


ikea in­te­gral schar­nie­re sind blum clip top-schar­nie­re

felix schwenzel

drei sa­chen ha­ben mich in den letz­ten bei­den wo­chen ge­nervt.

1) was der du­zen­de ikea-ka­tolg sagt
2) was der freund­li­che, sie­zen­de, info-schal­ter-mit­ar­bei­ter von ikea moor­fleet sag­te
3) was der show­pro­fi hin­ter dem tre­sen von von der ah und lunk bei der rück­ga­be von zwei tür­dämp­fern sag­te


zu 1)
ikea sagt:

Wie ma­chen wir das nur, dass wir Jahr für Jahr güns­ti­ger wer­den? Ganz ein­fach: Je mehr Pro­duk­te wir ver­kau­fen und Platz spa­rend ver­pa­cken, des­to mehr spa­ren wir bei Pro­duk­ti­on und Trans­port. Die­se Er­spar­nis ge­ben wir so­fort an dich wei­ter.

zum bei­spiel tür­dämp­fer. zwei stück da­von kos­ten bei ikea 5,00 euro. die din­ger sind zu­ge­ge­be­ner­mas­sen toll, pas­sen auf die „IN­TE­GRAL“ schar­nie­re mit 110° öff­nungs­win­kel, die für 4,00 euro für zwei stück ver­kauft wer­den.

im li­gno­shop.de kos­ten zwei tüdämp­fer der glei­chen mar­ke (ikea ver­kauft bän­der und dämp­fer von blum) 3,06 euro.

mit an­de­ren wor­ten, ikea ver­kauft ein pro­dukt dass sie bei ei­nem fremd­her­stel­ler ein­kau­fen (wahr­schein­lich zu ei­nem ein­kaufs­preis von un­ter ei­nem euro) für 2,50 euro. pea­nuts, klar, aber der voll­mun­di­ge spruch mit der er­spar­niss die ikea an die kun­den wei­ter­gibt, schmeckt plötz­lich leicht schal.

zu ike­as ver­tei­di­gung muss man sa­gen, dass sie die tür­bän­der selbst zu ei­nem preis ver­kau­fen, der mit den prei­sen, bei­spiels­wei­se des li­gno­shops, mit­hal­ten kann. zwei in­te­gral stan­dard­bän­der mit 110° öff­nungs­win­kel ver­kauft ikea für 4,00 euro, bei li­gno­shop kos­ten zwei bau­glei­che bän­der 4,68 euro und man muss noch zwei mon­ta­ge­plat­ten für 1,10 euro kau­fen, die bei ikea bei den 4,00 euro be­reits in­klu­si­ve sind.

die bän­der mit 155° öff­nungs­win­kel kos­ten bei ikea pro stück 5,00 euro, bei li­gno­shop zahlt man da­für 5,62 euro (5,07 plus mon­ta­ge­plat­te für 0,55 euro).

wo­bei man sich durch­aus be­rech­tigt dar­über auf­re­gen kann, dass ikea in die tüte mit den 155° bän­dern nur eins legt, in die 110° band-tüte aber zwei. die­se ver­brau­cher-täu­schung täuscht so­gar das kü­chen-be­ra­tungs­per­so­nal-frau die uns nach der kü­chen­pla­nung zwei bän­der zu­we­nig auf die ein­kaufs­lis­te ge­setzt hat — wohl weil sie wie je­der nor­ma­le mensch da­von aus­geht, das je zwei bän­der pro ver­pa­ckungs­ein­heit ver­kauft wer­den.

zu 2)
der man an der in­fo­the­ke be­ant­wor­te­te mei­ne fra­ge, ob es für die 155° bän­der auch dämp­fer gäbe mit nein. na toll. da kauft man bei ikea ne kü­che wo fast alle tü­ren lei­se zu­fal­len, bis auf die mit gros­sem öff­nungs­win­kel, die knal­len dann.

be­son­ders är­ger­lich und un­ver­ständ­lich ist, dass der her­stel­ler der 155° bän­der, die fir­ma blum, die­se dämp­fer zum auf­ste­cken durch­aus führt. hier, bei li­gno­shop kann man sie ein­zeln für 2,12 euro kau­fen.

noch­mal lang­sam zum mit­schrei­ben und für die mit­le­sen­den such­ma­schi­nen-craw­ler:

die ikea in­te­gral schar­nie­re (so nennt ikea tür­bän­der, bzw. topf­bän­der) mit 153° öff­nungs­win­kel (so nennt ikea ei­nen 155° öff­nungs­win­kel) kön­nen mit blum blu­mo­ti­on auf­steck-tür­dämp­fern 973A (be­stell­num­mer 973A7000) ge­dämpft wer­den. kau­fen kann man die din­ger un­ter an­de­rem hier.

tür­dämp­fer für ikea in­te­gral schar­nie­re mit 110° öff­nungs­win­kel kann man um ein viel­fa­ches güns­ti­ger als bei ikea, bei­spiels­wei­se hier kau­fen.

hier ein paar bil­der der ikea, bzw. blum schar­nie­re mit und ohne blum blu­mo­ti­on tür­dämp­fer.

zu 3)
un­ge­duld gibt im­mer pro­ble­me, ge­nau­so wie der glau­be im in­ter­net oder auf mö­bel­her­stel­ler-web­sei­ten selbst al­les re­cher­chie­ren zu kön­nen. ich woll­te dem ikea-ty­pen na­tür­lich nicht glau­ben, dass es kei­ne dämp­fer für die weit­win­kel-schar­nie­re gäbe. al­les was ich bei blum auf den web­sei­ten pas­sen­des fand, wa­ren tür­dämp­fer zum ein­schrau­ben (blu­mo­ti­on 971A). be­stell­num­mer 971A05E0. zwi­schen weih­nach­ten und neu­jahr bei ah und lunk an­ge­ru­fen, „ja ha­ben wir, jaja, wir ma­chen nur ge­ra­de in­ven­tur, kom­men sie im neu­en jahr!“ also in der ers­ten ja­nu­ar-wo­che zu von der ah und lunk ge­fah­ren: „nee, die ha­ben wir nicht, nur wel­che von het­tich“. also ha­ben wir die din­ger zum ein­schrau­ben von het­tich ge­kauft. die wa­ren aber aus zwei grün­den scheis­se. sie mach­ten fie­se klack-ge­räu­sche bei öff­nen der tür, pass­ten nicht 100% (die tür fiel zu­erst zu, be­vor sie ge­bremst wur­de, statt ein­fach sanft zu­zu­fal­len) und sie wa­ren ka­ta­stro­phal kom­pli­ziert aus­zu­rich­ten.

dann traf es mich wie der blitz. ich er­in­ner­te mich an ei­nen wer­be­dis­play von blum auf dem ver­kaufs­tre­sen von ah und lunk wo die blum 155° bän­der ge­zeigt wur­den mit ge­nau die­sem auf­clip-dämp­fer. also der bei­fah­re­rin auf­ge­tra­gen die het­tich-dämp­fer zu­rück­zu­brin­gen und die neu­en zu kau­fen. ich habe der bei­fah­re­rin ex­tra ei­nen aus­druck die­ser sei­te mit­ge­ge­ben und die be­stell­num­mer 973A7000 rot um­ran­det. kann nix schief­ge­hen, denkt man, screen­shot, foto, be­stell­num­mer und demo-dis­play auf dem ver­kaufs­tre­sen. ging aber schief, der fach­ver­käu­fer mein­te es bes­ser zu wis­sen und gab ihr dämp­fer für 110° öff­nungs­win­kel-bän­der mit. die sei­en rich­tig.

also bin ich selbst hin­ge­fah­ren um die fal­schen bän­der zu­rück­zu­ge­ben und zu ver­su­chen die rich­ti­gen zu kau­fen. man muss dazu wis­sen, dass ah und lunk ei­ner der we­ni­gen händ­ler in ham­burg ist, die über­haupt blum-pro­duk­te füh­ren. ah und lunk hat über­haupt die tolls­ten pro­duk­te die es für schrei­ner über­haupt gibt. wachs­kit, ma­ki­ta-ma­schi­nen, schub­la­den-aus­zü­ge, bän­der, werk­zeug­kis­ten — lau­ter sa­chen, die man ein­mal kauft und die nie ka­putt­ge­hen, weil sie für pro­fis ge­macht sind. also ge­nau das zeug, was man im bau­markt nicht be­kommt. wo al­les was man kauft toll ver­packt ist, aber nach ge­nau 2 jah­ren ka­putt­geht und wo man noch nie von wachs­kit oder ma­ki­ta ge­hört hat. weil die pro­duk­te bei ah und lunk so toll sind und man sie in ham­burg fast nir­gend­wo an­ders be­kommt, ist der la­den im­mer voll und hat öff­nungs­zei­ten wie in den sieb­zi­ger jah­ren und sehr ge­wöh­nungs­be­dürf­ti­ges ver­kaufs­per­so­nal. dort gibt es auch min­des­tens 10 ver­käu­fer, von de­nen aber im­mer 80 pro­zent in hin­ter­zim­mern oder im la­ger auf­hal­ten.

um es kurz zu ma­chen, als ich die fal­schen dämp­fer zu­rück­brach­te, mach­te sich der ver­käu­fer ers­ten über mich lus­tig, was ich im­mer sehr amü­sant fin­de weil ich blog­ger bin und das da­nach auf­schrei­ben kann und sag­te mir, dass sie die dämp­fer nicht vor­rä­tig hät­ten. ich ent­geg­ne­te, dass sie die dämp­fer aber mit ei­nem bei­spiel­werk­stück auf dem ver­kaufs­tre­sen be­wer­ben wür­den und frag­te ob er die dämp­fer nicht be­stel­len kön­ne. der ver­käu­fer er­klär­te mir, dass man ihn aus­la­chen wür­de, wenn er zwei dämp­fer be­stel­len wür­de. in an­de­ren wor­ten, mit lauf­kund­schaft oder schnö­se­li­gen pri­vat­kun­den möch­te man bei ah und lunk nichts zu tun ha­ben. bei ah und lunk ver­kauft man eben nur das was ge­ra­de vor­rä­tig ist und was der chef per­sön­lich für gut oder bet­sel­len­swert hält.

ich hab die din­ger dann bei li­gno­shop be­stellt. da musst eich zwar 4,95 euro ver­sand­kos­ten be­zah­len, muss­te aber nicht drei­mal hin­fah­ren, habe be­kom­men was ich be­stellt habe, nie­mand mach­te sich über mich lus­tig und nie­mand wur­de aus­ge­lacht.

und jetzt schlies­sen alle tü­ren in der neu­en kü­che lei­se. aus­ser man haut die tür zu fest zu.


schön häss­lich

felix schwenzel

eben hat mir ste­fan nig­ge­mei­er den link zu die­sem ar­ti­kel von jo­han­na ador­ján ge­schickt. ob ich den schon ge­le­sen hät­te. hat­te ich nicht, ich lese ge­ra­de fast nix, weil ich den gross­teil mei­ner frei­zeit da­mit ver­brin­ge mö­bel hin und her zu schie­ben, kü­chen auf­zu­bau­en oder pas­sen­de tür­dämp­fer zu fin­den oder mir ame­ri­ka­ni­sche fern­seh­se­ri­en aus der kon­ser­ve an­zu­se­hen (hät­te mir mei­ne ver­wand­schaft doch bloss nicht ge­sagt, dass „two and a half men“ lus­tig ist, is­ses näm­lich wirk­lich).

also hab ich den ar­ti­kel ge­le­sen. der ar­ti­kel ist na­tür­lich, wie al­les was jo­han­na ador­ján schreibt, le­sens­wert. der teaser des ar­ti­kels, der mög­li­cher­wei­se gar nicht von jo­han­na ador­ján stammt, son­dern von ei­nem re­dak­teur, weiss man ja nie so ge­nau, fasst den ar­ti­kel tat­säch­lich poin­tiert zu­sam­men:

Mit­ten in Ber­lin, am so­ge­nann­ten Spree­drei­eck, steht ein Ge­bäu­de von über­wäl­ti­gen­der Häss­lich­keit. Kei­ner woll­te es so. Trotz­dem wur­de es ge­baut. Wie konn­te das ge­sche­hen?

jetzt fra­ge ich mich, was macht ei­gent­lich eine stadt aus? schön­heit? muss eine stadt, müs­sen die ge­bäu­de ei­ner stadt schön sein, um ei­ner stadt zu die­nen? hei­del­berg ist schön, frei­burg auch und tü­bin­gen glau­be ich auch. aber sind das städ­te, oder pit­to­res­ke pro­vinz­käf­fer?

ist es nicht viel­leicht so, dass die at­trak­ti­vi­tät ei­ner stadt mit de­ren häss­lich­keit steigt? oder mo­de­ra­ter ge­fragt: kann ei­ner gut funk­tio­nie­ren­den stadt häss­lich­keit über­haupt et­was an­ha­ben? new york ist, wie ber­lin, ab­grund­tief häss­lich. und trotz­dem liebt je­der die­se bei­den städ­te. oder ge­nau­er, je­der hass-liebt bei­de städ­te. eine rich­tig gute stadt wird stän­dig be­schimpft. das all­jähr­li­che ge­jam­mer der ein­woh­ner ge­hört zu ei­ner at­trak­ti­ven stadt ein­fach dazu. die ber­li­ner jam­mern wie die new yor­ker über den man­gel­haf­ten win­ter­dienst, in new york sta­pelt sich im win­ter — und manch­mal auch im som­mer — der müll me­ter­hoch in den stras­sen und alle jam­mern stän­dig über den öf­fent­li­chen nah­ver­kehr.

aber hat sich schon­mal je­mand ge­fragt, war­um die schwa­ben in mas­sen nach ber­lin kom­men? viel­leicht weil sie die schnau­ze voll ha­ben von der kehr­wo­che, den ab­ge­leck­ten geh­we­gen, dem fun­tio­nie­ren­den nah­ver­kehr und den pit­to­res­ken schwä­bi­schen vor­städ­ten?

hat die schön-, häss­lich- oder sau­ber­keit viel­leicht gar nichts mit der at­trak­ti­vi­tät ei­ner stadt zu tun, son­dern viel eher fak­to­ren wie dich­te, funk­tio­na­li­tät, viel­falt oder so­gar gi­gan­tis­mus?


zu­rück zum spree­drei­eck. ei­ner­seits fin­de ich den bau gar nicht so häss­lich. ich fah­re jede wo­che ein paar­mal mit der s-bahn an dem bau vor­bei. und wenn ich so an dem teil vor­bei­fah­re den­ke ich im­mer, „gar nicht mal so schlecht“. ich mag wie die fas­sa­de sich beim vor­bei­fah­ren öff­net und schliesst, je nach po­si­ti­on der s-bahn, ich mag wie die fried­rich­stras­se sich in eine schlucht ver­wan­delt hat, die ei­nem eine ah­nung von gross­stadt gibt. ich mag wie die fri­sche fas­sa­de jetzt schon oll und ab­ge­ranzt wirkt und ich mag die et­was miss­ra­te­nen pro­por­tio­nen. im ver­gleich zum wirk­lich ab­grund­tief häss­li­chen ale­xa am alex­an­der­platz (oder je­dem an­de­ren in den letz­ten jah­ren an ei­ner s-bahn-li­nie ge­bau­ten ein­kaufs­zen­trum) wür­de ich mich so­gar dazu hin­reis­sen las­sen, das ge­bäu­de, im ver­gleich, als meis­ter­werk zu be­zeich­nen.

über­haupt, wenn man schon über häss­lich­keit klagt, fin­den sich in ber­lin tat­säch­lich hun­dert­mal mehr bei­spie­le auf de­nen man be­rech­tigt her­um­ha­cken und mä­keln könn­te. al­lein der his­to­ri­sie­ren­de kotz­bro­cken na­mens „ho­tel ad­lon“ am pa­ri­ser platz: was für eine pein­li­che pos­se die­ses ge­bäu­de ist! und was pas­siert mit die­sem pein­li­chen mach­werk? gün­ter beh­nisch pin­kelt dem häss­li­chen ding ein­fach ans bein und klebt ei­nen glas­pa­last an des­sen rück­wand. jetzt steht die aka­de­mie der küns­te am pa­ri­ser platz und schreit laut und deut­lich: guck mal wie pein­lich ro­man­ti­sie­rend und aus der zeit ge­fal­len das ge­bäu­de ne­ben mir ist. beh­nischs bau wirkt auf mich, als hät­te ein spöt­ti­scher spray­er „mi­nia­tur wun­der­land“ auf die brand­wand des ad­lon ge­sprüht.

ge­wöh­nung, dich­te und viel­falt glei­chen die häss­lich­keit aus. ein­fach so. über das ale­xa rege ich mich schon lan­ge nicht mehr auf. es steht da, ist häss­lich — und funk­tio­niert. der la­den ist im­mer voll. es ist häss­lich, lebt aber. die schön­hau­ser-al­lee-ar­ka­den: häss­lich wie die nacht, aber sie funk­tio­nie­ren. ich geh da stä­dig rein.

vor ei­ner wei­le war der kauf­hof am alex­an­der­platz ein häss­li­cher be­ton­klotz mit wa­ben-fas­sa­de. dann kam klei­hues und woll­te das haus schön ma­chen und es ha­gel­te pro­tes­te. auch von mir. jetzt steht da ein wun­der­schö­ner klotz, lebt und ist im­mer voll.

häss­lich­keit in der stadt ist so­was von re­la­tiv.


be­son­ders in­ter­es­sant fin­de ich ja, dass jo­han­na ador­ján in ih­rem ar­ti­kel stän­dig mies van er rohe an die wand malt:

Für eben je­nen Ort hat­te Lud­wig Mies van der Rohe 1921 sei­nen glä­ser­nen Wol­ken­krat­zer „Wabe“ ent­wor­fen, der, ob­wohl nie ge­baut, zu ei­ner Iko­ne der Mo­der­ne wur­de, ei­nem der wich­tigs­ten Ge­dan­ken­ge­bäu­de des 20. Jahr­hun­derts.

mies ent­wurf sei „kühn“ ge­we­sen und, so zi­tiert sie den ar­chi­tek­ten arno brandl­hu­ber, der jet­zi­ge ent­wurf sei jetzt zu ei­nem „Qua­si­mo­do“, ei­nem zwit­ter aus „Mies und dem 19. Jahr­hun­dert“ ge­wor­den. also eben nicht kühn, nicht iko­nisch und to­tal un­wich­tig. mag ja al­les sein, aber mies ent­wurf wäre si­cher noch häss­li­cher ge­wor­den. den vor­platz vor dem seagram buil­ding das mies van der rohe 1950 in new york bau­te, nut­zen üb­ri­gens auch kei­ne skate­board­fah­rer.

das was wir heu­te als die bau­sün­den der sech­zi­ger und sieb­zi­ger jah­re in mo­der­nen me­tro­po­len wahr­neh­men, geht zu nicht un­we­sent­li­chen tei­len auf die bau­phi­lo­so­phie von lud­wig mies van der rohe zu­rück. uni­for­me, schmuck­lo­se bau­ten, in­dus­tria­li­sier­te bau­me­tho­den die sich nach den be­dürf­nis­sen der tech­nik und nicht de­nen der men­schen rich­te­ten sind wur­den in den letz­ten jah­ren nicht als kühn oder iko­nisch wahr­ge­nom­men, son­dern als das trau­ri­ge elend der mo­der­ne. der ame­ri­ka­ni­sche ar­chi­tek­tur-kri­ti­ker pe­ter bla­ke ver­al­ber­te das mot­to der mo­der­nen bau­phi­lo­so­phie „form fol­lows func­tion“ mit „form fol­lows fias­co".


noch­mal: ge­wöh­nung, dich­te und viel­falt glei­chen die häss­lich­keit aus. als ich in stuttghart ar­chi­tek­tur stu­dier­te, be­fand sich die ar­chi­tek­tur-fa­kul­tät in ei­nem aus­ge­spro­chen häss­li­chen ge­bäu­de na­mens k2. über die jah­re be­gann ich das ge­bäu­de zu lie­ben. die grund­ris­se wa­ren ge­ni­al auf die nut­zung zu­ge­schnit­ten, das ge­bäu­de war irre funk­tio­nal und hat­te — auf den zwei­ten blick — ech­te qua­li­tä­ten. im üb­ri­gen (jetzt ver­stei­ge ich mich zu ei­ner ganz stei­len the­se) wür­de ich be­haup­ten, dass gu­tes de­sign oder gute ge­stal­tung sich oft da­durch of­fen­bart, dass sie auf den ers­ten blick häss­lich wirkt. mir ist bei­spiels­wei­se (bis auf we­ni­ge aus­nah­men) noch kei­ne neue mo­del­rei­he von mer­ce­des oder BMW auf den ers­ten blick schön vor­ge­kom­men. im­mer erst nach ein paar jah­ren, of­fen­bar­ten sich mir die de­tails, die ge­stal­tungs­grund­sät­ze, so dass ich, im­mer erst nach ei­ner gan­zen wei­le, sa­gen konn­te: schö­nes auto. neu­es oder un­ge­wohn­tes wirkt auf den ers­ten blick im­mer häss­lich. le­ben wir ein paar jah­re mit dem neu­en, ge­wöh­nen wir uns nicht nur dar­an, hat es die rich­ti­gen qua­li­tä­ten, schät­zen wir es am ende viel­leicht so­gar.

mit kunst ver­hält es sich mei­ner mei­nung nach ähn­lich. mein ver­hält­nis zur kunst ist seit frü­her kind­heit vom glei­chen me­cha­nis­mus ge­prägt: als mei­ne el­tern ei­nen fuss von joa­chim ban­dau an­schlepp­ten (etwa in der art des klei­nen fus­ses hier, et­was mi­ni­ma­lis­ti­scher und mat­ter) fand ich das als kind ma­xi­mal be­scheu­ert und geld-ver­schwen­de­risch. mitt­ler­wei­le lie­be ich die plas­tik über al­les und streich­le sie je­des­mal wenn ich zu­hau­se bei mei­nen el­tern bin. kunst ver­än­dert sich, oder ge­nau­er die re­zep­ti­on von kunst ver­än­dert sich, wenn man mit ihr zu­sam­men lebt. vie­le qua­li­tä­ten von kunst of­fen­ba­ren sich erst, wenn man ih­nen eine wei­le aus­ge­setzt ist. häss­li­ches ver­wan­delt sich oft in be­wun­derns­wer­tes, wun­der­schö­nes.

das soll jetzt nicht heis­sen, dass al­les häss­li­che mit der zeit und der ge­wöh­nung schön wird, oder dass das spree­drei­eck schön sei, son­dern es soll heis­sen, dass wir man­chen din­gen zeit ge­ben müs­sen. und: das wirk­lich häss­li­che lässt sich in ei­nen funk­tio­nie­ren­den (stadt) or­ga­nis­mus treff­lich in­te­grie­ren (und auch igno­rie­ren).


was ich sa­gen woll­te: der bau am spree­drei­eck ist aus­druck un­se­rer zeit. die ver­krüp­pel­ten pro­por­tio­nen sind aus­druck der un­fä­hi­gen ver­wal­tung, von kom­pro­mis­sen, mau­sche­lei­en, in­kom­pe­tenz, be­scheu­er­ten bau­vor­schrif­ten und grös­sen­wahn. viel­leicht ist der bau auch wirk­lich häss­lich. wenn man al­ler­dings be­denkt, dass sich, als der eif­fel­turm ge­baut wur­de, alle pa­ri­ser dar­in ei­nig wa­ren, dass er ab­grund­tief häss­lich sei, ist das was jo­han­na ador­ján über das spree­drei­eck schrob viel­leicht das gröss­te kom­pli­ment was man ei­nem ge­bäu­de ma­chen kann. schön häss­lich und eben ur­ban.

[p.s.: die urls von faz-ar­ti­keln sind wirk­lich häss­lich. kei­ner woll­te es so. trotz­dem se­hen die URLs so aus. wie konn­te das ge­sche­hen?]


die kü­chen-di­ät

felix schwenzel

vor zwei jah­ren ha­ben die bei­fah­re­rin und ix am hei­lig­abend in las ve­gas ge­hei­ra­tet, die­ses jahr ha­ben wir am hei­lig­abend eine kü­che ge­lie­fert be­kom­men. die kü­che hat­ten wir am tag vor­her bei ikea ge­kauft, ge­lie­fert wur­de sie von her­mes in ei­nem lie­fer­wa­gen von sixt, die bei­den her­mes-mit­ar­bei­ter ka­men aus russ­land, der miet­wa­gen aus mün­chen.

die kü­che be­trach­te­te ich als mein bis­her gröss­tes und kom­pli­zier­tes­tes weih­nachts­ge­schenk. als kind be­kam ich lego ge­schenkt, was im prin­zip recht ein­fach auf­zu­bau­en ist. kom­pli­zier­ter wur­de es, als ich zwölf oder drei­zehn wur­de und ei­nen kos­mos elek­tro­tech­nik-ex­pe­ri­men­tier­kas­ten ge­schenkt be­kam. die ex­pe­ri­men­te wa­ren teil­wei­se der­art schwer auf­zu­bau­en, dass ich schier dar­an ver­zwei­fel­te. so war ein ex­pe­ri­ment in dem elek­tro­tech­nik-bau­kas­ten ein elek­tro­mo­tor (bzw. ge­ne­ra­tor) mit selbst auf­zu­wi­ckeln­den spu­len. wi­ckeln sie mal als 12jäh­ri­ger drei­mal 6000 spu­len­win­dun­gen per hand!

eine ikea-kü­che auf­zu­bau­en ist so­was wie die kö­nigs­klas­se der weih­nachts­ge­schenk-mon­ta­ge, nicht ganz un­ähn­lich der kom­ple­xi­tät, elek­tro­mo­tor­spu­len selbst zu wi­ckeln. man braucht zeit, ge­duld und sorg­falt. fehlt die sorg­falt, dreht sich der mo­tor nicht oder — im fall der kü­che — hän­gen die tü­ren schief.


in mei­ner zeit als schrei­ner­lehr­ling ha­ben wir nie län­ger als ei­nen tag für eine kü­chen­mon­ta­ge ge­braucht. al­ler­dings wa­ren die kü­chen da­mals auch schon fer­tig ge­stri­chen und elek­tro- oder klemp­ner­ar­bei­ten muss­ten wir nicht durch­füh­ren. aus­ser­dem wa­ren die meis­ten kü­chen die wir da­mals mon­tier­ten von pog­gen­pohl und nicht von ikea. pog­gen­pohl-kü­chen er­lau­ben es im ge­gen­teil zu ikea kü­chen, ein­mal auf­ge­häng­te ober­schrän­ke noch mit ei­ner ge­nia­len mech­nik nach­zu­jus­tie­ren. bei ike­a­kü­chen ist das ein from­mer wunsch. eine hö­hen­ver­stel­lung ist zwar theo­re­tisch mög­lich (sie­he sym­bol­wunsch­bild), prak­tisch ist es aber so, dass der schrank im­mer auf der schrau­be auf­liegt.

bei den bau­chi­gen alt­bau­wän­den in un­se­rer kü­che ist es aus­ser­dem so, dass so­wohl die ober-, als auch die un­ter­kan­te der ober­schrän­ke etwa ein bis zwei zen­ti­me­ter ab­stand zur wand hiel­ten und nur die mit­te an der wand auf­la­gen. wie gut dass ich vor­her eine rie­si­ge tüte ziem­lich ge­nia­ler kei­le ge­kauft hat­te. kei­le sind ne­ben der säge dem ak­ku­schrau­ber und dem ham­mer (und der hoff­nung dass es passt) die haupt­werk­zeu­ge ei­nes schrei­ners. alle paar wo­chen schnitt ich als lehr­ling ei­nen sack voll kei­le aus ab­fall­holz zu, die wir dann für die mö­bel­mon­ta­ge be­nutz­ten. holz­kei­le ha­ben ihre vor­tei­le, aber die­se plas­tik­kei­le die ich bei bau­haus in der par­kett-ab­tei­lung kauf­te auch.

ei­nen ein­zel­nen keil kann man nor­mal als keil be­nut­zen, zwei auf­ein­an­der­lie­gen­de als ab­stands­hal­ter mit fes­ter di­cke.

das tol­le an die­sen kei­len ist aber, dass man die di­cke des ab­stands mit zwei kei­len zwi­schen we­ni­gen mi­li­me­tern und an­der­t­alb zen­ti­me­tern va­rie­ren kann (oder mit vier kei­len bis zu drei zen­ti­me­ter)

ins­ge­samt habe ich bei der mon­ta­ge der ober­schrän­ke wohl 30 bis 40 kei­le ver­bal­lert. die kü­che liegt also nicht auf der wand auf, son­dern auf kei­len.


er­schüt­ternd ist, was man bei ikea al­les selbst ma­chen muss. klar, dass man die kor­pus­se der schrän­ke selbst zu­sam­men­baut, eben­so wie man sich selbst tech­ni­ken ein­fal­len las­sen muss, um die schrän­ke aus­zu­rich­ten. auch die schmuck­sei­ten und fuss­leis­ten der schrän­ke muss man sich selbst zu­sä­gen, die kü­che vor­her selbst strei­chen, das loch für den was­ser­hahn in die spü­le schnei­den, lö­cher für die spü­le in die ar­beits­plat­te schnei­den und sich aus­den­ken, wie man die ka­bel der be­leuch­tung ver­schwin­den lässt, ohne die ka­bel durch den schrank zu füh­ren (sieht scheis­se aus und ist un­prak­tisch) oder hin­ter dem schrank zu füh­ren (geht nicht, die rück­wand ist bün­dig).

den trick mit der ka­bel­füh­rung hab ich mir in der ikea kü­chen­au­stel­lung ab­ge­guckt. dort hat man hin­ter den lam­pen ein ver­deck­tes loch ge­bohrt und die ka­bel in ei­ner nut un­ter der un­te­ren schmuck­sei­te zur sei­te nach hin­ten ge­führt um sie dann in ei­ner nut in der seit­li­chen schmuck­leis­te nach oben zu füh­ren.

ich muss ganz ehr­lich sa­gen, ich habe mich auf all die schwie­rig­kei­ten und her­aus­for­de­run­gen bei der mon­ta­ge ge­freut. auf kei­nen fall woll­te ich die kü­che von je­mand an­de­rem mon­tie­ren las­sen (die spu­len für den elek­tro­mo­tor hat mir vor dreis­sig jah­ren mein opa ge­wi­ckelt). die kü­che von ei­nem dienst­leis­ter lie­fern zu las­sen fand ich an­ge­mes­sen. den ein­kauf, das ver­la­den, der trans­port und das nach oben in die woh­nung schlep­pen, zu­mal an ei­nem hei­lig­abend, für 89 euro er­le­di­gen zu las­sen wür­de ich auch nicht teu­er nen­nen. ei­nen lie­fer­wa­gen bei sixt zu mie­ten und zwei rus­sen zum schlep­pen or­ga­ni­sie­ren, kann schnell teu­rer wer­den.

auch wenn mir das nie­mand glaubt: ich baue ikea-mö­bel lei­den­schaft­lich ger­ne zu­sam­men. der schrei­ner in mir freut sich, wenn ix kon­struk­ti­ons­knif­fe ent­de­cke, die sich ikea zur kos­ten­ein­spa­rung aus­ge­dacht hat oder wenn ix sehe, wie kom­ple­xi­tät der kon­struk­ti­on der ein­fach­heit wich. beim ver­ein­fa­chen ist ikea ap­ple eben­bür­tig (auch das glaubt mir nie­mand, stimmt aber). mög­li­cher­wei­se bin ich auch der ein­zi­ge mensch auf der welt, der die ikea mon­ta­ge­an­lei­tun­gen, die zu 99 pro­zent ohne wor­te aus­kom­men, ge­ni­al fin­det.


der auf­bau der kü­che hat dann doch et­was län­ger ge­dau­ert. am hei­lig­abend und am ers­ten weih­nachts­fei­er­tag war nicht viel zu ma­chen, da muss­ten wir bei ver­wand­ten spach­teln. in der kü­che ha­ben wir am zwei­ten weih­nacht­fei­er­tag auch ein biss­chen ge­spach­telt und den grund­an­strich er­le­digt. am mon­tag ha­ben wir im in­ter­net ge­le­sen, dass tief­grund das an­strei­chen ganz un­ge­mein er­leich­tert und der putz beim far­be an­rol­len nicht ab­brö­ckelt. diens­tag habe ich die ers­te hälf­te der ober­schrän­ke und kei­le mon­tiert, mitt­woch die zwei­te hälf­te und die un­ter­schrän­ke, don­ners­tag die ar­beits­plat­te zu­ge­schnit­ten, das spül­be­cken aus­ge­schnit­ten und mon­tiert und an­ge­schlos­sen und am frei­tag den neu­en ess­tisch mon­tiert, die tü­ren aus­ge­rich­tet und die kü­che wie­der ein­ge­räumt.

vom ein­kauf bei ikea bis zur fer­ti­gen, neu­en kü­che sind so im­mer­hin neun tage ver­gan­gen. aber ich fin­de es hat sich ge­lohnt. in der kü­che, in der wir vor kur­zem zu dritt kaum ste­hen konn­ten, kön­nen wir jetzt zu dritt am tisch sit­zen. ich kom­me von mei­nem platz aus an die tel­ler, die glä­ser, die tas­sen, die kaf­fee­ma­schi­ne und das oli­ven­öl — ohne auf­zu­ste­hen! zum kühl­schrank ist es ein schritt, zum herd an­der­t­alb. ich habe eine gan­ze nacht wach­ge­le­gen und dar­über nach­ge­dacht wo­her die mas­sen an platz plötz­lich kom­men, bzw. wo sie vor­her ver­schwen­det wa­ren. ich kann es mir auch nicht er­klä­ren, aber durch das mehr an platz, lässt sich so­gar das kind zu freu­den­ge­sän­gen hin­reis­sen.


ich bin mir nicht ganz si­cher was mein lieb­lings­fea­ture an der neu­en kü­che ist. mehr platz ist schon­mal ganz vor­ne. ganz vor­ne auch das kü­chen­brett, dass sich auf das spül­be­cken le­gen lässt. ganz gross ist auch der aus­zug (schub­la­de) un­ter der spü­le, der voll aus­fährt, gut rollt, ge­dämpft schliesst und 25 jah­re ga­ran­tie hat. mög­li­cher­wei­se sind es aber die tür­dämp­fer von blum die man auf die tür­bän­der auf­knip­sen kann (zwei stück für 5 euro) und die für lei­se schlies­sen­de tü­ren sor­gen. da­mit kann man die tü­ren so fest zu­pfef­fern wie man will, sie schlies­sen sich lei­se und lang­sam — 25 jah­re lang.

in ei­nen ober­schrank ha­ben wir ei­nen aus­zug ein­ge­baut, des­halb ha­ben die tü­ren dort statt der üb­li­chen bän­der die 120° weit öff­nen, bän­der die 153° weit öff­nen. das doo­fe: ikea meint da­für gäbe es kei­ne tür­dämp­fer. blum, der her­stel­ler der bän­der und der dämp­fer die ikea ver­kauft, meint aber, dass es die gäbe, zwar nicht zum auf­klip­sen, son­dern zum ein­schrau­ben. lei­der ist es gar nicht so ein­fach nach weih­nach­ten, zwi­schen den jah­ren, ei­nen ge­eig­ne­ten ei­sen­wa­ren­fach­händ­ler zu fin­den, der ge­ra­de kei­ne in­ven­tur macht. da­durch dass zwei tü­ren der neu­en kü­che jetzt noch un­ge­dämpft schlies­sen, ver­stärkt sich aber bei mir der ein­druck, dass das ge­dämpf­te schlies­sen der tü­ren mein ab­so­lu­tes lieb­lings­fea­ture an der neu­en kü­che ist.


über weih­nach­ten bis zum 1.1.2011 habe ich drei kilo ab­ge­nom­men. ich hat­te zwar auch ei­nen tag die scheis­se­rei, aber ich bin der fes­ten über­zeu­gung, dass ich, ar­bei­te­te ich wie­der re­gel­mäs­sig als schrei­ner, wie­der rank und schlank wäre.

[mehr kü­chen­pho­tos bei face­book]


[nach­trag]
hier noch zwei vor­her-fo­tos.


kau­dern

felix schwenzel

vol­ker kau­der hat der ber­li­ner zei­tung ein in­ter­view ge­ge­ben. auf­merk­sam dar­auf wur­de ich durch se­bas­ti­an reichl, der sich be­reits tref­fend und le­sens­wert dar­über auf­reg­te. was se­bas­ti­an rei­chel nicht kom­men­tier­te ist fol­gen­der satz von vol­ker kau­der:

Mei­ne Er­fah­rung ist, dass al­les was mög­lich ist, ge­macht wird.

die­ser satz ist ei­gent­lich sen­sa­tio­nell. denn kau­der ist bei­spiels­wei­se ein gros­ser be­für­wor­ter der vor­rats­da­ten­spei­che­rung, bei der be­kannt­lich ver­dachts­un­ab­hän­gig da­ten von al­len bür­gern er­ho­ben, ge­spei­chert und ver­ar­bei­tet wer­den. die­se da­ten sind, wie je­der der sich im be­reich von in­for­ma­ti­ons-tech­no­lo­gie aus­kennt, auch miss­bräuch­lich zu nut­zen. wenn ich mich recht er­in­ne­re hat vol­ker kau­der auch dem „zu­gangs­er­schwe­rungs­ge­setz“ zu­ge­stimmt, ei­nem ge­setz, das im prin­zip die grund­la­gen ei­ner zen­sur­in­fra­struk­tur le­gen wür­de, in­dem es dem BKA ohne wei­te­re ge­richt­li­che über­prü­fung er­lau­ben wür­de, web­sei­ten zu sper­ren.

und wenn nun, frei nach vol­ker kau­der, al­les was mög­lich ist, auch ge­macht wird, wie kann er dann rei­nen ge­wis­sens ge­set­zen zu­stim­men de­ren miss­brauchs­po­ten­zi­al so hoch ist?

in­ter­es­sant.

apro­pos glau­be. das zi­tat von vol­ker kau­der dass sich se­bas­ti­an rei­chel vor­ge­knöpft hat lau­tet:

Ich glau­be nicht, dass sich Kin­der wün­schen, in ei­ner ho­mo­se­xu­el­len Part­ner­schaft auf­zu­wach­sen.

ich fin­de das in mehr­fa­cher hin­sicht be­mer­kens­wert (hab ich schon ge­sagt, dass man den ar­ti­kel von se­bas­ti­an rei­chel dazu un­be­dingt le­sen soll­te?). ei­ner­seits: seit wann ist po­li­tik eine glau­bens­fra­ge? oder an­ders for­mu­liert: soll­ten po­li­ti­ker wie vol­ker kau­der nach ih­rem gut­dün­ken ent­schei­den oder be­wer­ten, wie kin­der auf­zu­wach­sen ha­ben? was ist, wenn ein po­li­ti­ker glaubt, dass kin­der sich nicht wün­schen in ei­nem haus­halt mit fern­se­her auf­zu­wach­sen? soll­te dann der ge­setz­ge­ber da­für sor­gen, dass fa­mi­li­en, in de­nen ein fern­se­her vor­han­den ist, kei­ne kin­der ad­op­tie­ren dürf­ten? soll­te fa­mi­li­en die in der nähe von atom­kraft­wer­ken le­ben, das recht kin­der zu ad­op­tie­ren ent­zo­gen wer­den?

auch wenn vol­ker kau­der of­fen­bar aus christ­li­chen leit­kul­tur­grün­den der wis­sen­schaft tief miss­raut („was mög­lich ist wird auch ge­macht“), ich fin­de es gut, dass es wis­sen­schaft­li­che un­ter­su­chun­gen gibt. zum bei­spiel un­ter­su­chun­gen dar­über, wie „Kin­der mit zwei Müt­tern oder mit zwei Vä­tern“ sich ent­wi­ckeln. das er­staun­li­che er­geb­nis:

Nach den neu­es­ten Er­kennt­nis­sen von Stacey und Bi­blarz ist auch wei­ter­hin da­von aus­zu­ge­hen, dass Kin­der in ho­mo­se­xu­el­len Fa­mi­li­en so glück­lich (oder un­glück­lich) sind wie in he­te­ro­se­xu­el­len Fa­mi­li­en auch.

mehr noch:

Doch die Stu­di­en zeig­ten, so die bei­den So­zio­lo­gen, dass die Kin­der ho­mo­se­xu­el­ler El­tern dem­ge­gen­über "eine be­ein­dru­cken­de psy­chi­sche Stär­ke an den Tag zu le­gen schei­nen."

und kin­der die von ho­mo­se­xu­el­len paa­ren auf­ge­zo­gen wer­den, nei­gen we­ni­ger zu ste­reo­ty­pen. ich glau­be ja, dass dass es vol­ker kau­der zu wün­schen ist, dass er in ei­ner ho­mo­se­xu­el­len part­ner­schaft auf­ge­wach­sen wäre. das hät­te ihn vor sei­ner pie­fi­gen igno­ranz, ar­ro­ganz und pein­li­chen arsch­krie­che­rei in kon­ser­va­ti­ve är­sche selbst­dar­stel­lung als kon­ser­va­ti­ver be­wahrt.

vor al­lem wo es doch ei­gent­lich ganz ein­fach ist:

Kin­der sind dort glück­lich, wo sie mit Lie­be, Re­spekt und kla­ren Li­ni­en er­zo­gen wer­den […].

ach so, eins noch. zum the­ma volks­ent­schei­de weist kau­der auf die schweiz als ab­schre­cken­des bei­spiel und sagt:

Schau­en Sie sich die Schweiz an: Da gibt es Ent­schei­de über den Raus­schmiss von Asyl­be­wer­bern. Das kann man doch Deutsch­land gar nicht wün­schen.

da muss ich ihm recht ge­ben. in deutsch­land be­schlies­sen gott­sei­dank po­li­ti­ker so­was und nicht das volk.

[wie man sieht, schrei­be ich wie­der klein. ich bre­che das ex­pe­ri­ment mit gross- und klein­schrei­bung nicht aus faul­heit oder weil ich es schön fin­de ab, son­dern weil mei­ne le­ser das so wol­len.]


Win­ter

felix schwenzel

Es ist so kalt, dass die ru­mä­ni­schen Bett­le­rin­nen nicht mehr die Hilfs­be­reit­schaft von an­de­ren Tou­ris­ten aus­zu­nut­zen ver­su­chen in­dem sie fra­gen „Do you speak Eng­lish?“ son­dern nur noch ent­nervt „Eng­lish?“ fra­gen.


Das bes­te Netz der Welt Deutsch­lands, mit dem Vo­da­fone für sich wirbt, ist, wenn man von Ber­lin nach Ham­burg fährt, ge­nau­so löch­rig wie das von O2. Nun gut, ich gebe zu, die Tun­nel­aus­fahrt aus dem Haupt­bahn­hof Ber­lin ist bei Vo­da­fone et­was bes­ser ab­ge­deckt als bei O2.

Bei mir zu­hau­se im Prenz­lau­er Berg strahl­te mich heu­te früh auf dem Test-Black­ber­ry mit Vo­da­fone-Netz ein fröh­li­ches „Vo­da­fone GPRS“ an. Der Pre zeig­te Voll­aus­schlag von „O2 G3“ an. Wer­bung ist so scheis­se.


Apro­pos Wer­bung. Die Kam­pa­gne „Wir kön­nen al­les aus­ser Hoch­deutsch“ läuft wei­ter. Schö­nes Pla­kat:

Ob­wohl, heisst „Ar­bei­ten“ auf schwä­bisch wirk­lich „Ar­bie­ten“?


der lu­pen­rei­ne Jour­na­list Jo­sef Jof­fe Bill O’Reil­ly spricht bei Da­vid Let­ter­man (Sen­dung vom 09.12.2010) über Wiki­leaks und vom „Hoch­verr­rat“. Wit­zig fand ich, dass der Ver­fech­ter von „Smal­ler go­vern­ment, less go­vern­ment spen­ding, less in­tru­si­on at the fe­de­ral le­vel“ die Macht der ame­ri­ka­ni­schen Re­gie­rung für gren­zen­los hält:

Here's the in­te­res­t­ing thing. The US go­vern­ment knew that this was hap­pe­ning and they could have clo­sed this down [er meint Wiki­leaks]. We have the ca­pa­ci­ty to clo­se down any web­site in the world that we want to. But they did­n't. So that’s a re­al­ly in­te­res­t­ing deal. Why didn’t they clo­se it down, if it’s so bad?

Tja.


Die Kunst­hal­le sieht ein biss­chen trau­rig aus.

So fand ich den Schuh­kar­ton am schöns­ten.


Mer los­se d’r Dom en Frank­furt

felix schwenzel

Screen­shot aus das A-Team (2010) mit ei­nem schö­nen Luft­bild des Frank­fur­ter Haupt­bahn­hofs ne­ben dem Dom.

[Ja, neu ist das nicht, aber ich guck den Film ge­ra­de. Er­schüt­tern­der­wei­se fin­de ich den Trash gar nicht schlecht.]


vet­ter, buz­zi, buz­zi, joop, kau­litz, dr. na­kamats und hun­dert­pfund

felix schwenzel

udo vet­ter hat hier (bei ca. 23 mi­nu­ten) ein paar sehr net­te sa­chen über die­ses blog und mich ge­sagt. ein biss­chen muss­te ich auch la­chen, als udo sich auf die fra­ge, ob „man“ mich we­gen mei­ner „flot­ten sprü­che“ auch schon mal „raus­pau­ken“ müs­se wei­ger­te über man­dan­ten­ver­hält­nis­se zu re­den.

udo mein­te auch, dass mei­ne klein­schrei­bung „schwer er­träg­lich“ und ein gros­ser feh­ler sei. Zur Fei­er des Ta­ges wer­de ich zu­nächst die nächs­ten zehn Ar­ti­kel in or­dent­li­cher Gross- und Klein­schrei­bung ver­fas­sen. Mit kor­rek­ter Recht­schrei­bung oder Zei­chen­set­zung wer­de ich nicht die­nen kön­nen, die kann ich näm­lich nicht.

Trotz­dem noch­mal ein zwei Wor­te zur Klein­schrei­bung. Ei­ner­seits fin­de ich sie seit ich Otl Ai­cher las ein­fach wun­der­schön. Ai­cher schrob ja alle sei­ne Bü­cher in kon­se­quen­ter Klein­schrei­bung, zu­min­dest die, die ich las. An­de­rer­seits soll­te man sei­ne ei­ge­nen Vor­stel­lun­gen von Schön­heit an­de­ren nicht über­mäs­sig auf­zwin­gen. Dann wie­der­um, habe ich nie das Be­dürf­nis ver­spürt, das zu ma­chen was an­de­re von mir er­war­ten, im Ge­gen­teil, ich schrei­be hier ge­nau das was mich in­ter­es­siert — was ja auch der Reiz an die­sem Blog­dings ist. Et­was zu po­le­misch viel­leicht, habe ich die Klein­schrei­bung auch hin und wie­der als hoch­ef­fek­ti­ven „Arsch­loch­fil­ter“ wahr­ge­nom­men. Mit an­de­ren Wor­ten, hier le­sen (ver­mut­lich) vor al­lem Leu­te mit, die das was ich schrei­be in­ter­es­siert und nicht wie gross oder klein ich es schrei­be.

Wie ge­sagt, ich pro­bie­re es mal mit Gross- und Klein­schrei­bung — aus­ser, was ich nicht wirk­lich er­war­te, es outen sich mehr als 10 Fans mei­ner Klein­schrei­bung in den Kom­men­ta­ren.


Die­ses Vi­deo aus der ers­ten Staf­fel der Mup­pets-Show fasst un­ge­fähr al­les das zu­sam­men, was ich bis vor ein paar Jah­ren zum The­ma Öf­fent­lich­keit, Pri­vat­s­hä­re, In­ter­net und Preis­ga­be von per­sön­li­chen In­for­ma­tio­nen ge­dacht habe. Kurz: je mehr In­for­ma­tio­nen man über sich selbst preis­gibt, des­to un­kla­rer wird das was wahr ist. Bis vor kur­zem glaub­te ich, dass man die Men­schen mit In­for­ma­tio­nen über sich selbst zu­kip­pen kann und es da­mit im­mer schwe­rer wird die ei­gent­li­che Sub­stanz da­hin­ter klar zu er­ken­nen. Seit­dem Goog­le die Kraft des Bru­te-Force Da­ten­mi­nings und der Al­go­rith­men da­hin­ter im­mer ein­drucks­vol­ler de­mons­triert, den­ke ich lang­sam an­ders dad­rü­ber.

Aus die­sem und ein paar an­de­ren Grün­den habe ich üb­ri­gens seit ein paar Jah­ren äus­serst gute Er­fah­run­gen da­mit ge­macht, Ar­ti­kel auf wir­res.net die äl­ter als drei Jah­re sind für die Goog­le-In­de­xie­rung zu sper­ren. Mit an­de­ren Wor­ten, Ar­ti­kel auf wir­res.net die äl­ter als drei jah­re sind, sind über Goog­le (und alle Such­ma­schi­nen die sich an die Ro­bots-An­wei­sun­gen hal­ten) nicht mehr auf­find­bar. Ei­ner­seits bil­de ich mir ein, dass mich die­se Mass­nah­me das eine oder an­de­re mal da­vor be­wahrt hat Udo Vet­ters Diens­te in An­spruch zu neh­men, an­de­rer­seits müs­sen Goog­le und sei­ne Be­nut­zer ja nicht al­les von mir wis­sen.


Frie­de­mann Ka­rig schreibt äus­serst dif­fe­ren­ziert und un­knü­we­rig über Wol­fang Joop und Bill Kau­litz die kürz­lich ir­gend­wann mal ge­mein­sam durch die Nacht in Pa­ris zo­gen und da­bei auch über das In­ter­net re­de­ten. Sein Fa­zit, dem ich, nach­dem ich die Sen­dung ge­se­hen habe, ab­so­lut zu­stim­men wür­de, lau­tet:

Bill Kau­litz wür­de das In­ter­net also ger­ne ab­schal­ten. Und zwar für alle. Je­doch nicht aus stu­rer Tech­nik­feind­lich­keit oder Al­tru­is­mus. Nicht, weil er die Welt bes­ser ma­chen woll­te. Nicht, weil er zu alt da­für ist oder es nicht be­die­nen kann. Nicht, weil er zu viel von sei­ner ei­ge­nen Mu­sik ge­hört hat und jetzt die Stil­le sucht.
Son­dern aus ba­na­lem öko­no­mi­schen Ego­is­mus.

Dass es ihm nicht (nur) um die Kunst geht, um sein krea­ti­ves Schaf­fen das er durch das In­ter­net ge­fähr­det sieht, merk­te man spä­tes­tens dann, als er sich bit­ter­lich dar­über be­klag­te, dass vor der Ver­öf­fent­li­chung ei­ner To­kio Ho­tel-Plat­te, be­reits neun stü­cke im In­ter­net zu ha­ben wa­ren und er mein­te, dass sie die Plat­te dann ja fast nix mehr wert sei.

Auch wit­zig dass sich Kau­litz un­ter hef­ti­gem Ni­cken von Joop dar­über be­klag­te, dass im In­ter­net je­der al­les kom­men­tie­re kön­ne und da­mit jede „Ma­gie“ zer­stö­re. Kurz vor­her tratsch­te Wol­fang Joop noch über Iman Bo­wie, die sich „al­les ma­chen liess, al­les, die Tit­ten, das Ge­sicht, al­les“. Auch wie sie die Schön­heits­ope­ra­tio­nen der Tit­ten, des Ge­sichts und al­lem an­de­ren fi­nan­zier­te trat­sche Joop frei­mü­tig ins Fern­se­hen. Im In­ter­net, dem gros­sen Ma­gie­zer­stö­rer, ha­ben die Men­schen im­mer­hin noch den An­stand das The­ma Schön­heits­chir­ur­gie mit ei­nem Fra­ge­zei­chen zu gar­nie­ren. Joop zer­stört die „Ma­gie“ von Imans Aus­se­hen wäh­rend er in ei­nem teu­ren pa­ri­ser Re­stau­rant mampft und be­klagt sich dann dar­über, wenn es an­de­re auch ma­chen.

Ähn­lich wi­der­sprüch­lich emp­fand ich Wolf­gang Jo­ops Spruch, dass er ja in letz­ter Zeit sehr, sehr ka­me­ra­scheu ge­wor­den sei, weil er das was die Ka­me­ras pro­du­zier­ten nicht mehr mit sei­nem Bild von sich selbst ver­ein­ba­ren kön­ne. Mit an­de­ren Wor­ten, er hält sich für zu alt und un­schön um noch vor die Ka­me­ra zu tre­ten, was ihn frei­lich nicht da­von ab­hält mit Bill Kau­litz eine ein­stün­di­ge Sen­dung zu pro­du­zie­ren („Hab ich für dich ge­tan, Bill“) oder pein­li­che Fo­tos von And­re Ri­val an­fer­ti­gen zu las­sen, da­mit ich mor­gens, wenn ich auf den Bus war­te, eine Por­ti­on Mit­leid Fremd­schä­men emp­fin­den kann.

Die Sen­dung an­zu­se­hen lohnt sich üb­ri­gens al­lein des­halb, um ein­mal zu se­hen wie Pa­tri­cia Rie­kel sich (ge­gen Ende der Sen­dung) an Pro­mis ran­wanzt. Über­haupt ist der Ti­tel der Sen­dung leicht da­ne­ben. „Durch die Nacht mit Wolf­gang Joop und Bill Kau­litz“ hät­te auch der Ein­facheit hal­ber „Das gros­se Ran­wan­zen“ ge­nannt wer­den kön­nen.


Schö­ne Ge­schich­te über Dr. Na­kamats, die Ber­li­ner Zei­tung und Fritz Schu­mann (via Bild­blog). So geht das mit dem Blog­gen.


Schö­ne Stüh­le.


„la fa­mi­glia“ in der coc­co­li­no „show­lounge“

felix schwenzel

ges­tern abend war ich mit ei­ni­gen kol­le­gen in der, wie sie sich selbst be­schreibt, „ko­mö­di­an­ti­schen din­ner­show“ la fa­mi­glia. von die­sen „din­ner­shows“ gibt es ja mitt­ler­wei­le ei­ni­ge, hab ich ge­hört. kon­zep­tio­nell habe ich die­se shows nie ver­stan­den. so­weit ich mir das bis vor kur­zem zu­sam­men­reim­te, be­kommt man dort et­was zu es­sen und wird von schau­spie­lern oder schau­stel­lern oder ir­gend­wel­chen an­de­ren künst­lern beim es­sen ge­stört. seit ges­tern hal­te ich es auch für mög­lich, dass es um­ge­kehrt ist, dass man mit sei­nen nie­de­ren be­dürf­nis­sen wie stö­rungs­frei­er kom­mu­ni­ka­ti­on mit dem kell­ner, ge­trän­ke­wün­schen und ge­trän­ke­ent­sor­gung, ess­ge­räu­schen und -ge­rü­chen die künst­ler bei ih­rer vor­füh­rung stört.

ähn­lich wie bei mu­si­cals, die in der re­gel eine ge­schich­te, die sich auf ei­ner hal­ben dina4-sei­te er­zäh­len lässt, durch exes­si­ves rum­ge­sin­ge und rum­ge­ham­pel auf zwei bis drei stun­den län­ge stre­cken und mit bun­ten kos­tü­men aus­schmü­cken, ver­ste­he ich nicht wirk­lich war­um man sich eine sol­che ver­an­stal­tung ei­gent­lich an­se­hen soll­te.

aber nun war ich ges­tern nun­mal zu die­ser „ko­mö­di­an­ti­schen“ ess­ver­an­stal­tung ein­ge­la­den. ich habe lan­ge über­legt, ob ich die­sem ge­schenk­ten gaul ins maul schau­en soll (ein bis zwei stun­den) und ob ich et­was, in das vie­le men­schen ex­trem viel ar­beit, herz­blut und en­er­gie ge­steckt ha­ben, mit ei­nem fe­der­strich mit feh­ler­haf­ter recht­schrei­bung und mä­an­dern­den satz­un­ge­tü­men nie­der­ma­chen soll.

ich habe mich ent­schie­den es zu tun, weil ich mich ge­är­gert habe. aus meh­re­ren grün­den — und die müs­sen jetzt mal eben raus.

ers­tens war das es­sen kalt. also nicht die an­ti­pas­ti oder das ti­ra­mi­su, son­dern die nu­deln. und nicht nur die nu­deln an un­se­rem tisch, son­dern die nu­deln an min­des­tens drei ti­schen um uns her­um. und mit kalt mei­ne ich nicht lau­warm, son­dern kühl­schrank-kalt. die an­ti­pas­to be­stan­den aus ei­nem strei­fen ein­ge­leg­ter ro­ter und ei­nem strei­fen gel­ber pa­pri­ka, ei­ner schei­be zuc­ci­ni, ei­ner ka­rot­ten­schei­be, ei­ner schei­be au­ber­gi­ne und zwei un­fass­bar sub­til an­ge­mach­ten blät­tern sa­lat. im­mer­hin war die ma­ri­na­de ganz le­cker und ich hat­te den gan­zen abend was da­von, wenn ich mal auf­stiess.

zwei­tens fand ich die show ganz furcht­bar. lang­wei­lig, un­wit­zig und viel zu lang. da­für, dass ich die show furcht­bar fand, kön­nen die schau­spie­ler oder die pro­du­zen­ten der show na­tür­lich nichts. wo­her sol­len die auch wis­sen, dass ich nicht auf sieb­zi­ger-jah­re par­ty­kel­ler-hu­mor ste­he, der sich fast aus­schliess­lich um tit­ten, är­sche und das fi­cken dreht? wo­her sol­len die pro­du­zen­ten wis­sen, dass ein hu­mor der sich auf das pa­ra­phra­sie­ren von se­xu­el­len hand­lun­gen und die be­die­nung von aus­ge­lei­er­ten kli­schees be­schränkt, mich vor fremd­scham bei­na­he pa­ra­ly­siert?

ganz im ernst, es ist völ­lig OK, dass es leu­te gibt, die zum bei­spiel ei­nen sol­chen hu­mor (von ei­nem der drei haupt­dar­stel­ler der show) zum schrei­en ko­misch fin­den (you­tube di­rekt­qual) oder sich eben auch bei „la fa­mi­glia“ kö­nig­lich amü­sie­ren. in der tat wur­de ge­lacht und auch ein biss­chen ap­plau­diert.

seit ges­tern wün­sche ich mir des­halb eine kla­re vor­ab-hu­mor-klas­si­fi­zie­rung, wie es das zur klas­si­fi­zie­rung von mu­sik be­reits gibt. so wür­de ich mir mit ziem­li­cher si­cher­heit kei­ne volks­mu­sik- oder marsch­mu­sik­kon­zer­te an­se­hen, weil schon von wei­tem am na­men er­kenn­bar ist, dass die ver­an­stal­tung und ix nicht kom­pa­ti­bel sein wer­den.

nun gut, bei der show-selbst­be­schrei­bung hät­te ix schon ver­dacht schöp­fen kön­nen:

Mu­si­ca, Pas­ta e Tea­t­ro! Eine herr­lich sprit­zi­ge Ko­mö­die mit ku­li­na­ri­schen und mu­si­ka­li­schen High­lights!

wenn die ad­jek­tiv­dich­te sich in ei­nem ab­satz 50% nä­hert, soll­te man sehr, sehr vor­sich­tig wer­den. und ei­gent­lich sind sol­che pres­se­zi­ta­te ein un­über­seh­ba­res warn­zei­chen:

"Amou­rö­se Ver­wick­lun­gen, es flie­gen die Fet­zen - ra­send ko­misch!", so ur­teilt be­geis­tert die Pres­se.

wo­bei es aus mei­ner sicht so­gar eine glat­te lüge ist, „ko­misch“ fand ich es nur spo­ra­disch und erst recht nicht ra­send, son­dern schlep­pend — ob­wohl man über hu­mor ja strei­ten kann (äh, kann man über hu­mor strei­ten?).

zu­min­dest hät­te ich mich wohl we­ni­ger ge­är­gert, wenn im fly­er statt „ra­send ko­misch“ ge­stan­den hät­te: „leu­te die ma­rio barth und fips as­mus­sen mö­gen, mö­gen auch die­se volks­hu­mor­din­ner­show.“

aber viel­leicht soll­te ich mich nicht über die show är­gern, son­dern über „die pres­se“ die pr-müll ein­fach so über­nimmt.

ganz wich­tig ne­ben der hu­mor­klas­si­fi­zie­rung wäre noch eine vor­he­ri­ge län­gen­an­ga­be. denn drit­tens hat die show von 19:30 bis un­ge­fähr 23:30 uhr ge­dau­ert. das sind qual­vol­le vier stun­den un­ter­bro­chen nur von ei­ner kur­zen be­stell­pha­se vor der show und ei­ner kur­zen pau­se, in der es kal­te pas­ta gab.

wür­de die show mit ei­ner sol­chen an­ga­be wer­ben, kä­men viel­leicht ins­ge­samt we­ni­ger leu­te, aber am ende blie­ben mehr zu­frie­de­ne: „die show be­steht aus zwei ein­stün­di­gen, et­was zä­hen und in die län­ge ge­zo­ge­nen ak­ten, für das es­sen, ge­trän­ke­be­stel­lun­gen und dis­kus­sio­nen mit dem kü­chen­per­so­nal ha­ben sie ins­ge­samt 45 mi­nu­ten zeit. nach dem schluss­ap­plaus und drei frei­wil­li­gen, un­ge­be­te­nen zu­ga­ben, neh­men wir uns noch­mal 30 mi­nu­ten zeit um alle mit­wir­ken­den ein­zeln vor­zu­stel­len.“

aber es gab auch po­si­ti­ve aspek­te. die kell­ne­rin war et­was wit­zi­ger und schlag­fer­ti­ger als ro­bert lou­is gries­bach, die in die show ein­ge­ar­bei­te­te schleich­wer­bung für fiat wur­de in witz­chen ver­packt, die show war in 3D (witz bei gries­bach.de ge­lie­hen), ich habe tat­säch­lich ins­ge­samt vier­mal la­chen müs­sen (ein­mal al­ler­dings auf dem klo, we­gen dem ty­pen mit brech­durch­fall ne­ben­an) und die kal­ten nu­deln lies­sen mich ziem­lich kalt, weil sie trotz­dem le­cker wa­ren.

so viel ar­beit, so­viel mühe von so­vie­len men­schen die in die­ser show steckt. doof nur, dass man das merk­te — so ur­teilt re­la­tiv un­be­geis­tert der schwen­zel.


si­che­re­re­re­re­rer ins fett­näpf­chen

felix schwenzel

das neue tes­ti­mo­ni­al von pay­pal

su­per ti­ming. in dem mo­ment wo pay­pal in ei­nem epi­schen shit­s­torm steht, wird es für den wer­be­cla­im des jah­res aus­ge­zeich­net: fei­ge­re­re­rer, will­kür­li­che­re­re­rer „si­che­re­rer“ lau­tet der aus­ge­zeich­ne­te und to­tal un­miss­ver­ständ­li­che cla­im. wie die wuv leicht schlei­mig tex­tet:

Mit „Si­che­re­re­rer“ brin­ge Pay­Pal al­les auf den Punkt, was die von der Fi­nanz­kri­se und Phis­hing-Mails ver­un­si­cher­ten Kun­den vom On­line-Han­del er­war­ten.

falsch. was die kun­den er­war­ten ist an­stän­di­ges ver­hal­ten. wenn noch nicht mal eine ge­mein­nüt­zi­ge stif­tung vor will­kür­kür­kür­kür von pay­pal si­cher ist, wie si­che­re­re­rer kann man dann bei pay­pal als ein­zel­ner sein, an­stän­dig be­han­delt zu wer­den?

[schlech­te bild-mon­ta­ge von mir]


die gröss­te ge­fahr für die de­mo­kra­tie: gut ge­meint

felix schwenzel

ich guck ja ge­ra­de „the west wing“ zum zwei­ten­mal. und bei west wing fin­det man im­mer mo­ti­ve oder zi­ta­te mit de­nen man ak­tu­el­le er­eig­nis­se su­per il­lus­trie­ren kann.

in ei­nem völ­lig an­de­ren zu­sam­men­hang fällt in fol­ge 6 der ers­ten staf­fel fol­gen­der dia­log zwi­schen den white-house-be­ra­tern man­dy hamp­ton und josh ly­man:

JOSH: I don't think it's un­re­ason­ab­ly ma­cho for the White House to be ag­gres­si­ve in pre­ser­ving de­mo­cra­cy.

MAN­DY: Let me tell you so­me­thing. Ul­ti­m­ate­ly, it is not the nuts that are the grea­test th­re­at to de­mo­cra­cy, as histo­ry has shown us over, and over, and over again. The grea­test th­re­at to de­mo­cra­cy is the un­brid­led power of the sta­te over it's ci­ti­zens, which by the way, that power is al­ways un­leas­hed in the name of pre­ser­va­ti­on.

(kann man auch hier se­hen, „un­brid­led“ heisst üb­ri­gens „un­ge­zü­gelt“.)

mit an­de­ren wor­ten: nicht ju­li­an assan­ge oder die ir­ren „on­line­com­mu­ni­ty­be­nut­zer“ ge­fähr­den die de­mo­kra­tie. es sind die jour­na­lis­ten die sich selbst für über­flüs­sig er­klä­ren und die re­gie­run­gen die ih­ren bür­gern den schutz vor der re­gie­rung ver­wei­gern und die un­ter­neh­men die AGBs über die ver­fas­sung stel­len.

im mo­ment kann man es schon mit der angst be­kom­men (via riv­va). es bleibt da­bei: das ge­gen­teil von gut, ist gut ge­meint.


staun, til­lack und jof­fe über wiki­leaks

felix schwenzel

ich fand den ar­ti­kel über wiki­leaks von ha­rald staun in der FAS nicht doof, auch wenn der ar­ti­kel stauns in sei­ner zot­te­lig­keit in­tel­lek­tu­el­len ab­ge­ho­ben­heit und ar­ro­ganz bei­na­he pro­to­ty­pisch da­für ist, wie ty­pen wie staun vor al­lem für ty­pen wie staun schrei­ben. trotz­dem. weil ich mir ein­bil­de­te, fast alle fremd­wor­te die staun in sei­nen text ein­streu­te ver­stan­den zu ha­ben, fand ich den ar­ti­kel le­sens­wert. viel­leicht auch nur des­halb.

aber es ste­cken ein paar be­den­kens­wer­te ge­dan­ken im text. ei­ner da­von:

Und des­halb be­deu­tet Wiki­leaks ge­ra­de nicht, wie vie­le das be­fürch­ten, das Ende al­ler Ge­heim­nis­se. Wis­sen ist nicht das Ge­gen­teil des Ge­hei­men, es ist sei­ne Be­din­gung. Nir­gend­wo zeigt sich das bes­ser als am Bei­spiel er­folg­rei­cher Hacks: Die Of­fen­le­gung ei­ner Si­cher­heits­lü­cke be­deu­tet im­mer auch ihre Schlie­ßung. „Mit je­dem Hack“, schreibt Pias, „ver­schwin­det eine Mög­lich­keit zu ha­cken.“

hans-mar­tin til­lack meint, dass auch blö­de ge­dan­ken im ar­ti­kel ste­cken:

Und nein, lie­ber Me­di­en­re­dak­teur der „Frank­fur­ter All­ge­mei­ne Sonn­tags­zei­tung“, beim Re­cher­che­jour­na­lis­mus geht es kei­nes­wegs dar­um, wie Sie mei­nen, dass eine In­for­ma­ti­on „des­to re­le­van­ter“ sei, „je kon­spi­ra­ti­ver“ der Weg war, über den sie zum Re­por­ter kam. Für kon­spi­ra­ti­ve Re­cher­che­me­tho­den gibt kein Chef­re­dak­teur die Sei­ten frei – son­dern nur für Ge­schich­ten, die den Le­ser wirk­lich in­ter­es­sie­ren könn­ten oder aus un­se­rer Sicht müss­ten.

noch wit­zi­ger fand ich al­ler­dings, wie til­lack sich über jo­sef jof­fe lus­tig macht (na­tür­lich nennt er we­der staun, noch jof­fe beim na­men — war­um ei­gent­lich?):

Und ich fin­de es er­staun­lich, wie vie­le schlech­te Ver­lie­rer es im deut­schen Jour­na­lis­mus gibt. Nicht we­ni­ge Kol­le­gen spie­len die Be­deu­tung der Pa­pie­re her­un­ter und spre­chen von Ent­hül­lun­gen, die wir an­geb­lich nicht brauch­ten, weil sie nur „mit mä­ßi­gem Nähr­wert“ aus­ge­stat­tet sei­en.

Dass sol­ches in ei­ner Wo­chen­zei­tung mit be­son­ders gro­ßem Pa­pier­for­mat zu le­sen ist, über­rascht da­bei we­ni­ger. Dort hat­te man bei man­chen – nicht al­len! – Au­toren im­mer schon den Ver­dacht, dass sie viel lie­ber di­plo­ma­ti­sche De­pe­schen für mäch­ti­ge Mi­nis­ter schrei­ben wür­den, als ganz un­of­fi­zi­el­le Ar­ti­kel für den Le­ser­plebs.

jof­fe gibt sich in der tat so staats­tra­gend, dass ich bei­na­he mit­leid für ihn emp­fin­de, dass er mit sei­nen viel­sei­ti­gen ein­sich­ten und wis­sen bei ei­ner po­pe­li­gen zei­tung ar­bei­ten muss, statt im staats­dienst. jof­fe meint tat­säch­lich, dass die vier­te ge­walt im staa­te, die pres­se, über­flüs­sig sei, weil es da­für par­la­men­te und ge­rich­te gäbe, also den rechts­staat:

Wiki­leaks ver­öf­fent­licht er­neut ge­hei­me Do­ku­men­te. Sol­len die das dür­fen?

Wenn De­mo­kra­tien kei­ne Ge­heim­nis­se mehr ha­ben kön­nen, geht der Vor­teil an die Des­po­ten. WmdW kennt kei­ne Do­ku­men­te, die Wiki­leaks je aus Nord­ko­rea, Ara­bi­en, Iran, Russ­land, Chi­na etc. ver­öf­fent­licht hät­te. Wiki­leaks lebt von den Frei­hei­ten, wel­che die li­be­ra­le De­mo­kra­tie ge­währt. Just die­sen Staat will der Ver­ein in sei­ner Hoch­mut schwä­chen. In dem Sin­ne ist das kri­mi­nell. Wir nen­nen es „Hoch­ver­rat“, den alle Län­der mit den höchs­ten Stra­fen be­le­gen. WmdW wünscht sich kei­nen Ein-Mann-Rä­cher, der nach ei­ge­nem Ge­schmack ent­schei­det, was zu ver­öf­fent­li­chen sei. Da­für ha­ben wir Par­la­men­te und Ge­rich­te, also den Rechts­staat.

klar. nixon, strauss, flick — die sind alle über par­la­men­te und ge­rich­te ge­stol­pert. wer braucht schon whist­le­b­lower oder jour­na­lis­ten, wenn es par­la­men­te und ge­rich­te gibt. ein lu­pen­rei­ner de­mo­krat und jour­na­list, der herr jof­fe.


ty­pisch ös­ter­rei­chisch

felix schwenzel

alex­an­der be­cker über das bou­le­vard-ma­ga­zin „ös­te­reich“:

Ver­brei­tet wird die Ta­ges­zei­tung an ty­pisch ös­ter­rei­chi­schen Zei­tungs­stän­dern.

der ta­ges­spie­gel wird üb­ri­gens an oft draht oder blech­ar­ti­gen zei­tungs­stän­dern ver­kauft, oft von ver­käu­fern mit mi­gra­ti­ons­hin­ter­grund und oft in ei­si­ger käl­te. mee­dia mach me­di­en­jour­na­lis­mus, der rich­tig an die wur­zeln geht.


west wing, wiki­leaks

felix schwenzel

jetzt wo ich wie ma­thi­as ri­chelthe west wing“ zum zwei­ten mal gu­cke, habe ich das ge­fühl, dass aa­ron sor­kin mehr über die re­gie­rung der ver­ei­nig­ten staa­ten ver­ra­ten hat, als wiki­leaks. (üb­ri­gens, das the­ma „wiki­leaks“ be­han­delt spie­gel on­line wit­zi­ger­wei­se sehr stief­müt­ter­lich, die „the­men­sei­te“ zum the­ma „wiki­leaks“ ist al­les an­de­re als ak­tu­ell, der letz­te ein­trag dort da­tiert vom 27.09.2010. furcht­bar un­über­sicht­lich und ver­wir­rend ge­stal­tet: die spie­gel-on­line „the­men­sei­te“ zum the­ma „wiki­leaks“)

ab­ge­se­hen da­von, so sehr ich wiki­leaks und ju­li­an assan­ge bis­her kri­tisch ge­se­hen habe (hier beim ta­ges­spie­gel kann man sich ein biss­chen eine über­sicht ver­schaf­fen), es ist doch fas­zi­nie­rend zu be­ob­ach­ten wie sehr die hau­ruck-stra­te­gie von assan­ge die ame­ri­ka­ni­sche re­gie­rung, ama­zon und an­de­re pri­vat­fir­men de­mas­kiert und zeigt wie sehr sie auf die frei­heit des wor­tes und bür­ger­rech­te scheis­sen. heu­te sind es assan­ge und wiki­leaks die von den spei­cher-, DNS- und hos­ting-sys­te­men ver­trie­ben und ver­folgt wer­den. ist es mor­gen der guar­di­an, die new york times oder spie­gel on­line? ganz so dras­tisch wie dave wi­ner wür­de ich es noch nicht aus­drü­cken, auch wenn er wohl recht hat mit der fest­stel­lung, dass der ein­zi­ge weg die in­for­ma­tio­nen zu un­ter­drü­cken, das ge­sam­te in­ter­net ab­zu­schal­ten ist:

Once the dis­tri­bu­ti­on is un­der­way the only way to shut it down will be to shut down the In­ter­net its­elf. Po­li­ti­ci­ans should be awa­re that the­se are the sta­kes. They eit­her get used ope­ra­ting in the open, whe­re the peo­p­le they'­re go­ver­ning are in on ever­y­thing they do, or they go to­ta­li­ta­ri­an, around the glo­be, now. (al­les le­sen)

das fas­zi­nie­ren­de, wie ge­sagt ist, das nicht die ge­le­ak­ten in­for­ma­tio­nen die re­gie­rungs-or­ga­ne (und kom­mer­zi­el­len-in­ter­net-dienst-an­bie­ter) de­mas­kie­ren, son­dern wie sie es sel­ber tun. und, das scheint si­cher, jetzt wird ernst ge­macht, mit der fil­ter-in­fra­struk­tur. in kür­ze wer­den die kon­ser­va­ti­ven in den USA und der gan­zen welt ge­schlos­sen ihr herz für kin­der ent­de­cken.


fan­ta4 (durch 2) loo­ka­li­ke wer­bung

felix schwenzel

da hab ich doch heu­te ges­tern früh ge­dacht, ach guck mal, die fan­tas­ti­schen vier ma­chen mal wie­der (zur hälf­te) wer­bung.

sind aber gar nicht smu­do und tho­masd, son­dern kay, bet­ti­na und olaf, die für ein „po­si­ti­ves“ und „aber si­cher!“-es zu­sam­men­le­ben wer­ben.


ge­hei­mes bud­get in dan­ger (ak­tua­li­siert)

felix schwenzel

ges­tern kün­dig­te „in­no­cence in dan­ger“ an, ge­gen den ver­lag der ber­li­ner zei­tung „pres­se­recht­lich“ vor­zu­ge­hen und „straf­an­zei­ge“ ge­gen „den jour­na­lis­ten“ und die ver­ant­wort­li­chen re­dak­teu­re die­ses ar­ti­kels zu er­stat­ten (pdf-da­tei der pres­se­mit­tei­lung auf in­no­cence­ind­an­ger.de). selt­sam al­ler­dings: »Die be­trof­fe­nen Jour­na­lis­ten ha­ben die Pres­se­mit­tei­lung zur Kennt­nis ge­nom­men, Schrei­ben von "In­no­cence in Dan­ger" lie­gen ih­nen je­doch nicht vor.«

„der jour­na­list“, von dem „in­no­cence in dan­ger“ ei­gen­ar­ti­ger­wei­se spricht, heisst „Mat­thi­as Thie­me und Kat­ja Ticho­mi­ro­wa“ und be­haup­tet un­ter an­de­rem, dass es sich bei »In­no­cence in Dan­ger um ei­nen ge­mein­nüt­zi­gen Ver­ein han­de­le, "der an das Fi­nanz­amt Ber­lin be­rich­tet und dort sei­ne Zah­len vor­legt"« und auf die­ser grund­la­ge im »ver­gan­ge­nen Jahr für wei­te­re fünf Jah­re die Ge­mein­nüt­zig­keit be­stä­tigt be­kom­men« hat.

„in­no­cence in dan­ger“ möch­te das nun (un­ter an­de­rem) wie folgt rich­tig­stel­len:

In­no­cence in Dan­ger e.V. ist ein ein­ge­tra­ge­ner Ver­ein, des­sen Ge­mein­nüt­zig­keit zu­letzt 2009 vom Fi­nanz­amt Ber­lin ge­prüft und für wei­te­re fünf Jah­re at­tes­tiert wur­de.

der ar­ti­kel in der ber­li­ner zei­tung ent­hal­te, so „in­no­cence in dan­ger“, »halt­lo­se Vor­wür­fe und ver­leum­de­ri­sche Aus­sa­gen zur an­geb­lich in­trans­pa­ren­ten Mit­tel­ver­wen­dung der Or­ga­ni­sa­ti­on«. so wird in dem ar­ti­kel (un­ter an­de­rem) fol­gen­des ge­fragt:

Doch wo­hin flie­ßen die vie­len Spen­den, was wird mit dem Geld ge­macht?
Wer Ant­wor­ten auf die­se Fra­gen sucht, stößt auf die an­de­re Sei­te der Gut­ten­berg­schen Glit­zer­welt. Dann herrscht bei den Kin­der­schüt­zern mit Sitz in Köln plötz­lich ei­ser­nes Schwei­gen. In­trans­pa­renz statt Elo­quenz. An­fra­gen der Ber­li­ner Zei­tung bei In­no­cence in Dan­ger wur­den ta­ge­lang nicht be­ant­wor­tet.
Kei­ne Aus­kunft gibt der Ver­ein etwa zu Fra­gen nach der Höhe der Spen­den­ein­nah­men, der Zahl der Mit­ar­bei­ter, der Mit­tel­ver­wen­dung und den Ver­wal­tungs­kos­ten.

„in­no­cence in dan­ger“ stellt dazu klar:

Die Ge­schäfts­zah­len wer­den jähr­lich ord­nungs­ge­mäß vor­ge­legt. Auf der Web­site stellt der Ver­ein zu­dem sämt­li­che Pres­se­ver­öf­fent­li­chun­gen und die Jah­res­be­rich­te zur Ver­fü­gung.

tat­säch­lich fin­den sich auf der web­site jah­res­be­rich­te, zum bei­spiel der des jah­res 2009. dar­in wird das wort „euro“ al­ler­dings nicht ein ei­zi­ges mal er­wähnt. nir­gend­wo sind zah­len zur höhe der spen­den­ei­nah­men oder der mit­tel­ver­wen­dung oder den ver­wal­tungs­kos­ten zu fin­den.

„in­no­cence in dan­ger“ wei­ter:

In­ter­es­sier­te ha­ben so­mit die Mög­lich­keit sich über die Pro­jek­te und das in­ten­si­ve En­ga­ge­ment von In­no­cence in Dan­ger um­fas­send zu in­for­mie­ren.

das ist rich­tig. auf der web­site sind „pro­jek­te“ auf­ge­lis­tet. das pro­jekt „peer2peer-auf­klä­rung“ stellt der ver­ein mit 750 wor­ten „um­fas­send“ vor. si­cher­lich kei­ne schlech­te idee, ju­gend­li­che an­de­re ju­gend­li­che auf­klä­ren zu las­sen, auch wenn die wort­wahl ir­gend­wie holp­rig er­scheint:

In Schu­len, Ver­ei­nen und Frei­zeit­ein­rich­tun­gen wer­den Ju­gend­li­che ihre so­ge­nann­ten Peers (also an­de­re Ju­gend­li­che) über Schutz vor se­xua­li­sier­ten Über­grif­fen durch die neu­en Me­di­en auf­klä­ren.

was auch im­mer „se­xua­li­ser­te über­grif­fe durch neue me­di­en“ sind, es steht si­cher­lich im „flä­chen­de­cken­den Kon­zept“ das „in­no­cence in dan­ger“ „in Ko­ope­ra­ti­on mit Ex­per­tin­nen und Ex­per­ten von Ei­gen­sinn e.V., IJAB, der Thea­ter­päd­ago­gi­schen Werk­statt Os­na­brück, den Ber­li­ner Jungs e.V. und  ju­genschutz.net“ ent­wi­ckelt hat. nur ist die­ses kon­zept al­les an­de­re als „um­fas­send“ do­ku­men­tiert. über die kos­ten oder wie die mit­tel ge­nau ver­wen­det wer­den sol­len steht da zu­min­dest nichts.

da­für kann man sich ein bild ma­chen, mit wel­cher kru­den lo­gik „in­no­cence in dan­ger“ mit­un­ter ar­gu­men­tiert. der ver­ein hat sich ja, wir er­in­nern uns, dem schutz von kin­dern und ju­gend­li­chen durch „se­xua­li­sier­te Über­grif­fe durch die neu­en Me­di­en“ ver­schrie­ben. der fo­kus liegt auf den neu­en me­di­en, also dem schutz der kin­der vor den ge­fah­ren des in­ter­nets.

„in­no­cence in dan­ger“ schreibt:

Die gro­ße Mehr­heit will glau­ben, se­xu­el­le Ge­walt an Kin­dern fin­det im­mer nur wo­an­ders statt doch lei­der sieht die Rea­li­tät an­ders aus: 80–90% al­ler Fäl­le fin­den im so­zia­len Um­feld des Kin­des statt. Wir müs­sen be­grei­fen, dass für Kin­der und Ju­gend­li­che der Chat­room oder das so­zia­le Netz­werk längst zu ih­rem so­zia­len Um­feld ge­hört. Hier ha­ben Tä­ter und Tä­te­rin­nen di­rek­ten Zu­griff auf das Kind.

da gibt es also stu­di­en die be­le­gen, dass 80-90% al­ler miss­brauchs­fäl­le im so­zia­len um­feld von kin­dern und ju­gend­li­chen statt­fin­den. also im ver­wand­ten-, be­kann­ten- und freun­des­kreis. um den fahrt­wind die­ser stu­di­en mit­zu­neh­men, voll­zieht „in­no­cence in dan­ger“ eine wil­de lo­gi­sche vol­te und neu­in­ter­pre­ta­ti­on: das in­ter­net ge­hört für vie­le kin­der und ju­gend­li­che zu ih­rem so­zia­len um­feld — zack da­mit ist be­legt das sich irre vie­le (man hört die zahl 80-90% noch nach­hal­len) miss­brauchs­fäl­le im in­ter­net, in den neu­en me­di­en ab­spie­len. die chuz­pe, so zu ar­gu­men­tie­ren muss man erst­mal ha­ben. die zie­le des ver­eins mö­gen eh­ren­wert sein, kei­ne fra­ge dass im in­ter­net ge­fah­ren für kin­der und ju­gend­li­che lau­ern — aber die art wie hier ar­gu­men­tiert, auf­ge­bauscht und agiert wird, scheint doch zu­min­dest an­satz­wei­se frag­wür­dig zu sein.

das ist auch ei­ner der kri­tik­punk­te im ar­ti­kel der ber­li­ner zei­tung:

"Die­ser Ver­ein lenkt von den wich­ti­gen Pro­ble­men ab", kri­ti­siert Heinz Hil­gers, Prä­si­dent des Deut­schen Kin­der­schutz­bunds. "Ich wüss­te nicht, dass die eine ein­zi­ge Be­ra­tungs­stel­le oder ein Kin­der­haus hät­ten." Statt­des­sen ka­pri­zie­re sich In­no­cence in Dan­ger al­lein auf Miss­brauch im In­ter­net. "Das sind sehr we­ni­ge Fäl­le im Jahr", sagt Hil­gers.

die pres­se­mitt­tei­lung von „in­no­cence in dan­ger“ von ges­tern stammt üb­ri­gens aus der fe­der von si­mo­ne stein die in bonn eine agen­tur für kom­mu­ni­ka­ti­ons­be­ra­tung führt und in ei­ner (un­da­tier­ten) pres­se­mit­tei­lung (die me­ta­da­ten der pdf-da­tei sa­gen, dass die PM vom 10.09.2010 ist) stolz vom „neu­en etat­ge­winn“ be­rich­tet (ge­meint ist der etat für kom­mu­ni­ka­ti­ons­ar­beit für „in­no­cence in dan­ger“):

Die Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ar­beit für die­sen Part­ner leis­ten zu dür­fen, ist für Bon­ne Nou­vel­le eine loh­nens­wer­te und span­nen­de Her­aus­for­de­rung.

da „in­no­cence in dan­ger“ laut der pres­se­mit­tei­lung von ges­tern sehr spar­sam mit den spen­den­gel­dern um­geht („ver­zich­tet be­wusst auf die kos­ten­pflich­ti­ge Be­an­tra­gung des DZI-Spen­den­sie­gels und lässt statt­des­sen die so ein­ge­spar­ten Mit­tel Pro­jek­ten für Kin­der und Ju­gend­li­che di­rekt zu­gu­te kom­men“) bleibt nur zu hof­fen, dass bon­ne nou­vel­le die kom­mu­ni­ka­ti­ons­ar­beit eh­ren­amt­lich leis­tet, da­mit die ein­ge­spar­ten mit­tel pro­jek­ten für kin­der und ju­gend­li­che di­rekt zu­gu­te kommt.

am ende der PM von ges­tern schreibt si­mo­ne stein:

Der Ver­ein […] ver­zich­tet be­wusst auf die kos­ten­pflich­ti­ge Be­an­tra­gung des DZI-Spen­den­sie­gels und lässt statt­des­sen die so ein­ge­spar­ten Mit­tel Pro­jek­ten für Kin­der und Ju­gend­li­che di­rekt zu­gu­te kom­men. Mit die­ser Ent­schei­dung reiht sich In­no­cence in Dan­ger e.V. in die Lis­te vie­ler an­de­rer NGOs ohne DZI-Spen­den­sie­gel ein, wie z. B. Green­peace, Ein Herz für Kin­der und Deut­sche Krebs­hil­fe.

im ge­gen­teil zu „in­no­cence in dan­ger“ stellt aber bei­spiels­wei­se green­peace je­des jahr ei­nen ge­nau­en und um­fang­rei­chen re­chen­schafts­be­richt über das spen­den­auf­kom­men und die aus­ga­ben auf (pdf-da­tei jah­res­rück­blick 2009). die deut­sche krebs­hil­fe ver­öf­fent­licht eben­so ge­naue zah­len zur mit­tel­her­kunft und mit­tel­ver­wen­dung (pdf-da­tei ge­schäfts­be­richt 2009).

mal im erst: was ist so schlimm dar­an, statt nur dem fi­nanz­amt und ei­ni­gen gross­spen­dern, al­len sei­nen spen­dern und un­ter­stüt­zern re­chen­schaft ab­zu­le­gen?


[nach­trag 01.12.2010, 8:55h]
bet­ti­na win­se­mann fragt sich auf te­le­po­lis auch war­um spen­der nicht er­fah­ren soll­ten wie ihr geld ver­wandt wird.


[nach­trag 01.12.2010, 21:40]
die faz spricht von ei­ner „kamp­ga­ne“ der frank­fur­ter rund­schau und schreibt:

Der Ver­ein „In­no­cence in Dan­ger“ hat sich nicht ge­wei­gert, sei­ne Zah­len zu ver­öf­fent­li­chen. Er hat das In­ter­es­se, dass über ihn her­ein­ge­bro­chen ist, ein­fach un­ter­schätzt und das Ul­ti­ma­tum ei­nes Jour­na­lis­ten nicht ein­ge­hal­ten. „Wir sind noch ein re­la­tiv klei­ner Ver­ein mit 2,5 Haupt­amt­li­chen, ei­ni­gen Eh­ren­amt­li­chen und Ho­no­rar­kräf­ten“, sagt Ste­pha­nie zu Gut­ten­berg. „Wir be­ant­wor­ten alle An­fra­gen. Weil un­se­re Bü­cher von ei­nem Steu­er­be­ra­tungs­bü­ro ge­führt wer­den, dau­ert das manch­mal län­ger als ei­nen Tag. We­gen des gro­ßen In­ter­es­ses am Ver­ein wer­den wir dem­nächst die Fi­nanz­da­ten 2010 und 2009 ver­öf­fent­li­chen“.

die faz nennt auch die sum­me der bis­he­ri­gen ein­nah­men von in­no­cence in dan­ger (2009 270173 euro). ob si­mo­ne stein die pres­se­ar­beit eh­ren­amt­lich macht oder nicht, habe ich bis­her, knapp 24 stun­den nach mei­ner an­fra­ge (per email) noch nicht be­ant­wor­tet be­kom­men, aber da laut ste­pha­nie zu gut­ten­berg alle an­fra­gen be­ant­wor­tet wer­den, kommt be­stimmt ir­gend­wann mal eine ant­wort. aus­ser­dem prü­fe der steu­er­be­ra­ter von „in­no­cence in dan­ger“ jetzt, „ob sich die Kos­ten für das [DZI-] Sie­gel loh­nen“. soll­te „in­no­cence in dan­ger“ für die pres­se- und pr-ar­beit zah­len, loh­nen sich die­se aus­ga­ben ganz si­cher. die pres­se­ar­beit ge­gen­über der faz war zu­min­dest al­ler­ers­te sah­ne. wo­bei na­tür­lich ei­ni­ge fra­gen of­fen blei­ben. war­um war in der pres­se­mit­tei­lung vom 29.11 nicht da­von die rede, dass man die fi­nanz­da­ten für 2009 und 2010 ver­öf­fent­li­chen möch­te und über­legt sich doch um das DZI-sie­gel zu be­wer­ben?

(faz-link via dana in den kom­men­ta­ren)


[nach­trag 02.12.2010, 08:40]

mög­li­cher­wei­se, so legt es zu­min­dest der text in der faz nahe, be­zieht sich in­no­cence in dan­ger in der pres­se­mit­tei­lung vom 29.11 nicht auf die­sen (von mir oben ver­link­ten) ar­ti­kel vom 28.11 in der ber­li­ner zei­tung, son­dern auf die­sen ar­ti­kel vom 29.11 in der frank­fur­ter rund­schau. bei­de sind im glei­chen ver­lag er­schie­nen (du­mont) und von den glei­chen au­toren (oder wie in­no­cence in dan­ger sagt „dem jour­na­lis­ten“) mat­thi­as thie­me und kat­ja ticho­mi­ro­wa ge­schrie­ben.

in der tat ist der ar­ti­kel in der frank­fur­ter rund­schau et­was mehr auf kra­wall ge­bürs­tet als der in der ber­li­ner zei­tung, da „in­no­cence in dan­ger“ aber sagt, dass der DZI-ge­schäfts­füh­rer burk­hard wil­ke sich mitt­ler­wei­le „vom Kon­text in den sei­ne Aus­sa­gen“ ge­stellt wur­den di­stan­zie­re, muss es sich doch um den text in der ber­li­ner zei­tung han­deln, da wil­ke im text in der frank­fur­ter rund­schau nicht er­wähnt wird.

mitt­ler­wei­le habe ich das ge­fühl, dass al­ler­hand ne­bel­ker­zen ge­zün­det wur­den und wer­den und die pres­se­ar­beit von in­no­cence in dan­ger sich lang­sam warm­ge­lau­fen hat.


[nach­trag 02.12.2010, 11:30]

auch die sued­deut­sche.de schrieb am 1.12, dass in­no­cence in dan­ger nicht be­reit ge­we­sen sei aus­kunft über ein­nah­men und aus­ga­ben zu ge­ben:

Der als ge­mein­nüt­zig an­er­kann­te Ver­ein war er­staun­li­cher­wei­se nicht zu ei­ner Aus­kunft be­reit. Auch auf An­fra­ge von sued­deut­sche.de woll­te eine Spre­che­rin nicht ein­mal grob die Ein­nah­me- und Aus­ga­ben­struk­tur des Ver­eins er­läu­tern.

und auch mat­thi­as thie­me leg­te ges­tern noch­mal in der frank­fur­ter rund­schau nach:

Ste­pha­nie zu Gut­ten­bergs Ver­ein­ge­gen Kin­des­miss­brauch im In­ter­net, „In­no­cence in Dan­ger“, hat der FR am Mitt­woch kei­ne Ant­wort auf Fra­gen zur Höhe der ein­ge­nom­me­nen Spen­den und zur kon­kre­ten Ver­wen­dung der Mit­tel ge­ge­ben. Als Re­ak­ti­on auf wach­sen­de Kri­tik äu­ßer­te sich Gut­ten­berg al­ler­dings ge­gen­über der Nach­rich­ten­agen­tur dapd und der FAZ und kün­dig­te mehr Trans­pa­renz an. Sie sag­te, of­fen­sicht­lich sei der Be­darf an Of­fen­le­gung von Zah­len so groß, dass dem künf­tig nach­ge­kom­men wer­de.

(via alt­pa­pier)


[nach­trag 03.12.2010, 10:02]

(via law­blog.de) t. denk­ler in der süd­deut­schen:

Erst ver­sucht Ste­pha­nie zu Gut­ten­berg kri­ti­sche Jour­na­lis­ten mit An­zei­gen ein­zu­schüch­tern. Jetzt ver­spricht sie mehr Trans­pa­renz in der deut­schen Sek­ti­on von "In­no­cence in Dan­ger", der die Mi­nis­ter­gat­tin als Prä­si­den­tin vor­steht.

jörg-olaf schä­fers fasst auf netz­po­li­tik noch­mal die dis­kus­si­on (die­sen ar­ti­kel hier al­ler­dings igno­rie­rend) zu­sam­men und blickt linkt auch zu­rück, zum bei­spiel auf die­sen ar­ti­kel von ste­fan nig­ge­mei­er.


[nach­trag 06.12.2010, 16:20]

cha­ri­ty­watch.de ist der mei­nung, dass in­no­cence in dan­ger „un­schul­dig der in­trans­pa­renz an­ge­klagt“ sei:

Seit ei­ni­gen Ta­gen wird kri­tisch über den Ver­ein In­no­cence in Dan­ger mit Frei­frau Ste­pha­nie zu Gut­ten­berg als Prä­si­den­tin be­rich­tet. Haupt­vor­wurf: In­trans­pa­renz. Das merk­wür­di­ge dar­an: Cha­ri­ty­Watch.de wur­de schon Mit­te Ok­to­ber zu­ge­sagt, die Fi­nanz­zah­len nach Fer­tig­stel­lung zur Ver­fü­gung zu stel­len. Zwi­schen­zeit­lich lie­gen die Ein­nah­men und Aus­ga­ben vor und be­stä­ti­gen eine gute Ar­beit des Ver­eins, der sich für die Be­kämp­fung von Kin­des­miss­brauch ein­setzt.

CW-Mei­nung. Die Ver­ei­ne In­no­cence in Dan­ger und sein Ko­ope­ra­ti­ons­part­ner N.I.N.A. zei­gen sich sehr trans­pa­rent. Öf­fent­lich ge­äu­ßer­te Kri­tik, die das Ge­gen­teil un­ter­stellt, kann von Cha­ri­ty­Watch.de nicht nach­voll­zo­gen wer­den. Im Ge­gen­teil: Die Ver­wen­dung der Gel­der ist nach­voll­zieh­bar und ver­nünf­tig, wes­halb Spen­den pro­blem­los emp­foh­len wer­den kön­nen.


ein ♥ für flat­ter-abos

felix schwenzel

bei flattr kann man jetzt abon­ne­ments ab­schlies­sen und ein „ding“ für 3, 6 oder 12 mo­na­te au­to­ma­tisch flat­tern las­sen. ich bin mal mei­ne flattr-time­line durch­ge­gan­gen und habe alle flat­ter­ba­ren sei­ten die ich ger­ne re­gel­mäs­sig flat­tern wür­de „sub­scri­bed“. bei den meis­ten habe ich ver­sucht das ge­ne­ri­sche haupt­dings, für die site zu fin­den, wenns das nicht gab oder ich es nicht fand, dann hab ich ei­nen ein­zel­nen ar­ti­kel ge­nom­men. (das wir­res.net-haupt-dings ist üb­ri­gens hier, falls das je­mand au­to­ma­tisch flat­tern las­sen will.)

hier also die lis­te von „flattr-things“ die ich abon­niert habe:

über er­gän­zun­gen und hin­wei­se würd ich mich freu­en, ger­ne in den kom­men­ta­ren oder ei­nem ein­zel­nen blog­ar­ti­kel.

[nach­trag 29.11.2010: 3 abos hin­zu­ge­fügt]