mygauck-demo: die polizei ist schon da - 10 demonstranten auch
schönes zitat in einer ein bisschen wütenden taz-kolumne von wolfgang storz:
„Was soll man davon halten, wenn viele von Ihnen gern ein Urteil über die Dienstwagennutzung der Gesundheitsministerin zum Besten geben, aber die wenigsten ein kompetentes Urteil über die Gesundheitspolitik der Ministerin abgeben können?“ Und: „Haltung haben. Es ist ein ziemlich altes Wort. Aber ich finde, es könnte mal wieder in Mode kommen. Genau wie ein anderes, viel schlichteres Wort: Ahnung haben. Zusammen sind sie stark, meine ich.“
das zitat oben hat (natürlich) nicht dieter nuhr, sondern horst köhler gesagt. und wolfgang storz stellt diese medienschelte in einen zusammenhang mit seinem rücktritt:
Bundespräsident Horst Köhler „überlebte“ diese seine Ansprache (Titel: „Aufklärung braucht Haltung“), die er bei einer Veranstaltung zu „60 Jahre Bundespressekonferenz“ hielt, nur ein halbes Jahr in seinem Amt. Gescheitert sei er, heißt es, genau: auch an „seiner schlechten Presse“.
wobei das gar nicht die zentrale aussage der kolumne von wolfgang storz ist, sondern, dass der politische journmalismus in deutschland der demokratie schade, weil er politik auf persönliche dramen reduziere und verstärkt mit informationen und gerüchten spekuliere:
Wie der Finanzmarkt mit Geld und Schrottpapieren, so spekuliert der Meinungsmarkt mit Informationen und Gerüchten. Je riskanter desto höher die Aufmerksamkeit. Wer seinen Beruf noch als Instanz der Aufklärung versteht, leidet. (ganzen artikel lesen)
ein bisschen wütend ist auch stefan niggemeier auf angela merkels sprache. nach einigen bastian-sickigen absätzen tut auch er seine medienjournalistische pflicht und tritt dem politischen journalismus bettina schausten in den hintern:
Tragisch ist es allerdings, wenn der interessierte Bürger nicht einmal mehr in den Journalisten Verbündete hat im Kampf gegen die erschütternde Sprachlosigkeit der Mächtigen. Nach der traurigen Präsentation von Wulff als Präsidentenkandidaten, die weniger als vier Minuten dauerte, an deren Ende die routiniert vorgetragenen Leerformeln schon wieder vergessen waren, zeigte sich die Hauptstadtbüroleiterin des ZDF sehr angetan. „Dieses war, wie es sein sollte“, kommentierte Bettina Schausten direkt im Anschluss, „nämlich eine würdige Präsentation. Alle haben dies kurz und knapp, aber durchaus mit Freude im Gesicht absolviert.“ Als „würdig“ müsste man demnach ungefähr jeden öffentlichen Auftritt bewerten, der ohne Einsatz von Furzkissen auskommt. (ganzen artikel lesen)
in der taz ein interview mit gregor gysi, in dem er sich skeptisch zeigt, dass joachim gauck chancen gegen christian wluff bluff wulff habe:
Sie verpassen also aus Trotz die Chance, Schwarz-Gelb in Schwierigkeiten zu bringen?
Die Regierung ins Wackeln zu bringen ist ungeheuer reizvoll. Aber die Medien träumen doch nur, dass es drei Wahlgänge geben wird. Das wird nicht passieren. Westerwelle wird den abtrünnigen FDPlern sagen: Wenn ihr die Regierung stürzen wollt, wählt Gauck. Wenn nicht, wählt Wulff. Da werden den Ost-FDPlern die Händchen zittern, dann machen sie das Kreuz bei Wulff. Die ganze Aktion ist Zirkus. (ganzes interview lesen)
jürgen trittin ist da in der faz optimistischer:
SPD und Grüne schicken jetzt Joachim Gauck ins Rennen um das Amt des Bundespräsidenten. Das war Ihre Idee. Wie sind Sie auf Gauck gekommen?
Nach dem Rücktritt von Horst Köhler haben wir uns gesagt: Es macht keinen Sinn, einen grünen Kandidaten aufzustellen, der keine Chance hat. Wir Grüne wollten auch keinen sozialdemokratischen Kandidaten unterstützen, der ebenfalls keine Mehrheit gehabt hätte. Es sollte vielmehr ein unabhängiger Kopf sein, der in der Bundesversammlung mehrheitsfähig ist. Und eine Person, die streitbar in der Sache ist, ohne die Parteien geringzuschätzen. Für Joachim Gauck gilt das in hervorragender Weise. (ganzes interview lesen)
in der faz am sonntag gabs ausserdem drei sehr erstaunliche dinge: erstens eine kurze url (http://faz.net/petition). dahinter befindet sich eine „petition“ von prominenten „Persönlichkeiten aus dem kulturellen Leben“, die sich für einen bundespräsidenten joachim gauck aussprechen (das war die zweite erstaunlichkeit). und drittens, in der gedruckten faz wurde die liste der 146 „Persönlichkeiten“ auf 88 gekürzt. von den 88 wiederum wurden 15 gefettet: götz aly, marcel beyer, f.c. delius, herbert grönemeyer, daniel kehlmann, necla kelek, katja lange-müller, michael lentz, monika maron, albert obermaier, jens reich, patrick roth, harald welzer und jutta winkelmann. da beispielsweise roger willemsen nicht gefettet wurde, war die fettung wohl nicht aquivalent zur prominenz. vielleicht aber zur bedeutsamkeit? ich kann das ja nicht beurteilen, denn auf der liste der 88 kenne ich gerade mal 3 namen, bin also höchstwahrscheinlich ein kulturbanause oder zumindest ein kulturschaffenderbanause. was mich aber völlig durcheinanderbringt ist diese liste. dadrin die im print gefetteten (minus vier), plus drei kultur-schaffer, die vorher nicht fett waren: hans-ulrich treichel, ilija trojanow und roger willemsen.
die faz versteh ich manchmal nicht.
küppersbusch versteh ich übrigens überhaupt gar nicht mehr.
ich habs immer gesagt: HTML, bzw. webseiten aus HTML haben eine gewisse haptik. die art wie scrollbare flächen oder die ganze seite scrollen, wie ich einzenle elemente auswählen, markieren, kopieren, ziehen kann. bei flash habe ich dieses gefühl nie, da fühlt sich alles zäh und klebrig an — oder stumpf, weils gar nicht erst auf meine gesten und bewegungen reagiert. wie haptisch und reaktiv HTML sein kann, zeigt mal wieder diese seite (via peter glaser).
gestern rief mich daniela sadri vom radio-bremen sender bremen vier an, um mich um ein interview heute um 11:15 uhr zum thema internet und joachim gauck zu bitten. freundlicherweise hat sie mir die fragen, die sie mir heute mittag stellen will, vorab geschickt, so dass ich mir bereits ein paar gedanken dazu machen konnte.
Wie kam eure Gauck-Unterstützungs-Aktion zustande?
eure aktion? es gibt kein „wir“ oder „uns“ oder eine konzertierte aktion. der protest im internet — oder das etwas-gutfinden im internet — ist hochgradig individuell. es gibt ja auch keine aktionen der massenmedien oder des radios, sondern nur einzelne zeitungen oder redaktionen. es mag sein, dass es stimmungen oder unmut oder hoffnung, dass sich etwas zum besseren wendet, gibt und dass man die als einzelner oder als redaktion aufgreift und weiterträgt. und genauso ist wohl auch auch die gauck-unterstützung zustande gekommen.
mehrere leute haben sich, nachdem die nominierung von gauck bekannt wurde, offenbar spontan gedacht, dass sie facebookgruppen für gauck einrichten könnten. ich habe nach einem artikel von detlef guertler, indem er zu einer renaissance der montagsdemonstrationen und einer „volksbewegung“ aufrief, seine idee faszinierend gefunden und darüber geschrieben. das wiederum könnte nico lumma dazu veranlasst haben, noch am sonntag eine unterschriften-seite aus dem boden zustampfen. vielleicht hat mein artikel auch ein paar leute dazu inspiriert einer der facebook-unterstützergruppen beizutreten oder sich selbst aktionen auszudenken.
es gab allerdings auch einen faktor, der für eine gewisse grund-mobilisierung beim thema präsidentenwahl gesorgt hat und das war die tatsache, dass ursula von der leyen für eine kurze weile als kanidatin im gespräch war. für viele menschen (nicht nur) im internet, ist ursula von der leyen und wie sie versucht hat missbrauchte und misshandelte kinder für ein unsinniges und gefährliches gesetz zu instrumentalisieren, in ziemlich schlechter erinnerung. das hat sicherlich viele für das thema präsidentenwahl sensibilisiert.
Warum unterstützt Ihr Joachim Gauck?
ich vermute dass es vielen menschen bitter aufstösst, dass christian wulff aus offenbar parteistrategischem kalkül nominiert wurde — und nicht der geeigneteste kandidat. ich persönlich halte gauck aus unendlich vielen gründen für geeigneter als wulff. gaucks stärken faszinieren ja nicht nur menschen im internet, sondern auch angela merkel. sie lobte gauck kürzlich in einer laudatio als einen „herausragender Redner“, eine „spannende Persönlichkeit“ und einen politischen „Aufklärer und Freiheitsdenker“, „Versöhner und Einheitsstifter“. mir — und frau merkel wahrscheinlich auch — fallen solche worte für christian wulff nicht ein. und vermutlich geht das vielen anderen genauso.
ich persönlich bin nach wie vor fasziniert von detlef guertlers gedanken einer „volksbewegung“ für gauck — und damit letztendlich gegen die derzeige regierung. auch wenn das alles wenig aussicht auf erfolg hat, motivierend und hoffnung-stiftend ist es allemal.
WIE unterstützt Ihr ihn?
ich bin ein bisschen lahmarschig in solchen sachen und verfolge das in den letzten tagen gar nicht sooo intensiv. deshalb bin ich da nicht unbedingt die geeigneteste person um diese frage zu beantworten. unter anderem deshalb habe ich auch nicht öffentlich zur unterstützung von gauck aufgerufen, sondern in erster linie versucht mich selbst zu motivieren.
soweit ich das sehe, geht es vorerst um vernetzung, mobilisierung, informationsaustausch und mittlerweile sogar die organisation von montagsdemonstrationen und einen aktionstag am 17. juni. für die montagsdemo in berlin nächste woche haben sich auf facebook zwar erst wenige leute angemeldet, aber da ist sicherlich noch ne menge luft nach oben drin. in vielen grossen städeten sind weitere demonstrationen geplant und die facebookgruppe, die in wenigen tagen fast 30.000 mitglieder gesammelt hat, scheint kräftig weiter unterstützer zu finden.
ich glaube dieses facebook- und internet-gedöns hat das potenzial eine grosse dynamik zu entwickeln. mal schauen. sind ja noch drei wochen bis zur wahl.
Da du dich im Netz gut auskennst: Gibt es etwas Entsprechendes auch für Christian Wulff?
mag sein, dass ich mich im netz einigermassen auskenne, aber in sachen unterstützung für christian wulff kenn ich mich nicht so gut aus. bei facebook gibt es ein paar pro-wulff-gruppen, aber die grösste ist gerade mal 600 mitglieder stark. wenn man das mit den derzeit 26tausend unterstützern auf facebook für joachim gauck vergleicht, kann man, glaube ich, die steile these aufstellen, dass christian wulff im internet kaum unterstützer findet. auf zeit.de habe ich eine lobhuddelei von christian werwath auf wulff gefunden, aber ansonsten ist mir nicht allzuviel aktionismus zur wulff-unterstützung über den weg gelaufen. im gegenteil. selbst die springer-presse hält gauck für den geeigneteren kandidaten.
heute nachmittag habe ich mit kai biermann telefoniert. das ergebnis diese telefonats kann man, unter anderem, auf zeit.de nachlesen:
Denn es ist nicht "das Netz", das dort seine Meinung ausdrückt und sich einen anderen Bundespräsidenten wünscht. So etwas zu behaupten, würde die Wahrnehmung in eine völlig falsche Richtung lenken, ja den politischen Willen sehr vieler negieren. Bedeutete es doch, dieses Interesse ein paar verirrten "Netzmenschen" zuzuschreiben, die Hobbits gleich ein verstecktes Leben unter uns führten, wie Blogger Felix Schwenzel sagt. "Das Netz" aber seien längst wir alle, es ist "die wahre Volkspartei, denn dort sind alle Schichten vertreten".
mit dem zitat habe ich, obwohl es nicht autorisiert wurde, überhaupt kein problem, es gibt das was ich gesagt habe angemessen wieder. dennoch möchte ich es in einen kontext stellen. denn vor allem habe ich das was ich gesagt habe, auf die frage, ob ich glaube, dass das netz etwas verändern könne, geantwortet. mein gedanke dazu war, dass das netz einzelnen, vielen einzelnen eine stimme verleiht. diese stimmen, die durch das netz hörbar oder sichtbar werden sind nicht immer stimmen die dem politischen konsens entsprechen, sie können durchaus blöd, antisemitisch, wenig durchdacht oder eben auch dem zeitgeist der massenmedien entsprechen — aber sie sind niemals stimmen aus dem netz, sondern immer stimmen von menschen, von bürgern.
dass diese stimmen früher ungehört verhallt sind oder in den mülleimern der redaktionsstuben landeten, heisst nicht dass sie vorher nicht vorhanden waren. sie waren nur still. jetzt sind sie laut — und nicht immer angenehm. und so wie man früher die stimmen, die sich versuchten gehör zu verschaffen, durch die verbindung zu bestimmten orten zu diskreditieren versuchte („stammtisch“, „gosse“, „strasse“, „leserbriefe vom schreibtisch eines oberstudienrates“), versucht man das jetzt auch, indem man sie als aus dem „netz“ stammend beiseite wischt. dass mittlerweile ungefähr jede bevölkerungsgruppe im „netz“ vertreten ist, dass sich dort menschen aus alle sozialen schichten versammeln, ignoriert man gerne und tut so, als seien menschen im netz eine eigene art menschen, hobbits gleich, die mit grossen füssen in einer traumhaft schönen phantasiewelt leben.
den anspruch den die grossen volksparteien an sich selbst stellen, menschen aus allen schichten eine gemeinsame stimme zu verleihen, verlieren die volksparteien zunehmend. und das netz schickt sich an genau diese lücke zu füllen.
[nachtrag 08.07.2010]
interessanter vortrag des grünen robert heinrich über soziale netzwerke „als Seismograph, die Macht der vernetzten Unterstützer, wachsende Wechselstimmung und charismatische Mobilisierung“ auf carta.
sehr malerisch, dieses lauenburg.
dort haben die beifahrerin und ix uns heute als touristen verkleidet (etwas unauthentisch, weil nicht mit zweidrittel-hosen) in den gassen herumgetrieben.
in lauenburg gibt es offenbar eine gleichstellungsbeauftragte die nicht lange fackelt und auch mal gerne die gleichstellung vollstreckt und dafür kassiert.
lauenburg schien heute an einer sehr, sehr vollen elbe zu liegen, so dass man einige der sitzbänke nur über das wasser erreichen konnte.
als ich dieses plakat sah, habe ich mich zuerst ein bisschen wegen der überdosis euphorie und pathos erschrocken und dann komischerweise an BP und den golf von mexico denken müssen. bitte nicht fragen warum.
das streetart aussenwerbungs-unternehmen wall hat seine besten texter zur eigenwerbung verpflichtet um allen werbewilligen in berlin die zentrale botschaft von wall einzubläuen: „Wall bietet in Berlin die ganze Bandbreite leistungsstarker Aussenwerbung.“
blöd nur, dass der letzte satz den ganzen vorherigen werbe-blah widerspricht:
wie blöd ist das denn? warum soll man denn werbung bei einem unternehmen buchen, wennn dann an der werbung niemand vorbeikommt? dann kann man auch gleich auf dem mond werben. da kommt auch niemand dran vorbei.
[hier kann man übrigens auch werben, ohne das jemand die werbung sieht. einfach die taste „w“ drücken - und weg isse die werbung.]
ich halte die nominierung der SPD und grünen von joachim gauck für das amt des bundespräsidenten für eine kluge entscheidung. dem parteipolitisch motivierten kandidaten christian wulff einen überparteilich auftretenden, redegewandten und klugen kanditaten gegenüberzustellen, der in ost und west für seine arbeit geschätzt wird, hat eine gewisse brillianz. brillianter und populärer wäre eventuell noch die nominierung von horst schlämmer gewesen.
gauck scheint nicht nur bei unseriösen nicht-repräsentativen web-umfragen populär zu sein, selbst die konservative „welt“ findet ihn besser als wulff und stellt treffend fest: „Ein Bundespräsident darf nicht nach Parteibuch ausgewählt werden.“
einen faszinierenden gedanken schreibt detlef guertler in sein taz-blog. warum sollen wir nicht versuchen dafür zu sorgen, dass nicht wulff, sondern gauck gewählt wird?
[W]enn es gelänge, [Gauck] durch eine Volksbewegung ins Amt zu heben, würde das Deutschlands politische Kultur massiv bereichern; durch einen Sieg der direkten Demokratie über küchenkabinettliches Parteiengeschacher, und natürlich auch durch das rückstandslose Verschwinden von Guido Westerwelle und Angela Merkel – es sei denn, dass die Kanzlerin als alte Gauck-Bekannte und Überlebenskünstlerin noch schnell die Fronten wechselt und sich an die Spitze der Reformbewegung stellt.
nicht nur wullfs profillosigkeit oder seine angebliche nähe zu einer eigentümlichen christlichen „missierungsbewegung“ machen wulff in meinen augen unakzeptabel als bundespräsidenten, vor allem das hauruckartige und parteipolitisch motivierte durchpeitschen von wulff als kandidat der CDU/CSU/FDP-koalition scheint nicht nur mir sauer aufzustossen, sondern auch vielen in der FDP.
Es geht nicht darum, sich den Kopf der CDU- und FDP-Idioten zu zerbrechen, sondern darum, alle Kräfte zu mobilisieren, um Joachim Gauck zum Bundespräsidenten zu machen. Ich schlage dafür den Montagswahlkampf vor: Jeder mache an jedem Ort an jedem Montag um 17 Uhr Wahlkampf für Joachim Gauck, so gut er eben kann. Ob durch Abhaltung einer Demo oder eines Flashmobs, ob durch eine Schweigeminute oder eine Redeviertelstunde im Büro. Ob durch Tragen eines Go-for-Gauck-T-Shirts oder durch Verstreuen von als verkollerte Stasi-Akten verkleidetem Konfetti – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
das wäre doch mal eine prima gelegenheit die angebliche kampagnenfähigkeit* des blog-, facbook-, twitter- und internetcommunitybenutzer-dings mal auszutesten.
ich fordere mich hiermit öffentlich auf, für joachim gauck zu wahlkämpfen. vier wochen zeit.
*) der oben verlinkte artikel bei den ruhbaronen ist ein weitere trauriger journalistischer tiefpunkt, der diesem hetz-artikel, zumindest in sprachlicher und journalistischer unfähigkeit, in nichts nachsteht. für eine kurze weile dachte ich ja, die diversen unterirdischen artikel bei den ruhrbaronen seien ausrutscher gewesen. mittlerweile glaube ich aber, dass man dort den ehrgeiz hat die „bild“-zeitung sprachlich und journalistisch zu unterbieten.
[nachtrag 21:05h]
regina mönch schreibt in der faz:
Joachim Gaucks Kandidatur ist ein Coup und ein intellektuelles Versprechen, das an die Bewerbung Richard von Weizsäckers erinnert.
ein so brillianter coup, dass man kaum glauben möchte dass die SPD daran beteiligt war. [via haiko hebig]
[nachtrag 06.06.2010, 18:35]
tolles interview mit joachim gauck in der welt. ausserdem, oben bereits in einem link versteckt, gibt es hier bei petitiononline.com eine petition für die wahl von joachim gauck zum bundespräsidenten und seit heute früh diese von nico lumma aufgesetze website wir-fuer-gauck.de. beide petionien zu zeichnen schadet sicherlich nichts.
[nachtrag 07.06.2010]
die illustration von christian wulffs-„profil“ habe ix mit freundlicher genehmigung von klaus stuttmann ausgeliehen.
ich war auch auf der veranstaltung von auf der arnd haller, der justiziar von google deutschland, nikolas hill, „Staatsrat der Behörde für Kultur, Sport und Medien“, christoph keese, lobbyist der axel springer ag und stefan niggemeier über das leistungsschutzrecht diskutierten und über die stefan niggemeier einen furiosen artikel verfasst hat. ich bin der erfindung des hyperlinks heute sehr dankbar, denn dem artikel von stefan niggemeier ist eigentlich nichts hinzuzufügen und so brauche ich nicht zu versuchen meine notizen zu entziffern und etwas darüber schreiben, was mir unter umständen auch noch eine verleumndungsklage von christoph keese eingebracht hätte. oder ist die behauptung, jemand könne rehäugig lügen ohne rot zu werden, gar nicht verleumnderisch?
*) niggemeier hat eindeutig gewonnen, nicht nur laut @haberflock. klarer punktsieg, auch schon bevor er den artikel schrob.
→ weiterlesen[via]
bei den ruhrbaronen ist in den letzten tagen ein erschütterndes schauspiel zu beobachten. im ersten akt kotzt sich stefan schroeder in einem kurzen text über das, seiner meinung nach, zu milde urteil gegen jörg tauss aus und vergisst vor lauter kotzerei und hasskübel-ausschütten die fakten einigermassen zusammenzuhalten. nach hinweisen in den kommentaren doktert er an seinem text herum, ändert ein paar unhaltbare passagen, besteht aber, im zweiten akt, darauf ausser einem kleinen fehler, keine fehler gemacht zu haben.
im dritten akt fühlt sich stefan schroeder bereits so geschwächt, dass er sich mit stefan laurin zu einer „autorengruppe“ zusammenschliesst um weiter emotionen gegen tauss zu schüren darüber zu berichten, dass sie von jörg tauss’ amnwalt einen korrekturbogen geschickt bekommen haben, in dem sie auf weitere fehler aufmerksam gemacht wurden und gleichzeitig gebeten wurden, diese fehler zu korrigieren (laut tauss anwalt übrigens ohne kostennote).
im vierten, und sicherlich nicht letzten akt, schicken tauss und sein anwalt der „autorengruppe“ erneut einen korrekturbogen, diesmal mit kostennote. [@jmoenikes-tweets via wayne]
da haben wir den salat: aus einer hass-laune heraus kotzt stefan schroeder ins ruhbarone-blog und jetzt tanzen mehrere erwachsene männer und hunderte kommentatoren um die pfütze und streiten sich seit ein paar tagen über den wahrheitsgehalt der auf dem boden wabernden kotze. die beiden stefans von den ruhrbaronen sind der meinung, dass die kotze in wahrheit ein leckeres süppchen voller „klarer worte“, wahrheit und schönheit ist, tauss und sein anwalt bestehen weiter darauf einige der klümpchen aus der pfütze zu entfernen seien, wahrscheinlich weil sie der irrigen überzeugung sind, dass journalisten-kotze rufschädigend sei. journalisten-kotze ist zwar in der tat rufschädigend, meist aber lediglich für den, der sie produziert hat.
eine einfache meldung aus der berliner zeitung:
Sprayer gefasst: Drei Männer haben in Mitte auf einer Fläche von 95 Quadratmetern einen S-Bahnzug besprüht. Zivilbeamte der Bundespolizei nahmen am Montagmorgen zwei der drei Graffitisprayer auf frischer Tat fest. Ein 32-Jähriger versuchte zu flüchten und trat einen Beamten gegen den Oberkörper. Der 32-jährige Leipziger und der 33-jährige Berliner sind bereits wegen gleicher Delikte bekannt.
wie würde der ruhrbaron stefan schroeder, rein hypothetisch, diese meldung wohl kommentieren? so vielleicht?
in berlin haben zivilpolizisten drei asoziale schweine beim zerstören von fortbewegungsmitteln auf frischer tat erwischt. obwohl die polizisten die blindwütigen allgemeinguts-zerstörer an der flucht hindern konnten, entwischte eines der drei vandalen-schweine. ich hätte ihm gegönnt, dass die zivilpolizisten ihm auf der flucht in die beine geschossen hätten, damit er seiner gerechten strafe zugeführt hätte werden können. jetzt kann er sich mit seiner widerlichen tat, für deren folgen wir steuerzahler zum grossen teil aufkommen müssen, bei seinen verlotterten freunden brüsten. dieses asoziale grobzeug, dass uns immer wieder ganze strassen- oder s-bahn-züge vollschmiert ist nachgewisenermassen resozialisierungsresistent. da bei den proleten, die diese gesellschaftsschädigenden schandtaten begehen, meist kein geld zu holen ist und sie kurz nach ihrer tat meist auf freien fuss gesetzt werden, sehe ich nur eine erfolgversprechende methode unter diese grassierende seuche einen schlussstrich zu ziehen. sprayern die hand abhacken!
und ende.
das was malte welding zum thema ursula von der leyen sagt, hat auf den ersten blick nicht viel mit stefan schroeder und stefan laurin zu tun:
Es reicht nicht, durch Kindergärten zu ziehen und Vergewaltigungen von Kindern schlecht zu finden. Das tut jeder, er tourt damit bloß nicht durch die Republik, weil es selbstverständlich ist und den politischen Aussagegehalt hat von Facebookgruppen, die sich gegen AIDS, Krieg und Umweltverschmutzung richten. Dass sie ihren politischen Gegnern implizit unterstellt hat, Kinderpornographie gutzuheißen, zeugt hingegen von einer Skrupellosigkeit, die selten zu finden ist. (weiterlesen)
gegen leute zu hetzen und emotionen zu schüren die mit kinderpornografie in verbindung gebracht werden ist billig - genauso billig wie zu versuchen das leid von kindern zu instrumenetalisieren um symbolische, aber nutzlose gesetze durchzupeitschen. differenzieren, oder auf einer sachlichen ebene bleiben, kann man auch, wenn man diese taten verabscheuungswürdig findet.
besonders erschütternd ist deshalb zu sehen, wie die ruhrbarone mit der kritik an schroeders text umgehen. stefan schroeder meint, er werde kritisiert weil er seiner meinung „klare worte“ gegeben habe und die kritik daran nichts als tauss-verteidigung wäre. stefan laurin hängt die latte noch ein bisschen höher und echauffiert sich darüber, dass man den text kritisiere, statt sich über die tat aufzuregen. in den kommentaren sagt er:
Hat sich mal einer von Euch klar gemacht, um was für Bilder es das geht? Dass dafür Kinder missbraucht wurden? Hat auch nur einmal einer daran gedacht, anstatt reflexartig Tauss zu verteidigen?
als ob es nicht möglich sei, sowohl den text, als auch tauss zu kritisieren, als ob die abscheulichkeit der bilder um die es geht, die (journalistische) abscheulichkeit von billiger polemik rechtfertigen würde. ich finde es abstossend, wie stefan laurin das leid missbrauchter und vergewaltigter kinder zur verteidigung eines textes nutzt, der voller unwahrheiten, gehässigkeit, wut und journalistischer unfähigkeit ist. statt die leser mit argumenten von der eigenen position zu überzeugen, versuchen stefan laurin und stefan schroeder die leser mit ekel und emotionaler manipulation zu überzeugen. klar, das kann man machen, wenn man für die „bild“-zeitung oder den waz-konzern arbeitet, aber für die journalistische reputation ist das sicher nicht förderlich.
was für ein wunderbarer film.
man soll filme ja nicht nach dem vorspann beurteilen. bei up in the air kann man das machen. der vorspann versetzt einen in genau die richtige erwartungshaltung. auf den punkt geschnitten, kein schnitt zuviel, keiner zu wenig, keiner zu lang, keine der zwei minuten langweilig. wäre der film nicht so gut, würde ich sagen, der vorspann wäre besser als der film selbst. jetzt kann ich nur sagen, wer den vorspann mag, sollte sich sofort in eine DVDthek seines vertrauens bewegen und den film ausleihen.
eins der lustigsten youtube-videos das ich je gesehen habe.
[nachtrag 31.05.2010]
es sind 3, nicht 6 zentimeter auf jeder seite. das hab ix inner überschrift korrigiert.
in der db-lounge bekommt man kostenlose kalte und heisse getränke, servietten, löffel, zeitungen und kekse. ausserdem sind sie auf den meisten deutschen bahnhöfen der einzige ort an denen man kostenlos pinkeln kann. der kaffee in der db-lounge im berliner hauptbahnhof ist übrigens erstaunlich lecker. die kostenlos-kultur der db-lounge wird aber auch von einigen menschen ausgenutzt. heute abend sass ich einem älteren herrn gegenüber, der sich zu seinem kaffee auf eine untertasse ungefähr zwanzig kostenlose, einzeln verpackte kekse gepackt hatte und sich ungefähr 5 minuten damit beschäftigte die kekse auszupacken, in seinen mund zu schieben und sie genüsslich und lautstark zu zerkauen.
vor ein paar wochen hab ich den typen übrigens auf youtube gesehen.
stefan winterbauer schreibt erstaunliches:
Auch in den USA haben die Einwohner der Bundesstaaten Oregon, Washington und jüngst Massachusetts wegen des Ausspähens privater Daten eine Sammelklage gegen Google eingereicht.
das sind 3826000 (oregon), 6664000 (washington) und 6594000 menschen, in summe also 17084000 menschen, die eine sammelklage gegen google eingereicht haben? erstaunlich!
blödsinn ist es natürlich auch, wenn winterbauer schreibt:
Offiziell wollte Google lediglich den Standort von WLAN-Netzen speichern, um seine ortsbasierten Dienste zu verbessern.
es sind nicht die „ortsbasierten Dienste“ die google mit der erfassung von wlan-netzen verbessern wollte, sondern die qualität und geschwindigkeit der ortung.
noch quatschiger ist es einen satz vorher:
Bei dem Abfotografieren von Häusern und Straßenzügen hatten die Google Autos, versehentlich wie es heißt, sensible Daten aus ungesicherten, privaten WLAN-Netzen gespeichert, u.a. Internet-Adressen und Auszüge von E-Mails.
natürlich hat google diese daten nicht nur aus ungesicherte privaten, sondern allen ungesicherten WLAN-netzen erfasst, an denen das streetview-auto vorbeifuhr. des weiteren kann man keine daten aus privaten WLANs „abfotografieren“ und autos sind denkbar ungeeignet um daten zu speichern. dafür benutzt man beispielsweise festplatten. obwohl: es kann kann natürlich sein, dass man in der meedia-redaktion daten auf 3,5 zoll oder gar 2,5 zoll autos speichert. weiss man ja nicht.
[nachtrag]
stefan winterbauer schreibt erschütternder weise im medium magazin eine kolumne namens „Blasen und Phrasen“. diese kolumne ist laut selbstbeschreibung ein „Brevier für mehr Klartext“. die haben humor!
ich frage demnächst mal beim „medium magazin“ nach, ob die interesse an einer rechtschreib- und zeichensetzungs-kolumne von mir hätten.
[nachtrag 27.05.2010, 09:20h]
stefan winterbauer hat sich in den kommentaren bedankt und den text bei meedia von „ungenauigkeiten“ und „ungereimtheiten“ befreit — freilich ohne das im text, wie er es gerne sagt, zu „kommunizieren“.