fressen und saufen bei der SPD

ulla schmidt ist gut gelaunt und meint: „dat habta aber schön jemacht!“ steinmeier isst schweinebraten, fisch gibt's auch. die nahles lacht wie die hunziker und es herrscht erstaunlich gute laune auf der andrea doria - äh im maritim dresden.
[nachtrag 22:27]
kurt becks trankt heute abend (viel) bier, steinmeier rotwein und gabriel wasser. ulla schmidt hat zwei personenschützer (hat die eigentlich noch ein amt?), kurz beck nur einen. steinmeier hat entweder unsichtbare, sehr unauffällige oder eine alte frau als personenschützer.
joachim wagner, der heute im tagesspiegel einen treffenden kommentar über die probleme der SPD schrob war auch da, wie überhaupt alle zehn oder elf politik-journalisten die ich kenne. wagner beschrieb in seinem kommentar, wie die SPD sich von der „angebliche Koalition der sozialen Kälte“ in sachen harz IV korrekturen die butter vom brot nehmen liess:
„Union und FDP entschärfen Hartz IV“: Es gab wohl keine Schlagzeile , die die SPD jüngst so ins Mark getroffen hat, wie diese Zuspitzung von Plänen der schwarz-gelben Koalition, das Schonvermögen beim Arbeitslosengeld II zu erhöhen.
hinzu kommt natürlich noch, dass sich die SPD in sachen bürgerrechten und netzkomeptenz — zumindest in der öffentlichen wahrnehmung — auch den schneid wegnehmen liess. ebenfalls im tagesspiegel las ich auf dem weg durchs funkloch nach dresden, dass „die SPD in ihren Kernkompetenzen Arbeit und Soziales deutlich an Vertrauen und Glaubwürdigkeit verloren“ habe. das geht leider am kern der sache vorbei. denn die eigentliche frage ist: wo geniesst die SPD eigentlich überhaupt noch vertrauen und glaubwürdigkeit? ich für meinen teil vertraue der SPD nicht die bohne. wer ohne mit der wimper zu zucken der vorratsdatenspeicherung, dem BKA-gesetz, dem gesetz zur online-durchsuchung und dem „zugangserschwerungsgesetz“ nicht nur zustimmt, sondern es auch noch auf seine fahnen schreibt, den würd ich noch nicht mal im traum wählen. wer weiss was die in regierungsverantwortung sonst noch alles für blödsinn machen.
und ob das mit der wiederherstellung von vertrauen klappt, wenn jemand generalsekretärin wird, die im bundestag gesetzen zustimmt die sie selbst für verfassungswidrg hält? wird sie als generalsekretärin auch weiterhin für initiativen kämpfen und sie beschliessen die sie für dumm, ungerecht, verfassungwidrig oder saudoof hält? und sigmar gabriel? dem vertraut doch noch nichtmal die SPD. ich wette ein snikers, dass gabriel das schlechteste wahlergebniss eines parteivorsitzenden der SPD seit urzeiten einfahren wird. wie kann man so naiv sein und glauben, dass so ein mann vertrauen bei wählern wecken könnte?
wo war ich? achso, ja beim SPD-parteitag in dresden, der morgen losgeht und den ich mir einen oder zwei tage lang angucken werde.
→ weiterlesendie unerträgliche lachigkeit von „wetten dass?“
ich habe mal die „wetten dass?“-sendung von samstag auf 1:25" zusammengedampft, um zu zeigen, warum ich die sendung nicht mehr sehen kann. es wird einfach zu viel gegackert:
[direktlachen]
[nachtrag 09.11.2009]
„Wie Michelle Hunziker zum Giggel-Zombie mutierte“:
Wie die 32-Jährige aufgedreht zwischen Moderator und Wettkandidaten herum sprang, dabei grundsätzlich an den falschen Stellen giggelte und in einem kruden Trapattoni-Deutsch mitunter Verwirrung stiftete, das war nur schwer erträglich. (quelle:welt.de)
[nachtrag 25.01.2010]
peer schader findet im faz-fernsehblog, dass „Michelle Hunziker bei »Wetten dass..?« einen guten Job macht“. nicht weil sie gackert, sondern weil sie „ackert“.
nicholas carr über „unsere zukunft in der matrix“
sehr lesenswertes essay von nicholas carr in der zeit. sehr lesenswert.
[nachtrag 19:47]
und wenn wir schon bei pflichtlektüre sind, das was kristian köhntopp hier über google aufgeschrieben hat, ist etwas technischer und optimistischer als das von nicholas carr, aber mindestens so lesenswert:
Alles in allem wirkt der Ansatz von Google auf mich wie eine Firma von Physikern oder anderen Experimental-Forschern mit akademischem Background, die beschlossen haben, einmal 'so richtig' in die Wirtschaft zu gehen und ihre Methoden dort hin zu portieren. Man baut Modelle, identifiziert Abhängigkeiten und eliminiert sie konsequent und man hat keine Angst, dabei auch richtig groß zu denken und Neuland zu betreten. (weiterlesen)
kostenloskultur?
grossartige slideshow von david gillespie über das internet und das internet und das internet. viele grossartige gedanken und zitate die man den hubers dieser welt augenblicklich um die ohren schlagen ans herz legen möchte und ständig vor sich hin murmeln möchte. ein kleiner, grossartiger gedanke der die wahnwitzig bescheuerte these von der „kostenlos-kultur“ (in zeitungen und verlegerkreisen auch gerne „kostenlos-unkultur“ genannt) widerlegt:
es geht nicht um kostenlos („free“) sondern um jetzt („now“): „Given a choice between FREE and NOW, people will surprise you.“ (folie 200/263)
MP3s sind beispielsweise nicht so populär geworden weil sie umsonst waren, sondern weil sie verfügbar waren — und zwar immer und sofort. kostenlos ist ein betriebsunfall. die musikindustrie, die zeitungsverlage haben es in der dreissigjährigen geschichte des internet bis heute nicht geschafft einfache, schnelle (und faire) bezahltechnologien zu entwickeln. diejenigen die es geschafft haben im internet einfache, idiotensichere und schnelle bezahlsysteme auf den markt zu bringen, verdienen sich eine goldene nase (apple, google, amazon).
die klageweiber, die die kostenlos-kultur ständig beklagen, sind die doppelten loser. sie bekommen nichts vom kuchen ab und wissen gleichzeitig, dass das ihrem eigenen versagen geschuldet ist.
konstruktive kritik? na gut. ich glaube tatsächlich, dass die nutzer bereit sind für inhalte zu bezahlen. dafür gibt es aber mindestens drei bedingungen:
- die inhalte müssen einzeln sehr günstig sein. der apple app-store zeigt wie sowas funktionieren kann: programme für 99 oder 199 cent kaufen die leute wie bekloppt, bei software die für 80, 90 oder mehr euro über den ladentisch geht sind sie wesentlich zögerlicher. zeitungsartikel für mehr als einen euro? wer kauft denn sowas? bei vier oder fünf cent würde ich nicht lange überlegen — wenn die bezahlung extrem unkomliziert funktioniert.
- nicht nur der zahlungskomfort muss 100% schmerzfrei und barrierefrei sein, sondern auch das was ich kaufe. wenn ich für etwas geld ausgebe, erwarte ich einen gewissen mehrwert gegenüber kostenlos (siehe oben, schneller oder einfacher zu handhaben und einfacher zu besorgen). auch hier zeigt apple wie das gehen kann: die musiksammlung aus dem itunes-store kann vom bedienungskomfort mit einem elektrischen turbo-CD-regal mithalten, nein, ist besser als jedes CD-regal, egal wie high-tech. ich finde alle lieder extrem schnell, verwalte sie (mehr oder weniger) frei und nach meinem gutdünken, kann sie auf andere geräte kopieren (solange es ipods oder iphones sind) und die sammlung sieht wertig und gut aus. nur inhalte zu verkaufen reicht nicht. die werkzeuge für den umgang mit den inhalten und die präsentation der inhalte müssen ebenso überragend und mindestens der kostenlosen variante haushoch überlegen sein.
- das angebot muss allumfassend sein — oder zumindest massgeschneidert. wenn ich hinter der bezahlschranke lauter leere regale sehe oder nicht alles finde was ich suche komme ich nicht zurück.
kurz: schmerzloses (micro)payment von begehrenswerten inhalten zusammen mit überragenden werkzeugen zur verwaltung, aufbewahrung oder präsentation. wenn die hürden ganz tief liegen, ich mich nicht abgezockt fühle und das gefühl habe die inhalte anderswo nicht so einfach, komfortabel oder edel präsentiert zu bekommen, kann das auch was werden mit den bezahlinhalten.
wenn zum beispiel die filme im itunes-store biliger wären (1-2 euro, so wie für eine geliehene DVD), man die auswahl hätte untertitel oder alternative sprachen zuzuschalten und man auch in deutschland alle aktuellen amerikanischen fernsehserien bekommen könnte, würde der itunes-store unter der nachfrage zusammenbrechen und sich alle filesharer und torrent-nutzer selbst für blöd erklären. derzeit ist es aber umgekehrt. die tauschbörsen und torrentnetze bieten mir die inhalte besser auffindbar, mit grösserer, aktuellerer auswahl und bester qualität in verschiedenen sprachen an.
ein zeitungsportal in dem man alle wichtigen publikationen des landes fände, mit einer überragenden suchfunktion und bedienoberfläche, für sowas könnte durchaus ein markt bestehen. nur was machen die deutschen verlage (wahrscheinlich)? sie zimmern sich eigene portale mit komplizierten bezahlvorgängen, grausamer benutzerführung zusammen und verlangen mondpreise dafür.
paid content wird wahrscheinlich ein ebenso grandioses schauspiel abgeben wie das massenserben der dinosaurier. mit einem unterschied zu damals: wir werden zeugen sein.
tanja-anja-ursula
na super. nachdem fast niemand interesse an der porno-promotion von rammsteins neuer platte hatte, hat sich frau von der leyen ein herz genommen und das marketing übernommen. endlich hat das thema „rammstein hat ne neue platte“ die aufmerksamkeit die es nicht verdient.
„denkzettel“
Im 16. Jahrhundert hängte man Schülern in den Klosterschulen und anderen Ausbildungsstätten bei mehrmaligen Vergehen gegen die Ordnung des jeweiligen Instituts sogenannteSchandzettelan einer Schnur um den Hals, auf denen die Vergehen gelistet waren. Je nach Art der Verfehlung hatten die Schüler dieseDenkzettelmehrere Tage bei ihren Freigängen und während des Unterrichts zum Gespött der Mitschüler (auf dem Rücken) zu tragen. Daraus leitet sich der heutige Sinn des Begriffs Denkzettel, eine (auch körperliche)Strafe zur Erinnerung, ab.
Und im Fall des Privatbloggers Philipp gegen die Journalistin? Schweitzer sagt, sie dränge jetzt darauf, dass der Student eine Spende an einen Verein wie Amnesty International zahlt: "Die soll ihn natürlich nicht umbringen, aber zumindest ein Denkzettel sein."
abgesehen davon, das die taz-geschichte mit den fakten recht frei umgeht, scheint die von geschichte eva c. schweitzer und philipp „den privatblogger“ gerade wieder hochzukochen und eine interessante wendung nzu nehmen (jörg-olaf schäfers fasst das gerade auf netzpolitik nochmal knapp zusammen). was mich betrifft, wundere ich mich doch sehr über die haltung von eva c. schweitzer. in mehrfacher hinsicht.
einerseits finde ich es verständlich, dass sie die unautorisierte nutzung ihrer texte im internet unterbinden möchte und (wie sie sagt) zum aufspüren „geklauter“ artikel eine „Organisation“ beauftragt, so nach dem motto, macht ihr das mal weg, dann brauch ich mich nicht damit rumzuärgern. sie spricht davon, dass die „organisation“ eine „Schleppnetzfahndung“ durchführt und ihr anwalt „ein paar Drohbriefe“ losgeschickt hätte. an dieser stelle würde ich bereits ein paar haltungspunkte abziehen. mit persönlich ist die wortwahl ein bisschen zu martialisch. bereits hier kommen mir eher tony-soprano-assoziationen als gedanken an bob woodward in den kopf.
trotzdem, man muss eva c. schweitzer zugute halten, dass sie sich entscheidet, als sie gewahr wird, dass bei „der Schleppnetzfahndung“ auch ein „paar Blogger hängengeblieben sind, die nicht kommerziell sind“, die forderung gegen philipp fallen zu lassen. hier könnte die geschichte zuende sein. philipp hat einen ordentlichen 2155 euro-schrecken eingejagt bekommen und die von frau schweitzer beauftragte „organisation“ könnte weiter fahnden und nach dicken, bösen brocken fischen.
frau schweitzer überlegt es sich aber anders: weil ihr philipps „freunde“ dauernd emails schreiben, will sie ihn nicht mehr „vom haken“ lassen. er soll jetzt was an eine „gemeinnützige Organisation“ ihrer wahl spenden. das sagt sie hier und, siehe oben, gegenüber der taz. weil sie genervt davon ist, dass „philpp“ unterstützer findet die ihr emails schreiben oder sie kritisieren, ohne sie vorher selbst zu befragen („Wenn Sie über jemanden etwas schreiben, insbesondere, wenn es etwas Kritisches ist, müssen Sie sich mit der Person vorher in Verbindung setzen“), soll er nun doch nicht „vom haken“?
soll philipp jetzt für den angeblichen textklau büssen oder für seine freunde? so oder so: eigenartige haltung. ebenso eigenartig wie die haltung, dass man meint, man müsse sich mit jemandem den man „kritisiert“ vorher in verbindung setzten, das in-verbindung-setzten aber nicht für nötig erachtet, wenn man meint, jemand habe einen fehler gemacht und die kontaktaufnahme dann einem anwalt, samt saftiger kostennote, überlässt.
dass ich mich über diese haltung wundere hat nichts damit zu tun, dass eva c. schweitzer sich „journalistin“ nennt und philipp sich blogger nennt, oder dass ich blogger für grundsätzlich bessere menschen hielte als journalisten, sondern einzig und allein mit meinem verständnis für fairness und anstand. selbst wenn ich der meinung wäre philipp hätte mit dem zitieren von drei absätzen von frau schweitzers text unanständig gehandelt oder ihr schaden zugefügt (was ich nicht tue, was aber auch nichts zur sache tut), selbst wenn die kritik von johnny haeusler oder philipps „freunden“ frau schweitzer schlaflose nächte bereiten sollte, würde ich frau schweitzers blogtexte, äusserungen und ankündigungen als überzogen, unfair und ansatzweise selbstherrlich empfinden.
ich finde diese übergeigte absicht philipp unter allen umständen einen „denkzettel“ zu verpassen umso unverständlicher, weil beide im prinzip das gleiche problem haben, nämlich geld, bzw. wirtschaftlichen schaden. frau schweitzer hat die „organisation“ mit der „schleppnetzfahndung“ beauftragt, weil sie versuchte wirtschaftlichen schaden wiedergutzumachen, philipp hat sich an johnny und andere gewandt, weil er den „drohbrief“ von schweitzers anwalt ernst nahm und schiss hatte über zweitausend euro zahlen zu müssen. jeder der schonmal eine abmahnung samt kostennote geschickt bekommen hat, weiss was das für ein mieses gefühl ist und welche verzweiflung sich in einem breit macht, wenn man die abmahnung nicht an eine rechtabteilung weiterleiten kann oder die streitsumme auf der rechten arschbacke absitzen kann. dass philipp seinen „denkzettel“ schon längst um den hals trägt, erkennt frau schweitzer vor lauter wut über philipps „freunde“ und kritik von dritten an ihr offenbar nicht.
das ist genau das, was ich an der haltung von eva c. schweitzer nicht verstehe, jemanden den sie nach eigenen worten „am haken“ hat nicht vom „haken“ lassen zu wollen um ein bisschen mit ihm weiterzuspielen oder weil er doofe freunde hat und dabei oberlehrerhaft mit denkzetteln zu wedeln. was verspricht sie sich davon? satisfaktion? vergnügen? eine bessere und gerechtere welt?
und jetzt kommen sicher die taz-haltungsexperten gürtler und bouhs und sagen: aber sie hat doch das recht auf ihrer seite, „philipps“ zitat sei keinesfalls vom zitatrecht gedeckt und wer drei absätze ungefragt zitiert, müsse halt mit harter bestrafung rechnen, so sei das nunmal mit dem recht. aber genau da wirds dann wieder interessant, wenn man liest, wie die rechtsanwälte thomas stadler oder udo vetter die rechtliche lage um die abmahnung einschätzen. und da gehts dann von haltungsfragen plötzlich ganz schnell wieder zu rechtsfragen.
was ich aber eigentlich nur sagen wollte: ich halte menschen die anderen „denkzettel“ verpassen wollen für äusserst unangenehm.
westerwelle, essen, auf den wecker gehen
[A]ls Bürgermeister von Warschau hat Kaczynski dort den CSD verboten, nun liebe ich es, ihn beflissen grinsend auf dem Foto neben Westerwelle zu sehen.
[kann mir jemand erklären, warum küppersbusch bei seinen fragen und antworten vor jedes fragezeichen leerzeichen setzt? macht man das jetzt so?]
* * *
gerade gelesen , dass essen abhängig macht. wenn man einmal damit angefangen hat, kann man, wie bei heroin, nicht mehr damit aufhören — lebenslang. interessant.
* * *
der hardware-schalter des pre zum lautlos-schalten funktioniert konsequent: kein klingeln mehr, kein „whoosch“ beim beenden von programmen, kein gefaktes auslösergeräusch der kamera mehr. alles still und leise.
bis auf eine blödsinnige ausnahme: der wecker plärrt unbeeindruckt vom schalter.
immerhin plärrt der wecker vom pre nicht, wenn das gerät ausgeschaltet ist. fast alle anderen handys die ich bisher besass taten das: sie klingeln zwar nicht, wenn das gerät auf „lautlos“ gestellt ist, klingeln aber, wenn das gerät ausgeschaltet ist. das funktionierte beim pre auch dann nicht, wenn er es könnte: bis der pre hochgefahren ist und einen geweckt hat, hat man längst verschlafen.
schweine-bär
interview mit einem „digital native“ (mit mir)
anja assion hat auf telemedicus einer 14jährigen gymnasiastin fragen gestellt. ich habe mir gedacht, die fragen kann ich auch beantworten und mit dem internet-gedöns kenn ich mich auch ein bisschen aus.
hier also die geklauten und teilweise aufgemöbelten fragen von anja assion und meine antworten:
Felix*, deine Generation wird als „Digital Natives” bezeichnet. Sagt dir dieser Begriff etwas?
ich dachte unsere generation heisst „generation upload“ oder „kostenlos-kultur“ oder „golf“? aber den begriff „digital natives“ hab ich schonmal gehört. das soll wohl bedeuten, dass man es mit einer generation zu tun hat, die mit dem internet aufgewachsen ist.
Du bist 40 Jahre alt und hast natürlich auch einen eigenen Computer. Seit wann besitzt du ihn und musst nicht mehr den Familien-PC benutzen?
einen eigenen computer habe ich seitdem ich dreizehn bin. mit zwölf jahren habe ich in irgendeiner zeitschrift eine anzeige gesehen, die einen ZX81 für 249 DM anoncierte und für das gerät ein 14 tägiges rückgaberecht anbot. also hab ich mir den ZX81 gekauft und nach zwei wochen zurückgeschickt. danach folgte ein TI99/4A von texas instruments, ein C64, ein PC mit nem 80386er prozessor und windows 1.0 und danach mehrere apple-geräte, zuerst ein LCII, ein Performa 640, ein PPC6300, zwei PowerBooks und aktuell ein schwarzes macbook. das macbook habe ich immer bei mir.
einen familien-PC gabs in meiner familie noch nie. zwar überlasse ich meist meine alten rechner meiner familie, aber in meiner familie herrscht eher eine „ich will nen eigenn rechner haben“-mentalität.
Wo bewegst du dich denn im Internet? Hast du eine eigene Homepage bzw. einen Blog?
seit meinem studium an der uni-stuttgart habe ich eine eigene homepage, zunächst auf einem uni-server, später dann, so ab 1997 unter meiner eigenen domain schwenzel.de. seit 2001 betreibe ich die domain wirres.net, unter der ich zunächst rundbriefe an meine freunde veröffentlichte, um mir das anschreiben jedes einzelnen zu sparen. nebenbei betrieb ich noch die homepage des „institut für paraarchitektonische phänomene“, einer kleinen agentur die ich während unserers studiums mit sechs kommilitonen gründete. nebenbei aktualisierte und pflegte ich einige projektseiten an der uni, die homepage des instituts für baukonstruktion 1 (ibk1) an der architektur-fakultät und diverse andere plattformen, die ich zum rumexperimentieren und testen nutzte, unter anderem editthispage.com oder blogger.com.
seit april 2002 nutze ich wirres.net regelmässig um erlebnisse, witze, bilder, was mir so über den weg lief, mich freute oder ärgerte zu veröffentlichen. irgendwann fand ich heraus, dass man das „bloggen“ nennt, was mich aber bis heute nicht sonderlich beeindruckt.
seit kurzem benutze ich wieder facebook, pflege schon seit längerem meine xing-, linkedin-, google- und unzählige andere profile. seit ein paar jahren nutze ich auch dieses twitter-dings. studiVZ kenn ich nicht.
Und wie schaut bei dir ein normaler Tag – in Bezug auf das Internet – aus? Kannst du deinen Tagesablauf beschreiben, also wie oft du am Tag E-Mails, Facebook- oder Twitter-Mitteilungen checkst?
morgens klingelt und weckt mich mein handy und ich werfe, sobald ich die augen öffnen kann, als erstes einen blick in meine emails und kommentare auf wirres.net. auf dem handy. danach guck ich kurz in den google-reader oder wenn da nix drinsteht auf rivva.de, spiegel.de oder zeit.de. nach der morgentoilette setz ich mich meist ein, zwei stündchen in ein café, lese meinen newsreader (derzeit eine mischung aus netnewswire und dem google-reader) leer, beantworte oder schreibe kommentare, schreibe manchmal beiträge für wirres.net oder twittere, dass ich gerade frühstücke, kaffee trinke oder mal pupsen muss.
auf dem weg zur arbeit fotografiere ich hin und wieder die stadt und schicke die bilder entweder zu twitpic oder in mein blog, früher hab ich das mit flickr.com gemacht, flickr finde ich jetzt aber doof, twitpic eigentlich auch und yfrog sowieso.
danach surfe ich auf der arbeit ungefähr acht stunden im internet, schreibe emails, ins intranet oder ins internet, telefoniere hin und wieder ein bisschen und lade mein handy auf. nach der arbeit setzte ich mich manchmal in ein café um noch ein bisschen im interet rumzusurfen, etwas ins internet zu schreiben oder das internet leerzulesen. manchmal leihe ich mir in der DVDhek eine DVD, während ich die sehe, twittere ich manchmal zitate oder meine meinung über den film ins internet. manchmal, aber nur ganz selten, schreibe ich auch einen längeren text über die DVD die ich mir angeguckt habe.
irgendwann lege ich mich ins bett, lese noch ein bisschen im google reader oder spiegel-online rum oder eine halbe seite meines buckowski-buches, das seit etwa zwei jahren in meinem bett liegt und was ich wohl nie zuende bekommen lesen werde, weil ich nie schaffe mehr als eine halbe seite zu lesen.
Welche Rolle spielt das Internet auf der Arbeit? Habt ihr auf der Arbeit Computer mit Internetzugang und lernt ihr gezielt mit dem Internet zu arbeiten, also beispielsweise darin zu recherchieren? Und werdet/wurdet ihr auf der Arbeit von euren Vorgesetzten darüber aufgeklärt, was ihr im Internet dürft und was nicht?
bei uns auf der arbeit hat jeder einen eigenen computer. ich nutze meinen eigenen rechner und den meines arbeitgebers. auf meinen eigenen will ich nicht verzichten, weil ich damit enorm schnell arbeiten kann und alles auf meine bedürfnisse und arbeitsabläufe eingespielt ist.
internet haben auch alle rechner, zumal sich unsere arbeit zum grossen teil im internet abspielt. die meisten resourcen die ich zur arbeit benötige finde ich im internet, hätte ich kein internet, wäre ich wie ein förster ohne wald oder ein metzger auf dem mond — völlig hilflos.
über das was ich im internet darf oder nicht darf, haben mich bereits meine eltern und die anwälte die mich abgemahnt oder nach abmahnungen beraten haben aufgeklärt.
Einige Gerichte haben entschieden, dass Eltern haften und Schadensersatz bezahlen müssen, wenn ihre Kinder im Internet das Recht verletzen. Denn Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren können in vielen Fällen noch nicht belangt werden. Beaufsichtigst du deine Kinder, wenn sie im Internet sind? Und hast du deine Kinder über „richtiges Verhalten” im Internet geredet?
klar haben wir mit dem kind darüber geredet. mehr oder weniger haben wir ihm dieselben sachen gesagt, die mir meine eltern als kind erzählt haben: nimm keine bonbons von fremden an, steige bei fremden nicht ins auto, sag fremden nicht, wo du wohnst und nimm sie nicht mit nach hause. zerstöre keine kaugummiautomaten, drück nicht auf feuermelder, benehme dich anderen gegenüber so wie du selbst von ihnen behandelt werden möchtest, gehe keine allzu grossen risiken ein.
Was verstehst du persönlich – unabhängig von der Meinung deiner Kollegen, Freunde oder anderen – unter „richtigem Verhalten” im Netz?
hm. ich verstehe die frage nicht. oder andersrum, ich könnte die frage auch nicht beantworten, wen ich gefragt würde, wie man sich in einer stadt richtig verhält. manche gehen in einer stadt gerne in den puff, oder zu mcdonalds, andere kochen und ficken lieber zuhause, nur ob und inwiefern das „richtig“ oder nicht „richtig“ ist, vermag ich nicht zu beurteilen.
abgesehen davon versuche ich mich so zu verhalten, dass ich niemandem schaden zufüge, keins auf die fresse bekomme und ein bisschen spass habe.
Beziehst du Musik und Filme aus dem Internet? Kostet das Herunterladen dann etwas und machst du das auch schonmal illegal?
meine frau und ich haben sämtliche unserer CDs in MP3s umgewandelt und die knapp 30 gigabyte auf einen zentralen server in unserer wohnung kopiert. die frau und das kind füllen ihre ipods mit dieser musik, ich habe irgendwann bemerkt, dass ich mich für musik eigentlich nicht sonderlich interessiere. sie stört mich eher und lenkt mich meist von dem was ich tun will ab. neue musik kauft die frau bei itunes oder amazon, eine echte CD haben wir seit jahren nicht mehr gekauft.
vor vielen jahren, als es noch „napster“ als p2p-netzwerk gab, hab ich mal ein paar lieder dort runtergeladen um damit filme zu untermalen die ich damals mit grossem vergnügen aufgenommen und geschnitten habe, seitdem befinden sich ein paar heino-stücke in meiner musiksammlung und die titelmelodie der sesamstrasse. viele mp3s habe ich während meines studiums von freunden bekommen. aber wie gesagt, wirklich interessiert für musik hab ich mich nie, deshalb hab ich auch nie gross nach musik im internet gesucht, die „illegal“ hätte sein können.
filme leihe ich mir gerne auf DVD und wenn sie sich kopieren lassen, kopiere ich mir sie auf die festplatte um sie später zu sehen. in den letzten jahren habe ich auch sehr viele fernsehserien oder filme auf DVD gekauft. manche in deutschland, viele bei amazon.co.uk. ich finde es ganz grossartig fernsehserien wann ich will und im original auf englisch zu sehen. was ich an den gekauften DVDs auch sehr mag: man kann sie auch ganz gut wieder bei amazon verkaufen, das kann man mit dem teuren (legalen) download-scheiss nicht machen.
ausserdem habe ich in den letzten jahren sehr viele DVDs im freundeskreis getauscht, bzw. gegenseitig ausgeliehen. so konnte ich alle 300 staffeln „frasier“ gucken, „the west wing“, „the wire“ und so weiter.
für eine ganze weile habe ich im amerikanischen itunes-store amerikanische serien gekauft und runtergeladen. das geht, wenn man sich in amerika itunes-gutscheine besorgt, aber als deutscher fernsehserien im amerikanischen itunes-store zu kaufen, ist, glaube ich, nicht legal und verstösst gegen alle möglichen vorschriften und AGBs die sich irgendwelche juristen ausgedacht haben. die hersteller der fernsehserien und filme meinen dass es ein besseres geschäftsmodel ist, wenn sie bestimmen wann und wo ich für eine serie oder einen film bezahle, als wenn ich es selbst bestimme. ich glaube die haben zwei dinge noch nicht begriffen: einerseits, dass die welt durch das internet sehr klein geworden ist und andererseits, dass man filme nicht untertiteln oder synchroniseren muss, um sie in europa zu verkaufen.
Hast du eine Vorstellung warum das Kopieren von Musik und Filmen im Internet in vielen Fällen nicht erlaubt ist? Findest du es richtig, dass das Hoch- und Herunterladen in den meisten Fällen nicht erlaubt ist?
naja, selbst das kaufen von musik oder filmen im internet ist in manchen fällen illegal, siehe oben. das problem ist meiner meinung nach nicht, dass es fernsehserien, filme oder musik im internet „kostenlos“ gibt, sondern dass man die sachen entweder gar nicht kaufen kann und wenn doch zu mondpreisen und oft in kaputten, funktional eingeschränkten und verkrüppelten dateiformaten. wenn in den USA ein film wie „wall*e“ hoch und runter gehypt und beworben wird, der film aber legal in deutschland erst sechs monate später rauskommt, warum wundert sich da noch jemand, dass es leute gibt die von der werbung auf webseiten so aufgegeilt wurden, dass sie sich den film irgendwo kostenlos besorgen, weil sie ihn nicht kaufen können. würde dieser markt von der industrie bedient und nicht ausgetrocknet werden, hätte sie glaube ich nichts mehr zu klagen.
wie war die frage nochmal?
Sollte man deiner Meinung nach alles, was im Internet verfügbar ist, auch frei nutzen dürfen? Oder kannst du auch die Urheber verstehen, die das nicht möchten?
witzigerweise hört man von relativ wenigen urhebern, dass sie nicht möchten, dass man ihre werke nutzt.
und: viele musiker und „urheber“ sehen das derzeitge urheberrecht mittlerweile selbst als problematisch an, schliesslich leiden sie ja teilweise selber darunter: künstler wie „danger mouse“ wurden selbst wegen angeblicher urheberrechtverstösse verklagt, weil sie die werke anderer gesampelt oder verfremdet oder rekombiniert haben.
trotzdem habe ich natürlich verständnis für leute die bestimmen wollen wie ich ihre musik höre oder ihre filme sehe oder was ich dafür zu zahlen habe, die musik und filme mit DRM oder „regionalcodes“ versehen und damit zwar nicht verhindern, dass die werke in tauschbörsen gelangen, dafür aber verhindern, dass ich die filme oder die musik, die ich bezahlt habe, sehen oder hören kann wo und wie ich will. ich habe aber auch verständnis für leute die sexuelle erregung verspüren wenn sie ausgepeitscht oder erniedrigt werden. nur ernstnehmen mag ich solche leute nicht.
teilweise kann ich das auch gut verstehen, dass kinobesitzer nicht wollen, dass DVDs schnell rauskommen, dass verleihfirmen amerikanische filme erst monate verspätet nach deutschland bringen, dass man DVDs die man in den USA kauft hier nicht benutzen und erst recht nicht kopieren kann. nur gut finden kann ich das alles nicht. (verständnis != einverstanden)
meistens hört man „wir möchten das nicht“ übrigens nicht von den „urhebern“, sondern von grossen rechteverwertern, verleihfirmen oder anwaltskanzleien.
insgesamt denke ich, ist es keine gute idee sich von einer profitorientierten branche das gesetzbuch diktieren zu lassen. ich denke es gibt da noch ein menge diskussionsbedarf, der nicht mit der frage „wollen urheber das“, sondern mit der frage „wie soll sich unsere kultur frei weiterentwickeln“ beginnen solte.
Du hast erzählt, dass du ein Profil bei Facebook hast. Wie stellst du dich dort selber dar? Wer darf sich alles dein Profil anschauen?
facebook habe ich zum erstemal vor zwei jahren benutzt und es hat mich tierisch genervt. ständig kamen irgendwelche anfragen an irgendeiner umfrage oder quiz oder sonstwas teilzunehmen und all das generierte wiederum emails die in mein postfach fielen und im weg lagen. als dann facebook auch noch anzeigen mit meinem namen (und denen von vielen anderen facebook-nutzern) schaltete, hab ich mein facebook-account bis vor drei wochen ruhen lassen.
mittlerweile haben sich die filter- und einstellmöglichkeiten bei facebook sehr verbessert. man kann recht genau einstellen mit wem man was teilen will, wer was sehen können soll und was man selbst sehen möchte oder eben nicht.
der grosse vorteil an facebook ist, dass man dort kontakt zu leuten wiederaufnehmen kann, die man schon lange aus den augen verloren hat. so habe ich wieder ein paar familien-kontakte weideraufleben lassen können, mit ehemaligen kommilitonen die sich mittlerweile in alle welt verteilt haben reden können und sogar wieder kontakt mit einigen amerikanischen freunden wiederaufnehmen können, von denen ich ein halbes leben nichts mehr gehört habe.
meine selbstdarstellung läuft aber eher über meine eignen webseiten oder dieses twitter-dings — und nicht über facebook. aber das ändert sich in diesen zeiten ja eh ständig, man geht dahin, wo einem die besten werkzeuge zur selbstdarstellung zur verfügung stehen.
Hast du das Gefühl, dass du dich zu anderen im Internet anders, vielleicht offener und direkter, als wenn sie in natura vor dir stehen?
anders bestimmt. ich überlege das was ich ins internet absondere meisten etwas sorgfältiger, als das was ich leuten in natura sage. es ist ein bisschen wie bei einem bewerbungsgespräch. da sollte man nicht wie ein roboter vorgefertigte und vorformulierte texte rausblasen, sondern einfach ein bisschen bedachter reflektierter über sich reden, als wenn man zum beispiel einem freund gegenübersitzt. ins internet schreiben, sei es bei twitter, facebook, in blogs oder sonstwo, ist definitiv anstrengender und bewusster als das was ich in natura mache. eben ein bisschen wie ein ewiges bewerbungsgespräch. mit einer ausnahme: ich strenge mich sowohl im virtuellen, als auch realen irre an, witzig zu wirken.
Ein bekannter Wissenschaftler hat einmal gesagt: „Das Internet vergisst nie.” Was meinst du, hat er damit gemeint?
wieso sagst du nicht den namen des wissenschaftlers? hast du ihn nicht im internet gefunden? oder einfach nur vergessen? menschen vergessen übrigens auch nie. alles was wir uns gemerkt haben ist noch da, auch wenn wir uns nicht erinnern.
und das internet vergisst aber durchaus. ich würde wahnsinnig gerne ein paar meiner frühen websites nochmal ansehen - fast alle sind verschwunden oder nur in fragmenten erhalten. ausserdem bin ich ein grosser freund der these, dass man durch informationsüberflutung die wichtigen informationen verdecken oder verrauschen kann. wenn man einfach ständig von sich selbst erzählt, selbst wenn alles wahr ist, sind die leute irgendwann so durcheinander, dass sie gar nicht mehr wissen was sie über einen wissen.
meine telefonnummer habe ich zum beispiel auf allen meinen seiten und profilen angegeben, auf facebook und twitter, im impressum von wirres.net und dem von schwenzel.de, bei xing, linkedin, google — überall. trotzdem fragen mich die leute ständig: „wie kann ich dich erreichen?“
ein bisschen angst machen mir allerdings doch die technologischen fortschritte der letzten zeit. durch datamining, gesichts- und musterekennung kann man das rauschen des internet (das den menschen offenbar noch immer völlig überfordert) recht klar die wesentlichen informationen und profile extrahieren. da nützt es dann bald nix mehr informationen mit gegeninformationen zuzupudern.
Hast du dir schonmal Gedanken darüber gemacht, dass dein Arbeitgeber dich dann vielleicht vor dem Bewerbungsgespräch googelt und dabei peinliche Fotos von dir findet?
naja, peinliche fotos sollte man schon bei der entstehung vermeiden. und wenn es welche geben sollte, kann man ja auch meist noch was dagegen unternehmen. trotzdem frge ich mich, ob ich bei jemandem arbeiten will, der rumstresst, weil es peinliche fotos von mir gibt. will ich bei jemandem arbeiten, der mir sagt: „wir haben hinweise im internet gefunden, dass sie schonmal betrunken waren.“
abgesehen davon: glaubst du alles was in der zeitung steht? glaubst du alles was man so googlen kann? oder willst bei jemandem arbeiten, der so denkt?
Die „Generation Internet”, der du ja angehörst, unterscheidet sich auch deshalb von früheren Generationen, weil es für sie ganz normal ist, Kontakte übers Internet zu knüpfen. Wahrscheinlich hast du auch schon Leute übers Internet kennengelernt. Wie kam es zu den Kontakten und habt ihr euch auch in der „realen Welt” schon einmal getroffen?
was denn jetzt? „digital natives“? „generation internet“? „upload“? „boheme“?
es gab in meinem leben drei vier phasen, wo ich besonders vile leute kennengelernt habe. einmal in der schule, bzw. den schulen auf die ich gegangen bin. viele von den damiligen freundschaften halten bis heute. beim studium habe ich auch unfassbar viele leute kennengelernt, ebenso bei meinem zivildienst, meiner lehre und den ersten berufsjahren.
die phase wo ich mit abstand die meisten leute kennengelernt habe, ist allerdings die, die mit diesem internet-gedöns zu tun hat. viele leute habe ich online gelesen und bewundert, don dahlmann, die gröner, den niggemeier, den lobo, den jochen aus berlin, udo vetter, svenk, den knüwer, dasnuf, malorama, die kaltmamsell, herr paulsen, nico lumma und hunderte andere — und später hab ich die alle auch mal getroffen, auf bloggertreffen, lesungen oder zum kaffee oder bier und aus vielen dieser bekanntschaften sind wunderbare freundschaften entstanden. umgekehrt fanden mich, bzw. das was man von mir im internet lesen oder sehen kann, auch ein, zwei leute gut und mit einer von denen bin ich jetzt verheiratet.
mit anderen worten, ob man sich an der uni, in einer partnerbörse, einer kneipe, im urlaub oder irgendwo im internet kennenlernt ist nicht wirklich relevant. relevant ist aber, dass das potenzial leute kennenzulernen im internet sehr viel grösser ist als in ner kneipe oder sonstwo auf der welt.
Hattest du vor Bloggertreffen Angst, dass sich in Wirklichkeit ganz andere Personen hinter den Bloggern verbergen als du erwartet hast?
nö.
Du bist erstaunlich gut über Problemfelder im Internet und Verhaltensregeln informiert. Woher hast du dein Wissen, wenn du es nicht in der Schule oder von deinen Eltern gelernt hast?
ach du scheisse. wenn ich nur wüsste, was ich bei meinen eltern, in der schule, der lehre oder der uni gelernt hätte, dann wäre ich ganz schön hohl. man muss nicht „autodidakt“ auf seiner visitenkarte stehen haben oder ständig das mantra vom lebenslangen lernen vor sich hin pfeifen, um die welt zu begreifen.
Felix, herzlichen Dank für das Gespräch!
gerne.
die fragen stammen ursprünglich von anja assion und wurden teilweise von mir modifiziert.
*name von der redaktion nicht geändert. [welche redaktion?]
[nachtrag 09.11.2009]
pop64-sven und don dahlmann haben auch die fragen oben beantwortet.
keine witze über namen!

sorry. aber das „jan geldmacher“ „geschäftsführer“ bei vodafones „firmenkundengeschäft“ sein soll, halte ich fast für eine virale kampagne von vodafone werbeagentur „schalalalala and friends“.
ob es bei vodafone in der leitung des marketing auch einen „hans dampfplauderer“ oder im vertrieb einen „klaus überdentischzieher“ oder im vorstand einen „jesper businesskasper“ gibt?
„du hure!“ — „ja schatz?“
vorgestern nacht war vor unserem schlafzimmer wieder richtig was los. die beifahrerin und ix wohnen in hamburg mit einem herrlichen blick auf den hafen und eine grössere s-bahn-station. wie am hafen, werden am s-bahnhof regelmässig äusserst dubiose wesen angeschwemmt. zu zeiten des hafenfests steigt beispielsweise die gefahr vor unserer haustür in menschliche exkremente zu treten exponentiell an. fast jeden abend werden wir zeugen davon, dass alkohol die menschen mitunter in sehr laute geist- und willenlose wesen verwandeln kann.
vorgestern nacht spielte sich ein besonders drastisches alkohol- und blödheitsinduziertes drama vor unserem schlafzimmerfenster ab. mich weckte lautes, weibliches gegacker, dass sich bei genauerem hinhören als theatralisches geheule einer jungen frau bestimmen liess. unterbrochen wurde das gackergeheule von lallig-gröhligem, männlichem geschrei. er so: „arschloch!“ sie so „huuuuhaaa!“. er: „kommscht du jetzt mit?“ sie: „huuuuhaaanääääh.“ „du hure.“ „hüüüüühäääää!“ „komm jetzt!“ „haaaaaaaaaaaaaaaa! nein!“ „wo willst du denn hin? du schlampe!“ „huuuuuhaaa!“
zwischenzeitlich setze die männliche stimme zu längeren monologen an, in denen er darauf hinwies, dass heute sein geburtstag sei, sie ihm sein leben ruiniere, sie die grösste „hure“, „fotze“ und „schlampe“ des landes sei und jetzt gefälligst mit ihm nach hause kommen solle. sie zog es vor einfach hochfrequent und dauerhaft zu schreien und hin und wieder ein „nein“ oder ein „weiss nicht“ oder ein „lass mich in ruhe“ oder ein „du hast mich geschlagen“ einzuflechten. die unterhaltung war recht monothematisch, aber sehr laut. auch wenn der schreihals so sehr wankte und lallte, dass eine echte körperliche gefahr für die frau nciht realistisch schien, zogen wir nach ein paar minuten in erwägung die polizei zu rufen. just als wir diesen gedanken zuende gedacht hatten, fuhr ein polizeiwagen mit martinshorn vor, zwei polizisten stürmten heraus und liefen suchend an dem päärchen vorbei, dass jetzt plötzlich still und friedlich war, sich gegenseitig je eine zigarette anzündete und händchenhaltend in richtung u-bahn schlenderte. die tarnung und der schutz dem die frau dem typen schenkte, der sie eben noch geschlagen, bedroht und beschimpft hatte, funktionierte perfekt und die polizisten zogen unverrichteter dinge wieder ab.
die blödheit der menschen erscheint einem manchmal unerschöpflich.
und obwohl in der nacht noch ein paar andere alkoholisierte ihre diskussionen lautstark, das ganze viertel einbeziehend, vor dem s-bahn-bahnhof austrugen, ist es doch ungeheuer praktisch an einem s-bahnhof zu wohnen. für eine durchgehende nachtruhe, sollte man allerdings das fenster geschlossen halten.
das gegenteil von gut ist praktisch
das gute und gleichzeitig schlimme am älter werden ist der wachsende gleichmut. ich sehe die dinge nicht mehr so eng wie früher, mache mir weniger gedanken um dinge von denen ich früher dachte, dass sie wichtig seien — und überhaupt.
früher waren mir zum beispiel alle „praktischen“ dinge verhasst. mein credo lautete: das gegenteil von gut ist praktisch. bei manchen dingen wie handy-gürtel-schnallen, sportsandalen, einkaufkörben, rechtschreibkorrektur oder handyschutzhüllen fehlt mir bis heute die gelassenheit sie zu ertragen, aber ich bin ja auch erst 40.
gute dinge waren für mich immer unpraktisch, kompliziert und massenunkompatibel. klettverschlüsse an schuhen zum beispiel: schlimm. cowboystiefel sind zwar auch schlimm, sie sind irre unpraktisch, man neigt zum umknicken und ausrutschen, kriegt die dinger, wenn sie genau passen kaum an- oder ausgezogen und erleidet höllenqualen und blutige füsse (vorne und hinten) beim einlaufen, aber trotzdem verbrachte ich fast meine gesamte lehr- und studienzeit in ihnen.
armbanduhren: ganz schlimm, praktisch und hässlich. armbanduhren kann ich seitdem ich dreizehn jahre alt war nicht ausstehen und zog es seitdem vor ganz ohne tragbare uhr zu leben (bis ich mir vor ungefähr zehn jahren meine erste taschenuhr [aka handy] zulegte). ohne tragbare uhr zu leben funktioniert übrigens ganz prima: uhren sind so ziemlich das allgegenwärtigste was es auf der welt gibt. auf der strasse ist immer ein kirchturm in sicht oder ein auto mit einer uhr oder irgendein automat. ausserdem funktioniert die innere uhr minutengenau, wenn man sie regelmässig nutzt.
ganz schlimm fand ich auch „praktische“ und „pflegeleichte“ frisuren und zog es — seit ich die haare auf meinem kopf bewusst wahrnahm — vor, meine haare mit seife, gel, wachs und diversen reib- und zugbewegungen in irgendeine form zu bringen. ich glaube ich habe die hälfte meiner jugend damit zugebracht, meine haare unordentlich aussehen zu lassen. mittlerweile habe ich dazugelernt; ich habe verstanden, dass meine haare ganz ohne aufwand (alle paar monate schneiden, alle paar tage waschen und hin und wieder etwas haarwachs reinschmieren) unordenlich aussehen lassen kann.
der VW-passat-kombi oder der golf waren für mich immer die schlimmsten vorstellbaren autos, blech gewordene kompromisse im namen des nutzwerts und der vernunft. autos die ich gut fand waren unvernünftig, zu gross, zu umweltunfreundlich und familienfeindlich. früher hätte ich mich dafür verachtet, jetzt fand ich es prima, als ich mir kürzlich bei sixt einen VW-touran gemietet habe.
rucksäcke waren für mich lange zeit das hässlichste und peinlichste vorstellbare modische accessoire. ich hielt es für eine peinliche entschuldigung, rucksäcke zu tragen, weil es so praktisch sei. selbst meine „rucksackurlaube“ verbrachte ich mit reisetasche. mittlerweile passt mein ganzer hausrat und bürokram in einen kleinen rucksack und ich finde es praktisch, immer alles bei mir zu haben ohne lange arme oder gleichgewichtsstörungen beim umhertragen meines hausrates zu bekommen. das ein rucksack zum anzug bescheuert aussieht ist mir klar, aber witzigerweise auch völlig schnurz.
[anmerkung: in vorherigen absatz ist eine dramaturgische notlüge versteckt.]
leute mit handys fand ich, seit die ersten koffer-handys aufkamen und handys in deutschland noch für ein italienisches modeaccessoire zum angeben gehalten wurden, grundsätzlich peinlich. handys waren praktisch (uh) und angeberisch (bäh). grundsätzlich hat sich an dieser einschätzung zwar nichts geändert, aber seitdem vor etwa zehn jahren mein widerstand gegen mobiltelefone brach, trage ich mein handy fast immer bei mir, vorzugsweise in der hand und gebe meist erfolglos (aber immer hemmungslos) damit an.
woran ich mich aber nie gewöhnen werde und wahrscheinlich auch im hohen alter nicht an mir tolerieren werde, ist funktionskleidung zu tragen, egal wie praktisch. früher habe ich meine ablehnung von funktionskleidung vielleicht ein bisschen übertrieben, als ich mit jeans, jacket und mantel ski fuhr, aber fahrradhosen, sportsandalen, sportliche multifunktions-jacken oder gar mützen werde ich erst tragen, wenn ich so alt und hilflos bin, dass ich mich nicht mehr gegen meine pfleger wehren kann. ich glaube ich würde eher erfrieren wollen als „jack wolfskin“, „the north face“, „tatonka“ oder wie diese scheusslichkeiten-hersteller alle heissen, zu tragen.
usability
im umgang mit moderner technik muss man hin und wieder konzepte erlernen, die auf den ersten blick blödsinnig erscheinen, die sich aber im laufe der zeit so einschleifen, dass man sie für unverzichtbar hält. die computermaus ist so eine eine sache oder die tatsache, dass auf meinem laptop immer rechts oben die uhrzeit und das datum angezeigt werden. die uhrzeit oben rechts vermisse ich oft beim zeitungslesen.
verstörend wird es aber, wenn es zu viele bedienungsschnittstellen für eine sache wie zum beispiel das um- oder weiterblättern gibt. zeitungen blättert man um, webseiten (auf einem macbook) scrollt man mit zwei fingern (oder der zunge) und webseiten oder listen auf (echten) smartphones schiebt man „kinetisch“ mit dem finger hoch oder runter. das führt dann in der praxis oder beim wechsel der lesemedien dazu, dass ich mitunter versuche die zeitung mit zwei fingern zu scrollen, webseiten auf dem macbook mit zwei fingern hoch statt runter scrolle und auf dem pre versuche seiten durch schleuderbewegungen zu scrollen.
diese phänomene ziehen mittlerweile weite kreise bei meinem medienkonsum:
- seit ich twitter, friendfeed, facebook und anderes web2.0-gedöns nutze, will ich bei allem was ich lese einen „like“-button oder favoriten-stern setzen können.
- seit ich „mein rivva“ oder andere twitter-apps nutze, will ich mich überall mit einem klick auf „sign in with twitter“ anmelden können.
- seitdem ich die bookmarklet-pseudopopups, als layer die sich über eine vorhandene seite legen, von instapaper oder friendfeed kenne, nerven mich echte popup-browser-fenster.
- seit ich beim google-reader mit n (next) und p (previous) von beitrag zu beitrag springen kann, spüre ich das starke bedürfniss, das auf allen webseiten machen zu können.
vermutlich werden uns diese verschiedenen bedienkonzepte letztendlich alle in den wahnsinn treiben und uns in zehn jahren wieder alles ausdrucken lassen.
glitzerman

manuel zonouzi
westwerk, admiralitätsstrasse 74, 20459 hamburg
montag bis freitag: 16 uhr bis 19 uhr samstag: 13 uhr bis 16 uhr
advent, advent
killer-applikation für den pre?

irgendwer hat gesagt, dass dem pre noch eine „killer applikation“ fehle. ich finde ja, dass das eingebaute adressbuch bereits die killer-applikation des pre ist: es füllt sich automatisch.
die grundidee ist einfach: kontaktdaten werden aus verschiedenen (online-) quellen zusammengeführt und die kontaktdaten einer person aus verschiedenen quellen werden gemeinsam angezeigt. derzeit bietet das pre-adressbuch vier quellen für adressdaten an: die SIM-karte, das google-adressbuch, facebook-kontakte und kontaktdaten von einem exchange-server. webos 1.3 bietet, soweit ich das sehe auch linkedin als quelle an. deutsche pre-benutzer müssen noch mit der webos-version 1.1 vorlieb nehmen und werden wohl erst für die webos version 1.3 ein update bekommen.
nachdem man also seine google-account-daten (oder seinen exchangeserver-zugang) in den pre eingegeben hat, synchronisiert der pre alle adressen über das internet aus dem google-adressbuch. gibt man dann auch noch seine facebook-account-daten ein, ergänzt sich das adressbuch und eventuell bereits vorhandene kontaktdaten automatisch um die freigegebenen kontaktdaten seiner facebookkontakte. damit hat man ein sich automatisch aktualisierendes und füllendes adressbuch.
web.de hat sowas vor jahren auch mal versucht. die idee war, wie fast alles von web.de, von vorneherein zum scheitern verurteilt: wenn man die adresse eine kontaktes vervollständigen lassen wollte, bekam derjenige eine mail von web.de, mit der bitte seine daten zu vervollständigen. das hat natürlich kaum einer gemacht; zu umständlich, intransparent und ohne jeden nutzen für den vervollständiger. bei facebook, aber auch xing oder linkedin sind die leute eh schon und pflegen ihre persönlichen daten sorgfältig.
diese daten zentral anzapfen und zusammenführen zu können ist schon ziemlich genial.
für linkedin hat palm den adressbuchzusatz entwickelt, wie adam nash in einem kommentar auf dem linkedin-blog erklärt, ähnlich dürfte es mit der integration von facebook ins pre-adressbuch gelaufen sein. die frage ist jetzt natürlich: was macht xing? einen plugin für die windows-version von microsoft-outlook, die eine synchronisierung der adressen aller xing-kontakt erlaubt, hat xing bereits entwickeln lassen. vor allem was macht o2, als deutscher vertriebspartner des palm pre? gibt es gespräche mit den grossen sozialen netzwerken um möglichkeiten anzubieten die daten mit dem pre-adressbuch abzugleichen? die erfahrung mit deutschen technologie-unternehmen zeigt ja eher, dass wir auf solche inovativen zwei bis drei ewigkeiten warten können.
im detail zeigt sich übrigens, dass die palm-adressbuchfeatures auch nicht ganz unproblematisch sind. das eigene referenz-, bzw. hauptadressbuch vom desktop auf einen google-, apple- oder gemieteten exchange-server zu packen erfordert mindestens soviel mut wie in ein flugzeug zu steigen oder eine griechische fähre zu benutzen. die frage bei diesem ganzen cloud-computing-gedöns ist ja nicht ob es irgendwann sicherheitslücken geben wird, sondern wann — und ob es einen erwischt. meine erfahrungen in den letzten wochen und monaten lassen mich zunehmend misstrauisch werden.
auch scheisse, wenn ein facebook-kontakt eine vertippte oder falsche telefonnummer angibt, priorisiert das palm adressbuch diese falsche nummer, offenbar weil es davon ausgeht, dass die leute ihre eigene telefonnummer besser kennen als jemand anders. selbst wenn man die google-adresse im adressbuch als „primäre“ adresse auswählt, bleibt die falsche facebooknummer aktiv und verdeckt die richtge aus dem googleadressbuch. so konnte ich heute die beifahrerin nicht anrufen, weil sie im facebook die nummer als +490179… statt +49179 angegeben hatte.
solche bugs werden sicher nach und nach aus dem pre getilgt, die updatefrequenz der firmware ist hoch und der komfort der firmwareupdates relativ hoch, nämlich automatisch, übers netz. das kann zwar auch in die hose gehen, aber wenn ich überlege wie firmwareupdates mit nokia-handys oder — noch schlimmer — windows-mobile-geräten ablaufen, nämlich ausschliesslich über windows-desktop-rechner und meist mit komplettem zurücksetzen und löschen des geräts, ist allein schon das auto-update des pre ein killer-feature.
achso, bevor ichs vergesse, auch die sonstige bedienung des pre-adressbuchs ist äusserst angenehm. shortcuts und kurzwahlen kann man einfach angelegen, einzelne einträge lassen sich systemweit einfach über die anfangsbuchstaben des namen finden, einzelne klingeltöne lassen sich direkt im adressbuch zuweisen, ebenso notizen die man beim nächsten anruf der person anzeigen lassen kann.
besonders angenehm ist, dass sich das adressbuch auch die aktuellen kontaktbildchen von facebook holt. noch superer wäre es natürlich wenn auch noch twitter ins adressbuch integriert würde. dann hätte man das adressbuch mit noch mehr bunten bildchen gefüllt und könnte man aus dem adressbuch nicht nur direkt eine SMS oder AIM oder jabber-nachricht schreiben, sondern auch gleich eine twitter direct-message.
was ich aber eigentlich sagen wollte: der pre hat mich nach fast zwei jahren abstinenz dazu gebracht wieder facebook zu nutzen. wenn das kein killer-feature ist.
[nachtrag]
sag ich doch (wenn auch in einem anderen zusammenhang): „killer-applikation“ adressbuch.
joachim huber fordert mehr ungerechtigkeit und willkür im internet
joachim huber hat wieder irgendwas über das internet geschrieben. nachdem er im dezember 2007 feststellte, dass urheberrechtsverletzer „auf der Erde, zu Wasser, […] in der Luft“ und „im netz“ „belangt“ würden, stelte er im juni 2009 fest, dass das internet ein rechtsfreier raum sei. jetzt, im oktober 2009, findet er es „eine gute idee“, dass die neue regierung „gegen piraterie“ im internet vorgehen will, was die gesetzeslage laut 2007er-huber zwar schon lange erlaubt, den 2009er huber aber nicht weiter juckt.
joachim huber meint:
Der Begriff vom fremden geistigen Eigentum, der steht in Rede, soll gestärkt werden. Er bedeutet die Umkehrung einer gesellschaftlichen Mentalität.
weil weder ich noch (wahrscheinlich) irgendwer anders versteht, was er damit meint, bemüht huber eine sensationelle und entlarvende analogie:
Anders: Wenn in Deutschland die unrechtmäßige Mitnahme von kalt gewordenen Maultauschen ein Kündigungsgrund ist, dann kann das illegale Downloaden von kostenpflichtigen Maultaschenrezepten nicht übergangen werden.
huber fordert also, dass bagatell-delikte im internet übermässig hart und unnachgiebig bestraft werden, genauso wie das hin und wieder im offline-bereich geschieht. aber warum benutzt huber gerade eine kündigung als beispiel, die quer durch die gesellschaft „empörung“ und „verständnislosigkeit“ ausgelöst hat, die als „fatales signal“ wahrgenommen wird oder von den gewerkschaften als „schändlich“ bezeichnet wird? will sich huber wirklich dafür einsetzen, das im internet im grossen stile bagatell-delikte verfolgt werden? will er erreichen, dass künftig mehr als ungerecht und willkürlich empfundene urteile gefällt werden, insbesondere im zusammenhang mit dem internet? soll der download von urheberrechtlich geschützen dateien genauso drakonisch bestraft werden wie in hubers beispiel, nämlich mit dem entzug der wirtschaftlichen exitstenzgrundlage?
ich fürchte tatsächlich, dass huber das genauso meint und zwar vor allem in dem sinne, dass urheberrechtsfragen keinesfalls etwas sind, über das demokratisch entschieden oder diskutiert werden sollte. hier geht es um einzel- und eigeninteressen, da sollen mehrheiten, gesellschaftliche strömungen oder normale menschen nicht mitreden oder mitbestimmen.
huber möchte nicht wahrhaben, dass das konzept des angeblichen „geistigen eigentums“ in einer wissensgesellschaft ständigen transformationen und diskussionen ausgesetzt ist. das maultaschenbeispiel zeigt, dass huber sich durchaus bewusst ist, dass die verschärfung des urheberrechts, die einführung eines leistungsschutzrechts und die privilegierung von „werkvermittlern“ und deren ökonomischen interessen von den meisten menschen als überzogen, unfair, ungerecht und empörend empfunden werden wird. seine analogie illustriert das wunderbar. kann natürlich auch sein, dass sich huber aus versehen in den fuss analogiert geschossen hat.
[apropos maultaschen-kündigung: hier kann man nachlesen wie joachim huber seinen job nicht verlor.]
„Deutsche Journalisten! Die Blogger wollen euch eure Villen im Tessin wegnehmen!“

staeck 2.0: sehr passende illustration zu einem artikel von wolfgang michal zu klaus ich-war-mal-cool staeck auf carta
Aber offensichtlich ist [Klaus Staeck], zusammen mit der SPD, irgendwann im letzten Jahrhundert eingerostet
[zum thema auch lesenswert: jens scholz.]
!!!!!!!:WLAN Schalter an der Rückseite !!!!!!

ich finde ja, ausrufezeichen sollten zurückhaltend eingesetzt werden! ich finde wirklich, ausrufezeichen sollten zurückhaltend eingesetzt werden! ausrufezeichen sollten zurückhaltend eingesetzt werden, immer! ich sach mal, ausrufezeichen sollten zurückhaltend eingesetzt werden! ix finde, ausrufezeichen sollten zurückhaltend eingesetzt werden! nicht zu viele ausrufezeichen nutzen, finde ich! ich finde ja, ausrufezeichen sollten zurückhaltend eingesetzt werden! ich finde, ein ausrufezeichen reicht! ich finde ausrufezeichen oft überflüssig! ausrufezeichen sind ne art seuche! ich finde, wer ausrufezeichen benutzt, sollte sich zurückhalten! ausrufezeichen! ich finde die sollten zurückhaltend eingesetzt werden!
[nachtrag 24.10.2009]
interessante ergänzung von tom chivers der über „Internet rules and laws: the top 10, from Godwin to Poe“ schreibt:
[…] 10. The Law of Exclamation
First recorded in an article by Lori Robertson at FactCheck.org in 2008, this states: "The more exclamation points used in an email (or other posting), the more likely it is a complete lie. This is also true for excessive capital letters."It is reminiscent of the claim in Terry Pratchett's Discworld novels that the more exclamation marks someone uses in writing, the more likely they are to be mentally unbalanced.
According to Pratchett, five exclamation marks is an indicator of "someone who wears their underwear on the outside".
leute die mehr als fünf ausrufezeichen benutzen, tragen also ihre unterwäsche aussen. demnächst schau ich mich im saturn mal genauer um, ob ich daran den plakat-macher erkenne. [gelogen ist das mit dem WLAN-schalter allerdings nicht, hab ix kontrolliert.]
quarks & co über “Die Macht des Internets”

quarks & co über “Die Macht des Internets”, als podcast (100MB).
via netzpolitik.