jens jessen unterstellt peter kruse „rassistische rhetorik“

felix schwenzel, , in wirres.net    

jens jessen: „das netz gehört uns“

in der zeit von letzer woche schreibt jens jessen:

Fürchtet euch nicht vor dem Internet! Aber erhofft euch auch nicht zuviel davon. Es ist keine fremde, dunkle Macht. Wir sind ihm nicht ausgeliefert. Wir können es selbst gestalten.

etwas eleganter als ich es kürzlich formulierte (das internet ist scheisse, weil die welt scheisse ist) sagt er, dass man das internet (oder die welt) nur verbessern könne, wenn man daran teilnimmt und es mitgestaltet:

Es gibt keine Natur des Internets. Es gibt nur eine Menschenatur. Um die Gestalt und die Möglichkeiten des Netzes streiten sich Menschen. Die einen wollen es so haben, die anderen anders. Das ist ein politischer Streit, und er muss politisch geführt werden.

jessen betont, dass die mitsprache nicht durch „vornehm unzufriedenes Abseitsstehen“ zu haben ist, sondern nur durch einmischung. das hört sich schon um einiges differenzierter und gelassener an, als noch vor einem jahr. trotzdem kann jessen seine aufregung schwer bändigen, wenn er vortragende der re:publica stets namenslos und unspezifisch zitiert. so zitiert er peter glasers metapher von „achten Kontinent“, nennt ihn aber nicht, sondern kennzeichnet das zitat als „Zitat von dem Kongress re:publica“. peter kruses bild mit dem er „heavy internet user“ in die gruppen „Digital Residents“ und „Digital Visitors“ unterteilte, bezeichnet jessen grob verzerrend als „rasssistische Rhetorik“, mit der die „kompetenten“ von den „inkompetenten Nutzern“ unterschieden werden sollen. peter kruses namen nennt er freilich nicht namentlich, sondern gibt als zitatquelle „Internetenthusiasten […] bei dem Berliner Kongress re:publica“ an.

kann ja sein, dass jessen keinen bock hatte sich die aufzeichnungen oder slides (eins, zwei, drei) von kruses vortrag anzusehen, aber kruse rassistische rhetorik oder das brandmarken von (netz-) „Neubürgern“ als „Eindringlinge“ zu unterstellen, ist schon harter tobak. an dieser stelle scheint sich bei jessen völlige unkenntnis, mit grosser meinungsfreude und leichter arroganz zu paaren.

neben der gelegentlich etwas zu offensiv vorgetragenen ignoranz und arroganz ist jessens text aber sehr lesenswert, aber aus unverständlichen gründen nur offline verfügbar. ich habe den text heute in der zweiten klasse eines eurocitys von berlin nach hamburg im altpapier gefunden. und wenn der text da schon rumliegt, könnte man ihn doch auch ins internet stellen.

jens jessen: „das netz gehört uns“