groschenspiegel

felix schwenzel, , in wirres.net    

Hier ist ganz unten. Tiefer geht es nicht in Deutschland.
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Sie liebte ihren Dealer, weil er das Glück eines Augenblicks in seinen Taschen trug

gestern im spargel-online, von schmalzschreiber carsten holm geschroben, ein groschenroman aus dem echten drogenmilieu, mit vielen kurzen sätzen auf triefende betroffenheit getrimmt. es tritt extrem viel geistiger dünnschiss aus dem artikel, zum beispiel der irsinnige satz „Berlin, Hauptstadt der Straßenkinder“ (ich dachte hauptstadt der bundesrepublik deutschland?) oder „Der Bahnhof Zoo, die Endstation der Ausreißer.“ (ich bin da schonmal ausgestiegen ohne auszureissen).

die besetzungsliste ist ebenfalls sehr boulevardesque: ein „Herr Wohlgemuth“, dessen name von der redaktion geändert wurde kommt vor, aber auch menschen die ausschliesslich vornamen haben („Anja“, „Friseurin Jane“, „Cousin Martin“) oder gestalten die nachnamen aus einem buchstaben mit punkt haben („Martin H.“).

fehlen eigentlich nur noch die altersangaben, in klammer hinter den namen gesetzt.

mir ist ein bisschen übel.

(kurzer aussagesatz, als absatz gesetzt, ein starkes stilmittel! muss ich mir merken! das ist noch stärker als fettdruck und ausrufezeichen!) dieses massieren meiner betroffenheitsrezeptoren am kehl-zäpfchen ist unangenehm. das ist fast so schlimm wie gebeckmannt zu werden („was haben sie da gefühlt?“). egal. muss man ja nicht lesen.