drei ele­fan­ten

felix schwenzel

>

hol­ger schul­ze in den kom­men­ta­ren un­ter die­sem goo­gle­plus-dis­kus­si­ons­strang über kat­ja kull­manns face­book-glos­se in der FAS:

Ent­schei­dend ist, dass In­fra­struk­tur­platt­for­men wie Face­book oder Goog­le+ fak­tisch längst den Cha­rak­ter pri­va­ter Un­ter­neh­mens­ideen ver­las­sen ha­ben; sie wer­den mehr und mehr zu Struk­tu­ren, die für ein öf­fent­li­ches Le­bens not­wen­dig sind.

Da­mit aber fällt ihr Er­halt, ihre Pfle­ge wie auch ihre Feh­ler­be­sei­ti­gung und Kli­en­ten­be­treu­ung zu­neh­mend in den Be­reich öf­fent­lich-staat­li­cher Auf­ga­ben.

Es mag für man­chen vul­gär­mar­xis­tisch klin­gen, wäre aber nur sach­dien­lich: In­fra­struk­tur­platt­for­men soll­ten un­ter eine Rechts­si­cher­heit ver­brie­fen­de öf­fent­li­che und kom­mu­na­le Auf­sicht ge­stellt wer­den (ähn­lich wie Au­to­bah­nen, Strom­net­ze, Was­ser­ver­sor­gung etc.pp.).

Und ich bin si­cher, dass dies bald ernst­haft dis­ku­tiert wird. Auch im Zuge der be­gin­nen­den Re­kom­mu­na­li­sie­rung al­ler im neo­li­be­ra­lis­ti­schen Wahn pri­va­ti­sier­ten Ver­sor­gungs­un­ter­neh­men.

enno park auf face­book zum glei­chen the­ma:

Goog­le und Face­book müs­sen ganz drin­gend auf­hö­ren, dem User ge­gen­über an­onym auf­zu­tre­ten. Face­book und Goog­le als In­ter­net-Staa­ten. Ob sich ihr Busi­ness-Mo­dell noch rech­net, wenn sie "Äm­ter" ein­rich­ten, da­mit "Bür­ger" vor­spre­chen kön­nen?

ich so vor ner wei­le:


#bbpBox_83911901045719040 a { text-de­co­ra­ti­on:none; co­lor:#FF0000; }#bbpBox_83911901045719040 a:ho­ver { text-de­co­ra­ti­on:un­der­line; }

ei­gent­lich lau­ten die fra­gen doch nicht in­ter­net vs. pri­vat­sphä­re, app­s­to­re oder goog­le vs. trans­pa­renz, son­dern AGBs vs. bür­ger­rech­te.

23.06.2011 17:58 via Nam­bu Re­p­ly Ret­weet Fa­vo­ri­te 

@di­plix fe­lix schwen­zel

alle drei zi­ta­te zei­gen: da steht ein pferd aufm flur ein ele­fant im raum über den wir mal re­den und nach­den­ken müs­sen.

ei­gent­lich sind es drei ele­fan­ten:

  • kann es sein, dass jour­na­lis­ten bei face­book und goog­le die ein­zi­gen sind, die nach­voll­zieh­ba­re und ver­bind­li­che ant­wor­ten be­kom­men und alle an­de­ren sich in kaf­kaes­quen si­tua­tio­nen wie­der­fin­den?
  • wie ver­tra­gen sich bür­ger­rech­te und die AGBs gros­ser un­ter­neh­men? wie lässt sich rechts­si­cher­heit für kom­mu­ni­ka­ti­ons­struk­tu­ren wie goog­le+, twit­ter oder face­book si­cher­stel­len?
  • wie­viel re­gu­lie­rung ver­trägt das in­ter­net, wie­viel re­gu­lie­rung ist über­haupt mög­lich ohne die eben­falls nö­ti­gen frei­räu­me und markt­kräf­te zu zer­stö­ren?

[nach­trag 10.08.2011]
in­ter­es­san­te fol­ge­bei­trä­ge, un­ter an­de­rem von chris­toph kap­pes, der auf goo­gle­plus wei­te­re fra­gen auf­wirft, bzw. ein biss­chen ord­net. auch auf goo­gle­plus ein bei­trag von sil­van reh­ber­ger, der da­für plä­diert er­run­gen­schaf­ten un­se­rer „Rechts­kul­tur“ wie fair­ness, an­hö­rung der ge­gen­sei­te und eine un­schulds­ver­mu­tung auch beim um­gang gros­ser un­ter­neh­men mit ih­ren kun­den zu nut­zen.

eins der pro­ble­me ist na­tür­lich auch, dass un­ter­neh­men wie goog­le, face­book oder twit­ter ihre be­nut­zer gar nicht als kun­den an­se­hen, son­dern ihre wer­be­kun­den. da­für gibt es üb­ri­gens bei goog­le auch plötz­lich per­so­nel­le re­sour­cen. goog­le bie­tet ad­sen­se-kun­den an, mit ei­nem be­ra­ter ei­nen kos­ten­lo­sen te­le­fon-ter­min aus­zu­ma­chen um über key­word- und kam­pa­gnen-op­ti­mie­rung zu spre­chen. am te­le­fon! mit ei­ner ech­ten per­son!

ich habe üb­ri­gens kürz­lich mit der 1und1 hot­line ge­spro­chen. das gros­se är­ger­niss der 01805er-num­mer ist ja schon seit ner wei­le ver­schwun­den. j sei dank. ich hat­te auch schnell je­man­dem am te­le­fon, die mir er­staun­lich kom­pe­tent hel­fen konn­te. die dame war de­fi­ni­tiv kei­ne tech­ni­ke­rin, aber of­fen­sicht­lich hat 1und1 es ge­schafft die te­le­fo­nis­ten mit schritt-für-schritt an­lei­tun­gen am bild­schirm durch je­des mög­li­che sze­na­rio zu ma­nö­vrie­ren. bei mei­ner stö­rungs­mel­dung wur­de de­fi­ni­tiv ein skript ab­ge­ar­bei­tet, vie­le fra­gen las die dame ab — aber das ge­spräch war prag­ma­tisch und ef­fek­tiv und führ­te rasch zu ei­ner lö­sung. auch wenn die ver­spro­che­ne be­nach­rich­ti­gung per SMS so­bald die stö­rung aus­ge­räumt sei aus­blieb: die stö­rung ver­schwand in­ner­halb von 2 stun­den.

was ich fra­gen woll­te: wie be­kom­men wir un­ter­neh­men wie goog­le, face­book und twit­ter dazu uns als kun­den an­zu­se­hen und ent­spre­chend an­stän­dig zu be­han­deln, auch im kri­sen­fall?