straf­reis

felix schwenzel

mei­ne schwes­ter hat mal ein wun­der­ba­res chi­li-con-car­ne ge­macht. klas­si­sche mi­schung aus der glut­amat-tüte, güns­ti­gem hack­fleisch und ro­ten fla­tu­lenz boh­nen. ich mag so­was. dazu wür­de ich so­gar noch ein glas zwie­bel­saft trin­ken. zum chi­li-con-car­ne ser­vier­te mei­ne schwes­ter reis. der war so scheuss­lich, so ver­klebt, so ver­kocht, dass ich ihn „straf­reis“ nann­te. ich ass das chi­li ohne den straf-reis.

als ich eben an­fing zu schrei­ben, dach­te ich, dass die ge­schich­te mit dem straf­reis eine pri­ma ein­lei­tung zu der ge­schich­te die ich heu­te früh er­leb­te hät­te sein kön­nen. ist sie aber nicht. egal. die ge­schich­te kann auch ohne funk­tio­nie­ren­de ein­lei­tung er­zählt wer­den:

heu­te früh war ich mal wie­der beim arzt, ver­bands­wech­sel und et­was ge­gen die krämp­fe ver­schrei­ben las­sen, die das bein an dem mein lä­dier­ter fuss be­fes­tigt ist seit sams­tag plag­ten. frau fa­bri­zi­us emp­fahl mir ma­gne­si­um-brau­se­ta­blet­ten von lidl oder plus und ver­schrieb mir pil­len die den ma­gen an­grif­fen aber ge­gen krämp­fe wirk­sam wä­ren. mit ei­nem re­zept in der ta­sche, ei­nem ein­ge­zo­ge­nen rech­ten fuss und an krü­cken hum­pel­te ich den 20 me­ter brei­ten bür­ger­steig an der wie­ner stras­se ent­lang. am stras­sen­rand stand (mitt­ler­wei­le ist mir der sinn der ein­lei­tung wie­der ein­ge­fal­len) ein po­li­zei­au­to, of­fen­sicht­lich ein „straf­au­to“, ein schrot­ti­ger, häs­li­cher opel ka­dett, der of­fen­sicht­lich der de­mü­ti­gung der be­sat­zung dien­te. auf dem bei­fah­rer­sitz sass ein ner­vö­ser po­li­zist und blick­te ab­wech­selnd ins auto und auf den 40 me­ter brei­ten bür­ger­steig. als mein weg den blick des po­li­zis­ten kreuz­te sprang er auf, lief auf mich zu und frag­te mich of­fen­bar stark ver­sehr­ten und fahr­un­tüch­ti­gen krü­cken­hump­ler: „is dat dein auto?“ ich wich der fra­ge aus und ant­wor­te­te dass ich nicht fah­ren kön­ne.

les­sons lear­ned: krüp­pel wer­den in ber­lin ge­duzt, du­zen­de po­li­zis­ten wer­den von ih­ren vor­ge­setz­ten mit opel-ka­dett-strei­fen­wa­gen be­straft, au­tos wer­den erst nach aus­gie­bi­gen er­mitt­lun­gen ab­ge­schleppt.