humorkritik
als ich klein war hiessen diese mit schokolade glasierten dinger mit steifem, süssen eischaum drin „negerküsse“. es gab „negerkussbrötchen“ und ich habe mich als kind weder gefragt ob das wort „negerkuss“ jemanden beleidigen könnte oder was in diesen dingern eigentlich drin war. ich hab sie einfach gegessen, teilweise in grossen mengen und wenn ich einen haben wollte hab ich gesagt „ich hätte gerne negerküsse“. irgendwann später hiessen die dinger dann „dickmanns“ und ich habe mich auch damals nicht gefragt ob das wort „dickmanns“ irgendjemanden beleidigen könnte und habe die dinger einfach gegessen. irgendwann kam dann die diskussion auf, dass es politisch nicht korrekt sei negerküsse so zu nennen.
ich konnte die diskussion irgendwie nie so richtig verstehen. wenn ich „negerkuss“ sagte, sagte ich das ja nicht als beleidigung, sondern bezeichnete etwas was ich als solches zu benennen gelernt hatte. aber ich merkte auch, dass ich das was ich gelernt hatte und jahrelang benutzt hatte nicht so einfach umbennen konnte. das kann auch daran liegen, dass ich nie jemanden persönlich traf der sich vom wort „negerkuss“ beleidigt fühlte, sondern immer nur leute die meinten andere könnten davon beleidigt werden. also, teils aus trägheit, teils aus trotz und teils aus gewohnheit nannte ich die dinger weiter „negerkuss“, fand bestimmte dinge weiter „negertiv“ (sorry) und kaufte weiter hin und wieder schokolade von sarotti mit einem „mohr“ als logo.
bis letztes jahr. ich fragte irgendwann bevor ich einkaufen ging die beifahrerin und das kind ob ich „negerküsse“ mitbringen solle. das kind reagierte zutiefst und ernsthaft empört. das hiesse „schokokuss“! ich war beeindruckt. ernsthaft. seitdem bemühe ich mich ein bisschen mehr das wort „negerkuss“ zu vermeiden. auch die diskussion um den dummy-titel „neger“ betrachtete ich zunächst ein bisschen verständnislos, ein bisschen nach dem motto seid-mal-nicht-so-verkrampft. bis mir bov mit einem einfachen vergleich die augen öffnete.
was ich eigentlich sagen wollte: ich finde das nicht witzig. vor allem, was soll es bedeuteten? ist obama innen drin weiss, weich und klebrig? ist „mohrenkopf“ eine politische botschaft, so wie es einst der „berliner“ war, der in berlin ja bekanntermassen „pfannkuchen“ heisst? vielleicht ist der witz ja gut und ich bekomme seine dreifachbeudeutung in den falschen hals — oder bin ich irgendwie strukturkonservativ und vertrete unbewusst die these, mit essen spiele scherze man nicht? ich gebe zu, ich spiele hin und wieder auch mit dem feuer, wenn ich witze wie den von stevie wonder erzähle, der einmal gefragt worden sein soll, ob er es schlimm fände blind zu sein und geantwortet haben soll, das störe ihn nicht, solange er kein „neger“ sei. ich fand es früher auch immer witzig das wort „fotze“ im alltag zu benutzen, seit pocher und schmidt das machen geht das aber irgendwie nicht mehr. witze die von proleten, pocher oder der „bild“-zeitung gemacht werden, sind verbrannt, nicht mehr benutzbar. genauso wie witze die sich vermeintlich einfach so ergeben, auf der hand liegen. ihnen fehlt die raffinesse und das überraschungsmoment. siehe hier.