hmm?

felix schwenzel

hier sind ein paar klei­nig­kei­ten, die mir kürz­lich auf­fie­len. eher un­be­deu­ten­de sa­chen, nichts über das man sich auf­re­gen müss­te, aber für ein „hmm?“ reichts al­le­mal.


ich fin­de die­ses part­ner­ge­döns auf das sich man­che ver­an­stal­tun­gen wie zei­tun­gen oder fern­seh­an­stal­ten manch­mal ein­las­sen eher so naja. ich glau­be die ARD war mal part­ner der tour de france, was es aus mei­ner sicht ir­gend­wie schwie­rig macht mit der nö­ti­gen di­stanz über das ja be­kannt­lich nicht ganz un­um­strit­te­ne er­eig­nis zu be­rich­ten.

ge­nau­so fand ich es vor nicht all­zu­lan­ger zeit du­bi­os wie spie­gel-on­line mit par­ship „ko­ope­rier­te“ und da­mit ei­ner­seits SEO be­trieb, an­de­rer­seits statt „an­zei­ge“ „ko­ope­ra­ti­on“ drü­ber­schrieb. na­tür­lich kann man „ko­ope­ra­ti­on“ als eu­phe­mis­mus für „be­zahlt-wer­den“ be­nut­zen, ich wür­de mich aber da­ge­gen ver­wah­ren, dass mein bä­cker mit „in ko­ope­ra­ti­on mit fe­lix schwen­zel“ wirbt, nur weil ich ihm geld für sei­ne bröt­chen gebe.

al­ler­dings par­shipt spie­gel-on­line jetzt nicht mehr, son­dern nennt part­ner­su­che.spie­gel.de jetzt kor­rekt „an­zei­ge“. die an­zei­ge ist von neu.de. spie­gel-on­line hat so­gar die links auf neu.de mit „no-fol­low“ ge­kenn­zeich­net, die in­hal­te sind per if­rame ein­ge­bet­tet. das spie­gel-on­line an die­ser stel­le die such­ma­schi­nen­ver­ar­schung un­ter­lässt, fin­de ich ziem­lich lo­bens­wert.

we­ni­ger lo­bens­wert, dass der ta­ges­spie­gel das SEO-spiel von par­ship jetzt mit­spielt und eine sei­ner sub­do­mains da­für zur ver­fü­gung stellt. lei­der feh­len par­ship aber of­fen­bar die fi­nan­zi­el­len oder lo­gis­ti­schen mit­tel ein SSL-zer­ti­fi­kat für part­ner­su­che.ta­ges­spie­gel.de zu be­sor­gen, so dass der an­mel­de­pro­zess bei par­ship, wenn er über die ta­ges­spie­gel-sub­do­main ge­macht wird, lei­der völ­lig un­ge­si­chert statt­fin­det. so­wohl die in­itia­le pass­wort­über­ga­be, als auch der „wis­sen­schaft­li­che PAR­SHIP-Per­sön­lich­keits­test“ lau­fen also we­nig ver­trau­lich ab, auch wenn par­ship und der ta­ges­spie­gel an­de­res be­haup­ten:

„Ihre An­ga­ben wer­den streng ver­trau­lich be­han­delt.“ — ohne https?

tech­nisch spielt sich die ko­ope­ra­ti­on zwi­schen dem ta­ges­spie­gel und par­ship üb­ri­gens auf DNS-le­vel ab: die sub­do­main part­ner­su­che.ta­ges­spie­gel.de löst zu ei­ner par­ship IP auf. kurz ge­sagt: ta­ges­spie­gel.par­ship.de ist iden­tisch mit part­ner­su­che.ta­ges­spie­gel.de. wür­de par­ship auf das SEO-ge­döns ver­zich­ten und die do­main ta­ges­spie­gel.par­ship.de be­nut­zen, könn­te par­ship tat­säch­lich die ver­spro­che­ne ver­trau­lich­keit si­cher­stel­len. aber die ta­ges­spie­gel.de-top­le­vel-do­main scheint par­ship wich­ti­ger zu sein, als der schutz der kun­den­da­ten.

die part­ner­schaft des ta­ges­spie­gel und par­ship er­streckt sich auch auf an­de­re be­rei­che.

ta­ges­spie­gel vom 14.05.2012

wahr­schein­lich hät­te ich die ko­ope­ra­ti­ons-an­zei­gean­sa­ge gleich wie­der ver­ges­sen, wenn im wirt­schafts­teil des ta­ges­spie­gel vom letz­ten mon­tag nicht die­ser ar­ti­kel über on­line-da­ting-por­ta­le ge­stan­den hät­te. we­der in der druck-ver­si­on, noch on­line gibts ei­nen hin­weis auf das ge­schäfts­ver­hält­nis des ta­ges­spie­gels mit par­ship.

sau­ber ist das nicht.


in der ak­tu­el­len c’t gibts ein in­ter­view mit den zwei ärz­ten bela b und ro­dri­go gon­zá­lez zum ur­he­be­rechts­ge­döns. das in­ter­view zeigt ein deut­li­ches bil­dungs­ge­fäl­le in­ner­halb der band. zu ACTA meint bela b zum bei­spiel:

Bela: […] Bei ACTA, da heißt es dann „ihr wollt uns das In­ter­net weg­neh­men“. Die Leu­te wuss­ten zum Teil gar nicht, wor­um es geht, de­mons­trie­ren aber da­ge­gen.

c’t: ACTA fän­det ihr also im Prin­zip gut?

Bela: Ich habe das nicht kom­plett ge­le­sen, aber ich fin­de es nicht schlecht. ACTA soll­te die Durch­set­zung des durch­aus sinn­vol­len Ur­he­ber­rechts et­was er­leich­tern, aber nicht das In­ter­net ein­schrän­ken.

Rod: Das Pro­blem bei ACTA ist ja ge­we­sen, dass es un­ter Aus­schluss der Öf­fent­lich­keit ge­macht wur­de. Des­we­gen gab es die­se Em­pö­rung.

ich wür­de mal sa­gen dop­pel­ter punkt­ab­zug für bela b, ei­ner­seits für ah­nungs­lo­sig­keit, an­de­rer­seits für ah­nungs­lo­sig­keit ge­paart mit zei­ge­fin­ger-hy­bris. wäre ich so schlag­fer­tig wie mei­ne frau, wür­de ich bela b hin­ter­he­ru­fen: „bela b weiss zum teil gar nicht, wor­um es geht, fin­det es aber »nicht schlecht«.“ ein punkt geht an ro­dri­go fürs der de­bat­te fol­gen und ei­nen wei­te­ren ex­tra­punkt hät­te es für ro­dri­go für wei­te­res dif­fe­ren­zie­ren ge­ge­ben.

ohne jetzt all­zu­sehr auf der sach­ebe­ne rum­zu­hüp­fen, aber bela b hat na­tür­lich den knack­punkt ge­trof­fen. lei­der ver­se­hent­lich. wie weit wol­len wir ge­hen, um sinn­vol­le din­ge durch­zu­set­zen? wenn aber leu­te wie he­ri­bert prantl, die nicht un­be­dingt da­für be­kannt sind, sa­chen nicht zu­en­de zu le­sen oder über din­ge zu spre­chen von de­nen sie nur so vom hö­ren­sa­gen ge­hört ha­ben, vor ACTA war­nen, weil vor al­lem „be­mer­kens­wert“ sei, was in Acta feh­le, näm­lich „an­ge­mes­se­ne Rechts­schutz­mög­lich­kei­ten für die Be­klag­ten“ … [hmm. satz­an­fang ver­ges­sen.]

wenn also nicht nur prantl, wi­ki­pe­dia und ein paar tau­send an­de­re sei­ten und men­schen (die­ses pla­kat mag ich sehr) war­nen und sich zu dras­ti­schen mass­nah­men ent­schlies­sen, bin ich per­sön­lich — auch wenn ich kein fan von mas­sen­be­we­gun­gen bin — im­mer ein biss­chen vor­sich­tig da­mit, zu be­haup­ten die hät­ten alle kei­ne ah­nung.

aber das pein­li­che ba­lan­cie­ren zwi­schen möch­te­gern-cool­ness und be­quem ge­setz­ter ar­ri­viert­heit von bela b woll­te ich ei­gent­lich gar nicht wei­ter kom­me­tie­ren. was ich fas­zi­nie­rend fand, war et­was was ich in mei­nen 15 jah­ren als c’t-abon­nent bis jetzt noch nie in der c’t ge­se­hen hat­te: eine an­zei­ge der ärz­te.

die ärz­te in der c’t 12/2012

auch wenn hier der ein­druck ei­ner ge­fäl­lig­keit ent­ste­hen könn­te, jür­gen kuri von der c’t re­dak­ti­on sag­te mir, re­dak­ti­on und an­zei­gen sei­en und blie­ben bei der c’t streng ge­trennt. ei­nen deal an­zei­ge ge­gen ar­ti­kel gebe es bei der c’t „never“. also ha­ben die ärz­te neu­er­dings in com­pu­ter-fuz­zis IT-ent­schei­dern eine neue ziel­grup­pe ent­deckt, die zu er­rei­chen ih­nen 7390 euro an­zei­gen­preis wert ist.

IT-ent­schei­der als ziel­grup­pe für den ve­ga­nen ärz­te-anti-al­ko­ho­li­ker-pop. ich fin­de das ziem­lich „hmm“.


ich muss mir im­mer bild­lich, vor mei­nem in­ne­ren auge vor­stel­len, wie mc­win­kel für sol­che blog­ein­trä­ge zu­erst auf den dach­bo­den geht und dort sei­ne samm­lung al­ter vin­ta­ge-ma­ga­zi­ne durch­blät­tert und den gan­zen kram dann mit sei­nem iscan­ner ein­scannt und sich da­nach in den whirl­pool legt, um sich ei­nen pas­sen­den text aus­zu­den­ken. denn so stell ich mir mc­win­kel nach wie vor in mei­nem in­ne­ren auge vor: ein wit­zi­ger, fleis­si­ger und fai­rer typ, der zu­dem sei­ne feed­le­ser un­ter je­dem blog­ein­trag dazu auf­for­dert, nett zu den leu­ten zu sein („Plea­se be nice to peo­p­le.“ — frü­her stand da „Plea­se "like" WHU­DAT on face­book!“).

nur soo nett ist mc­win­kel dann doch nicht zu den leu­ten. wer die al­ten (in der tat gran­dio­sen) al­ko­hol­miss­brauchs­ak­zep­tanz-an­zei­gen ein­ge­scannt hat, lässt sich wirk­lich schwer zu­rück­ver­fol­gen: die ge­scann­ten an­zei­gen schei­nen seit min­des­tens drei jah­ren durchs netz zu fleu­chen. aber wäre es nicht nett, das „via“ statt es in <small> ge­setzt un­ter alle bil­der zu klem­men et­was auf­fäl­li­ger zu pla­zie­ren? wäre es nicht nett, den au­tor des text-ab­schnitts den mc­win­kel ko­piert und in mc­winklisch über­setzt hat zu ver­lin­ken? kann na­tür­lich sein dass mc­win­kel in sei­nen al­ten ta­gen ver­gess­lich ge­wor­den ist, aber selbst als ver­se­hen ist das eher not nice und ziem­lich hmm.