die papier-version von markus pfeifers buch hab ich mir schon vor ner weile gekauft. gedruckte bücher landen auf meinem nachttisch, damit sie mich von dort aus anstarren und mir ins gewissen reden können. damit haben sie einen vorteil gegenüber den büchern die in meiner kindle-bibliothek landen. die müssen darauf hoffen, dass sie spuren in meinem unterbewusstsein hinterlassen haben und dass sich mein unterbewusstsein gelegentlich bei mir für sie einsetzt.
mich vom nachttisch aus zu überzeugen ist trotzdem nicht leicht, ich finde meistens gute ausreden um dann doch lieber in den beleuchteten RSS-reader zu schauen, statt auf unbeleuchtetes papier.
am samstag nach der #rp25 lag ich mit fieber im bett und gab dem quengeln nach. ich schaltete die scheinwerferhelle leselampe ein, fand eine bequeme leseposition und fing an zu lesen.
novelle ist so ein grosses wort, deshalb war ich froh als ich beim lesen merkte: „ach, das ist einfach ein sehr langer und schön gesetzter blogartikel von markus!“ alles wie im blog: unaufgeregte, schnörkellose sprache, kein pathos, leichte selbstironie und selbstdistanz. das buch las sich quasi selbst, bot keinen widerstand.
obwohl das buch aus markus erinnerungen an seine jahre in utrecht besteht, weckte es ganz nebenbei erinnerungen in mir. erinnerungen daran, wie es ist jung zu sein und einen an jeder ecke offene wege und potenziale zum ausprobieren einladen. dass man eigentlich gar nicht suchen muss um fündig zu werden, weil einfach am richtigen ort sein oft schon reicht. und vor allem erinnerungen daran, wie das leben ohne handies und internet so war und welche eigenartigen geräusche altbauten manchmal von sich geben.
und, so wie alle guten bücher, blogs, artikel, filme oder videos, beantwortet springweg brennt drängende fragen, die man sich vorher gar nicht unbedingt gestellt hat: wie funktionieren hausbesetzungen? (nach streng einzuhaltenden regeln) wie bürgerlich waren hausbesetzer? (sehr)
mir hat das alles sehr gefallen, ich kam mir beim lesen vor wie ein warmes messer, das durch ein festes stück butter glitt. gelegentlich blieb ich kurz hängen, immer dann, wenn ich las, dass wieder irgendein porsche in flammen aufging oder sich wieder eine anwaltskanzlei pflastersteine einfing. da habe ich mir immer etwas einordnung, bewertung oder framing des ich-erzählers gewünscht. zumal die herstellung eines zusammenhangs zwischen brennenden porsches und brandnestern im springweg 23 ja auch literarisches potential geboten hätte. so hätte markus neben den geister- und spukgeschichten einen weiteren mystery-strang mit karma-spekulation aufmachen können.
whatever, ich hab springweg brennt gerne gelesen, fand es inspirierend und freu mich auf markus nächstes buch.
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(4/5)