das hässliche entlein

heute beim morgenspaziergang ein hässliches entlein gesehen und fotografiert. weil die beifahrerin, als ich ihr das bild eben zeigte, die anspielung nicht verstand, hab ich nochmal das märchen von hans christian andersen rausgesucht. das projekt gutenberg hat „das hässliche junge entlein“ veröffentlicht (märchen und übersetzung sind gemeinfrei) und ich habe es nochmal gelesen. mir gefällt schon der anfang:
»Ach, wie groß ist die Welt!« sagten alle Jungen. Jetzt hatten sie freilich ganz anders Platz, als da sie noch drinnen im Ei lagen. »Meint ihr, das sei die ganze Welt?« sagte die Mutter. »O nein, sie erstreckt sich noch weit über die andere Seite des Gartens hin, ja bis an den Zaun des Pfarrers; dort bin ich freilich noch nie gewesen!«
und später:
»Aber es ist herrlich, auf dem Wasser zu schwimmen!« sagte das Entlein, »herrlich, unterzutauchen und das Wasser über dem Kopf zusammenschlagen zu lassen.«
»Ja, das muß wirklich ein großes Vergnügen sein!« sagte die Henne spöttisch. »Bist du denn verrückt geworden? Frage einmal die Katze; sie ist die klügste, die ich kenne, ob es ihr so angenehm vorkommt, auf dem Wasser zu schwimmen oder unterzutauchen! Von mir selbst will ich gar nicht reden, oder frage unsere Herrschaft, die alte Frau, sie ist die klügste auf der ganzen Welt. Meinst du, sie hätte Lust, zu schwimmen oder sich das Wasser über dem Kopf zusammenschlagen zu lassen?«
»Ihr versteht mich nicht«, sagte das Entlein.
»Wenn wir dich nicht verstehen, wer soll dich dann verstehen? Du wirst doch nicht klüger sein wollen als die Katze und die Frau, von mir selbst gar nicht zu reden. Ziere dich nicht, mein Kind, sondern danke deinem Schöpfer für all das Gute, das man dir erwiesen hat. Hat man dich nicht in eine warme Stube und in einen Familienkreis aufgenommen, von dem du etwas lernen kannst? Aber du bist ein Faselhans, und es ist keine Freude, mit dir umzugehen. Du kannst mir glauben, denn ich meine es gut mit dir. Ich tadle dich offen, und daran erkennt man seine wirklichen Freunde. Gib dir nur recht Mühe, daß du Eier legen oder schnurren oder Funken sprühen lernst.«
»Ich denke, ich will in die weite Welt hinaus«, sagte das Entlein.
am ende, zum plottwist, wird das ganze sehr viel weniger subtil und driftet ins pathetisch-platte ab. aber die geschichte selbst gefällt mir weiterhin. sehr.
auf dem weg zum hässlichen entlein, beim morgenspaziergang, wurdem wir auch von drei erwachsenen schwänen überflogen. ich hätte das gar nicht gemerkt, weil sie so leise über uns hinweg segelten. frida sah sie allerdings und lenkte meinen blick nach oben. das war schon ein beeindruckendes bild. drei erwachsene schwäne, denen man ihr nicht unerhebliches gewicht von 11-13 kilo ansieht, gleiteten lautlos über uns hinweg. das fand ich fast so beeindruckend wie früher am kurt schumacher platz, wo man bis vor ein paar jahren riesige blechdosen — nicht ganz so lautlos — über sich hinwegsegeln sehen konnte.
und ein ausgewachsenenes hässliches entlein haben wir auf dem weg, im wasser natürlich auch gesehen.

und wo ich gerade beim hässlichen bin, das eigentlich sehr schön ist, die goerdeler-steg-fussgängerbrücke gefällt mir konstruktiv und visuell sehr. abgesehen davon, dass sie auch sehr praktisch ist um den westhafenkanal zu überqueren.



