die sa­che mit der of­fen­heit

felix schwenzel in artikel

mike mas­nick ge­wohnt aus­führ­lich, in ca. 2400 wor­ten, über die ten­denz das „of­fe­ne web“ mehr und mehr zu ver­ram­meln:

Across the tech po­li­cy world, peo­p­le who spent de­ca­des fight­ing for an open, ac­ces­si­ble in­ter­net are now chee­ring as that same in­ter­net gets lo­cked down, wal­led off, and rest­ric­ted. Their re­aso­ning? If it hurts AI com­pa­nies, it must be good.

ich bin da ei­ner­seits bei mike mas­nick, an­de­rer­seits … naja, is halt al­les nicht so ein­fach.

ei­ner mei­ner mu­sik­leh­rer, den ich ex­trem doof und un­sym­pa­thisch fand, sag­te mal: „wer nach al­len sei­ten of­fen ist, kann nicht ganz dicht sein.“ im wort­wört­li­chen sin­ne stim­me ich die­sem satz ohne zu zö­gern zu, er stimmt se­man­tisch und py­si­ka­lisch auch. viel­leicht stimmt er aber auch im über­tra­ge­nen sinn? ich ver­mu­te of­fen­heit ist wie gift; es kommt halt auf die do­sis an. kürz­lich habe ich ge­lernt, dass air­pods aus ak­kus­ti­schen grün­den of­fen sein müs­sen, also luft ein-und aus­las­sen müs­sen, an­de­rer­seits aber was­ser draus­sen hal­ten müs­sen. so sind air­pods zwar nach al­len sei­ten of­fen, aber trotz­dem ziem­lich dicht (zu­min­dest nach IPX4).

auf das „of­fe­ne web“ be­zo­gen wür­de ich sa­gen, dass ich es na­tür­lich toll fin­den wür­de wenn in­sta­gram oder mei­net­we­gen auch face­book, goog­le et al of­fe­ne APIs an­bie­ten wür­den, wenn es kei­ne pay­walls ge­ben wür­de oder ich mei­ne lieb­lings­se­ri­en nicht nur emp­feh­len, son­dern auch ver­lin­ken oder gleich hier ein­bet­ten könn­te wie you­tube vi­de­os. ich fän­de es toll wenn we­nigs­tens die öf­fent­lich recht­li­chen sen­der ihre sen­dun­gen mit per­ma­nent links ver­se­hen wür­den die, in­klu­si­ve der mp4-vi­deo­da­tei­en län­ger als 2 mo­na­te gleich blei­ben wür­den. wenn die sen­dung mit der maus ihr sen­d­ung­ar­chiv of­fen im in­ter­net ste­hen ha­ben wür­de. das wür­de ich al­les be­grüs­sen.

aber ge­nau­so ver­ste­he ich, dass über­all in­ter­es­sen ab­ge­wo­gen wer­den, dass ge­schäfts­mo­del­le oder die fä­hig­keit ho­no­ra­re oder ge­häl­ter aus­zu­zah­len, auch im­mer mit ei­ner ein­schrän­kung der of­fen­heit ein­her­ge­hen und es auch schon im­mer ta­ten. nicht dass ich dazu et­was wüss­te, aber was wäre das berg­hain mit ei­ner of­fe­nen tür? manch­mal ent­steht of­fen­heit erst hin­ter ge­schlos­se­nen tü­ren. manch­mal will man luft rein und raus­las­sen, aber feuch­tig­keit draus­sen hal­ten.


ich habe laut ma­to­mo pro tag, an nor­ma­len ta­gen, an de­nen kein an­de­res blog be­su­cher hier­her­schau­felt, so um die 150 bis 200 be­su­cher (uni­que vi­sits). laut cloud­fla­re habe ich in den letz­ten 24 stun­den ca. 7000 uni­que vi­sits ge­habt. wenn ich rich­tig ge­rech­net habe, sind also 97% mei­ner be­su­cher bots, craw­ler oder nut­zer die ja­va­script ab­ge­schal­tet ha­ben oder ma­to­mo blo­cken. vie­le da­von sind si­cher­lich ganz le­gi­tim hier, rss feeds che­cken, sei­ten für die su­che in­de­xie­ren oder um gros­se sparch­mo­del­le zu trai­nie­ren. ich bin da of­fen und schlies­se nie­man­den aus — aus­ser auf sei­ten die äl­ter als 5 jah­re sind. die möch­te ich nicht in­de­xiert ha­ben, weil ich kei­ne lust habe we­gen ei­nes screen­shots oder bil­des des­sen rech­te nicht zu 100% ge­klärt sind post zu be­kom­men. mei­ne of­fen­heit hat also auch gren­zen, man­che aus tech­ni­schen grün­den, man­che weil ich mir da mal was über­legt habe und da­nach nie wie­der in fra­ge ge­stellt habe, man­che aus un­acht­sam­keit.

un­ten im fuss mei­ner web­sei­te steht, dass mei­ne in­hal­te ei­ner (ver­al­te­ten) crea­ti­ve com­mons li­zenz un­ter­lie­gen. die ist so of­fen, dass je­der ar­ti­kel und bil­der von mir neh­men kann und sie tei­len und be­ar­bei­ten darf, so­lan­ge sie mei­nen na­men nen­nen und die wei­ter­ga­be un­ter den glei­chen be­din­gun­gen li­zen­zie­ren wie ich. das ist wohl sehr of­fen, aber eben auch ein biss­chen ver­schlos­sen.

in ame­ri­ka, zu­min­dest auf dem land, las­sen fast alle men­schen ihre tü­ren of­fen. gleich­zei­tig muss man da­mit rech­nen, dass man er­schos­sen wird, wenn man im länd­li­chen ame­ri­ka ein frem­des grund­stück oder haus be­tritt. mein freund hei­ner schloss sei­ne erd­ge­schoss-woh­nung, zu­min­dest den hin­ter­ein­gang, auch nie ab. die woh­nung hat troz­dem nie je­mand be­tre­ten, der sie nicht be­tre­ten soll­te. das liegt wahr­schein­lich auch dar­an, dass auch fast nie­mand das dorf (gi­chen­bach), in dem die woh­nung lag, je­mals be­tre­ten hat. die woh­nungs­tür der bei­fah­re­rin hin­ge­gen, die im­mer ge­schlos­sen war, wur­de ein­mal von ei­nem ver­wirr­ten und be­trun­ke­nem voll­idio­ten ein­ge­tre­ten, aus kei­nem nach­voll­zieh­ba­rem grund.

off­ne­heit, so viel kann man wohl sa­gen, ist kom­pli­ziert und es kommt im­mer auf den kon­text oder die lage an. ob das nun im web ist oder dem rest der welt. trotz­dem hat mike mas­nick na­tür­lich in al­len punk­ten recht und ihr könnt den den text ru­hig mal le­sen.