ob­so­les­zenz

felix schwenzel in artikel

dirk hes­se in „Elek­tro­schrott“:

Ich kam dar­auf, weil ich in ei­ner Schub­la­de ein »al­tes« iPho­ne wie­der­fand. Alt be­deu­tet: viel­leicht sie­ben Jah­re. Das Ge­rät hat kei­ner­lei Schram­men oder Krat­zer. Der Bat­te­rie­zu­stand ist bei 93 Pro­zent.

Und man kann nichts mehr da­mit an­fan­gen.

Was für ein Irr­sinn.

ei­ner­seits ja, an­de­rer­seits, ein paar jah­re kann man ein sie­ben jah­re al­tes ipho­ne durch­aus noch nut­zen. ich habe mein ipho­ne XR zwar jetzt ge­ra­de nach sie­ben jah­ren ge­gen ein ipho­ne XVII ge­tauscht. auch wenn ich jetzt kein ios26 mehr drauf in­stal­lie­ren konn­te, patch-up­dates soll das XR noch ge­le­gent­lich er­hal­ten, zeigt die er­fah­rung. ich konn­te mit dem XR ei­gent­lich al­les ma­chen, te­le­fo­nie­ren, fo­tos ma­chen, das web an­gu­cken, die woh­nung über home as­sistant und ho­me­kit steu­ern, na­vi­gie­ren, la­de­sta­tio­nen fin­den, mu­sik hö­ren und fa­xen. der bild­schirm hate nen kli­en­ne sprung und dder akku er­for­der­te viel auf­merk­sam­keit und strom. ver­mut­lich wäre in zwei bis drei jah­ren wirk­lich schluss mit ei­ner sinn­vol­len nut­zung.

un­ser mac mini von 2011 wer­kelt auch nach 14 jah­ren noch sinn­voll in der ab­stell­kam­mer. zum bei­spiel zieht er re­gel­mäs­sig alle mei­ne fo­tos aus der icloud und si­chert die auf ei­ner fest­plat­te in un­se­rer ab­stell­kam­mer. der mac mini be­spielt ein noch äl­te­res ipad bei uns an der wand, des­sen brow­ser so alt ist, dass er kei­ne home as­sistant da­sh­boards mehr ren­dern kann, mit bild­schirm­in­hal­ten via VNC. an­de­rer­seits muss­te ich dem mini auch schon zwei­mal die in­ter­ne fest­plat­te tau­schen.

über ge­schirr­spü­ler habe ich jüngst ge­lernt, dass die heiz­pum­pe ger­ne nach 10 oder 11 jah­ren mit la­ger­schä­den auf­ge­ben. mit ei­nem 80 euro er­satz­teil kann man den ge­schirr­spü­ler noch­mal wie­der­be­le­ben. ich habe mir fest vor­ge­nom­men, den ge­schirr­spü­ler min­des­tens 20 jah­re am le­ben zu er­hal­ten.

un­se­re gas­eta­gen­hei­zung dürf­te so um die 20 jah­re alt sein. sie wird jähr­lich ge­war­tet, schwä­chelt hier und da und hat vor drei jah­ren eine neue elek­tro­nik-pla­ti­ne be­nö­tigt. aber dank tado lässt sie sich ziem­lich ef­fi­zi­ent steu­ern und dürf­te auch noch min­des­tens 10 jah­re am le­ben ge­hal­ten wer­den. von der tado-cloud habe ich mich si­cher­heits­hal­ber un­ab­hän­gig ge­macht. das geht, weil auch schon die ers­ten tado-ge­rä­te ho­me­kit un­ter­stüt­zen und sich so, mit ent­spre­chen­dem auf­wand, auch lo­kal steu­ern las­sen. un­se­re hei­zung steu­er ich seit zwei win­tern mit ei­ner ei­ge­nen lo­gik und nicht mehr über die tado ser­ver. des­halb abe ich kei­ne zwei­fel, dass un­se­re tado ge­rä­te der ers­ten ge­ne­ra­ti­on (mitt­ler­wei­le auch schon fast 10 jah­re alt) auch noch 10 jah­re durch­hal­ten, egal ob es tado dann noch gibt oder tado sich ein neu­es ge­schäfts­mo­dell über­legt hat.

mie­le sei ja nicht mehr das was es frü­her mal war, höre ich im­mer wie­der. tat­säch­lich hasst die bei­fah­re­rin un­se­re mie­le wasch­ma­schi­ne (ein biss­chen). sie ist un­freund­lich zur wä­sche und macht un­se­re hand­tü­cher im­mer dün­ner. aber auch bei ihr habe ich den ehr­geiz die noch ein, zwei jahr­zehn­te am le­ben zu hal­ten. die mie­le wasch­ma­schi­nen mit de­nen ich auf­ge­wach­sen bin, also die ma­schi­nen die da­mals an­geb­lich so viel bes­ser und so­li­der gen­baut wur­den, hiel­ten üb­ri­gens auch nicht län­ger als 25 jah­re durch. wenn ich nicht irre steht bei mei­nen el­tern jetzt die drit­te ge­ne­ra­ti­on mie­le wasch­ma­schi­nen (und ich bin 56). wo­bei bei mei­nen el­tern die wä­sche­trock­ner von mie­le grund­sätz­lich nach 10 bis 12 jah­ren den geist oder rauch­zei­chen auf­ge­ben.

was ich sa­gen will: ist halt al­les kom­pli­ziert. un­ter­hal­tungs-, kom­mun­ka­ti­ons- und ar­beits-elek­tro­nik ist of­fen­bar durch den ra­pi­den tech­no­lo­gie­wan­del in der sinn­vol­len le­bens­zeit et­was ein­ge­schränkt und über­lebt sel­ten mehr als zehn jah­re. an­de­re ma­schi­nen er­rei­chen mit et­was mühe und pfle­ge so um die 20 jah­re. au­tos gel­ten so ab 30 jah­ren (un­ter um­stän­den) als old­ti­mer und ob­wohl sie durch­aus auf lang­le­big­keit aus­ge­legt sind, er­rei­chen eher we­ni­ge die­sen sta­tus. ma­schi­nen die ge­ne­ra­ti­ons­über­grei­fend hal­ten (40-50 jah­re) dürf­ten noch sel­te­ner als old­ti­mer sein.

und ich fra­ge mich: wel­ches al­ter von wel­chem au­to­ma­ten wäre nicht „irr­sin­nig“? was ist sin­nig?

ich für mei­nen teil muss sa­gen, die schö­ne neue ver­net­ze welt hat mir sehr ge­hol­fen din­ge län­ger am le­ben zu hal­ten: re­pa­ra­tur­an­lei­tun­gen sind leich­ter zu­gäng­lich als je zu­vor, er­satz­tei­le sind für mich erst­mals über­haupt ohne rie­sen­auf­stand zu­gäng­lich und dank in­ter­net fin­de ich lang­sam ge­schmack dar­an, mit lang­le­bi­gen ge­rä­ten und re­pa­ra­tur­er­fol­gen zu prah­len.