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frei­heit und frei­zeit

felix schwenzel

letz­te wo­che soll­te ich wie­der ei­nen kom­men­tar ins in­ter­net spre­chen. um mir das ein biss­chen ein­fa­cher zu ma­chen, hab ich ihn ei­nen hal­be stun­de vor­her in mei­nen lap­top ge­schrie­ben, mir da­nach stich­punk­te auf ei­ner klad­de no­tiert, mich in die nähe des nep­tun­brun­nens in ein blu­men­beet ge­setzt und in eine ka­me­ra ge­spro­chen. das er­geb­niss da­von kann man jetzt, eine wo­che spä­ter, hier se­hen.

wie schlecht ich aus­wen­dig ler­nen kann oder vor­for­mu­lier­te wit­ze ver­sau­en kann, sieht man wenn man das ori­gi­nal und das was hin­ten raus kam ver­gleicht.

ori­gi­nal:

das mit der frei­heit ist ja so eine sa­che. was ist frei­heit ei­gent­lich? vie­len fällt beim be­griff frei­heit ein bild aus der wer­bung ein: in ari­zo­na auf nem pferd ne kip­pe rau­chen. mir fällt dazu auch nicht viel mehr ein. also zu­min­dest spon­tan. frei­heit ist ja ein ziem­lich abs­trak­ter be­griff. zum letz­ten mal habe ich dar­über glau­be ich in der schu­le nach­ge­dacht, im phi­lo­so­phioe grund­kurs. dammals hab ich so ge­dacht, ab­so­lu­te frei­heit gibt es nicht, ich kann ja in ei­gent­lich kei­ner ge­sell­schaft ein­fach so frei sein und das le­ben ei­nes an­de­ren men­schen be­en­den. also das kann ich viel­leicht, aber nicht fol­gen­los. frei­heit muss also auch ir­gend­wie ein­ge­schränkt wer­den. das ist so ne art ba­lan­ce-akt. da­für hab ich da­mals ein schö­nes zi­tat ge­fun­den, lei­der kann ich mich nicht er­in­nern wer es ge­sagt hat: frei­heit ist wie eine skib­in­dung. wenn sie zu lo­cker ist, fällt man stän­dig auf die schnau­ze, wenn die bin­dung zu fest ein­ge­stellt ist, brech ich mir die bei­ne.

heu­te hab ich im ta­ges­spie­gel ei­nen an­de­ren schö­nen ver­gleich ge­le­sen. über­haupt, schö­ne über­schrif­ten heu­te im ta­ges­spie­gel. das ist ja der vor­teil von pa­pier im ge­gen­teil zu on­line: ich kann die über­schrif­ten an­ma­len, mar­kie­ren. ob­wohl on­line kann ich cut and pas­te ma­chen, also ne über­schrift in die zwi­schen­ab­la­ge ko­pie­ren und ins in­ter­net schrei­ben und kom­men­tie­ren. und ver­lin­ken. aber ich schwei­fe ab. frei­heit, stand da heu­te sei längst da­hin, die ein­zi­ge sehn­sucht die LKW-fah­rern blei­be sei die frei­zeit. LKW-fah­rer wa­ren ja auch schon im­mer der in­be­griff von frei­heit, war­um auch im­mer. jetzt ist ihre frei­heit zwi­schen fahr­ten­schrei­ber, dis­po­nen­ten und lie­fer­ter­mi­nen ein­ge­klemmt. aber ich glau­be in der über­schrift steckt mehr wahr­heit als wit­zel­sucht. frei­zeit ist ja mitt­ler­wei­le (oder im­mer schon) syn­onym für frei­heit ge­wor­den. man hört ja so, dass das zum teil auch so in der ddr ge­we­sen sein soll, da war der wunsch nach frei­heit vor al­lem der wunsch nach re­sie­frei­heit, der wunsch nach frei­zeit in ko­si­ka oder mal­lor­ca. wenn abends in ber­lin stras­sen­knei­pen we­gen ru­he­stö­rung ge­schlos­sen wer­den meint man das schrän­ke die frei­heit ein, wenn il­le­ga­le clubs ge­schlos­sen wer­den eben­so.

frei­zeit? frei­heit? (ich such ge­ra­de ne über­lei­tung). frü­her hat man ja die re­li­gi­on da­für be­nutzt die frei­heit der men­schen ein­zu­schrän­ken. du sollst nicht tö­ten, du sollst nicht fi­cken, aus­ser in der frei­zeit mit dei­ner frau, du sollst aus­ser den dro­gen die der pries­ter auch nimmt kei­en dro­gen neh­men (zack ist die über­lei­tung da!) — re­li­gi­on wur­de von ir­gend­ei­nem phi­lo­so­phen mal als opi­um für volk be­zeich­net. also so eine er­klä­rung da­für, dass frei­zeit bes­ser als frei­heit ist.

apro­pos re­le­gi­on. hier im ta­ges­spie­gel hab ich heu­te noch ein schö­nes bei­spiel ge­fun­den wie sich die kir­che frei­heit, in die­sem fal­le re­li­gi­ons­frei­heit vor­stellt. in deutsch­land herrscht ja re­li­gi­ons­frei­heit und eine ru­di­men­tä­re tren­nung von staat und kir­che. kir­chen sind öf­fent­lich recht­li­che kör­per­schaf­ten die steu­ern er­he­ben dür­fen und re­li­gi­ons­un­ter­richt ert­tei­len dür­fen.

kar­di­nal leh­mann meint nun die­se staat­li­che neu­tra­li­tät sei nicht als „un­re­flek­tier­te to­le­ranz zu ver­ste­hen“. eine rich­tig ver­stan­de­ne neu­tra­li­tät des staa­tes müs­se also „eher för­dernd und wohl­wol­lend“ sein. wohl­ge­merkt för­dernd und wohl­wol­lend ge­gen­über der ka­tho­li­schen kir­che. nicht des is­lams. dem die glei­chen rech­te wie den kat­ho­len zu­zu­ge­ste­hen sei eine falsch ver­stan­de­ne to­le­ranz.

ich habe also heu­te ge­lernt, frei­heit ist frei­zeit und neu­tra­li­tät ist ein­set­zen für das was man schon im­mer to­tal geil ge­fun­den hat.

ich mach jetzt also fei­zeit und fah­re zu mei­ner freun­din um sie nach al­lenm re­geln der kunst durch zu neu­tra­li­sie­ren.

was hin­ten raus kam:


krib­beln

felix schwenzel

ich mag pa­thos nicht be­son­ders. aber ins in­ter­net zu schrei­ben, le­ser zu fin­den (oder um­ge­kehrt) und re­ak­tio­nen zu be­kom­men ist durch und durch be­frie­di­gend. wit­zi­ger­wei­se stumpft die ge­le­gent­li­che auf­re­gung die ich vor dem ver­öf­fent­li­chen oder beim schrei­ben von ar­ti­keln manch­mal spü­re nicht ab. et­was in der öf­fent­lich­keit zu tun, eine po­si­ti­on zu be­zie­hen, sich zu ent­blös­sen, an­greif­bar, hin­ter­frag­bar zu ma­chen krib­belt. und ich mag es, die­ses krib­beln. die­ses krib­beln, das ent­steht wenn man et­was sagt, et­was auf­schreibt das un­ter um­stän­den wi­der­spruch ern­tet oder zu­stim­mung, sym­pa­thie oder aver­si­on, re­ak­tio­nen oder kei­ne re­ak­tio­nen zu be­kom­men. das ist die ei­gent­li­che mo­ti­va­ti­on ins in­ter­net zu schrei­ben.

ich weiss, es gibt men­schen die bes­ser und prä­gnan­ter und wit­zi­ger schrei­ben als ich, ich habe mich halb im ernst und halb im spass im­mer ger­ne ei­nen di­let­tan­ten ge­nannt. ich kann al­les, aber nichts rich­tig.

so ge­se­hen ist es fol­ge­rich­tig auch an­de­re sa­chen zu tun die ich nicht rich­tig kann. vor­trä­ge hal­ten oder fil­me ma­chen, zum bei­spiel. ich habe mich ent­schie­den das fil­men jetzt re­gel­mäs­sig zu ma­chen. in eine ka­me­ra rein­spre­chen, vor mich hin re­den und ir­gend­wie ver­su­chen zu ei­nem punkt kom­men ohne die po­ten­zi­el­len zu­schau­er all­zu­sehr zu lang­wei­len. ich weiss ich kann es nicht, ich weiss ich di­let­tie­re, ich weiss ich bin nicht wit­zig, ich ver­su­che es nur, herr knü­wer. und das in der öf­fent­lich­keit zu tun, das aus­zu­pro­bie­ren, krib­belt eben.

ei­gent­lich woll­te ich nur sa­gen, dass die­ser film im prin­zip acht tage zu spät ist, ich viel zu lang­sam und be­dacht rede, ich die fil­me nicht selbst schnei­de und fil­me (was ei­ner­seit gross­ar­tig ist, an­de­rer­seits eben auch zu ver­zö­ge­run­gen füh­ren kann) und dass ich mir je­des mal be­vor ich die fil­me zum ers­ten mal sehe fast in die hose scheis­se vor auf­re­gung. aber ich weiss, es wird im­mer bes­ser. hof­fent­lich. denn ich mach das jetzt jede wo­che.


schwit­zen mit jorn­a­lis­ten, teil 3

felix schwenzel

ich hat­te schon be­fürch­tun­gen dass durch das mul­ti­tas­king (zu­hö­ren, zwi­schen­ru­fen, fil­men, schwit­zen) auf die­ser ver­an­stal­tung der film für watch ber­lin to­tal pein­lich wird. mei­ne pein beim wat­chen die­ses films hält sich ei­ni­ger­mas­sen in gren­zen.

[die­ser ar­ti­kel film ist eine er­gän­zung zum bei­trag „schwit­zen mit jour­na­lis­ten“ und „schwit­zen mit jour­na­lis­ten 2“]


re­pu­bli­ca vi­deo

felix schwenzel

der film zu die­sem bild:

[nach­trag]
ich be­wun­de­re ein we­nig die­je­ni­gen die die­ses vi­deo ge­schnit­ten ha­ben und aus fast drei stun­den auf band die­sen sie­ben-mi­nu­ten film zu­sam­men­ge­stöp­selt ha­ben. tho­mas knü­wer zieht mir in dem film die zäh­ne, ste­fan fin­det sich ver­bes­se­rungs­wür­dig, john­ny fragt mich ob ich aufs po­di­um will, ma­rio er­klärt wie raum­schiff en­ter­pri­se ge­macht wird und ro­bert und mar­kus re­den so vor sich hin. nicht zu se­hen ist kor­rupt, der sich zu­erst furcht­bar über das geld­ver­die­nen-mit-blogs-pa­nel auf­reg­te und dann wirk­lich nett mit mir plau­der­te. auch nicht zu se­hen ist der po­pel den ich wäh­rend des ge­sprächs mit holm frie­be auf sei­ner ober­lip­pe ent­deck­te. eben­so wie herr blog­win­kel dem ich ne doo­fe fra­ge ge­stellt habe oder jan schmidt, dem ich meh­re­re doo­fe fra­gen ge­stellt habe.

aber dass ich den film nicht selbst schnei­den muss­te hat­te auch vor­tei­le, so konn­te ich wo­chen­en­de an­de­res ma­chen als zu schnei­den.

[nach­trag 17.04.2007]
das vi­deo gibts auch bei you­tube.