ich habe gerade 50 euro gespendet, obwohl ich diese wette gewonnen habe (sascha lobo und christopher lauer haben den erscheinungstermin ihres buchs vom 27.10 auf den 24.11 verschoben). dieser link ist (natürlich) eine aufforderung es mir gleichzutun.
ich habe die erste folge der serie gesehen und für ziemlichen schrott befunden. statt mir wie in diesem artikel empfohlen den film anzugucken, hab ich mir den comic auf ibooks gekauft. der liesse sich auf dem ipad sicherlich ganz gut lesen (hab leider keins), auf dem desktop geht’s, aber auf dem iphone macht das nur bedingt spass.
UND DAS NETZ hat mir noch eine Geschichte aus Australien erzählt. Ein Weisser und ein Aborigine waren gemeinsam im Outback unterwegs und hatten sich verlaufen. Der Weisse fand, das sei nun doch eine gute Gelegenheit, die geheimnisvollen Kräfte anzuwenden, die den Aborigines nachgesagt werden.
„Okay“, sagte der Aborigine, grub ein Mobiltelefon aus seinem Rucksack und rief einen Verwandten an.
„Ich dachte, ihr könnt per Gedankenübertragung miteinander kommunizieren.“
„Klar können wir das“, sagte der Aborigine, „aber so geht es viel einfacher.“
heiko werning sammelt die reaktionen auf einen seiner taz-artikel. katzen scheinen nicht nur allerlei getier zu töten, sondern erschreckenderweise auch den denkapparat bei einigen katzenbesitzern auschalten zu können.
Was in einer jeweiligen Gesellschaft gesagt werden kann und was nicht, ist immer das Ergebnis eines historischen Aushandlungsprozesses. Es hat nichts mit Beweisbarkeit oder absoluter, objektiver Wahrheit zu tun, sondern es ist ein Kulturprodukt, eine Übereinkunft.
[...]
Und auch ein einmal erreichter Konsens ist nicht in Stein gemeißelt, er muss immer wieder hergestellt werden, in einem ständigen und unaufhörlichen Prozess. Aber eine Gesellschaft, in der alles gesagt werden darf, gibt es nicht.
das faszinierende ist ja, dass viele konservative zum beispiel von einwanderern verlangen, unsere kultur nicht nur zu repektieren, sondern sie zu übernehmen und zu leben. wenn sie sich dann aber über angeblich meinungseinschränkende „politsche korrektheit“ beschweren, tun sie nichts anderes als sich über die eigene kultur zu beklagen. kann natürlich auch sein, dass sie ein paar hundert jahre zu spät geboren sind, und sich den kulturellen stand von damals zurückwünschen. bei kulturprodukten wie anästhesie oder zahnmedizin oder mobilität haben sie dann witzigerweise oft einen moderneren standard.
das war jetzt nur ein gedanke, der mir beim lesen der ersten absätze von antje schrupps vortrag in den sinn kam. der vortrag geht aber sehr grandios weiter. ich mag diese herleitung sehr:
Ich habe bisher von „Gesellschaft“ in einem umfassenden Sinn - eben der „deutschen“ Gesellschaft - gesprochen. Man könnte dazu auch „Mainstream“ sagen oder Hegemonie, oder Minimalkonsens oder vorherrschender Diskurs. Aber natürlich gibt es „Gesellschaft“ auch auf einer kleineren Ebene. Wir leben ständig in zahlreichen nebeneinander und parallel bestehenden, sich teilweise überlappenden oder auch gegensätzlichen Gesellschaften. Am Stammtisch einer bayerischen Dorfkneipe gelten andere Wahrheiten als im autonomen Frauenzentrum, in einer Gewerkschaft andere als im Unternehmerverband, in einer Duisburger Moscheegemeinde andere als in der Berliner Partyszene und so weiter. All diese Gesellschaften konstituieren und produzieren jeweils für ihren Kontext auf die oben beschriebene Weise eine Wahrheit. In all diesen Gesellschaften gibt es Dinge, die gesagt und zur Diskussion gestellt werden können, und andere, die als „indiskutabel“ gelten. Nur sind es eben jeweils unterschiedliche.
Früher, vor dem Internet, waren diese Sub-Gesellschaften weitgehend voneinander abgegrenzt. Ein bayerischer Stammtischbesucher verirrt sich selten in ein autonomes Frauenzentrum.
das gespräch zwischen sascha lobo und richard david precht fängt etwas gestelzt an, im gesprächsverlauf lösen sich beide aber von ihren einstudierten formeln und entwickeln sichtbar lust am differenzieren und streit. auch sehr schön, dass precht irgendwann etwas zu bildhaft und eindimensional wird und über die verüberflüssigung des arztberufs schwadroniert und anfängt über seinen stuhlgang zu reden. statt auf die quatschargumente prechts einzugehen, wischt sascha lobo den gesamten monolog prechts mit einem satz zur seite:
das ganze stuhlgangthema würde ich ungern vertiefen.
insgesamt bleibt ein ganz starker eindruck zurück: sascha lobo und precht haben sich sehr sattelfest ins thema eingearbeitet und sind in der lage präzise zu differenzieren. aber sascha lobo ist immer einen ticken differenzierter und zwei schritte weiter.
mittlerweile geht es meiner meinung nicht mehr um die frage, ob wir sascha lobo mögen oder nicht, sondern ob wir ihm trauen oder nicht. ob wir hinter ihm stehen und ihn für uns sprechen lassen oder nicht. denn sascha lobo kann für uns sprechen — und will es auch — und tut es auch. aber ab und zu muss man eben auch sagen, dass er das sehr gut tut (auch wenn man im detail anderer meinung sein mag).
wenn man den unterschied zwischen prätentiös und unprätentiös verstehen will, muss man einfach die stratossphärensprünge von felix baumgärtner und alan eustace nebeneinander halten. unter anderem bei kottke.org gefunden.
eigentlich sind es erstmal nur boote, von nem künstler gebaut.
aber ich find es gut, wenn mich leute auf gewässern nach der marke fragen und ich sage: „selbstgebaut!“. die haben extrem respekt, weil jemand, der sich mit booten auskennt, weiss, dass es ne harte angelegenheit ist, son boot zu bauen.
und wenn die leute mich dann fragen: „warum können sie das denn?“ dann sage ich natürlich: „weil ich künstler bin!“ damit tu ich dann auch was für die kunst, weil normalerweise können künstler sowas ja nicht!
ich finde das interview nicht nur deshalb super, weils meine frau geführt hat, sondern weil ich entspannte menschen sehr gerne mag. ich habe sebastian zarius zwar nur einmal kurz in hamburg gesehen, aber er erscheint mir als ein ausserordentlich entspannter und in sich selbst ruhender mensch.
stefan niggemeier zerpflückt udo ulfkotte im neu gelaunchten krautreporter männermagazin journalismus-wundertüten-dings. das stück zeigt jedenfalls, dass es sich lohnt für journalismus zu bezahlen. ich stelle mir jedenfalls vor, dass allein dieses stück von stefan die 60 euro wert war, die ich für 1 jahr wundertüte bezahlt habe. und ich freue mich nächstes jahr das selbe zu tun.
das nuf über ihren letzten krankenhausaufenthalt:
Meine Kinder konnte ich bei einem lieben Freund abgeben und dann fuhr ich ins Krankenhaus. Zehn Minuten nach der ersten Untersuchung wurde ich an alle möglichen Geräte angeschlossen und durfte mich nicht mehr eigenständig bewegen. Mein Herz schlug im Ruhezustand 130 Mal pro Minute. 70 bis 80 Schläge sind normal, ich war also tachykard. Die Blutwerte legten nahe, dass ich einen Herzinfarkt gehabt haben könnte. Ich war völlig schockiert. Ich bin 39 und gehöre in keine der bekannten Risikogruppen. Ich habe keine Vorbelastungen, kein Übergewicht, kein Cholesterin, ich rauche nicht, ich nehme nicht die Pille. Temperamentmäßig gleiche ich eher einer geschlossenen Eisdecke als einem Vulkan.
man sollte ja meinen, dass leute, die etwas verkaufen wollen, ihr produkt auch leicht kaufbar machen. verleger sehen das offenbar anders und ziehen es vor ihre kunschaft lieber zu verspotten oder den verkauf so gut wie möglich zu verhindern.
mich erinnert das an den legendären auftritt vom damaligen bahnchef heinz dürr in der WDR-sendung „ich stelle mich“, in der er gebeten wurde sich an einem bahn-fahrkartenautomaten einen fahrschein zu kaufen und damit grandios und publikumswirksam scheiterte. im unterschied zu giovanni di lorenzo erkannte dürr allerdings gleich den handlungsbedarf:
Normalerweise sage ich ja wenig zu neuen Texten, hier sei aber nochmal explizit darauf hingewiesen, dass das Erzähler-Ich nicht dem Autorinnen-Ich gleicht. Einige dieser Situationen habe ich möglicherweise so erlebt, andere vielleicht erzählt bekommen, wieder andere auf die Spitze getrieben. Sämtliche Ähnlichkeiten mit anderen Bernies und Unternehmen sind zufällig und nicht beabsichtigt.
john oliver und sein team produzieren wirklich eine sehr, sehr tolle sendung. auch wenn die sendung natürlich nur diejenigen aufrüttelt, die auch gerüttelt werden wollen, bzw. bei denen die türen eh schon offen stehen.
schade. ich fand die serie gut. und in der zweiten staffel war franka potente eine klasse bösewichtin. abgesehen davon fand ich es erstaunlich, dass in der serie zwei deutsche die hauptrollen besetzten, denen sprachtrainer wirklich jeden rest deutschen akzents ausgetrieben haben.
OH:Netzneutralität aufzugeben, um ein besseres Netz zu bekommen, ist so wie ein Bild zu verkaufen, um sich einen besseren Rahmen zu leisten.
der sohn so: "wann machen wir eigentlich mal wieder die heizung an, mir ist kalt." während er das sagt sitzt er am küchentisch in unterhose.
Die Fähigkeit - oder Unfähigkeit - zur aufgeschobenen Bedürfnisbefriedigung bei Vier- bis Sechsjährigen erwies sich als zuverlässiger Indikator für den Erfolg oder Misserfolg im späteren Leben. Wer als Fünfjährige in der Lage war, bis zu 20 Minuten zu warten, um zwei Marshmallows zu bekommen, hatte in der Regel bessere Schulnoten und war in der Ausbildung und im Beruf erfolgreicher, neigte weniger zu Übergewicht oder Fettsucht, hatte weniger Drogenprobleme und war auch in Sachen sozialer Interaktion, Freundschaften und Familie stabiler und glücklicher.
ich war ein enorm schlechter schüler, neige zu übergewicht und war in sachen sozialer interaktion eine absolute null. ich weiss aber nicht, ob das mit meiner fähigkeit — oder unfähigkeit — zu „aufgeschobener Bedürfnisbefriedigung“ zusammenhing.
Der erste Schritt der Anonymen Alkoholiker heißt “Wir gaben zu, dass wir dem Alkohol gegenüber machtlos sind - und unser Leben nicht mehr meistern konnten." Bei Medienkonsum ist das ähnlich. Je schneller man einsieht, dass man nie alle Bücher lesen wird, die einen interessieren; dass es immer irgendwo in der Filmgeschichte Lücken geben wird, die man noch nicht geschlossen hat; dass es da immer noch diese eine Serie gibt, die einem ständig Leute empfehlen und die man doch nie guckt; umso besser. Es wird einen nicht umbringen.
bester text zum umgang mit medien — und der welt — den ich seit langem gelesen habe. hat natürlich auch mit „aufgeschobener Bedürfnisbefriedigung“ zu tun, aber viel mehr mit der fähigkeit mit der furcht etwas zu verpassen umzugehen. ich halte ja gerade ein überangebot an betätigungsmöglichkeiten für die beste motivation, diese betätigung aufzuschieben. wenn alles greifbar ist, kann ich es auch gut liegen lassen.
das ist auch der grund, warum ich in berlin lebe. ich liebe das überangebot von berlin an allem. helge schneider spielt im admiralspalast? toll. guck ich mir an. kann ich aber auch in 3 wochen gucken, weil dann isser noch da. oder nächstes jahr, da kommt er auch wieder. so geht das jetzt schon seit knapp 10 jahren — helge schneider hab ich bis jetzt noch nicht wieder live gesehen. aber furcht etwas zu verpassen hab ich deswegen nicht. er kommt ja wieder.
johnny haeusler hat recht. was ich bei seiner schreibe schon lange vermisse ist die wut. wobei ich ein grösserer fan der empörung bin, als der wut. und wichtiger, was schon lange fehlt (nicht bei johnny, sondern überall) ist kreativität. unserer zeit mangelt es zwar in der summe nicht an kreativität, aber die wird komplett weggesaugt von der werbe- und filmindustrie. für den protest (gegen alles) oder aktionismus, fehlt diese kreativität.
dieser mangel an kreativität macht mich ein bisschen wütend empört mich.
verschlüsselung ist das neue bio. wo es draufsteht, greifen die leute zu. aber zu verstehen, was da eigentlich passiert ist manchmal auch sehr praktisch.
das ergibt alles sinn, was der mann von frau mierau hier schreibt. die kernthese hab ich aber trotzdem wieder vergessen: bitte selber nochmal nachlesen.
toll: das nuf über das eigentl. problem von überwachung: intention, misinterpretation, rechtfertigung und sanktion.
Selbst Dinge, die eigentlich nie geschehen noch jemals ausgesprochen wurden, haben ausreichend Potenzial zum Rechtfertigungsalbtraum zu werden. Einfach weil das Kind etwas beobachtet und sich selbst einen Reim auf die Geschehnisse macht, die nicht unbedingt dem tatsächlichen Tathergang wiedergeben müssen.
Ich halte nichts von dem naiven Anspruch, dass jeder überall und jederzeit mitreden können dürfen muss. Es steht jedem frei, sich seine eigenen Foren im Netz zu schaffen, mit seinen eigenen Regeln und Ansprüchen. Ein Recht darauf, jedem Anderen in seinen digitalen Vorgarten zu pinkeln, gibt es jedoch nicht. Deshalb habe ich auch kein Problem damit, wenn Foren oder Medien sich entscheiden, Tor-Nutzer auszusperren, Realnamen(*) oder stabile Pseudonyme verlangen und nachdrücklichen Wert auf gesitteten Umgang legen. Dass es neben solchen Orten der Zivilisation auch Schlammgruben und Haifischbecken gibt, ist der Preis, den wir für das Vorhandensein eines weltumspannenden Kommunikationsnetzes zahlen. Egal ob mit oder ohne Tor, solche virtuellen Orte wird es immer geben, so wie es sie auch in der physischen Welt immer gab.
Alle diskutieren über die Zukunft des Journalismus, über Digitalstrategien von Verlagshäusern und drehen das ganz große Rad. Dabei scheitern Leserbindung und Kundenzufriedenheit daran, woran sie schon immer gescheitert sind: an Werbung, die einen für dumm verkaufen will, und an beschissenem Service.
ich habe mich jetzt schon ein paar wochen an das neue nationalpark-OS (yosemite) gewöhnt und seit der vorletzten beta ist auch alles wieder so leistungsfähig und glattlaufend wie beim surfer-OS (maveriks). aber den artikel von john siracusa hab ich trotzdem mit grossem vergnügen gelesen.
Pocher wird nun gleich erscheinen. Heute im Postpalast wird er nichts sagen oder jedenfalls nicht viel. Keine Witze oder Beleidigungen. Er wird eine Angermaier-Tracht tragen. Er wird am Pult stehen und Regler verschieben, er wird Musik mischen und die dafür erforderlichen zackigen Bewegungen machen, Kopfhörer auf, Kopfhörer ab, Kopfhörer zwischen Kopf und Schulter klemmen, die Hände über das Mischpult fliegen lassen.
ich halte das für einen der besseren artikel, die in der letzten zeit auf welt.de erschienen. wer den artikel liest, erkennt, wie schlecht es um die welt steht.
peter mühlbauer beschreibt seine im sand verlaufene recherche:
Dort hieß es auf Fragen zu einer Aufnahme Cusperts in die UN-Terrorliste immer wieder, man rufe innerhalb der nächsten zwei Stunden zurück - aber auch das deutsche Außenministerium erwies sich in dieser Hinsicht als nicht zuverlässiger als ein deutsches Gangsterrap-Label.
eine kleinigkeit die mich wundert: wenn der berliner verfassungsschutz jemanden zum führungszirkel einer terrororganisation zurechnet, kann man ihn dann einfach einen terroristen (statt eines mutmasslichen terroristen) nennen? es mag starke indizien dafür geben, dass dennis cuspert ein terrorist ist, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass nicht alles was der verfassungsschutz sagt, von journalisten als fakt gewertet werden solle.
die überschrift ist von digg.com leicht verbessert worden, vierzig dollar pro schiss hört sich definitiv besser an als vierzig dollar pro tag. der artikel geht auch wieder darauf ein (siehe wirres.net vom 14.10), dass viele wissenschaftler grosse hoffnungen in kot-pillen, bzw. kot-transplantationen legen.
“These donors may seem very mild-mannered and think going to the bathroom is a humble thing," said Smith, “but each sample they bring in can treat four or five patients."
leben retten mit scheisse, renaissance des kots, eat shit and live — das sind mal themen, die wirklich potenzial haben.
offensichtlich bin ich jetzt schon um die 20 jahre in diesem internet. und ins internet schreibe ich demnach dann auch schon so um die 19 jahre.