vor acht jahren habe ich mal (erfolglos) versucht wladimir kaminer zum bloggen zu bewegen. und jetzt schreibt er einfach ins internet, so ungefähr seit dem märz dieses jahres — und niemand hat mir bescheid gesagt. soll ich das jetzt von hinten nach vorne durchlesen oder von vorne nach hinten?
Für Menschen, die sich bisher noch nicht mit Markdown beschäftigt haben, wird sich der Charme der hier beschriebenen Methode kaum erschließen.
für menschen wie mich, die ihr essen auf dem herd kochen und braten, erschliesst sich der charme fleisch über einer offenen flamme mit karzinogenen anzureichern und zu garen, auch nicht.
Was unterscheidet den Blogger vom Blogger? Der Publizist Magnus Klaue, der auch ab und zu im Freitag seinen Gedanken Lauf lässt, hat sich Notizen gemacht und publiziert.
und „achtermann“ hats für den freitag zusammengefasst und teilzitiert. meine reaktion war lautes gähnen.
wunderbar, sascha lobo als intellektueller in der FAZ, der anderen intellektuellen kräftig und intellektuell auf die füsse tritt. viele absätze sind mit fremdworten gespickt, obwohl sascha lobo am besten ohne fremdworte austeilt:
Strauß beklagt, dass es keine Avantgarde mehr gebe, kaum noch „neue unzugängliche Gärten“ existierten. Er übersieht, dass es beides gibt. Er hat nur offenbar keinen eigenen Zugang mehr dazu. [...]
Für die Zugänglichkeit spielt es kaum eine Rolle, ob eine Nadel im Tresor oder im Heuhaufen verborgen ist.
wunderbar unterhaltsamer und affirmativer text für internetfilterblasenbewohner wie mich.
Die werte Autorenschaft leistet hervorragende Arbeit und hat sich noch nie darüber beschwert, lediglich mit Gummibärchen, Rabattmarken und sexuellen Gefälligkeiten entlohnt zu werden.
bisher war superlevel, wie ich, auch bei stilanzeigen. jetzt eben stillose werbung. aber:
Zahlreiche Menschen haben mit Werbung im Internet oder speziell in Blogs ein Problem. Ich kann das durchaus nachvollziehen, aber es interessiert mich nur peripher. Weder habe ich Lust darauf, die Einbindung von Werbung immer und immer wieder zu rechtfertigen, noch möchte ich etwaige Kritiker ignorieren. Aus dem Grund werden wir jedem Besucher (!) die Möglichkeit bieten, die Werbung auf Superlevel seitenübergreifend zu deaktivieren. Fakt ist nämlich, dass wir lieber auf Werbeeinblendungen statt auf Leser verzichten. Wer sich also bewusst für ein Abschalten der Werbung auf Superlevel entscheidet, bekommt ganz offiziell und ohne Murren unseren Segen.
ich biete das ebenfalls seit ca. 9 jahren an (worauf ich im schnitt alle 4 jahre hinweise). werbung auf wirres.net abschalten geht mit der taste w, dem menü rechts (taste y) oder über die wirres.net-einstellungsseite. die einstellung wird mit einem cookie gespeichert, der zwei wochen lang hält.
jahrelang hat (glaube ich) keiner verstanden, warum ich das anbiete. vielleicht auch, weil ich es nicht so gut begründet habe wie fabu. ich glaube übrigens auch, dass es der werbeindsutrie und den publishern gut getan hätte adblocker selbst zu erfinden. bei superlevel in den kommentaren zeichnet sich zumindest eine grosse akzeptanz ab. allerdings vor allem, weil superlevel.de super ist und weil alle hoffen, dass die autoren dort ohne sexuelle gefälligkeiten besser schreiben.
das schönste filterblasenbild der letzten 48 stunden kommt von stefan niggemeier:
Der »Spiegel« behauptet:
Es ist ein trauriger Rekord: Noch bevor sich die neuen Koalitionäre zum ersten Mal getroffen haben, ist der Ruf des Bündnisses bereits lädiert, und die Bürger rechnen schon mal nach, wie viel sie das Wahlergebnis kosten könnte.
Ich vermute, die Autoren glauben das wirklich -- tatsächlich gab es ja zwischen allen Bürgern auf dem Flur des Ressorts eine verblüffende Übereinstimmung in dieser Frage.
ansonsten lässt stefan niggemeier mit zwei oder drei federstrichen die luft aus der spiegel titelgeschichte raus, was sehr unterhaltsam zu lesen ist.
die kunst überschriften zu schreiben, die das lesen des dadrunter stehenden artikels beinahe überflüssig machen beherrschen der postillion und techdirt besonders grossartig. hier nur mal eine auswahl der letzten tage auf techdirt:
die krabbe, weitgehend spoilerfrei über breaking bad:
Zugegeben. Der Hype um Breaking Bad nervt etwas. Jeder empfiehlt die Serie, hält sie für das Beste seit geschnitten Brot und fühlt sich dazu berufen einem die Serie aufzuschwatzen. Damit wurde wohl The Wire abgelöst, die vorher diese Rolle eingenommen hat und das ist dann vielleicht auch ganz gut so (auch wenn die beiden Serien nicht auf einem Niveau spielen).
Nichtsdestotrotz ist der Hype gerechtfertigt. Es gibt momentan keine andere Serie, die sich so konstant auf so hohem Niveau bewegt, wie diese.
mit dem ende ist er, im gegeteil beispielsweise zu mir, nicht so irre zufrieden:
Vince Gilligan schiebt noch eine Episode hinterher, in der Walt aus seinem Unterschlupf hervor kommt und jede offene Storyline mit einem hübschen rosa Schleifchen versieht und und so jeder wichtigen Figur ihre Katharsis gibt.
im text eingebettet ist ein prima super cut von breaking bad, bei dem ich nach dem sehen nicht weiss ob ich die serie nochmal durchgucken soll oder ob ich jetzt gerade alle highlights gesehen habe.
Das Phänomen kann vielleicht jeder von seinen Hobbys oder aus der Arbeitswelt nachvollziehen: Über kurz oder lang glaubt man nur noch, dass die Welt aus den Themen besteht, mit denen man sich selbst beschäftigt.
sehr konkret, sehr bildlich und überzeugend argumentiert.
etwas euphorischer rückblick auf das breaking bad finale. aber immer noch 2000mal besser als alles was man auf spiegel-online dazu lesen kann.
linda holmes sieht das ende von breaking bad ein bisschen differenzierter und ist (nachvollziehbar) ein bisschen enttäuscht. aber sie zieht auch einen schönen vergleich zu fernsehkritik und musikkritik:
I don't listen to a symphony, after all, and say, "I wouldn't have put the trumpets there. That guy is a hack. I hate that guy. I want my money back."
und der beste schlusssatz unter eine kritik jemals lautet:
treffendes tote-hosen-bashing von matthias lohre:
Die Toten Hosen sind die CDU der deutschen Musikindustrie. Die Union lässt zu, dass man sie mit Konservativen verwechselt. Die Toten Hosen lassen zu, dass man sie mit Punks verwechselt. Was Punk ist, dafür gibt es so viele Definitionen wie Unions-Mitglieder. Meine Privatdefinition: Punk ist ein Ausbruch von Energie, ein zielloses Dagegensein, ein stolzes, aber auch blindes Nein, die reflexhafte Ablehnung aller äußeren Anforderungen und Angebote. No future, und die Gegenwart kann mich auch mal.
So gesehen, sind die Toten Hosen das Gegenteil von Punk.
ein millionenkonzern belästigt eine kaffeehausbetreiberin juristisch und meint allen ernstes mit solchen aktionen sein image zu schützen. ich sollte wieder anfangen die markenlogos auf meinen sachen abzukleben und wie im öffentlich rechtlichen rundfunk zu leben.
antonia baum macht sich über eine redaktionsinterne vorführung von googles datenbrille lustig. zu recht, aber wie ich finde, ein bisschen zu oberflächlich. immerhin habe ich mal wieder zwei sachen gelernt: google-glass-träger werden es wirklich schwer haben und spott ist eine kunst, die nicht jeder beherrscht.
auch schön, die sendung (habe die zweite gesehen, für die erste hatte ich keine zeit). anke engelke ist hemmungslos authentisch und so wie sie wahrscheinlich auch sonst ist. leider ist der video-player eine katastrophe und die musikeinlagen sind fast durchgängig 3 tacken zu lang. aber anke engelke beim sich unterhalten zuzugucken macht spass.
Die Mehrheit in Deutschland möchte keine Kitas, keine Ehe für alle, keinen Atomausstieg, keinen Plan für die Zukunft. Keine Pointe. #btw13
1) damit ist quote.fm (semi) offiziell tot: wenn superlevel nach über einem jahr nicht mehr quote.fm zum quote-einbetten benutzt, sondern etwas selbstgebasteltes, dann ist das ein ganz schlechtes zeichen.
2) ganz schön kontrovers, dieses GTA V.
ich habe an einer stelle zwei stellen wirklich tränen gelacht. muss man sich mal vorstellen, ich sitze in der küche, gucke tierfilme und lache. die beifahrerin war jedenfalls ein bisschen irritiert.
ich verlinke astrid herbold immer wieder gerne und mag ihre texte. das ist auch bei diesem text zu googles 15jährigem „geburtstag“ nicht anders.
der kiezneurotiker hat einen schönen nachruf an die piraten geschrieben:
Die Piratenpartei ist durchgenudelt. Jetzt darf sie gehen.
Ich finde dieses Ende sehr schade und ich glaube, der Verlust ist gar nicht hoch genug zu beziffern. Sie wollten es anders machen. Ganz anders. Die Piratenpartei war für mich mal der Frodo der Politik. Ein kleiner Sympath, unsicher, aber lieb, der es besser kann als die Elben, deren Zeit vorbei schien, und der die Orks das Fürchten lehrt.
stimmt. the good wife ist eine der wenigen shows, die das internet einigermassen differenziert darstellen. aber auch sonst eine der wirklich gut gemachten serien.
stefan niggemeier spricht mit seinem ex-chef friedrich küppersbusch über den tagesschaum. in einer frage sagt stefan niggemeier:
In meinem Bekanntenkreis haben viele Leute am Anfang mit der Sendung gefremdelt, aber gesagt, sie haben das Format irgendwann kapiert, sind in den Rhythmus der Sendung gekommen.
bei mir wars umgekehrt. ich mochte das format ziemlich schnell, habe dann aber nach der sommerpause angefangen zu fremdeln.
ausserdem hat friedrich küppersbusch dank des internets entdeckt, dass missverstehen nie auszuschliessen ist:
Wir hatten einen Beitrag, wo wir über die Insolvenz von »Praktiker« geredet haben, der endete damit, dass ich sagte: Wenn es die Manager so verholzen, dann gebt den Betrieb doch der Belegschaft, denn die sind die einzigen, die wirklich wissen, wie der Laden geht. Das fand ich eine ganz luzide Botschaft. Die YouTube-Kommentare aber waren: Wie könnt ihr denn die Mitarbeiter von »Praktiker« so verarschen. [...]
Dass ich eindeutige Aussagen formuliere, und das so missverstanden wird. Da staune ich.
was mir ja noch fehlt ist eine app die ich auf meinem rechner laufen lassen kann, in der ich wie bei einem videorekorder sendungen programmieren kann, die mir die app dann runterlädt. die ehemalige mediathek.app hatte solche funktionen bereits ansatzweise. mein fernsehkonsum ist schon lange nicht durch das fernsehen geprägt, sondern durch das abonnieren von sendungen.
das rezept ist mir von einem freund aus new york empfohlen worden. probier ich gleich mal nächste woche aus, noch gibts frischen mais auf dem markt.
(auf der seite der nytimes hab ich 5 minuten gebraucht um das rezept zu finden. es ist in einem video versteckt.)
gestern haben wir beim essen in der firma über politik geredet. die ausgangsfrage die über dem essen schwebte war: wer sind eigentliche diese CDU-wähler? die meisten die am tisch sassen kennen keine. ich kenne eine CDU-wählerin aus der neunten und zehnten klasse. ich glaube sie ist sogar CDU-mitglied. möglicherweise wählt mein vater die CDU. sonst fällt mir auch keiner ein. aber ausserhalb unserer sozialen- und filterblasen muss es sehr viele geben. wenn es nach dem zweitstimmenergebnis geht, leben wir in einer schwarzen republik:
Der SPD ist es nur 1972 (Willy Brandt) und 1998 (Schröder) gelungen, mehr Stimmen als die CDU zu holen. Wir leben in einem Land, in dem die konservative CDU den breitesten Konsens abbildet. Und das schon immer.
das wahlergebis zeigt, dass die deutschen mehrheitlich zufrieden mit der regierungspolitik sind und kein allzu grosses bedürfnis nach veränderung verspüren. beim mittagessen kamen wir dann auf die frage, warum das so sei und ob man die menschen nicht besser aufklären müsste über die missstände in der republik.
ich vermute man kann das am besten mit einem bild illustrieren. ich finde es zum beispiel sehr angenehm in einer stadt zu wohnen, in der eine ungeheure vielfalt herrscht, in der türken, polen, russen, spanier oder amerikaner dicht gedrängt zusammenwohnen, in der man aufs auto verzichten und wenn man glück hat eine günstige altbauwohnung bekommen kann. eine stadt in der man nachts bis in die puppen ausgehen und einkaufen kann und in der die nachbarn nichts über meine vergangenheit oder meinen beruf oder meine freunde wissen. ich lebe hier in dieser stadt mit vielen menschen zusammen die diese freiheiten schätzen und den preis dafür (hoche dichte, lärm, durcheinander, ständige veränderung) sehr gerne zahlen.
ich kann mir allerdings schwer vorstellen einen bauern, der zufrieden mit seiner familie in der röhn auf seinem eigenen hof lebt, mercedes fährt und seine kinder in gersfeld auf die schule schickt, über die vorzüge meines lebensstil „aufzuklären“. noch schwerer würde es wohl, wenn ich ihm klarzumachen versuchte, warum die netzneutralität wichtig sei. ich kann mir durchaus vorstellen diese themen verständlich und überzeugend aufzuarbeiten und beispielsweise mit powerpoint oder keynote unterhaltsam zu präsentieren, aber die hoffnung ihn „aufzuklären“ oder ihn davon zu überzeugen, auch meinen lebensstil in erwägung zu ziehen werde ich mir wohl abschminken müssen. auch von der dringlichkeit bürger- oder grundrechte in der stofflichen welt und dem internet zu erhalten und zu stärken, werde ich jemanden der nachts noch nichteinmal die haustüre abschliesst, wirklich schwer überzeugen können.
[nachtrag 28.09.2013: was im vorherigen absatz steht soll nicht bedeuten, dass ich glaube ein rhön-bauer verstehe bestimmte politische themen nicht, was ich vor allem sagen will: viele themen die ich wichtig finde interessieren einen rhönbauern nicht, vor allem auch, weil sie seine lebenswirklichkeit nicht berühren. und: ich halte die hoffnung leute mit anderen politischen ansichten aufklären zu können für ziemlich bescheuert und arrogant. deshalb steht das wort fast durchgängig in anführungszeichen.]
ich habe dann beim essen gefragt, was denn die wirklich drängenden themen sind, dinge die die menschen emotional aufwühlen. beim umweltschutz fiel niemanden etwas ein, was sich die merkel-regierung nicht schon in grossbuchstaben auf die fahnen geschrieben hätte. bewahrung der schöpfung, energiewende, klimawandel steht gleichberechtigt auf schwarzen, roten und grünen fahnen. den grünen fahnenträgern fällt es sichtlich schwer sich thematisch gegen die schwarzen abzusetzen. auf den schwarzen fahnen stehen mittlerweile sogar die worte mindestlohn und steuererhöhungen. es gibt kaum ein thema das die merkel-regierung nicht schon umarmt und in watte gepackt hat und mit dem man noch mehrheiten mobilisieren oder polarisieren könnte. ausnahme sind natürlich aufgeklärte filterblasen-bewohner (wie du und ich), die dafür sorgen dass die schwarze karte oben ein paar bunte einsprengsel in den traditionellen filterblasen-ballungsräumen bekommt.
das ergebnis der bundestagswahl hat auch nichts mit dem versagen des journalismus oder der „netzgemeinde“ zu tun. es damit zu tun, dass keines der themen das journalisten oder netzbewohner für drängend halten, irgendwen ausserhalb von berlin, diversen filterblasen und ballungsräumen emotional berührt. die themen die wir netzbewohner, journalisten oder städter für drängend halten (meiner meinung durchaus zu recht), sind dem otto-normal-bürger nach wie vor zu abstrakt oder zu weit entfernt, um davon emotional berührt zu werden.
oder anders gesagt: was interessiert den bauern in der rhön das schicksal von edward snowden oder das von unzähligen dunkelhäutigen menschen die opfer von racial profiling oder fremdenfeindlichen übergriffen werden oder die menschen oder journalisten deren laptops an den grenzen gefilzt oder beschlagnahmt werden?
so traurig das klingt, aber mehrheitlich lassen sich viele menschen wohl eher von einer PKW-maut für ausländer (sprich östereicher und schweizer) berühren oder sich von unions-spindoktoren einreden, dass die grünen für spiessige bevormundung stünden. dass die CSU-regierung in bayern gleichzeitig für eins der strengsten nichtrauchergesetze im lande verantwortlich ist, stört die aufregung dann kaum. abgesehen davon, dass sich kaum ein unionspolitiker vorstellen kann, wie eine politik aussehen könnte, in der menschen mit abweichender sexualität oder rauschbedürfnissen nicht spiessig und ewiggestrig bevormundet werden, steht das C in der CDU/CSU ja bereits seit vielen hundert jahren für den fleischlosen freitag, an den sich viele kantinen bereits seit dekaden halten. tatsache ist aber: die union hat ständig themen im köcher mit denen sie die gefühlsklaviatur von sehr viel mehr wählern manipulieren bespielen kann als ihre gegner.
ich habe kürzlich gelernt, dass wir von grundrechten sprechen sollten und nicht von bürgerrechten. ich frage mich allerdings noch ob ich jetzt auch das wort „bürgerrechtler“ aus meinem vokabular streichen soll und von „grundrechtlern“ reden soll? ich habe auch gelernt, dass intellektuelles haarespalten und durchanalysieren zwar grossen spass macht und stimuliert, aber niemanden ausser ein paar bloggern, journalisten und stadtbewohner interessiert.
was fehlt, um die themen der netzpolitik, der freiheit und der grundrechte nach vorne zu bringen oder zu einem wahlentscheidenden thema zu machen, so wie vor 20 oder 30 jahren die umweltpolitik, ist nicht aufklärung oder bessere vermittlung, sondern emotionale aufladung. was bei der umweltpolitik in den letzten 40 jahren auch zu starken überdramatisierungen geführt hat, an denen wir bis heute zu knabbern haben (beispielsweise die wasserwerke).
diese dramatisierung kann nicht synthetisch erzeugt werden, sondern nur durch — das hört sich jetzt leicht dramatisch an — konkrete opfer, im sinne von menschlichen schicksalen und identifikationsfiguren. edward snowden ist ein anfang, aber leider ein sehr schwer vermittelbarer — zumindest in deutschland. ähnlich übrigens wie murat kurnaz oder gustl mollath. keines dieser schicksale hat die mehrheit der wähler so weit berührt, dass sie daraus konsequenzen an der wahlurne gezogen hätten — im gegenteil. aber trotzdem glaube ich fest daran (und ich irre gerne und oft), dass es schicksale von menschen sein werden, die themen wie netzpolitik und grundrechte soweit dramatisieren können, dass sie irgendwann doch bei der mehrheit der bevölkerung ankommen. bei der umweltpolitik hat es übrigens mal gereicht um die 3 millionen menschen zu berühren um einen wechsel herbei zu führen.
was ich eigentlich sagen will: neben den wahrnehmungsstörungen der ballungsraum- und berlin-filterblasen ist das hauptproblem das einem politikwechsel entgegensteht mal in einem völlig anderen zusammenhang von bill clinton ausgesprochen worden: „it’s the economy, stupid!“
richard gutjahr meint, es seien „nicht Themen, Parteiprogramme oder Positionen, sondern die Personen“ die die wahl entscheiden. nur müssen die personen natürlich schon für themen oder positionen stehen, sage ich.
das nuf ergänzt meine unfertigen gedanken um ein paar weitere gedanken.
interessante reaktionen hier in den kommentaren, auf twitter und facebook; ich finde ja, dass ich auf wesentliche reduziert, ungefähr folgendes geschrieben habe: in unserer urbanen ballungsraum-filterblase erkennen wir nicht, dass sich kaum jemand für die von uns hochpriorisierten themen interessiert und erst recht nicht von uns belehren („aufgeklären“) lassen will. darauf als reaktion zu schreiben: „merkt ihr eigentlich nicht, dass euch in eurer filterblase niemand zuhört?“ oder mich als arroganten, besserwisserischen oder blasierten schnösel darzustellen, erstaunt mich dann doch erheblich. aber weil ich mich vielleicht in der tat für erst- oder oberflächlich-leser missverständlich ausgedrückt habe, habe ich oben einen nachtrag in eckigen klammern nachgetragen.
auch schön, dass der stern knallhart in seinem ressortmuster von 1970 verhaftet bleibt. dieser (zugegebenermassen sehr witzige) kurztest eines angeblich bolzenschneiderresistenten fahrradschlosses ist wie selbstverständlich in das ressort „auto“ einsortiert.
interessant, die zeit ordnet deutschland neu an:
Diese Karte zeigt die deutschen Wahlkreise, neu angeordnet nach Ähnlichkeit im Wahlverhalten — es gilt die Zweitstimme bei der Bundestagswahl 2013.
als ich gerhart baum vor ein paar jahren mal im cafe einstein rumsitzen sah, wäre ich gerne hingegangen um ihm zu sagen, dass ich ihn ganz toll finde. aber vielleicht ist es auch besser, leute im internet zu komplimentieren, als wenn sie gerade einen kaffee trinken wollen.
nur nochmal zur info: die besten kurzzusammenfassungen und interpretationen von breaking bad schreibt laura hudson. die zusammenfassung der vorletzten folge (und alle anderen) sollte man natürlich nur lesen, wenn man sie schon gesehen hat.
Las Zenow: Manchmal habe ich den Eindruck, dass uns im Zuge der Digitalisierung Rechte weggenommen werden, anstatt das wir die Freiheit, welche diese Technologie uns bietet, voll ausschöpfen können. DRM ist ein gutes Beispiel dafür.
Mit digitalen Büchern können wir viel mehr Dinge tun als mit ihren physischen Pendants. Zum Beispiel können wir die Bücher an verschiedenen Orten gleichzeitig haben oder wir können selbst wählen, wie der Inhalt dargestellt wird. DRM beschneidet uns nicht nur von diesen neuen Möglichkeiten; wir verlieren zudem auch den Vorteil der gedruckten Versionen, so können wir die Bücher beispielsweise nicht mehr an unsere Freunde verleihen.
Mit DRM sind wir nicht länger Eigentümer unserer Bücher.
witzig an diesem video finde ich auch die gleichgültigkeit der familienmitglieder. bis auf manchmal, da erschrickt sich die frau ganz furchtbar.
das tolle an, beispielsweise, der neuen kompass-app in iOS7 ist, dass die app nicht mehr aussieht wie ein kompass, sondern dass sich das iphone in einen kompass verwandelt. und: früher war das kalibrieren des kompass ein horror. was soll ich machen? achten in die luft zeichnen? wie lange? warum? jetzt ist das kalibrieren des kompass wie ein spiel und ich frue mich jedesmal, wenn der kalibriert werden muss.
in den letzten tagen habe ich nochmal über eine meiner steilen thesen nachgedacht. auf den ersten blick scheint sie eher absurd, aber je länger ich drüber nachdenke, desto mehr sinn ergibt sie (glaube ich). ich habe mich gefragt, ob es nicht eine gute idee gewesen wäre (oder nach wie vor ist), wenn die werbeindustrie adblocker anböte. genau betrachtet macht das unternehmen evidon, dass unter anderem dienstleistungen für die werbeindustrie anbietet, genau das: es bietet ghostery an.
die möglichkeiten die mir für den vortrag eingefallen sind (datengewinnung, einen draht zum nutzer, einfaches, gezieltes whitelisting) sind noch sehr ausbaufähig und in den letzten tagen sind mir noch mindestens 3 weitere gute gründe für so eine herangehensweise eingefallen. aber dazu vielleicht demnächst mal mehr.
ich wünsch mir so sehr, mal für die huffington post schreiben zu dürfen!
ist das nicht toll? da schreibt man einfach rein und tausende von menschen können einen potenziell lesen. warum hat das niemand schon vor 15 jahren erfunden?
die fritzbox-meldungen die ich auf facebook mitbekomme, sind entweder meldungen dass es ein firmwareupdate mit vielen neuen features gibt oder das fritzboxen von den angriffen auf router, über die die presse berichtet, nicht betroffen sind.
ich bin mal gespannt wie die presseabteilung reagiert, wenn tatsächlich mal fritzboxen betroffen sind.
so isses. eine oder zwei durchsichtige scheiben aus zerbrechlichem material sollen wohnungen sichern? die sicherheitsschlösser an unseren wohnungstüren sind übrigens auch schon längst gehackt.
frank zimmer erklärt woher der hass auf die FDP kommt und schliesst so:
Diese Partei braucht's nicht. Verkneifen wir uns aber den inneren Autokorso. Das Missmanagement der FDP-Spitze kostet immerhin mehrere hundert Arbeitsplätze.
ich glaube da reden jetzt alle drüber. wolfgang michal zum beispiel. oder meine halbe facebook- und twitter-timeline. aber, wie immer, argumentiert stefan niggemeier besonders überzeugend.
meine beiden stimmen haben verloren: die piraten auf bundesebene schlechter als als die FDP und özcan mutlu scheint in mitte kein direktmandat bekommen zu haben. so macht wählen keinen spass.
das war absehbar. was mich wundert ist, dass apple beim thema telefon sichern und verschlüsseln keine intelligenteren (software) lösungen anbietet. warum kann ich nur einstellen ob sich mein iphone nie, sofort oder nach 1, 2, 3, 4 oder 5 minuten sperrt? warum kann ich es nicht per schüttelgeste sperren? soetws, eine schüttelgeste oder eine art panikschalter liesse sich dann auch benutzen um das telefon sicher zu verschliessen, also dass es sich nur noch mit fingerabdruck und passcode öffnen liess. für den alltag ohne grenzübertritt oder begegnungen mit der staatsgewalt, liesse sich dann der finger als schnellöffner nutzen.
Die Vorratsdatenspeicherung kommt wieder. Mit stolzgeschwellter Brust und ohne Beweise.
wobei die frage ist, welches gesetz in den letzten jahren mit beweisen und nicht mit vermutungen oder hoffnungen formuliert wurde -- gerade im bereich innere sicherheit.
den salat habe ich jetzt schon 3 oder 4 mal gemacht und jedesmal hat er besser geschmeckt. sogar das kind, dass sich immer über die „vegetarische scheisse“ die ich koche mokiert, hat den salat gierig eingeatmet. wenn die beifahrerin wüsste wieviel olivenöl in dem rezept steckt, würde sie ihn vielleicht nicht so begierig essen. aber vielleicht ja doch.
4 knoblauchzehen, mit der knoblauchpresse gequetscht
1 teelöffel gemahlener kreuzkümmel
salz und pfeffer
kerne von einem grossen granatapfel
1 handvoll minzblätter
die zwiebel 5 minuten lang fettig und glasig schwitzen, danach das tomatenmark 2 minuten lang unter die zwiebelwürfel rühren. danach mit den tomatenwürfeln nochmal 4 minuten köcheln lassen. kräftig salzen, 120 ml wasser zugeben und wenns kocht, den bulgur unterrühren. ein paar sekündchen lasse ich den bulgur noch mitkochen, dann den topf von der flamme nehmen und die restlichen zutaten einrühren.
granatapfelsirup haben wir nicht, den lasse ich wie die minzblätter aus organisatorischen gründen meistens weg. statt des sirups zuckere ich die masse mit einem teelöffel zucker.
nach ungefähr 20 bis 30 minuten ist alles durchgezogen und servierbereit. die granatapfelkerne rühre ich direkt in die lauwarme masse, die kann man aber auch dekorativ drüberstreuen. wahrscheinlich muss spätestens jetzt nochmal kräftig nachgesalzen werden.
was ottolenghi in seinem rezept vergessen hat zu erwähnen: mit leicht gesalzenem jogurt schmeckt das ungefähr dreissigmal toller und sieht in etwa so aus:
um mal johnny ive zu paraphrasieren: minimalismus ist nicht vornhemlich das weglassen von ornament und überflüssigem müll, sondern die erkenntnis wie sachen besser funktionieren können, wenn man überflüssiges weglässt. der schwierige part ist, herauszufinden was man weglassen kann und was nicht.
dabei fällt mir nochetwas ganz anderes ein: auf dem online ad summit, habe ich den vortrag eines wahrnehmungspsychologen gesehen, der darauf hinwies, dass man die wahrnehmbarkeit von werbung mit bewegungen und animationen steigern kann. bewegung suggeriere dem benutzer unbewusst gefahr, weshalb er dann reflexartig die potenzielle gefahrenquelle prüfe.
das muss man sich mal auf der zunge zergehen lassen: das geschäftsmodel der meisten onlinemedien basiert darauf, die benutzer ständig in panik zu versetzen. und die psychologen, die der industrie bei der optimierung der „werbewahrnehmung“ helfen, lassen nicht mal ansatzweise bedenken bei der präsentation dieser erkenntnisse erkennen.
wenn die werbeindustrie weiter lediglich die aufmerksamkeit misst, die ihre werbemittel erreichen, dann ist man dort demnächst wahrscheinlich auch bald der meinung, dass es eine gute idee sein könnte, konsumenten auf der strasse zu ohrfeigen. das garantiert dann maximale „werbewahrnehmung“ und aufmerksamkeit.
Unsere Medien, diejenigen, die für sich beanspruchen, “Qualitätsjournalismus" zu machen und zu definieren, sind keine Institutionen, die für die Gesamtheit der Gesellschaft sprechen. Es sind Männermedien, nicht, weil sie Frauen explizit ausschließen würden, sondern weil sie faktisch ohne Frauen auskommen und sich - wie aus dem Konzept der Medientage ganz offensichtlich wird - in ihrer Selbstanalyse auch für die Ansichten von Frauen nicht interessieren.
ein etwas radikalerer text von antje schrupp, der trotzdem durch seine gelassenheit besticht. wie übrigens fast alle texte von antje schrupp.
das nuf macht sich gedanken über werbung und erfindet produkte für männer, die den blödsinn entlarven, der für frauen angeboten wird:
Das Duschgel Eichelfresh. Penis-Anti-Odor! Eine Hoden-Peeling-Creme, die makellose Reinheit verspricht? Ein Freshness-Spray, das man nach jedem Toilettengang aufsprühen kann?