links vom 21.06.2013
perlentaucher.de: Heute in den Feuilletons vom 20.06.2013 #
perlentaucher.de:
(Via Oliver M. Piecha in der Jungle World) FAZ-Korrespondent Rainer Hermann hat neulich ein Haupt- und Staatsinterview mit dem syrischen Präsidenten Bashar al-Assad geführt. Die staatliche syrische Nachrichtenagentur Sana fand es so instruktiv und objektiv, dass sie es gleich auf Englisch ins Netz stellte. Aber kann es sein, dass eine Passage im Deutschen unterdrückt wurde? "Interviewer: Mr President, thank you very much. I have been greatly influenced by your personality and your vision; I hope Europe and the West will benefit from this interview and look at you and your country differently.
President Assad: Thank you very much and welcome again to Syria."
theatlantic.com: Google: The Xbox One Is 'Terrible'; Bing: The Xbox One Is 'Amazing' #
das ist witzig. marketinggetriebenes autovervollständigen bei bing. naja. fast. irgendwie. /perlentaucher.de
drmutti.wordpress.com: Die Journalismus-Katastrophe #
wie absurd es heutzutage ist von qualitätsjournalismus zu sprechen, sieht man spätestens wenn man diesen text zuende gelesen hat. da gibts dann den spiegel, der, wie man es gewohnt ist, „viele Halb- und Viertelwahrheiten mit einigen echten Fakten und einigem puren Unsinn vermischt“ und, um irgendeine bescheuerte these plausibel zu machen, alles zuspitzt, studien tendenziös interpretiert und alles differenzierende weglässt. und dann gibts irgendeine bloggerin die sich die mühe macht ein paar der spiegel-quellen nachzulesen und diffenziert zu interpretieren und das dann differenziert und umfangreich aufschreibt.
und dann fällt es einem wie schuppen von den augen: mit qualitätsjournalismus meinen die leute, die für etablierte medien arbeiten, eigentlich „weniger schlechten journalismus“.
drmutti:
Aber der Glaube an die gute alte Zeit sitzt nun einmal tief. Nur mit Härte und Strenge erzielt man Bildungserfolge, oder? Kinder müssen gezwungen werden! Und stures Einpauken hat den SPIEGEL-Autorinnen doch auch nicht geschadet? Ich bin mir da nicht so sicher. Ich wünsche mir bald einen Artikel zur “Journalismus-Katastrophe: Warum unsere Journalisten zwar orthografisch korrekt, aber inhaltlich falsch schreiben".
links vom 20.06.2013
nzz.ch: Neuer CEO NZZ-Mediengruppe: «Der Primat gehört dem Journalismus» #
der neue (östereichische) CEO der (schweizer) NZZ-mediengruppe in seinem antrittinterview:
Wenn es nicht passt, sollte man auch wieder gehen, sonst verlieren alle nur Zeit.
nicht schlecht, gleich im antrittsinterview zu klären, wie man mit strategischen differenzen in der führungsetage umzugehen gedenkt: einfach wieder gehen.
titanic-magazin.de: Die Höhepunkte von Obamas Rede #
Mister Wowereit, please open that airport immediately!
flickr.com/hazi1982: Primat #
ich vermute, auch dieser primat gehört dem journalismus.
truthdig.com: Whom Does Edward Snowden Work For? #
ah, verschwörungstheorien. rené walter hatte kürzlich auch welche.
[nachtrag 21.06.2013]
der truthdig-link funktioniert nicht mehr und führt jetzt zu 404. hier ein google-cache-link.
schleckysilberstein.com: Christian Ude hält Wort - Das Wahlplakat des Jahrtausends #
hihi.
autofreier mittwoch
für obama werden in berlin sogar die potemkinschen kulissen abgehängt

lieber nicht. #hundepisse #kunst
links vom 19.06.2013
manager-magazin.de: Ansichten eines Klons #
thomas katzensteiner und astrid maier über die samwer-brüder:
Die Strategie der Samwers ist simpel: Die Bevölkerung in einer angepeilten Region muss nur groß genug sein, die Wirtschaft stabil wachsen und das Internet sich schnell verbreiten, dann sind die meisten Grundbedingungen für eine Eroberung schon erfüllt. "Die Vorbereitung auf einen Markteintritt kommt ungefähr einer fünfminütigen Wikipedia-Recherche gleich", berichtet ein Wegbegleiter.
ich plädiere dafür das adjektiv samwer in den duden aufzunehmen. samwer bedeutet das gegeteil von solide.
supermarktblog.com: Adieu, 1-Cent-Münzen! Warum uns dm heimlich „Rundungsrabatt“ gibt #
interessant, dm hat seit mitte der 90er jahre nur noch preise mit 5er-endungen. und keine 1 und 2-cent münzen mehr in der kasse.
youtube.com: Drew Berry - Astonishing Molecular Machines #
mikrobiologie. auch interessant. /robert basic
weburbanist.com: Unauthorized Installations: The Fine Art of Urban Subversion #
wunderbar. /maximilian buddenbohm
spiegel.de: Von Abmahnung bis Zitterwolf: Kleines Lexikon des Bloggens #
kleien fleissarbeit über das blogdings von ole reißmann. /convers.antville.org
links vom 18.06.2013
saschalobo.com: Marusha, Merkel und das deutsche Problem #
sascha lobo hat ein interview mit marion gleiß marusha gelesen. kurz vor ende verzweifelt er:
Ab hier müsste man jetzt eigentlich ausnahmslos jeden Satz zitieren, weil das Interview am Anfang gaga ist, in der Mitte megagaga und zum Schluß hin gigagaga mit Tendenz zur Teragagaheit. Aber das geht nicht, weil. Weil. Weil es gesundheitsgefährdend ist. Monty Pythons tödlichster Witz der Welt wurde als Techno-DJane wiedergeboren.
pantelouris.de: Für diesen Text bin ich aus der SPD ausgetreten #
michalis pantelouris:
Jetzt kommt der Satz, für den ich aus der SPD ausgetreten bin:
Ich möchte nicht, dass Peer Steinbrück Bundeskanzler wird - weil ich ihn wegen der zynischen, „der Zweck heiligt die Mittel“-pragmatischen, die sozialdemokratischen Tugenden verachtenden Entscheidungen, die er hier unter Druck trifft, für ungeeignet halte, das Land zu führen.
welche entscheidungen das sind, hat michalis pantelouris gut nachvollziehbar aufgeschrieben.
Denn in diesem ganz bestimmten Fall kann ich nicht schweigen. Ich kämpfe seit Jahren öffentlich gegen Typen wie Rolf Kleine. Ich kann nicht monatelang darüber schweigen, dass ein Mann, der dann auch mit meiner Unterstützung Kanzler der Bundesrepublik werden will, sich einen Mann ins Team holt, der genau das tut, was ich bekämpfe.
youtube.com: Bettina Böttinger im Gespräch mit Gertrud und Peer Steinbrück. #
bettina böttinger spricht mit gertrud und peer steinbrück. gertrud steinbrück: „gattin? das wort ist mir zu biologisch.“ etwas lang, fast 35 minuten lang völlig unpolitisch, aber trotzdem amüsant. und sympathisch. steinbrück würde ich sogar wählen, wenn da nicht ein riesengrosses problem mit drei buchstaben hinter stehen würde: die SPD. und dieser steinbrück-sprecher. /mathias richel
spiegel.de: Kurzporträts: So sehen Blogger aus #
sehr schön, acht bloggerportraits von ole reißmann, fast ohne die üblichen verdächtgen. wenn das ding im print erschienen wäre, hätte ole reißmann auch einen fotographen losschicken können. so musste er offenbar die blogger um bildmaterial bitte.
zeit.de: Stimmt's?: Hat man im Restaurant ein Anrecht auf ein kostenloses Glas Leitungswasser? #
in deutschland nicht.
blog13.netzwerkrecherche.org: Kriegsreporterin bei den (wahren) Helden der Gegenwart - Rede zur Lage des Journalismus #
sehr schön, silke burmesters rede beim netzwerk-recherche-dings kürzlich. bei minute 7 macht sich über thomas tuma lustig:
Aber, woran hat Thomas Tuma uns jüngst erinnert? Wir dürfen uns nicht mit einer Sache gemein machen. Bloß nicht für etwas kämpfen, sich einsetzen, an das man glaubt. Schon gar nicht für ein demokratisches Grundrecht wie freie Medien oder Gleichberechtigung. Das kommt für einen Mann wie vom Spiegel früher oder später schon von allein. Der Forderung, auf Engagement zu verzichten, geht nicht nur die naive Annahme voraus, es gäbe eine objektive Themenwahl, die Abspaltung des Ichs von dem, was man schreibt, sie ist auch Bullshit.
vws.probono-tv.de: WDR Tagesschaum #
ah. ein tagesschaum-blog. tagesschaum.tv lädt die vws.probono-tv.de in einem frame. zumindest lässt sich das so abonnieren: vws.probono-tv.de/feed/
jung und naiv suchen
gestern „Jung & Naiv – Folge 63: Der Bundesregierungsprecher“ angesehen. ich habe gelernt, dass steffen seibert findet, dass die „Twitter-Gemeinde“ einen ganz schön dogmatisch erziehe und dass er auf twitter alles selber mache, ausser links, weil er sich „immer noch keine“ links selbst machen könne.
ich wollte dann noch suchen was es zur sendung sonst so gibt — und duckduckgo hat mich mal wieder überrascht:

eicheln im laubwald verkaufen
eigenartig. auf der strasse, am kiosk, überall wo der müll ausliegt, kann man die wichtigsten informationen zu den gagen von ein paar c-promis erkennen.

auf bild.de soll man für diese müden infos zahlen und ein abo abschliessen. man kann auf dem teaser nicht erkennen dass gina-lisa lohfink 4000 euro für einen auftritt kassieren soll. oder joey heindle 1500 euro für eine autogrammstunde.

wenn man das faktoid, was welcher c-promi wohl verdient, ohne bild-plus-abo erfahren will, zeigt sich, dass google zwar der weg (so wie jede andere suchmaschine), aber nicht das eigentliche problem ist. das problem des bild-„journalismus“ ist der „journalismus“ den man selbst, aber auch bei gmx.de (web.de), top.de oder msn.de betreibt. scheisse veredeln, indem man sie überall wo sie rumliegt oder aufgeschrieben wurde aufsammelt, glattstreicht, bebildert und verklickstreckt.
da hilft auch ein leistungsschutzrecht nicht.
links vom 17.06.2013
blog.tagesanzeiger.ch: Magie #
constantin seibt:
Die Unberechenbarkeit der Welt - und die Unberechenbarkeit des Schreibens - macht Journalismus zu einem romantischen Beruf.
pandodaily.com: The opportunity for Slow Media #
irgendwas mit slow media und dem slow media manifest. ich hatte nicht die geduld das zu lesen, aber hamish mckenzie hatte auch nicht die geduld das zu schreiben:
The irony is that I wrote this post in a great hurry, taking two hours from conception to publication.
kottke.org: Classical statues dressed up as hipsters #
sehr witzig und einleuchtend: hipster in stein von léo caillard .
nicobruenjes.de: Bezahlen im Netz #
nico brünjes erklärt warum es mit der bezahlung im internet noch nicht so recht funktioniert:
Bezahlung im Internet muss einfach, schnell, sicher und vertrauenswürdig ablaufen, zwischen Geschäftspartnern, die sich gegenseitig vertrauen und respektieren. Und das Angebot muss natürlich auch stimmen.
sethgodin.typepad.com: "I get it" #
seth godin regt sich über oberflächlichkeit und ignoranz auf:
You get it? No you don't. Not yet. Because all you've gotten is a tweet.
Read the book. The whole thing. Use the product. A few times. More than a few times.
boingboing.net: Why you should care about surveillance #
cory doctorow sagt er habe es schon immer gesagt und sagt es erneut, privatsphäre hat nichts mit geheimnissen zu tun, sondern mit dem recht unbeobachtet zu sein — wenn man das will:
You should care about privacy because privacy isn't secrecy. I know what you do in the toilet, but that doesn't mean you don't want to close the door when you go in the stall.
ankegroener.de: Nebenschauplätze #
anke gröner grübelt über ihr leben und es scheint ihr ziemlich gut zu gehen.
detlef guertler:
Duzen und Siezen kennen wir alle, manche von uns haben auch das Ihrzen schon gehört [...].
Das Wirzen hingegen verwenden wir selten.
anmutunddemut.de: Gerhard Richter Painting #
benjamin birkenhake zitiert gerhard richter:
Der Prozess ist wunderschön, und wie [Gerhard Richter] am Anfang in einem Ausschnitt eine Doku aus den 60ern sagt:
Man wird als Maler immer gefragt, was man sich dabei gedacht hat, aber das ist ja eben falsch. Malerei ist eben eine andere Form des Denkens, eine die sich nicht in Worte formen läßt. Es ist das Wesen der Malerei, dass sie eben nur ein Bild ist.
links vom 16.06.2013
thedailyshow.com: June 13, 2013 - Fareed Zakaria #
eine ziemlich gute the daily show-folge mit john oliver, der urlaubsvertretung von jon stewart. am anfang gehts fast nur um bigotterie, im gespräch mit fareed zakaria gehts um aussenpolitik und ein paar sehr kluge sachen rund um kolonialismus, den irak und syrien und militärischen interventionen.
blog.nationalarchives.gov.uk: Churchill and Stalin's drunken 1942 meeting in Moscow #
das ist ein blogartikel über veröffentlichung von dokumenten, in denen ein britischer staatssekretär davon erzählt wie churchill und stalin sich bei einem treffen im august 1942 zuerst nicht einigen konnten, nach einem gemeinsamen besäufnis gegen ein uhr morgens aber ziemlich einig waren. erwähnt wurde das ganze in der daily show mit john oliver und fareed zakaria. fareed zakaria meinte der daily telegraph hätte die story exklusiv gehabt, aber soweit ich sehe war das nationalarchiv einen tag früher. die huffington post hat dann einen tag später nachgezogen.
aber bitte mit profis

nachdem hilmar klute in der süddeutschen jan josef liefers zu verstehen gegeben hat, dass er sich sein politisches engagement bitteschön in seinen amateurhaften arsch stecken solle, pflichtet ihm ein weiterer politikprofi, florian guckelsberger, im european bei:
Denn die Geschichte, die [von Prominenten aus Krisengebieten] erzählt wird, ist oft genug eine Verzerrung der Wirklichkeit und zwar eine, die besonders lange in den Köpfen der Leser hängen bleibt: „Haste gelesen, der Liefers findet es auch schlimm in Syrien?“
einerseits verstehe ich nicht was daran schlimm sein soll, etwas schlimmes schlimm zu finden und andererseits könnte man sich jetzt natürlich fragen, ob florian guckelsberger wirklich glaubt, man könne über ereignisse berichten, ohne die wirklichkeit zu verzerren. das wäre meines wissens eine mittlere sensation, in etwa so sensationell wie fotografien, die die wirklichkeit abbildeten (und nicht nur einen verzerrten, vom fotografen gewählten ausschnitt aus dem sichtbaren lichtspektrum).
aber weder hilmar klute noch florian guckelsberger geht es um erkenntnistheorie oder aufmerksamkeitslenkung, sondern um die jahrhunderte alte frage an den spiegel an der wand: wer sind die klügsten im ganzen land?
klute und guckelsberger plädieren dafür, journalisten als die klügsten anszusehen und den rest des landes als eben nicht so klug. guckelsberger:
Journalisten – insbesondere jene, die in die gefährlichsten Gegenden der Welt reisen – haben meist jahrelange Erfahrung. Sie wissen um die Macht der Bilder, sie sind in der Materie, sie haben ein professionelles Netzwerk aus Quellen aufgebaut, sprechen die Landessprache, beherrschen Dialekte, kennen die Geschichte des Landes und erst dann, ganz am Ende, erzählen sie ihre Version der Wirklichkeit. Wissend, dass allein ihr Dabeisein als Beobachter die Wahrnehmung schon verändert.
auch wenn florian guckelsberger hier natürlich schamlos übertreibt, hat er natürlich auch recht; unsere ansprüche an die professionalität von journalisten können gar nicht hoch genug sein. journalismus sollte immer versuchen alle seiten zu beleuchten und journalisten sollten sich von niemandem aufs glatteis führen lassen. dass das trotzdem immer mal wieder passiert, ist ein ganz anderes thema, mit dem man ein ganzes blog füllen könnte.
was mich aber an klutes und guckelsbergers texten neben den undifferenzierten lobgesängen von purem, echtem und edlem journalismus stört, ist das fehlen genau dieser journalistischen ansprüche. ausser auf jan josef liefers rumzuprügeln, das was er sagt als „Papperlapapp“, „Banalitäten“, „zynisch“, „kindisch“ oder „Einmischung“ abzutun, geben sie sich kaum die mühe das was er konkret sagt zu widerlegen oder die fragen, die sie ihm rhetorisch stellen, selbst zu beantworten: „Also, was muss denn jetzt bitte gemacht werden?“ es ist kompliziert, ja klar, aber deshalb behindert man als amateur doch die „professionellen Berichterstatter“ nicht bei ihrer arbeit, wie florian guckelsberger am ende seiner tirade andeutet:
[Wenn sich Bürger um Obdachlose, ein Kinderhospiz oder erbarmungswürdige Tierhaltung kümmern,] können die professionellen Berichterstatter weiter ungestört ihrer Arbeit nachgehen und versuchen, Stück für Stück die Wurzel des Unglücks freizulegen und Lösungen zu erarbeiten. Und wie bei einem alten Baum handelt es sich immer um ein sehr komplexes Wurzelgeflecht, das dem oberflächlichen Blick entzogen ist.
mich stört an jan josef liefers reise nach syrien vor allem, dass er sich von der bildzeitung begleiten liess. das zieht das anliegen was er mit seiner reise verfolgt haben könnte (für mich) leider sofort ins sensationsgeile und unglaubwürdige.
was aber trotz alledem auffällt, ist die widersprüchlichkeit mit der wir (alle) politik betrachten. einerseits mit schweren oben/unten wahrnehmungsstörungen (die da oben wissen doch gar nicht was wir hier unten so denken), andererseits mit unerfüllbaren erwartungen: wenn sich jemand mit politik beschäftigt muss das von null auf hundert hochprofessionell und fehlerfrei passieren. ausserdem fordern hinz und kunz, dass sich eigentlich viel mehr menschen politisch engagieren sollten und wenn sie es tun, beklagen sich hinz und kunz darüber dass sie es tun.
wofür ich einen absatz gebraucht habe, fasst katrin hilger auf twitter in 78 zeichen zusammen:
@cafffm @janjosefliefers @sz Bürger sollen sich engagieren, tun wir es, sollen wir Spezialisten ran lassen. Geht uns piraten nicht anders
13.06.2013 11:50 via Twitter for iPhone Reply Retweet Favorite
@katrinhilger Katrin Hilger
ich glaube ja, dass gegen schlechten journalismus oder auch schlechte oder einseitige berichterstattung von nicht-journalisten nur eins hilft: gute berichterstattung, differenzierte, konkrete kritik und gut gemachte reportagen. dieses bemühen kann man florian guckelsbergers bei einem blick in sein autorenprofil übrigens nicht absprechen. vermutlich kann man hilmar klute die absicht die welt differenziert, wahrheitsgetreu, ohne „Papperlapapp“ und banalität darzustellen auch nicht absprechen. immerhin hat er schon „ein kleines Buch, das von der Metaphysik des Hundes und seiner Besitzer handelt“, geschrieben.
ich bin kein grosser freund von bono und bob geldof und ich finde man sollte den weltrettungs-aktivitäten der beiden einiges an skepsis und vorsicht entgegenbringen. statt ihnen nur profilierungssucht zu unterstellen, könnte man beispielsweise live aid ganz konkret und differenziert betrachten. eigentlich ist die süddeutsche bei sowas ganz gut: „Bob Geldofs besserwisserische Ignoranz“, SZ vom vom 23.10.2010, von alex rühle. oder man kann die kritik, bzw. die differenzierte sicht auch in form eines buches giessen, wie peter gill das getan hat: „Famine and Foreigners, Ethopia since Live Aid“
aber wenn zwei journalisten jan josef liefers einfach nur lieblos inkompetenz und profilierungssucht unterstellen, dann ist das keine sternstunde des journalismus, sondern wirkt genau wie das, was sie liefers vorwerfen: wie stümperhafte selbstprofilierung.
florian guckelsberger wirft in seinem artikel jan josef liefers in einen topf mit george clooney, til schweiger, marilyn monroe, angelina jolie und madonna — ohne viel zu differenzieren, etwas das er selbst ja bei politikberichterstattung vehement fordert. gerade bei george clooneys engagement im sudan lohnt sich aber durchaus eine differenzierte betrachtung. was clooney sagt und wie er sich einsetzt ist ziemlich überzeugend. es gibt kritiker, aber ich habe, nach all dem was ich dazu gelesen habe, das gefühl, dass clooney mindestens so viel durchblick hat wie ein mittelgut gebriefter aussenpolitiker, ein sozialpsychologe oder ein krimiautor. ausserdem lässt sich george cloooney von einem journalisten beraten und begleiten: seinem vater.
andererseits; warum nicht einfach das ganze promigesocks das in krisengebiete reist in einen sack stecken, wenns die botschaft so in den köpfen der leser hängen bleibt: „Haste gelesen, der Guckelsberger findet Promis in Krisengebieten gefährlich?“
das bild habe ich von carta geliehen. es passt natürlich noch besser, wenn man „blogger“ mit „das internet“, „schauspieler“, „kostenloskultur“ oder „dings“ ersetzen würde.

[nachtrag 16.06.2013]
der aktuelle spiegel hat wohl einen bericht über jan josef liefers reise nach syrien: „ Wütende Fragen “. epaper screenshot von @JanJosefLiefers .
Markus Ehrenberg fasst im tagesspiegel zusammen, was jan josef liefers im spiegel gesagt hat: „Ich bin, mit Verlaub, nicht in einer Karrierephase, in der ich ein paar zusätzliche Schlagzeilen nötig hätte.“
[nachtrag 17.06.2013]
thomas lückerath fasst den spiegel-artikel auf dwdl.de auch zusammen und begibt sich am artikelende weit nach rechts aussen in ein sprachliches minenfeld:
Den Vorwurf, seine Reise sei zynisch, weist Liefers in seinem Beitrag zurück und schwingt offenbar berauscht vom eigenen Gutmenschentum nach seiner Reise die Keule der Moral. Er wünsche sich, dass sich möglichst viele Menschen über den Krieg in Syrien informieren "und dann für sich entscheiden, was zynischer ist: zuzuschauen oder sich fragen, was man tun kann, und sei der Beitrag noch so klein".
immerhin schiebt lückerath nicht hinterher: „das muss man ja auch mal sagen dürfen!“.
links vom 15.06.2013
dirkvongehlen.de: loading: Das IOC-Buch #
jens weinreich möchte ein buch über das internationale olympische komitee schreiben das ich sehr gerne lesen würde. das ioc, die olympiaden interessieren mich zwar nur sehr am rande, aber wenn jens weinreich drüber schreibt schmeckts ganz sicher.
von den benötigten €10.000 hat jens weinreich auf krautreporter.de bereits ungefähr die hälfte gesammelt. ich würde das sehr buch gerne lesen und hab €20 gegeben.
golem.de: In eigener Sache: Was auf unseren Adblocker-Aufruf folgte #
ich finde das ganz grandios mal auf die idee zu kommen auf die leser zu hören, bzw. die leser zu fragen:
Aber war die Kampagne wirklich ein Misserfolg?
Die Antwort ist ganz klar: nein. Und das nicht nur, weil viele tatsächlich ihren Adblocker abgeschaltet haben, wofür wir jedem Einzelnen danken wollen. Sondern auch, weil eine konstruktive Diskussion mit unseren Lesern entstanden ist - über störende und weniger störende Werbeformen und über alternative Bezahlmodelle. Sie hat dazu geführt, dass wir einige Werbungen abschalten lassen haben, vieles hinterfragt haben und über Verschiedenes mit unseren Werbepartnern diskutieren. Durch die Ergebnisse unserer kleinen Umfrage wissen wir jetzt außerdem etwas mehr darüber, wie es um die Zahlungsbereitschaft unserer Leser bestellt ist.
was fehlt: was haben die sz, die zeit online, spiegel online und die anderen beteiligten aus der aktion gelernt? haben sie etwas gelernt? und wenn ja, warum teilen sie es nicht. warum fragen sie nicht?
meedia.de: Was Medien von Buzzfeed lernen können #
stefan winterbauer erklärt den erfolg von buzzfeed und auch wenn er dabei „visuell“ mit „optisch“ verwechselt hat er das überzeugend aufgeschrieben. wenn der artikel „Was Medien von Meedia lernen können“ überschrieben wäre, hätte er übrigens sehr viel kürzer ausfallen können.
vice.com: Ausgerechnet ein deutscher Pianist rettet die Istanbuler vor dem nächsten Gasnebel #
schöne geschichte, allerdings frage ich mich was das „ausgerechnet ein deutscher“ in der überschrift soll. und warum vice das veröffentlichungsdatum nicht auf der seite, sondern nur im quelltext (2013-06-13 11:38:00) angibt.
sueddeutsche.de: München streicht Schwerstbehinderten die Grundsicherung #
ich persönlich würde lieber mit wilden tieren als mit behörden kämpfen.
pop64.de: #waagnis - ein Kommentar #
sven dietrich sagt als „Sohn eines der wenigen Waagenbaumeister in Deutschland, Dietrich-Waagenbau“, ein paar sachen zu waagen.
der-postillon.com: Ist es ein Fluch? Schon wieder ältester Mensch der Welt gestorben #
ja, die überschrift ist klasse, aber auch der artikel dadrunter ist witzig.
wired.com: NSA Snooping Was Only the Beginning. Meet the Spy Chief Leading Us Into Cyberwar #
wired portratiert den chef der NSA. guter, langer text.
wired.com: Rubber-Band Portraits Stretch the Limits of Distortion — And Pain #
ich will da ja eigentlich nicht drüber lachen, ich kann das lachen aber leider nicht unterdrücken.
boingboing.net: David Letterman, starring in the weirdest supercut video ever: Are Those Your Drums? #
stuttmann-karikaturen.de: Mehdorns nächster Job ist gesichert #
links vom 14.06.2013
anmutunddemut.de: Collection directly from the servers #
benjamin birkenhake:
Was ich auf einen Server von Microsoft, Apple, Google oder Facebook legen ist nicht sicher, ist nicht privat. Das kann, das darf 2013 keine neue Einsicht sein. Jede andere Position ist im besten Fall romantisch, im Normalfall Fall naiv und im schlimmsten Fall sogar grob fahrlässig.
und: das was im netz passiert, passiert zum grossen teil, weil es geht. wir laden filme und musik runter, weils geht, wir verbinden uns mit anderen leuten, weils geht. und umgekehrt werden daten gesammelt und ausgewertet, weils geht.
was fehlt sind rückkoppellungen die unser tun und die folgen (für uns und andere) erkennbar machen. wir sind vergleichbar mit einem kind das an ein aquarium klopft (weils geht), aber keine möglichkeit zu erkennen hat, wie sich das von innen, für die fische anfühlt. bekäme das kind sensorisches feedback zu seinem klopfen, wäre das ganze ein ganz anderer prozess.
herzdamengeschichten.de: Besser scheitern (2): Blechbetrachtungen #
maximilian buddenbohm meint:
Meinungen werden entsetzlich überschätzt, das ganze Herummeinen wird viel zu hoch gehängt, besonders in diversen Blogs zur Zeit. Über Meinungen kann man nur streiten, wenn man den Humor und die Selbstironie behält, und sonst sollte man um Gottes willen die Klappe halten, denn womöglich meint man morgen etwas anderes. Meinungen sind Spielzeug, man kann sie drehen und wenden und zack, sehen sie anders aus. Sie verfärben sich je nach Wissensstand, Gesellschaft und Umgebung, es lohnt nicht, sich deswegen an die Kehle zu gehen.
ich finde das wunderbar auf den punkt gebracht.
weitere links habe ich heute ins bildblog geschrieben.
apple-links vom 13.06.2013
jonyiveredesignsthings.tumblr.com #
grandios!
designerscomplaining.tumblr.com #
designer die sich über ios7 echauffieren. sehr amüsant. diesen gag mochte ich am liebsten.
stratechery.com: Tim Cook is a Great CEO #
ben thompson über tim cook. und über apple. und über scott forstall.
daringfireball.net: 'This Is Our Signature': iOS 7 #
john gruber findet ios7 habe luft nach oben, ist aber grundsätzlich sehr gegeistert und begründet das auch nachvollziehbar:
There's a sense of place, depth, and spatiality in iOS 7 that makes it feel like hardware. A real thing, not pixels rendered on glass. It's as though Ive has brought the same design goals that have always informed Apple's hardware to software. And here, his team isn't limited by physics. Planes can have zero thickness. But it's a system, in the truest sense of the word.
frankchimero.com: Generosity of Perspective #
angenehmes rumdifferenzieren zur ios-7 kritik und zu allgemeinen ios-design-problemen von frank chimero:
Interface designers for the iPhone have an unusual problem: the phone is so successful, the designers' target audience is practically everyone. How do you even begin to design for that?
furbo.org: Been There, Done That #
craig hockenberry liefert alle erklärungen dazu, warum ios7 so scheisse over the top ausssieht, es aber trotzdem keinen grund gibt sich zu sorgen:
Like with Aqua, these fundamental changes in how things work will stick around for a long time. We may complain about how things look in the short term, but improvements in usability will be something that we value much more in the long term.
neunetz.com: Drosselkom: Geschwindigkeitserhöhung ist Ablenkungstaktik und zeigt nur, dass es nicht um Kapazitätenengpässe geht #
marcel weiss hat die anhebung der drosselgeschwindigkeit bereits als mögliches taktisches manöver der drosselkom im april vorhergesehen. und wiederholt den entscheidenden punkt:
Das Problem ist nicht die Drosselung selbst, sondern die Folge der Drosselung: Die Ungleichbehandlung von Webangeboten, weil die Telekom Wegezoll für 'Managed Services' anbietet, die von der Drosselung befreit werden.