Ein Computerspielhersteller fährt eine Werbekampagne für ein Spiel, die ohne wesentliche Umwege zugleich Werbung ist für den Kauf von einsatzfähigen (und das heisst natürlich: potentiell vollumfänglich tödlichen) Armeewaffen.
Die Domestizierung des Wolfes bedeutet vor allem, dass in der Zuchtauswahl jene Tiere bevorzugt werden, die auch im Erwachsenen-Alter noch Merkmale ihrer Kindheit beibehalten. Für Wölfe und Hunde wäre das: Bellen, Neugier, geringe Scheu, der Wille zu gefallen, die Fähigkeit Dinge zu lernen und sich dabei von jemandem anleiten zu lassen. "Neotenie" heißt das unter Biologen wohl.
Mindestens 50.000 Applikationen dürften sich in Googles und alternativen Stores tummeln, schätzt androidpit.de, während Besitzer von iPhones und Windows-Smartphones in die Röhre gucken. Aber auch die Namen zahlreicher Android-Phones scheinen von der Erotikbranche inspiriert zu sein. Samsung nennt seine Handys “Intensity", “Fascinate" sowie “Vitality" und HTC wirbt mit “Desire", “Wildfire" sowie “Vivid".
Das ganze ist so halb automatisiert. Sobald ich einen Tweet als Favorit markiere (Sternchen dran), wird diese IFTTT Action getriggert. Die fügt den Tweet im Blackbird Pie Format zu einer Textdatei in meiner Dropbox hinzu. Mitte des Monates sehe ich mir das ganze dann noch mal an (und stelle fest, das einiges gar nicht mehr so spannend ist), kopiere den Text nach WordPress rüber - et voilà.
alle sechs staffeln lost erklärt. erklärt den möglichen roten faden hinter der show ganz gut. nur das bescheuerte ende nicht. das is ne eigene geschichte. /sevensonsan
lisa ist eine klassenkameradin vom kind und schreibt auf over-the-rim-of-my-tea-cup.blogspot.de über ihr austauschjahr in thailand. ich lese das sehr gerne, weil sie sehr direkt, unverfälscht, lebendig und nachvollziehbar über das was sie erlebt schreibt. und auch witzig. das blog gehört in jeden anständigen feedreader.
Ich werde wahrhaftig dick hier. Ich habe schon ca. 5 kg zugenommen - in nur 5 Wochen!!!
[Die] Angestellte [der Haspa,] Frau E. B. teilte heute, hinter meinem Rücken, meiner Assistentin mit, dass sie es sehr begrüßen würde, wenn ich Ihre Filiale in Zukunft nur noch mit Begleitung aufsuchen würde. Grund dafür ist, dass das Haspa-Personal Hemmungen mir gegenüber besitzt und, so wörtlich, „großen Ekel“ bezüglich meiner Behinderung hat, und, dass es für meine Assistentin wahrscheinlich nicht „so schlimm“ sei, weil diese sich, „so einen Beruf“ ausgesucht hätte.
Es tut Journalisten gut, sich gelegentlich darüber zu verständigen, was man so tut und zu fragen, ob das immer richtig ist. Weinreich hat das getan, ohne den Deutschlandfunk explizit zu erwähnen, bekam daraufhin ein Ultimatum von der Sportchefin Astrid Rawohl: Entweder Du schweigst, oder Du arbeitest nicht mehr für den Deutschlandfunk. Mir fällt nicht viel ein, wie man klarer zeigen kann, dass man den Beruf nicht verstanden hat und was es heißt, öffentlich zu arbeiten.
Günter Klum hat sich gemeldet und unwillentlich klargemacht, dass er selbst einfachen, syntaktisch überschaubaren Sätzen nicht gewachsen ist.
Was für eine Ironie: Die Presseverleger behaupten, ohne sie werde es keine zuverlässige Unterrichtung der Öffentlichkeit geben. Doch sie nutzen die Auseinandersetzung um das Gesetz, das nach ihrer Darstellung notwendig ist, um das Überleben dieser freien (Verlags-)Presse sicherzustellen, nicht dafür, ihre behauptete Qualität unter Beweis zu stellen, indem sie korrekt, fair und ausgewogen darüber berichten. Sondern sie demonstrieren, wie wenig Skrupel sie haben, ihre Macht zu nutzen, um die Verlagslobbyisten durch Propaganda zu unterstützen.
michael frenzel schaute sich an, wer denn diese ominösen „gewerbliche Kopisten im Internet“ sind, die die verleger bestehlen und findet nichts. danach fragt er sich:
Es bleibt die Frage, warum unser Staat ausgerechnet den so dreist lügenden Verlegern die Zukunft des Qualitätsjournalismus anvertraut?
sieben jahre beetlebum. zur feier des tages eine analogie und eine klemptnerritze. (hab ichs schonmal gesagt? ich finde den realistischer gezeichneten johannes kretzschmar viel toller.)
And that has been the Pussy Riot credo all along in court: the true verdict will be a verdict on the regime, not them. The women of Pussy Riot, like Sinyavsky and Brodsky before them, have spoken with the confidence of free people who know that their words--not least their closing statements--will outlive their persecutors, both in the courtroom and the Kremlin.
Wallraffs Anwalt Winfried Seibert sagte, es sei "üblich, mit Blankounterschriften zu arbeiten", wobei die Texte mit den Zeugen abgestimmt würden; so sei es auch in diesem Fall gewesen. Von der gefälschten Unterschrift habe Wallraff "erst im Nachhinein erfahren". Diese Version sei aber nicht bei Gericht eingereicht worden.
echt, das ist üblich? ein journalist verfasst zeugenaussagen, stimmt diese mit den zeugen ab und klebt dann die zeugenunterschrift unter die eidesstattlichen versicherungen? journalismus ist offenbar der wurstherstellung recht ähnlich.
google brät youtube ein paar extrawürste während man den suchalgoritmus nach den wünschen der grossen entertainmentfirmen verbiegt. wenn das google auf der anderen seite mal nicht kartellrechtlich um die ohren fliegt.
das schrieb der tagesspiegel bereits letzten montag:
Nicht alle Einfälle des passionierten Erfinders Konrad Adenauer haben sich durchgesetzt. So spricht heute niemand mehr von seinem beleuchteten Stopfei oder dem elektrischen Insektentöter. Doch mit ein wenig Wohlwollen kann man den ersten Bundeskanzler als Erfinder der Autobahn bezeichnen. Vor 80 Jahren, am 6. August 1932, eröffnete er als Kölner Oberbürgermeister die erste deutsche Autobahn, die heutige A 555. „So werden die Straßen der Zukunft aussehen“, prophezeite er - und behielt recht.
hitler stufte adenauers autobahn übrigens zur landstrasse herab, damit er sich als erfinder der autobahn profilieren konnte.
über die avus steht in dem artikel, dass sie zwar älter (1921) als die köln-bonner autobahn sei, aber eben nur autobahnähnlich sei:
Doch die privat finanzierte und gebührenpflichtige Avus diente zunächst vor allem als Renn- und Teststrecke. Die neue Kölner Fernstraße war dagegen von Anfang an eine öffentliche Straße.
das hielt andreas conrad im september 2011 aber natürlich nicht davon ab, das gegenteil zu behaupten: Die erste Autobahn der Welt - die Avus - wird 90 Jahre.
wahrscheinlich werden wir demnächst erfahren, dass vor 32 tausend jahren ein neandertaler namens hans schulze-mett die erste autobahn auf deutschem boden zwischen düsseldorf und mettmann baute.
Das Netz ist Geld. Mehr Geld als sich das Fernsehen auch nur erträumen konnte. Denn wir selber sind das Netz. Und nichts ist mehr Wert als die Menschen. Google, Amazon, Facebook, Ebay, Microsoft und Twitter haben uns bereits eingekapselt und verdrahtet zu ziehen einen Strom von Geld aus uns heraus. Der Rest ist die Matrix: Ein Illusion von Freiheit und ein Traum von einer digitalen ‘Revolution’, weil es sich davon so schön träumt.
er formuliert eine interessante, leicht verdrehte, interpretation meines republica-2012-vortrags:
Ich glaube langsam aber sicher wird immer deutlicher, was da eigentlich passiert und Felix hatte das auf der Republika schon mal schön gesagt: Soylent Green is People: Das Produkt sind die Kunden, die Waren. Wir sind die Rohstoffe dieser neuen Konzerne. Ich muss dabei immer öfter an das Bild aus dem ersten Teil Matrix denken, wo man die riesigen Türme sieht, in denen die Menschen gehalten werden, um aus Strom zu machen.
so habe ich das freilich nicht gemeint und auch nicht übertitelt. mein vortragsthema lautete: „soylent green, äh, the internet is people!“ ich habe diese offensichtliche selbstverständlichkeit das im positiven sinne gemeint, weil sie nämlich keinesfalls selbstverständlich ist. so schrieb robert basic kürzlich:
Es gibt nur einen Weg: Das Internet von heute muss so schnell wie nur möglich verschrottet und auf der Müllhalde der Geschichte entsorgt werden. Wir sind weder HTML-Wesen noch in Dosen gepresste, geladene Elektronenfragmente, die auf einem simplen Bildschirm wieder zusammengesetzt werden. […]
Wir können uns nicht mit dieser archaischen “Verbrennungsmaschine namens Internet, die Feuer im Hohlraum erzeugt, um ein Metallgestänge in Bewegung zu versetzen” zufrieden geben. Wir dürfen es nicht als die Krone der menschlichen Erfindungsgabe betrachten. Es ist nur ein kleinster Anfang, der uns in 100 Jahren wie die Erfindung des Feuers mittels kohlenstoffhaltigen Rohstoffen (“Holz und Kohle”) lächerlich erscheinen wird.
Es muss durch eine Version ersetzt werden, die den Menschen in ungeahnter Komplettheit übertragen, vermitteln und verstehen lassen kann. Ohne elektronischen Verkürzungen und Modulationen, die wir populär Timeline, Blogposting und YouTube-Videos nennen.
Wenn wir das nicht tun, werden wir uns den Maschinen und ihren schrecklichen Vereinfachungen anpassen.
robert basic übersieht vor lauter HTML, technik, maschinen und internetfeuer, dass das internet eben nicht aus HTML, technik und maschinen besteht, sondern aus dem was menschen damit machen — und das geht über die technik dahinter weit hinaus. das was robert basic da in seiner rhabarbersprache sagt, ist als wenn man kunst und literatur ablehnen würde, weil wir menschen nunmal nicht keine marmor-, ölfarben- oder grammatik- und buchstaben-wesen seien. malerei, bildhauerei, sprache, tanz, mimik, gestik, bloggen, twittern, facebooken (und so weiter) sind (unvollkommene) werkzeuge, die wir benutzen um unsere persönlichkeit und menschlichkeut auszudrücken. aber wir sollten uns davor hüten uns und unser „wesen“ mit den werkzeugen die wir benutzen gleichzusetzen.
dazu kommt: welcher vernunftbegabte mensch betrachtet das internet als die „Krone der menschlichen Erfindungsgabe“? oder wem erscheint die nutzbarmachung des feuers durch die menschen als „lächerlich“? das gegenteil ist der fall, das feuer wird allgemein als der anfang der menschlichen zivilisation gesehen, das streiten noch nicht mal die kreationisten ab. und die letzte frage die ich mir nach der lektüre von basics auswurf stelle: wann und wo und wie kann man menschen in ihrer „ungeahnten Komplettheit“ erfahren, „vermitteln und verstehen“? als ich robert basic mal auf der republica getroffen habe, habe ich einige fragmente seiner persönlichkeit erfahren und er ein paar von mir, selbst meine besten freunde die ich regelmässig treffe, kenne ich nur fragmentarisch. meine frau und mich selbst kann ich nichtmal ansatzweise komplett erfassen — ich (und meine frau) überraschen mich immer wieder mit neuen persönlichkeitsaspekten und -eigenschaften.
menschen sind zu vielschichtig um sie komplett zu erfassen, egal auf welchem weg, egal mit welcher (kultur-) technik.
zugegeben, viel zeit mit jemandem in körperlicher nähe zu verbringen, erleichtert die erfassung der persönlichkeit ungemein. aber genau hier hilft auch das internet, als werkzeug: es hilft mir persönlichkeitsfragmente von fremden und weit entfernten menschen zu erfassen, etwas das ohne internet und schrift eher schwierig war.
aber zurück zum pessimismus von ben_. selbst wenn das internet, wie ben_ postuliert, bereits vom kommerz und der vergoldung von menschlichen aktivitäten beherrscht sein sollte („das Netz ist Geld“), heisst das noch lange nicht, dass freiheit, anarchie, subversivität oder hemmungslose kreativität im netz nicht mehr möglich seien. auch das umwälzungspotenzial und die kraft der disruption von althergebrachtem werden dadurch nicht gebrochen. auch das liegt, verkürzt gesagt, daran, dass das internet aus menschen besteht. der freiheitsdrang, die kreativität von menschen lässt sich zeitweilig vielleicht unterdrücken, aber nie auf dauer. das zeigen der arabische frühling, das aufbrechen des eisernen vorhangs und meinetwegen auch die französische und amerikanische revolution. und star trek.
stellen wir uns das internet als eine stadt oder viele städte vor. gerade in durchkommerzialisierten und -korrumpierten städten wie new york oder moskau bilden sich zwangsläufig nischen und gegenbewegungen — im schatten des kommerzes. zwangsläufig auch deshalb, weil jede aktion eine gegenreaktion auslöst, nicht nur in der physik, sondern vor allem in der menschlichen psyche. allein das revolutionäre potenzial von musik! wie der algerische rapper hamada ben amor sagte:
die musik, die stimme schlägt immer die waffen. das habe ich schon oft gesagt. selbst wenn die regierung über waffen und militär verfügt, die stimme und der wille siegen immer. die revolutionäre kann man töten, die revolution kaum.
soylent green mag es im sinne von ben_ wieder geben („Wir sind die Rohstoffe dieser neuen Konzerne.“), aber es ist ungefährlich, weil wir es wissen. weil wir vernetzt sind und das internet und unsere stimmen zur kommunikation nutzen können. deshalb ist es richtig und gut soylent green die durchkommerzialisierung und ausbeutung der menschen pointiert zu kritisieren, aber es gibt meiner ansicht nach keinen grund pessimistisch zu werden. mehr noch, das netz, gibt in all seiner unvollkommenheit eben nicht nur den geldstrotzenden giganten werkzeuge an die hand, sondern auch dir und mir. und mich zumindest stimmt das optimistisch.
stefan niggemeier hat sich eine aufzeichnung von „Das Supertalent“ angetan:
Die Produktion schleppt sich dahin. An keiner Stelle hat man das Gefühl, es mit Profis zu tun zu haben. Nicht auf der Bühne, nicht davor, nicht dahinter.
I have been arguing that news organizations should reimagine and rebuild themselves as platforms for their communities, enabling people to share what they know and adding journalistic value to that. As such, they should study technology companies.
But technology companies also need to learn lessons from news organizations about the perils of violating trust and the need to establish principles to work by.
guter denkansatz: plattformen, seien es journalistische oder (kommerzielle) kommunikations-plattformen müssen sich klare und nachvollziehbare regeln geben, damit sie berechenbar bleiben und das vertrauen der benutzer gewinnen und halten können. denn:
Users come first. A platform without users is nothing.
und:
A platform is defined by its users. In other words: Hand over control to your users. Give them power. Design in flexibility.
vom nutzer her zu denken hat google gross gemacht. wettbewerbsdenken eroiert das vertrauen der nutzer in google gerade merklich. gegen die benutzer gehts nicht.
tim o'brien beschreibt wie er hermann hesse für den spiegel malte:
Last week I received a call from my good friend Stefan Kiefer, AD of Der Spiegel.
He wanted me to paint a portrait of Hermann Hesse for their cover honoring him, 50 years after his death. Hesse is BIG in Germany and Stefan was eager to have me do a classic illustrated cover of him.
falls es jemanden interessiert: ich finde das gemalte hesse portrait zu glatt. das original-photo ist viel brüchiger, rauer, kantiger. die gemalte version sieht nach einer überdosis weichspüler aus. da hilft auch der finger nicht.
Jetzt bin ich auf einen Beitrag gestoßen, in dem es heißt, Marilyn Manson schreibe gezielt Schimpfwörter auf sein Gesicht, bevor er öffentliche Plätze wie Flughäfen betritt, um so die Fotos der wartenden Paparazzi gezielt zu entwerten.
(vigilien über vermeintliche meta-ebenen bei game of thrones. ich halte vor allem die eingestreuten zuschauercharakter-analyse-krümel für überzogen.)
Over at Discovery News, Emily Sohn asks the question I've been wondering for the last two weeks. Why are Olympians today better at their sports than Olympians of the past? Why do speed records keep getting broken? Why can gymnasts do more elaborate routines?
arte hat mir zwei folgen der doku „rebel yell“ auf DVD geschickt und ich habe sie mir gestern abend angesehen. die beiden sendungen sollen die „aktuelle protestkultur“ dokumentieren und lassen zwischen anonymous, occupy, wikileaks, pussy riot, london riots, arabischem frühling, rage against the machine, nadine lantzsch und hausbesetzern wirklich nichts aus — ausser gegenstimmen.
jeder der schonmal gegen etwas protestiert hat darf ein paar o-töne abgeben und die protestform an der er oder sie gerade teilnimmt in einem positiven licht darstellen. das ist alles so wohlwollend und, wie der tagesspiegel schreibt, „hip“ abgefilmt, dass man die sendungen statt dokumentation auch getrost protest-selbstportraits hätte nennen können. ich hab niemanden gesehen der die proteste aus eine neutralen, aussenstehenden oder distanzierten perspektive kommentiert hat. es fiel in den 2wei mal 52 minuten protest-doku kein einziges kritisches wort, keine aussage wurde hinterfragt, keine selbstdarstellung wurde mit tageslicht beleuchtet.
die fehlende distanz der sendungen oder die abwesenheit von gegen- oder neutralstimmen ist nichts über das man sich echauffieren müsste — aber es macht die sendungen ziemlich langweilig und uninspirierend. interessierte sich meine oma für die „aktuelle protestkultur“, rebel yell würde ihr einen prima überblick verschaffen, welches selbstbild die verschiedenen protestkulturen haben.
am ende der zweiten folge sagt tom morello von rage against the machine:
mit der richtigen kombination aus rhytmus, melodie und bedeutung kann man wahrheit in einer einzigartigen form wiedergeben. das kann nur musik.
dokumentationen und journalismus können das leider nicht. da ist das mit der wahrheit etwas komplizierter.
so versucht rebel yell dem zuschauer immer wieder den eindruck zu vermitteln, dass die occupy-bewegung blühe. einmal sagt die off-stimme:
die bewegung breitet sich aus. überall kehrt der protest zurück in die öffentlichkeit.
occupytanten erzählen, der off-kommentar schwärmt und der zuschauer erinnert sich, dass das occupy frankfurt camp gerade geschlossen wurde (und 30 meter weiter zog) und das occupy london camp am 14. juni geschlossen wurde.
ich habe mir bei der ersten folge nach ca. 30 minuten sehnlich gewünscht, dass die sendung sich langsam dem ende zuneigen würde. tat sie aber erst nach 50 minuten. trotzdem fand ich die doppelfolge nicht schlecht.
denn wenn man hinter dem mond lebt, bekommt man einen ganz guten eindruck wer wo und wie gegen was ist und wie die verschiedenen modernen protestformen aussehen. wenn man nicht hinter dem mond lebt, bekommt man eine menge o-töne und bilder und musikschnipsel mit, die sich in dieser konzentration nicht einfach auf zeitungs- oder webseiten klemmen lassen. einige protest-protagonisten, die in meiner wahrnehmungsblase bisher nicht vorkamen habe ich jetzt auch mal kennengelernt.
hamada ben amor aka el général, zum beispiel, der in algerien mit seiner musik die revolution mitangefacht hat. leider kann ich mit dieser form yo-macho-hip-hop nicht viel anfangen, aber kraftvoll, wütend und authentisch wirkte das schon. hamada ben amor sagte dann auch sehr schön:
die musik, die stimme schlägt immer die waffen. das habe ich schon oft gesagt. selbst wenn die regierung über waffen und militär verfügt, die stimme und der wille siegen immer. die revolutionäre kann man töten, die revolution kaum.
mir fiel auf, dass musik auf eine angenehme, beinahe subtile, wenig aggressive art wütend machen kann. sehr schön zeigte das auch ein kleines segment, in dem rage against the machine in der wall street ihren song sehr laut spielten und sich dabei von michael moore filmen liessen (video). die idee: rage against the machine spielen, die polizei kommt, nimmt sie fest, die kamera hält drauf, fertig ist das wut-video. was aber auch passierte: nicht nur die polizei kam, sondern auch einige anzugträger aus den banken, bzw. der börse. die wippten sich dann auch in wut und skandierten: „suits for rage“.
die verbindung von wut und musik zeigt die doku eindrücklich. in mir kam beim zusehen der wunsch nach mehr wut allgemein und mehr wut von künstlern auf. nicht die regener art von ich-ich-ich- und business-wut, sondern wut wegen ungerechtigkeit, diskriminierung, gier, abbau von bürgerrechten und mangelndem gemeinsinn. wie das gehen kann und wer sowas macht, zeigt rebel yell ganz gut.
die erste folge rebel yell läuft heute abend um 22:30 uhr auf arte, die zweite folge läuft am 18. august. (vielleicht läuft die erste folge aber auch heute um 21:50 und die zweite am 18. august um 21:30. die arte webseite ist sich da nicht ganz sicher.)
[nachtrag 12.08.2012]
die erste folge von „rebel yell“ ist jetzt in der arte mediathek.
bei der mädchenmanschaft gibts eine mittelmässig interessante diskussion zwischen dem produzenten des films christian bettges, nadide lantzsch und einiges anderen kommentatoren.
am dienstag war ich bei mspro und max zum reden. wir haben ungefähr drei stunden geredet, davon wurden zweieinhalb stunden augezeichnet und zum aus der konserve anhören ins netz gestellt (mp3). das war sehr nett, wobei ich mich ständig gefragt habe, wer hört sich das geplauder von drei typen so lange an?
nach der aufzeichnung haben wir noch ein bisschen in den livestream geplaudert und mspro fragte mich, warum ich eigentlich nicht podcastete. ich glaube ich antwortete, dass ich mich schon gerne zu podcasts einladen lassen würde und auch durchaus eine gewisse faszination am podcasten nachvollziehen kann, aber selber weder podcasts höre, noch auf die idee käme, selber welche zu machen.
auch wenn man das nicht immer merkt, ich mag es ganz gerne, eine idee die ich habe so gut wie möglich auf den punkt zu bringen. das auf den punkt bringen ist audio- oder visuell, finde ich, viel anstrengender als in schriftform. ich hab ja mal für ne weile regelmässig videopodcasts gemacht, was einerseits spass gemacht hat, andererseits irre viel arbeit war — obwohl ich hilfe hatte (aufzeichnung, schnitt, encoding). und ich fand das was hinten rauskam auch nicht immer so befriedigend, woraus ix schliessen könnte, dass ich entweder mehr arbeit reinstecken sollte oder es eben zu lassen. in den letzten jahren liess ich es einfach. dazu kommt, dass ich mit dem ins internet schreiben eigentlich ganz gut bedient bin.
apropos geschriebenes wort. ich glaube mspro sagte in #wmr47, dass ich in letzter zeit ja kaum noch bloggen würde. worauf ich fast ein bisschen empört reagierte und meinte, dass ich im gegenteil nicht nur ziemlich regelmässig und bereits über ein jahr kommentierte links auf wirres.net posten würde, sondern auch gar nicht so selten artikel schröbe.
findet mspro, dass links-posten kein bloggen sei? wenn ich drüber nachdenke, ist da natürlich was dran. denn auch wenn das linken arbeit macht und mühe kostet, bei nährem hinsehen, bestehen meine links zu 80 prozent aus zitaten oder zusammenfassungen und manchmal, tatsächlich eher selten, einer einschätzung oder einem kommentar von mir.
das was ix mit den links mache, ist am ehesten mit dem vergleichbar, was ich früher mit dem sharing-feature im google reader getan habe: die leute in meiner blase auf aus meiner sicht lesenswerte artikel hinweisen und manchmal zu erklären warum ich das tue — und manchmal eben nicht. dabei scheint gewissermassen auch ein bisschen faulheit vor dem pointierten kommentieren und bewerten durch.
Our job as independent writers isn’t to be first or even to get the most pageviews. It’s to answer the question of “so what?”. Taken as a whole, our sites should tell a unique story that no one else can, with storylines that develop over time that help bring order to the chaos of what we cover.
einerseits ist das völlig übertrieben, andererseits stimmt es natürlich schon, dass die eigene stimme und interessen im eigenen blog klar und deutlich durchscheinen sollten. aber ich finde das muss nicht immer in der gleichen stärke sein. und zum ordnung schaffen bin ich eh nicht da. ich stosse lieber an, als (ein) zu ordnen.
mir fiel dann noch ein, ich könnte ja nochmal nachdenken und -suchen, bei wem ich schon so alles gepodcastet habe. entgegen der oft geäusserten schwachsinns-these, dass das internet nie vergesse, sind ein paar dieser spuren in den letzten 6 jahren bereits wieder verschwunden oder funktionieren nicht mehr richtig. das ist die liste der podcasts bei denen ich mal zu gast war, die mir noch einfielen oder googlebar¹ waren:
das nuf fragt sich wann und wie man sich erwachsen fühlt:
Nur frage ich mich, ob irgendwann der Tag kommt, an dem ich mich auch innerlich erwachsen fühle? [...] Aber wie fühlt sich dieses Erwachsen sein an? Werde ich dann immer den Müll runter bringen, nur weil er voll ist? Werde ich eine Einbauküche zum Preis eines Jahresgehalts kaufen und mich darüber freuen? Werde ich mich über unerwünschte Werbung in meinem Briefkasten aufregen? Nach 22 Uhr keinen Hunger mehr haben weil Schlafenszeit ist?
ich habe mir vor zwei jahren eine einbauküche zu weihnachten gekauft und über die feiertage hinweg aufgebaut. hat aber nur ein halbes monatsgehalt gekostet und erwachsen fühl ich mich damit immer noch nicht.
Parteipolitik, Lobbyismus und kommerzieller Journalismus sind das Dreigespann, das heute wirkliche Politik - im Sinne von: gemeinsam Regeln für das gute Zusammenleben aller zu finden - aktiv verhindert und unmöglich macht.
In der zehnseitigen „Spiegel“-Titelgeschichte über Aldi war am 30. April unter anderem behauptet worden, dass in der Dieburger Filiale Kameras auf Frauen in kurzen Röcken oder mit ausgeschnittenen Tops zoomten, daraus Filmchen auf CD gebrannt und unter Aldi-Männern ausgetauscht wurden.
Kurz darauf stellte „Spiegel“-Redakteur Janko Tietz in einem Rundfunkinterview aber klar, dass dies in Dieburg geschehen sei, bevor der jetzige Filialleiter seinen Posten übernahm. Das hätte also vor dem Jahr 2003 sein müssen. Im „Spiegel“-Text findet sich dieser klärende Hinweis nicht. Zudem: Kameras gibt es bei Aldi in Dieburg erst seit dem Jahr 2008.
Auf diesen Widerspruch vom ECHO hingewiesen, revidiert der „Spiegel“-Rechercheur nun erneut die Angaben. Ein anderer Aldi-Mitarbeiter, der von Christian Glaser über gut zwei Jahre in Dieburg zum Filialleiter ausgebildet wurde, habe die Aufnahmen gemacht.
es gibt wysiwyg-editoren (what you see is what you get) und es gibt wyadwyg-interviews (who you ask determines what you get). (aber ich mag die antworten von thierry chervel.)
was für ein schrecklich geschwätziger unsinn. jeden absatz könnte man mit ein, zwei sätzen widerlegen, bzw. als falschannahmen kennzeichnen. nur das wäre dann noch langweiliger als der text selbst.
thilo planz über das neue autoflattr-mashup-gedöns, mit dem man instagram-herzchen und google-reader- oder twitter-sternchen automatisch flattrn lassen kann. mindestens so wichtig wie diese flattr-API automatismen find ich die maschinenlesbaren meta-angaben in feeds und webseiten die beispeilsweise mit dieser chrome-extension erkannt werden können.
die übersetzerin gabriele zöttl begleitet den prozess gegen pussy riot auf twitter:
Ich freue mich über diese Aufmerksamkeit für ein Verfahren, das sich im Verlauf der letzten Tage zunehmend zum Schauprozeß, der alle rechtsstaatlichen Hüllen fallen läßt, entwickelt hat.
nachdem mat honan in seinem blog bereits ausführlich berichtete, wie er böse gehackt wurde, hat er das alles jett nochmal in wired.com reingeschrieben.
In the space of one hour, my entire digital life was destroyed. First my Google account was taken over, then deleted. Next my Twitter account was compromised, and used as a platform to broadcast racist and homophobic messages. And worst of all, my AppleID account was broken into, and my hackers used it to remotely erase all of the data on my iPhone, iPad, and MacBook.
horst schlämmer, karla kolumna, borat, kent brockman, tim, miranda priestly, mikael blomkvist, clark kent und lois lane, j. jonah jameson und charles foster kane. /von und via ronnie grob
kleines portrait von homer simpsons deutschem synchronsprecher norbert gastell:
In den USA läuft es ganz anders: Dort spielen die Sprecher die Dialoge zuerst, dann wird passgenau gezeichnet. Dafür soll der Original-Homer Dan Castellaneta auch 500.000 Dollar je Folge bekommen, sagt zumindest Gastell - "bei mir sind es nur 10.000 Euro pro Staffel", erklärt der nicht weniger austauschbare deutsche Sprecher. Jedenfalls sei das Synchronsprechen, vom großen Fritz Kortner als "Dunkelkammergewerbe" verhöhnt, eine unterschätzte Kunst, sagt er, "man sollte es eher Synchronspielen nennen. Aber es ist auch harte Arbeit wie am Fließband".
den nachtrag hatte ich noch nicht gesehen. stefan niggemeier verlinkt die reaktion von christoph keese auf seinen artikel und zitiert einen kommentar unter keeses antwort:
Meine Aussage »Es gibt keine Meeressäuger« ist nicht falsch. Es ist daher nicht richtig mir vorzuwerfen, dass ich entweder lüge oder keine Ahnung von Meeresbiologie habe. Wohl war meine Aussage möglicherweise nicht ausführlich genug, denn was ich meinte war »Es gibt keine Meeressäuger außer Pottwale, Seekühe, [es folgen mehrere Folianten mit allen möglichen Erläuterungen zur Meeresbiologie, nur nichts speziell dazu, wie denn die früher aus der nicht-ausführlichen Version gezogenen Schlüsse nun genau aufrecht erhalten werden sollen]«
Es bleibt aber [...] dabei, dass E-Mail das offenste Kommunikationsprotokoll ist, das mir gerade beim zweiten Spätabendbier einfällt. Facebook gehört Facebook, Skype gehört Microsoft, das Telefon gehört den Telefongesellschaften, die Post gehört... you get the picture. Mail darf dagegen jeder, der sich an ein paar Standards hält - oder auch nicht; die meisten Mailclients nehmen auch proprietär verkorkste Mail mit.
Prima gemacht, Herr Königshaus. Dank Ihres Briefes an den Deutschlandfunk, weiß ich nun, was Sie von der Pressefreiheit halten. Und ich weiß, dass nicht nur das Bundesverteidigungsministerium Schwierigkeiten damit hat, souverän zu kommunizieren, sondern auch derjenige, den das Parlament zum “Anwalt der Soldaten” erklärt hat. Schade nur, dass Sie mit Ihrem Schreiben die steile These des Kollegen Klaus Pokatzky, nämlich stark an sich interessiert zu sein, bestätigen. Willkommen in der Dementifalle. Außerdem zeigt der Vorgang, dass Sie zwar einer liberalen Partei angehören, Freigeister aber nicht wirklich gut ertragen können. Hierarchie ist Ihnen lieber, denn da kann man unliebsame Meinungen zwar nicht verbieten, aber zumindest unterdrücken - dachten Sie. Doch siehe da, statt das Feuer zu löschen, sind Sie mitten im Streisand gelandet.
sehr schönes wortspiel: im streisand. sehr schöner kommentar, sehr schön auf den punkt gebracht.