das machen wir auch immer öfter. gemüse, vorzugsweise kartoffeln, aber auch auberginen, zwiebeln, tomaten, karotten, zuccinis, blumenkohl mit kräutern in den ofen werfen und nach 30-40 minuten mit kräuter-quark verspeisen. ich frage mich dann immer warum selbst gemüse dass ich normalerweise nicht mag plötzlich so köstlich schmeckt.
ex-handelsblatt.de-redakteur stephan dörner zerlegt einen artikel der „handelsblatt“-kampagne „Mein Kopf gehört mir“. da fragt man sich wie man das handelsblatt jemals als qualitätsmedium wahrnehmen konnte.
Oder wie es der Autor Andreas Föhr formuliert: „[...] Ohne den Schutz geistigen Eigentums gäbe es wahrscheinlich weder Computer noch Internet, aber das scheint bei den Piraten keinen zu interessieren.“
Man muss wirklich nicht jeden Unsinn zitieren - insbesondere nicht von einem Krimi-Autor, der schon durch das Wort “wahrscheinlich" offen zu erkennen gibt, dass er keine Ahnung hat, wovon er redet. Software war in den Ursprungstagen des Computers eine reine Zugabe, um die Hardware zu verkaufen. Erst Microsoft als eine der ersten Firmen machte aus Software in den 70er Jahren ein Geschäftsmodell. Es gibt eine ganze Bewegung innerhalb von Software-Autoren, die ihre Software vom strikten Urheberrecht freistellen - sogenannte Freie Software. Programmierer freier Software haben Linux geschaffen, das heute rund 18 Prozent aller Umsätze mit Servern ausmacht (Quelle: IDC) und auf dem u.a. Googles Smartphone- Betriebssystem Android basiert.
Das Internet ist aus dem staatlich finanzierten DARPA-Projekt ARPA hervorgegangen, das World Wide Web aus einem Projekt am staatlich finanzierten CERN. Der erste Webbrowser mit dem schlichten Namen WorldWideWeb (später Nexus) ließ sich kostenlos downloaden. Er ist bis heute gemeinfrei (Public Domain). Der IBM-Computer wurde vor allem deshalb ein weltweiter Erfolg, weil IBM nicht gegen Kopien aus Fernost vorgegangen ist. Erst das hat die PC-Revolution in Gang gesetzt. Davon abgesehen ist die gesamte Computergeschichte - von Microsoft bis Apple - eine Geschichte „geklauter Ideen“ (mal mit offizieller Lizenz von Xerox, wie bei Apple - mal ohne, wie bei Microsoft).
der edeka-markt an der fischerinsel ist eine art rentnerzoo. egal ob man morgens, mittags oder nachmittags dorthin geht, im laden stehen stets 30 bis 40 rentner rum. kein scheiss. die stehen dort, ohne sich fortzubewegen. ich bin ziemlich sicher, sie bewegen sich auch irgendwann, aber ich habe das bis heute nicht beobachten können.
soviel ist jedenfalls klar, auch wenn ich es bisher nie sah: die rentner müssen sich bewegen, denn wenn man an die kasse geht sind immer schon 3 bis 4 von ihnen dort. an der kasse entwickeln die rentner einen eigenartigen ehrgeiz: sie wollen immer auf den cent genau bezahlen. das dauert immer eine weile, weil sie schwierigkeiten haben die silber-, kupfer- und messingfarbenen münzen auseinanderzuhalten, die sie in grosser zahl in ihrer geldbörse gesammelt haben.
vor ein paar tagen im edeka habe ich eine rentnerin beobachten können, die das unerhörte wagte, was selbst ich noch nie gewagt habe. die dame wollte mit einem grossen schein zahlen. es war ein fünfziger, allerdings ein fünfzig-mark-schein.
die dame war sehr erstaunt darüber, dass man nicht mehr mit DM bezahlen könnte: „seit wann ist denn die mark nicht mehr gültig? ist das schon länger so?“
sie schien gleichzeitig überrascht und verzweifelt; was sie denn jetzt machen solle? und wie man die mark von diesen euros unterscheiden könne. ob das irgendwo auf diesem schein draufstehe?
die kassiererin blieb relativ stoisch und empfahl der dame den schein im papierkorb zu entsorgen. „aber probiern ses erstnochmal bei der bank.“
ich glaube die dame hat dann ihr schweinemett und die weinbrandpralinen mit einzelnen centstücken bezahlt.
Die von mir wahrgenommene Einbindung der Eltern scheint also weder auf Faulheit oder Unbedachtheit von Lehrern zurückzuführen zu sein, sondern sie ist gewollt. Und natürlich wäre es tatsächlich schön, wenn es auch schulbezogene Dinge gäbe, die die Kinder gemeinsam mit den Eltern machen könnten, vor allem, wenn es eben ALLE Kinder könnten. Aber das ist aus offensichtlichen Gründen oft nicht der Fall. Kann man von Eltern, die nie eine deutsche Schule besucht und Deutsch selbständig als Zweitsprache erworben haben, erwarten, dass sie das deutsche Kasussystem in Tabellenform fassen können? Oder von Eltern, die Vollzeit oder im Schichtdienst arbeiten, außer der sowieso obligatorischen Kontrolle der Arbeitsmaterialien und Hausaufgaben stundenlang nach Fotos von Tante Sabine und deren drei geschiedenen Männern zu fahnden, die ihr die Cousinen beschert haben?
die sache mit dem poller in der eingangstüre in einem cafe im prenzlauer berg, der kinderwagen, aber angeblich keine behinderten draussen halten soll. von willsagen zusammengefasst und durchfotografiert.
Hört auf, uns alles nur zu verbieten, das Fremde einzuzäunen und uns Warnhinweise nur per Unterschrift quittieren zu lassen. Macht uns vertraut. Bildet uns dazu in aller Ruhe. Lasst uns liebgewinnen. Das wäre wohl das, was Philosophen wirklich mit Aufklärung gemeint haben könnten. Es geht bei der Aufklärung darum, positiveres Karma zu erzeugen.
Wenn wir hier gezwungen sind, weltgemeinsam Öffentlichkeit zu spielen, ist doch die Frage, ob wir nach dem kleinsten gemeinsamen Nenner streben oder das größte gemeinsame Vielfache suchen. Wollen wir uns nach dem letzten ungebildeten Dorfidioten richten, der der Meinung ist, dass die Welt aus einem Kirschkern geschnitzt wurde und das Licht die Kotze eines vieläugigen Lemuren ist und jeder der etwas anderes glaubt, ein des Lebens nicht würdiger Ketzer ist? Oder wollen wir die Vielfalt der verschiedenen Meinungen zulassen und versuchen, jeder Meinung mit einem Mindestmaß an Würde zu begegnen, eine Begegnung, die bei einem ganzen Haufen Meinungen ja auch durch das Vorbeigehen mit einer gerümpften Nase sein kann?
Sie revolutionierten das südkoreanische Kino - und wurden dafür entführt: In den fünfziger Jahren waren Shin Sang Ok und Choi Eun Hee Stars. Weil das nordkoreanische Kino einfach nicht in Schwung kam, ließ Filmfan Kim Jong Il das Ehepaar kidnappen. Das lebte auf der Nordseite des Landes erst in Saus und Braus - und wagte am Ende doch die Flucht.
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"Was will uns der Künstler damit sagen?" fragen die Galeriebesucher.(Kauft das verdammte Bild, damit ich meine Rechnungen bezahlen kann.)
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Sehr geehrte @SBahnBerlin wg Störung im Betriebsablauf verzögert sich mein Fahrscheinkauf um wenige Stationen. Ich bitte um ihr Verständnis
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Die Leute, die Fotos für #609060 machen, sollten sich keine Gedanken wegen ihrer Figur machen, dafür aber wegen ihrer unaufgeräumten Zimmer.
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Künstler, die für Überwachung kämpfen, Presse, die das Zitieren einschränken will. Demnächst kommen die Bäcker und verbieten Erdbeerkuchen.
am ende war ich aus verschiedenen gründen etwas ratlos, was ich aber, glaube ich, mit einigen der teilnehmer auf dem podium und im auditorium gemeinsam hatte. erfeulicherweise hatten einige der teilnehmer auf dem podium sogar den mut, ihre ratlosigkeit offen zuzugeben.
am anfang der veranstaltung warfen zuerst thomas lindner (einer der verlagsgeschäftsführer bei G+J) und dann carl bergengruen (vorsitzender der geschäftsführung bei studio hamburg) mit den üblichen ideologisch aufgeladenen kampfphrasen um sich. sie betonten die systemkritische relevanz der kreativwirtschaft als wirtschaftsfaktor, verglichen immaterialgüter und lizenzverletzungen platt mit brötchen und diebstahl, beklagten sich bitter über die untätigkeit der politik und insbesondere der justizministerin und lamentierten über „gratismenatlität“, „rechtsfreie räume“ und riesige materielle schäden durch urheberrechtsverletzungen im internet. carl bergengruen leistete sich auch einen wunderbaren freundschen versprecher, als er sven regener zitierte und ausversehen sagte, dass eine geselleschaft die so mit ihren kunden umgehe nichts wert sei.
ebenfalls unwidersprochen blieb die steile these von bergengruen, dass der gesetzliche schutz des geistigen eigentums eine der grössten errungenschaften der menschheit sei, und dass es ohne diesen schutz keine kultur geben könne. als ob die menschheit vor erfindung des konzepts des geistigen eigentums völlig kulturlos gewesen sei und als ob es unter dem schutz des des urheberrechts niemals hungernde und darbende künstler und kreative gegeben hätte. die üblichen pauschalisierenden, bestandswahrenden und angstdurchwirkten sprüche eben.
der direktor des hans-bredow-instituts und mitglied der enquete-kommision internet und digitale gesellschaft wolfgang schulz erdete die diskussion mit seinem vortrag dann ein bisschen. er wies darauf hin, dass im zwischenbericht urheberrecht der enquete kommision bereits ein breiter grundkonsens quer durch alle beteiligten fraktionen und interessensgruppen erreicht worden sei. so sei in dem bericht unter zustimmung aller beteiligten formuliert worden, dass es der schutzrechte bedarf und dass diese schutzrechte nicht aus der nutzerperspektive neuformuliert werden müssten. das gewohnheitsmässige gejammer der rechteverwerter, dass die politik oder die interessenvertreter der nutzer das urheberrecht abschaffen wollten und die urheber kalt abservieren wolle, sei also überflüssig (meine worte). wer will, kann das auch im bericht der enquete-kommision nachlesen:
Nach Auffassung der Enquete-Kommission bieten auch die Umwälzungen, die das Internet mit sich bringt, keinen Anlass, das Urheberrecht aus der Perspektive des Nutzers her zu konstruieren und so vom – auch verfassungsrechtlich geforderten – notwendigen Schutz der ideellen und wirtschaftlichen Interessen des Schöpfers kreativer Güter abzulösen. Es gibt auch keinen Grund, das Konzept grundsätzlich in Frage zu stellen, Immaterialgüter vor allem durch Ausschließlichkeitsrechte der Urheber marktfähig zu machen und darüber die Anreize, Werke zu schaffen, zu erhöhen.
wolfgang schulz forderte in seinem schlusswort auch mehr handfeste argumente. er meinte die politik wäre durchaus bereit zu handeln und lösungen zu suchen, wenn die verwerter mit konkreten „verwertungsproblemen“ an sie herantreten würden. er plädierte auch dafür, mit einem kleinen seitenblick auf den anwesenden aufsichtsratvorsitzenden der GEMA, enjott schneider, pragmatische lösungswege für die aktuellen streitfragen zu finden und nicht immer gleich nach grundsätzlichen lösungen zu suchen.
enjott schneider fühlte sich dann bemüssigt im anschluss an wolfgang schulz vortrag einen langen monolog über die ziele und zwecke der GEMA von sich zu geben und dabei zu betonen dass man kein „moloch“ sei und vor allem die interessen der „kleinen“ urheber vertrete. erstaunlicherweise lachte ihn niemand aus, allerdings wurde ihm sein satz, dass offenbar niemand die strategie der GEMA verstehe im weiteren lauf der veranstaltung mehrfach um die ohren gehauen. neben der fragwürdigen kommunikationsstrategie der GEMA fragte ich mich auch, warum die GEMA nicht transparenter handelt um genau diesen anspruch für die „kleinen“ einzustehen zu untermauern und für jeden sichtbar darzustellen. wenn ich die zahlen richtig lese, ist das was die GEMA für die „kleinen“ komponisten und dichter (angeschlossene mitglieder) ausschüttet mit durchschnittlich 100 euro pro monat (zahlen von 2010) auch nichts was ein ruhiges und beschauliches musikantenleben ermöglicht. da stehen die 3300 „ordentlichen“ und stimmberechtigten mitglieder mit monatlich im schnitt 4800 euro deutlich besser da.
auch die äusserungen von florian drücke, dem geschäftführer des bundesverbands der musikindustrie, im anschluss von wolfgang schulzes vortrag fand ich eher verstörend. er forderte unverdrossen eine wertedebatte und pauschale aufklärungskampagnen, die die musikkonsumenten zur einhaltung von gesetzen anhalten sollten. die forderung nach solchen kampagnen aus dem mund des geschäftsführeres eines verbandes, dessen mitglieder (auch) damit geld verdienen musik von kiffern, hoteleinrichtungszerkloppern oder gewaltverherrlichern zu verkaufen, fand wiederum nur ich witzig.
die contenance entglitt enjott schneider und florian drücke dann entgültig während des nächsten panels, das übrigens wunderbar flapsig, ironisch und witzig von knut foeckler moderiert wurde. in dem panel berichteten unter anderem der 16 jährige schüler jakob meiffert und die 18 jährige schülerin (und schauspielerin) sophie charlotte schirmer über die mendiennutzung von jugendlichen; die meisten wüssten, dass das was sie täten „nicht OK“ sei, täten es aber trotzdem. auch die bequemlichkeit der illegalen angebote sei ein wichtiger faktor. die tatsache dass jugendliche einerseits nicht viel geld hätten und andererseits (ausser mit itunes-prepaidkarten) legale kaufangebote kaum ohne die hilfe ihrer eltern nutzen könnten, spiele auch eine grosse rolle bei der wahl der mediennutzung. simon lange von der piratenpartei und maxim kuphal-potapenko sprachen die mangelnde legale verfügbarkeit von vielen angeboten an. die beobachtungen und berichte der beiden schüler, aber auch die mangelnde distanzierung und ausbleibende verdammung illegaler mediennutzung durch den moderator knut foeckler brachte schneider und drücke offenbar in rage. illegale mediennutzung nicht klar zu verurteilen und nur „lapidar“ zu kommentieren sei fahrlässig und liesse mangelnde durchdringung der materie erkennen. schliesslich gehe es „um verdammt viel“. foeckler blieb lapidar und stellte fest, dass sich hier offenbar viele „befindlichkeiten“ ergiessen würden, speziell über ihn selbst.
die nächste äusserung des piraten simon lange, dass die disruption der musikbranche ja auch positive aspekte habe, beispielsweise dass jetzt eben viele musiker musik aus passion und nicht aus wirtschaftlichen gründen machten, erzürnte dann den abmahnanwalt björn frommer. der fand die haltung von lange „lebensfremd“ und meinte die diskussion solle sich doch bitte mal mit der frage beschäftigen, warum sich niemand an die gesetze hielte. dass aus dieser fragestellung auch eine gewisse lebensfremdheit durchscheint, hat dann leider niemand laut ausgesprochen. im laufe der immer hitzigeren debatte meinte frommer dann irgendwann, dass die jugend „versaut“ sei und gar nicht mehr wisse, dass man für geistige leistungen anderer bezahlen müsse. er verneinte auch vehement die these, dass menschen die illegal medien konsumieren durchaus auch legale angebote nutzen würden.
an diesem punkt der diskussion implodierte meine ratlosigkiet dann zu einer tiefen hoffnungslosigkeit. rechtevertreter die aggressiv und tief emotional auf die lebenswirklichkeit von jugendlichen reagieren. rechtsanwälte die glauben mit rechtsdurchsetzung liessen sich alle gesellschaftlichen probleme und umwälzungen lösen. ein pirat der kaum zu wort kam und wenn er das wort hatte, die forderungen seiner partei nicht klar rüberbringen konnte. ein GEMA-vertreter der maximalforderungen stellt, aber auch legale angebote wie spotify als unbefriedigend und unzureichend für die urheber darstellt. menschen in leitenden positionen in medienunternehmen und berater die offenbar ratlos sind. medienunternehmer die von legalen angeboten schwadronieren, aber selbst unfähig sind attraktive angebote zu entwickeln.
wie ausserordentlich ausgeprägt die unfähigkeit mit den kunden, der zielgruppe zu kommunizieren bei den rechteverwertern, aber auch den interessen ihrer verlegern ergebenen journalisten ist, zeigte sich dann an einer zwischenbemerkung aus dem publikum, die im krassen kontrast zu den bisherigen theorie- und wunschdurchwirkten äusserungen der vertreter der kreativen stand: jemand mit eindeutig erkennbarem migrationshintergrund erzählte wie er die „kids“ in seiner nachbarschaft fragte, ob sie für ihre musik zahlen würden. niemand von denen die er fragte hatte für die musik die er hörte geazhlt. als ihm dann videos mit rappern von dicken autos und mit goldketten gezeigt wurden, fragte er, wie denn die rapper, die sie so toll fänden, diese dicken kisten bezahlen sollten und ob sie wollten, dass diese rapper demnächst mit nem opel corsa posieren würden. mittlerweile aber seien itunes-pepaidkarten zu kleinen prestige-symbolen geworden. mit einer kleinen intelligenten bemerkung hat hier jemand wahrscheinlich mehr erreicht, als björn frommer mit 100 abmahnungen.
eins der hauptprobleme in der urheberrechtsdebatte ist ganz offenbar die unfähigkeit aller beteiligten miteinander auf augenhöhe zu kommunizieren. die rechteverwerter werden aggressiv und fordern rechtsdurchsetzung und aufklärung zur gesetzestreue, wenn sie mit der lebenswirklichkeit der kundschaft konfrontiert werden. die zielgruppe reagiert mit unverständniss, wenn ihr juristisches kauderwelsch an den kopf geworfen wird und abmahnungen ins haus flattern. die einen fordern respekt gegenüber den künstlern, meinen aber eigentlich respekt vor ihren erodierenden geschäftsmodellen und behandeln ihre (potenziellen) kunden wie verbrecher oder dummköpfe die aufgeklärt oder bestraft werden müssen.
besonders hoffnungslos hat mich der irrglaube gestimmt, dass man die umbrüche, die das internet initiert, allein mit gesetzlichen regelungen und ihrer durchsetzung kitten könnte. offenbar haben die rechteverwerter nicht nur nichts aus den problemen der musikindustrie gelernt, sondern auch nichts aus der prohibition und der drogenpolitik der letzten jahrzehnte gelernt. weder die prohibition, noch das verbot von drogen, noch aufklärungskampagnen haben den alkohol- und drogenkonsum weiter gesellschaftlicher schichten stoppen können. wertedebatten, lobbyismus oder stahlharte durchsetzung von gesetzen lösen gesellschaftliche (oder drogen-) probleme nicht, man kann sie lediglich, wenn überhaupt, durch gesellschaftliche normen kanalisieren oder eindämmen. aber das geht eben nicht mit gesetzen oder rechtsdurchsetzung allein, sondern nur gemeinschaftlich und einem breiten gesellschaftlichen konsens.
der nachmittagsteil der veranstaltung war dann übrigens viel weniger emotional. selbst björn frommer konnte mich in seinem etwas zu langem vortrag an manchen stellen überzeugen. beispielsweise mit seiner forderung, dass bestimmte anpassungen am rechtrahmen durchaus hilfreich sein könnten um besser gegen gewerbsmässige urheberrechtsverletzer oder profiteure von urheberrechtsverletzungen vorgehen zu können. frommer lieferte auch prima nutzwert mit: wer bei vodafone filesharing betreibt ist vor abmahnanwälten sicher, weil vodafone keine IP-adressen rausrückt oder erfasst (glaub ich zwar nicht so ganz, gebe ich aber gerne weiter).
sehr gefallen hat mir auch die differenziertheit und das detailwissen von carsten brosda von der hamburger staatskanzlei, der nicht nur die situation und diskussion rund um die verfügbarkeit von game of thrones kannte, sondern auch ein ordentliches th aussprechen konnte. selbst florian dücke konnte am nachmittag auf dem podium seine emotionen im griff behalten und teilweise ganz schlüssig argumentieren. und auch wenn er wortreich und in zweitausend variationen immer den gleichen satz sagte (die GEMA, die komponisten und die autoren brauchen irre viel geld), konnte ich bei enjott schneider neben seiner betonfunktionärshaltung auch echte leidenschaft für die sache erkennen.
und auch der zweite teilnehmende vertreter des studio hamburg, robin houcken, erstaunte mich mit seiner mitunter sehr differenzierten haltung und vernünftigen sätzen, nachdem sein kollege carl bergengruen am vormittag noch ohne besonders stichhaltige argumente auskam. robin houcken sah lösungen für die urheberrechtsproblematik nicht in den haushalten, sondern bei den mittelsmännern. so würden kabelnetzbetreiber schliesslich auch für die einspeisung von fernsehprogrammern zahlen, warum sollten die rechteverwerter also ihr geld nicht bei den zugangsprovidern holen? dass er demensprechend auch ein leistungsschutzrecht befürwortet, bei dem sich die verwerter ihr geld bei den verteilern ihrer werke holen, fand ich schlüssig (aber auch falsch). hier hätte ich mir vom moderator florian güßgen die zwischenfrage gewünscht, was er denn zum amerikanischen markt sagt, wo die rechteinhaber den kabelnetzbeteibern geld für die einspeisung zahlen.
das zweite panel dauerte mit frommers vortrag insgesamt fast zweieinhalb stunden, weshahlb ich es an dieser stelle weder wiedergeben möchte, noch kann. zumal ich lernte, dass das allensbach institut herausgefunden haben will, dass diskussionen über urheberrechte die mehrheit der menschen nicht interessiert und die sache dementsprechend auch nicht als wahlkampfthema funktionieren würde. ich vermute das thema funktioniert auch als blogartikel nicht besonders gut, zumal der jetzt ja auch schon unerträglich lang geworden ist.
abgesehen davon konnte ich eindeutige stylingtrends bei führungskräften aus der medien- und rechtsbranche feststellen: grosse schwarze kunststoffbrillen, lange graumelierte haare, die unauffällig über kahle stellen gekämmt werden. schlips muss nicht sein. dunkle anzüge gehen immer, braune schuhe lassen sich auch mit braunen schlipsen kombinieren.
martin oetting schrieb übrigens gestern zu einem ganz anderen thema folgendes:
Meine einfache Faustregel lautet daher: hören Sie auf darauf zu hoffen und zu warten, dass irgendwelche Konsumenten Sie mögen. Fangen Sie lieber damit an, Ihre Konsumenten zu mögen.
das könnte auch der goldene tipp für alle führungskräfte in der unterhaltungs- und informationsindustrie sein.
judith horchert portraitiert antje schrupp auf spon. und antje schrupp erklärt wie wobei bloggen extrem gut helfen kann: gedanken und ideen verdauen, so dass man nicht mehr auf ihnen „herum denken“ muss:
Seitdem schreibt sie dort, angeblich vor allem für sich selbst: "Ich blogge wirklich nicht, um Leute zu erreichen. Mir ist egal, wie viele das lesen", sagt sie. Habe sie einen interessanten Gedanken, schreibe sie ihn auf, damit sie nicht mehr darauf herum denken müsse. Vielleicht interessiert ja jemanden da draußen, was sie denkt - vielleicht auch nicht.
Hinter fast jeder Enthüllung, die Sie lesen, steht jemand, der gepetzt hat. Und das selten aus reiner Wahrheitsliebe.
Zur Frage der Käuflichkeit also ein deutliches, dezidiertes Ja. Einfach deshalb, weil diese Haltung wacher macht. Sie werden eh immer alles prüfen müssen. Nicht zuletzt sich selbst.
später in den kommentaren:
Ich glaube, je stärker man grad ist, desto mehr Einflussnahme lässt man zu. Nur wer keinen Kompass hat, braucht Konsequenz.
weise worte. das mit dem kompass gefällt mir besonders, auch wenn man natürlich einfach rumbehaupten kann, man habe einen kompass, auch wenn man gar keinen hat. was hilft ist aber ganz sicher seinen kompass soweit und so oft wie möglich zu zeigen. auch wenn der kompass sich so oder so bei dem was man über die jahre tut zeigt.
es gibt sicherlich viele gute gründe für die jährlichen relaunches von spd.de. man kann immer was verbessern. aber wie wärs denn mal, statt ständig neuzustarten sein ding kontinuierlich zu verbessern? wie wäre es an den inhalten zu arbeiten, statt an der präsentation? aber die drückenste frage die ix mir stelle lautet: lila purpur?
Eine ziemlich spannende, allerdings nicht unproblematische Entwicklung, die die SPD in Bezug auf ihr Erscheinungsbild in den vergangenen Jahren genommen hat. Erst wurde der 3D-Würfel eingeführt, dann wieder entfernt. Erst wurde Blau als Akzentfarbe forciert, nun ist es Purpur. Weitere Farbwechsel wären in Bezug auf das Branding kontraproduktiv.
Die in der 'Bild'-Zeitung vorgestellten Thesen sind tatsächlich im Buch zu finden. Es darf aber niemanden überraschen, dass gerade diese Zeitung sich große Mühe gegeben hat, die argumentierenden und einordnenden Passagen wohlweislich zu übersehen. Im Grunde ist es einfach: Wer Buschkowsky aufgrund der Auszüge in der 'Bild' als Rassisten oder Agitator schimpft, ist auf die boulevard'sche Darstellung der Bild-Zeitung reingefallen, nicht auf den Bürgermeister.
Say, “he’s used words like torture. That’s the worst word.” And yet, if we use the f-word, which is the word for generating our species, for showing physical affection one to another, then we’re taken off air and accused of being wicked and irresponsible and a bad influence to children.
Ich glaube, dass kein Medium heute mehr so tun kann, als sei es unangreifbar. Im Gegenteil: Es muss sich angreifbar machen. Journalisten müssen vom Podest heruntersteigen, zugänglich werden und mit ihren Lesern ins Gespräch kommen.
stefan niggemeier erklärt das neue spiegel-blog. dass er das nicht im spiegel-blog selbst macht ist insofern interessant, weil das spiegel blog ja nun explizit selbstreferenziell ist. interessant ist auch, dass stefan niggemeiers beipackzettel auf diese art auch sehr viel mehr leser bekommt als auf spiegel.de.
(kann man eigentlich sagen, dass das blog des spiegels auf spiegel-online erscheint?)
das schöne an den überschriften von techdirt (aber auch boingboing, daringfireball oder nerdcore) ist ja, dass sie schon alles zusammenfassen. muss ich dann nicht machen.
Der Bundesrats-Vorschlag ist also nach Kräften so gestaltet, um das Zustimmungserfordernis ins Leere laufen zu lassen. Man braucht wohl nicht lange zu spekulieren, wem wir es zu verdanken haben, dass es noch immer nicht zur einfachen, sauberen Lösung langt, die da lautet: kein Handel mit hoheitlich erhobenen Daten ohne schriftliches Einverständnis des Bürgers.
wem wir das zu verdanken haben? ich komm nicht drauf. ich frage mich aber, wo das geschrei der grünen datenschutzbeauftragten geblieben ist. aber die sind ja mit facebook über beide ohren beschäftigt.
Insgesamt gehen die Ideen von CleanIT weit über das hinaus, was man von ACTA kennt. Sie ergänzen sich im übrigen offensichtlich mit dem Grundkonzept eines anderen EU-Projekts namens INDECT. Dieses soll Verbrechen durch vorsorgliche Beobachtung aller Bürger verhindern. Auch INDECT setzt auf umfassende Kontrollen offline wie online.
ein rezept. aber ein klassisches. obwohl ich ja der meinung bin, dass original amerikanische pancakes in amerika aus fertigpulver gemacht werden.