Der Journalist Hans-Ulrich Jörges hat Josef Ackermann einmal gefragt, warum er als reicher Mann überhaupt 14 Millionen verdienen müsse, warum es nicht auch sieben oder neun Millionen täten. Er brauche das Geld gar nicht, habe Ackermann geantwortet, er lebe bescheiden. Aber die ehrgeizigen jungen Leute in der Bank verlören ihre Motivation und den Respekt vor ihm, wenn er nicht nähme, was möglich sei.
alter schwede, was carsten maschmaeyer da über seien „erfolgsstrategien“ schreibt ist in der tat beängstigend. carsten maschmeyer in der bild:
Es war schon sehr beängstigend, nicht zu wissen, wie die Leute und die Medien reagieren, wenn Veronica Ferres und ich uns als Paar outen würden.
Dennoch: Legalität hin oder her, die Methoden, völlig inhaltsfremde Websites zu einem namensgebenden Angebot hinzuzuzählen, verwässern die eigentlich starken Währungen der IVW und AGOF immer mehr und machen die Zahlen auf Dauer irrelevant. Zu den Angeboten, die diese Methodik intensiv nutzen, gehören derzeit N24, Focus Online, Süddeutsche.de, Zeit Online, DerWesten und Welt Online, also viele große Anbieter.
schwanzvergleich mit prothesen. und dann wundern sich die medienheinis, dass die werbepreise im keller bleiben. (werbe-) kunden bescheissen ist als geschäftgrundlage glaub ich nur so eine mittelgute idee. /@chrisstoecker
denn leg ich wiederum den absoluten klassiker nach, den furzenden prediger (fating preacher), über den ich mich seit über 10 jahren fast jedes jahr einmal scheckig lache:
seitdem ich die „die 13 ½ leben des käpt'n blaubär“ von walter moers las, lautet mein lieblingswort tratschwellen. ich überlege derzeit ob ich „tratschwellen“ künftig als synonym für „journalisten“ benutzen soll.
Wenn also - so noch immer unsere Arbeitshypothese - alle Menschen irgendwie behindert sind, dann ergibt sich daraus nicht nur eine neue, viel freundliche und vor allem selbstverständlichere Sicht auf Behinderung allgemein: die Welt ist von der sich nicht behindert fühlenden Mehrheit so gebaut worden, dass sie ihnen ausreicht, sich nicht behindert zu fühlen. Behinderung ist immer auch eine gesellschaftliche Konstruktion, und die Grenzen zwischen der Zuschreibung “behindert" und “nichtbehindert" sind so fließend, dass man sie eben als willkürlich betrachten und beliebig verschieben kann.
The Google I was passionate about was a technology company that empowered its employees to innovate. The Google I left was an advertising company with a single corporate-mandated focus.
[meta-anmerkung: alter schwede sind die msdn.com-blogs scheisse. microsoft ist technisch mit seinen webdiensten echt noch auf dem niveau von 1998.]
gregor honsel ist nicht so begeistert von „alexandria“. wer nicht weiss was alexandria ist und warum es einen interessieren sollte, kann es in gregor honsels artikel erfahren. (spoiler: war teuer, wurde staatlich gefördert und funktioniert nicht richtig)
mir ist jetzt der passende vergleich eingefallen, um die aktivitäten der samwers oder die aktivitäten die sie unterstützen in einen passenden kontext zu stellen ... nein doch nicht.
jedenfalls bedenklich, wie wahrscheinlich es mittlerweile ist, dass ganze kulturen oder landstriche einfach ausgelöscht werden, weil die gründer die eigene position innerhalb ihres metaspiels gewinnen oder zumindest konsolidieren wollen
selber bauen oder zumindest abhängigkeiten von dritten in grenzen halten, ist im netz wichtiger denn je.
die meisten deutschen glauben ja (glaub ich), dass das lachen in sitcoms vom band kommt. kommt aber vom publikum. ich war in hollywood mal bei der aufzeichnung einer sitcom dabei, muss so 1986 oder 1987 gewesen sein. was mich sehr beeindruckt hat, war die professionalität und wohlorganisiertheit mit der das alles von statten ging. eigentlich wie theater in gut. ich hab jedenfalls damals gelacht.
Twitter ist [...] inzwischen weit mehr als nur eine Gemeinschaft (Organisation, Unternehmen). Twitter ist ein besonderer Teil der Gesellschaft geworden. Natürlich ist alles soziale Teil der Gesellschaft, aber der Verlust von Twitter würde einen spürbaren Unterschied bedeuten. Twitter ist, wie Facebook auch, nicht mehr beliebig austauschbar.
Das ist zum einen ein organisationaler Erfolg, aber damit verbunden ist nun eben auch ein gesellschaftliches Risiko. Und der folgende Vergleich liest sich in einem Satz krass, aber er ist wohldurchdacht: Mit Twitter sollte man gesellschaftlich umgehen wie mit Atomkraftwerken (und vielen anderen Einrichtungen, die Organisationen betreiben). Die Organisation darf über ihre Form in der Gesellschaft nicht allein entscheiden. Wenigstens der Rahmen dessen, was in AGB stehen darf muss auch politisch entscheidbar sein.
Erst wurde der internationale Terrorismus bekämpft und Deutschlands Freiheit am Hindukusch verteidigt. Dann wurde der Einsatz der Bundeswehr in Afghanistan als eine Art Entwicklungshilfe mit bewaffnetem Begleitschutz dargestellt.
Dann ging es um das Recht islamischer Mädchen, eine Schule besuchen zu dürfen, und ein selbstbestimmtes Leben der Frauen. Und schließlich sollten die afghanische Polizei und die Militärs befähigt werden, aus eigener Kraft dem Terror der Taliban zu widerstehen.
ich gebe zu, ich lese spiegel online gerne. die seite ist voll mit müll, aber es gibt auch sehr viele artikel die mit journalistischer leidenschaft geschrieben oder originell sind und einen guten überblick über die nachrichtenlage geben. ich lese spiegel online fast täglich und ärgere mich trotzdem nur alle 3 oder 4 tage.
danach habe ich den spon-artikel gelesen. er bot tatsächlich ein bisschen einordnung, leider etwas arg naheligend („Der Brandbrief sorgte in den USA und Großbritannien prompt für eine Masse an Kommentaren.“). na gut es folgen noch zwei absätze mit zitaten zur einordnung:
"Jeder an der Wall Street hat das gelesen", sagt Erik Schatzker, Moderator beim Wirtschaftssender Bloomberg TV. Seine Kollegin Sara Eisen ergänzt: "Es ist ein Desaster für Goldman Sachs."
In Internetforen, Blogs und auf Twitter wird fleißig über die Bank gespottet. Der Blog "Business Insider" nennt den Abschiedsbrief von Smith "einen weiteren PR-Albtraum" für Goldman. Die britische Webseite "The Daily Mash" veröffentlichte bereits eine Satire: "Warum ich das Imperium verlasse, von Darth Vader".
der rest des artikels belässt es dabei teile des „brandbriefs“ zu zitieren, grossenteils in indirekter rede. was hat spiegel-online also genau getan?
einen absatz geschrieben in dem steht, dass jemand einen brief schrob. ein absatz in dem zusammengefasst steht was in dem brief stand. einen absatz mit einer platitüde („viele reaktionen“) und zwei zitaten von fernsehjournalisten. ein absatz mit weiteren reaktionen. drei absätze übersetzte zitate aus dem brief. ein absatz in dem eine sprecherin von goldman sachs zitiert wird. ein absatz mit einer einschätzung der lage von goldman sachs, wahrscheinlich aus presseagenturmeldungen rausgeschnipselt und ein weiterer absatz mit zitaten aus dem brief.
das soll jetzt keine kritik oder ein text über den spiegelverlag werden, ich finde den spon-brief-agentur-mashup total OK. tägliches journalistisches handwerk („was machst du beruflich?“ „zusammentragen und zusammenstückeln.“).
faszinierend finde ich nur, dass verleger heutzutage für soetwas einen besonderen schutz zu beanspruchen versuchen. die arbeit von zusammenträgern und zusammenstücklern soll nach ansicht der verlage (die mit soetwas hoffen werbung besser verkaufen zu können) von einem „leistungsschutzrecht“ gedeckt werden. die verlage meinen, dass niemand anders ausser ihnen selbst mit solchem patchwork geld verdienen dürfe. das leistungsschutzrecht soll auch für „journalistische inhalte“ gelten, die zu 90 prozent aus zusammengeklauten zusammengetragenen material bestehen. die verleger selbst bezahlen (ausser den nachrichtenagenturen und dem zusammenstücklern autoren) niemanden und bedienen sich freizügig an den inhalten anderer. wenn ihnen das selbst passiert, nennen sie es oft diebstahl oder unrechtmässige kommerzielle nutzung und wollen lizenzgebühren dafür sehen.
mir scheint es absurd, lizenzgebühren für etwas zu verlangen, für das man selbst keine lizenzgebühren zu zahlen bereit ist. vielleicht können wir über das leistunsgschutzrecht nochmal reden, wenn verlage für interviews (also das absaugen von geistigem eigentum aus interviewpartnern), tweets des tages auf dem titelblatt oder paraphrasierungen von fremden inhalten (aus zeitungen, büchern, fernsehen oder blogs) lizenzgebühren oder honorare zahlen.
zumal ordentliche journalistische arbeit heutzutage ja auch bei einer veröffentlichung im internet durch das urheberrecht geschützt ist. auch wenn die verlage auch das sehr eigennützig und selbstverliebt auslegen.
Profi-Blogs mit 20-Mann-Redaktionen und einem Inhalte-Ausstoß von 30 oder mehr Texten pro Tag lassen sich doch eher mit Spiegel Online vergleichen als mit einem 1-Personen-Hobby-Blog, in dem vielleicht alle zwei Tage ein Text erscheint. Zudem wird es oftmals nicht leichter, überhaupt einzuordnen, was ein Blog ist und was schon längst ein Magazin.
stattdessen bastelt jens schröder an einer liste von „deutschsprachigen Internet-Leitmedien“ auf basis seiner monatlichen hyperland charts. ich glaube ja mittlerweile, dass das alles quark ist. die neuen charts sollen auf basis von „Likes, Shares und Tweets bei Facebook und Twitter“ erstellt werden. nur messen likes, shares und tweets ja nicht die beliebtheit (oder gar qualität) eines „mediums“, sondern die beliebtheit eines einzelnen beitrags.
aber selbst das unterfangen die beliebtheit einzelner artikel an drei faktoren zu messen halte ich für quark. rivva hat das früher mal gemacht unter rivva.de/leitmedien. dort wurden damals allerdings, wie bei den deutschen blocharts, nur die verlinkungen von blogs (oder genauer rivva-quellen) gemessen. ich glaube die qualität einer solchen liste wächst nicht durch das hinzufügen oder ändern der rankingfaktoren.
und: wenn also nun likes, shares und tweets gemessen und verglichen werden sollen, was ist mit flattrs, pinterest pins, bookmarks bei delicious oder pinboard, +1, quote.fm-quotes oder der anzahl leser oder kommentare? und selbst wenn jens schröder (oder ein künftiges rivva) all diese faktoren erfassen könnte, wie würden die einzelnen faktoren gewichtet werden?
vor allem frage ich mich aber: wozu oder wem nützen solche listen überhaupt? um irgendeine qualität zu messen? relevanz? interessanz? selbst wenn das gelänge, wen, ausser denen die auf der liste stehen*, interessierte das? kann eine solche liste überhaupt für mich interessante inhalte oder „medien“ finden? ich glaube ausser zu schwanzvergleichen führen solche charts zu nichts, für dass sich die arbeit und mühe lohnen würde.
auch bei rivva hat mich eigentlich nie gross interessiert was nach oben gespült wird, sondern der kontext den rivva aufzeigte. nicht die quantifizierung ist interessant, sondern die kontextualisierung. das war früher schon so und ist es jetzt ganz besonders, wo jedem twitter-, facebook-, pinterest- oder-was-weiss-ich-nutzer die interessanten artikel so oder so in die timeline gespült werden.
quantifizierung ist möglicherweise für outsider interessant um sich einen überblick zu verschaffen, für insider ist sie nur so lange interessant wie sie selbst quantifiziert werden und sich einbilden, sich so vergleichen oder ihre releschwanzlänge messen zu können.
wenn jens schröder jetzt eine liste von „deutschsprachigen Internet-Leitmedien“ erstellt, wird das eine totgeburt. tu es nicht, jens.
*) ich verlor nach dem letzten relaunch der deutschen blogcharts schlagartig das interesse an den blogcharts. interessante blogs fand ich dort nicht, nur blogs die in irgendetwas gut abschnitten oder populär und damit ohnehin bekannt waren.
eckart von hirschhausen kann einpacken, das hier ist im gegenteil zu eckhart von hirschhausen mal ne witzige ärztin medizinstudentin:
weil jemand fragte: icloud-kalender kan man freigeben, damit man sie abonieren kann. ical (oder icloud.com) erzeugt dafür eine obskure url, die man theoretisch mit jedem ical-fähigen kalender abonnieren kann. etwa ist dieser art:
versucht man nun die url (statt webcal: http: benutzen!) im google kalender zu abonnieren, beklagt sich google (zu recht) dass die datei über eine robots.txt geschützt ist und google die URL deshalb nicht lesen könne. das ist ein „known issue“. wenn man die kalender url jetzt aber über proxy leitet gehts. manche schlagen vor das über eine yahoo-pipe zu machen, ich würde es über ein php-script machen:
OMG: mir wird eine CSU-politikerin sympathisch -- jetztlob ich sie schon zum zweitenmal. dagmar wöhrl zeigt, was passiert, wenn man sich mit internet infiziert. man kann kommunikativ und glaubwürdig werden.
auch schon etwas abgehangen der text, aber prima auf den punkt, was jakob augstein über das leistungsschutzrecht und christoph keese sagt:
Mehrere Jahre liegt die Politik jetzt schon im Dauerfeuer der Lobbyisten. In erster Reihe immer Springers Chefkanonier Christoph Keese. Die Unermüdlichkeit, mit der der Konzerngeschäftsführer für Public Affairs gegen das Wesen des Internets kämpft, macht ihn beinahe sympathisch. Sinnvoll wird sein Kampf dadurch freilich nicht.
christian köhntopp spricht wahre worte die sich jeder mensch hinter die ohren schreiben sollte:
Denn der Code [...] war am Anfang genau wie Dein Code: Klar und einfach. Dann traf er auf eine Realität, die alles ist, aber weder klar noch einfach. Heute ist er ein halbwegs korrektes Modell der Realität. Und weit mehr als die Hälfte des unübersichtlichen Designs mit dem Du es zu tun hast, ist wahrscheinlich nicht auf die Unfähigkeit Deiner Vorgänger zurück zu führen, sondern auf die Tatsache, daß die Realität nun einmal leider eine Ansammlung von häßlichen Ausnahmen ist, die alle mit modelliert sein wollen.
Die gute Nachricht: Es ist gar nicht notwendig, schönen Code zu bauen.
die welt ist nicht sauber oder klar oder ordentlich oder romantisch. sie ist immer noch, trotz aller zivilisation chaotisch, unübersichtlich und verwirrend. und so sind auch die dinge mit denen wir die welt abbilden oder beobachten oder zu kontrollieren versuchen. die welt ist scheisse -- und das ist gut so.
philipp otto über stefan niggemeiers artikel im aktuellen spiegel über die debatte um das urheberrecht:
Niggemeier schließt mit der Feststellung, dass es nicht Sorge der Industrie sei, dass in Zukunft keine kreativen Werke mehr entstehen, die Sorge sei vielmehr die, dass mit diesen Produkten nicht mehr so viel Geld wie bisher zu verdienen sei: “Sie kämpfen nicht für das Urheberrecht, sondern für ein Profitschutzrecht".
Das Thema lässt sich unendlich ausweiten und wie seltsam es ist, Kinder in eigene Abteile zu schließen, schwant einen, wenn man andere Abteile eröffnet. Behindertenabteile (ist doch toll!), Altenabteile (super!), Frauenabteile (grandios!), Abteile für Ausländer (Applaus!), ...
Das Zauberwort ist gegenseitge Rücksicht. Meine Kinder müssen ja (sofern sie alt genug sind, das zu verstehen) ja nicht im Zug rumjohlen und schreien. Sie müssen nicht mit Essen werfen oder andere Fahrgäste bewußt belästigen. Aber warum sollen sie nicht im Gang laufen dürfen? Warum sollen sie nicht in normaler Zimmerlautstärke sprechen dürfen?
elle erklärt warum die suche nach authentizität oft in abschätzigkeit ausartet:
Das klingt denkbar unspektakulär, aber ich glaube, dass genau darin das Geheimnis liegt. Der Edle Wilde ist nämlich vor allem ein ganz normaler Mensch. Nichts desto weniger ist die Kultur in der er lebt nicht besser oder schlechter als unsere Kultur und man muss seiner Kultur zugestehen, dass sie sich genauso ändern kann, wie sich unserer Kultur in den letzten Jahrhunderten massiv geändert hat.
Die Suche nach Authentizität ist der feuchte Traum von Wissenschafts- oder Journalismusdarstellern, die mit der Komplexität ihrer Welt überfordert sind und einfache Antworten im Busch suchen. Und während sie glauben, die armen Ureinwohner mit ihren Filmen und wissenschaftlichen Arbeiten zu retten, zementieren sie das Bild des freundlich-unfähigen Edlen Wilden.
Man liest richtig aus dem Artikel heraus, wie enttäuscht die Rechteinhaber gerade sind, dass die Politik nicht begeistert ihre Forderungen nach Netzsperren, 3-Strikes-Modellen und mehr Überwachung aufnimmt und umsetzen möchte. Die “sogenannten Netzaktivisten" sind schuld. Wir sind betroffen.
Wir müssen demnach nur warten, bis sich Herbert Grönemeyer oder Tokio Hotel in die Debatte einmischen und den Abbau von Grundrechten fordern. Oder 100.000 Künstler und Lobbyisten für ACTA und für einen Abbau von Grundrechten auf die Straße gehen.
Es hat sich viel verändert in Deutschland. Die Frauen haben eigenes Geld, die Männer eigene Augencremes.
[redaktionelle glanzleistung diesen satz „Der französische Kosmetikkonzern L'Oréal wirbt für das Deodorant Invincible Man mit dem amerikanischen Schauspieler und Autorennfahrer Patrick Dempsey“ mit einem artikel über „die Affären um die greise L'Oréal-Erbin Liliane Bettencourt“ zu verlinken. fast so bescheuert wie das was die online-redaktion der sz mit links in texten veranstaltet.] /dasnuf
benjamin birkenhake (vollzitat, weils so schön ist):
Eben erkannt, dass es im Deutschen für den Begriff "draußen" ja noch das Synonym "im Freien" gibt. Im Freien. Wie grandios ist das bitte?! Hätte diese Blog nicht schon einen so schönen Namen, ich würde es "Im Freien" nennen.
schon etwas gereift der text, aber trotzdem nicht schlecht, was christian stöcker zum FBI-schlag gegen die hackergruppe lulzsec zusammengetragen hat.
Die US-Bundespolizei war für den großen Schlag gegen die LulzSec-Hacker offenbar zu noch größeren Opfern bereit. Sogar eine aufgezeichnete Konferenzschaltung zwischen FBI-Beamten und britischen Polizisten ließen die Bundespolizisten online auftauchen. Ein irischer Hacker, der nun ebenfalls verhaftet wurde, lieferte Sabu die Aufzeichnung, das FBI prüfte sie, gab sie aber offenbar frei, wohl auch, um den eigenen Maulwurf nicht zu kompromittieren. Fünf Tage später tauchte die Aufzeichnung online auf, das FBI schien blamiert.
schon toll was neil degrasse tyson erzählt. aber das was er erzählt ist nicht eine erstaunlich tatsache, sondern eine geschichte aus einer ziemlich erstaunlichen welt mit erstaunlichen verkettungen — zumindest aus unserer sicht. wer das vertiefen will, was neil degrasse tyson erzählt, dem empfehle ich immer wieder gerne den klassiker im anfang war der wasserstoff von hoimar von ditfurth. trotz seines stolzen alters (von 1972) das beste welterklärungsbuch das ich kenne (disclosure: ix kenne nicht so viele welterklärungsbücher).
The production of information is critical to a healthy information diet. It's the thing that makes it so that your information consumption has purpose. I cannot think of more important advice to give anyone: start your day with a producer mindset, not a consumer mindset.
stimmt schon. lesen, fernsehen, filme gucken, auf veranstaltungen gehen macht mehr spass, wenn man danach drüber reden kann. sich drüber aufregen, freuen, empfehlen. das kann man aber auch völlig ohne buzzwords wie „mindset“ erklären.
lauter kleine gedankenschnipsel von johnny hauesler über irgendwas. besonders bemerkenswert, es sind auch gedanken-schnipsel dabei, in denen er nicht differenziert und ausgleichende worte zu finden versucht. und ein bisschen witzig auch:
Heute morgen musste ich übrigens aus Mangel an verfügbaren Alternativen die WELT lesen, also nicht dass ihr denkt, ich würde hier ein leichtes Leben führen.
Es ist nicht ganz frei von Ironie, könnte man meinen, dass ausgerechnet eine Branche nach Erlösbeteiligung an fremden Leistungen ruft, die selbst ganz wesentlich von fremden Leistungen lebt - ohne dafür zu bezahlen. Dass ein Interviewpartner etwa ein Honorar dafür bekommen könnte, dass er einem Journalisten Zeit und vor allem Know-how zur Verfügung stellt und damit den Inhalt des Presseerzeugnisses liefert - um Gottes Willen, nein!
frag ich mich auch immer wieder, warum journalisten und verleger keine honorare für interviews zahlen. wenn man die mal fragt, zeigen sie einem entweder einen verbalen vogel oder sagen „ist unüblich“. /don dahlmann
nachdem ich eben einen artikel von zwei der deutschen sprache leider nicht besonders mächtigen werbefuzzis gelesen habe, in dem sie darauf bestehen, dass der scheiss, den sie produzieren unterhaltsam ist und mindestens so gut wie die superbowl-werbung die sie kopiert haben, bin ich auf dieses spiegel-interview von 1994 mit herbert feuerstein gestossen. in dem interview sagt feuerstein unter anderem:
Mir sind Leute suspekt, die ihre Moral als Serviette umgebunden haben, um sich nicht selber schmutzig zu machen. Bei uns setzt sich keiner ans Klavier und singt dazu ein Lied für die Freiheit und gibt dem Türken die Hand. Auch der Behinderte hat bei uns ein Recht auf Verarschung.
[die beiden werbefuzzis meinen, dass harald schmidt und „dem großen Herbert Feuerstein […] der weise Satz […], auch Behinderte hätten ein Recht auf Verarschung“ zugeschrieben werde. dabei ist feuerstein eher klein, oder wie er selbst sagt: „Mir war das egal [dass Schmidt sich die Haare kurz geschnitten hatte], weil ich Schmidt nur bis zum Adamsapfel wahrnehme. Höher guck’ ich nicht.“]
und apropos alte herbert-feruerstein-interviews, hier ist noch eins aus der titanic von 1995, über feuersteins zeit als MAD-macher.
eigentlich sollte die überschrift lauten: „links mit ausdrucksschwachen werbefuzzis die meinen man könne prügelnde männer ruhig lustig finden und sich nicht entscheiden können, ob ein zitat von schmidt oder feuerstein ist“
leider ist mein CMS nicht in der lage überschriften die länger als 100 zeichen sind zu verarbeiten. das habe ich jetzt auf meine todo-liste gesetzt. sobald das nachprogrammiert ist, mach ich ganz oft ganz lange überschriften.
wie nennt man einen witz-scoop eigentlich? also genau den richtigen witz zur richtigen zeit? egal wie man es nennt, der postillion hat ihn. weit über 2000 shares und likes (nur 213 tweets und vier +1?). keine ahnung warum ich das posting überhaupt verlinke. hat doch eh jeder schon gesehen/gelesen?
ah. meta. ich könnte etwas meta-iges sagen: über 2000 shares und die dazu im vergleich mikrigen zahlen von google+ und twitter zeigen, wei weit facebook google und twitter schon davongezogen ist. oder in zahlen: 4 zu 2000. als google-manager würde ich im moment wirklich schlecht schlafen.
[nachtrag 07.03.2012, 11 uhr]
google zeigt eine unterschiedliche anzahl +1 an, je nachdem ob man eingeloggt ist oder nicht. derzeit meldet die g+-API 5 pluseinse, wenn man eingeloggt ist, zeigt der +1-button 45 pluseinse für den postillion-artikel. ich sags nur, weils einige zu irritieren scheint.
auf zwei seiten zerrissener artikel (hier einseitig) von sascha lobo in dem er ein paar geistreiche sachen über die netzgemeinde, lobbyismus und die welt sagt. besonders gut hat mir das tl;dr gefallen:
Die Netzgemeinde gibt es - sie ist die Internetlobby. Das Leistungsschutzrecht ist doof.
der ist gut, google kleistert die suchergebnisseiten zu mehr als zwei drittel mit werbung und links zu den eigenen sechs schrillionen diensten zu (beispiel), meint aber dass das total doof sei:
Rather than scrolling down the page past a slew of ads, users want to see content right away. So sites that don't have much content “above-the-fold" can be affected by this change.
sprich, seiten die den benutzer mit überviel werbung nerven werden von google weniger weit oben in den suchergebnissen angezeigt. dass google nicht ganz widerspruchsfrei ist und sein kann ist klar. dass google aber mittlerweile den benutzern der suche ins gesicht sagt, dass werbung wichtiger ist als suchergebnisse, ist dann doch erstaunlich. für google sind wir aufmerksamkeitskühe mit riesigen augenzitzen.
interessant. christoph keese antwortet auf kai biermanns einwand gegen das leistungsschutzrecht
Vom illegalen Kopieren sind Verlage im Gegensatz zu Filmfirmen kaum betroffen. Ihre Inhalte stehen ja schließlich kostenlos im Netz.
folgendes: „Natürlich sind Verlage international vom Kopieren betroffen“. in china fällt ein reis sack um, also brauchen wir in deutschland eine gesetzgebung gegen umfallende reissäcke? faszinierend.
auch schizophren: ich mag billiges samwern von erfolgreichen websites nicht, bin aber dafür, kopieren und sich von anderen inspirieren lassen als OK anzusehen. trotzdem: sehr erheiternd dumpfbacken beim um den heissen brei rumreden zuzulesen.
was ich am neugestarteten carta mag ist der versuch auch gegenpositionen ausarbeiten zu lassen. nicht immer nur versuchen — wie zum beispiel gelegentlich auf netzpolitik.org — nur die erwartungen der leute zu erfüllen.
vielleicht bin ich aber auch einfach zu konservativ. ich mag wie die maus mir fakefrei sachen erklärt. oder wie hoimar von ditfurt oder volker arzt mir früher sachen erklärt haben.
dazu wollte ich eigentlich noch schreiben, wie sehr mir die talkshows im fernsehen fehlen, in denen gequartzt wird, der hintergrund nicht irgendwelche holzgetäfelten kulissen oder publikumsbänke sind, sondern einfach nur schwarz und wo, wie an einem billiardtisch, das licht knallhart von oben runterscheint und man im prinzip nur die rauchenden und sprechenden oberkörper von redenden leuten sah. das war mir dann aber zu kompliziert auszudrücken und ich liess es weg. ausserdem weiss ich gar nicht, ob talkshows früher wirklich so aussahen, oder ob ich mich nur so an sie sie erinnere.
eben habe ich roche und böhmermann gesehen (hier in der 2DF-mediathek) und ich muss sagen, meine sehnsucht nach einer schwarz weiss abgefilmten talkshow am billiardtisch, mit schwarzem, publikumslosen hintergrund hat sich soeben erfüllt. allein für den eindruck, dass die sendung schwarz-weiss abgefilmt wurde muss ix roche und böhmermann überschwänglich loben. obwohl in der sendung niemand geraucht hat und die sendung in farbe gefilmt wurde, blieb in meiner erinnerung das bild eines verrauchten schwarz-weissen studios hängen.
allein wegen des bühnenbilds und der bildfarben hat roche und böhmermann das potenzial meine lieblingstalkshow im fernsehen zu werden.
charlotte roche und jan böhmermann sind der andere grund, warum die sendung meine lieblingstalkshow werden könnte. meistens ist es ja so, dass konzeptionelle vorankündigungen einer sendung nichts als phrasendrescherei sind. bei roche und böhmermann sind alle ankündigungen die ix gelesen habe umgesetzt worden. die gäste wurden unterbrochen wenns langweilig wurde, die moderatoren sperrten sich gegen jeden journalistendarstellerischen anspruch und waren hemmungslos subjektiv und hochgradig beleidigend ihren gästen und sich selbst gegenüber.
böhmermann, der an schwerer witzelsucht leidet, verhastpelte sich kräftig, als er britt hagedorn auf die füsse treten wollte und sich beim vorwurf, sie würde in ihrer sendung „menschen am rande zur geistigen behinderung“ vorführen, völlig verargumentierte. man merkte, er hatte sich fest vorgenommen diesmal britt hagedorn vorzuführen und es war ein fremdschäm-vergnügen ihm dabei zuzusehen. das ganze war deshalb ein vergnügen, weil böhmermann sich nicht versuchte rauszuwulffen, sondern seine niederlage und sein versagen eingestand.
charlotte roche ist so uneitel, dass man sich auch dafür beinahe fremdschämt. nur zum fremdschämen kommt es dann doch nicht, weil man es ihr abnimmt, dass sie eben so ist. überhaupt. alle teilweise deftigen gäste-beleidigungen, alle überinszenierungen und blöden spielchen wie der pseudo-zensur-knopf in der mitte des tischs die sich die redaktion ausgedacht hat, wurden durch die schlagfertigkeit und die auf-den-punktigkeit der beiden moderatoren kompensiert.
ich erwischte die beiden mehrfach dabei, wie sie im laufe der gespräche meine gedanken laut aussprachen und meine angedachten witzchen ausformulierten (ein grösseres kompliment habe ich glaube ich noch nie jemandem gemacht).
am anfang der sendung bekam ich einen leichten schreck, als zur vorstellung des ersten gastes ein einspielfilm angekündigt wurde. glücklicherweise blieb der einspieler im hermetischen retro-rahmen der sendung. besonders schön die einspiel-beleidigung für den nuklearökologen und top-model-dings jorge gonzález:
jeder einspieler beinhaltete mindestens eine deftige beleidigung. ich mag den versuch, die gäste so aus der reserve zu locken, der teilweise sogar ein bisschen zündete. überhaupt die gäste. keine ahnung ob ich mich von dem retro-gedöns und der schlagfertigket der moderatoren habe einlullen lassen, aber ich fand die mischung der gäste und das draufsein der gäste enorm passend. alle brachten ein mindestmass an interessanz mit — aber eben auch jeweils eine riesenportion eigenschaften über die man sich lustig machen konnte und die man ihnen um die ohren schlagen konnte — und das auch tat.
ich tue mir etwas schwer das folgende kompliment auszusprechen, aber ich lehne mich mal weit aus dem fenster. wenn es etwas gibt, mit dem man roche und böhmermann vergleichen könnte, dann ist es das was craig ferguson in seinen sendungen macht: albern und fäkalwortverliebt verbalhochseilbalancieren und seine gäste respektlos, aber sehr liebevoll aus der reserve zu locken versuchen und das scheitern und jeden misglückten witz als sendungszweck zu verkaufen. scheitern als sendung, ohne heckmeck. so muss das sein.
ich habe bevor ich das hier schrob keine andere kritik von roche und böhmermann gelesen. ich habs eigentlich auch nicht vor. aber wenns eine kritik gibt die ix lesen sollte, freu ich mich über hinweise.