heute früh einige eigenartige tattoos gesehen. eins sah aus, als ob einer frau wollfäden aus einem loch im oberarm quellen würden. ein anderes sah aus als ob ein hund seinem frauchen aufs bein gekotzt hätte – oder sie mit blutigem sprühstuhl defäkiert hätte. eben lief eine frau vorbei die aussah, als ob ihr knöterich auf der schulter wachsen würde.
die grüstbauer werfen die gerüstteile beim aufbau tatsächlich hoch. ich frag mich, warum beim gerüstbau nicht mehr passiert. versichert die eigentlich jemand, die gerüstbauer?
dieses anamorphe bild das erhard schön ca. 1535 gezeichnet hat (hier entzerrt), auf dem ein mann einer frau relativ lüstern an die brust fasst und sie ihm einen runterholt, war letzte woche in der sendung mit der maus zu sehen um „anamorphose“ zu erklären.
vor ner woche hab ich gesehen wie die packstation an der packallee pappelallee gefüllt wurde. 30 pakete (alle von amazon). nachdem der DHL-mann sich an der packstation angemeldet hat, gehen 4 türen von leeren fächern auf. ein kleines fach, zwei mittelgrosse und ein grosses, bzw. hohes. der DHL-mann scannt dann jedes päckchen und legt es in ein passendes fach. in dem moment in dem er ein fach schliesst, springt ein neues fach in der gleichen grösse auf. immer wieder, 30mal. ein schönes, fast anmutiges, aber auch ein wenig kafkaesques schauspiel.
faz.net: Blogger im Gespräch mit Peer Steinbrück: Jetzt tun Sie doch nicht immer so ohnmächtig! vier alte männer, interviewen peer steinbrück und zitieren niklas luhmann und carl schmitt. steinbück wirkt in seinen antworten erstaunlich geradeheraus und verständlich. eine davon: »Die Reichweite staatlicher Politik hat in der Globalisierung abgenommen, aber das Auftreten der nationalen Politik vermittelt den Bürgern den Eindruck einer Omnipotenz. Tatsächlich hat die Regelungsfähigkeit der Politik abgenommen, sie leidet an Ohnmachtsanfällen.«
insgesamt ganz lesenswert, aber mir fiel auf, dass das wort „blogger“ einen pelzigen geschmack bekommt, wenn schirrmacher es benutzt.
jörg-olaf schäfersisttot. sein alias war, wie meiner, ix, auch wenn er das pseudonym in letzter zeit nicht mehr oft benutzte. ich las von seinem tod heute zuerst auf meinem handy per email, über die jonet-mailingliste. den dort verlinkten eintrag auf netzpolitik las ich im kaisers an der wursttheke und ich musste beim lesen meine tränen unterdrücken. tränen und wursttheke passen nicht zusammen. tod und jörg-olaf schäfers passen allerdings auch nicht zusammen.
ich habe jörg-olaf einmal kurz auf der republica getroffen, kannte und schätzte ihn aber schon viel länger. wir haben uns gelesen.
jörg-olaf schwomm nie mit dem strom, sondern stets mit seinen überzeugungen. wir waren nicht immer der gleichen meinung, aber ich hatte stets das gefühl, dass seine überzeugungen oder argumente fundierter als meine waren. er hatte die seltene fähigkeit dinge zu ende zu denken — oder zumindest weiter als ich. auch deshalb wird er nicht nur mir, sondern der welt fehlen.
Ich habe mir extra für Twitter zwei Katzen, ein iPhone und ein Baby zugelegt, ich werde für euch nicht auch noch anfangen, Tatort zu gucken.
Google+ ist eine Mischung zwischen Twitter ohne Followercount, Facebook ohne Farmville, Chatroulette ohne Penisse und Diaspora mit Features.
Das weibliche Fußballnationalteam macht Reklame für BILD. Emanzipation bedeutet eben auch: Frauen dürfen genauso scheiße sein wie Männer.
print-wuergt.de: Gutmenschen michalis pantelouris: »Denn das ist die Ideologie: Gutmenschen, lautet der immer implizierte Vorwurf, glauben an das Gute im Menschen, und das sei naiv.«
haltungsturnen.de: Gutmensch und Wutbürger als rechte Kampfbegriffe wolfgang lünenbürger-reidenbach: »Und weil, wer Gutmensch oder Wutbürger sagt, Menschen und ihre Haltungen und Handlungen verächtlich macht, denen es darum geht, dass die Welt besser wird anstatt schelchter oder gleich schlecht zu bleiben, ist dieses Reden zutiefst rechtsradikal, mindestens aber reaktionär.«
wobei man natürlich auch behaupten könne, dass man solche kampfbegriffe auch kapern kann. die piratenparteien versuchen das und malte welding hat es kürzlich mit der überschrift „ liebe schlechtmenschen “ versucht.
andy rutledge schreibt am 17.07.2011, dass die digitalen nachrichten kaputt seien („Digital news is broken“). er zeigt ein paar sehr minimalistische design-alternativen am beispiel der new york times. seine alternativen, meint er, seien übersichtlicher und benutzerfreundlicher als die gestaltung der websites der grossen nachrichtenseiten.
khoi vinh, ein designer, der unter anderem am design der new york times mitgewirkt hat, nennt das was andy rutledge macht „unsolicited redesigns“ und erklärt, warum er es in diesem fall komplett ignorieren wird, keinen namen nennen und keinen link auf rutledge setzen wird.
ich fand das alles sehr lesenswert und dazulernenswert. und ja, das ist alles irre selbstreferenziell, wie im übrigen auch ärztekongresse oder veranstaltungen der textilindustrie oder handwerksmessen irre selbstreferenziell sind. oder dieses ganze blogdings oder dieses neue plusdings.
thomas knüwer kündigt die wired-ipad-app mit „zückerchen“ an:
[…] Neben den Magazin-Inhalten [wird die iPad-App] eine Reihe von Zückerchen enthalten: Videos, zum Beispiel, und interaktive Grafiken.
und ich haue mir mit der hand auf die stirn. ob die wired-app videos „beinhaltet“ interessiert doch wirklich kein schwein. echt, welchen dorfdeppen will knüwer mit dieser ankündigung aus dem häuschen locken? das netz ist voll mit videos, jeder, wirklich jeder kann sich ungefähr zwanzig schrillionen videos ansehen oder auf ebensovielen kanälen empfehlen lassen.
wie wäre es statt einer luft-ankündigung, mit einer ankündigung wie dieser: „wir produzieren extra für die ipad-ausgabe hochwertige videos und nehmen dafür richtig viel geld in die hand.“ natürlich kann thomas knüwer soetwas nicht ankündigen, weil es dafür mit ziemlicher sicherheit kein budget gibt.
dann glaubt knüwer auch noch, dass man mit „interaktiven grafiken“ benutzer begeistern könnte. auch hier scheint ein missverständnis vorzuliegen. oder will knüwer tatsächlich sagen, dass die grafiken im heft so scheisse und langweilig sind, dass sie erst durch interaktivität aussagekräftig werden? oder andersrum: warum interaktive grafiken benutzen, wenn die nicht interaktiven grafiken gut genug sind? oder will knüwer, als blattmacher auf abruf sagen: auf papier kann man keine anständigen grafiken abbilden, wir müssen die interaktiv machen, damit sie was nutzen?
In an effort to disguise and mitigate the fact that they have little idea how to publish digital content properly—often sneakily called “differentiation”—some news outlets release apps for digital devices.
rutlegde bezieht sich natürlich nicht aufs papier, sondern sagt (und zeigt) deutlich, dass medienhäuser zunehemnd unfähig sind, interessante inhalte interessant an den mann zu bringen und ipad-apps als lösung ihrer inkompentenz ansehen.
Instead of working with a handful of redundant, mitigating formats (websites, mobile sites, apps, etc…) for content delivery to popular devices, news organizations should simply deliver it correctly in the first place, one time; using html, css, JavaScript, …oh, and design. The employment of content design would be quite refreshing, actually.
also statt kinkerlitzchen wie interaktive grafiken in eine ipad-app einzubauen, macht ein ordentliches heft und linkt in der ipad-app auf teufel komm raus auf eure quellen oder weiterführende informationen oder filme die im internet rumliegen. hört sich einfach an, ist aber offenar schwer in die köpfe von medienfuzzis reinzukriegen.
immerhin hat knüwer nicht „multimedia“ gesagt. das ist ja auch schon was.
tautoko.info: We are vulnerable by choice. hört sich an wie aus der ratgeber-sektion der brigitte, ist aber was dran. wahre stärke und souveränität zeigt sich nicht durch mackerhaftes, aggressives auftreten, sondern durch selbstbewusstsein, angstfreiheit und offenheit.
(diesen satz werde ich irgendwann bereuen:) das ist auch der grund, warum fahrradhelme so lächerlich aussehen.
malte-welding.com: Liebe Schlechtmenschen man kann malte polemik vorwerfen, unter der gürtellinie zu argumentieren, unsachlich zu sein oder aber gar nicht zu argumentieren -- aber an einer stelle hat er ein korn gefunden, das vielleicht der schlüssel zum sinn des lebens, des universums und überhaupt allem sein könnte: »Ihr habt keinen Humor.«
taz.de/reptilienfonds: Thilo, geh doch nach Oslo heiko werning hält thilo sarrazin für ein „sensibelchen“ und schreibt über die reaktionen auf den fürs fernsehen inszenierten kreuzberg-besuch von thilo sarrazin:
Noch nach der Ausstrahlung des Films schreibt [Vera Lengsfeld] vom „Besuch Thilo Sarazzins, der wegen tätlicher Haßattacken auf den ehemaligen Finanzsenator abgebrochen werden musste.“ Dabei kann jeder sehen, dass die beiden Kreuzberg-Abenteuertouristen alle geplanten Stationen ihres Besuchs vollständig und unversehrt abfahren konnten, nur, dass sich die Kreuzberger eben dabei nicht so geäußert haben, wie Herr Sarrazin sich das womöglich gewünscht hat. Sondern, einfach so und ganz unangemeldet, eine eigene Meinung haben zu jemand, der von genetischen Unterschieden zwischen den Rassen predigt, von der Gefahr, die durch die Massenvermehrung der falschen Rasse ausgeht, und die ihn deswegen einfach so als Rassist bezeichnen.«
während ich den film sah, war ich ziemlich begeistert. dann dachte ich wieder: soll ich so diesen bedeutungsschwangeren hollywood-scheiss, der vor pseudo-philosophischen weisheiten nur so strotzt, der fragen nach dem schicksal und dem freien willen so flachbürstet, dass es der hinterletzte dorfdepp kapiert, wirklich empfehlen?
aber als ich im abspann las: »Based upon the short story „Adjustment Team“ by Philip K. Dick« war mir klar, den film kann man rundheraus empfehlen.
People who realize free will is a gift you’ll never know how to use until you fight for it. I think that’s the chairman’s real plan, that may be one day we dont’t write the plan. You will.
blog.ronniegrob.com: Ein Manifest auf dem Silbertablett ronnie grob: »Der Terrorist, der in Norwegen am Freitagnachmittag fast 100 Menschen umgebracht hat, füttert die Medien in eigener Sache. Die Journalisten verhalten sich genau so, wie er sich das vorgestellt hat.«
faz.net: Elmar Theveßen und der "saubere Journalismus" der Terrorismusexperten stefan niggemeier fühlt sich von elmar theveßens rechtfertigungs-blogeintrag angesprochen und guckt sich nochmal genau an was theveßen gesagt haben will und tatsächlich gesagt hat. zwischenfazit stefan niggemeier: »Theveßen hat hier offenbar seinen Terrorismusexperten-Hut gegen seinen Stellvertretender-Chefredakteur-Hut ausgetauscht und bescheinigt sich selbst, "journalistisch sauber" gearbeitet zu haben. Das heißt wohl soviel wie: Wir haben uns zwar komplett verfahren, aber immer die Geschwindigkeitsbegrenzung eingehalten.«
blog.dummy-magazin.de: Der ZEIT-Online-Totenrechner: 1500 deutsche Opfer in Norwegen »Für manche Journalisten ist es schwierig, zu schweigen, wenn man schweigen sollte. Deswegen passieren angesichts von unfassbaren Katastrophen auch immer wieder peinliche Artikel, die versuchen, Sprachlosigkeit mit viel zu viel Sprache auszudrücken.«
ich bin ja bekennender internetrezeptausdrucker. google ist eines der besten vorstellbaren rezeptbücher: zutaten googlen, staunen dass chefkoch.de für fast jede zutaten-suchanfrage an platz eins oder zwei steht, zwei, drei rezepte angucken, das beste ausdrucken, kochen, essen.
gut funktioniert auch tim mälzer im fernsehen oder auf seiner webseite beim kochen zuzugucken und das eine oder andere nachzukochen.
in letzter zeit gibts bei uns fast jede woche den gurkensalat, den tim mälzers oma ursprünglich mal gemacht hat. das rezept dazu bei tim mälzer oder weiter unten.
was mich aber auch interessiert, ist dieses suchmaschinen-gedöns. chefkoch.de ist da ja offensichtlich immer ganz weit vorne. eine google-suche nach gurkensalat, zum beispiel, listet an erster (und zweiter) stelle chefkoch.de, aber bereits an dritter stelle mälzers gurkensalat. die suchergebnisse von bing sind (mehr oder weniger) exakt gleich. beide sites arbeiten ohne maschinenlesbare microformate, chefkoch.de baut das layout sogar noch mit tabellen auf. weder hrecipe, noch das von google propagierte schema.org recipe-format oder RDFa. trotzdem, oder gerade deswegen, landen sie ganz weit oben — zumindest wenn man die deutsche google-version benutzt. bei der amerikanischen version schieben sich zwei rezepte die offenbar mit microformaten versehen sind zwischen chefkoch.de und mälzer (beide im hcard-format).
ich würde das auch gerne mal ausprobieren und versehe das rezept hier mit dem schema.org/recipe-format um es maschinenlesabr zu machen. mal sehen was mit dem rezept in sachen google (und anderen suchmaschinen) passiert.
[nachtrag 03.05.2025]
die schema.org recipe-format habe ich jetzt neu implementiert, das ist beim umzug auf das neue CMS kaputt gegangen.
gurkensalat von tim mälzers oma
der gurkensalat schmeckt am besten mit gurken vom markt. discounter-gurken gehen auch, sind aber sehr viel weniger knackig und etwas wässriger. wichtig ist natürlich auch möglichst frischen dill zu nehmen — nicht nur die spitzen, auch ein paar stengel auf denen man rumbeissen kann. das beste: der salat schmeckt auch nach dem fünfzigsten mal sensationell lecker.
zutaten
2 gurken
1 zwiebel oder (besser) 2 schalotten
0,5 bund dill
2 esslöffel weisser weinessig
5 esslöffel sahne
salz, pfeffer, zucker
zubereitung
die gurken in dünne scheiben schneiden und mit salz, pfeffer und dem zucker bestreuen und 10 minuten stehen lassen.
das gurkenwasser abgiessen (ix trink das immer weg).
zwiebel und dill fein schneiden und hinzugeben.
zwei esslöffel essig hinzugeben und gut verrühren.
5 esslöffel sahne hinzugeben, nochmal verrühren.
faz.net: Thilo Sarrazin im „Aspekte“-Film: Emotional ein bisschen zugespitzt sarrazin der olle zuspitzer. manchmal sind angebliche wahrheiten so zugespitzt und so übertrieben, dass es platte lügen werden: »Entscheidend für die Mythen, die in der islamfeindlichen Gegenöffentlichkeit schon um Sarrazins Kreuzberg-Visite gestrickt werden, ist die Szene im Restaurant „Hasir“ in der Adalbertstraße. Die „grölende Gruppe“ des „Welt“-Artikels von Frau Balci beziehungsweise der „Menschenauflauf“ in Sarrazins Protokoll ist im Film auf „zwei Passanten“ geschrumpft, ein junges Paar.«
es gibt ja immer wieder leute die sich darüber beklagen, dass die schrift hier zu klein oder zu unleserlich ist. auf macs, die die monaco installiert haben, wird die schrift in der tat ziemlich klein dargestellt, aber ich mag die monaco in genau dieser grösse.
screenshot safari (mac)
auf allen anderen systemen wird die schrift etwas grösser ausgegeben, aber, wenn die monaco nicht installiert ist, mit einem der folgenden nicht-proportionalen fonts: consolas, dejavu sans mono, lucida console, inconsolata.
screenshot internet explorer (windows7), chrome auf windows sieht exakt gleich aus
wer das nicht mag kann jetzt auf das kleine readability-icon am ende jedes artikels klicken und die artikel von readability gerendert lesen (beispiel).
screenshot readability.com
beim desktop-safari gibts für eine ähnlich funktionalität ja schon länger, einfach den „Reader“-button in der URL-zeile klicken.
thomas ramge schreibt in der aktuellen brandeins-ausgabe über das hallenser unternehmen datameer. interessanter artikel über eine interessante firma, die mit der datengewinnung aus strukturierten und unstrukturierten daten geld verdienen will und die risikokapitalgeber von KPCB hinter sich stehen hat und so theoretisch zum nächsten google, amazon oder facebook werden könnte.
wenn ich als hobby-legastheniker aber beim überfliegen eines artikels zwei dicke klösse finde, ist das ein totsicheres anzeichen dafür, dass ein ebensolcher korrektur gelesen hat.
der erste dicke klops liest sich so:
Am liebsten würde er von dem Kunden an er Wall Street erzählen, der mit einer halben Million in Halle an der Saale geschriebenen Javascript-Programmierzeilen versucht, Verhaltensmuster an den Aktienmärkten zu entdecken.
einerseits ist das wort programmierzeilen ein bisschen überkandidelt. warum nicht einfach programmzeilen sagen? man sagt ja auch nicht toastierer oder braurierkessel. eine quelltext-zeile eines programms ist eine programmzeile. andererseits: javascript?
hadoop, das framework auf dem das DAS-system (datameer analytics solution) aufsetzt, ist in java geschrieben. und java ist etwas ziemlich anderes, als javascript. das ist in etwa der gleiche unterschied wie zwischen einem pressesprecher und einem journalisten. beide reden und schreiben oft viel dummes zeug, sind aber völlig anders strukturiert und motiviert. salz und zucker sind beide kristalin, aber schmecken ganz anders. java und javascript ebenso.
klar es gibt auch serverseitiges javascript und ich irre mich auch gerne, aber wenn selbst „widgets“ für DAS in java geschrieben werden, ist es doch sehr unwahrscheinlich, dass ein performance-kritisches produkt, wie das von datameer in javascript geschrieben ist.
na gut. technikscheiss. nerd-begrifflichkeiten. wen interessiert es schon, ob ein auto wegen eines anlassers oder eines vergasers anspringt — solange es beim umdrehen des zündschlüssels anspringt. ja, ich mache auch fehler. viele. aber eines das passiert mir nie, weil ich das wort, bevor ich es schreibe immer erst google:
Wird einem im Architekturstudium beigebracht, wie man ein hässliches Gebäude schöninterpretiert? Jedes noch so hässliche Gebäude (siehe neue Stuttgarter Bibliothek) wird mit einer Bedeutung aufgeladen, dass man sich wundert.
meine antwort fiel etwas länger aus:
im architekturstudium lernt man — wie vermutlich in jedem anderen studium — zu differenzieren und genau hinzusehen. oder anders gesagt, egal was man studiert, man schult seinen blick für details. der literaturwissenschaftler liest dann in einem buch ganz andere dinge heraus, als ein laie. der begriff der schönheit, wird um technische und konzeptionelle aspekte ergänzt, bzw. man erkennt die handwerklichen tricks und lösungen, die der autor, der architekt, der schreiner benutzte und lernt sie, im besten falle, zu schätzen.
die schwalbenschwanz-eckverbindung bei schubladen ist so ein beispiel für die verschiebung von wahrnehmungsmustern. schön fanden schreiner schwalbenschwanz-eckverbindungen früher nicht, da die verbindung aber zweckmässig und irre stabil ist — und vor allem die einzig vernünftige art massivholz-bretter über eck dauerhaft zu verbinden — wurde sie sehr gerne benutzt, aber eben auch fast immer mit sichtblenden versehen. sichtblenden deshalb, weil sich laien nicht für die verbindungstechnik begeistern können, bzw. konnten und lieber schöne, ornamentierte fronten sehen wollten. das hat sich in zeiten von ikea und spanplattenschubladen geändert: schwalbenschwanz-verbindungen gelten jetzt als ein zeichen für qualität, für sauberes handwerk. da hat sich quasi ein expertenkriterium in ein massenkriterium verwandelt und damit gleichzeitig auch die wahrnehmung. plötzlich werden die schwalbenschwanzverbindungen stolz vorgezeigt, statt verblendet.
bestes zeichen für diese wahrnehmungsverschiebung: ikea verkauft massivholzmöbel, die schwalbenschwanzverbindungen nachahmen. ikea sägt tatsächlich stückchen aus der frontblende aus, setzt kleine holzblöcke darein, so dass es nach handwerk aussieht.
was ich eigentlich sagen will: die wahrnehmung von schönheit ändert sich ständig, vor allem aber unterscheidet sie sich oft massiv bei experten und laien, weil beide (oft, nicht immer) auf verschiedene dinge achten.
ich kann mir zum beispiel vorstellen, dass ich die neue bibliothek in stuttgart total super finde. die visualisierungen sehen sie erstmal sehr minimalistisch und wohlproportierniert (quadrate!) aus. ich mag dinge, deren komplexität man nicht auf den ersten blick erkennt, oder allgemeiner, dinge die einfache benutzeroberflächen anbieten. wenn die konstruktion dann auch noch handwerklich einwandfrei, zweckmässig oder konzeptionell grossartig ist, kann ich oft auch zweckmässigkeit zu schönheit umdefinieren. und meine these wäre, das eben diese fähigkeit zweckmässigkeit in schönheit umzudeuten, das (oder zumindest ein) ergebnis eines studiums ist.
[nachtrag 23.07.2011, 8:57h] sebastian sachse (spiros81) hat über „Bibliotheken und Architektur“ geschrieben. ausserdem habe ich ein „s“ gestrichen (danke jovelstefan).
Kevin Slavin argues that we're living in a world designed for -- and increasingly controlled by -- algorithms. In this riveting talk from TEDGlobal, he shows how these complex computer programs determine: espionage tactics, stock prices, movie scripts, and architecture. And he warns that we are writing code we can't understand, with implications we can't control.
sehr sehenswert, insbesondere gefällt mir die schöne wie-daten-die-welt-formen-analogie anhand von bildern von michael najjar (trotz flashalarms unbedingt angucken, hier eine seite mit fotos von michael najjar ohne flash).
boschblog.de: Rezeption @bosch erinnert mich mehr und mehr an marvin, den depressiven roboter aus per anhalter durch die Galaxis. beide haben ein ganz ähnlichen humor.
der download ging flott (anfangs ca. 60 minuten angezeigt, download nach 50 minuten abgeschlossen)
installation ging auch flott (anfangs ca. 50 minuten angezeigt, installation abgeschlossen nach 3 stunden)
aber das email-programm starten, hat wirklich lange gedauert (keine vorabanzeige, bzw. schätzung der zeit ausser „kann einige minuten dauern“. nach 5 stunden noch nicht abgeschlossen, derzeit zeigt das programm an: „nach datenübertragung aufräumen …“)
flash geht nicht. zumindest nicht das von youtube. vimeo geht.
PPC-programme gehen nicht mehr. kein rosetta mehr. schade. sehr schade.
der neue hinter-hintergrund erinnert mich an das muster, das poggenphl küchen früher innen hatten. grauslich (das von poggenpohl).
die integration des full-screen-modus von programmen in „spaces“ ist genial.