„VG snip­pet“

felix schwenzel

be­kloppt. die­je­ni­gen die für an­de­re wer­ben sol­len da­für be­zah­len. kon­se­quent wäre es dann wohl, auch zei­tungs­händ­ler und ki­os­ke in eine noch zu grün­den­de „vg ti­tel­sei­ten“ ein­zah­len zu las­sen und eine mög­li­cher­wei­se eine „vg zi­tat“ ein­zu­füh­ren.

wahr­schein­li­cher ist, dass „jour­na­lis­ti­sche er­zeug­nis­se“ künf­tig von deut­schen such­ma­schi­nen aus­ge­schlos­sen wer­den: „die­ses such­ergeb­nis ist in dei­nem land nicht ver­füg­bar.“

war­um die vg-bild­kunst wohl auch ei­ner der grün­de ist, war­um es kaum gute deut­sche kunst-blogs gibt, hat ka­tia kelm gut be­schrie­ben


mei­ne si­myo­tour ins funk­loch

felix schwenzel

als ich noch ziem­lich klein war, wohn­te mein bes­ter freund in aa­chen-lich­ten­busch. das haus sei­ner el­tern lag an ei­ner stras­se, die gleich­zei­tig die gren­ze war. ge­gen­über, auf der an­de­ren stras­sen­sei­te war eine knei­pe, die be­reits in bel­gi­en lag. auf der an­de­ren stras­sen­sei­te gab es auch ganz vie­le lä­den die kaf­fee, zi­ga­ret­ten und al­ko­hol ver­kauf­ten, die sehr viel bil­li­ger wa­ren, als der kaf­fee, die zi­ga­ret­ten und al­ko­hol auf der deut­schen sei­te. 

spä­ter wohn­ten vie­le mei­ner freun­de und be­kann­ten in grenz­nä­he, in vaals oder kel­mis. ir­gend­wann, als an den grenz­über­gän­gen auch kei­ne zöll­ner mehr sas­sen die ei­nen durch­wink­ten und so­gar die zoll­häu­ser ab­ge­ris­sen wur­den, ver­wisch­te die gren­ze noch mehr. deutsch­land, nie­der­lan­de, bel­gi­en? ir­gend­wie auch scheiss­egal. man konn­te jetzt über die gren­ze fah­ren, ohne dass man et­was da­von merk­te. das än­der­te sich (für mich) so vor un­ge­fähr zehn jah­ren, als ich erst­mals han­dy trug.

in grenz­nä­he über­nahm mein han­dy plötz­lich die funk­ti­on die frü­her die zöll­ner hat­ten: näm­lich angst und schre­cken zu ver­brei­ten: wenn du nicht auf­passt, kann es rich­tig teu­er wer­den. im grenz­ge­biet wur­de man teil­wei­se mit warn- oder will­kom­mens-SMS aus­län­di­scher han­dy­net­ze zu­ge­bal­lert. an man­chen ta­gen habe ich zwan­zig bis dreis­sig SMS be­kom­men, die mich bei ir­gend­ei­nem nie­der­län­di­schen oder bel­gi­schen pro­vi­der will­kom­men hies­sen.

mitt­ler­wei­le ha­ben die pro­vi­der das mit den will­kom­mens-SMS bes­ser im griff, man be­kommt in der re­gel nur noch eine pro tag, auch der schre­cken der te­le­fon­kos­ten hält sich in gren­zen, aber da­für ist mit dem sie­ges­zug des smart­phones seit ca. drei oder vier jah­ren ein neu­er schre­cken hin­zu­ge­kom­men.

in­ter­net-roa­ming-kos­ten.

smart­fo­nes sau­gen stän­dig ir­gend­was aus dem netz. stellt man den mo­bi­len in­ter­net-zu­griff ab, re­du­ziert man da­mit sein te­le­fon auf den funk­ti­ons­um­fang ei­nes ol­len sie­mens s35 han­dys. stellt man die da­ten-funk­ti­on sei­nes smart­fo­nes nicht ab, grüs­sen ei­nen auf der han­dy-rech­nung wo­mög­lich rech­nungs­be­trä­ge die vom mond stam­men könn­ten.

eu­ro­pa exis­tiert für han­dy-netz­be­trei­ber de­fak­to noch nicht. schen­gen hin oder her, o2, eplus, t-mo­bi­le, si­myo — sie alle füh­ren sich in sa­chen mo­bi­les-in­ter­net auf, wie dä­ni­sche rechts­ra­di­ka­le.


mei­ne el­tern woh­nen in grenz­nä­he. in der pro­vinz. am arsch der welt. un­ter frei­em him­mel hat man ei­ni­ger­mas­se­nen emp­fang. in ge­schlos­se­ne räu­me drin­gen, zu­min­dest bei mei­nen el­tern im haus, aus un­be­kann­ten grün­den die nie­der­län­di­schen mo­bil­funk­net­ze bes­ser durch die alt­bau­wän­de. den palm pre mit der o2-SIM hat über os­tern das durch­ein­an­der der mo­bil­funk­net­ze so scho­kiert, dass er sei­nen dienst kom­plett qui­tier­te und — aus­ser im flug­zeug­mo­dus — zu­ver­läs­sig re­pro­du­zier­bar ab­stürz­te. stän­dig. selbst das ab­stel­len der au­to­ma­ti­schen netz­wahl und die fest­ein­stel­lung auf das o2-netz hal­fen nichts.

dem htc-an­droid-test­han­dy von si­myo mit si­myo-SIM habe ich nach cir­ca zwei­stün­di­ger re­cher­che auch die au­to­ma­ti­sche netz­wahl aus­trei­ben und auf si­myo-only be­schrän­ken kön­nen. das htc-dings ent­schied sich da­nach, viel­leicht aus trotz, viel­leicht aus netz­schwä­che, fort­an in kar­ken, bei heins­berg gar kei­nen emp­fang mehr zu ha­ben.

das si­myo-netz ist aber nicht nur in kar­ken bei heins­berg eine ein­zi­ge ka­ta­stro­phe. auf un­se­rer rei­se durch die pro­vinz, von bad wes­tern­kot­ten, über ful­da, gers­feld und bad winds­heim herrsch­te in ge­schlos­se­nen räu­men zu­ver­läs­sig kein emp­fang. un­ter frei­em him­mel gabs bei gu­ter netz­lau­ne hin und wie­der mal in­ter­net mit mo­dem-ge­schwin­dig­keit. manch­mal wur­de un­ter frei­em him­mel zwar UMTS mit voll­aus­schlag an­ge­zeigt, was bei si­myo aber kei­nes­falls schnel­len in­ter­net­zu­gang be­deu­ten muss.

auf der te­r­as­se un­se­rer bad winds­hei­mer ver­wand­schaft sass ich dann, wie­der mal, mit dem o2-han­dy als wlan-hot­spot und dem si­myo-htc-an­droid-dings als wlan-emp­fän­ger.

ich mein, das o2-netz ist schon nicht das bes­te. aber dass es ein so viel schlech­te­res netz als das o2-netz gibt - näm­lich das e-plus/si­myo-netz hat­te ich in die­sem aus­mass nicht für mög­lich ge­hal­ten. aus­ser­halb von gross­städ­ten oder au­to­bahn-rast­stät­ten scheint mo­bi­les in­ter­nert vor­erst nicht vor­ge­se­hen zu sein.


im­mer­hin. in mei­ner woh­nung in ber­lin funk­tio­niert das si­myo-netz mitt­ler­wei­le bes­ser als das von o2. zu­min­dest wenn das htc-han­dy am fens­ter liegt. das liegt aber dar­an, dass bei o2 wahr­schein­lich mal wie­der ein mast aus­ge­fal­len ist und nicht re­pa­riert wer­den kann, denn noch vor 4 wo­chen quol­len auch you­tube-film­chen ru­ckel­los via o2 durch den pre. jetzt quillt nichts mehr. jetzt tröp­felts bei o2, bei si­myo is­ses ein dün­ner strahl.

im­mer­hin. in ham­burg funk­tio­niert das mo­bi­le si­myo-in­ter­net re­la­tiv klag­los.

„re­la­tiv“ des­halb, weil je­des­mal aus dem stau­nen nicht mehr raus­kom­me, wenn das htc-in­cre­di­ble s an ein schnel­les wlan an­ge­schlos­sen ist. dann la­den web­sei­ten nicht mehr, son­dern pop­pen auf. selbst you­tube-fil­me ha­ben plötz­lich la­tenz­zei­ten, die ich bis­her kaum vom desk­top kann­te.

don dah­l­mann be­rich­tet hin­ge­gen er­staun­li­ches: er hat­te ein­mal so­gar in der pro­vinz schnel­les in­ter­net. das er das für twit­terns­wert hält, spricht bän­de.


ar­chi­tek­tur und soft­ware

felix schwenzel

sehr schön, ben_ von an­mut und de­mut be­schäf­tigt sich mal wie­der mit ar­chi­tek­tur. ein­mal im zu­sam­men­hang mit soft­ware und ein­mal mit stadt­äs­the­tik.

in sei­nem ar­ti­kel über Ar­chi­tek­tur und Ar­chi­tek­tu­ren schlägt er vor, dass man sich beim „beim Bau von Web­sei­ten und ins­be­son­de­re von den Con­tent-Ma­nage­ment-Sys­te­men“ viel häu­fi­ger mit ar­chi­tek­ten be­spre­chen soll­te, bzw. de­ren ar­beits­prin­zi­pi­en an­se­hen soll­te.

aus ei­nem al­ten ar­chi­tek­tur-lehr­buch hat er un­ter an­de­rem eine „fa­mo­se“ gra­fik her­aus­ge­kramt, die zeigt, dass beim haus­bau die struk­tur der grund­kon­struk­ti­on (wän­de, stüt­zen, bö­den) die halt­bars­te ist und das al­les an­ge­la­ger­te und an­ge­flansch­te we­ni­ger le­bens­zeit ha­ben. die fas­sa­de muss alle 20 jah­re er­neu­ert wer­den, in­stal­la­tio­nen alle 7-15 jah­re und der grund­riss än­dert sich auch alle paar jah­re oder jahr­zehn­te — je nach nut­zung.

die­se bau­phi­lo­so­phie ist al­ler­dings ziem­lich eu­ro­pä­isch oder ver­mut­lich vor al­lem deutsch. ame­ri­ka­ner bau­en bei­spiels­wei­se sehr viel we­ni­ger lang­le­big. ein gross­teil der ame­ri­ka­ni­schen wohn­häu­ser, be­son­ders in länd­li­chen ge­gen­den sind auf eine viel kür­ze­re le­bens­dau­er an­ge­legt. häu­ser wer­den in ame­ri­ka bei­na­he wie au­tos ge­nutzt. man baut sich mal eben eins, oft mit ein­fa­chen kel­ler­lo­sen holz­kon­struk­tio­nen, zieht ein und zieht ein paar jah­re spä­ter wei­ter. häu­ser aus ein­fa­chen holz­kon­struk­tio­nen sind na­tür­lich auch um ein viel­fa­ches güns­ti­ger als der ty­pisch deut­sche haus­bau, der oft (ver­meint­lich) für die ewig­keit an­ge­legt ist.

da­durch hinkt der ver­gleich zur soft­ware, den ben_ zieht, ein we­nig. lang­le­big­keit ist eben auch nur ei­nes von vie­len kon­zep­ten, mit vor- und mit nach­tei­len. ein nach­teil von lang­le­bi­ger soft­ware könn­te dann eben auch ge­nau der preis oder die kom­ple­xi­tät sein.

deut­sche mö­gen zum bei­spiel fer­tig­häu­ser nicht be­son­ders. deut­sche mei­nen, dä­cher müss­ten stets mit stei­nen ab­ge­deckt sein oder dass fens­ter sich stets auch öf­fe­nen las­sen müss­ten. je­mand der sein haus ohne kel­ler baut, wird heu­te im­mer noch aus­ge­lacht. hei­zen, mei­nen deut­sche, kön­ne man so­li­de nur mit heiz­kör­pern oder fuss­bo­den­hei­zung.

da­bei än­dern und ver­bes­sern sich die kon­struk­ti­ons­prin­zi­pi­en von häu­sern, ins­be­son­de­re in­dus­tri­ell (vor-) ge­fer­tig­ten fer­tig­häu­sern, schnel­ler als man­che woh­nungs­ein­rich­tun­gen. ge­ra­de the­men wie en­er­gie­ef­fi­zi­enz und an­de­res um­welt­ge­döns, las­sen äl­te­re häu­ser mitt­ler­wei­le ziem­lich alt oder dick ein­ge­packt aus­se­hen.

trotz­dem sind die fra­gen die ben_ an­hand die­ser ana­lo­gie zwi­schen soft­ware­ent­wick­lung und ar­chi­tek­tur auf­wirft in­ter­es­sant und wich­tig:

Wel­che Be­rei­che mei­ne An­wen­dung sol­len Nut­zer än­dern kön­nen und wel­che Be­rei­che mei­ner An­wen­dung, sol­len Web­de­si­gner än­dern und wel­che Ent­wick­ler? Gibt es noch un­ter­schie­de zwi­schen den Ent­wick­ler-Grup­pen? Und wel­che Grup­pe än­dern wie oft ih­ren Code? Wie sta­bil ist mei­ne "Site", das Fun­da­ment auf dem mei­ne An­wen­dung ruht? Könn­te das tat­säch­lich "ewig" hal­ten? Und wie oft wer­ke­le ich an den an­de­ren Ebe­nen mei­ner An­wen­dung rum? Und wie un­ab­hän­gig sind die­se Ebe­nen von ein­an­der? Wel­chem Zweck dient da ei­gent­lich wel­che Ebe­ne?

ich fra­ge mich auch manch­mal, in­wie­weit sich kon­struk­ti­on und abs­trak­ti­on ver­tra­gen? fin­den sich die ge­gen­satz­paa­re ein­fach­heit und wahr­haft­tig­keit ver­sus or­na­ment und schmuck auch in der soft­ware­ent­wick­lung?

oder: wie weit trägt die ana­lo­gie zwi­schen ei­nem ar­chi­tek­ten und ei­nem soft­ware­ent­wick­ler? mein bild von ei­nem ar­chi­tek­ten mag eine wunsch­vor­stel­lung sein: ar­chi­tek­ten lie­ben das de­tail, ver­su­chen aber auch im­mer das grös­se­re gan­ze zu se­hen. sie kön­nen nichts rich­tig, aber al­les ein biss­chen. sie müs­sen die spra­che des bauh­hern, aber auch die der hand­wer­ker und der be­am­ten spre­chen. gute ar­chi­tek­ten kön­nen mit dem stift den­ken und re­la­tiv gut abs­tra­hie­ren. ar­chi­tek­ten lie­ben das zi­tat und über­neh­men hem­mungs­los gute ideen von an­de­ren.

und: manch­mal sind bau­in­ge­nieu­re die bes­se­ren ar­chi­tek­ten, weil sie in der lage sind, tech­ni­sche kon­zep­te ge­rad­li­ni­ger und kon­se­quen­ter um­zu­set­zen. manch­mal ist es aber auch um­ge­kehrt und ar­chi­tek­ten kön­nen die di­stanz zur tech­nik nut­zen und über den tel­ler­rand des tech­nisch mög­li­chen hin­aus­schau­en und stra­te­gisch und lang­fris­tig den­ken, ohne die rah­men­be­din­gun­gen oder die welt aus den au­gen zu ver­lie­ren. oder, um mal ein ziem­lich ge­wag­tes ana­lo­gie auf­zu­stel­len: bill gates ist ein bau­in­ge­nieur, ste­ve jobs ist ein ar­chi­tekt.

die­se ana­lo­gie die ben_ in mei­nen kopf ge­zerrt hat, gibt glaub ich noch so ei­ni­ges an fra­gen her.


rüs­tung, rolf eden, ro­sa von praun­heim, cho­le­ste­rin­spie­gel, o2 dsl

felix schwenzel

klas­si­scher le­sen, em­pö­ren, ver­ges­sen-ar­ti­kel auf spie­gel-on­line: „Deutsch­land rüs­tet die Welt auf

ab­ge­se­hen da­von, dass die über­schrift na­tür­lich ein, zwei ti­cken über­treibt, bringt die gan­ze ma­te­rie doch eine ge­wis­se kom­pli­ziert­heit mit sich. der au­tor se­bas­ti­an fi­scher ge­steht das auch un­um­wun­den ein, in­dem er eine der klas­si­schen phra­sen nutzt, mit der au­toren ei­ner­seits ihre ka­pi­tu­la­ti­on vor der kom­ple­xi­tät der ma­te­rie kenn­zeich­nen und an­de­rer­seits ih­ren un­wil­len zur wei­te­ren aus­ein­an­der­set­zung mit dem the­ma kenn­zeich­nen. zi­tat: „Ein Mei­nungs­um­schwung? Un­klar.“

ich ver­su­che mich zu­min­dest stets da­vor zu hü­ten bei din­gen wie aus­sen­han­del, aus­sen­po­li­tik, waf­fen­han­del, krieg und frie­den und the­men wie nord­afri­ka und nah­ost in schwarz/weiss-den­ke und mo­ra­li­sche über­le­gen­heits­rhe­to­rik zu ver­fal­len, muss­te bei die­sem ab­satz doch ein biss­chen ki­chern:

Schon im letz­ten Win­ter gin­gen im baye­ri­schen Man­ching 2000 Be­schäf­tig­te der EADS-Rüs­tungs­spar­te Cas­si­di­an ("Eu­ro­figh­ter") auf die Stra­ße, um ge­gen die ge­plan­ten Kür­zun­gen im Wehr­etat zu pro­tes­tie­ren. Die IG Me­tall warn­te vor dem Ver­lust Tau­sen­der Jobs. An­sons­ten ruft die Ge­werk­schaft na­tür­lich pro­mi­nent zu den Os­ter­mär­schen auf: "Frie­den schaf­fen ohne Waf­fen" und "Ab­rüs­tung jetzt!", hieß es etwa in die­sem Jahr beim DGB. [quel­le]


ges­tern bin ix auf ei­ner ver­an­stal­tung der fried­rich ebert stif­tung ge­we­sen. ich fands schreck­lich. aus­ufernd, ein mo­de­ra­tor der zwar ger­ne den SPD-vor­sit­zen­den lob­hud­del­te, dem die ver­an­stal­tung aber to­tal ent­glitt, po­di­ums­teil­neh­mer die fra­gen mehr oder we­ni­ger igno­rie­ren und statt­des­sen lie­ber er­zäh­len was sie so er­lebt ha­ben, was jetzt gar nicht mal so un­in­ter­es­sant war, aber auch eher lang­at­mig — und an­stren­gend. un­ge­brems­te eu­pho­rie ist über mehr zwei stun­den doch ein biss­chen an­stren­gend.

am in­ter­es­san­tes­ten fand ich bei­na­he, wie sich die im pu­bli­kum ver­teil­ten si­cher­heits­be­am­ten stünd­lich oder halb­stünd­lich mit ei­nem schul­ter­klop­fer ab­lös­ten. wen auch im­mer sie be­schüt­zen soll­ten. frisch wa­ren sie im­mer.

[nach­trag 12.06.2011]
te­re­sa bü­cker hat für spd.de die ver­an­stal­tung zu­sam­men­ge­fasst. die zu­sam­men­fas­sung passt, auch wenn sie ein paar klei­ne aber ent­schei­den­de un­ge­nau­ig­kei­ten ent­hält:

  • die schwei­ge­mi­nu­te fand nicht „zu Be­ginn der Ver­an­stal­tung“ statt, son­dern un­ge­fähr eine stun­de nach dem be­ginn der ver­an­stal­tung.
  • der in­itia­tor der schwei­ge­mi­nu­te, der schau­spie­ler ah­med el say­ed, woll­te nicht den ge­tö­te­ten „pro­tes­tan­ten“ ge­den­ken, son­dern, laut si­mul­tan­dol­met­scher, den „mär­ty­rern der re­vo­lu­ti­on“.
  • ab­ge­se­hen da­von war die mi­nu­te ma­xi­mal 30 se­kun­den lang.

eine 2:43h lan­ge auf­zeich­nung der ver­an­stal­tung gibts auch bei you­tube.


auf mei­ner ein­kaufs­lis­te für den nächs­ten ikea-be­such: ein cho­le­ste­rin­spie­gel.


vor­ges­tern hab ich „durch die nacht mit  rolf eden und rosa von praun­heim“ an­ge­guckt. das kann man noch, glau­be ich, bis zum 24. mai se­hen.

ich fand die sen­dung be­mer­kens­wert. zwei kotz­bro­cken, bzw. leu­te die ich bis­her für sol­che hielt, die man plötz­lich vor lau­ter auf­rich­tig­keit und au­then­ti­zi­tät fast sym­pa­thisch fand. rosa von praun­heim neigt ja durch­aus dazu, fra­gen zu stel­len, die sein ge­gen­über als ag­gres­siv oder in­ti­mi­die­rend emp­fin­den könn­te (magst du es ge­bla­sen zu wer­den? hast du schon­mal mit ei­nem mann ge­schla­fen? be­frie­digst du auch ger­ne mit dem mund? bist du al­ko­ho­li­ker?). nicht so rolf eden. der wun­der­te sich noch nicht­mal über die zu­dring­li­chen fra­gen. zu­ge­ge­ben, sei­ne ant­wor­ten ent­spra­chen nicht im­mer mei­nem welt­bild, aber wie of­fen, ehr­lich und di­rekt er alle von praun­heims fra­gen be­ant­wor­te­te, ohne sich auch nur im ger­ins­ten in­ti­mi­diert zu füh­len, das war schon be­ein­dru­ckend.

am ende des abends bei dem ihn praun­heim un­ter stän­di­ger ka­me­ra­be­ob­ach­tung mit un­an­ge­neh­men fra­gen bo­mar­dier­te, in ei­nen la­den mit an­stren­gen­den und auf­dring­li­chen tran­sen und nicht son­der­lich ap­pe­tit­li­chen es­sen schlepp­te, sag­te rolf eden dann, als er al­lein im auto sass: „das war ein schö­ner abend.“ der mann ist ge­nüg­sam. und die sen­dung ist se­hens­wert.


o2 hat heu­te an den zu­gangs­da­ten für o2-dsl-fest­netz­kun­den rum­ge­schraubt. zu­hau­se funk­tio­nier­te des­halb den gan­zen tag das te­le­fon nicht. die än­de­rung be­traf nur kun­den die ihre DSL-box und ihre VOIP-ein­stel­lun­gen sel­ber kon­fi­gu­riert ha­ben. die o2-ge­bran­de­ten ge­rä­te, zo­gen sich die neu­en da­ten wohl von al­lei­ne von kon­fi­gu­ra­ti­ons­ser­ver. ich habe mei­ne fritz-box ger­ne un­ter mei­ner kon­trol­le und nicht un­ter der von o2, des­halb hab ich mei­ne box selbst kon­fi­gu­riert. o2 ver­bie­tet das in sei­nen AGBs, sag­te mir der mann an der hot­line, den ich zum ers­ten mal nach 40 mi­nu­ten war­te­zeit (mitt­woch 21 uhr) am te­le­fon hat­te und nach­dem mein o2-han­dy selbst­tä­tig auf­ge­legt hat­te nach wei­te­ren 30 mi­nu­ten er­neut sprach. trotz­dem wür­de er mir ein paar tipps ge­ben und die kon­fi­gu­ra­ti­on der fritz­box mit mir ab­glei­chen.

der trick war den VOIP-be­nut­zer­na­men RETCSxxxxxxxx um den zu­satz @sip.o2on­line.de zu er­wei­tern. das klapp­te nicht auf an­hieb, weil ich mich mit ei­ner hand tip­pend ver­schro­ben hat­te. nach­dem ich mit dem o2-hot­li­ner noch (er­folg­los) eine wei­te­re kon­fi­gu­ra­ti­ons­än­de­rung durch­ge­führt hat­te, ver­ab­schie­de­te er sich und sag­te mir, er kön­ne mir dann nicht hel­fen, ich sol­le mich schrift­lich an o2 wen­den.

ich hab das te­le­fon dann mit dem hot­line-tipp wie­der in gang ge­bracht, aber die­se ent­schie­den­heit mit der er das ge­spräch be­en­de­te fand ich ei­ner­seit ein biss­chen un­freund­lich, an­de­rer­seits auch ziem­lich be­ein­dru­ckend. bei o2 an der hot­line weiss man, wann man auf­hö­ren muss.


der bes­te mög­li­che kom­men­tar zum kauf von sky­pe durch mi­cro­soft. ab­ge­se­hen da­von, ist doch deut­lich zu spü­ren, dass die new-new-eco­no­my-bla­se mitt­ler­wei­le doch be­droh­lich an­schwillt.


der letz­te was?

felix schwenzel

wie? was soll das denn heis­sen: „der letz­te sei­ner art“?

vor al­lem von was der letz­te? der letz­te von der pres­se er­nann­te „play­boy“? rolf eden lebt doch noch, war kürz­lich so­gar noch im fern­se­hen.

oder der letz­te kunst­samm­ler ge­meint? der letz­te fo­to­graf?

üb­ri­gens wa­ren laut welt.de auch ed­mund stoi­ber, ri­chard strauss, wil­li som­mer­feld, mi­cha­el jack­son, frosch man­ni, ein mer­ce­des, ein golf, dj fe­tisch, da­ni­el und so un­ge­fähr 151 an­de­re auch je­weils „der letz­te sei­ner art“.


fal­sche fra­ge

felix schwenzel

die fra­ge „wer sagt, dass al­les im­mer im rah­men blei­ben muss?“ ist falsch. sie müss­te ei­gent­lich lau­ten, „wer sagt, dass al­les im­mer im glei­chen rah­men blei­ben muss?“ war­um nicht mal nen an­de­ren rah­men be­nut­zen?


kei­ne kot­ze

felix schwenzel


jour­na­lis­mus

felix schwenzel

ich woll­te mal psy­cho­lo­gie stu­die­ren. ein be­ra­ter am ar­beits­amt aa­chen hat mir das aus­ge­re­det. er sag­te, als psy­cho­lo­ge lan­det man gröss­ten­teils bei kirch­li­chen ein­rich­tun­gen als ar­beit­ge­ber. das war mir als be­rufs­per­spek­ti­ve dann doch zu be­drü­ckend (auch wenn es, wei ich heu­te weiss, durch­aus ganz OKaye al­ter­na­ti­ven dazu gibt).

ei­ner der grün­de da­für, dass ich froh bin kein jour­na­list zu sein, ist, dass ich nicht für ver­la­ge ar­bei­ten muss. wenn ich will kann ich das den­noch tun, bin aber fi­nan­zi­ell nicht drauf an­ge­wie­sen. was für eine be­drü­cken­de vor­stel­lung: wenn der kühl­schrank leer ist und die ein­zi­ge mög­lich­keit wäre für eins der kä­se­blät­ter aus dem sprin­ger-ver­lag ar­bei­ten zu müs­sen um den kühl­schrank zu fül­len.

an­ders und po­si­ti­ver ge­sagt: die frei­heit schrei­ben zu kön­nen was und wann und wie ich will, zie­he ich der al­ter­na­ti­ve vor, vom schrei­ben le­ben zu kön­nen.

an­de­re grün­de, war­um ich mich wei­ge­re mich jour­na­list nen­nen zu las­sen sind, dass ich mich den re­geln des jour­na­lis­mus eher un­gern un­ter­wer­fe: so zu schrei­ben, dass es je­der ver­steht (im­mer den er­klär­bä­ren mi­men und so tun als ob man be­scheid wüss­te), so zu tun als sei man ob­jek­tiv und aus­ge­wo­gen und über­haupt, wer möch­te ei­ner be­rufs­grup­pe zu­ge­ord­net wer­den, die so­gar noch nach den ban­kern zur un­be­lieb­tes­ten be­rufs­grup­pe der re­pu­blik ge­hört?

ges­tern hat sich das ge­än­dert. er­stamls seit mei­ner schul­zeit konn­te ich mir vor­stel­len mich auch (mal) jour­na­list nen­nen zu las­sen. und zwar nach­dem ich die­ses gross­ar­ti­ge in­ter­view mit mi­ch­a­lis pan­te­lou­ris ge­le­sen habe [via]:

Jour­na­lis­mus soll­te im­mer re­le­van­te Fak­ten vor­ur­teils­frei so prä­sen­tie­ren, dass sie auch kon­su­mier­bar sind – kurz­wei­lig statt lang­wei­lig, kon­zen­triert statt aus­ufernd. Das setzt vor­aus, dass Jour­na­lis­ten ei­ner­seits dem Le­ser oder Zu­schau­er er­mög­li­chen, sich ein Bild zu ma­chen und zu ei­ge­nen Schlüs­sen zu kom­men, an­de­rer­seits ist aber kein Jour­na­list ob­jek­tiv. Heu­te ha­ben wir als ers­te Jour­na­lis­ten­ge­ne­ra­ti­on die Mög­lich­keit, wirk­lich bei­des gleich­zei­tig zu tun: Wir kön­nen alle Fak­ten vor­ur­teils­frei als Ori­gi­nal­do­ku­men­te prä­sen­tie­ren und par­al­lel dazu un­se­re Ge­schich­te, die dra­ma­ti­sche Es­senz der Fak­ten, prä­sen­tie­ren. Das macht uns frei­er, weil es uns über­prüf­bar macht. Wir müs­sen nicht mehr Ob­jek­ti­vi­tät vor­gau­keln, die es nicht ge­ben kann, wenn wir deut­lich ma­chen, was un­se­re Be­wer­tungs­kri­te­ri­en sind.

lau­ter tol­le zi­ta­te, war­um jour­na­lis­mus doch et­was tol­les sein kann, ich kom­me aus dem voll­zi­tie­ren gar nicht mehr raus:

Wir ar­bei­ten nicht nur für die Öf­fent­lich­keit, son­dern ge­fäl­ligst auch in der Öf­fent­lich­keit. Un­ser Be­ruf ist es, Ge­heim­nis­se zu ver­hin­dern. Wir glau­ben dar­an, dass In­for­ma­tio­nen frei ver­füg­bar sein müs­sen. Wer glaubt, man kön­ne Jour­na­lis­mus hin­ter Re­dak­ti­ons­mau­ern pro­du­zie­ren und nur auf­tau­chen, um den ge­neig­ten Le­sern sei­ne Meis­ter­wer­ke hin­zu­wer­fen, dem wün­sche ich viel Er­folg in ei­nem an­de­ren Be­ruf. Die De­fi­ni­ti­on von je­dem Be­ruf ist es, dass mei­ne Ar­beit je­mand frem­dem nutzt, des­halb wer­de ich da­für be­zahlt. Aber na­tür­lich kann und muss man es nicht je­dem zu je­der Zeit recht ma­chen. Man muss al­ler­dings be­grün­den kön­nen, war­um man et­was wie tut – und man muss es auch öf­fent­lich be­grün­den.

[gan­zes in­ter­view le­sen]

be­son­ders freut mich, dass mi­ch­a­lis pan­te­lou­ris mich die­se wo­che über ama­zon (qua­si) ge­flat­tert hat. statt ihn mit ei­nem ge­schenk zu­rück­zu­flat­tern, ma­che ich ihm ein kom­pli­ment: er ist der typ der mich künf­tig dar­an hin­dert ei­nem jun­gen men­schen da­von ab­zu­ra­ten den be­ruf des jour­na­lis­ten zu wäh­len, soll­te sich mal ei­ner fin­den, der mich fragt ob es denn was tau­ge jour­na­list zu wer­den.

dan­ke.


[nach­trag 08.05.2011]
dave wi­ner fügt ei­nen ganz in­ter­es­san­ten aspekt zur gu­ten al­ten wer-ist-ei­gent­lich-jour­na­list (und-wer-nicht)-dis­kus­si­on hin­zu: in­si­der und out­si­der be­nut­zer:

If you want to know if a pro­duct works as ad­ver­ti­sed, peo­p­le out­side the cir­cle are trust­wor­t­hy. They might not be right, but at least they have no re­ason not to tell you what they think. Peo­p­le in­si­de the cir­cle are tel­ling you a spe­cial ver­si­on of the truth. This me­ans they might tell you a pro­duct works when it does­n't.

le­sens­wert.


fil­ter

felix schwenzel

ich habe noch im im ohr, wie tho­mas knü­wer kürz­lich ver­such­te ka­tha­ri­na bor­chert auf ei­nem po­di­um zu gril­len, weil er (und vie­le an­de­re, ix auch) mein­te, das spie­gel on­line zu­se­hend „bou­le­var­di­sie­re“.

ab­ge­se­hen da­von, dass das na­tür­lich stimmt (ix habe eben aus­ver­se­hen die­se heis­se-luft-mel­dung ge­le­sen und mich da­nach, wie im­mer, ge­fragt, ob sich die re­dak­ti­on für so ei­nen müll nicht auch im­mer ein biss­chen schämt), stel­le ich mir ge­ra­de eine ganz an­de­re fra­ge:

stel­len die­je­ni­gen die sich dar­über be­schwe­ren, dass auf spie­gel on­line viel heis­se-luft-bou­le­vard-müll er­scheint, nicht auch ihre me­di­en­kom­pe­tenz in fra­ge? ge­nau die me­di­en­kom­pe­tenz mit der sie sonst nicht müde wer­den sich zu brüs­ten? so nach dem mot­to: es gibt kei­ne in­for­ma­ti­ons­über­flu­tung, son­dern nur schlech­te per­sön­li­che fil­ter?

leu­te die über twit­ter läs­tern, weil da so viel müll drin ste­he, be­kom­men stets den alt­klu­gen satz um die oh­ren ge­schleu­dert, dass sie ihre time­line nicht im griff hät­ten und eben müll se­hen, weil sie nicht or­dent­lich fil­tern könn­ten. leu­te die im in­ter­net vor­nehm­lich müll se­hen, be­kom­men zu hö­ren, kei­ne ah­nung zu ha­ben wo die per­len lie­gen, bzw. un­fä­hig zu sein mo­der­ne (web-) werk­zeu­ge zu nut­zen.

und dann jam­mern ge­nau die­se spackos (mich ein­ge­schlos­sen) dar­über, dass ne­ben dem un­be­strit­ten gu­ten und tief­grün­di­gen und nicht bou­le­var­des­quen in­hal­ten auch müll un­ter der top­le­vel­do­main spie­gel.de steht?

war­um ru­fen wir stän­dig in die wüs­te, dass das netz he­te­ro­gen und viel­sei­tig sein muss — und es eben nur auf die rich­ti­gen per­sön­li­chen fil­ter an­kom­me — jam­mern aber wenn spie­gel-on­line eben­so he­te­ro­gen wie das netz ist und die ge­sam­te band­brei­te von müll- zum „qua­li­täts“-jour­na­lis­mus bie­tet?

ab­surd, oder?


[nach­trag 08.05.2011]
mi­ch­a­lis pan­te­lou­ris über ei­nen an­de­res pro­blem als bou­le­var­di­sie­rung bei spie­gel on­line: falsch­mel­dun­gen und feh­len­de jour­na­lis­ti­sche stan­dards: „Spie­gel-On­line-Style: Die In­for­ma­tio­nen sind zwar falsch, aber ex­klu­siv!


SPD vs. bür­ger­rech­te

felix schwenzel

die SPD meint:





spass bei­sei­te, das bild habe ix na­tür­lich ma­ni­pu­liert. aber sig­mar ga­bri­el for­dert nach der er­schies­sung ei­nes ter­ro­ris­ten in pa­ki­stan (der kein te­le­fon und kein in­ter­net be­nutz­te), dass die re­gie­rung ei­nen ge­setz­ent­wurf zur ein­füh­rung der vor­rats­da­ten­spei­che­rung in deutsch­land vor­le­ge (sie­he auch udo vet­ter zum glei­chen the­ma). bei der vor­rats­da­ten­spei­che­rung sol­len sämt­li­che te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­da­ten al­ler deut­schen er­fasst und für ei­ni­ge mo­na­te ver­dachts­un­ab­hän­gig ge­spei­chert wer­den. dass mit so ei­ner ge­wal­ti­gen da­ten­samm­lung nicht nur die be­we­gungs­da­ten al­ler bür­ger re­kon­stru­ier­bar sind, ha­ben mal­te spitz und die re­dak­ti­on der zeit kürz­lich ein­druck­voll de­mons­triert.

dazu kommt, dass aus dem glei­chen grund war­um mar­me­la­den­bro­te nach ei­nem sturz im­mer auf die mar­me­la­den­sei­te fal­len, fal­len gros­se da­ten­samm­lun­gen auch im­mer ger­ne in die hän­de der ha­cker-spa­cke­ria. oder schlim­mer noch: in die hän­de der po­li­zei oder der ge­heim­diens­te.

ef­fek­tiv for­dert die SPD die auf­ga­be von bür­ger­rech­ten und der si­cher­heit des bür­gers vor dem staat. weil ter­ro­ris­ten die bür­ger­li­che, frei­heit­li­che or­dung ge­fähr­den.

es ist trau­rig der SPD da­bei zu­zu­se­hen, wie sie sich auf das wäh­ler­stim­men- und irr­sins-ni­veau der FDP ka­ta­pul­tiert.


ta­ken

felix schwenzel

ge­ra­de nach ca. 900 mi­nu­ten alle 5 DVDs „ta­ken“ aus der DVD­thek fer­tig­ge­guckt. das gu­cken — und durch die ge­gend fah­ren in letz­ter zeit — ha­ben mich üb­ri­gens auch in letz­ter zeit zum gros­sen teil da­von ab­geh­la­ten ins in­ter­net zu schrei­ben. „ta­ken“ war feins­ter, erd­ge­bun­de­ner, gros­se ge­schich­ten er­zäh­len­der sci­ence fic­tion (fast) ohne ka­boom und spe­cial ef­fects-ge­döns.

„ta­ken“ ist ge­nau das, was gu­ten sci­ence fic­tion aus­macht: es geht in der ge­schich­te um mensch­lich­keit, um das was mensch­lich­keit aus­macht. nicht um ka­boom oder la­ser-ka­no­nen oder te­le­por­ta­ti­on. ge­nau das was star trek so gross­ar­tig mach­te. sci­ence fic­tion als leicht ab­ge­ho­be­ne al­le­go­rie auf das was uns men­schen aus­macht. ge­schich­ten von men­schen de­nen das kon­kre­te, qua­si die welt­lich­keit ent­zo­gen wur­de und die wie fa­beln pa­ra­bel­haft in ei­ner an­de­ren welt er­zählt wer­den — so dass wir uns selbst mit und aus der di­stanz selbst be­ob­ach­ten kön­nen. und dar­aus über un­se­re mensch­lich­keit ler­nen kön­nen.

hört sich irre pa­the­tisch an, passt aber. „ta­ken“ war auch, ins­be­son­de­re am ende, irre pa­the­tisch, lie­fer­te aber eine be­frie­di­gen­de und wei­se auf­lö­sung all des mys­tery-mülls und ste­reo­ty­pen-ge­döns das vier­ein­halb DVDs lang für die auf­recht­erhal­tung des span­nungs­bo­gens ver­kli­ckert wur­de.

se­hens­wer­ter sci­ence fic­tion, der zwar nicht mehr ganz frisch ist (2002), aber sau­ber um­nge­setzt und pro­du­ziert.

am ende sagt die er­zäh­le­rin (und haupt­per­son) un­ter an­de­rem:
„but what i do know is this — life, all life, is about as­king ques­ti­ons, not about kno­wing ans­wers. […] we have to keep as­king ques­ti­ons, wan­ting to un­der­stand. even when we know we’ll never find the ans­wers, we have to keep on as­king the ques­ti­ons.“

gu­tes schluss­wort.

(ich bin üb­ri­gens nicht son­der­lich gut dar­in fra­gen zu fra­gen, aber fra­gen stel­len kann ich ganz gut )

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re­prä­sen­ta­ti­ves lo­go

felix schwenzel

die halb­werts­zeit vom neu­en logo an der frisch be­zo­ge­nen haupt­stadt-re­prä­sen­tanz von scholz und freun­den in ber­lin lag etwa bei vier wo­chen. jetzt is­ses ka­putt.

ich kann mich üb­ri­gens nicht ent­schei­den ob ich die be­schrif­tung to­tal be­scheu­ert oder ex­trem hell fin­den soll. ei­ner­seits mag ich die re­tro-pi­xelig­keit die im kon­trast zur hoch­auf­lö­sen­den und aal­glat­ten fas­sa­de steht, an­de­rer­seits fra­ge ich mich, was ge­gen ein nor­ma­les schild spricht. im­mer­hin — und das kann man heut­zu­ta­ge ja gar nicht ge­nug lo­ben — ha­ben die wer­be­fuz­zis auf eine (tech­nisch durch­aus mög­li­che) ani­ma­ti­on oder blink­ef­fek­te ver­zich­tet.

trotz­dem. ich fin­de das ex­trem viel­sa­gend. ein logo an schwei­ne­sau­sack­teu­ren wer­be-haupt­quar­tier dass der stadt ent­ge­gen­ruft: „tech­nik kön­nen wir nicht so gut.“


[nach­trag 03.05.2011, 10:00]
es blinkt nicht, aber es ver­än­dert sich. heu­te heisst scholz und freun­de „da­ni­els & fri­ends“. war­um auch im­mer.

die ka­put­te zei­le funk­tio­niert wie­der (deu­tet auf nen soft­ware-feh­ler oder fehl­be­die­nung hin). in echt sieht das logo-dings üb­ri­gens bes­ser aus als auf dem foto. da­für leuch­tet der rech­te schen­kel des „N“ von „da­ni­el“ ziem­lich stark durch eine dar­über­li­gen­de glas­fu­ge (er­kennt man auch nicht auf dem foto).


kai bier­mann über vor­rats­da­ten

felix schwenzel

kai bier­mann ist mein per­sön­li­cher he­ri­bert prantl. und auch wenn das den ein­druck er­weckt, ich be­we­ge mich in ei­ner echo­kam­mer, sein jüngs­ter text ist ein schul­buch­bei­spiel, wie man sich mit schwach­sin­ni­gen be­rich­ten von ver­filz­ten po­li­ti­schen or­ga­nen aus­ein­an­der­zu­set­zen hat. so.


fonts und po­li­tik

felix schwenzel

mar­tin z. schrö­der wur­de ne­ben ei­ner hand­voll an­de­rer de­si­gner von der welt am sonn­tag ge­be­ten, ei­nen vor­schlag für das re­de­sign des FDP-lo­gos zu ma­chen.

sein ent­wurf (in der schrift „wal­baum“ aus der goe­the­zeit) ist to­tal OK, aber sei­ne er­klä­run­gen dazu gran­di­os:

Die FDP darf ru­hig et­was pa­the­ti­scher spre­chen und mu­ti­ger das An­se­hen der Frei­heit ver­tei­di­gen, denn es droht un­ter die schwe­ren Rä­der all­ge­mei­nen Wohl­stan­des zu ge­ra­ten, wie ihn auch Dik­ta­to­ren als das ein­zig wah­re Glück al­ler in Aus­sicht stel­len, wäh­rend sie die Macht der ei­ge­nen Kas­te mei­nen.
[…]
Mir fällt nur auf, wenn ich die an­de­ren Ent­wür­fe und über­haupt alle deut­schen Par­tei­zeich­nen sehe, daß die halb­fet­te bis fet­te Se­ri­fen­lo­se of­fen­bar als zeit­ge­mäß gilt.

Das ist auch si­cher­lich so, denn die so­zia­lis­ti­sche Idee (Über­wa­chen und Ver­sor­gen) geis­tert kräf­tig wie nie zu­vor durch alle Par­tei­en, und wenn die Se­ri­fen­lo­se ei­ner Idee zu­zu­ord­nen ist, dann eben der Mo­der­ne und ih­ren Vor­stel­lun­gen von Gleich­heit, die als Ideo­lo­gie des 20. Jahr­hun­derts im­mer Gleich­för­mig­keit und nicht Er­öff­nung glei­cher Mög­lich­kei­ten be­deu­tet hat, was oh­ne­hin in ei­ner of­fe­nen Ge­sell­schaft nur im An­satz er­reich­bar ist. Die Se­ri­fen­lo­se und die Pin­sel­schrif­ten sind die Wer­be­mit­tel mo­der­ner Ideo­lo­gen. Laut­stär­ke siegt. Eine Par­tei, die sich den Li­be­ra­lis­mus auf die Fah­ne zu schrei­ben vor­gibt, soll­te sich auch in ih­rer Bild- und Zei­chen­spra­che der Auf­klä­rung zu­wen­den. Ein­fach et­was in­tel­li­gen­ter aus­se­hen. (al­les le­sen)

ei­nen blick auf die an­de­ren ent­wür­fe kann man hier wer­fen.


#rp11, tag drei

felix schwenzel

wie? schon wie­der vor­bei? so wür­de in etwa mein re­pu­bli­ca fa­zit lau­ten, wenn mich je­mand fra­gen wür­de.

an­sons­ten habe ich es am frei­tag nicht ge­schafft mir auch nur eine ses­si­on an­zu­se­hen. erst habe ich aus­ver­se­hen aus­ge­schla­fen, nach­dem ich am vor­abend noch län­ger an mei­nem vor­trag ge­schraubt habe und ins in­ter­net ge­schrie­ben habe, dann habe ich mor­gens beim kaf­fee über 10 jah­re blog­gen nach­ge­dacht (ja, wir ha­ben un­ser pa­nel vor­be­rei­tet) und plötz­lich war es schon halb zwölf. im fried­rich­stadt­pa­last woll­te ich mich, den lap­top und die han­dys noch kurz auf­la­den und neu­star­ten, habe mich dann aber nach lan­gem zö­gern über­zeu­gen las­sen wie­der et­was in eine ka­me­ra zu sa­gen („herr schwen­zel, wol­len Sie …“ — „OK!“).

da­nach war ich völ­lig durch­ge­schwitzt, hab ein bier ge­trun­ken, mich in den klei­nen saal in der kalk­scheu­ne ge­setzt und zu­erst zu­ge­hört, dann ge­spro­chen, dann im gros­sen saal wei­ter ge­spro­chen, noch ein bier ge­trun­ken und bin dann schräg ge­gen­über von @sna­pit­up zu­rück nach ham­burg ge­fah­ren.

an­sons­ten hab ich mich ge­wun­dert, wie vie­le neue fol­lower man be­kom­men kann, wenn man auf ner kon­fe­renz rum­läuft und mich sehr über die vie­len kom­pli­men­te und das echt­zeit-feed­back ge­freut (heu­te hab ich drin ge­ba­det).

aus­ser­dem ist mir auf­ge­fal­len, dass aus­ser blog­gern kaum noch je­mand über län­ge­re tex­te über die re­pu­bli­ca schreibt. die jour­na­lis­ten ha­ben sich dies­mal nicht son­der­lich echauf­fiert, wahr­schein­lich weil alle dazu ver­don­nert wur­den mit vi­deo­ka­me­ras leu­te zu in­ter­view­en. und wenn mal ein jour­na­list was ge­schrie­ben hat, dann über die „di­gi­ta­le ge­sell­schaft“. aber noch gibts ja ein paar blog­ger: die kalt­mam­sell und das nuf über den drit­ten tag.


[nach­trag]
john­nys rück­blick.


[nach­trag 16.04.2011, 23:56h]
aus un­er­find­li­chen grün­den habe ich es in die über­schrift von tho­mas knü­wers re­pu­bli­ca-rück­schau ge­schafft.

tho­mas knü­wer:

Anke Grö­ner, Fe­lix Schwen­zel, Jörg Kan­tel, Don Dah­l­mann – vor fünf Jah­ren wa­ren das Na­men, die ich nur aus dem Di­gi­ta­len kann­te. 2007 saß ich eben­falls in der Ber­li­ner Kalk­scheu­ne. Es war eine Dienst­rei­se, von der das ge­druck­te Han­dels­blatt am Ende nichts hat­te.

erst­mals ken­nen­ge­lernt, so an­fass­mäs­sig, habe ich tho­mas knü­wer nicht auf der re­pu­bli­ca 2007, son­dern auf der ers­ten next-kon­fe­renz, die war im mai 2006.

an die next06 hab ich zwei ent­schei­den­de er­in­ne­run­gen: john­ny an der gi­tar­re und tho­mas knü­wer und lys­sa auf der tanz­flä­che.

ab­schluss­par­ty next 10 ye­ars 12.05.2006

wenn man das bild ge­nau be­trach­tet, könn­te man das ge­fühl be­kom­men: in den letz­ten fünf jah­ren hat sich nicht so arg viel ver­än­dert.


[nach­trag 17.04.2011, 12:30h]
pri­ma zu­sam­men­ge­fasst, so dass ich es auch ver­ste­he, hat alex­an­der endl mei­nen und an­de­re vor­trä­ge vom letz­ten tag: „Die Zu­kunft des In­ter­nets, der Welt und des gan­zen Rests — Re­pu­bli­ca letz­ter tag“.


[nach­trag 17.04.2011, 19:40h]
frau eli­se sam­melt links zu re­pu­bli­ca be­spre­chun­gen ( via ), clau­dia klin­ger auch . selbst der spon ver­linkt die mo­se­rer (und gun­ter dueck ).

le­sens­wert fand ich noch den rück­blick von björn ha­fer­kamp und den von mal­te steck­meis­ter und ganz gran­di­os und sub­jek­tiv, den rück­blick von anke grö­ner.


[nach­trag 17.04.2011, 21:35h]
jens scholz blickt auch le­sens­wert zu­rück. ste­fan ro­sin­ski fand die re­pu­bli­ca eine „äu­ßerst po­le­mi­sche ver­an­stal­tung“. er er­klärt das mit buz­zwords wie „he­gel“ (2 mal), „ge­sell­schaft“ (24 mal), „fun­da­men­tal“ (4 mal in kom­bi­na­tio­nen, un­ter an­de­rem: „Fun­da­men­tal­kri­tik“, „Fun­da­men­tal­be­grif­fe“, „Fun­da­men­tal­co­die­run­gen“) und „ge­mein­schafts­bil­dung“ (3 mal). in­halt­lich ein ganz gu­ter, an­re­gen­der text, lei­der to­tal ver­quast und in­tel­lek­tua­li­sie­rend aus­ge­drückt.


[nach­trag 18.04.2011, 21:20h]
don dah­l­mann er­klärt was die re­pu­bli­ca nicht ist, nie war und gar nicht sein soll, linkt un­ter an­de­rem auf die­ses sehr le­sens­wer­te re­sü­mee von tho­mas eu­ler und die­ses re­sü­mee fand ich auch le­sens­wert, hab aber ver­ges­sen wo und wie ich es ge­fun­den habe.

aus­ser­dem höre ich jetzt auf hier links nach­zu­tra­gen, das wird hier mit gros­ser ge­nau­ig­keit ge­tan.

na gut, ei­ner noch, und das nicht nur, weil @missca­ro sagt, ich ge­hör­te nächs­tes jahr auf „die größ­te büh­ne der re:pu­bli­ca“, son­dern weil der text so schön eu­pho­risch und wahr ist. auch ne art schluss­wort un­ter die #rp11.


#rp11, tag zwei

felix schwenzel

nach­dem der ers­te tag der re­pu­bli­ca nicht so knor­ke war (im ge­gen­teil zum abend), war der zwei­te tag ex­trem knor­ke. um 10, nach­dem ich die fahr­ver­bots­zo­ne die die nato aus­sen­mi­nis­ter über ber­lin ver­hängt hat­ten über­wun­den hat­te, sah ich till kreut­zer mit sei­nem vor­trag über die re­form des ur­he­ber­rechts (das ur­he­ber­recht an die ge­ge­ben­hei­ten an­pas­sen, nicht die al­ten ge­set­ze mit al­ler ge­walt und macht ge­gen die an­for­de­run­gen der wirk­lich­keit durch­bo­xen). kreut­zer er­in­ner­te mich an eine schlan­ke­re und deut­sche­re va­ri­an­te von cory doc­to­row, konn­te sich aber nicht ent­schei­den, ob er das pu­bli­kum du­zen oder sie­zen woll­te.

da­nach sah ich jens scholz, ca­ro­lin buch­heim, bov bjerg, kon­stan­tin klein und mai­ke hank über ver­gan­ge­ne shits­törm­chen im blog­dings plau­dern. an ei­ner stel­le habe ich mich kurz an der dis­kus­si­on be­tei­ligt, als jens nicht ein­fal­len woll­te, wie man „ret­wee­ten“ und „li­ken“ frü­her nann­te. die ant­wort ist ein­fach: „ver­lin­ken“.

ganz gran­di­os war dann gun­ter dueck. dueck ist ein ver­rück­ter ma­the­ma­ti­ker von gros­ser weis­heit und mit ei­ner lei­sen fis­tel­stim­me. sel­ten habe ich ei­nen gleich­zei­tig so amü­san­ten und in­spi­rie­ren­den vor­trag ge­se­hen wie heu­te. so­bald der vor­trag on­line ist, wer­de ich ihn mir noch zwei bis drei­mal an­se­hen. letz­tes jahr hat mich ja der ana­ly­ti­sche und schar­fe ver­stand von pe­ter kru­se um­ge­hau­en, die­ses jahr war es duecks lei­se, brei­te und tief ein­si­ckern­de ana­ly­se von dem was das in­ter­net ei­gent­lich aus un­se­rer ge­sell­schaft macht, die mich be­ein­druck­ten.

(nach­trag: hier ein mit­schnitt des live­streams /via)

lei­der war das an­schlies­sen­de pa­nel mit gun­ter dueck dnach in der kalk­scheu­ne hoff­nungs­los über­lau­fen. auf dem weg vom fried­rich­stadt­pa­last zur kalk­scheu­ne, über­hol­ten uns meh­re­re leu­te im lauf­schritt, um noch ei­nen platz zu er­gat­tern. ver­geb­lich.

zwi­schen­drinn hab ich ole reiss­mann drei ode vier fra­gen vor ei­ner spe­igel-on­line-ka­me­ra be­ant­wor­tet und da­nach das ge­fühl ge­habt mich um kopf und kra­gen ge­re­det zu ha­ben, vor al­lem weil ein witz den ix riss, auch als ein pein­li­ches krie­chen in den spon-arsch ge­deu­tet wer­den könn­te.

sehr an­ge­nehm da­nach phil­ip ban­se, der meh­re­re blog­ger ein­zeln in ge­sprä­che ver­wi­ckel­te. das war ein sehr an­ge­neh­mes und ru­hi­ges for­mat, dass ich ger­ne auf je­der wei­te­ren re­pu­bli­ca se­hen möch­te. be­son­ders be­ein­dru­ckend fand ich den auf­tritt von ju­lia probst die ge­hör­los ist und ohne ge­bär­den-dol­met­sche­rin auf­trat (in­si­der-witz für die, die das in­ter­view ge­se­hen ha­ben). ju­lia probst ist ge­nau­so au­gen­öff­nend wie chris­tia­ne link und bei­de sind grün­de da­für, dass ich das blog­dings und das twit­ter­dings ud das in­ter­net so ger­ne mag.

spä­ter am abend habe ich noch ei­nen blick in die­ses new­s­hype-dings ge­wor­fen und ge­se­hen, dass da noch sehr, sehr, sehr viel ar­beit drin steckt. dan­kens­wer­ter­wei­se habe ich nach mei­nem be­lei­dig­te-le­ber­wurst-tweet schon am mitt­woch eine kar­te mit drei ein­la­dungs­codes in die hand ge­drückt be­kom­men. wer ei­nen der bei­den üb­ri­gen ein­la­dungs­codes ha­ben möch­te kan mir eine email schi­cken, wer zu­erst kommt, wird zu­erst be­dient.


[nach­trag 15.04.2011]
le­sens­wert: das nuf und chris­tia­ne link über den zwei­ten re­pu­bli­ca-tag.


#rp11, tag eins

felix schwenzel

ir­gend­wie habe ich es die­ses jahr ge­schafft, am ers­ten re­pu­bli­ca-tag vor 10 uhr vor ort zu sein. des­halb konn­te ich erst­mals seit jah­ren die be­grüs­sung der re­pu­bli­ca-or­ga­ni­sa­to­ren se­hen und ein gruss­wort an die „res­pu­bli­ca“ (oder so) von ei­nem esa-as­tro­nau­ten mit von der schwe­re­lo­sig­keit leicht auf­ge­dun­se­nem kopf be­stau­nen. auf­fäl­lig war im fried­rich­stadt-pa­last die neue, rie­si­ge, bril­li­an­te vi­deo-pro­jek­ti­on und dass fast alle vor­trä­ge die ich sah un­er­träg­lich wa­ren.

die key­note von phil­ipp schä­fer war mir zu bass- und spei­chel­las­tig und öde. der vor­trag von chris­ti­an frie­ge war ge­nau wie der von mit­chell bak­er so glatt­ge­schlif­fen und durch­wirkt von mar­ke­ting-lin­go, dass ich bei bei­den in null kom­ma nix ab­schwiff und mei­ne auf­merk­sam­keit (ver­geb­lich) dem ver­such ins netz zu kom­men wid­me­te. der fri­sur von bak­er wid­me­te ich auch noch ein we­nig auf­merk­sam­keit, ver­lor dann dann aber ziem­lich flott mein in­ter­es­se, um mich mit dem durch den netz­man­gel (kein wlan, kein funk­netz, kein gar nix) im­po­ten­ti­sier­ten cloud-han­dy „htc in­ce­di­ble“ zu be­schäf­ti­gen, dass mir von si­myo für 4 wo­chen zur ver­fü­gung ge­stellt wur­de.

jo­han­nes beet­le­bum kret­scha­mars vor­trag über die ge­schich­te der co­mics war su­per sym­pa­thisch und in­ter­es­sant, den dar­auf fol­gen­den vor­trag von jür­gen er­telt muss­te ich dann aber ver­las­sen, weil mich die prä­sen­ta­ti­ons­tech­nik kir­re mach­te. soll aber noch gut ge­we­sen sein, der vor­trag, in­halt­lich, ver­si­cher­te mir spä­ter ma­thi­as ri­chel, dem ix das so­gar glau­be.

da­nach hab ix mit dem welt­en­tümm­ler und dem schock­wel­len­rei­ter über die al­ten zei­ten ge­plau­dert, mich danch pu­dern las­sen und mit sa­scha lobo im fern­se­hen (so ab mi­nu­te 34) über die zu­kunft des in­ter­nets ge­plau­dert. vor­ge­stellt wur­de ich im fren­se­hen als der mann mit den ko­mi­schen haa­ren.

da­nach mit chris­ti­an stö­cker und sei­ner li­te­ra­tur-agen­tin ge­plau­dert und er­fah­ren dass stö­cker ein buch über das in­ter­net ge­schrie­ben hat, auf das ich mich sehr freue und von dem ich ein re­zen­si­ons­exem­plar be­kom­men wer­de. das freut mich dop­pelt, weil ich mich nicht traue in selbst ge­kauf­te bü­cher zu krit­zeln und mit text-mar­kern rum­zu­mar­kie­ren, in re­zen­si­ons­exem­pla­re aber schon und aus­ser­dem fest da­mit rech­ne, dass chris­ti­an stö­ckers buch le­sens­wert sein wird.

mei­ner bei­na­he stän­di­gen be­glei­tung sag­te ich im vor­feld von sa­scha lo­bos 19-uhr-vor­trag noch halb im scherz, dass sa­scha den fried­rich­stadt­pa­last fül­len wür­de, was dann auch tat­säch­lich der fall war. sa­scha sprach vor vol­lem haus — und das zu recht. ix hab trä­nen ge­lacht und knie nie­der vor sa­schas fä­hig­keit, das pu­bli­kum gleich­zei­tig zu be­schimp­fen und zu amü­sie­ren.

da­nach hat­te goog­le zu ei­nem um­trunk in den spie­gel­saal von clär­chens ball­haus ge­la­den. die ver­an­stal­tung fühl­te sich bei­na­he wie eine kurz­ver­si­on der re­pu­bli­ca num­mer eins an, war gut ge­füllt und füll­te auch alle an­we­sen­den gut ab. es war fas­zi­nie­rend die kom­mu­ni­ka­ti­ons­ma­schi­ne ste­fan keu­chel bei der ar­beit zu be­ob­ach­ten und ix habe den resta­bend sehr nett plau­dernd rum­ge­bracht.

da­nach leicht an­ge­trun­ken und eu­pho­ri­siert mei­ne ein­drü­cke von ers­ten tag der re­pu­bli­ca auf­ge­schrie­ben, statt mei­nen vor­trag fer­tig­zu­schrei­ben. ob­wohl die ein­drü­cke heu­te und die ge­sprä­che mit chris­toph kap­pes, sa­scha lobo, john­ny und tan­ja haeus­ler und ma­thi­as ri­chel er­kennt­nis­rei­cher wa­ren und mei­nem vor­trag mög­li­cher­wei­se bes­ser ta­ten, als stump­fes vorm bild­schirm sit­zen und vor sich hin­schrei­ben.

er­kennt­nis des ta­ges: die re­pu­bli­ca ist gar nicht so di­gi­tal wie sie scheint und viel kör­per­li­cher, ver­ba­ler und off­li­ni­ger als man so den­ken mag.


das nuf schrob auch über die #rp11. aus­ser­dem habe ich noch ein bild von der frau mit den zwei fri­su­ren ge­fun­den (mit­chell bak­er) und ver­ges­sen zu er­wäh­nen, dass die­ses jahr ei­gen­ar­ti­ger­wei­se alle mit mei­nem nick­na­men auf ih­rem rp11-arm­bänd­chen rum­lau­fen.

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früh­ling!

felix schwenzel


„wie­der stär­ker deut­lich ma­chen“

felix schwenzel

ex­trem phra­si­ges in­ter­view mit sil­va­na koch-mehrin im ta­ges­spie­gel. laut ge­druck­tem ta­ges­spie­gel führ­te ant­je sir­lesch­tov das ge­spräch, laut www.ta­ges­spie­gel.de ant­je sir­lesch­tov und mat­thi­as schle­gel. auch egal. be­mer­kens­wert fand ix die va­se­li­ni­gen ant­wor­ten von sil­va­na koch-mehrin. auf die fra­ge ob wes­ter­wel­les rück­zug als par­tei­vor­sit­zen­der die pro­ble­me der FDP löse, ant­wor­tet sie:

Nein, die Dis­kus­si­on auf die Per­son des Vor­sit­zen­den zu be­gren­zen, greift zu kurz. Es muss in der Par­tei eine weit rei­chen­de in­halt­li­che und per­so­nel­le Er­neue­rung ge­ben.

kurz dar­auf auf die fra­ge ob alle füh­rungs­mit­glie­der (ge­meint sind na­tür­lich die der FDP) ihre pos­ten zur ver­fü­gung stel­len müss­ten:

Das wer­den wir im Zu­sam­men­hang dis­ku­tie­ren müs­sen. Wich­tig ist, dass die Dis­kus­si­ons­pha­se jetzt rasch be­en­det wird. Wir kön­nen uns kei­ne Un­klar­hei­ten über meh­re­re Wo­chen hin­weg er­lau­ben. Des­halb muss es jetzt ein schlüs­si­ges Kon­zept ge­ben, das am kom­men­den Mon­tag mit den Ver­tre­tern al­ler Lan­des­ver­bän­de be­spro­chen wird.

mit an­de­ren wor­ten, die „weit rei­chen­de“ in­halt­li­che und per­so­nel­le er­neue­rung ist so weit­rei­chend, dass sie be­reits am kom­men­den mon­tag be­spro­chen wer­den soll. dis­kus­sio­nen dar­über hin­aus, meint koch-mehrin, kön­ne sich die FDP nicht er­lau­ben. an­de­rer­seits soll dann aber nach ab­schluss der dis­kus­si­ons­pha­se doch viel dis­ku­tiert wer­den:

Wir müs­sen über vie­le The­men neu dis­ku­tie­ren. Zum Bei­spiel über das Bil­dungs­the­ma. Der Bil­dungs­fö­de­ra­lis­mus schafft es of­fen­sicht­lich nicht, Lö­sun­gen zu schaf­fen, die der prak­ti­schen Le­bens­wirk­lich­keit ent­spre­chen. Dar­über wer­den wir in den nächs­ten Mo­na­ten spre­chen und uns po­si­tio­nie­ren.

hm. jetzt for­dert sie doch un­klar­hei­ten (= dis­kus­sio­nen) über meh­re­re wo­chen hin­weg. of­fen­bar sind dis­kus­sio­nen und un­klar­hei­ten dann OK, so­lan­ge es nicht um per­so­nen geht. mit in­halt­li­chen un­klar­hei­ten kann die FDP aus sil­va­na-kochs sicht of­fen­bar gut le­ben. auch gut zu wis­sen: lö­sun­gen die der prak­ti­schen le­bens­wirk­lich­keit ent­spre­chen, hat­te die FDP bis­her nicht im an­ge­bot, die müs­sen erst in der dis­kus­si­on ge­fun­den wer­den.

die schöns­te stel­le im in­ter­view fin­de ich ihre ant­wort auf die fra­ge, ob wes­ter­wel­le ein gu­ter aus­sen­mi­nis­ter sei:

Ganz ein­deu­tig: Ja. Gui­do Wes­ter­wel­le spielt in die­ser kom­pli­zier­ten Welt­la­ge eine gute Rol­le.

gui­do wes­ter­wel­le spielt eine rol­le? er spielt aus­sen­mi­nis­ter nur? fas­zi­nie­ren­de sicht­wei­se. viel­leicht soll­ten bun­des­par­tei­ta­ge der FDP künf­tig bun­des­cas­tings ge­nannt wer­den?

ganz im sin­ne von die­sen po­li­tik-kon­zept als dar­stel­len­de kunst, ant­wor­tet koch-mehrin auf die fra­ge, wel­che feh­ler die FDP in den letz­ten 18 mo­na­ten ge­macht habe:

Es wur­de viel zu we­nig deut­lich, wel­che Zie­le die FDP in die­ser Ko­ali­ti­on ver­folgt und wel­che sie auch durch­set­zen will. In der Fra­ge der Steu­er­po­li­tik hat sich die FDP zu lan­ge auf die Sen­kung der Steu­ern fo­kus­siert, ob­wohl die Haus­halts­la­ge ei­nen sol­chen Schritt nicht mög­lich ge­macht hat. Das rea­lis­ti­sche­re Ziel ei­ner Steu­er­ver­ein­fa­chung ist da­bei aus dem Blick ge­ra­ten. Das war für uns ein Pro­blem, weil wir den Wäh­lern nicht das Ge­fühl ver­mit­teln konn­ten, dass wir un­se­re Wahl­ver­spre­chen auch durch­set­zen kön­nen. Ein Pro­blem war auch, dass wir zu we­ni­ge Mi­nis­te­ri­en ha­ben, mit de­nen wir mit li­be­ra­len The­men po­si­tiv sicht­bar wer­den.

es wur­de nicht deut­lich wel­che zie­le die FDP ver­folgt? klar, koch-mehrin ver­sucht im ers­ten satz die pro­ble­me der FDP zu kom­mu­ni­ka­ti­ons- bzw. dar­stel­lungs­pro­ble­men um­deu­ten. nur: wenn et­was zu „we­nig deut­lich“ wird, liegt das na­tür­lich nicht nur an den dar­stel­lern, son­dern oft auch am dreh­buch. mög­li­cher­wei­se ist das haupt­pro­blem aber auch, dass über­haupt nie­man­dem klar ist, wel­che zie­le die FDP ver­folgt oder durch­set­zen will.

ein­drucks­voll fin­de ich koch mehrins phra­sen­sa­lat zum the­ma wahl­ver­spre­chen: wir konn­ten un­se­re wahl­ver­spre­chen nicht durch­set­zen (nor­mal), rea­lis­ti­sche zie­le konn­ten wir auch nicht durch­set­zen (mist), das schlimms­te aber: die wäh­ler ha­ben das ge­merkt.

siv­a­na koch-mehrin hat die lö­sung der pro­ble­me der FDP pa­rat: ir­gend­was nun wie­der mit fri­schen ge­si­chern stär­ker deut­lich ma­chen. ganz ein­fach.


arsch­leis­te

felix schwenzel

turi2, wie im­mer knapp da­ne­ben:

Twit­ter schal­tet iPho­ne-Wer­be­leis­te wie­der ab: Die von Nut­zern in­brüns­tig ge­hass­te "Dick Bar", be­nannt nach Twit­ter-Chef Dick Cos­to­lo, hat­te zu Spott und Pro­tes­ten un­zäh­li­ger iPho­ne-Be­sit­zer ge­führt.

das wort „dick­bar“ wur­de von john gru­ber ge­prägt, al­ler­dings war sein ur­sprüng­li­cher ge­dan­ke nicht dick cos­to­lo son­dern:

For what it’s worth, I was only thin­king “dick as in dick move”; that it works on two le­vels, as a re­fe­rence to Cos­to­lo, is a hap­py co­in­ci­dence.

dick move“ kann man wohl am ehes­ten mit „ex­trem arschi­ges ver­hal­ten“ über­set­zen, „dick­bar“ könn­te man also mit „arschi­ge leis­te“ oder bes­ser „arsch­leis­te“ über­set­zen.

an­sons­ten hat turi2 na­tür­lich voll­kom­men recht.

[ix habe kein ipho­ne.]


deutsch syn­chro­ni­siert und kom­men­tiert

felix schwenzel

kon­rad lisch­ka schreibt im spie­gel on­line über die au­to­bio­gra­phie von mi­cro­soft co-grün­der paul al­len. ei­nen lan­gen vor­ab­druck, äh, eine vor­ab­ver­öf­fent­li­chung da­von gibts bei va­ni­ty fair on­line.

lisch­kas deut­sche pa­ra­phra­sie­rung und in­ter­pre­ta­ti­on kann man gu­ten ge­wis­sens, wie die deut­sche syn­chro­ni­sie­rung von fern­seh­se­ri­en, igno­rie­ren. zu­mal lisch­ka mit mög­li­chen fal­schen ein­drü­cken jon­gliert, die man eh nur be­kommt, wenn man über die bio­gra­phie liest, statt das ori­gi­nal zu le­sen. lisch­ka:

Ob­wohl man den Ein­druck ge­win­nen könn­te, es gehe Al­len dar­um, Bill Gates' Schat­ten­sei­ten zu be­schrei­ben, ist sein ei­gent­li­ches An­lie­gen wohl eher ein an­de­res: Der 58-Jäh­ri­ge […] will der Öf­fent­lich­keit sei­ne ei­ge­nen Qua­li­tä­ten prä­sen­tie­ren.

also als ich die aus­zü­ge las, be­kam ich erst­mals ei­nen ein­druck von gates licht­sei­ten. erst­mals sah ich, das es nicht, wie ich bis­her vor­ur­teil­te, for­tü­ne war, die für bill gates er­folg mass­geb­lich war, son­dern vor al­lem sein ge­schick und sei­ne hart­nä­ckig­keit. und dass je­mand eine bio­gra­phie schreibt um sei­ne eig­nen qua­li­tä­ten zu prä­sen­tie­ren ist ja nun auch kei­ne wirk­lich be­mer­kens­wer­te er­kennt­nis, son­dern eine ziem­lich fla­che plat­ti­tü­de.

wenn aa­ron sor­kin das dreh­buch schrü­be, könn­te man die ge­schich­te ohne wei­ters zu ei­nem ziem­lich span­nen­den film ma­chen.