mein vortrag heute nachmittag auf der republica hat eine vorgruppe bekommen. bov bjerg hat mir eben zugesagt, dass er seinen grandiosen einleitungstext zur „Internet-Schimpfrunde“ von gestern nochmal vor meinem vortrag vorlesen wird. es soll ja leute geben die gestern nicht in den workshop2-raum gekommen sind oder nicht lesen können.
also:
„warum das internet scheisse ist“
heute 16:00 uhr im quatsch comedy club
mit 10 minuten bov bjerg und 30 minuten felix schwenzel
peter glaser verpasst, den text auch noch nicht nachgelesen. ist aber bestimmt toll, der text.
keynote verpasst, soll aber unverständlich gewesen sein.
jeff jarvis fasziniert zugesehen und zugehört. er ist unterhaltsam, unprätentiös und überzeugend. mir würde jarvis aber noch viel besser gefallen, wenn er seine thesen, seine ideen, seine hypothesen nicht einer willige masse von kopfnickern (wie mir) in den rachen werfen würde, sondern sie in einer debatte mit einem ebenbürtigen gegner verteidigen müsste. nur wer soll das machen? stefan winterbauer ? och. hmm.
udo vetter gesehen. udo vetter hat humor. allerdings sehr, sehr trockenen. habe mehrfach (trocken) gelacht.
kathrin passig war leider voll. also der veranstaltungsraum in dem sie darüber geredet hat wie man leuten nix beibringt. mir hat sie tatsächlich nix beibringen können, weil ich nicht mehr reinkam (in den veranstaltungsraum).
peter kruse gesehen ( video ). grandiose vorstellung, vor allem deshalb, weil er einen 60 minuten vortrag durch schnellsprechen in 30 minuten gequetscht hat. alles ging sehr schnell, aber jedes einzelne wort war druckreif. besonders sympathisch an kruse ist mir, dass er offenbar weniger auf die wirkung seiner akademischen titel wert legt, sondern sich auf die kraft seiner worte verlässt. und die reichen aus um ihm hiermit den völlig unakademischen titel „guru“ zu verleihen.
einen vortrag über irgendwas mit realität knapp 6 minuten ausgehalten und mich gefragt, was für drogen im spiel gewesen sein könnten. werde demnächst vielleicht mal in einer labor-situation koks und valium zusammen ausprobieren.
den vortrag von peter sunde über flattr (oder eigentlich genauer über die pirate bay) angesehen, musste ein paarmal sehr lachen, aber schwanke nach dem vortrag zwischen totaler begeisterung und dem drang die ganze sache skeptisch zu betrachten, aus prinzip. hege aber insgeheim die hoffnung mit flattr demnächst sechs bis acht euro pro monat mit dem bloggen dazuzuverdienen.
sascha lobo hat am anfang seines ziemlich langen aber auch grandiosen vortrags angekündigt, dass er „die scheisse um 68 minuten überziehen würde“. oder so. trotzdem wurden die twitterlesungs-people nach genau 30 minuten sehr, sehr nervös und verfielen genau 30 zentimeter hinter mir in unangenehme logorrhö die mich von sascha lobo ablenkte. vor wut hab ix ausversehen robert basic angeschissen, der gar nicht geredet hatte, aber hinter mir stand und ausserdem ungefähr 15 kilo gewicht an don dahlmann abgegeben hat. wie er das gemacht hat weiss ich nicht. don dahlmann übrigens auch nicht: „die kilos sind irgendwie über den winter zu mir gekommen.“ sascha lobo hat am ende ungefähr 59 minuten lang geredet. fast jede minute davon war unterhaltsam. komischerweise schien das ausser den twitterlesungs-people der ganze saal zu finden.
die twitterlesung fing mit einer gutgelaunten und spritzigen anmoderation von thomas knüwer an, die leider völlig unverständlich war, weil er leere stühle und im saal herumlaufende twitter-people mit @twitternamen vorstellte. die ersten vorgelesenen tweets waren teilweise zum brüllen komisch. ich bin trotzdem gegangen, weil mich irgendwas störte. keine ahnung was das war. vielleicht hatte ich noch logorrhö-reste im ohr.
an deutschen kiosken kann man derzeit hervorragende fotos vom hannoveraner fotografen daniel pilar kaufen die er von deutschen bloggern gemacht hat. ne ganze frankfurter zeitung und einen artikel über deutsche blogger gibts dazu.
frank westphal guckt nach rechts unten, ix nach links oben
die veranstaltungen auf der republica die ich mir dieses jahr ansehen möchte habe ix in einem öffentlichen google-kalender zusammengestellt. hier ist die .ics-datei des kalenders. und hier der kalender:
besondes gespannt bin ix natürlich auf den vortrag von peter kruse, der über das was anliegt reden wird („whats next?“). peter glaser möchte ich auch nicht verpassen, werde ich aber wohl, weil ich es morgen sicher nicht bis 10:15 uhr in den friedrichstadtpalast schaffen werde. die keynote werde ix aber wohl schaffen. jens scholz, der aus irgendeinem grund über das gleiche wie ix reden wird, will ich auch nicht verpassen. jens scholz ist natürlich nicht so doof wie ich, dass er alleine steile thesen aufstellt, er stellt sie einfach gemeinsam mit anne roth, bov und caro auf. bin ix mal gespannt.
das wird sicher ein grosser spass heute abend im 2DF. bei maybrit illner diskutieren heute abend um 22:15 uhr
llse Aigner (CSU), Bundesverbraucherschutzministerin
Kay Oberbeck, Google, Unternehmenssprecher für Nord- und Zentraleuropa
Frank Schirrmacher, Herausgeber Frankfurter Allgemeinen Zeitung, Internet-Kritiker, Autor u.a. “Payback”
Constanze Kurz, Sprecherin Chaos Computer Club
Andrea Kiewel, Moderatorin ZDF-Fernsehgarten
Ibrahim Evsan, Unternehmensgründer, Buchautor und Experte für soziale Netzwerke
über das internet-dings. insbesondere bin ich gespannt inwiefern der 2DF-fernsehgarten im zusammenhang mit ausspähung, abzocke und dem internet im zusammenhang steht, ob ilse aigner ankündigen wird ihr FAZ-abo zu kündigen, weil ihr die datenschutzbedingungen der FAZ nicht passen und ob ibrahim evsan sein buch in die kamera halten wird.
ich finde ja eigentlich mit kulturkritik sollte man sich zurückhalten. trotzdem halte ich die erfindung der dönerpommes für den tiefpunkt der zivilisation.
gegen döner selbst habe ich nichts. im gegenteil. aber die preise irritieren mich dann doch ein bisschen. in hamburg zahlt man drei euro fünfzig fürs döner, in berlin, selbst in den tourismushochburgen knapp einen euro weniger. noch erstaunlicher fand ich, dass ein döner in hamburg soviel kostet wie ein ganzes tiefkühlhähnchen bei aldi.
was ist eigentlich aus dem guten alten christlichen credo „wenn dich einer auf die rechte Wange schlägt, dann halt ihm auch die andere hin“ geworden?
bischof mixa hat laut spiegel eine variation parat:
Als Erzieher und Lehrer der Kirche habe er mit Tausenden jungen Schülern, Messdienern und Chorsängern Kontakt gehabt. „Mein Credo galt und gilt bis heute: Ich bin gut zu euch, seid bitte auch gut zu mir“, wird Mixa zitiert. Mindestens sechs ehemalige Heiminsassen haben Mixa in seiner Zeit als Stadtpfarrer in Schrobenhausen von 1975 bis 1996 die Anwendung körperlicher Gewalt vorgeworfen.
laut matthäus sagte jesus auch: „Und wenn dich einer vor Gericht bringen will, um dir das Hemd wegzunehmen, dann lass ihm auch den Mantel.“
das bistum augsburg (wo walter mixa als bischof dient) variert die alte lehre aus der bergpredigt laut tagesschau.de auch hier ein bisschen:
Zuvor hatte das Bistum Augsburg die Vorwürfe umgehend dementiert und sich rechtliche Schritte vorbehalten. Die Anschuldigungen seien „absurd, unwahr und offenbar in der Absicht erfunden, den Bischof persönlich zu diffamieren“, hieß es in einer Stellungnahme.
früher haben sich die christen nen tacken mehr mühe gegeben christlich zu erscheinen. zumindest nach aussen.
am 24.3.2010 hatte der tagesspiegel noch „Hoffnung für [das] Berliner Riesenrad“, obwohl im tagesspiegel vom 1.3.2010 schon stand, dass aus dem riesenrad am zoo wohl nichts werde, weil die investoren in der „Kreditklemme“ steckten. andererseits stand am 4.11.2009 in der zeitung, dass sich das riesenrad 2012 drehen solle. jetzt, am 3.4.2010, sieht der tagesspiegel die „Riesenrad-Schlussrunde“, da „nach Tagesspiegel-Informationen […] von den 208 Millionen Euro, die für zunächst drei Räder eingesammelt worden waren, nur noch 19 Millionen Euro da“ seien.
das riesenrad ist für den tagesspiegel ganz offensichtlich ne riesenachterbahn-fahrt.
ich habe vor ein paar tagen in die „lange helmut kohl nacht“ hineingeschaut. ich erinnere mich, einmal vor vielen jahren in einen zeitungsartikel gelesen zu haben, dass helmut kohl sich täglich zweimal rasierte. in der langen kohl-nacht erfuhr ich warum, bzw. was passierte, wenn er sich nur einmal rasierte:
später dann ein film, der berichtet wie kohl im wahlampf 1976 nach amerika fuhr:
sprecher: „das mächtige capitol in washington, wo senatoren und kongressmänner einen präsidenten nixon zum rücktritt zwangen, war oft schon kulisse für bundesdeutsche wahlkämpfe. so auch diesmal. ein neger kommt wie gerufen, um macht und soziale verantwortung zur bereitwillig abgefilmten rührszene zu kombinieren.“
kohl: „das ist doch ein bild!“
interessant, dass schwarze amerikaner 1976 im deutschen, öffentlich rechtlichen fernsehen noch „neger“ genannt wurden und lediglich als „rührselige“ accessoires wahrgenommen wurden.
diesen stuhl von nendo habe ich auf der website „thinkin for a living“ gefunden. wobei ich „thinking for a living“ fast so geil finde wie den stuhl. ein extrem gutes beispiel dafür, dass webseiten durchaus so etwas wie haptik haben können. die site lässt sich mit der maus, mit dem scrollrad oder mit der tastatur steuern und navigieren. auf berührungsempfindlichen telefonen funktioniert sie durch schieben und ziehen. und das alles ohne flash, ohne plugins oder ohne aufheulenden lüfter. nur mit wordpress und javascript. ohne javascript funktioniert die site natürlich auch.
das ist ein bisschen wie in der architektur oder dem automobilbau. häuser oder autos die nur in der sonne oder frisch gewaschen und poliert gut aussehen, nicht aber im regen oder hohen alter, sind meist, vom gestalterischen standpunkt nicht viel wert. ein gutes haus (oder auto) altert in würde. gute webseiten können ohne ende aufgepimpt sein (solange sich das gestalterisch nicht allzu laut in den vordergrund spielt), wenn sie in würde degenerieren (oder wie der webdesigner sagt, if they degrade gracefully).
ist nicht springer der verlag, der ständig darüber klagt, dass google die verwertungsrechte mit seinen suchschnippseln verletze und fordert nicht christoph keese, dieser schrecklichen, gewerbsmässigen rechteverletzung einen gesetzlichen riegel vorzuschieben? laut dieser meedia-meldung sind die verträge die springer mit freien autoren abschliesst in teilen unrecht oder zumindest nach derzeitiger gesetzlicher lage unzulässig.
vielleicht kann man vereinfacht sagen, dass springer sich in den verträgen mit freien autoren eine lizenz zum raubkopieren von deren texten geben wollte und jetzt vor gericht damit gescheitert ist.
dieses internet macht mich noch ganz verrückt. vor zwei tagen tauchte in meinem feedreader dieses bild auf.
@jkleske als coverboy der brandeins
der brandeins-RSS-feed zeigt den aktuellen titel, aus welchen gründen auch immer, ein paar tage bevor die ausgabe am kiosk, meinem briefkasten und der brandeins-website liegt.
als ich dann heute @jkleskes tweet, bzw. erneut das titelbild sah, fing ich an wie wild in der wohnung nach dem heft rumzusuchen. ich war der festen überzeugung, das heft bereits vor zwei tagen in den händen gehalten zu haben und es irgendwo hingeschlampt zu haben. dabei lag es gerade erst ein paar stunden in meinem briefkasten.
vielleicht macht das internet ja doch blöd?
[nachtrag 26.03.2010] wie es dazu kam das @jkleske auf dem cover landete.
das ist sehr witzig: der künstler marcus coates hat vogelgezwittscher aufgenommen, es stark verlangsamt und verschiedenen leuten beigebracht, diese verlangsamten vogel-gesänge nach zu singen. diese gesänge hat er dann wieder auf die ursprüngliche geschwindigkeit beschleunigt — und heraus kam (von menschen gesungenes) vogelgezwittscher. die aufnahmen der menschen, die die vogelgesänge nachsingen werden dann wieder auf die ursprüngliche geschwindigkeit beschleunigt und mit den original vogelgesängen hinterlegt. heraus kommen dann aufnahmen von menschen die wie vögel zu zwittschern scheinen. das kann man sich ausschnittweise hier ansehen.
die einfache erklärung dazu ist (wenn ich das richtig verstanden habe), dass vögel tonfolgen bis zu achtmal schneller wahrnehmen können als menschen. vögel nehmen tonfolgen bis zu achtmal schneller wahr als menschen: geoff sample, der mit coates bei dem projekt mitgearbeitet hat, erklärt:
Birds are thought to have a finer temporal discrimination of sounds than humans. This means they hear the individual elements of composite sounds that for us appear as a single blurred sound. Their hearing may have up to eight times the temporal resolution that ours can achieve. One way getting some impression of this is by slowing down bird sounds; the simple way of doing this also lowers the pitch of the sound by the same factor and this is a fascinating way of tuning in to the hidden depth of birdsong, a kind of transformation to a more human musical sensibility.
hier kann man sich verlangsamte vogelgesänge anhören.
[nachtrag 26.03.2010, 7:20h] da hab ix wohl was falsch verstanden. in den kommentaren wies mich eckhard rotte darauf hin, dass die töne in marcus coates arbeit echtes vogelgezwittscher sind. es geht marcus coates mehr um die bewegungen der menschen, die die vögel nachahmen. und die sind in der tat auch witzig. es würde mich jetzt aber doch interessieren, wie sich das anhört wenn menschen mit dieser technik vogelgesänge nachahmen.
in einem unfassbar selbstmitleidigen artikel auf spiegel online schreibt frank patalong, dass die weigerung von „immer mehr“ konsumenten von „online-medien“ sowohl für inhalte zu bezahlen, als auch werbung zu „akzeptieren“, „den Fortbestand kostenloser Angebote im Netz“ gefährde.
Der inzwischen 16 Jahre alte Deal zwischen Online-Medien und Mediennutzern lautet eigentlich so: Wir liefern Ihnen kostenfrei Inhalte, und Sie sehen sich dafür im Umfeld Werbung an.
ich hab von dem deal noch nichts gehört. ich glaube frank patalong verwechselt da was. er verwechselt toleranz mit zustimmung. der deal lautet anders: solange die werbung auf online-medien nicht nervt oder versucht die nutzer zu täuschen, tolerieren „mediennutzer“ werbung. vor allem frage ich mich, wie patalong darauf kommt, er hätte einen deal mit spiegel-online lesern, der dazu führt, dass sich die leser die werbung „ansehen“ würden? in was für einer welt lebt patalong?
glaubt patalong vielleicht auch, dass ich während ich auf die bahn oder den bus warte, fleissig die werbung an der haltestelle studiere, weil die werbung ja schliesslich die pflege der haltestelle finanziert? hab ich auch einen deal mit jc deceaux oder wall?
glaubt er auch, dass fernsehzuschauer einen deal mit dem privatsendern haben und in den werbepausen sitzenbleiben und während des hauptfilms pinkeln gehen um den fortbestand des privatfernsehens nicht zu gefährden?
ich will ja nicht ungerecht sein. vielleicht glaubt und lebt patalong ja wirklich den quatsch den er schreibt und trifft sich abends mit seinen kumpels an litfasssäulen oder plakaten, um werbung zu betrachten und zu diskutieren und seinen deal mit der deutschen volkswirschaft einzuhalten. vielleicht erklärt er seinen kindern tatsächlich, dass sie die fernsehwerbung immer ganz genau betrachten müssten, weil sie sonst den fortbestand des (privaten) kinderfernsehens gefährdeten.
aber mal im ernst. wenn es überhaupt einen deal gibt lautet der wie folgt:
wen du willst dass deine leser dich ernstnehmen und unterstützen, musst du sie auch ernst nehmen.
ein einfacher satz, der aber ein paar konsequenzen nach sich zieht.
aufrichtigkeit. lesern werbung unterzuschmuggeln, sie nicht ordentlich zu kennzeichnen suggeriert dem leser, dass er verarscht werden soll. das schlimmste beispiel für unaufrichtigkeit sind postwurfsendungen von grossen verlagen, in denen behauptet wird „ihre meinung ist uns wichtig“, es aber eigentlich darum geht, die leser in eine mindestens einjährige abo-falle zu locken. das geht soweit, dass die verleger gegen verbraucherschutz-gesetze, die den adresshandel eindämmen sollten, vorgehen und jammern, damit würde ihre geschäftsgrundlage zerstört. leserverarschung als geschäftsgrundlage: doofe idee.
benutzerfreundlichkeit. ich sag ja immer, wer ficken will muss freundlich sein. oder anders gesagt, wer benutzerunfreundlich zu seinen lesern ist, nimmt ihn nicht ernst. ich persönlich finde es ziemlich unfreundlich längere artikel zum klickschinden auf mehrere seiten oder eigentümliche bildergalerien zu verteilen. oder RSS-feeds zu kürzen.
mass halten. wenn ich einen text lesen will, aber gleichzeitig 10 flash-anzeigen laden muss, die meinen laptop und meine leitung aufheizen hab ich das gefühl, dass jemand meine grenzen und geduld ausreizen will oder mich nerven will. was ich nicht habe, ist das gefühl ernst genommen zu werden.
transparenz. transparenz sehen verleger meist sehr einseitig. sie möchten gerne jedes detail ihrer leser erfahren, machen umfragen, setzen cookies und analyse-software ein, dass es kracht. umgekehrt, wenn es um umsätze, einnahmen, profite oder ihre geschäftsgrundlage geht, sind sie meist ziemlich verschwiegen. auch patalong argumentiert mit gezinkten (oder zumindest faulen) argumenten.
das jämmerlich an patalongs text ist ja nicht die forderung nach einem deal zwischen produzenten und konsumenten, sondern die einseitigkeit seiner forderungen. er fragt fordernd:
Wann schalten Sie Ihren Werbeblocker ab?
fragt aber nicht: was können wir besser machen? wie können wir uns verändern? schuld haben, wie immer, die anderen. statt darüber zu klagen, dass „42 Prozent der weltweiten Online-Werbeumsätze fließen allein Google“ zufliessen, könnte er ja auch mal fragen warum das so ist. vielleicht ist ein grund dafür, dass die werbung bei google nicht nervt. erstaunlicherweise zeigen meine adblock-plugin-optionen folgendes an:
adblock bietet mir die möglichkeit text-anzeigen explizit anzuzeigen.
erstaunlich, oder?
andere haben zu diesem thema bereits viel klügeres als ich (oder patalong) geschrieben. giesbert damaschke beispielsweise bereits vor 11 jahren, auch auf spiegel online. oder maurice sand, vor einem tag, der patalongs pseudo-argumente auseinandernimmt. mehr dazu auch auf rivva.
ich glaube ja, dass es der falsche weg ist, die frage danach, wie man im internet geld verdienen könnte, mit der suche nach schuldigen zu beantworten (adblocker, werbekrise, renitente leser). die frage ist ja durchaus brennend und wird beispielsweise auch von leuten gestellt, die sich sorgen um ihre ganz persönliche zukunft machen. und die art wie jens weinreich die frage stellt und antworten sucht, finde ich persönlich ungefähr achthundert mal sympathischer als die von patalong. jens weinreich schreibt :
Wie lässt sich Qualitätsjournalismus finanzieren?
Antworten darauf muss jeder selber finden. Oder sich einen anderen Job suchen.
das ist der entscheidende punkt. wer leser beschuldigt an der misere des qualitätsjournalismus schuld zu sein, hat ungefähr gar nichts verstanden (oder mag nicht zugeben, dass er selbst auf dem schlauch steht). ich kenne auch keine lösung. aber von einem bin ich fest überzeugt: geld verdienen im internet geht nicht gegen die leser, sondern nur mit ihnen. und ich bin der festen überzeugung, dass leser bereit sind sich finanziell zu beteiligen, wenn man sie ernstnimmt, offen, ehrlich und transparent erklärt für was man geld braucht — und es ihnen leicht macht geld oder aufmerksamkeit zu geben.
der regensburger bischof gerhard ludwig müller sieht eine „kampagne“ der „medien“ gegen „die kirche“. br-online.de schreibt:
Der Bischof von Regensburg bat die Katholiken und Katholikinnen, der Kirche treu zu bleiben, „so wie auch damals die Katholiken und Katholikinnen treu gewesen sind, der Kirche Jesu Christi.“ Die Menschen würden „manipuliert durch verkürzte Berichte, durch ständige Wiederholung von Vorgängen aus alter Zeit.“ So dass „der Eindruck erweckt wird, die Kirche – das ist eine Institution, wo die Leute völlig verdorben sind“, so Müller in seiner Predigt.
jemand, der jeden tag mehrfach die geschichte von einem handwerker der vor mehreren tausend jahren zu tode gefoltert wurde erzählt, findet es manipulativ, wenn man verkürzt von vorgängen aus alter zeit berichtet?
erschüttert gerhard ludwig müller mit solchen äusserungen nicht die grundfesten der kirche? was wäre die kirche ohne die manipulation von menschen durch verkürzte, unbewiesene, aufgepimpte und ständig wiederholte, zweitausend jahre alte geschichten?
bald ist es dann wohl soweit, dass sich bischöfe öffentlich gegen wunschdenken, realitätsferne oder das anbeten von untoten aussprechen.
in der verfilmung von 2006 von janoschs kinderbuch „Oh, wie schön ist Panama“ spricht dietmar bär die stimme des kleinen bären. über solche fäktchen könnt ich mich ewig beömmeln.
ich kann ja karneval nicht sonderlich leiden, aber wenn es jetzt karnevals-zeit wäre und ich ein kostüm suchen würde, ich glaube dieses kostüm (links) wäre derzeit topaktuell.
als ich nach dem oben erwähnten bild gesucht habe, bin ich über diesen artikel von mir gestolpert. dabei fiel mir auf, dass vertuschung, relativierung, verharmlosung und mangel an aufrichtigkeit sowas wie klassische katholische grundtugenden zu sein scheinen. es sind immer die anderen. damals schrob ix:
arschlöcher sind arschlöcher, ob sie nun atheistisch, katholisch oder was weiss ich für einen glauben haben. die grössten arschlöcher sind aber die, die ausschliesslich mit dem finger auf andere zeigen.
im gleichen artikel (wohlgemerkt von 2007) hatte ich einen screenshot einer eher unglücklichen suchmaschinenoptimierungs-massnahme, die heute noch das gleiche, ziemlich deplazierte ergebnis bringt:
ich weiss ja nicht, ob ich oder irgendwer anders bei mister wong „genau“ richtig ist.
das vermurkste mister-wong-SEO-gedöns funktioniert übrigens mit fast beliebigen stichworten:
in einem relativ „uferlosen“ meedia interview lobt wolf schneider mehrfach seinen exzellenten zugang zur jugend und schlussfolgert ganz unbescheiden:
Dass Großväter und Enkel häufig eine herzlichere Beziehung haben als Väter und Söhne ist ja bekannt, und offenbar kommt meine verhältnismäßig lebendige und ungeheuer erfahrungsgesättigte Art bei jungen Leuten ganz gut an.
ich habe mir jetzt nochmal dieses video angesehen (in dem er, unter anderem mir rät, vor dem schreiben zu denken) und habe danach ein bisschen lachen müssen. vor allem habe ich bemerkt, dass ich offensichtlich nicht mehr ganz jung bin.
immerhin war die idee steif vor der kamera sitzend vorgeschriebene texte vorzulesen nicht von ihm selbst, sondern von schülern der henri-nannen-schule, die, laut wolf schneider, seine art mit ihnen zu reden so fanden, „dass sie meinten, das sollte man in einem Video-Blog bringen.“ ich bin mir nicht ganz sicher ob wolf schneider dazu neigt, sich durch ein bisschen lob selbst zu überschätzen, ob er so eine art lob-fischer ist oder ob er sich lob gerne zurechtschneidert.
klar ist, er lobt und wiederholt sich gerne selbst:
„Ich weiß genau, wie [junge Menschen] ticken und wo sie der Schuh drückt.“
„Insofern halte ich mich für modern und aktuell.“
„Ich halte mich insofern für sehr modern.“
„Insofern halte ich mein Buch für sehr modern.“
[über sich selbst:] „In der Summe von Erfahrung und Präsenz ist diesem 84jährigen keiner über – wenn es um die Kunst geht, gelesen zu werden.“
mit dieser riesenportion eigenlob und geschwätzigkeit ginge er glatt als blogger durch.
[nachtrag 20.03.2010, 13:45h] christian jakubetz widmet sich gleich zweimal ( 19. und 20. märz ) dem thema wolf schneider und der geschwätzigkeit.