nicht so gross­zü­gi­ge un­ter­stüt­zung

felix schwenzel

die „ham­bur­ger öf­fent­li­chen bü­cher­hal­len“ be­dan­ken sich für die gar nicht mal so gross­zü­gi­ge un­ter­stüt­zung:

was mich al­ler­dings wun­dert: war­um be­kla­gen sich die hei­del­ber­ger oder die mu­sik­in­dus­trie ei­gent­lich nicht über öf­fent­li­che bi­blio­the­ken? da wer­den die au­toren doch auch „ent­eig­net“! je­der kann sich da bü­cher nach­hau­se ho­len, ohne ei­nen pfen­nig da­für zu be­zah­len. auch DVDs und CDs kann man sich da lei­hen, ob­wohl die alle kei­ne ver­leih­ver­sio­nen sind. so­weit ich weiss dür­fen DVDhe­ken nur ver­leih­ver­sio­nen ver­lei­hen, die ein mehr­fa­ches von den nor­ma­len DVDs kos­ten (li­zenz­be­stim­mun­gen und so). öf­fent­li­che bi­blio­the­ken brau­chen das of­fen­bar nicht. da müss­ten die ur­he­ber und ver­wer­ter doch schon lan­ge „mil­lio­nen-ver­lus­te“ gel­tend ma­chen.

oder hab ich was ver­passt? un­ter­stüt­zen die ver­le­ger und ver­wer­ter still und lei­se die öf­fent­li­chen bi­blio­the­ken?

[nach­trag 20:24h]
bi­blio­the­ken zah­len an die rech­te­inha­ber, bzw. ver­wer­tungs­ge­sell­schaf­ten eine bi­blio­theks­tan­tie­me, ca. 3-4 cent pro aus­ge­lie­he­nem buch. of­fen­bar gilt das auch für an­de­re me­di­en­trä­ger. spe­zi­el­le li­zen­zen oder er­laub­nis­se müs­sen die bi­blio­the­ken bei den rech­te­inha­bern wohl nicht ein­ho­len. [dan­ke ste­fan]


ge­fro­re­nes was­ser mit zu­cker, frucht und ei­schaum

felix schwenzel

letz­te wo­che habe ich in der faz ei­nen ar­ti­kel über spei­se­eis ge­le­sen. kern­aus­sa­ge: spei­se­eis, egal ob beim ita­lie­ner, dä­nen oder su­per­markt ge­kauft, be­steht mitt­ler­wei­le fast nur noch aus zu­cker und künst­li­chem aro­ma. wer es „fruch­tig“ wol­le, sol­le das eis am bes­ten selbst her­stel­len.

im ar­ti­kel war ein re­zept für schwar­zes joha­nis­beer­sor­bet, dass ix ges­tern als hei­del­beer­sor­bet nach­ge­kocht habe.

300 g zu­cker
100 ml was­ser
500 g fri­sche hei­del­bee­ren
4 ei­weiss
salz
50 g pu­der­zu­cker
1 gros­ser ge­frier­beu­tel

den zu­cker soll­te man zu­erst mit dem was­ser zu „läu­ter­zu­cker“ re­du­zie­ren, also so lan­ge ko­chen, bis „ein zä­her si­rup ent­steht“. ich habe den si­rup wohl ein biss­chen zu lan­ge ge­kocht, er hat­te am ende die kon­sis­tenz von ka­ra­mel­bon­bons. tat­säch­lich ver­wan­del­te sich die mas­se in der schüs­sel in die ich sie zum ab­küh­len ge­füllt hat­te, in ein gros­ses ka­ra­mel­bon­bon. be­vor die mas­se kom­plett zu ei­nem klum­pen ge­ran, konn­te ich 70 pro­zent wie­der zu­rück in den heis­sen topf ret­ten, in dem ich mitt­ler­wei­le die hei­del­bee­ren mit ein we­nig was­ser zu matsch koch­te. da­drin lös­te sich das ka­ra­mel­bon­bon glück­li­cher­wei­se auf. die schüs­sel mit dem rest­ka­ra­mel, muss­te ich lei­der weg­schmeis­sen.

nach 5 mi­nu­ten hat­te sich die frucht-zu­cker-was­ser-mi­schung in eine ap­pe­tit­li­che, dick­flüs­si­ge, schwar­ze flüs­sig­keit ver­wan­delt.

im re­zept stand, man sol­le 4 ei­weiss mit ei­ner pri­se salz steif­schla­gen. aus sport­li­chem ehr­geiz schlug ich die eier mit der hand dem schnee­be­sen steif und spen­dier­te ihnn statt 50 gramm pu­der­zu­cker, 25 gramm nor­ma­len zu­cker. da­nach soll­te die heis­se frucht­mas­se un­ter den ei­schnee „ge­ho­ben“ wer­den. ent­ge­gen mei­ner er­war­tung, lös­te sich der ei­schnee nicht in schleim auf, son­dern es bil­de­te sich zu­sam­men mit der frucht­mas­se ein fluf­fi­ger, ap­pe­tit­li­cher brei.

den brei füll­te ich dann mit viel luft in ei­nen gros­sen ge­frier­beu­tel und pack­te ihn in die tief­kühl­tru­he. im re­zept stand, man sol­le die mas­se alle zwei stun­den durch­kne­ten, da­mit das sor­bet „ge­schmei­dig“ und ohne eis­kris­tal­le blie­be. ich kne­te­te die mas­se alle 30 mi­nu­ten und tat­säch­lich konn­te ich den frucht­saft, der sich am beu­tel­bo­den bil­de­te auch wie­der in die schau­mi­ge mas­se zu­rück­kne­ten.

nach 5 stun­den frie­ren und kne­ten hab ich eine ku­gel pro­biert: das sor­bet hat­te eine an­ge­nehm fluf­fi­ge kon­sis­tenz, war sehr süss, aber auch sehr fruch­tig. das nächs­te mal wer­de ich de­fi­ni­tiv we­ni­ger zu­cker neh­men, aber dass es so ein­fach ist, ohne sah­ne le­cke­res eis zu ma­chen, hät­te ich nicht ge­dacht.


kom­pli­zier­tes arsch­loch

felix schwenzel

dass an ei­ner aus­stel­lung von bil­den­der kunst irre vie­le leu­te geld ver­die­nen, ar­chi­va­re, art-di­rek­to­ren, auf­sichts­kräf­te, aus­kunfts­per­so­nal, aus­stel­lungs­füh­rer, aus­stel­lungs­ma­cher, au­toren, bi­blio­the­ka­re, se­kre­ta­ri­ats­mit­ar­bei­ter, buch­hal­ter, bü­ro­tech­ni­ker, fo­to­gra­fen, fund­rai­ser, gar­de­ro­bie­ren, gra­fi­ker, auf­bau­teams, haus­meis­ter, haus­hand­wer­ker, haus­tech­ni­ker, jour­na­lis­ten, kas­sen­per­so­nal, kli­ma­tech­ni­ker, kunst­his­to­ri­ker, kunst­kri­ti­ker, kunst­trans­por­teu­re, ku­ra­to­ren, kus­to­den, lay­ou­ter, licht­tech­ni­ker, mar­ke­ting­ma­na­ger, mu­se­ums­di­rek­to­ren, mu­se­ums­päd­ago­gen, pfört­ner, pres­se­spre­cher, rechts­an­wäl­te, rei­ni­gungs­per­so­nal, re­stau­ra­teu­re, si­cher­heits­in­ge­neu­re, steu­er­be­ra­ter, toi­let­ten­per­so­nal, trans­por­teu­re, ver­wal­tungs­mit­ar­bei­ter, ver­si­che­rungs­agen­ten, wach­schüt­zer, web­de­si­gner, wis­sen­schaft­li­che mit­ar­bei­ter, aus­stel­lungs­ar­chi­tek­ten, buch­händ­ler, ca­te­rer, dru­cke­rei­en, fach­zeit­schrif­ten, gla­se­rei­en, kunst­zei­tun­gen, tisch­ler, ver­le­ger, ver­wer­tungs­ge­sell­schaf­ten, ver­si­che­run­gen und wer­be­agen­tu­ren, nur die künst­ler nicht weiss nicht je­der. ich weiss das erst, seit ich mit ei­ner künst­le­rin zu­sam­men­le­be. ei­gent­lich soll­te da et­was dran ge­än­dert wer­den, denk man so.

also ha­ben der bun­des­ver­band bil­den­der künst­le­rin­nen, und künst­ler (BBK), der deut­sche künst­ler­bund, die GE­DOK, die in­ter­na­tio­na­le ge­sell­schaft der bil­den­den küns­te (IGBK) und die ver.di fach­grup­pe bil­den­de kunst ei­nen brief an die im bun­des­tag ver­tre­te­nen par­tei­en ge­schrie­ben. nur was sie da for­dern, un­ter an­de­rem eine „aus­stel­lungs­ver­gü­tung“ treibt ei­nem bei ge­nau­em hin­se­hen den angst­schweiss auf die stirn: die­ser aus­stel­lungs­ver­gü­tungs­an­spruch ist un­ver­zicht­bar, kann vom künst­ler nur an eine ver­wer­tungs­ge­sell­schaft ab­ge­tre­ten wer­den und soll aus­schliess­lich von ver­wer­tungs­ge­sell­schaf­ten gel­tend ge­macht wer­den kön­nen. dass die for­de­run­gen nach die­sem bü­ro­kra­ti­sche irr­sinn off-ga­le­rien, low-bud­get-pro­jek­te und die künst­ler selbst stark in ih­rer ar­beit be­hin­dern könn­ten, er­klärt ka­tia­kelm in ih­rem blog sehr gut nach­voll­zieh­bar.

ganz ab­ge­se­hen da­von zeigt es, was für ein kom­pli­zier­tes arsch­loch das ur­he­ber­recht ist.

[wei­ter­le­sen bei ka­tia­kelm.de]


noch­mal nach­ge­dacht

felix schwenzel

noch ein nach­ge­dan­ke zu mei­nen lei­der et­was wir­ren er­klä­rungs­ver­su­chen vor ein paar ta­gen, wie ich zu wer­bung ste­he. ich sprach ja da­von, dass man nicht um­hin kön­ne, eine ge­wis­se hal­tung zur wer­bung die bei ei­nem er­scheint ein­zu­neh­men. jetzt plant spex mit ei­nem ita­lie­ni­schen nu­del­her­stel­ler ei­nen deal, bei dem der nu­del­her­stel­ler spex eine ton­ne pas­ta für die kan­ti­ne stellt und spex dem nu­del­her­stel­ler für ein jahr ei­nen platz im im­pres­sum gibt. „Ein Pro­duct-Pla­ce­ment in der Un­ab­hän­gig­keits­er­klä­rung der Zeit­schrift“, wie der chef­re­dak­teur max dax sagt:

Ganz klar: Die Ak­ti­on bringt [den Nu­del­her­stel­ler] ins Ge­spräch und lang­fris­tig könn­ten wir uns zum Bei­spiel vor­stel­len, dass De Cec­co mit sei­nen Mi­che­lin-Ver­trags­kö­chen das Ca­te­ring bei un­se­ren Berg­hain-Fes­ti­vals über­nimmt. Es war uns wich­tig, ei­nen Part­ner zu fin­den, der zu uns passt, aber bran­chen­fremd ist. Un­ter­neh­men, mit de­nen wir im Heft zu tun ha­ben, wä­ren nicht in Fra­ge ge­kom­men, weil es uns ja ge­ra­de dar­um geht, den Stel­len­wert von Un­ab­hän­gig­keit im Jour­na­lis­mus zu be­to­nen und nicht die­sen Wert auf­zu­ge­ben. (taz)

den punkt mit dem bra­chen­frem­den her­stel­ler fin­de ich wich­tig. er er­laubt der spex eine glaub­wür­di­ge hal­tung zur nu­del­wer­bung ein­zu­neh­men — und noch wich­ti­ger: die spex steht zu die­ser hal­tung.

und noch ein an­de­rer nach­ge­dan­ke. mei­ne zu­ge­ge­be­ner­mas­sen et­was „arschi­ge“ über­set­zung von nico lum­mas semi-pri­va­ter, halb­her­zi­gen recht­fer­ti­gungs­arie sei­ner ar­beit bei scholz und freun­den, ist heu­te von ei­nem wer­be­fuz­zi kom­men­tiert wor­den und mir sind da­bei ein, zwei sa­chen auf­ge­fal­len. im kom­men­tar schriebt „main­bu­be“ un­ter an­de­rem:

Es gibt nun ein­mal die wer­be­trei­ben­de In­dus­trie und wei­te­re Zwei­ge die sich mit der Mo­ne­ta­ri­sie­rung von Me­di­en be­schäf­ti­gen. Wir kön­nen auch alle mit Kri­tik le­ben, aber be­stimm­te Din­ge soll­ten auf ei­ner fach­li­chen und sach­li­chen Ebe­ne dis­ku­tiert wer­den. Dei­ne Po­le­mik ist das Ge­gen­teil da­von.

ich fra­ge mich, war­um man ei­ner bran­che die zu wei­ten tei­len mit psy­cho­lo­gi­schen tricks, dem schü­ren von emo­tio­nen und ele­gan­ten (aber sich recht­lich stets sich am ran­de der le­ga­li­tät be­we­gen­den) lü­gen ar­bei­tet, war­um man mit ei­ner sol­chen bran­che aus­schliess­lich auf ei­ner „fach­li­chen und sach­li­chen Ebe­ne“ dis­ku­tie­ren soll­te?

die wer­ber kämp­fen mit dem klapp­mes­ser, zie­hen an den haa­ren und rei­zen die ziel­grup­pe mit arsch und tit­ten und pho­to­shop un­ter der gür­tel­li­nie und wenn man solch ein rück­sichts­lo­ses, pro­fit­ori­en­tier­tes und ver­ant­wor­tungs­lo­ses ber­ser­ker­tum kri­ti­siert, soll man sich ge­fäl­ligst zi­vi­li­siert und an­stän­dig ver­hal­ten?

na­tür­lich funk­tio­niert es, wenn man die lü­gen der bran­che sach­lich kri­ti­siert, wenn man auf die lüge „ge­sund“, „über­do­sis zu­cker“ ant­wor­tet, wenn man auf „güns­tig“ „ver­wir­rend und teu­er“ ant­wor­tet. es funk­tio­niert, wenn man sach­lich die lü­gen und die rea­li­tät ne­ben­ein­an­der ab­bil­det. teil­wei­se ist sach­lich­keit so­gar ziem­lich scho­ckie­rend [via].

nur war­um man beim ver­such den ei­er­tanz, die lü­gen und das zu­recht­bie­gen der wirk­lich­keit der wer­ber zu ent­lar­ven auf po­le­mik und über­zeich­nung, von mir aus auch „arschig­keit“ ver­zich­ten soll, das ist mir wirk­lich nicht klar. aber viel­leicht kann es mir ja je­mand er­klä­ren. be­vor­zugt je­mand der mit lü­gen sein geld ver­dient.


kri­tik an der kri­tik

felix schwenzel

ich wer­de es wohl nie ver­ste­hen.
jür­gen frey kom­men­tiert bei herrn ka­li­ban:

Tut mir leid, ich kann die gan­ze Hys­te­rie um die freie Mei­nungs­äu­ße­rung ei­nes ein­zel­nen Grü­nen nicht nach­voll­zie­hen.

der ein­zel­ne grü­ne heisst mat­thi­as güld­ner und hat auf welt.de ir­gend­was ne­ga­ti­ves zu den the­men „twit­ter“, „in­ter­net“ und „ge­hirn“ ge­schrie­ben. das war, wie fast im­mer auf de­bat­te.welt.de, ein doo­fer, atem­lo­ser und ziem­lich sub­stanz­lo­ser ar­ti­kel.

jür­gen frey wei­ter:

Dass sich auf­grund des Kom­men­tars von Mat­thi­as Güld­ner so vie­le an­ge­spro­chen und so­gar be­lei­digt füh­len, gibt mir aber zu den­ken.
[…]
[Die Zenz­ur­su­la-Geg­ner sind] so li­be­ral, dass je­der, der es wagt netz-kri­ti­sche Ge­dan­ken zu äu­ßern ge­nüss­lich nie­der”ge­basht” wird.

das ist der punkt den ich nicht ver­ste­he. wenn ein grü­ner et­was kri­ti­sches sagt ist es eine freie mei­nungs­äus­se­rung, über die man sich nicht auf­zu­re­gen braucht. wenn sich je­mand, bei­spiels­wei­se im in­ter­net, kri­tisch dazu äus­sert, ist es ge­nüss­li­ches „ge­bas­he“, das ei­nem zu den­ken ge­ben soll­te. wird aus ei­ner in­di­vi­du­el­len mei­nungs­äus­se­rung „ge­bas­he“, wenn meh­re­re hun­dert leu­te et­was ähn­li­ches zum glei­chen zeit­punkt sa­gen? oder meint frey tat­säch­lich dass sich die leu­te ver­ab­re­den um güld­ner-kri­ti­sches zu ver­fas­sen, dass das ir­gend­wie ge­steu­ert wird?

ich glau­be ja, dass die­se un­ter­schwel­li­ge „mob“-sug­ges­ti­on, die nicht nur jür­gen frey be­müht, ein my­thos sind. mal ein weit­her­ge­hol­tes bei­spiel: wenn sich mil­lio­nen von men­schen dazu ent­schei­den ein ipho­ne zu kau­fen, ist das dann so eine art nie­der­ba­shen von no­kia oder HTC? ist das hys­te­rie? nein, je­der ein­zel­ne ipho­ne-käu­fer hat ei­nen gu­ten und in­di­vi­du­el­len grund sich so ein teil zu ho­len, auch wenn hier und da emo­tio­nen an ei­ner sol­chen ent­schei­dung be­tei­ligt sein könn­ten. dass sich aber mil­lio­nen an­de­re eben­falls dazu ent­schei­den ein ipho­ne kau­fen, ist dem ein­zel­nen käu­fer schnurz­pieps­egal. von aus­sen mö­gen die ipho­ne be­sit­zer wie ein rie­si­ger mob wir­ken, ein mob der die jobs und die zu­kunft von no­kia und an­de­ren ver­schla­fe­nen te­le­fon-her­stel­lern ge­fähr­det. es ist aber kein mob, son­dern eine gros­se an­samm­lung von in­di­vi­du­en.

die freie mei­nungs­äus­se­rung ei­nes ein­zel­nen an vie­len als et­was ganz nor­ma­les dar­zu­stel­len und die kri­tik von vie­len ein­zel­nen dar­an als hys­te­risch, ge­mein und bru­tal dar­zu­stel­len zeugt, ge­nau be­trach­tet, von ei­nem tie­fen mis­trau­en ge­gen­über der de­mo­kra­tie. et­was was vie­le men­schen äus­sern kann nicht gut sein, mehr­hei­ten oder mas­sen sind su­spekt, dis­kus­sio­nen kön­nen nur in ein­zel­ge­spröä­chen ge­führt wer­den, oder was?


ges­tern schon wie­der zei­tung ge­le­sen

felix schwenzel

ich hab ges­tern schon wie­der ei­nen gan­zen ta­ges­spie­gel ge­le­sen. irre, was da so al­les drin­steht.

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ein biss­chen prak­ti­kan­tig ge­schrie­ben, aber mit ein paar in­ter­es­san­ten hin­ter­grund-in­for­ma­tio­nen, die­ser ar­ti­kel im ta­ges­spie­gel über den frei­be­ruf­li­chen u-bahn-an­sa­ger in der U2: „ Gün­ter Schmidt: Laut­spre­cher der Ber­li­ner U-Bahn “. den kom­men­ta­ren un­ter dem ar­ti­kel zu­fol­ge, scheint ihn die hal­be stadt zu ken­nen.

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der ta­ges­spie­gel schreibt über chris­ti­an ul­mens al­ter ego, uwe wöll­ner: voll bor­ing, „ra­dio fritz“ lässt com­pu­ter­freak uwe wöll­ner alis chris­ti­an ul­men auf po­li­ti­ker los . die fil­me kann man hier se­hen . al­ler­dings nicht alle:

EIN­SCHRÄN­KUN­GEN BEI DEN NEU­EN UWE-CLIPS
Aus recht­li­chen Grün­den dür­fen wir die Uwe-Vi­de­os „Im Puff“ lei­der nur in der Zeit zwi­schen 22 Uhr abends und 6 Uhr mor­gens zei­gen. Wir bit­ten um Euer Ver­ständ­nis!

ei­nen aus­schnitt aus uwe wöll­ner im puff ha­ben die bei­fah­re­rin und ich mal bei ste­fan raab ge­se­hen. die bei­fah­re­rin hat der film nach­hal­tig trau­ma­ti­siert, weil chris­ti­an ul­men, schlecht ge­tarnt als uwe wöll­ner, of­fen­bar und of­fen­sicht­lich vor der ka­me­ra den ge­schlechts­akt voll­zieht. ab 22 uhr kann man sich da­von hier in vol­ler län­ge trau­mat­sie­ren las­sen.

* * *


wenn man die­sen ar­ti­kel über ver­schwun­de­ne un­ter­la­gen bei sie­mens über hoch­ra­di­ak­ti­ve ab­fäl­le bei sie­mens liest, könn­te man sich zu ähn­li­chen schluss­fol­ge­run­gen zu asse wie ben_ hin­reis­sen las­sen: „ Ich ver­flu­che je­den, der uns Atom­kraft­wer­ke ein­ge­brockt hat .“

vor al­lem fra­ge ich mich, war­um der staat fröh­lich ge­set­ze er­lässt und bür­ger­rech­te ein­schränkt um den bür­gern an­geb­lich si­cher­heit vor dem ter­ro­ris­mus zu ge­ben, aber kaum tä­tig wird um die men­schen vor der dumm­heit und kor­rup­ti­on der atom­in­dus­trie zu schüt­zen.

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noch so ein ge­dan­ke zu ulla schmidt. nach­dem sie stein­mei­er in spa­ni­en den wahl­kampf­auf­takt ver­saut hat , trägt ulla schmidt jetzt viel­leicht auch die schwei­negrip­pe aus spa­ni­en in die bun­des­re­gie­rung?

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im ta­ges­spie­gel steht , dass die EU-aus­sen­mi­nis­ter „Al­len War­nun­gen von Da­ten­schüt­zern und den Pro­tes­ten von Par­la­men­ta­ri­ern zum Trotz“ der EU-kom­mis­si­on „grü­nes Licht“ ga­ben, um „mit den USA über ein Ab­kom­men zur Über­mitt­lung eu­ro­päi­scher Bank­da­ten für die Ter­ror­fahn­dung zu ver­han­deln.“ das heisst, dass der kan­zer­kan­di­dat (haha!) und am­tie­ren­de aus­sen­mi­nis­ter der SPD kei­ner­lei be­den­ken hat, über den kopf des eu­ro­pa­par­la­ments und ohne wei­te­re na­tio­na­le und eu-wei­te de­bat­te mit den USA über die wei­ter­ga­be al­ler kon­to­da­ten, al­ler EU-bür­ger zu ver­han­deln. gran­dio­ser wahl­kampf-auf­takt! zur er­öff­nung der heis­sen wahl­kampf­pha­se eine pam­pi­ge ulla schmidt in den schlag­zei­len und ei­nen aus­sen­mi­nis­ter der auf bür­ger­rech­te und da­ten­schutz scheisst. ich schät­ze, ein er­geb­nis von 18 pro­zent bei der kom­men­den bun­des­tags­wahl, wä­ren mitt­ler­wei­le so eine art traum­er­geb­nis für die SPD. wird stein­mei­er ei­gent­lich auch von scholz und sei­nen freun­den be­ra­ten? olaf scholz and fri­ends?


tol­le stadt­rund­fahrt

felix schwenzel

von achim bo­de­wig durch die mit­te ber­lins. sehr, sehr vie­le bil­der und gute, in­for­ma­ti­ve kom­men­ta­re mit sehr, sehr vie­len links. die tour ge­fällt mir auch des­halb so gut, weil sie sich mit ei­nem teil mei­nes we­ges zur ar­beit oder dem zum mit­tag­essen kreuzt. da fo­to­gra­fie­re ich ja auch ganz ger­ne. via will­sa­gen.de.


„der gei­m­ein­sa­me weg“

felix schwenzel

sehr wit­zig! wirk­lich. ge­gen mer­lix ist mar­ten­stein ne ganz klei­ne num­mer. echt jetzt.


bo­mar­dier spons­ort die leicht­ath­le­tik-WM in ber­lin

felix schwenzel

das ist echt lus­tig, was jens wein­reich hier schreibt:

Ge­ra­de ver­kün­det das WM-Or­ga­ni­sa­ti­ons­ko­mi­tee (BOC) sei­nen nächs­ten “na­tio­na­len För­de­rer”: Bom­bar­dier Trans­por­ta­ti­on. (wei­ter­le­sen)

bom­bar­dier hat ei­nen gross­teil der der­zeit in re­pa­ra­tur, bzw. war­tung be­find­li­chen ber­li­ner s-bah­nen ge­baut. und auch wenn das al­les noch völ­lig un­ge­klärt ist, wahr­schein­lich wird das ber­li­ner s-bahn-ma­nage­ment bom­bar­dier ver­su­chen eine mit­schuld an dem de­sas­ter zu ge­ben.


true blood

felix schwenzel

john­ny hat recht. „true blood“ ist „nicht hu­mor­frei“, „über­ra­schend“, „schräg“ und er­in­nert an „twin peaks“. wo­bei ich „twin peaks“ nicht ge­se­hen habe, bzw. beim ver­such es an­fang des jah­res zu se­hen, im­mer ein­ge­schla­fen bin.

um was es bei „true blood“ geht kann man bei john­ny nach­le­sen oder im in­ter­net, wo­bei man ge­ra­de bei wi­ki­pe­dia auf­pas­sen muss, die ist voll mit un­an­ge­kün­dig­ten spoi­lern. ich sag nur so­viel: „true blood“ spielt im tie­fen ame­ri­ka­ni­schen sü­den, die dar­stel­ler ha­ben alle ei­nen herr­lich be­scheu­er­ten süd­staa­ten-ak­zent und es ist im­mer so irre heiss, dass alle dar­stel­ler halb­nackt rum­lau­fen. das wir­lich tol­le an „true blood“ ist al­ler­dings, dass es in ers­ter li­nie ein gut ge­mach­tes be­zie­hungs­dra­ma ist, nein, ge­nau­er, voll mit be­zie­hungs­dra­men ist. alle fi­gu­ren er­schei­nen auf den ers­ten blick völ­lig nor­mal, trin­ken, re­den, ka­beln, fi­cken mit­ein­an­der und al­lein das lohn­te schon, die se­rie an­zu­se­hen. die dia­lo­ge er­schei­nen au­then­tisch, die fi­gu­ren ha­ben tie­fe und die ste­reo­ty­pen wer­den nicht platt­ge­walzt, son­dern ge­schickt als gag­vor­la­gen ge­nutzt. oben­drauf, wie eine pri­se salz, ha­ben ei­ni­ge der fi­gu­ren auch noch über­sinn­li­che oder fan­tas­ti­sche fä­hig­kei­ten. die haupt­dar­stel­le­rin so­o­kie stack­house, kann ge­dan­ken le­sen, ein paar leu­te sind vam­pi­re, ei­ner ist mas­sen­mör­der, an­de­re sind al­ko­ho­li­ker, so­ziapthen oder schwul. nun ist we­der al­ko­ho­lis­mus noch so­zio­pa­then­tum, schwul­sein oder mas­sen­mör­der­tum et­was über­sinn­li­ches, aber das tol­le an der se­rie ist, dass alle mit ih­ren vor­lie­ben, schwä­chen oder ga­ben glei­cher­mas­sen zu kämp­fen ha­ben, die fi­gu­ren wer­den nicht al­lein auf ihre ga­ben oder schwä­chen re­du­ziert.

die nor­ma­li­tät, mensch­lich­keit und echt­heit der se­rie ist es, die das her­ein­bre­chen von ge­walt und irr­sinn, ab­sur­di­tät und über­sinn­li­chem so scho­ckie­rend und span­nend macht. und an ge­walt und irr­sinn spart die se­rie nicht. die grau­en­haf­te ge­walt und die vie­len klei­nen dra­men ge­hen ei­nem als zu­schau­er so nahe, weil die fi­gu­ren so mensch­lich ge­zeich­net sind, weil man sich mit ih­nen so gut iden­ti­fi­zie­ren kann. wo „he­roes“ we­gen der über­do­sie­rung nach kur­zer zeit nervt, die vie­len über­mensch­li­chen fä­hig­kei­ten und pseu­do-kon­flik­te und ver­schwö­rungs­theo­rien ei­nen bald nur noch lang­wei­len, bleibt „true blood“ qua­si auf dem tep­pich, im mensch­li­chen mass. des­ah­lb geht es ei­nem so nahe.

ne­ben den nor­ma­len zwi­schen­mensch­li­chen kon­flik­ten, geht es in der se­rie vor al­lem um den kon­flikt zwi­schen den be­für­wor­tern von bür­ger­rech­ten für vam­pi­re und den vam­pir­has­sern, die der mei­nung sind, al­les schlech­te und böse käme von den vam­pi­ren. ähn­lich wie „raum­schiff en­ter­pri­se“ den kon­flikt zwi­schen weiss und schwarz, ost und west auf eine an­de­re ebe­ne hob und so für to­le­ranz und frie­den, freu­de, ei­er­ku­chen warb, wirbt „true blood“, wenn ich das rich­tig ver­stan­den habe, für ge­sell­schaft­li­che to­le­ranz und ein fried­li­ches und recht­lich ab­ge­si­cher­tes zu­sam­men­le­ben von schwu­len und he­te­r­oes oder an­ge­hö­ri­gen ver­schie­de­ner re­li­gio­nen und volks­grup­pen. viel­leicht ja auch, wenn man die ana­lo­gie arg stre­cken will, von „in­ter­net­aus­dru­ckern“ und „on­line­com­mu­ni­ty­be­nut­zern“.

zu den qua­li­tä­ten des dreh­buchs kommt das wahn­sin­nig gute en­sem­ble. vie­le ge­sich­ter kennt man aus funk und fern­se­hen und doch kommt ei­nem kei­nes rich­tig be­kannt vor (aus­ser dem rie­sen­ba­by­kopf von olaf scholz chris bau­er).

vom vor­spann liess mich schon nach den ers­ten paar fol­gen zu wil­den lo­bes­hym­nen auf twit­ter hin­reis­sen (wie alle gu­ten vor­spän­ne zu 60% aus dem auto ge­filmt) und die wer­bung für die staf­fel zwei, auf die john­ny hin­wies, ist ziem­lich gran­di­os.

das pro­blem an „true blood“ ist, dass man es auf le­ga­lem wege bei­na­he nicht be­kommt. ich habe mir die ers­te staf­fel im ame­ri­ka­ni­schen itu­nes store ge­kauft und da­für fast mei­ne gan­zen itu­nes gut­schei­ne die ich auf mei­ner hoch­zeits­rei­se ge­kauft habe auf­ge­braucht. im bri­ti­schen ama­zon kann man die staf­fel 1 DVD vor­be­stel­len, ge­lie­fert wird erst ende ok­to­ber — und das ob­wohl die zwei­te staf­fel in den USA be­reits bis zur fol­ge 6 durch ist. kack­scheiss.


ber­lin und sei­ne ach­sen

felix schwenzel

aus­nahms­wei­se nicht die ach­sen der s-bahn, son­dern die der sicht.


ha­rald mar­ten­stein mag das ge­fühl ge­hasst zu wer­den nicht

felix schwenzel

ha­rald mar­ten­stein:

Ich hat­te so et­was noch nie ge­macht. So­gar als Chef habe ich nie­man­den raus­ge­wor­fen, ob­wohl es man­che Leu­te mei­ner An­sicht nach ver­dient ge­habt hät­ten. Der Grund da­für ist nicht, dass ich ein gu­ter Mensch wäre, ich bin kein gu­ter Mensch, ab­ge­se­hen da­von, dass es nicht böse sein muss, je­man­den zu ent­las­sen. Ich mag ein­fach das Ge­fühl nicht, von an­de­ren ge­hasst zu wer­den. Ich will Lie­be, über­all. Es ist der pure Ego­is­mus, ich möch­te nur gut da­ste­hen, viel­leicht bin ich auch fei­ge. (wei­ter­le­sen)

heu­te in der zei­tung

felix schwenzel

pri­ma ar­ti­kel von kol­ja rei­chert im ta­ges­spie­gel dar­über, „wie das In­ter­net die Macht­ver­hält­nis­se zwi­schen Künst­lern und Kon­zer­nen ver­schiebt“.

eben­falls le­sens­wert, der ar­ti­kel über den bür­ger­meis­ter von ber­lin fried­richs­hain und kreuz­berg, franz schulz: „Der Kon­flikt­meis­ter“.

die nach­rich­ten­agen­tur AP schreibt falsch aus ei­nem blog ab und will so­was künf­tig bes­ser schüt­zen und zu geld ma­chen. zum ak­tu­el­len au­to­ero­ti­schem (oder fie­ber-) wahn der AP hab ix am wo­chen­en­de ein paar le­sens­wer­te ar­ti­kel ge­book­markt.

[nach­trag 28.07.2009]
in­ter­es­san­ter ar­ti­kel im wired-blog „epi­cen­ter“ zu den „ma­gi­schen boh­nen“ die AP zum schutz ih­rer in­hal­te ein­set­zen will. fa­zit: AP ver­steht nicht, was sie da ei­gent­lich ma­chen.


ul­la schmidt er­öff­net den wahl­kampf

felix schwenzel

ulla schmidt er­öff­net für frank-wal­ter stein­mei­er den wahl­kampf. sehr ge­schickt, sie in­sze­niert sich als gross­kot­zi­ge und aso­zia­le pri­vi­le­gi­en­sur­fe­rin und buf­fet­stür­me­rin, da­mit stein­mei­er im kon­trast dazu be­schei­den und de­mü­tig wirkt. dem­nächst hat die SPD-wahl­kamp­zen­tra­le noch ei­nen scoop ge­plant, um stein­mei­er als in sich ru­hend, ver­nünf­tig und nach­denk­lich wir­ken zu las­sen: franz mün­te­fe­ring wird bei ei­nem ge­mein­sa­men auf­tritt mit stein­mei­er plötz­lich laut an­fan­gen zu schrei­en und sich selbst mehr­fach mit ei­nem ak­ten­ord­ner auf den kopf hau­en.

aber mal im ernst. ich weiss gar nicht wie­so sich alle so auf­re­gen. schliess­lich hat ulla schmidt aus kos­ten­grün­den die­ses jahr auf die bun­des­wehr-sa­lut­ka­no­nen ver­zich­tet, die sie sonst je­des jahr ali­can­te zu ih­rer ei­ge­nen be­grüs­sung ab­feu­ern liess. die dreis­sig per­so­nen­schüt­zer der mi­nis­te­rin tra­gen im ur­laub nur shorts und tshirts, was je­des jahr um die 400 euro rei­ni­gungs­kos­ten für an­zü­ge spart und ulla schmidts fri­seur und der fuss­pfle­ger tei­len sich in spa­ni­en die dienst­sche­re, um kos­ten zu spa­ren. da be­müht sich mal eine mi­nis­te­rin zu spa­ren und beim aus­schöp­fen ih­rer pri­vi­le­gi­en mal nen schritt zu­rück­zu­tre­ten und trotz­dem ha­cken alle auf ihr rum.

[aus­ser­dem zum the­ma]

[nach­trag 28.07.2009]
dienst­li­che ter­mi­ne woll­te ulla schmidt in spa­ni­en ja wahr­neh­men. der surf­guard weist dar­auf hin, dass eine die­ser ver­an­stal­tun­gen of­fen­bar eine wer­be­ver­an­stal­tung für eine pri­va­te kran­ken­kas­se war. er­staun­lich, ei­gent­lich, abr gut, dienst ist dienst.

im spon las ich, dass ulla schmidt sagt: „Sie habe im­mer ei­nen Teil ih­res Bü­ros da­bei und be­nö­ti­ge stets den Zu­gang zum Com­pu­ter, weil sich dar­in ge­schütz­te Da­ten be­fän­den. Ihre Aus­rüs­tung wer­de also im­mer hin und her trans­por­tiert.“ ich weiss ja nicht wie schwer die lap­tops der re­gie­rung sind und was ulla schmidt al­les un­ter „aus­rüs­tung“ ver­steht. wahr­schein­lich ge­hört dazu nicht ein­fach ein lap­top mit maus und UMTS-stick, son­dern auch ein dru­cker (fürs in­ter­net), file­ser­ver (für ge­schütz­te da­ten) und eine enig­ma (zum ver­schlüs­seln von ir­gend­was). das kann man na­tür­lich nicht al­les im flug­zeug mit­neh­men, das muss schon im dienst­wa­gen trans­por­tiert wer­den. bleibt ei­gent­lich nur eine fra­ge: wur­de die büro-aus­rüs­tung von ulla schmidt ei­gent­lich auch ge­klaut?


zei­tun­gen wa­ren im­mer schon kos­ten­los

felix schwenzel

Jeff Son­der­man:

But here’s the truth, folks: News­pa­pers ha­ven’t ac­tual­ly char­ged for news con­tent sin­ce the 1830s.

hab ich auch schon­mal ge­sagt:

auch wenn es in deutsch­land bis jetzt kaum gra­tis-zei­tun­gen gibt, wa­ren zei­tun­gen ge­nau be­trach­tet schon im­mer kos­ten­los.

le­sens­wert. fin­det auch mar­cel weiss.


kauf­emp­feh­lun­gen

felix schwenzel

wenn ich das so lese was ben_ über die neue GEO schreibt, muss ich die mir mor­gen wohl gleich mal kau­fen. und mit viel­leicht kann ich mit boschs emp­feh­lung mal ler­nen stra­te­gi­sche ent­schei­dun­gen zu tref­fen.


„jetzt ver­glei­chen, wech­seln und spa­ren!“

felix schwenzel

heu­te bin ich in ei­nen vo­da­fone-la­den ge­gan­gen, um zu se­hen ob man da viel­leicht sa­scha-lobo-star­schnit­te be­kommt. gabs aber nicht. statt­des­sen habe ich mir eine bro­schü­re mit­ge­nom­men, in der die „vo­da­fone zu­hau­se fest­netz­flat 1/3“ be­wor­ben wur­de.

die auf­for­de­rung zum ver­gleich neh­me ich ger­ne an.

was bie­tet die „vo­da­fone zu­hau­se fest­netz­flat 1/3“? man schliesst ei­nen 24-mo­na­ti­gen ver­trag ab, be­kommt für ei­nen euro ex­tra eine kis­te aus frank­reich an die man ein fest­netz­te­le­fon an­schlies­sen kann und kann mit die­ser kis­te (oder ei­nem han­dy) dann zu­hau­se in der ho­me­zo­ne kos­ten­los ins deut­sche fest­netz te­le­fo­nie­ren. te­le­fo­na­te in alle mo­bil­funk­net­ze kos­ten 25 cent. die tak­tung ist mi­nu­ten­ge­nau, dass heisst für ein 10 se­kun­den han­dy-te­le­fo­nat zahlt man den mi­nu­ten­preis von 25 cent. te­le­fo­na­te in die USA kos­ten 13 oder 38 cent, je nach ziel.

vo­da­fone il­lus­triert, dass man im ver­gleich zu ei­nem an­schluss bei der te­le­kom 15 euro spa­ren kann.

hier ist ins­be­son­de­re das klein­ge­druck­te wit­zig, in dem er­klärt wird, auf wel­cher ba­sis der ta­rif­ver­gleich statt­ge­fun­den hat:

Ba­sis: ø-li­ches Te­le­fo­nier­ver­hal­ten ei­nes Vo­da­fone Zu­hau­se Fest­netz­Flat-Kun­den50 Jah­re plus.

die ziel­gru­pe sieht auf der vo­da­fone-info-sei­te zur „zu­hau­se fest­netz­flat“ gar nicht wie 50plus aus.

bei der te­le­kom kos­tet eine mi­nu­te ins fest­netz 2,9 cent, wenn vo­da­fone also sagt ein über fünf­zig­jäh­ri­ger kun­de ver­te­le­fo­niert im schnitt im mo­nat 8,73 euro ins fest­netz, macht das 301 mi­nu­ten, also etwa fünf stun­den. mo­bil te­le­fo­nie­ren durch­schnitt­li­che über 50jäh­ri­ge vo­da­fone kun­den (laut vo­da­fone) im schnitt 30 mi­nu­ten, macht bei vo­da­fone zu­hau­se 7,50 und bei der te­le­kom 5,70 euro. so­weit stimmt der ver­gleich also, aus­ser man te­le­fo­niert, bei­spiels­wei­se, nur 30 mi­nu­ten ins fest­netz und 5 stun­den in ir­gend­ein mo­bil­netz. dann zahlt man bei der te­le­kom 0,87+57 euro und bei vo­da­fone 75 euro zu­züg­lich der je­wei­li­gen grund­ge­bühr. wenn man im te­lek­om­netz call­by­call nutzt (das kann man bei vo­da­fone nicht) zahlt man 0,87+30 euro (ich habe mal 10 cent be­rech­net, ob­wohl heu­te be­spiels­wei­se 010029 Te­le­me­dia­Connect 7,6 cent pro mi­nu­te in alle deut­schen mo­bil­funk­net­ze be­rech­net).

vo­da­fone: 75,00 + 9,95 = 84,95 euro
te­le­kom: 57,87 + 17,95 = 75,82 euro
call­by­call: 30,87 + 17,95 = 48,82 euro

die vo­da­fone „Zu­hau­se Fest­netz­Flat 1/3“ kos­tet also un­ter um­stän­den 36 euro im mo­nat mehr als bei der te­le­kom.

aber es gibt ja noch an­de­re an­bie­ter als die te­le­kom. o2 zum bei­spiel. da gibts eine han­dy-flat­rate für 17 euro im mo­nat (ohne han­dy und bei on­line-be­stel­lung), bei der fest­netz­te­le­fo­na­te und an­ru­fe ins o2-netz kos­ten­los sind. an­ru­fe in an­de­re mo­bil­funk­net­ze kos­ten auch hier 25 cent, auch die tak­tung ist 60/60. 9,95 zu 17 euro hört sich erst­mal teu­rer an, da beim o2-bei­spiel aber die te­le­fo­na­te ins ei­ge­ne mo­bil­netz da­bei sind, müss­te man zum ver­gleich also die „Vo­da­fone Zu­hau­se Mo­bi­le­Flat“ für 10 euro ex­tra pro mo­nat hin­zu­rech­nen, mit der man mit der „zu­hau­se­flat“ auch kos­ten­los ins vo­da­fone-netz te­le­fo­nie­ren kann. die 30 mi­nu­ten mo­bil­te­le­fo­nie aus der vo­da­fone bei­spiel­rech­nung tei­le ich mal durch die vier deut­schen mo­bil­funk­an­bie­ter, macht 7,5 mi­nu­ten pro an­bie­ter. so sieht dann der ver­gleich aus:

da­mit kos­tet das vo­da­fone zu­hau­se­dings nach vo­da­fone be­rech­nungs­grund­la­ge 2,95 euro pro mo­nat mehr als bei o2. über die ver­trags­lauf­zeit von 24 mo­na­ten kann man sich von dem ge­spar­ten geld auch noch die sa­gem-kis­te bei ama­zon ho­len. und bei o2 kann man den ta­rif und die fest­netz-flat­rate nicht nur zu­hau­se be­nut­zen, son­dern in ganz deutsch­land. auch als 50plus-jäh­ri­ger.

gut dass ix ver­gli­chen hab. die „zu­hau­se­flat“ lohnt sich nicht wirk­lich.


die mo­ral­keu­le

felix schwenzel

es gab vor ei­ni­ger zeit ei­ni­ge, die sich bit­ter­lich dar­über be­klagt ha­ben, dass ad­na­ti­on, da­mals adi­cal, wer­bung von ya­hoo auf blogs ge­schal­tet hat. das hat­te da­mit zu tun, dass ya­hoo nach­hal­tig den ein­druck er­weck­te, auf die men­schen­rech­te in chi­na zu scheis­sen. bei mir im blog er­schien da­mals auch ya­hoo-wer­bung, aber ich ent­schloss mich da­mals, als ya­hoo sich wie­der­holt aus rei­nem pro­fit­den­ken wei­ger­te die­se hal­tung zu über­den­ken, zu­min­dest sym­bo­lisch zu han­deln und alle mei­ne ya­hoo-kon­ten, in­klu­si­ve mei­nes flickr-kon­tos zu lö­schen.

ei­ner­seits.

an­de­rer­seits dach­te ich dar­über nach, wie be­rech­tigt es ist, stei­ne auf ya­hoo zu wer­fen, wenn man selbst pro­fi­teur von aus­beu­tung, un­ter­drü­ckung, han­dels­bar­rie­ren oder lohn­dum­ping ist. in ei­nem an­de­ren ar­ti­kel habe ich das mal ver­sucht auf ei­nen nen­ner zu brin­gen, näm­lich dass ge­rech­ter welt­han­del und ein an­satz­wei­se rück­sichts­vol­les und an­stän­di­ges le­ben vor al­lem ver­zicht be­deu­tet: „rote bee­te statt man­gos, ein ende der un­glaub­li­chen ver­schwen­dung von re­sour­cen für den lu­xus, ganz ein­fach ein ende der aus­beu­tung der zwei­ten und drit­ten welt auf de­ren ba­sis wir seit ein paar hun­dert jah­ren un­se­ren wohl­stand auf­bau­en.“ da­mit be­zog ich mich da­mals zwar auf die mu­si­ka­li­schen ab­lass­händ­ler, die hart dar­an ar­bei­ten, den ein­druck zu er­we­cken, dass man mit dem be­such ei­nes kon­zer­tes oder dem ge­mein­sa­men er­he­ben der arme und von po­li­ti­schen for­de­run­gen afri­ka oder die welt ver­bes­sern kön­ne. das mo­ra­li­sche di­lem­ma un­se­rer auf wachs­tum, ver­schwen­dung und aus­beu­tung ba­sie­ren­den le­bens­wei­se, lässt sich be­quem von afri­ka auf chi­na, das in­ter­net und den rest der welt aus­deh­nen.

an­läss­lich des to­des ei­nes mit­ar­bei­ters ei­ner chi­ne­si­schen zu­lie­fer­fir­ma von ap­ple, schrieb da­ni­el ly­ons aka „fake ste­ve“ vor­ges­tern:

We all know that the­re’s no fuck­ing way in the world we should have mi­cro­wa­ve ovens and ref­ri­ge­ra­tors and TV sets and ever­y­thing else at the pri­ces we’re pay­ing for them. The­re’s no way we get all this stuff and ever­y­thing is done fair and squa­re and ever­yo­ne gets trea­ted right. No way. And don’t be con­fu­sed -- what we’re tal­king about here is our way of life. Our stan­dard of li­ving. You want to „fix things in Chi­na,“ well, it’s gon­na cost you. Be­cau­se ever­y­thing you own, it’s all done on the backs of mil­li­ons of poor peo­p­le who­se li­ves are so awful you can’t even be­gin to ima­gi­ne them, peo­p­le who will do any­thing to get a life that is a tiny bit bet­ter than the shit­ty one they were born into, peo­p­le who get ex­ploi­ted and trea­ted like shit and, in the worst of all ca­ses, pay with their li­ves.

das ist ge­nau der punkt. je­der der ein han­dy, ei­nen fern­se­her, eine güns­ti­ge mi­kro­wel­le oder ein paar schu­he be­sitzt pro­fi­tiert über den um­weg güns­ti­ger prei­se von der aus­beu­tung chi­ne­si­scher ar­bei­ter und dem elend in chi­na. selbst kör­ner­fres­ser die sich aus­schliess­lich von bio-nah­rung er­näh­ren, pro­fi­tie­ren, da ein gross­teil der welt­wei­ten bio-pro­duk­te aus chi­ne­si­scher pro­duk­ti­on stam­men.

ich wei­se so ge­schwol­len auf die­ses di­le­ma hin, weil ich den ein­druck habe, dass sich in letz­ter zeit vie­le (mich hin und wie­der ein­ge­schlos­sen) die sa­che mit dem zei­ge­fin­ger be­son­ders ein­fach ma­chen und die welt lie­ber in schwarz/weiss statt in grau­tö­nen se­hen wol­len. da die re­ak­tio­nä­ren in­ter­net­aus­dru­cker, hier die frei­heits­kämp­fer, da die ver­kom­me­nen vo­da­fone/ad­na­ti­on-nut­ten, hier die auf­rech­ten wer­be­frei­en, da die bö­sen gross­konn­zer­ne, hier die kiez- und um-die-ecke-beim-bau­ern-käu­fer mit ju­te­ta­sche. aber so ein­fach las­sen sich die welt und die men­schen nicht in gut und böse auf­tei­len.

um es mal kon­kret zu ma­chen: ich hat­te in letz­ter zeit oft den ein­druck, dass die kri­tik an der vo­da­fone-ban­ner­wer­bung in blogs gar nicht auf­zei­gen soll­te, dass es wi­der­sprü­che zwi­schen an­spruch und wirk­lich­keit gibt oder dass das schal­ten von vo­da­fone-wer­bung nicht OK sei. manch­mal schien es, dass das an­pran­gern der ad­na­ti­on- und vo­da­fone-wer­bung bei man­chen kri­ti­kern eher der pro­fi­lie­rung, dem her­aus­stel­len des ei­ge­nen an­stands und der ei­ge­nen vor­bild­lich­keit dien­te. vor al­lem aber fehl­ten mir stich­hal­ti­ge ar­gu­men­te, war­um denn nun ge­nau das schal­ten von wer­bung für ein un­ter­neh­men das scheis­se ge­baut hat ver­werf­lich sein soll, bzw. wo ge­nau bei kla­rer tren­nung von re­dak­tio­nel­len in­hal­ten und wer­bung das pro­blem sein soll (ich ver­su­che wei­ter un­ten ein paar mög­li­che pro­ble­me zu fin­den). ich will auch nicht sug­ge­rie­ren, dass man es mit fle­cken auf der ei­ge­nen wes­te un­ter­las­sen soll­te, an­de­re leu­te auf die fle­cken auf ih­rer wes­te hin­zu­wei­sen oder dass es sinn­los sei, zu ver­su­chen, ein an­stän­di­ges le­ben zu füh­ren. mir ge­fal­len nur wei­te tei­le der dis­kus­si­on nicht.

wie man sieht, ist hier auf wir­res.net kei­ne vo­da­fone-wer­bung ge­schal­tet. mei­ne ent­schei­dung, auf die teil­nah­me an der vo­da­fone-kam­pa­gne zu ver­zich­ten, hat­te kei­ne mo­ra­li­schen grün­de. auch wenn ich die koh­le gut hät­te ge­brau­chen kön­nen, habe ich mich mehr oder we­ni­ger spon­tan beim ers­ten blick auf den neu­en vo­da­fone-spot ge­gen die schal­tung ent­schie­den. ich woll­te freie bahn ha­ben, um auf die dümm­li­che und ama­teur­haf­te vo­da­fone-kam­pa­gne ein­zu­schla­gen. ein pri­mi­ti­ver, ver­werf­li­cher im­puls, aber ich woll­te ge­nau­so un­pro­fe­sio­nell und kin­disch wie die kamp­ga­ne selbst da­her­kommt, ge­gen sie an­schrei­ben, ohne mich bei ir­gend­wem recht­fer­ti­gen zu müs­sen, we­der bei den ver­mark­tern, noch den ma­chern (die ich teil­wei­se per­sön­lich ken­ne), noch bei den wer­bung-ist-böse-spa­cken. ich woll­te mich auf das schrei­ben über vo­da­fone und scholz und freun­de kon­zen­trie­ren und mich nicht mit dem strei­ten um grün­de für oder ge­gen ban­ner­wer­bung auf blogs auf­hal­ten.

das doo­fe ist ja, ich fin­de wer­bung auf blogs und in zei­tun­gen und zeit­schrif­ten gut. wer­bung fi­nan­ziert leu­te wie he­ri­bert prantl, gün­ter wall­raff, jens wein­reich und er­mög­licht ih­nen das zu schrei­ben was wir alle schät­zen. wer­bung er­mög­licht, dass ich mir güns­ti­ge ta­ges­zei­tun­gen, die FAS, die brand­eins oder die dum­my re­gel­mäs­sig leis­ten kann. durch wer­bung konn­te ich mich über rach den re­stau­rant­tes­ter amü­sie­ren, über das dschun­gel­camp, „da­ma­ges“ oder „he­roes“. wer­bung fi­nan­ziert don al­phon­sos blog­dings bei der faz, ge­nau­so wie die „bild“-zei­tung, die „cou­pé“ oder die „su­per-illu“.

ich hät­te es auch ger­ne, dass wer­bung ste­fan nig­ge­mei­er, mar­kus be­cke­dahl, lu­kas hein­ser, mal­te wel­ding, peer scha­der, herrn paul­sen oder mir (und an­de­ren) er­mög­licht wei­ter­hin un­ab­hän­gig und frei ins in­ter­net zu schrei­ben. dop­pelt doof ist, dass ich mitt­ler­wei­le glau­be dass das nicht ohne wei­te­res mög­lich ist. ich glau­be zwar, dass die meis­ten blog­ger die tren­nung von wer­bung und re­dak­tio­nel­len in­hal­ten sehr ernst neh­men, nur funk­to­niert die wahr­neh­mung die­ser tren­nung nicht so wie ich und an­de­re wer­be­trei­ben­de blog­ger sich das viel­leicht wün­schen. blogs sind (meis­tens) so per­sön­lich, so ab­hän­gig von ih­ren ma­chern, dass die ge­schal­te­te wer­bung — in der aus­sen­wahr­neh­mung — zwangs­läu­fig ein­fluss auf die re­dak­tio­nel­len in­hal­te hat. wür­de ich mit vo­da­fone-ban­nern auf der sei­te ge­gen die un­säg­lich schlech­te vo­da­fone-kam­pa­gne an­stin­ken hät­te das, ob ich will oder nicht, ein ge­schmäck­le. es könn­te so aus­se­hen, dass ich nur ge­gen vo­da­fone wet­te­re um mei­ne un­ab­hän­gig­keit und frei­heit zu de­mons­trie­ren, oder um­ge­kehrt, dass ich ich nichts ge­gen vo­da­fone sage, weil ich es mir mit dem wer­be­trei­ben­den nicht ver­scher­zen will. mit ban­nern auf der sei­te müss­te ich im­mer ab­wä­gen: wie könn­te das was ich jetzt schrei­be mit dem ban­ner auf der sei­te wir­ken?

wer­bung färbt lei­der ab.

ich bin mitt­ler­wei­le so weit, dass ich nur noch wer­bung von un­ter­neh­men schal­ten möch­te die ich OK fin­de und die ich zur not auch ver­tei­di­gen wür­de. oder um­ge­kehrt, dass ich wer­bung von un­ter­neh­men (oder zum bei­spiel der CDU) nur ak­zep­tie­re, wenn ich statt nur „wer­bung“ drü­ber zu schrei­ben, auch „das ist wer­bung die ich, fe­lix schwen­zel, rich­tig scheis­se fin­de“ drü­ber schrei­ben dürf­te.

an­ders ge­sagt: ich glau­be mitt­ler­wei­le, dass man in blogs nicht kei­ne hal­tung zu der wer­bung die bei ei­nem ge­schal­tet ist ha­ben kann. kei­ne hal­tung zu ar­ti­ku­lie­ren geht auch nicht; man kann als blog­ger nicht kei­ne hal­tung kom­mu­ni­zie­ren. al­les in ei­nem ei­nem blog, von der ge­stal­tung der über­schrif­ten bis zu aus­wahl der links, der wor­te, der kom­men­tar­mo­dera­ra­ti­on, der dis­kus­si­ons­wei­se drückt eine be­stimm­te hal­tung aus. da wirkt es ge­nau­so we­nig glaub­haft wie die pseu­do-di­stan­zie­rung von links auf ex­ter­ne sei­ten per „dis­clai­mer“, wenn man be­haup­tet mit der wer­bung nichts zu tun zu ha­ben, ob­wohl man sich be­wusst da­für ent­schie­den hat. bei ad­na­ti­on kann je­der blog­ger ent­schei­den ob er eine be­stimm­te wer­bung schal­ten möch­te oder nicht. von die­ser ent­schei­dung kann man sich nicht völ­lig lö­sen und be­haup­ten „gar nichts“ mit der wer­bung zu tun zu ha­ben.

um jetzt den bo­gen zur mo­ral­keu­le die ich oben aus­ge­packt habe zu schla­gen: wer turn­schu­he oder ei­nen ipod aus chi­na trägt, de­mons­triert da­mit eine be­stimm­te hal­tung. ent­we­der es ist ihm egal, un­ter wel­chen um­stän­den die schu­he oder der ipod ge­fer­tigt wur­den oder er be­haup­tet er kön­ne sich nix an­de­res leis­ten (ist auch ne hal­tung). es ist eine ent­schei­dung die man trifft. das heisst nicht, dass man des­halb chi­na nicht kri­ti­sie­ren soll­te oder die pro­duk­ti­ons­um­stän­de oder le­bens­be­din­gun­gen dort nicht laut­hals an­pran­gern dürf­te, wich­tig ist nur, dass man zu sei­ner ent­schei­dung und hal­tung steht und un­ter um­stän­den ak­zep­tiert da­für kri­ti­siert zu wer­den.

  • es ist OK zu sa­gen: ich brauch die koh­le.
  • es ist nicht OK zu sa­gen: alle tra­gen schu­he aus chi­na.
  • es ist OK zu sa­gen: in chi­na ge­fer­tig­te schu­he zu tra­gen ist nicht op­ti­mal, aber ich habe mich nun­mal [hier bei be­darf grund ein­fü­gen] dazu ent­schie­den.
  • es ist nicht OK zu sa­gen: och der nico hat mir die schu­he be­sorgt, ob ich die jetzt tra­ge oder nicht hilft auch kei­nem ar­bei­ter in chi­na.
  • es ist OK zu sa­gen: ich ver­su­che mein le­ben so an­stän­dig wie mög­lich zu füh­ren, auch wenn es da die eine oder an­de­re kon­zep­tio­nel­le schwä­che gibt.
  • es ist nicht OK zu sa­gen: erst­mal sol­len die an­de­ren an­stän­dig le­ben.

dis­clai­mer: gut mög­lich, dass ich mei­ne hal­tung noch­mal über­den­ke.


ham­bur­ger-er­klä­rung

felix schwenzel

die ham­bur­ger-er­klä­rung kann man ziem­lich ein­fach bei goog­le re­cher­chie­ren. ganz kurz lau­tet sie:

Ein Ham­bur­ger ist ein Bröt­chen mit ver­schie­de­nen Be­lä­gen, das meis­tens als war­mes Schnell- oder Fer­tig­ge­richt ver­kauft wird.

mehr zur ham­bur­ger er­klä­rung bei ste­fan nig­ge­mei­er.

[bild­quel­le]


trek­ker am dom

felix schwenzel


ich hat­te ei­nen traum

felix schwenzel

heu­te nacht ei­nen ei­gen­tüm­li­chen traum ge­habt. ich sass in te­he­ran in ei­nem ho­tel und schal­te­te den fern­se­her ein. ko­mi­scher­wei­se spra­chen alle im fern­se­hen deutsch. ein klei­ner, un­ge­pflegt wir­ken­der mann in den glei­chen beige-far­be­nen kla­mot­ten in de­nen in deutsch­land die ren­ter be­vor­zugt rum­lau­fen, hielt eine fern­seh­an­spra­che:

Seit der Wahl am 12. Juni 2009 hat die­ses Land ei­ni­ges an Auf­merk­sam­keit be­kom­men. Tau­sen­de De­mons­tran­ten und un­zäh­li­ge kri­ti­sche Be­rich­te zei­gen, wir ha­ben mit der Wahl eine brei­te öf­fent­li­che Dis­kus­si­on auf der Stra­ße und im Netz ge­star­tet. Das ist gut, denn ge­nau das zeigt die Kraft der ira­ni­schen Ge­sell­schaft und des In­ter­nets. Dass The­men da­bei auch kon­tro­vers dis­ku­tiert wer­den, dass es un­ter­schied­li­che Po­si­tio­nen und Be­wer­tun­gen gibt, macht ja eine freie Ge­sell­schaft aus. Auch wenn Lob im­mer schö­ner ist, ge­hört na­tür­lich auch Kri­tik dazu. So ha­ben wir, als Re­gie­rung, aber auch die Re­li­gi­ons­fü­her, durch die Pro­tes­te und die Dis­kus­sio­nen auf der Stra­ße und im Netz die ein­ma­li­ge Chan­ce, viel mehr über Eure Wün­sche zu er­fah­ren als auf kon­ven­tio­nel­len We­gen.

Auf der Stra­ße, in den Po­li­zei­zen­tra­len und den Ge­fäng­nis­sen ha­ben wir in den letz­ten Wo­chen ins­be­son­de­re ei­nes ge­macht: zu­ge­hört.

Das Zu­hö­ren führt dazu, dass wir enorm vie­le An­re­gun­gen auf­grei­fen, vie­le Re­gie­rungs­mit­glie­der und Po­li­zei­kräf­te in­vol­vie­ren und un­ter­schied­li­che The­men in Zu­kunft auch an­ders be­wer­ten wer­den. Na­tür­lich war die Form der Pro­tes­te nicht im­mer schmei­chel­haft, vor al­lem dann wenn ver­dien­te Kämp­fer der Re­vo­lu­ti­on, wie u.a. auch ich per­sön­lich an­ge­grif­fen wur­den, oder wenn un­se­re Dia­log­be­reit­schaft und Auf­rich­tig­keit des Dia­logs grund­sätz­lich in Fra­ge ge­stellt wur­den.

Aber des­halb kon­zen­trie­ren wir uns vor al­lem auf die kon­struk­ti­ven Bei­trä­ge, also auf die, in de­nen wir er­fah­ren, wie man Din­ge in Zu­kunft an­ders, ein­fa­cher oder bes­ser ma­chen kann. Wir sind über­zeugt, dass wir ei­nen wich­ti­gen Schritt ge­gan­gen sind, um mit Euch, den Bür­gern, künf­tig ganz an­ders im Dia­log zu ste­hen als heu­te.

Was uns wirk­lich be­ein­druckt hat, war zum Ei­nen die Ernst­haf­tig­keit der Pro­tes­te, die an vie­len Stel­len ge­führt wur­de, zum An­de­ren die Krea­ti­vi­tät. Für uns stellt die die­ser ak­ti­ve Teil der ira­ni­schen Ge­sell­schaft, der sich ein­bringt, der für sei­ne Über­zeu­gun­gen kämpft, der In­hal­te er­zeugt, der durch das In­ter­net, durch Mo­bil­te­le­fo­nie in die Lage ver­setzt wird, sei­nen Pro­test zu ar­ti­ku­lie­ren und sich mit an­de­ren Men­schen zu ver­net­zen …

an die­ser stel­le bin ich auf­ge­wacht. zwei din­ge ha­ben mich ge­wun­dert: ers­tens, war­um träu­me ich in gross­buch­sta­ben und zwei­tens, war­um träumt car­men hil­le­brand die glei­chen träu­me wie ich?