sei zwo­null, sei volks­po­li­zist, sei ber­lin

felix schwenzel

moni hat bei ih­rem sohn an der schu­le ein pla­kat ge­se­hen, auf dem die ber­li­ner po­li­zei (oder ge­nau­er, der „kri­mi­nal­po­li­zei­li­che staats­schutz“) fo­tos von schü­lern wur­den ab­ge­bil­det hat, die bei ei­ner schü­ler-demo fo­to­gra­fiert wur­den. der „staats­schutz“ bit­tet auf dem pla­kat um „an­ga­ben zur iden­ti­tät“ der „ab­ge­bil­de­ten per­so­nen“. moni meint, dass es sich bei den ab­ge­bil­de­ten of­fen­sicht­lich um ganz nor­ma­le schü­ler han­de­le und auch der fahn­dungs­text ist eher ne­bu­lös: die ab­ge­bil­de­ten per­so­nen sei­en bei de­lik­ten wie „be­son­ders schwe­rer land­frie­dens­bruch, ge­fähr­li­cher kör­per­ver­let­zung, volks­ver­hetzng, dieb­stahl, haus­fi­re­dens­bruch usw.“ „fest­ge­stellt“ wor­den. fest­ge­stellt?

ver­steh ich nicht. sind sie bei den de­lik­ten be­ob­ach­tet wor­den? sind sie der tat ver­däch­tig? oder be­reits ir­gend­wie in ab­we­sen­heit ver­ur­teilt wor­den? ist der ve­dacht zwei­fels­frei vor­han­den, dass man die ge­sich­ter der schü­ler ein­fach so auf ein fahn­dungs­pla­kat dru­cken kann und mit den ge­nann­ten de­lik­ten in di­rek­ten zu­sam­men­hang bringt? macht die pol­zei das neu­er­dings bei al­len ver­däch­ti­gen de­ren iden­ti­tät nicht zwei­fels­frei fest­steht?

ich mein, es kann ja sein, dass man la­den­dieb­stäh­le schnel­ler auf­klärt, wen man alle kun­den ei­nes su­per­mark­tes fo­to­gra­fiert und alle die ver­däch­tig aus­se­hen oder zu ei­nem be­stimm­ten zeit­punkt an der aus­ge­raub­ten kä­se­the­ke stan­den, auf ei­nem pla­kat ab­bil­det und die ge­sich­ter in der gan­zen stadt aus­hängt. auch meh­dorn wäre si­cher schnel­ler zu­rück­ge­tre­ten, wen die ber­li­ner po­li­zei ihn auf ei­nem fahn­dungs­pla­kat ab­ge­bil­det hät­te und ihn dar­auf ein­fach mal vor­sorg­lich öf­fent­lich des bruchs des fern­mel­de­ge­heim­nis­ses oder bahn­frie­dens­bruchs ver­däch­tigt hät­te.

moni for­mu­liert das so:

Was ist das nun aber für eine Ge­sell­schaft, in der jun­ge Men­schen, die ein­mal über die Strän­ge ge­schla­gen ha­ben, an öf­fent­li­chen Or­ten auf gro­ßen Fahn­dungs­pla­ka­ten wie Ter­ro­ris­ten ge­sucht wer­den? Ge­nau wie die pe­ne­tran­te Fo­to­gra­fie­re­rei der Po­li­zei ist die­se über­bor­den­de Kri­mi­na­li­sie­rung ein für mei­ne Be­grif­fe völ­lig un­zu­läs­si­ges Mit­tel der Re­pres­si­on.

apro­pos staats­schutz. es wird wirk­lich zeit, dass mal je­mand an­fängt bür­ger vor dem staat zu schüt­zen.

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s p e r r e n !

felix schwenzel

sehr gross­ar­ti­ger text vom spie­gel­fech­ter (naja. mit aus­nah­me des letz­ten ab­sat­zes): „Schö­nes neu­es Netz - Deutsch­land im Jah­re 2015“.

rich­tig ein­dring­lich und er­schre­ckend wird der text, wenn man die­sen text von udo vet­ter liest.

noch nie ha­ben mir re­gie­ren­de, die es ja wahr­schein­lich ir­gend­wie „gut mei­nen“, mehr angst ge­macht als in die­sen wo­chen. be­kannt­lich ist das ge­gen­teil von gut, gut ge­meint.


schie­fe ebe­ne

felix schwenzel

ix hab kei­ne ah­nung was die da mit der flä­che auf der mal der pa­last der re­pu­blik stand ma­chen, aus­ser, dass dort enor­me mas­sen sand an­ge­karrt und ver­teilt wer­den.

[nach­trag 26.03.2009]
ich habe doch noch raus­ge­fun­den was auf der flä­che des ehe­ma­li­gen pa­lasts pas­sie­ren soll: eine gros­se grün­flä­che mit holz­ste­gen, ge­plant vom land­schafts­ar­chi­tek­ten-büro „re­lais“. sieht gut aus. und ich wet­te, es bleibt bis zum jahr 2020 bei der pro­vi­so­ri­schen grün­flä­che.

[nach­trag 27.03.2009]
mit freund­li­cher ge­neh­mi­gung der re­lais land­schafts­ar­chi­tek­ten die­se vi­sua­li­sie­rung der über­gangs­nut­zung am schloss­platz.

© re­lais Land­schafts­ar­chi­tek­ten

„dan­ke für die titt’n“

felix schwenzel

sie­he auch 1, 2 und 3. ori­gi­nal.


„opa — du kannst das auch“

felix schwenzel

sa­chen gibts:


„fuck the ba­by­sit­ter“

felix schwenzel


„ei­nen satz zu deutsch­land? tschul­di­gung?“

felix schwenzel

kar­tof­feln.

[via mail und dings]


die­se neu­en ebook-le­se­ge­rä­te

felix schwenzel

sind schon ziem­lich su­per.


pres­se­viel­falt

felix schwenzel

welt kom­pakt und ta­ges­spie­gel
welt kom­pakt, sei­te 27 und sei­te 29
ta­ges­spie­gel und ber­li­ner zei­tung

be­hin­dert?

felix schwenzel

die ath­le­tin, schau­spie­le­rin und mo­del ai­mee mul­lins, der bei­de un­ter­schen­kel feh­len, sag­te kürz­lich:

pa­me­la an­der­son has more proste­tic in her body than i do, but no­bo­dy calls her di­s­ab­led.

bil­dungs­fern­se­hen

felix schwenzel

ges­tern hab ich im fern­se­hen wie­der ein paar sa­chen ge­lernt. die letz­te sen­dung des „köl­ner treffs“ er­füll­te also qua­si den öf­fent­lich recht­li­chen bil­dungs­auf­trag.

1. ich er­tra­ge gund­run land­gre­be nicht
ir­gend­wie sieht sie ja ganz be­zau­bernd aus, die land­gre­be. so er­trug ich die ka­me­ra­schwenks die sie zeig­ten im lau­fe der sen­dung völ­lig pro­blem­los. al­ler­dings — und ich über­trei­be nicht — beim ers­ten satz aus ih­rem mund, muss­te ich so­fort vor­spu­len. ich fin­de das des­halb be­mer­kens­wert, weil ich sie als schau­spie­le­rin, bei­spiels­wei­se in „das merk­wür­di­ge ver­hal­ten ge­schlechts­rei­fer groß­städ­ter zur paa­rungs­zeit“ sehr gut aus­hielt. be­mer­kens­wert auch des­halb, weil ich selbst­ge­fäl­li­ges, hu­mor­lo­ses und wich­tig­tue­ri­sches rum­ge­re­de manch­mal durch­aus 5-10 mi­nu­ten aus­hal­te, zum bei­spiel bei gui­do cantz.

2. gui­do cantz ist nicht wit­zig
gui­do cantz scheint ganz aus­ser­or­dent­lich dis­zi­pli­niert und fleis­sig zu sein, ein ech­tes ar­beits­tier, ei­ner der seit bald zwan­zig jah­ren die im­mer­glei­chen aus­wen­dig ge­lern­ten poin­ten in bier­zel­ten und kar­ne­vals­sit­zun­gen ab­feu­ert, ei­ner der sich für har­te und stumpf­sin­ni­ge ar­beit nicht zu scha­de ist. die­se dis­zi­plin nö­tigt mir re­spekt ab, aber er ringt mir nicht ein ein­zi­ges mü­des lä­cheln ab.

3. lä­cheln kann schmer­zen
die ge­schwis­ter hof­mann, zwei schwä­bi­sche schwes­tern die ihr geld un­ter an­de­rem mit volks­mu­sik und lä­cheln ver­die­nen, se­hen aus, wie sich die mo­de­ra­to­ren in pri­vat­ra­di­os an­hö­ren: im­mer am lä­cheln und sich über ir­gend­was am freu­en. die schwes­tern ha­ben in der sen­dung 45 mi­nu­ten dau­er­ge­lä­chelt.

4. ich er­tra­ge bet­ti­na böt­tin­ger nicht
also ei­gent­lich er­tra­ge ich sie schon, aber eher mit der ei­gen­tüm­li­chen fas­zi­na­ti­on die mich beim be­trach­ten von über­fah­re­nen tie­ren er­greift. sie schafft es trotz ei­ner mit plat­ti­tü­den und be­trof­fen­heits­rhe­to­rik trie­fen­den ge­sprächs­füh­rung, mit tod­erns­tem ge­sicht und völ­li­ger ab­we­sen­heit von hu­mor, im­mer mal wie­der gar nicht mal so un­in­ter­es­san­tes ge­sprä­che hin­zu­be­kom­men. wirk­lich un­er­träg­lich war wie­der­um, als sie den köl­ner ober­bür­ger­meis­ter und ei­nen pfar­rer zum ein­ge­stürz­ten köl­ner stadt­ar­chiv be­frag­te. da wirk­te ihre mi­mik noch staats­tra­gen­der und mas­ken­haf­ter als die des ober­bür­ger­meis­ters. das muss man erst­mal hin­be­kom­men.

aber be­son­ders un­er­träg­lich ist ihre stolz vor­ge­tra­ge­ne igno­ranz.
da fragt die mo­de­ra­to­rin di­ver­ser fern­seh­sen­dun­gen, in de­nen pro­mi­nen­ten und we­ni­ger pro­mi­nen­ten teils sehr per­sön­li­che fra­gen ge­stellt wer­den, doch tat­säch­lich, wie man so ge­stört sein kön­ne, per­sön­li­ches im in­ter­net zu ver­öf­fent­li­chen. we­de­kind, die seit ei­ni­ger zeit bloggt, fragt sie:

sie schrei­ben per­sön­li­che din­ge, aber die adres­sa­ten ken­nen sie nicht per­sön­lich. ich per­sön­lich un­ter­hal­te mich […], sehr alt­mo­disch, lie­ber mit ner freun­din. was ist der sitt­li­che mehr­wert […], dass sie das [ge­gen­über an­ony­men men­schen] im in­ter­net tun? sie ken­nen die die es le­sen […] nicht.

fas­zi­nie­rend, wie man im fern­se­hen sit­zen kann und auf eine kar­rie­re zu­rück­blickt, die zum al­ler­gröss­ten teil dar­auf auf­baut, mög­lichst vie­len men­schen spa­nen­de per­sön­li­che ge­schich­ten vor der ka­me­ra, vor tau­sen­den an­ony­men zu­se­hern, aus der nase zu zie­hen. und wie man das, wenn es im iner­net ge­schieht, in eine fra­ge ver­packt, ver­ur­tei­len kann. aber wahr­schein­lich ist das gar kei­ne igno­ranz, son­dern ar­ro­ganz.

im­mer­hin ant­wor­te­te bea­te we­de­kind dar­auf ge­nau rich­tig, in­dem sie böt­tin­ger dar­auf hin­wies, dass das im jour­na­lis­mus ja nun lei­der fast im­mer so ist, dass man die adres­sa­ten von dem was man schreibt nicht per­sön­lich ken­nen wür­de.

5. blog­gen funk­tio­niert
bea­te we­de­kind wur­de un­ter an­de­rem als „voll­blut­jour­na­lis­tin“ vor­ge­stellt. was auch im­mer das be­deu­ten soll. es be­deu­tet wahr­schein­lich das glei­che wie „power­frau“, näm­lich gar nix. tat­sa­che ist, dass bea­te we­de­kind of­fen­bar ger­ne und viel zei­tun­gen liest und ein gros­ses mit­tei­lungs­be­dürf­nis hat. also hat sie an­ge­fan­gen ins in­ter­net zu schrei­ben. in der sen­dung er­fuhr man, dass sie dort ih­ren spei­se­plan ver­öf­fent­licht, ihre welt­sicht und teil­wei­se auch „per­sön­li­ches“. aus­ser­dem er­fuhr man dass sie das qua­si als hob­by täte, also nichts da­mit ver­dient. was ich wäh­rend der sen­dung sym­pa­thisch fand, war wie we­de­kind dar­stell­te was dar­an spass macht: das ver­öf­fent­li­chen und schrei­ben an sich, das tei­len von er­leb­tem und ge­lern­ten, sich dia­lo­gen öff­nen und die freu­de dar­an zu ha­ben, zu se­hen, dass es an­de­re (nicht alle) auch in­ter­es­siert was man so denkt oder tut. ich hat­te das ge­fühl, dass sie be­grif­fen hat­te, dass man, wenn man din­ge teilt, er­fah­run­gen, ge­füh­le, schei­tern auf­schreibt, mehr zu­rück­be­kommt als man rein­ge­steckt hat. also, dass sie die sog­wir­kung die „blog­gen“ er­zeugt oder er­zeu­gen kann, er­kannt hat.

wenn man sich dann aber ihr blog an­sieht, schüt­telt es ei­nen erst­mal. äs­the­tik ist frau we­de­kind of­fen­bar ein fremd­wort, da­für sind ihr be­grüs­sungs­for­meln und grüs­se ein gros­ses an­lie­gen: je­der ein­trag be­ginnt mit „Lie­be Freun­din­nen und Freun­de“ und en­det mit

Bes­te Grüs­se
Ihre Bea­te We­de­kind
Eure Bea­te

wirk­lich er­schüt­ternd sind ihre viel­fäl­ti­gen mei­nun­gen, hier die vom 14.03.2008:

Mei­ne Mei­nung? Nicht ein­mal die El­tern schei­nen ja an ihn her­an ge­kom­men zu sein. Mei­ne Mei­nung? Un­glaub­lich Mei­ne Mei­nung? Sau­ber! Gute Ar­beit Mei­ne Mei­nung? Eine durch und durch un­durch­sich­ti­ge Ge­schich­te. Gut, dass er sich äu­ßert. Mei­ne Mei­nung? Eine pri­ma Ak­ti­on Mei­ne Mei­nung? Welch bru­ta­le Par­al­lel­welt. Mei­ne Mei­nung? Fa­ta­ler Kreis­lauf Mei­ne Mei­nung? Flo­ri­an Gal­len­ber­gers ers­ter Spiel­film; für ei­nen Kurz­film hat er schon ei­nen Os­car be­kom­men. Haupt­dar­stel­ler Ul­rich Tu­kur: gran­dio­ser Schau­spie­ler Mei­ne Mei­nung? Die Köl­ner Ge­bäu­de sind wirk­lich spek­ta­ku­lär. Die Nach­bar­schaft hat den­noch un­ter ih­nen ge­lit­ten. Mei­ne Mei­nung? The­sen, die un­se­re Hilf­lo­sig­keit nur un­ter­strei­chen. Mei­ne Mei­nung? Das greift tat­säch­lich um sich. Mei­ne Mei­nung? Sie hat sich doch gut wie­der ge­fan­gen. Mei­ne Mei­nung? Sehr sehr trau­rig und voll­kom­men un­ver­ständ­lich. Mei­ne Mei­nung? Die ar­men Kin­der. Mei­ne Mei­nung? Eine der ent­wür­di­gends­ten Ges­ten auf der gan­zen Welt Mei­ne Mei­nung? In­ter­es­sant Mei­ne Mei­nung? Vom al­ten Wis­sen der He­xen und Hei­ler. Mei­ne Mei­nung? Da kommt der Ap­pe­tit von ganz al­lein. Mei­ne Mei­nung? Nur was für Schwin­del­freie.

mei­ne lieb­lings­mei­nung? ein­deu­tig das prä­gnan­te und dif­fe­ren­zier­te „Die ar­men Kin­der“!

trotz­dem. trotz all der ty­po­gra­fi­schen und sprach­li­chen schreck­lich­kei­ten, das blog von bea­te we­de­kind zeigt das gross­ar­ti­ge am blog­gen: je­der kann es. jour­na­lis­ten und man­che blog­fatz­kes fin­den das ganz schreck­lich, dass ein­fach je­der sei­ne mei­nung, sei­ne er­güs­se ver­öf­fent­li­chen kann (ob­wohl die jour­na­lis­ten und fatz­kes meis­ten das wort „dür­fen“ wäh­len). ich fin­de es gran­di­os. und es funk­tio­niert. na gut. bei mir per­sön­lich funk­tio­niert „WAS GIBT’S NEU­ES.... ? Von Bea­te We­de­kind, 57“ nicht, aber ir­gend­wo, bei ir­gend­wem, funk­tio­nierts. im prin­zip.


don’t shoot the me­di­um

felix schwenzel

ein kom­men­ta­tor bei ste­fan nig­ge­mei­er schrieb heu­te:

Nur Men­schen, die sich für so wich­tig hal­ten, dass sie der Welt mit­ei­len müs­sen, was sie gra­de tun und den­ken, twit­tern. Und im Zwei­fels­fall ist al­les von Be­lang.

[den kom­men­tar hal­te ich für eine re­la­tiv ex­em­pla­ri­sche mei­nung zu twit­ter, ins­be­son­de­re in die­sem kom­men­tar­strang. ich habe den jetzt nur zu­fäl­lig raus­ge­pickt.]

hm. das ge­gen­teil von der welt et­was mit­zu­tei­len ist schwei­gen. wäre die welt bes­ser, wenn alle schwie­gen? soll­te der mit­tei­lungs­drang re­gu­liert wer­den, so dass sich nur noch zer­ti­fi­zier­te mei­nungs-, be­find­lich­keits- und denk-ex­per­ten mit­tei­len dür­fen? oder an­ony­me su­pa­top­che­cker in nig­ge­mei­ers kom­men­ta­ren?

naja. ich rege mich manch­mal auch über den quark auf, der am ne­ben­tisch ge­re­det wird. oder über die blöd­sin­ni­gen kom­men­ta­re bei ste­fan-nig­ge­mei­er.de. oder über den hirn­lo­sen mist, den turi2 schreibt. nur stel­le ich des­halb nicht die ge­spro­che­ne spra­che in fra­ge, oder ver­ur­tei­le an­de­re, die zu­fäl­lig auch die ge­spro­che­ne spra­che, blogs, twit­ter oder das fern­se­hen be­nut­zen um sich, ihre mei­nung oder ihr wis­sen mit­zu­tei­len.

was ge­nau ist dar­an so schwer zu ver­ste­hen, dass nicht twit­ter der grund für den blöd­sinn ist der auf twit­ter zu­wei­len steht, son­dern dass blö­dio­ten der grund sind für den blöd­sinn der auf twit­ter steht?


das ge­gen­teil von wit­zig ist wit­zig ge­meint

felix schwenzel


ein­satz­wa­gen schies­sen auf jour­na­lis­ten und tref­fen nicht!

felix schwenzel


mink­mar, wel­dung und ca­mün­te­fe­ring

felix schwenzel

nils mink­mar, au­tor ei­ner mei­ner lieb­lings­zei­tun­gen schreibt über eine mei­ner lieb­lings­sen­dun­gen im fern­se­hen:

Chris­ti­an Rach ist Saar­län­der. Er hat da­her ei­nen gu­ten Draht zu Leu­ten auf je­dem Le­vel. Da gibt es kei­ne At­ti­tü­de, aber auch kei­ne be­müh­te Leut­se­lig­keit. Es geht um die Sa­che, ohne die Per­so­nen da­bei ge­ring zu schät­zen. Rach ver­liert bei sol­chen Be­su­chen zwar oft die Fas­sung, aber er brüllt und tobt nie, wie sein bri­ti­scher Kol­le­ge Gor­don Ramsay, son­dern fin­det für sei­ne Em­pö­rung deut­li­che, aber nie de­mü­ti­gen­de oder her­ab­set­zen­de Wor­te.
[…]
Rachs Kri­te­ri­en sind, wie die ei­nes je­den gu­ten Kri­ti­kers, klar und für je­den nach­voll­zieh­bar: Ein­rich­tung über­sicht­lich hal­ten, viel sel­ber ko­chen, viel spa­ren und all­ge­mei­ne Sau­ber­keit und Um­sicht wal­ten las­sen. Es sind Kri­te­ri­en, die sich auf na­he­zu alle Bran­chen über­tra­gen las­sen.

das ist ganz gross­ar­tig ge­schrie­ben und der text kommt zu­dem ganz ohne kat­zen aus. wür­de man mich in die grim­me on­line jury wäh­len, wür­de ich mink­mar für die­sen ar­ti­kel ei­nen gol­de­nen dings ver­lei­hen.

eben­so ver­dient mal­te wel­ding al­lein für die­sen satz ei­nen preis:

Wir sind im Arsch, aber da­für riecht’s hier gar nicht schlecht.

ei­gent­lich ver­dient er für je­den satz die­ses ar­ti­kels ei­nen preis.

um den bo­gen zu schlies­sen, zi­tiert mal­te am ende des ar­ti­kels nils mink­mar, der sagt, dass der letz­te satz in ca­mus „Der My­thos des Si­sy­phos” un­sinn sei (der satz lau­tet „Man muß sich Si­sy­phos als glück­li­chen Men­schen vor­stel­len.“). er schliesst sich mink­mar an und sagt:

So ein­fach, so wahr. Man muss sich Franz Mün­te­fe­ring als un­glück­li­chen Men­schen vor­stel­len.

ich habe ca­mus üb­ri­gens nie ver­stan­den. ich woll­te ihn im­mer ver­ste­hen, weil ich ahn­te, dass das was er schreibt klug sein könn­te und weil er im­mer so schi­cke kla­mot­ten trug. aber ich habe ihn nie wirk­lich ver­stan­den. trotz­dem glau­be ich, dass eher ca­mus als wel­ding und mink­mar recht ha­ben. den stein muss si­sy­phos eh hoch­rol­len, dazu hat ihn ja ir­gend­ein arsch­loch ver­dammt. wäre er un­glück­lich, hät­te er eine dop­pel­te last zu rol­len: den stein und sein un­glück. sich bei die­ser scheiss-ar­beit glück­lich zu füh­len, dar­in eine er­fül­lung zu se­hen, macht die gan­ze sa­che er­heb­lich ein­fa­cher. ich ar­bei­te im üb­ri­gen auch dar­an, künf­tig glücks­ge­füh­le beim er­stel­len mei­ner steu­er­erklä­rung zu er­le­ben. noch schaf­fe ich das nicht, aber ich weiss, ich kann es. ir­gend­wann ein­mal.


es weht ein neu­er wind in ber­lin mit­te

felix schwenzel

heu­te abend war ich um 20 uhr mit zwei freun­den im prass­nik ver­ab­re­det. ich habe in den letz­ten 5 jah­ren in ber­lin nicht her­aus­fin­den kön­nen, wann das prass­nik auf­macht, aus­ser, dass es im­mer zu ist, aus­ser es ist nach 20 uhr. also habe ich mich die zwei­ein­halb stünd­chen bis acht in die neue odes­sa bar in der tor­stras­se ge­setzt. das habe ich im som­mer hin und wie­der ge­macht, wenn ich im prass­nik ver­ab­re­det war oder wenn die bvg streik­te und ich zu fuss nach hau­se lau­fen muss­te und auf dem weg ein, zwei bier­chen zu mir neh­men woll­te. das eine oder an­de­re mal habe ich mich auch gleich in der neu­en odes­sa bar ver­ab­re­det, es soll ja leu­te ge­ben, die auch ger­ne schon vor 20 uhr bier trin­ken. beim bier­trin­ken schaue ich — zu­min­dest so­lan­ge ich al­lei­ne bin — be­vor­zugt in mei­nen lap­top. da ste­hen meis­tens din­ge drin, die mich in­ter­es­sie­ren, manch­mal schrei­be ich beim bier­trin­ken auch din­ge in mei­nen lap­top rein. so ver­brin­ge ich im üb­ri­gen mei­nen fei­er­abend am liebs­ten. bier­trin­kend in den lap­top schau­end. (ar­beit ist, kaf­fee-trin­kend in den lap­top zu schau­en.)

nach­dem ich heu­te abend dann in der odes­sa bar nach zwei stun­den und zwei bier (mit zwan­zig pro­zent trink­geld) be­zahl­te, kam die be­die­nung nach 5 mi­nu­ten noch­mal an­ge­trip­pelt, beug­te sich zu mir her­un­ter und sag­te mir „ei­gent­lich sind hier lap­tops nicht so ger­ne ge­se­hen“.

bis­her hat mein lap­top in der gas­tro­no­mie nie zu pro­ble­men ge­führt, aus­ser ein­mal glau­be ich, da woll­te das fel­las in der star­gar­der mal für ne wei­le lap­top-be­nut­zer ver­scheu­chen, da­mit die an­de­ren gäs­te bes­ser fuss­ball gu­cken konn­ten oder sich nicht von lap­tops be­läs­ti­gen las­sen muss­ten. ich weiss nicht ob das mitt­ler­wei­le, wo kaum noch fuss­ball ge­spielt, bzw. ge­zeigt wird, ge­än­dert hat, ich kanns ja nicht nach­prü­fen, wenn ich dort nicht mehr hin­ge­he.

auch in der odes­sa bar kann ich nicht nach­prü­fen ob dort dem­nächst han­dys nicht mehr „so ger­ne ge­se­hen“ wer­den, oder ob die be­trei­ber künf­tig die lek­tü­re der FAZ in ih­ren räum­lich­kei­ten un­ter­bin­den wol­len. kann ja sein und ist auch de­ren gu­tes recht. wo kä­men wir denn hin, wenn je­der selbst be­stim­men kann wie und wel­che me­di­en er in der gas­tro­no­mie zu kon­su­miert.

ord­nung muss sein, auch in ber­lin mit­te.


twit­ter

felix schwenzel

twit­ter hat, wie das ge­a­sam­te in­ter­net, un­ge­ahn­te po­ten­zia­le. man denkt ja, nicht nur in se­riö­sen re­dak­ti­ons­stu­ben, dass das was auf twit­ter so ab­ge­son­dert wird, völ­lig ir­rel­van­ter quark ist. tat­sa­che ist aber, dass twit­ter ein kom­mu­ni­ka­ti­ver spreng­satz in­ne­wohnt. be­find­lich­kei­ten kann ich nir­gend­wo ef­fek­ti­ver kom­mu­ni­zie­ren als bei twit­ter. nur ein bei­spiel: als ich aus der pre­mie­re von „ma­trix re­vo­lu­ti­ons“ spa­zier­te, fing mich da­mals ein fern­seh­team vom 2DF ab und in­ter­view­te mich kurz zu mei­nen ein­drü­cken. mei­ne un­mass­geb­li­che mei­nung (dass der film scheis­se ist) wur­de da­mals wirk­lich zur prime­time im 2DF ge­sen­det. das feed­back dazu wa­ren ca. 3 SMS von leu­ten die mich er­kannt hat­ten. son­de­re ich mei­ne mei­nung zu ei­nem ge­se­he­nen film über twit­ter ab, spre­chen mich da­nach min­des­tens dop­pelt so vie­le men­schen dar­auf an, wie da­mals, zur prime­time im 2DF.

ähn­lich ver­hält es sich mit per­sön­li­chen mit­tei­lun­gen. als die bei­fah­re­rin acht­los und stark ver­schlüs­selt twit­ter­ete, dass wir über­leg­ten uns aus steu­er­li­chen grün­den zu ver­mäh­len, wuss­te kurz da­nach die ge­sam­te ver­wand­schaft be­scheid ohne dass wir auch nur ei­nen ein­zi­gen an­ge­ru­fen hat­te. ein ein­zi­ger tweet kann in etwa so ef­fek­tiv wie 60 mi­nu­ten am te­le­fon sein.

mitt­ler­wei­le er­fah­re ich über twit­ter mehr über die be­find­lichdlich­kei­ten und den ge­sund­heits­zu­stand der ver­wand­schaft, als über das te­le­fon (und als mir lieb ist). hier kommt neu­er­dings ein ge­hö­ri­ges di­gi­ta­les ge­fäl­le ins spiel. am wo­chen­en­de er­reich­te mich ein be­sorg­ter an­ruf der ver­wand­schaft, dass ich das was ich auf twit­ter ge­le­sen ha­ben könn­te, doch bit­te nicht un­be­dacht te­le­fo­nisch wei­ter­ge­ben sol­le, da man es der off­line-ver­wandt­schaft doch lie­ber per­sön­lich, te­le­fo­nisch mit­tei­len wol­le.

twit­ter ist be­un­ru­hi­gend ef­fek­tiv.


die ju­gend von heu­te und die von ges­tern

felix schwenzel

manch­mal wacht das kind mor­gens schweiss­ge­ba­det auf und fragt: „wo ist ei­gent­lich mein ur­opa?“

was ich nicht wuss­te, of­fen­bar kann dem kind ge­hol­fen wer­den. toll.


„ne­gro“

felix schwenzel


der neue mal­te-wel­ding.com

felix schwenzel

ich lese so­was wahn­sin­nig gern. mal­te schrieb vor­her, glau­be ich, nicht so. im­mer schon wirk­lich gut, aber nicht so gut. ich lese das wirk­lich ger­ne. aber ich sehe auch ge­ren „wet­ten dass …?“ und gu­cke mir auch ger­ne über­fah­re­ne tie­re an.

ist das was mal­te da macht ei­gent­lich hy­per­re­al, sur­re­al oder was ganz was an­de­res?


frac­tion­al hor­se­power

felix schwenzel

apro­pos tech­nik, dave wi­ner schreibt über ein fas­zi­nie­ren­des kon­zept:

Frac­tion­al Hor­se­power is a very powerful idea. It says that so­me­ti­mes you can make a new pro­duct by ta­king an old one and sca­ling it down.

tech­nik ra­di­kal zu ver­ein­fa­chen, aus we­ni­ger mehr zu ma­chen, ist ein ein pa­ra­do­xes, aber gut funk­tio­nie­ren­des und er­prob­tes kon­zept.
ei­nen aspekt die­ser idee steckt in mies van der ro­hes spruch „less is more“. aber es steckt noch ein an­de­rer aspekt da­drin. wenn eine tech­nik oder all­ge­mei­ner, ein sa­che enge gren­zen hat, wer­den un­ge­ahn­te krea­ti­ve kräf­te frei­ge­setzt. ich glau­be der ar­chi­tekt gün­ter beh­nisch hat mir das erst­mals vor au­gen ge­führt, als er vom bau der ber­li­ner aka­de­mie der küns­te er­zähl­te. beh­nisch baut ja ger­ne mit glas, die ber­li­ner bau­vor­schrif­ten am pa­ri­ser platz ver­such­ten aber mit al­len mit­teln ge­nau das zu ver­hin­dern, in­dem sie vor­schrie­ben, dass fens­ter­flä­chen nur ei­nen ge­wis­sen pro­zent­satz der fas­sa­de be­de­cken dürf­ten und der rest aus stein zu ha­ben sei. die aus­ein­an­der­set­zung mit die­sen vor­schrif­ten, das rei­ben an den en­gen vor­ga­ben setz­te un­ge­ahn­te kräf­te in beh­nisch frei. er kämpf­te schluss­end­lich eine kom­plet­te glas-fas­sa­de durch und stell­te, wie man se­hen kann, ei­nen be­acht­li­chen bau auf den pa­ri­ser platz.

ich schloss da­mals aus beh­nischs er­zäh­lun­gen über den bau der aka­de­mie, dass ein­schrän­kung, ein­engung ei­nen un­still­ba­ren drang die gren­zen zu spren­gen ent­facht und der am bes­ten und am ein­fachs­ten zu er­lan­gen­den treib­stoff für krea­ti­vi­tät ist.

das bes­te bei­spiel da­für, was die ver­ein­fa­chung und ver­knap­pung von ei­gen­schaf­ten zu ent­fa­chen ver­mag, ist twit­ter. aber das schreibt wi­ner ja auch, seit jahr­zehn­ten, oder so.