kaufempfehlungen
wenn ich das so lese was ben_ über die neue GEO schreibt, muss ich die mir morgen wohl gleich mal kaufen. und mit vielleicht kann ich mit boschs empfehlung mal lernen strategische entscheidungen zu treffen.
wenn ich das so lese was ben_ über die neue GEO schreibt, muss ich die mir morgen wohl gleich mal kaufen. und mit vielleicht kann ich mit boschs empfehlung mal lernen strategische entscheidungen zu treffen.
heute bin ich in einen vodafone-laden gegangen, um zu sehen ob man da vielleicht sascha-lobo-starschnitte bekommt. gabs aber nicht. stattdessen habe ich mir eine broschüre mitgenommen, in der die „vodafone zuhause festnetzflat 1/3“ beworben wurde.

die aufforderung zum vergleich nehme ich gerne an.
was bietet die „vodafone zuhause festnetzflat 1/3“? man schliesst einen 24-monatigen vertrag ab, bekommt für einen euro extra eine kiste aus frankreich an die man ein festnetztelefon anschliessen kann und kann mit dieser kiste (oder einem handy) dann zuhause in der homezone kostenlos ins deutsche festnetz telefonieren. telefonate in alle mobilfunknetze kosten 25 cent. die taktung ist minutengenau, dass heisst für ein 10 sekunden handy-telefonat zahlt man den minutenpreis von 25 cent. telefonate in die USA kosten 13 oder 38 cent, je nach ziel.
vodafone illustriert, dass man im vergleich zu einem anschluss bei der telekom 15 euro sparen kann.

hier ist insbesondere das kleingedruckte witzig, in dem erklärt wird, auf welcher basis der tarifvergleich stattgefunden hat:
Basis: ø-liches Telefonierverhalten eines Vodafone Zuhause FestnetzFlat-Kunden50 Jahre plus.
die zielgrupe sieht auf der vodafone-info-seite zur „zuhause festnetzflat“ gar nicht wie 50plus aus.
bei der telekom kostet eine minute ins festnetz 2,9 cent, wenn vodafone also sagt ein über fünfzigjähriger kunde vertelefoniert im schnitt im monat 8,73 euro ins festnetz, macht das 301 minuten, also etwa fünf stunden. mobil telefonieren durchschnittliche über 50jährige vodafone kunden (laut vodafone) im schnitt 30 minuten, macht bei vodafone zuhause 7,50 und bei der telekom 5,70 euro. soweit stimmt der vergleich also, ausser man telefoniert, beispielsweise, nur 30 minuten ins festnetz und 5 stunden in irgendein mobilnetz. dann zahlt man bei der telekom 0,87+57 euro und bei vodafone 75 euro zuzüglich der jeweiligen grundgebühr. wenn man im telekomnetz callbycall nutzt (das kann man bei vodafone nicht) zahlt man 0,87+30 euro (ich habe mal 10 cent berechnet, obwohl heute bespielsweise 010029 TelemediaConnect 7,6 cent pro minute in alle deutschen mobilfunknetze berechnet).
vodafone: 75,00 + 9,95 = 84,95 euro
telekom: 57,87 + 17,95 = 75,82 euro
callbycall: 30,87 + 17,95 = 48,82 euro
die vodafone „Zuhause FestnetzFlat 1/3“ kostet also unter umständen 36 euro im monat mehr als bei der telekom.
aber es gibt ja noch andere anbieter als die telekom. o2 zum beispiel. da gibts eine handy-flatrate für 17 euro im monat (ohne handy und bei online-bestellung), bei der festnetztelefonate und anrufe ins o2-netz kostenlos sind. anrufe in andere mobilfunknetze kosten auch hier 25 cent, auch die taktung ist 60/60. 9,95 zu 17 euro hört sich erstmal teurer an, da beim o2-beispiel aber die telefonate ins eigene mobilnetz dabei sind, müsste man zum vergleich also die „Vodafone Zuhause MobileFlat“ für 10 euro extra pro monat hinzurechnen, mit der man mit der „zuhauseflat“ auch kostenlos ins vodafone-netz telefonieren kann. die 30 minuten mobiltelefonie aus der vodafone beispielrechnung teile ich mal durch die vier deutschen mobilfunkanbieter, macht 7,5 minuten pro anbieter. so sieht dann der vergleich aus:

damit kostet das vodafone zuhausedings nach vodafone berechnungsgrundlage 2,95 euro pro monat mehr als bei o2. über die vertragslaufzeit von 24 monaten kann man sich von dem gesparten geld auch noch die sagem-kiste bei amazon holen. und bei o2 kann man den tarif und die festnetz-flatrate nicht nur zuhause benutzen, sondern in ganz deutschland. auch als 50plus-jähriger.
gut dass ix verglichen hab. die „zuhauseflat“ lohnt sich nicht wirklich.
es gab vor einiger zeit einige, die sich bitterlich darüber beklagt haben, dass adnation, damals adical, werbung von yahoo auf blogs geschaltet hat. das hatte damit zu tun, dass yahoo nachhaltig den eindruck erweckte, auf die menschenrechte in china zu scheissen. bei mir im blog erschien damals auch yahoo-werbung, aber ich entschloss mich damals, als yahoo sich wiederholt aus reinem profitdenken weigerte diese haltung zu überdenken, zumindest symbolisch zu handeln und alle meine yahoo-konten, inklusive meines flickr-kontos zu löschen.
einerseits.
andererseits dachte ich darüber nach, wie berechtigt es ist, steine auf yahoo zu werfen, wenn man selbst profiteur von ausbeutung, unterdrückung, handelsbarrieren oder lohndumping ist. in einem anderen artikel habe ich das mal versucht auf einen nenner zu bringen, nämlich dass gerechter welthandel und ein ansatzweise rücksichtsvolles und anständiges leben vor allem verzicht bedeutet: „rote beete statt mangos, ein ende der unglaublichen verschwendung von resourcen für den luxus, ganz einfach ein ende der ausbeutung der zweiten und dritten welt auf deren basis wir seit ein paar hundert jahren unseren wohlstand aufbauen.“ damit bezog ich mich damals zwar auf die musikalischen ablasshändler, die hart daran arbeiten, den eindruck zu erwecken, dass man mit dem besuch eines konzertes oder dem gemeinsamen erheben der arme und von politischen forderungen afrika oder die welt verbessern könne. das moralische dilemma unserer auf wachstum, verschwendung und ausbeutung basierenden lebensweise, lässt sich bequem von afrika auf china, das internet und den rest der welt ausdehnen.
anlässlich des todes eines mitarbeiters einer chinesischen zulieferfirma von apple, schrieb daniel lyons aka „fake steve“ vorgestern:
We all know that there’s no fucking way in the world we should have microwave ovens and refrigerators and TV sets and everything else at the prices we’re paying for them. There’s no way we get all this stuff and everything is done fair and square and everyone gets treated right. No way. And don’t be confused -- what we’re talking about here is our way of life. Our standard of living. You want to „fix things in China,“ well, it’s gonna cost you. Because everything you own, it’s all done on the backs of millions of poor people whose lives are so awful you can’t even begin to imagine them, people who will do anything to get a life that is a tiny bit better than the shitty one they were born into, people who get exploited and treated like shit and, in the worst of all cases, pay with their lives.
das ist genau der punkt. jeder der ein handy, einen fernseher, eine günstige mikrowelle oder ein paar schuhe besitzt profitiert über den umweg günstiger preise von der ausbeutung chinesischer arbeiter und dem elend in china. selbst körnerfresser die sich ausschliesslich von bio-nahrung ernähren, profitieren, da ein grossteil der weltweiten bio-produkte aus chinesischer produktion stammen.
ich weise so geschwollen auf dieses dilema hin, weil ich den eindruck habe, dass sich in letzter zeit viele (mich hin und wieder eingeschlossen) die sache mit dem zeigefinger besonders einfach machen und die welt lieber in schwarz/weiss statt in grautönen sehen wollen. da die reaktionären internetausdrucker, hier die freiheitskämpfer, da die verkommenen vodafone/adnation-nutten, hier die aufrechten werbefreien, da die bösen grosskonnzerne, hier die kiez- und um-die-ecke-beim-bauern-käufer mit jutetasche. aber so einfach lassen sich die welt und die menschen nicht in gut und böse aufteilen.
um es mal konkret zu machen: ich hatte in letzter zeit oft den eindruck, dass die kritik an der vodafone-bannerwerbung in blogs gar nicht aufzeigen sollte, dass es widersprüche zwischen anspruch und wirklichkeit gibt oder dass das schalten von vodafone-werbung nicht OK sei. manchmal schien es, dass das anprangern der adnation- und vodafone-werbung bei manchen kritikern eher der profilierung, dem herausstellen des eigenen anstands und der eigenen vorbildlichkeit diente. vor allem aber fehlten mir stichhaltige argumente, warum denn nun genau das schalten von werbung für ein unternehmen das scheisse gebaut hat verwerflich sein soll, bzw. wo genau bei klarer trennung von redaktionellen inhalten und werbung das problem sein soll (ich versuche weiter unten ein paar mögliche probleme zu finden). ich will auch nicht suggerieren, dass man es mit flecken auf der eigenen weste unterlassen sollte, andere leute auf die flecken auf ihrer weste hinzuweisen oder dass es sinnlos sei, zu versuchen, ein anständiges leben zu führen. mir gefallen nur weite teile der diskussion nicht.
wie man sieht, ist hier auf wirres.net keine vodafone-werbung geschaltet. meine entscheidung, auf die teilnahme an der vodafone-kampagne zu verzichten, hatte keine moralischen gründe. auch wenn ich die kohle gut hätte gebrauchen können, habe ich mich mehr oder weniger spontan beim ersten blick auf den neuen vodafone-spot gegen die schaltung entschieden. ich wollte freie bahn haben, um auf die dümmliche und amateurhafte vodafone-kampagne einzuschlagen. ein primitiver, verwerflicher impuls, aber ich wollte genauso unprofesionell und kindisch wie die kampgane selbst daherkommt, gegen sie anschreiben, ohne mich bei irgendwem rechtfertigen zu müssen, weder bei den vermarktern, noch den machern (die ich teilweise persönlich kenne), noch bei den werbung-ist-böse-spacken. ich wollte mich auf das schreiben über vodafone und scholz und freunde konzentrieren und mich nicht mit dem streiten um gründe für oder gegen bannerwerbung auf blogs aufhalten.
das doofe ist ja, ich finde werbung auf blogs und in zeitungen und zeitschriften gut. werbung finanziert leute wie heribert prantl, günter wallraff, jens weinreich und ermöglicht ihnen das zu schreiben was wir alle schätzen. werbung ermöglicht, dass ich mir günstige tageszeitungen, die FAS, die brandeins oder die dummy regelmässig leisten kann. durch werbung konnte ich mich über rach den restauranttester amüsieren, über das dschungelcamp, „damages“ oder „heroes“. werbung finanziert don alphonsos blogdings bei der faz, genauso wie die „bild“-zeitung, die „coupé“ oder die „super-illu“.
ich hätte es auch gerne, dass werbung stefan niggemeier, markus beckedahl, lukas heinser, malte welding, peer schader, herrn paulsen oder mir (und anderen) ermöglicht weiterhin unabhängig und frei ins internet zu schreiben. doppelt doof ist, dass ich mittlerweile glaube dass das nicht ohne weiteres möglich ist. ich glaube zwar, dass die meisten blogger die trennung von werbung und redaktionellen inhalten sehr ernst nehmen, nur funktoniert die wahrnehmung dieser trennung nicht so wie ich und andere werbetreibende blogger sich das vielleicht wünschen. blogs sind (meistens) so persönlich, so abhängig von ihren machern, dass die geschaltete werbung — in der aussenwahrnehmung — zwangsläufig einfluss auf die redaktionellen inhalte hat. würde ich mit vodafone-bannern auf der seite gegen die unsäglich schlechte vodafone-kampagne anstinken hätte das, ob ich will oder nicht, ein geschmäckle. es könnte so aussehen, dass ich nur gegen vodafone wettere um meine unabhängigkeit und freiheit zu demonstrieren, oder umgekehrt, dass ich ich nichts gegen vodafone sage, weil ich es mir mit dem werbetreibenden nicht verscherzen will. mit bannern auf der seite müsste ich immer abwägen: wie könnte das was ich jetzt schreibe mit dem banner auf der seite wirken?
werbung färbt leider ab.
ich bin mittlerweile so weit, dass ich nur noch werbung von unternehmen schalten möchte die ich OK finde und die ich zur not auch verteidigen würde. oder umgekehrt, dass ich werbung von unternehmen (oder zum beispiel der CDU) nur akzeptiere, wenn ich statt nur „werbung“ drüber zu schreiben, auch „das ist werbung die ich, felix schwenzel, richtig scheisse finde“ drüber schreiben dürfte.
anders gesagt: ich glaube mittlerweile, dass man in blogs nicht keine haltung zu der werbung die bei einem geschaltet ist haben kann. keine haltung zu artikulieren geht auch nicht; man kann als blogger nicht keine haltung kommunizieren. alles in einem einem blog, von der gestaltung der überschriften bis zu auswahl der links, der worte, der kommentarmoderaration, der diskussionsweise drückt eine bestimmte haltung aus. da wirkt es genauso wenig glaubhaft wie die pseudo-distanzierung von links auf externe seiten per „disclaimer“, wenn man behauptet mit der werbung nichts zu tun zu haben, obwohl man sich bewusst dafür entschieden hat. bei adnation kann jeder blogger entscheiden ob er eine bestimmte werbung schalten möchte oder nicht. von dieser entscheidung kann man sich nicht völlig lösen und behaupten „gar nichts“ mit der werbung zu tun zu haben.
um jetzt den bogen zur moralkeule die ich oben ausgepackt habe zu schlagen: wer turnschuhe oder einen ipod aus china trägt, demonstriert damit eine bestimmte haltung. entweder es ist ihm egal, unter welchen umständen die schuhe oder der ipod gefertigt wurden oder er behauptet er könne sich nix anderes leisten (ist auch ne haltung). es ist eine entscheidung die man trifft. das heisst nicht, dass man deshalb china nicht kritisieren sollte oder die produktionsumstände oder lebensbedingungen dort nicht lauthals anprangern dürfte, wichtig ist nur, dass man zu seiner entscheidung und haltung steht und unter umständen akzeptiert dafür kritisiert zu werden.
disclaimer: gut möglich, dass ich meine haltung nochmal überdenke.
die hamburger-erklärung kann man ziemlich einfach bei google recherchieren. ganz kurz lautet sie:
Ein Hamburger ist ein Brötchen mit verschiedenen Belägen, das meistens als warmes Schnell- oder Fertiggericht verkauft wird.
mehr zur hamburger erklärung bei stefan niggemeier.
[nachtrag]
berliner morgenpost über die neue „spielwiese“ [via].
heute nacht einen eigentümlichen traum gehabt. ich sass in teheran in einem hotel und schaltete den fernseher ein. komischerweise sprachen alle im fernsehen deutsch. ein kleiner, ungepflegt wirkender mann in den gleichen beige-farbenen klamotten in denen in deutschland die renter bevorzugt rumlaufen, hielt eine fernsehansprache:
Seit der Wahl am 12. Juni 2009 hat dieses Land einiges an Aufmerksamkeit bekommen. Tausende Demonstranten und unzählige kritische Berichte zeigen, wir haben mit der Wahl eine breite öffentliche Diskussion auf der Straße und im Netz gestartet. Das ist gut, denn genau das zeigt die Kraft der iranischen Gesellschaft und des Internets. Dass Themen dabei auch kontrovers diskutiert werden, dass es unterschiedliche Positionen und Bewertungen gibt, macht ja eine freie Gesellschaft aus. Auch wenn Lob immer schöner ist, gehört natürlich auch Kritik dazu. So haben wir, als Regierung, aber auch die Religionsfüher, durch die Proteste und die Diskussionen auf der Straße und im Netz die einmalige Chance, viel mehr über Eure Wünsche zu erfahren als auf konventionellen Wegen.Auf der Straße, in den Polizeizentralen und den Gefängnissen haben wir in den letzten Wochen insbesondere eines gemacht: zugehört.
Das Zuhören führt dazu, dass wir enorm viele Anregungen aufgreifen, viele Regierungsmitglieder und Polizeikräfte involvieren und unterschiedliche Themen in Zukunft auch anders bewerten werden. Natürlich war die Form der Proteste nicht immer schmeichelhaft, vor allem dann wenn verdiente Kämpfer der Revolution, wie u.a. auch ich persönlich angegriffen wurden, oder wenn unsere Dialogbereitschaft und Aufrichtigkeit des Dialogs grundsätzlich in Frage gestellt wurden.
Aber deshalb konzentrieren wir uns vor allem auf die konstruktiven Beiträge, also auf die, in denen wir erfahren, wie man Dinge in Zukunft anders, einfacher oder besser machen kann. Wir sind überzeugt, dass wir einen wichtigen Schritt gegangen sind, um mit Euch, den Bürgern, künftig ganz anders im Dialog zu stehen als heute.
Was uns wirklich beeindruckt hat, war zum Einen die Ernsthaftigkeit der Proteste, die an vielen Stellen geführt wurde, zum Anderen die Kreativität. Für uns stellt die dieser aktive Teil der iranischen Gesellschaft, der sich einbringt, der für seine Überzeugungen kämpft, der Inhalte erzeugt, der durch das Internet, durch Mobiltelefonie in die Lage versetzt wird, seinen Protest zu artikulieren und sich mit anderen Menschen zu vernetzen …
an dieser stelle bin ich aufgewacht. zwei dinge haben mich gewundert: erstens, warum träume ich in grossbuchstaben und zweitens, warum träumt carmen hillebrand die gleichen träume wie ich?
hier schrob frau schnutinger:
Seit drei Monaten habe ich ein neues Handy, das HTC Magic mit Internetanschluss. Tolles Ding, mit wenig Knöpfen dran, das ist äußerst praktisch. Mein altes Handy hatte viel zu viele Knöpfe. Zu viele Knöpfe sind nicht gut, da gibt es für mich zu viele Möglichkeiten, versehentlich an ein Knöpfchen zu kommen. Mit dem neuen Handy geht das alles zum Glück leichter, ich erwische immer das richtige Knöpfchen und ich kann die Fotos sogar direkt auf die Plattform Flickr ins Internet hochladen und in mein Blog stellen. So geht mir nichts mehr verloren und meine Handyrechnung beschert mir seitdem auch keine böse Überraschung mehr.
was für ein PR-bullshit an dem aber auch fast gar nix zu stimmen scheint:
naja. vielleicht hat frau schnutinger den blogeintrag ja am 9. juni auf halde geschrieben und die vodafone-presseabteilung hat ihn erst nach 40 tagen fertig redigiert. trotzdem frage ich mich, warum muss PR-gesülze immer die wahrheit so extrem dehnen? warum schreibt frau schnutinger nicht einfach, dass sie jetzt zwar so ein supadupa handy hat, aber nicht dazu kommt es zu nutzen? warum kein wort über den tollen vertrag den sie jetzt hat und vielleicht noch nicht mal bezahen muss? warum schreibt sie nicht darüber, dass ihr diese ollen rollenklischees, mann springt vom hochhaus, frau sitz auf hochhaus und kümmert sich ums kind, auch zum hals raushängen? warum kann man nicht mal einen PR-text veröffentlichen der zumindest ansatzweise etwas mit der eigenen haltung, den eigenen überzeugungen zu tun hat? warum muss PR immer voller geseiher sein?
[nachtrag 21.07.2009]
ich habe mich oben übrigens nicht über frau schnutinger aufgeregt, sondern über ihren PR-text und darüber, dass vodafone und die selbsternannten kommunikationsprofis so einen naiv-blöden milchmädchentext im vodafone-blog durchgelassen haben. wie gut so ein schmu ankommt, sieht man an den kommentaren unter schmutingers schnutingers beitrag. dass nico lumma und carmen hillebrand sich noch bis spät in die nacht um schadensbegrenzung in den kommentaren bemühten, finde ich übrigens sehr bemerkenswert.
frau schnutinger meint hier in den kommentaren, dass es für den artikel kein geld gab, sie sich vodafone aber „verpflichtet“ fühlte. ausserdem meinte sie in einem kürzlich von ihr gelöschten blogartikel, dass sie eigentlich nicht die quotenmutti sein wolle, den beitrag dann aber nicht wegen des kampagnen-kritischen tenors gelöscht habe, sondern weil sie den artikel im nachhinein nur „mittelprächtig“ und selbstmitleidig fand, aber nichtsdestotrotz natürlich weiterhin zu den dort getätigten und gelöschten aussagen stehen würde. ausserdem erklärt sie hier in den kommentaren, dass sie sehr wohl fotos (von ihrem kind) auf flickr hochgeladen hätte, die aber „mit Beginn der Kampagne (verständlicherweise) rausgelöscht“ hätte (versteh ich übrigens nicht; sind kinderbilder auf flickr gefährlicher als kinderbilder im kino, auf plakaten, kampagnenwebsites oder auf youtube?).
kurz, die naivität mit der frau schnutinger sich hier in den kommentaren um kopf und kragen redete, deutet tatsächlich auf eine gewisse authentizität von frau schnutinger und ihrem werbetext hin. oder anders gesagt, auch wenns schwer zu glauben ist, die ist echt so. und genau deshalb tut es mir jetzt auch ein bisschen leid den text aufgegriffen zu haben.
[nachtrag 10:05]
schnutinger hat die nase voll und hört auf zu bloggen und zu webzwonullen. ich weiss nicht was mich mehr umhaut. dass jemand der sein gesicht und das gesicht seines kindes für eine bundesweite mega-kampagne hergibt sagt, sie halte öffentlichkeit nicht so gut aus oder dass die, die frau schnutinger zu dem vertrag überredet haben, ihr nicht erklärt haben was so eine kampagne bedeutet. und warum stellt sich jetzt niemand, wenigstens ein bisschen schützend vor sie?
[nachtrag 11:30]
warum sagt mir das denn keiner? das baby mit dem frau schnutinger in der kampagne posiert ist ein fake gar nicht ihr baby. es ist ein leihbaby. dann isses natürlich auch irgendwie alles verständlich.
[nachtrag 22.07.2009]
lesenswert finde ix folgende kommentare zum thema:
aber im gegenteil zu den heute-nachrichten sehr sehenswert.
Werbeleute sind dennoch fasziniert von der Möglichkeit, in ein soziales Netz einzudringen, das auf vertrauen basiert, und dieses Netz für kommerzielle Zwecke zu nutzen. Dabei vermischen sie das Geschäft mit dem Sozialen.
duncan watts, soziologe, über mundpropaganda, brandeins 07/09, seite 122
wir haben einen start gemacht. und zwar keine social media kampagne, sondern social media als herz der kampagne, als dauerhafte angelegenheit, die auswirkungen auf die gesamte firma haben wird.
nico lumma, sozialarbeiter bei scholz und friends über die vodafone-kampagne, beim surfguard in den kommentaren
Schaut man genau hin, unterscheidet sich die Kommunikation im Internet wenig von denen, die schon immer gegolten haben: Relevant muss es sein. Höflich, transparent, verbindlich muss es sein. Jeder Missbrauch wird dazu führen, dass sich Menschen abwenden.
peter figge, geschäftsführer der agentur tribal DDB hamburg, brandeins 07/09, seite 126
Neu ist der öffentliche Druck, der mich zur Glaubwürdigkeit meiner Aussagen und Produktqualität zwingt und das Tempo, in dem meine Versäumnisse für mich zum Problem werden können. Die neuen Öffentlichkeiten sind nicht naiv. Sie bemerken, was nicht authentisch und was nicht von Dauer ist.
georg kolb, „experte“ für soziale medien von pleon, brandeins 07/09, seite 127
Auch Agenturen müssen sich grundlegend ändern. Noch mehr als früher kommt es darauf an, den richtigen Ton, das richtige Thema und den richtigen Kanalmix zu finden. Wir müssen größere Ohren bekommen und können so letztlich sogar einen Beitrag für die Marktforschung und Produktentwicklung leisten. […] Es reicht nicht mehr aus, punktuelle Kampagnen zu führen und Botschaften zu wiederholen, bis der Arzt kommt. Im asymmetrischen Wettbewerb des Internets müssen sich Marken als intelligente Sozialwesen beweisen, ohne zu nerven.
vincent schmidlin, geschäftsführer bei der werbeagentur scholz und friends, brandeins 07/09, seite 128
Werbung ist mir inzwischen viel zu kommerziell geworden.
sascha lobo, frisuren-vermarkter
eine ganz besondere software muss das sein, über die oliver scheiner für meedia hier berichtet eine pressemitteilung umformuliert hat ein bisschen DPA-werbung weiterverbreitet.
diese software kann „Text-Diebe“ aufspüren, behauptet scheiner im titel und im anreisser schreibt er, dass sie „Inhalte“ vor „Missbrauch“ schützen solle.
„Attributor“ spürt für dpa Text-Diebe auf
Die Deutsche Presseagentur macht mobil gegen Online-Piraterie. Ihren Kunden bietet die dpa künftig ein entsprechendes Dienstleistungs-Angebot: die Attributor-Plattform. Mit der weltweit führenden Lösung für die Auswertung von Inhalten im Internet, will die Agentur Inhalte ihrer Partner vor Missbrauch im Web schützen. (original blabla hier)
das weckt jetzt beinahe meinen sportlichen ehrgeiz, einfach mal einen DPA-text „missbrauchen“ und gucken ob die software, wie malte von trotha, vorsitzender der dpa-geschäftsführung behauptet, die texte dann davor „schützt“. als test werde ich diesen DPA-text mal missbrauchen:
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dem text habe ich, wie man sieht, insofern missbraucht, als ich ihm alle buchstaben entzogen habe. ausserdem habe ich den text eben einmal augedruckt und zum abwischen eines kleinen auswurf-maleurs auf meinem schreibtisch benutzt (ich laboriere seit dem wochenende an einer mehr oder weniger schweren erkältung). auf einem weiteren ausdruck habe ich die quellenangabe „DPA“ einfach durchgestrichen und „IX“ drübergemalt und unten „mit freundlichen grüssen, felix schwenzel“ druntergeschrieben. wahrscheinlich haben bei der DPA-textmissbrauchs-task-force im DPA-textschutz-center schon ein paar alarmglocken geläutet.
ich bin gespannt wann ich aufgespürt werde.
→ weiterlesenix hätte noch tape übrig.
bei vodafone hat man sich offenbar nico lummas rat zu herzen genommen und versucht jetzt so viele fehler wie möglich zu machen, um daraus irgendwann mal was zu lernen. oder eben auch nicht. ich bin ehrlichgesagt erschüttert wie verlogen und hochmütig man beispielsweise in den letzten tagen im neuen vodafone-blog auf die reaktionen auf die desaströse pressekonferenz („LivePK“) reagiert. zum beispiel dieser unfassbare basta-darüber-wollen-wir-nicht-diskutieren und zwischen-das-familienministerium-und-vodafone-passt-kein-blatt-artikel von alexander panczuk. [nachtrag] udo vetter hat das, wie ich finde, passend kommentiert.
oder diese reaktion von pressprecher thorsten höpken auf die einwände, dass vodafone für die zielgruppe (hochlader!) keine attraktiven tarife bieten würde. er schreibt:
Unser Daten-Tarife deckt derzeit schon eine breite Masse an Nutzungsszenarien ab.
das ist grammatikalisch fragwürdiges marketingsprech für: unser daten-tarif-angebot ist unübersichtlich, hochpreisig und für die meisten nutzer unattraktiv. zwischen den zeilen kann man aber auch herauslesen, das soll vorerst auch so bleiben:
So kommen aus unserer Erfahrung die meisten Kunden, die unsere Daten-Flatrate verwenden, mit deutlich weniger als 5 GB Datenvolumen pro Monat aus und werden nichts von der Bandbreitenreduzierung spüren. Aber ein geringer Teil unserer Kunden nutzt eine solche Daten-Flat so intensiv, dass er ein vielfach höheres Daten-Volumen verursacht. Ohne Bandbreitenreduzierung würden Sie die Servicequalität in den betroffenen Zellbereichen für alle Teilnehmer verschlechtern. Wir haben uns bewusst nur für eine Bandbreitenreduzierung und nicht für eine Volumen-Beschränkung entschieden, um unseren Kunden die bestmögliche Netzperformance zu einem attraktiven Preis zu ermöglichen.
es hört sich logisch an, dass man kunden, denen man eine daten-„flatrate“ verkauft, diese nach 5GB verbrauch drosselt — zum wohle aller kunden. nur ist die begründung hart an der grenze zur lüge mit integrierter nebelkerze. wie nutzt man denn so eine 5GB datenflatrate? wenn ich per UMTS surfe, kann ich mit voller kraft segeln. sprich, in der zelle in der mein telefon eingeloggt ist, kann ich die volle bandbreite nutzen die mir die zelle zugesteht und die meine hardware ermöglicht. die „servicequalität“ für andere nutzer wird durch meine nutzung tatsächlich eingeschränkt, denn je mehr nutzer in einer UMTS-zelle surfen, desto weniger steht für alle zur verfügung. also findet diese verschlechterung der „servicequalität“ so oder so statt und zwar umso schlimmer, je schlechter das UMTS-netz ausgebaut ist. solange ich die mir zugestandenen 5GB wegsurfe, behindere ich also alle nutzer in meiner zelle.
wenn es also stimmer würde was höpken sagt, dass die drosselung der erhaltung der „servicequalität“ dient, dann müsste am monatsanfang, wo alle „flatrate“-kunden ungehindert surfen können, das vodafone-netz total in den seilen hängen und sobald die drosselung einsetzt, sich langsam wieder erholen.
was mich auch wundert: wenn aber tatsächlich nur „ein geringer teil“ der vodafone-kunden „eine solche Daten-Flat“ überhaupt intensiv nutzt, warum dann die beschränkung auf 5 GB? laut höpken kommen die „meisten Kunden“ doch mit deutlich weniger als 5GB aus?
besonders bezeichnend ist, dass vodafone die verminderung der servicequalität für alle „Teilnehmer“ in „betroffenen Zellbereichen“ in kauf nimmt, wenn ein „störer“ einen bestimmten datentarif wählt oder bei volumentarifen kräftig draufzahlt. klingt zwar unlogisch, dass man andere behindern darf (oder kann), wenn man einen bestimmten tarif wählt, ist aber im prinzip das was thorsten höpken unterm strich sagt: die daten-drosselung dient der maximierung des profits.
ich halte das vodafone-argument mit der aufrechterhaltung der „servicequalität“ für genauso verlogen, wie das von t-mobile (und vodafone), dass eine skype-nutzung (ohne teure sondertarife) die netz- oder servicequalität einschränken würde. es geht dabei nicht um servicequalität, sondern ums geschäftsmodell. andererseits kann es natürlich auch sein, dass das vodafone UMTS-netz so schlecht ausgebaut ist, dass man vielsurfer mit hohen preisen und unattraktiven konditionen fernhalten muss.
Für’s Surfen auf dem Handy bieten wir für 9,95 EUR p.m. eine Daten-Flatrate ohne Bandbreiten-Limitierung an. Vodafone bietet z.B. mit dem Pocket Volume oder MobileConnect L Daten heute schon Daten-Tarife an, die eine VoIP-Nutzung zulassen. Noch in diesem Jahr planen wir die Einführung weiterer Tarifoptionen, die VoIP erlauben.
mit dem tarif für 9 euro 95 scheint thorsten höpken diesen tarif zu meinen: InternetEntertain Flat. tatsächlich steht im kleingedruckten nichts von einer volumenbeschränkung. im kleingedruckten steht aber:
Die Vodafone InternetEntertain Flat gilt nur für das Surfen im deutschen Vodafone-Netz auf http-basierten Internet-Seiten und nur für von Vodafone zertifizierte Clients jeweils über den APN wap.vodafone.de. Sie brauchen ein Internet- und E-Mail-fähiges Handy, um die Tarifoption zu nutzen und dürfen sie nur mit dem Handy ohne angeschlossenen Computer nutzen.
die c’t nannte diese angeblichen „flatrates“ in ihrer letzten ausgabe „mogelpackungen“:
Andere Flatrate-Tarife gelten nur für bestimmte Zugangspunkte (APN, Access Point Name), die ausschliesslich HTML über Port 80 und den Zugang auf das — meist mäßige — Portal des Providers gestatten. So umfassen etwa viele Vodafone-Angebote nur Flatrates über den für viele Internet-Dienste nutzlosen APN „wap.vodafone.de“. Surft man über „web.vodafone.de“, der vollen Internetzugang bietet, wird es mit 20 Cent pro 10KByte-Block extrem teuer. Wer nur mit dem Handy surfen möchte, kann hier zugreifen, doch zeitgemäß sind solche — oft als Internet-Flatrate gepriesenen — Mogelpackungen nicht. (c’t 15.2009 vom 6.7.2009,seite 78)
ich frage mich woher man von vodafone „zertifizierte Clients“ fürs surfen herbekommt. achso. kann man dowloaden. irgendwo. wenn man glück hat auch für sein telefon.
die „MobileConnect L Daten“-tarifoption (warum verlinkt thorsten höpken die nicht?) kostet mit 300MB (pah!) inklusiv-volumen 20 euro im monat oder als 5GB-pseudo-flatrate 35 euro. in der flatrate version darf man die „Karte […] nicht für Voice over IP, Instant Messaging und Peer-to-Peer-Verbindungen nutzen“. das geht nur in der L-version, die pro verbrauchtem megabyte das monatlich über 300 MB hinausgeht ungefähr 50 cent kostet. das heisst, mit dem „MobileConnect L Daten“-tarif kann man tatsächlich 6 oder 10 GB pro monat (oder mehr) verbrauchen und sogar VoIP machen. für knapp 2900 euro (6GB) oder 4870 euro (10GB)*. klasse angebot!
den tarif „Pocket Volume“ schau ich mir in meinem nächsten leben an, das studium des „MobileConnect L Daten“-tarifs hat mich bereits jetzt an die grenzen meiner leistungsfähigkeit gebracht.
Noch ein Hinweis zu unseren Sprachtarifen für “…herkömmliche Kommunikationsmedien…”. Vertragslaufzeiten von 24 Monaten machen es möglich, dass Handys ab 1,- EUR angeboten werden. Wer auf ein neues Handy verzichten kann, sollte sich mal unsere Vodafone SuperFlat im Online-Shop anschauen. Den Laufzeit-Tarif gibt es in den ersten 6 Monaten schon für 14,95 EUR p.m. (24 x 5,- EUR Online-Vorteil mit eingerechnet). Und darin enthalten ist nicht nur die Telefon-Flat in das deutsche Vodafone- und Festnetz, sondern neuerdings auch eine kostenlose Fremdnetz-Flatrate wahlweise ins T-Mobile-, O2- oder e-plus-Netz für 12 Monate.
da auch vodafones vertragstarife ohne handy alle mindestens 24 monate laufen, scheint die vertragslaufzeit nichts mit subventionierten handys zu tun zu haben, sondern damit, die leute möglichst lange im vertrag zu halten. manchmal scheint es, als ob es der job eines pressesprechers ist, die kundschaft möglichst freundlich zu verarschen.
weiter im text, zur „super flat“, die eigentlich „mikrig flat“ heissen sollte: im grossgedruckten der „super flat“ steht, sie koste 14 euro 95 monatlich, im kleingedruckten (hellblau auf dunklem hellblau) kann man lesen, dass die ersten 6 monate 19 euro 95 kosten, die nächsten 18 monate dann 29 euro 95. da man für die ersten 24 monate aber eine fünf-euro-„gutschrift“ bekommt („Online-Vorteil“), kosten also die ersten sechs monate tatsächlich 14,95, die nächsten 18 monate 24,95 und nach ablauf von 24 monaten kostet der tarif dann 29,95 euro. über die vertragslaufzeit von 24 monaten, inklusive „anschlusspreis“ kostet einen dieser angebliche 14,95-vertrag dann also im schnitt 23,49 euro pro monat (plus gesprächskosten, da nur fest- und vodafone-netz dauerhaft „flat“ sind). vergisst man ihn rechtzeitig zu kündigen, beträgt der durchschnitt der monatlichen grundkosten über 48 monate 26,72 euro.
statt generation „upload“ wäre generation „spreadsheat“ oder „fine print“ mal ein passender vodafone-werbespruch.
nicht dass das t-heater auf vodafone beschränkt wäre, volker weber hat „unglaublich bescheuerten“ t-mobile vertragskappes aufgeschrieben. dabei wäre es doch so einfach: „Macht doch einfach gescheite Produkte“, statt zu reden, wie mitglieder „einer kalifornischen Erlösungssekte oder baron münchhausen.
ehrlichgesagt finde ich aber mittlerweile gefallen an diesem „dialog“ mit vodafone. jedesmal, wenn einer der pressesprecher oder „referenten“ flachgeklopftes, auf täuschung ausgelegtes und inhaltleeres marketing- oder polit-gesülze ins blog kippt, einfach mal genauer anzugucken was man in einer konzernzentrale unter „dialog“ versteht und zu prüfen was von dem gesagten überhaupt stimmt und was davon reine glatteisrhetorik ist. macht echt spass. ich glaub ich mach das jetzt regelmässig.
*) (10GB - 300MB) * 0,49€ = (10240MB - 300MB) * 0,49€ = 4870,60€
das 2DF konnte afrika als neuen nachrichtensprecher verpflichten.
mehr zum neuen „heute“-studio beim fernsehlexikon.
ix lese gerade „american gods“ von neil gaiman. sehr empfehlenswert!
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gestern hat nico lumma gesagt er fände den vodafone spot „super“ und angekündigt „später“ was dazu zu schreiben. heute hat er was geschrieben, aber leider weder etwas gesagt, noch erklärt warum er den spot „super“ findet. und da vodafone und scholz und friends neuerdings den dialog „richtig entwickeln“ wollen, lass ich mich nicht lumpen und versuche mal nicos artikel zu übersetzen. für den dialog.
die meetings gestern und heute waren ziemlich anstrengend. rivva, die blogs und twitter sind voll mit negativem feedback, deshalb verlinke ich es lieber nichts davon, aber da ich einer der verantwortlichen für dieses desaster war versuche ich mal um ein bisschen verständnis für unser verfahrene situation zu werben.
Aber fangen wir mal von Vorne an. Vor ca. drei Monaten haben wir den Pitch um den Werbe-Etat von Vodafone Deutschland gewonnen. Unser Konzept ist in vielen Meetings, endlosen Gesprächen und aus vielen verworfenen Ideen entstanden, und zwar als eine orchestrierte Kampagne, also unter Zuhilfenahme vieler Instrumente, die eine große Kommunikationsagentur zu bieten hat. Uns war früh klar, dass der Kunde von Vodafone im Mittelpunkt stehen soll und damit ebenfalls klar, daß das Thema Zuhören eine große Rolle spielen muß, bei allem Monolog, der bei einer klassischen Kampagne dazugehört. Wir haben uns entschlossen, Social Media nicht nur als ein Teil der Kampagne zu etablieren, sondern als Taktgeber der Kampagne in den Mittelpunkt zu rücken. Daraus resultiert ein komplexes Kampagnengesamtkonzept, um es mal vorsichtig zu formulieren.
vor drei monaten haben wir mit übergeigten versprechungen und viel marketing-gesülze den irre grossen werbe-etat von vodafone deutschland gewonnen. wir haben irre lange diskutiert und geknobelt wie man die sache aufziehen kann. nach all den meetings, gesprächen mit selbsternannten experten und brainsstormings waren wir zwar genauso ahnungslos wie vorher und haben uns gedacht, dass das eh egal ist, solange wir richtig kräftig auf die scheisse hauen und einfach aus allen rohren schiessen. wichtig war uns, dass vodafone zu jedem zeitpunkt das gefühl hat die volle kontrolle zu haben und dass der kunde der überzeugung ist, dass ein neuer anstrich ihn aus seiner aktuellen misere befreit. um dem kunden den eindruck zu vermitteln dass wir wissen wovon wir reden, haben wir ihn drei monate lang mit web2.0-marketing gesülze eingeseift und daraus ein „konzept“ mit vielen englischen klingenden buzzwords gebastelt.
Kaum ist es Anfang Juli und schon sind wir so weit, dass der klassische Part der Kampagne starten kann. In den vergangen 2 1/2 Monaten haben wir einen extrem umfangreichen Markenauftritt umgesetzt, der einen TV-Spot, verschiedene Ableitungen davon, ebenso etliche Plakat- und Print-Motive umfasst, sowie unzählige Online-Werbemittel, eine Microsite mit Integration vieler Social Media Elemente, Plakate für die 3600 Shops, 5 Brandtrucks für die Schulung der 15.000 Mitarbeiter in den nächsten Monaten, ein umfangreiches Shooting mit tausenden Motiven, den Claim “Es ist Deine Zeit” und und und.
wir haben uns zeitlich total verschätzt und mussten ackern wie die blöden, damit alles anfang juli hübsch aussieht. mit den vielen neuen bunten bildchen konnten wir erfolgreich verhindern, dass der kunde sich mit unserem leider völlig unausgegorenen konzept auseinander setzte. wir haben ohne ende hübsche kulissen gebaut, buzzword-trainings-heftchen für die mitarbeiter geschrieben und und vodafone mit hübschen bildchen, im wahrsten sinne, zugeschissen.
ausserdem haben wir versucht ein paar blogger die wir kannten mit „testgeräten“ milde zu stimmen und auf allen uns zur verfügung stehenden kanälen leute dazu aufgerufen über einen unserer drehs für den neuen spot zu berichten. ausserdem haben wir die pressetante davon überzeugt, ihre pressemitteilungen künftig auch in ein blog, myspace, studivz und facebook zu kippen. um den kunden oder den potenziellen kunden den eindruck zu vermitteln, vodafone sei kein gigantischer bürokratischer moloch, bei dem die rechte hand nicht weiss was die linke hand tut, hatten wir die idee, dass die pressesprecherin carmen hillebrand alle ihre blogeinräge mit ihrem foto verziert. dass, so dachten wir uns, verleihe vodafone vielleicht sowas wie ein menschliches antlitz.
Der TV-Spot, bei Werbern nur knapp “der Film” genannt, ist letztlich eine Hommage an alle die, die etwas machen, die kreativ sind und die aktiv die Möglichkeiten des Netzes für sich nutzen und andere dabei involvieren. Der Film wird ebenso wie die Micrositees-ist-deine-zeit.deam Samstag gestartet und dann kann man auch sehen, wie alle Elemente der Kampagne ineinandergreifen, warum wir die Protagonisten so ausgewählt haben, das es eine gemeinsame Klammer gibt und das der Brand Refresh für Vodafone auf einem soliden Fundament steht.
über den missratenen werbespot möchte ich jetzt nicht reden. meine meinung zu diesem irre teuren und leider total verhunzten anwanzversuch kann ich leider nicht offen sagen, nur soviel: wir wollten den „onlinecommunitybenutzern“ schmeicheln, ihnen den eindruck vermitteln, dass sie irre wichtig sind. das hat mit den geschenkten handys immer gut funktioniert. auch wenn der spot leider scheisse geworden ist, möchte ich doch betonen, dass wir uns echt mühe gegeben haben. nach dem ganzen arschaufreissen, den sizungsmarathons und hin und her fliegen war ich nervlich so durch, dass ich mir irgendwann einbildete, wir hätten tatsächlich ein überzeugendes konzept gefunden. irre was stress so mit einem macht.
Wir haben einen Begriff geprägt, die Generation Upload, um zu beschreiben, was wir online gerade sehen: immer mehr Leute machen mit, erstellen Inhalte, teilen diese Inhalte mit Freunden, verändern ihre Art der Online-Nutzung und haben letztendlich eine Haltung, die deutlich macht, das sie das Netz nutzen, um zu machen. Wir haben als erstes Produkt für die Generation Upload eine Applikation entwickeln lassen für Android und Blackberry, die die einfache Nutzung von Twitter, Facebook und MySpace ermöglicht.
die vorgabe von vodafone lautete: „macht irgendwas damit die kunden nicht mehr alle wegen dem scheiss iphone zu t-mobile laufen.“ als dieser komische spon-journalist sich dieses „generation C64“ ausgedacht hatte, fiel uns auf, dass dass genau die leute waren die vodafone als kunden binden wollte. also war die zielgruppe klar. nur wie sollten wir sie nennen ohne allzu politisch zu werden? „onlinecommunitybenutzer“ hätte ich lustiger gefunden, aber ironie versteht ja niemand, die „generation download“ ging nicht, downloads will vodafone nicht, da geht das netz, wie bei skype, in die knie. „generation upload“ war nichtssagend genug. ausserdem wollte vodafone noch ein programm für android- und blackberry-telefone, wo sie ihr logo fett draufsetzen können.
bei vodafone und bei scholz und friends finden alle das internet scheisse. macht nur ärger. ich laber mir seit monaten nen wolf um wenigstens ansatzweise verständnis für die potenziale des internets zu wecken. leider kamen am ende meiner bemühungen lediglich ein paar lieblos geführte twitter- und facebookaccounts raus. aber ich bin optimistisch, in zwei drei jahren werd ich sicher noch ein paar von den schnarchnasen zu begeisterten internet-benutzern machen.
Der Startschuß für den klassischen Teil der Kampagne war die LivePK vom Mittwoch, die als Novum live im Netz übertragen und via Facebook kommentierbar gemacht wurde. Sicherlich hätte einiges besser sein können, insbesondere was die Dramaturgie und die Ausprägung des Dialogs mit den Usern angeht, aber aus Fehlern lernt man bekanntlich. Der Weg, dies im Netz zu tun, war konsequent richtig und auch hier steht das Zuhören wieder im Vordergrund. In der Spitze nahezu 2000 parallele Abrufe, dazu knapp 2200 Kommentare, viele Fragen und über 300 registrierte Teilnehmer bei Facebook sprechen da eine deutliche Sprache, von der Resonanz auf Twitter und in den Blogs ganz zu schweigen.
das timing und die durchführung für die pressekonferenz war unterirdisch. wir wussten, dass uns das unsere marketing-sprüche, die leeren versprechungen (an denen unsere texter monatelang gearbeitet haben) um die ohren gehauen werden würden. aber was willste machen? der termin stand nunmal fest. allerdings war ich selbst dann doch überrascht wie negativ der spot und die pressekonferenz aufgenommen wurden, ich hatte ehrlichgesagt mit ein bisschen milde der twitterer und blogger gerechnet, wenn man lauter bekannte und sympathische gesichter aus deren reihen auf die bühne stellt. immerhin können wir dem kunden das desaströse feedback als „überwältigende“ resonanz verkaufen. das witzige ist ja, die glauben uns das!
Ist das Aufgreifen von Bloggern in einem klassischen TV-Spot und die Nutzung des Themas Generation Upload jetzt der Ausverkauf der Blogosphäre, das Ende der Unschuld und der Sieg des Kommerzes in jedem Lebensbereich? In keinster Weise. Das wurde auch schon bei den Opel-Bloggern vor vier Jahren geschrieben und ehrlich gesagt habe ich danach nicht festgestellt, dass dadurch ein Ausverkauf der Blogs stattgefunden hat. Im Gegenteil, die Blogs sind mittlerweile ein fester Bestandteil des Online-Mixes geworden, sogar in Deutschland. Der Brand-Refresh von Vodafone baut darauf auf, daß es eine funktionierende Blog-Landschaft in Deutschland gibt, daß Protagonisten vorhanden sind, die Dinge bewegen wollen, daß Unternehmen vom Wisdom of the Crowds lernen können und daß ein Dialog mit Zuhören startet.
wie gesagt. auf unsere konzeptlosigkeit, den altbackenen, unwitzigen und ziemlich peinlichen spot will ich nicht weiter eingehen, zumal ich von anfang an gegen den spacken der vom hochhaus springt war. die grinsebacken aus dem modelkatalog wollte ich auch verhindern, konnte aber niemanden davon überzeugen, wie blöd das am ende wirkt. den lobo wollten wir eigentlich im zug filmen, aber in der ersten klasse war die drehgenehmigung zu teuer. was ich eigentlich sagen will: auch wenn ich es die letzten fünf jahre nicht geschafft habe, aber ich bin der festen überzeugung, blogs sind ein 1A-marketing-instrument und man kann mit blogs richtig gut kohle verdienen. bin ich überzeugt von.
So.
meine meinung.
an schlechte werbung haben wir uns alle gewöhnt. sie ist allgegenwärtig. wenn sie besonders schlecht, doof formuliert oder spackig ist fotografiere ich sie und versuche mich darüber lustig zu machen. ansonsten bilde ich mir ein, sie einigermassen gut ausblenden zu können und sie online dank werbe- und flash-blockern gar nicht erst wahrzunehmen. manchmal gewinnt die werbung den kampf um aufmerksamkeit, es gibt leute, die füllen ganze weblogs mit schlechter werbung, ich freue mich manchmal über besonders bescheuerten spam und wenn werbung witzig oder ästhetisch überragend ist, schenke ich ihr sogar gerne meine volle aufmerksamkeit.
manchmal versucht werbung sich direkt an mich zu wenden, indem sie gesichter oder stimmen von personen verwendet die ich kenne oder gut finden könnte. das nennt man dann „testimonial“. das testimonial soll dann von seinem image oder seiner sympathie auf die marke abstrahlen.
wenn also vodafone jetzt mit sascha lobo, frau schnutinger und ihrem baby daherkommt und im hintergrund des werbespots robert basic und kosmar zu erkennen sind und die werbefuzzis von einer „generation upload“ labern fühle ich mich angesprochen. man kann da sicherlich strategisches kalkül vermuten. heute mittag habe ich vodafone dann den gefallen getan und dem neuen spot meine aufmerksamkeit geschenkt. hier isser.
was sieht man da? einen debil grinsenden und schlecht singenden typen der von einem hochhaus springt, eine mutti mit ihrem baby vorsingt, dass es mal königin sein wird, einen dürren, wild hampelnden skandinavier, der mit einem sehr grossen mund, sehr schief singt, einen bärtigen mann mit einer grossen sonnenbrille der sich mit gereckter faust über eine startende rakete freut, einen mann im jacket und einem irokesen der ein telefon in der hand hält und mich ansieht und „we the people“* „We can beat them“ sagt und mich danach aus einem bus ansieht, einen hund der aussieht als müsse er kacken und auf einem skateboard steht, drei sehr junge menschen mit skateboards und kopfbedeckung, ein kind das würfel stapelt und mich danach anstarrt, zwei als astronauten verkleidete menschen die an seilen von der decke hängen, eine ältere dame die so tut als sänge sie und sich rhythmisch vor einem bildschirm bewegt, junge leute die durch berlin mitte laufen und in einem bus sitzen und debil grinsen und telefonieren, einen luftgitarrenspieler, einen typen im anzug der schreit und dem aus einem unerfindlichen grund zugejubelt wird und am ende eine menschenmenge, die die arme in die höhe reisst und sich über irgendetwas lauthals freut.
diese art spot habe ich bereits mehrere tausend mal gesehen. zuerst in den späten achziger jahren, als lagnese eis-werbung. motto; ganz normale menschen wie du und ich, nervige musik, tanzen, fertig. das gleiche folgte in unendlichen variationen, mal mit schöneren, mal mit weniger schönen menschen: werbung für barcadi, becks, campari, coca cola, C und A — immer das gleiche motto: vermeintlich coole leute, die sich im rhytmus der musik bewegen und am ende ein marken-logo.
und jetzt der gleiche müll nach einem mindestens 30 jahre alten rezept mit ein paar bloggern und vermeintlich „normalen“ leuten? das soll vodafone 2.0 sein?
damit soll ich mich identifizieren? mir kommt das vor, als ob mich jemand blöd von der seite anlabert und mir weiszumachen versucht du stehst doch auf sowas, mit sowas kannste dich doch identifizieren?
die blogs, twitter und die kommentarspalten sind voll mit schadenfreude und verwunderung. motto, wtf, was soll der scheiss? ist es das was vodafone mit 200 millionen euro ein zweisteligen millionen-budget(*) erreichen will? aufmerksamkeit, gerne auch negativ, oder hat die werbeagentur scholz and friends vielleicht sogar gedacht so ein emotional überdrehter kram könnte bloggern, twitterern oder den berüchtigten „onlinecommunitybenutzern“ gefallen?
ich kann mir niemanden vorstellen der sich von diesem pseudo-emotionalen, ästhetisch und musikalisch völlig uninspiriertem kreativabfall angesprochen fühlen könnte. teletarif.de nimmt bereits das wort „fiasko“ in den mund und fragt: „Anbiedern bei der Internet-Community – der richtige Weg für Vodafone?“
besonders peinlich finde ich einen bekennenden iphone-fan und t-mobile-kunden wie sascha lobo auf ein vodafone plakat zu kleben, in einem bus (!), obwohl jeder der ihn kennt weiss, dass sascha nur in äussersten notfällen in einen bus oder eine tram steigt und das einzige öffentliche verkehrmittel das er benutzt taxen sind. davon abgesehen, dass das hintergrundbild, das offenbar berlin darstellen soll, auch noch wie von einem praktikanten mit microsoft paint einmontiert aussieht und sascha lobo ein bisschen wie zonen-gabi im glück mit seinem ersten hanuta wirkt, scheint mir diese kampagne doch sehr lieblos zusammengestückelt.
nichts passt zusammen, die vermeintliche zielgruppe lacht sich kaputt und selbst der online-vermarkter fragt sich, wann vodafone jetzt dem vollmundigen versprechen der „generation upload“ etwas bieten zu können, „konkretes“ folgen lässt:
Die «Generation Upload», das steht heute schon fest, könnte man auch «Generation Kein-Blatt-vor-den-Mund» nennen, denn Sie hat aus Sicht von Unternehmen auch die schlechte Eigenschaft, dass sie sich nur ungern verarschen lässt. Daher muss Vodafone jetzt Konkretes folgen lassen, wenn sie es ernst meinen, sonst geht der Schuss nach hinten los. Denn wirklich passende Angebote für die «Generation Upload» fehlen bislang.
ich weiss ja nicht ob es eine gute strategie ist, ein produkt das offensichtlich mängel hat oder zumindest für die anvisierte zielgruppe enorm unattraktiv ist, bunt anzumalen, sich damit bei der zielgruppe lächerlich zu machen und dann auch noch ein testimonial zu nutzen, dass die produkte der konkurrenz vorzieht, statt erstmal, klar und deutlich, das produkt selbst zu verbessern.
oder ist es heutzutage in der aufmerksamkeitsökonomie doch so, je peinlicher desto erfolgreicher?
ausserdem (wird laufend aktualisiert):
[*) nachtrag 11.07.2009]
olaf kolbrück korrigiert seine schätzung des vodafone budgets unten in den kommentaren:
Bei den 200 mio handelt es sich um den geschätzten! globalen Media-Etat. Der Deutschlandetat wird im mittleren bis oberen zweistelligen Millionenbereich liegen.
ich korrigiers es hier nochmal so explizit, weil die FAZ es auch falsch von olaf kolbrück übernommen hat und ich mir nicht nachsagen lassen will genauso schlampig wie die FAZ zu sein.
wie heisst das gegenteil von misanthropie nochmal? zumindest ist dieser text von svenk das gegenteil von misanthrop. na gut ein bisschen hacken-treten ist schon in den text eingewoben. trotzdem schön — oder genauer: dings.
[schöne eigenwerbungstexte textet er übrigens auch gerade.]
heute war ich auf einer veranstaltung die sich „Lebe lieber digital. Was bleibt im Internet privat?“ fragte. die antwort lautete nach andertalb stunden: kommt drauf an, aber eigentlich bleibt alles privat was man nicht veröffentlicht. abgesehen natürlich von den telekommunikations-verbindungsdaten die der staat im grossen stil und auf vorrat sammeln lässt, aber darüber wurde nicht geredet. na gut es wurde doch kurz drüber geredet, als die frage nach einer stunde aus dem publikum kam und peter schaar gehen musste. aber wirklich über vorratsdatenspeicherung reden wollte der moderator kai biermann nicht, weil, wie er sagte, diverse verfassungsgerichtsurteile anhängig seien und es eh niemand da sei, der dazu etwas sagen könne.
es wurde auch nicht darüber geredet, warum die die verschärfung des datenschutzgesetzes durch erfolgreiche lobby-arbeit, unter anderem der zeitungsverleger, abgeschwächt wurde. ein bisschen wurde darüber geredet, dass peter schaar google dazu gebracht habe, IP-adressen nicht mehr auf unbestimmte zeit zusammen mit den suchanfragen zu speichern, sondern nur noch ein paar monate. es wurde darüber geredet, dass man dank peter schaar daten und bilder seines hauses aus google-earth und -streetview löschen lassen könne. oder über studien des hans-bredow-insituts und wie sorgsam parship die privaten daten seiner nutzer schützt und dass stefan niggemeier ärger mit dem berliner datenschutzbeauftragten hatte.
eher langweilig. nach dem abend heute könnte man denken, privatheit wäre ein völlig unkontroverses thema.
das interessanteste heute abend war mein fussweg vom checkpoint charlie zum bahnhof friedrichstrasse:
ich mag transparenz. bei der piratenpartei kann man alle möglichen sitzungsprotokolle von ortsverbandssitzungen oder bundesparteitagen in wikis verfolgen, der parteitag wurde live gestreamt, in aller seiner chaotischen und ungeschönten pracht.
nachdem sich nun am piratenpartei-mitglied und funktionär bodo thiesen so eine art „sturm aus scheisse“ entfacht hat, versucht der vorstand ohne scheisse am revers aus dem sturm herauszukommen, indem er sich von bodo thiesen „distanziert“:
Durch die erneut laut gewordene Kritik innerhalb der Partei sowie in der Blog- und Twittersphäre hält der Vorstand eine noch klarere und deutlichere Distanzierung für nötig. Sollte Bodo Thiesen dieser Aufforderung nicht binnen 24 Stunden nachkommen, wird der Bundesvorstand die entsprechenden Maßnahmen ergreifen.
„entsprechenden Maßnahmen“? das ist alles andere als kristallklar. ist es vielleicht eine „entsprechende Maßnahme“ sich erneut deutlich von bodo thiesen zu distanzieren? will der vorstnd ihm vielleicht den erhobenen zeigefinger zeigen? schimpfen? bodo thiesens eltern anrufen?
was ist daran so schwer, klar, einfach und transparent zu sagen, wenn sich bodo thiesen nicht von seinen wirren gefasel distanziert, wird er aus der partei ausgeschlossen?
[mehr dazu und auch ein video von bodo thiesens peinlicher „rechtfertgung“ auf dem #bpt09 bei malte welding.]
da hab ich doch sehr gelacht, politplatschquatsch schreibt:
„Der Papst“,analysiert die Illustrierte „Spiegel“, „hat offensichtlich das Vertrauen in die bestehende Ordnung verloren“. Anstelle des wilden, von Eigeninteressen getriebenen Wirtschaftens auf der Welt stellt sich Benedikt eine zentral gesteuerte Weltwirtschaft vor, über die „eine echte politische Weltautorität“ jenseits von Uno und WTO bestimmt. Infrage käme beispielsweise Gerhard Schürer, der als ehemaliger Planungschef der DDR Erfahrung damit hat, die Herstellung der tausend kleinen Dinge, nach denen es den Menschen immer wieder und häufig ohne wirklichen Grund verlangt, zu organisieren.







