humorkritik
es ist jetzt so weit, auch linke bezeichnen jetzt humor oder witze, die ihnen nicht gefallen, als fake-news:
Es ist vielleicht nicht die beste Strategie, gezielt auch links mit Fakenews zu versorgen. Was soll damit erreicht… twitter.com/i/web/status/9…
abgesehen davon, dass ich konkret den humor dieser die-partei-aktion nicht teile und generell den humor der partei weder unterhaltsam noch wählbar finde, sollte man sich davor hüten satire ernst zu nehmen und zu politisieren.
das spiel treibt die titanic seit jahrzehnten erfolgreich mit selbstverliebten egozentrikern, politikern, bild-zeitungs-lesern: mal mit klugem, mal mit üblen witzen provozieren und darauf hoffen, dass die witze, die satire so gut sitzt, dass die ziele der humorattacke den witz ernst nehmen. dann nämlich gibt’s aufmerksamkeit und neuen satire-stoff, indem man die reaktionen wieder in die satire einarbeitet. insofern ist die vorgehensweise der titanic und der partei deckungsgleich (kein wunder, sie kommen ja aus dem gleichen stall): sie ernähren sich beide von aufmerksamkeit, die sie mit mehr oder weniger witzigen provokationen erzeugen.
dass diese strategie mittlerweile von politisch rechten, konservativen und nazis um ein vielfaches erfolgreicher angewandt wird (provokation, aufmerksamkeit, abgrenzung von den anderen, aktivierung der eigenen basis) ist bedauerlich, aber kein grund satire, titanic, AFD oder trump in einen topf zu werfen. der entscheidende unterschied ist nämlich, dass die rechten es ernst meinen und es entsprechend verdienen ernstgenommen zu werden, die satire-blatt oder satire-partei-macher aber nur darauf hoffen ernst genommen zu werden.
jetzt kann man natürlich noch einen schritt weitergehen und humor und unterhaltung (oder satire) in diesen schweren zeiten als gefährlich oder subversiv zu sehen. man könnte der meinung sein, dass es demokratieverwässernd sei, politische deppen auf die bühne zu zerren und sich über sie lustig zu machen (oder sie über sich selbst lustig machen zu lassen).
nachdem stephen colbert den ehemaligen pressesprecher von donald trump bei der emmy-verleihung auf der bühne die gelegenheit gab sich über sich selbst lustig zu machen und sich „melissa mccarthy“ nennen zu lassen und ich den schlussgag als witzig einstufte, fand der surfguard, dass das nicht witzig sei, weil es eine „Normalisierung und Ironisierung einer politischen Perversion“ sei.
macht humor das, normalisiert humor den schrecken, humanisiert humor despoten und ihre helfershelfer? sind satiriker die steigbügelhalter der neuen rechten? diesen eindruck kann man in der endphase des bundestagswahlkampfes durchaus bekommen, in der kluge menschen allen ernstes die existenz und die ernstnehmung der satire-partei die partei für ein erstarken der AFD verantwortlich machen (oder zumindest die potenziellen wähler der partei für mögliche mandatszuwächse der AFD im bundestag verantwortlich machen).
ich glaube — im fall der partei — dass das womöglich sogar stimmt. satire (humor) gewinnt, wenn sie es schafft den gegner dazu zu bringen die ridikülisierung ernst zu nehmen. das stärkt dann den zusammenhalt derjenigen, die den witz verstehen und der unterhaltungswert steigt, je humorbefreiter (ernster) die reaktionen sind. der witz an satire ist, dass die gegner sie ernst nehmen und das publikum, die eigentliche zielgruppe den witz (vermeintlich) versteht. kai diekmann finde ich doof, aber er hat das mit der satire letztendlich, nach ein paar fehlversuchen, verstanden. als sich die taz vor vielen, vielen jahren mal über seinen penis lustig machte, verlor dieckman zunächst. er nahm die satire erst und behandlete die wie „fake-news“: er klagte dagegegen. irgendwann merkte er, dass er doch noch gewinnen könnte, wenn er die klage zurückzieht und den witz zurückspielt — indem er selbst zum satiriker wurde. er entzauberte den witz, indem er ihn nicht mehr ernst nahm und so die eigentliche intention der taz, diekmann-hass, offenlegte. bevor sich diekmann selbst über seinen penis lustigmachte, wirkten diekmann-penis-witze witzig, danach verbissen.
die politik und das establishment reagieren momentan so wie dieckmann anfänglich auf die taz-satire reagierte: mit heiligem ernst und staatstragender wehleidigkeit. aus genau diesem grund funktioniert die partei (noch). sie funktioniert auch, weil viele wähler schwere humorstörungen haben und die partei (allen ernstes) als eine wählbare alternative (und nicht einen bierseligen männerwitz) wahrnehmen. viele nehmen die witze, die satire der partei so ernst, dass sie ihr nicht nur aufmerksamkeit schenken wollen, sondern sogar eine stimme bei der bundestagswahl.
der witz ist: wer die partei wählt (oder mit heiligem ernst bekämpft) ist das eigentliche ziel (und opfer) ihrer satire.

den gibt's heute hier: https://katiakelm.de/blog/2017/09/03/lange-nacht-der-beusselstrasse-47/

den gibt's heute hier: katiakelm.de/blog/2017/09/03/lange-nacht-der-beusselstrasse-47/
twitter, filter mir tweets aus, die vor basiertheit und bildungsdünkel strotzen.
Die Blitzbirne von @dpd_de stellt seit Wochen Pakete nicht zu, weil er denkt “UG” im Firmennamen heißt Untergeschoss. Wirf Hirn vom Himmel!

@konzerthausberlin sieht mobiltelefone offenbar als gefährliche konkurrenz und positioniert sich klar offline.
- ix nutze ghostery, nicht ABP
- spiegel-online meckert nur auf chrome über ghostery, auf safari nicht (und zeigt dort auch fleissig werbung)
- die werbung auf spiegel-onlione ist so aggresiv, die überlagert sogar den ad-blockhinweis
- spiegel-online verlangt die deaktivierung von do-not-track? srsly?



technologisch schwer beeindruckend mir meine jüngsten einkäufe im instagramfeed anzuzeigen. trotzdem völlig unsinniger quatsch.

resteessen vor dem #tvduell
hat zwar nicht direkt mit dem bauhaus zu tun, aber die lampe ist grossartig. (bei bauhaus-archiv)


kennt die jemand? serienprodukt ist oder DIY?
Kommunizieren wie in Star Trek (t3n 49)

Kommunikation ist die Grundlage allen Lebens — oder wie mein Biologielehrer früher™ immer sagte: „Sex ist Informationsaustausch“. Natürlich gibt es auch ungeschlechtliche Fortpflanzung, aber Informationsaustausch ist die Grundlage von Vielfalt, Evolution – und Teamarbeit.
Ohne einen gut geölten, effektiven Informationsaustausch geht gar nichts. Wir beobachten das nicht nur in der Biologie, uns fällt das nicht nur bei Netzstörungen auf, sondern wir sehen es auch täglich in Form von Unterhaltungsdramen, in Fernsehserien oder im Kino. Viele Spannungsbögen in dramatischen Erzählungen basieren entweder auf Missverständnissen, Informationsdefiziten oder stockenden Informationsflüssen.
Der teaminterne Informationsfluss in der Serie Sons of Anarchy war so katastrophal, dass die Serie eigentlich (neben Imponiergehabe) kaum ein anderes Thema als Kommunikationsdesaster, Geheimniskrämerei und Missverständnisse mit Gewalt- oder Todesfolge hatte. Die Serie ließe sich hervorragend als Lehrbeispiel dafür nutzen, was man bei Teamarbeit unbedingt vermeiden sollte.
Ein Positivbeispiel ist das Star-Trek-Universum, auch wenn dort nicht alles glattgeht; eins funktioniert aber fast immer perfekt: die Kommunikation unter den Führungsoffizieren. Selbst die automatischen Schiebetüren scheinen dort zu kommunizieren. Sie öffnen sich nicht, wenn jemand davorsteht, sondern erst genau in dem Moment, in dem der- oder diejenige durch die Tür gehen will.
Leider taugt das Star-Trek-Universum kaum als Fundgrube für Teamorganisationstipps. Die Serie gibt sich wenig Mühe zu erklären, wie die einzelnen Teammitglieder es schaffen, bei den gelegentlich gezeigten Teambesprechungen bis ins kleinste Detail informiert zu sein. Egal was passierte, eine Szene später weiß jeder der Protagonisten genau darüber Bescheid, was vorher geschah.
Wie sich die fiktiven Figuren in Star Trek hinter der Kamera koordinieren, informieren und austauschen, wird immerhin angedeutet: per asynchroner Kommunikation und gelegentlichen, knappen und effizienten Besprechungen. Vermutlich nicht nur aus dramaturgischen Gründen sieht und hört man die Kommandanten oft beim Verfassen von Berichten und Logbüchern. Sämtliche wichtigen Informationen scheinen optimal erfassbar an Konsolen oder auf kleinen handlichen PADDs zugänglich zu sein. Mit diesen iPad-ähnlichen Geräten haben die Star-Trek-Produzenten nicht nur Tabletcomputer antizipiert, sondern wohl auch die Praktikabilität von asynchroner Kommunikation angedeutet.
Denn so wichtig Kommunikation sein mag, ein Aspekt von Teamarbeit stiehlt erfahrungsgemäß unverhältnismäßig viel Zeit und nervt: Besprechungen.
Meine Vorgängerin in meinem derzeitigen Job (als Projekt- und Teamleiter) hatte für eine Weile die Angewohnheit, jeden Auftrag, jede Kundenmail mit dem Team zu besprechen. Nach einer Weile bat sie einer unserer Entwickler darum, diese Dinge künftig auf den projektbezogenen Mailinglisten oder im Intranet zu dokumentieren und zu diskutieren. Das sei auch viel effizienter als die ständigen Besprechungen.
Nicht nur meine Vorgängerin hat das (leicht) traumatisiert, auch ich versuchte (damals), nach meiner Einarbeitung, die Zahl der Besprechungen niedrig zu halten und alles soweit wie möglich über Mails, unser Wiki und unseren Issue-Tracker abzuwickeln. Diese asynchrone Kommunikation, mit der die Adressaten (meist) selbst entscheiden können, wann sie antworten oder agieren, scheint mir für den allgemeinen Informationsaustausch ideal – und für die Selbstorganisation essenziell.
Meine Erfahrung zeigt, dass bei asynchroner Kommunikation auch nicht unbedingt ein Informationsüberfluss oder -überdruss entsteht. Selbst wenn alle projektbezogenen E-Mails, Arbeitsanweisungen und Abrechnungen prinzipiell für jedes Teammitglied einsehbar sind, lassen sich irrelevante Teile der Kommunikation hervorragend ignorieren, überfliegen oder wegarchivieren. Gut funktionierende und justierte Wahrnehmungsfilter sind nicht nur für die Nutzung digitaler Medien essenziell, sondern eben auch für Teamarbeit in einem digitalen Umfeld. Wichtig bleibt allerdings, diese Filter gelegentlich durch kurze und effiziente Besprechungen zu justieren, um Prioritäten zu setzen und einen Überblick zu verschaffen.
Auch wenn alle Tipps und Erfahrungen in dieser Ausgabe versagen sollten, wenn neue Methoden oder digitale Werkzeuge scheitern oder sich Hindernisse auftürmen – eine Grundvoraussetzung sollte immer gegeben sein: offene, barrierefreie und respektvolle Kommunikation. Dann finden sich im Team auch Wege, um die größten Hindernisse zu überwinden und neue Welten zu entdecken. Wie in der Fiktion von Star Trek.