links vom 03.07.2014

felix schwenzel

  vo­cer.org: “Face­book und all der Scheiß­dreck” I: Le­se­ge­wohn­hei­ten   #

ge­gen die­se glos­se von jan kla­ge ist ei­gent­lich nichts ein­zu­wen­den, aus­ser das, was jan kla­ge selbst über glos­sen sagt:

Schließ­lich bringt sie al­les mit, was der la­tent über­for­der­te Le­ser künf­tig brau­chen könn­te: sie ist kurz, weit­ge­hend ge­dan­ken­frei und wim­melt nur so von Wie­der­ho­lun­gen.

und ein paar der ge­dan­ken­frei­en ge­dan­ken, die jan kla­ge in sei­ner glos­se je­den ab­satz wie­der­holt, sind mei­ner mei­nung nach nicht nur ge­dan­ken­frei, son­dern auch falsch.

kla­ge meint un­se­re schreib- und le­se­ge­wohn­hei­ten hät­ten sich durch di­gi­ta­le me­di­en „grund­le­gend“ ver­än­dert:

Mehr als zwan­zig Mi­nu­ten lang, wird sich bald nie­mand mehr auf ein Buch kon­zen­trie­ren kön­nen.

Die Li­te­ra­tur wird also kür­zer.

die the­se, dass un­se­re auf­merk­sam­keits­span­ne im­mer kür­zer wer­de, ist ver­mut­lich erst­mals von so­kra­tes auf­ge­stellt wor­den und wäre dann da­mals schon quatsch ge­we­sen. ich ver­mu­te man kann zu je­dem zeit­punkt der li­te­ra­tur­ge­schich­te lan­ge, tief­schür­fen­de tex­te ne­ben kur­zen, ver­dau­ungs­freund­lich por­tio­nier­ten tex­ten fin­den. es gab im­mer erns­te kul­tur und un­ter­halt­sa­me kul­tur und vor al­lem im­mer leu­te, die sich über die ober­fläch­lich­keit oder man­gel­de sub­stanz der un­ers­ten kul­tur be­klag­ten.

na­tür­lich gibt es trends und mo­de­er­schei­nun­gen — aber aus der be­ob­ach­tung von ein paar trends auf eine „grund­le­gen­de“ ver­än­de­rung von ver­hal­tens­wei­sen zu schlies­sen ist quatsch und ge­dan­ken­frei­es, glos­si­ges rum­be­haup­ten.

ge­fun­den habe ich den text bei ma­xi­mi­li­an bud­den­bohm und eben erst ge­se­hen, dass die dis­kus­si­on dort in eine ähn­li­che rich­tung geht: „Ich lese da nur Be­haup­tun­gen.“ (wib­ke lad­wig)

  car­ta.info: Sa­ti­re-Si­mu­la­ti­on „heu­te-show“   #

leo­nard novy idea­li­siert jon ste­wart an­läss­lich von (be­rech­tig­ten) läs­te­rei­en von ha­rald schmidt über die heu­te show:

So ge­se­hen ver­hält sich die heu­te-show zur Dai­ly Show in etwa wie An­ne­ma­rie Eil­feld (oder je­des an­de­re Cas­ting-Stern­chen aus der RTL-Re­tor­te) zu Are­tha Frank­lin. Das hat we­ni­ger mit den teils durch­aus ge­lun­ge­nen Ein­spiel­fil­men zu tun – wie de­nen von Mar­tin Son­ne­born, oder Si­de­kicks wie Ger­not Hass­knecht, der Ka­ri­ka­tur öf­fent­lich-recht­li­chen Kom­men­ta­to­ren –, als viel­mehr da­mit, dass den ein­zel­nen Tei­len ein sie zu­sam­men­hal­ten­des Leit­mo­tiv fehlt, an­ders for­mu­liert: eine Hal­tung. Und ein Mo­de­ra­tor, der da­für steht.

al­les rich­tig. bei oli­ver wel­ke eine hal­tung zu fin­den, die über „alle sind doof, ins­be­son­de­re po­li­ti­ker“ hin­aus­geht, dürf­te sehr schwer sein. und jon ste­wart ist eben nicht nur bril­li­ant und lei­den­schaft­lich, son­dern lässt sei­ne hal­tung auch mal durch sei­ne wit­ze durch­schim­mern. al­ler­dings lei­det auch ste­warts sen­dung an ri­tua­li­sier­tem bas­hing der üb­li­chen ver­däch­ti­gen und der klas­si­schen ka­ba­ret­tis­ten-hal­tung, die sel­ten über ein „die da oben sind doof und ma­chen sich die ta­schen voll“ hin­aus­geht.

mit an­de­ren wor­ten: auch bei der dai­ly show lau­fen re­gel­mäs­sig un­säg­lich dum­me und ste­reo­ty­pe ein­spiel­film­chen, die dia­lo­ge mit pseu­do-kor­re­spon­den­ten sind meis­tens so al­bern und un­in­spi­riert, dass man sie vor­spu­len muss. man merkt nicht in je­der sen­de­mi­nu­te der dai­ly show die von leo­nard novy at­tes­tier­te bril­li­anz der au­toren.

trotz­dem sehe ich mir jon ste­wart re­gel­mäs­sig an. weil zu­min­dest sei­ne ein­lei­tungs­mo­no­lo­ge fast im­mer un­ter­halt­sam und manch­mal bril­li­ant und ab­sei­tig sind. und manch­mal spürt man eben auch, dass ihm das was er macht nicht egal ist.

  tech­dirt.com: Goog­le Alerts Press About Right To Be For­got­ten Re­m­ovals, Put­ting Tho­se Sto­ries Back In The News   #

kurz­fas­sung: al­les dumm, so­wohl goog­le zu zwin­gen et­was zu ver­ges­sen, weil es un­wei­ger­lich zu zen­sur führt, als auch zu be­an­tra­gen ver­ges­sen zu wer­den, weil das eben auch ruck-zuck zum st­rei­sand-ef­fekt führt.