diesen tweet habe ich bei @kevinmarks in der timeline gefunden. und, wie gesagt, die ganze geschichte zu diesem „gif“ auf vice ist lesenswert. das gif gibt’s als längere und ton beinhaltende version auch auf youtube, hier ohne ton:
und hier noch ein paar erklärungen von simone giertz zu ihrem frühstücksroboter:
die überschrift hat mir sehr gefallen. der text auch, er ist allerdings nicht von den krautreportern, sondern vom journalistenkollektiv casa jurnalistului: Suntem în doliu, boule! die krautreporter haben den text jedoch dankenswerter weise übersetzt. und damit sind sie endlich mal bei einem wenig beachteten thema ganz vorn — und das auch noch mit einem guten text.
Wir sind zusammen mit den Flüchtlingen durch Europa gerannt, gekrochen, gestürzt. Sechs Länder in zwei Wochen, Nächte im Wald, über Buckelpisten im Kofferraum, festgenommen, freigekauft, verletzt, verarztet, pleite. Nie ankommen - Go, go, go!
„wir“ sind matei bărbulescu, ștefan mako und thomas câmpean vom journalistenkollektiv casa jurnalistului. die geschichte gibt’s auch auf englisch.
christian gesellmann hat die geschichte von ameen und khaled in deutschland für die krautreporter weiter aufgezeichnet: Auf der Jagd nach The Fucking Ausweis
ein paar auf englisch übersetzte texte von casa jurnalistului. ich habe mich eben entschieden, meine monatliche journalismusspende an casa jurnalistului zu geben. (da ich auf blendle „freerider“ bin, alle meine print-abos gekündigt habe, bücher oft als rezensionsexemplare bekomme und das paywall-modell der krautreporter nicht unterstützen will, habe ich mich entschieden, monatlich 20 bis 30 euro an verschiedene journalistische projekte zu spenden (mehr dazu hier) — oder einzelne zeitschriften oder zeitungen zu kaufen.)
michael seemann mit ein bisschen theoretischem unterbau für das internet der dinge, dem er riesiges potenzial zuschreibt. zwischendurch erklärt er sehr gut nachvollziehbar netzwerkeffekte und was uns diese netzwerkeffekte bescheren könnten. ich fands sehr lesenswert.
laurie penny über die grösste schwäche von james bond: seine gestrigkeit.
The franchise is dripping with camp nostalgia for a time that never really was, a time when men could be real men, which meant that they were allowed to hurt whoever they wanted and still get away with it.
roger moore über den perfekten martini. der text hat die gleichen qualitäten wie ein moore-bond-film: ein paar witze, handwerklich sauber gemacht und kurz nach dem lesen hat man alles wieder vergessen.
The worst martini I’ve ever had was in a club in New Zealand, where the barman poured juice from a bottle of olives into the vodka. That’s called a dirty martini and it is a dirty, filthy, rotten martini, and should not be drunk by anybody except condemned prisoners.
das original ist natürlich viel witziger als die parodie. aber die parodie ist trotzdem nicht schlecht. und: das original guck ich mir regelmässig alle 1-2 jahre an.
wenn man diesen c’t-artikel [€] liest, könnte man den eindruck gewinnen, die telekom handle nach handlungsnormen die man in italien gelernt hat, inklusive einer ausgefeilten omertà (schweigekultur).
vor ein paar monaten hatte ich schonmal ein bernd-posselt-portrait verlinkt, aber dieses hier ist bis auf das etwas doofe ende ganz hinreissend geschrieben. oder um es mit mathias richels worten auszudrücken:
Man kann diesen Mann nicht mehr unsympathisch finden.
die geschichte und der status der imdb, aufgeschrieben von paul sawers.
IMDb has helped create over the past 25 years is a sort of de facto guide used by millions to determine how good a movie is. The IMDb top 250, which seems to be permanently topped by The Shawshank Redemption, is like a crowdsourced compendium of public opinion.
ich verlasse mich, bevor ich einen film angucke, bei der bestimmung ob ein film was taugt, ja lieber auf rotten tomatoes, aber als nachschlagewerk für schauspieler und meine lieblingsrubrik „goofs“, nutze ich die imdb auch sehr regelmässig.
Ihr Firmenlogo ist eine Rakete, doch sie sind ein Gegenentwurf zu den Startups von Rocket Internet. Ohne Millionen von Investoren wächst der Hosting-Anbieter Uberspace Jahr für Jahr. Auch sonst ist das Unternehmen anders: Kundensupport ist Chefsache, die User zahlen, so viel sie möchten, das Team ist überall in Deutschland verstreut. Ein Portrait der Anti-Rakete.
dieser artikel hat meine entscheidung mit diesem blog zu uberspace zu ziehen deutlich vereinfacht.
Die richtige Bildung beginnt mit der Lektüre der «New York Times» …
Aber noch mehr als das: Ohne richtige Bildung verstehen Sie die «New York Times» nicht. Das ist die Art von Verbindung mit den Menschen, die einen Medientitel für die Zukunft rüstet.
Aber soll ich Ihnen sagen, welches das grösste Risiko ist, das Journalisten heute eingehen können? Welches?
So weiterzumachen wie bisher.
daniel häni und philip kovce über das bedingungslose grundeinkommen:
Warum haben wir also noch kein bedingungsloses Grundeinkommen? Weil wir noch nicht auf den Gedanken verzichten wollen, dass die anderen nichts mehr tun würden, wenn ihre Existenz bedingungslos gesichert wäre. Weil wir noch nicht darauf verzichten wollen, dass die anderen etwas tun müssen, damit ihre Existenz gesichert ist. Weil wir den anderen noch nicht jene Eigenverantwortung zusprechen, die wir für uns selbst in Anspruch nehmen.
Früher haben wir das Wasser am Dorfbrunnen geholt. Heute gibt es überall dort Wasserhähne, wo wir Wasser brauchen. Als die Idee aufkam, Wasserleitungen zu verlegen, waren die Bedenken groß: Dann treffen wir uns nicht mehr am Brunnen. Das Miteinander fällt auseinander. Und wer bitte kontrolliert, dass die anderen den Wasserhahn auch abstellen und nicht missbrauchen? Genauso selbstverständlich wie der Wasserhahn heute für uns ist, wird das Grundeinkommen nach seiner Einführung sein.
Nichts ist mehr einfach, wenn man viel liest, kein Problem, keine Alternative ist mit fünf lauten Worten und noch mehr Überzeugung, mit Glaubenssätzen und Denkschablonen zu lösen und aus der Welt zu schaffen. Das ruhige Nachvollziehen konträrer Gedanken oder widersprüchlichster Gefühlserfahrungen, diese einsame Tätigkeit auch des Lesens, immer weiter entfernt man sich von den Selbstverständlichkeiten der verschiedenen Gruppen, auch von diesen Gruppen selbst, von der Möglichkeit, in ihnen zu existieren.
Diese Pathologisierung der Kommunikation ist es, was mich […] besonders stört: Eine bestimmte Form von Kommunikation wird zu einem Gift hochstilisiert, zu einer Krankheit, einer Sucht. Zudem sei sie unecht – während der Auszeit habe Van Rooijen nämlich »mit realen Menschen« zu tun gehabt und »wirkliche Freundschaften« aufgebaut.
Dieser digitale Dualismus macht aus der ganzen Detox-Mission ein verunglücktes gedankliches Konstrukt. Auch persönliche Gespräche verkleben uns in gewissen Situationen das Hirn, »eine Krake mit zwölf Köpfen«, deren Nachrichten man nicht so schnell beantworten könne, wie neue reinkommen, sind für mich Rechnungen im Briefkasten, der Small-Talk im Bus, Telefongespräche, forcierte Diskussionen am Arbeitsplatz etc.
gestern beim lesen der perlentaucher kulturrundschau fragte ich mich, warum blendle den perlentauchern noch keine kooperation angeboten hat. viele texte die in den perlentauchern erwähnung finden sind nicht verlinkt, weil es sie lediglich auf papier — oder eben bei blendle gibt. blendle könnte von den perlentauchern als traffic- und aufmerksamkeitlieferant profitieren — und die leser ebenso.
abgesehen davon habe ich in den perlentauchern eine spectre-kritik gefunden, die den (wahrscheinlich) letzten craig-bond „in Grund und Boden stampft“. fand ich gar nicht, ich lese aus dem text von andreas busche eher das hier raus: „ich hab mich köstlich amüsiert, aber in den freitag kann ich das so nicht schreiben.“
der tagesspiegel bedauert nicht genügend anzeigen zu bekommen und behauptet einen satz weiter, dass anzeigen im tagesspiegel „stark beachtet“ würden. das ist meiner meinung nach eine schlimme fehleinschätzung, zumindest das beispiel, auf das sich der tagesspiegel hier bezieht: eine guerilla-aktion der freischreiber, die ihre wirkung nur deshalb entfaltete, weil die anzeigen von freischreiberin silke burmester zu twitter rübergezogen wurden (eins, zwei).
ulrike klode erklärt, warum man sich die zweite staffel fargo ansehen sollte. noch entscheidender ist, dass man sich die serie ansehen kann, nämlich auf netflix, jeden mittwoch.
ich mag an fargo vor allem das tempo. andere treibt das möglicherweise in den wahnsinn oder die langeweile, ich mag das plätschernde. und die figuren. und die schauspieler. und die subtile komik. und, ich fürchte ich bin nostalgisch, die musik mag ich auch. wenn ich mich nicht irre, ist die eröffnungssequenz jedes mal anders unterlegt.
vor einem monat habe ich einen etwas unentschlossenen artikel über einen der motoren von innovation (bequemlichkeit) geschrieben. der artikel ist am ende eher interpretationsoffen geworden und darüber, dass sich im netz langsam alles zu strömen verwandelt („alles strömt“), habe ich auch viel zu wenig gesagt.
um so mehr freut es mich, dass der text martin oetting dann offenbar zu diesem text inspiriert hat, in dem er über innovation nachdenkt.
new horizon blickt zurück auf pluto.
(ich wollte eigentlich keine bilder mehr verlinken, in deren beschreibung das wort „stunning“ vorkommt, aber das bild ist in der tat betörend.)
netter promotion- und plutimikationsabend zu dem netflix-deutschland geladen hatte. es gab kost und logis, amerikanisches bier mit dreh-kronkorken, viel mehl, komische räucher-cocktails — aber vor allem gab es auch laphroaig, meinen neuen lieblingswhisky.
guter einwurf von rana foroohar: die regierung (in diesem fall die US-amerikanische) hat vieles von dem wir heutzutage technologisch zehren durch direkte förderprogramme auf den weg gebracht — und überhaupt erst möglich gemacht. in „The Entrepreneurial State: Debunking Public vs. Private Sector Myths“ schreibt mariana mazzucato laut foroohar unter anderem:
“Every major technological change in recent years traces most of its funding back to the state,” says Mazzucato. Even “early stage” private-sector VCs come in much later, after the big breakthroughs have been made. For example, she notes, “The National Institutes of Health have spent almost a trillions dollars since their founding on the research that created both the pharmaceutical and the biotech sectors–with venture capitalists only entering biotech once the red carpet was laid down in the 1980s. We pretend that the government was at best just in the background creating the basic conditions (skills, infrastructure, basic science). But the truth is that the involvement required massive risk taking along the entire innovation chain: basic research, applied research and early stage financing of companies themselves.” The Silicon Valley VC model, which has typically dictated that financiers exit within 5 years or so, simply isn’t patient enough to create game changing innovation.
peter richter über flüchtlinge und zuwanderer in brooklyn. und über deutschland und deutsche in amerika. und über schmelztiegel:
Brooklyn hat heute 2,6 Millionen Einwohner, deren Wurzeln zu hundert Prozent irgendwo anders liegen, und die zum Teil recht hartnäckig an ihrer Fremdheit festhalten, wie das bei Botho Strauß heißen würde. Führt das zwangsläufig zum Kampf der Kulturen, zum „Clash of Civilizations“? Wenn ja, dann läuft der hier aber im Moment genau anders herum ab, als das Samuel Huntington in seinem gleichnamigen Pamphlet vorausgesagt hat: Das angelsächsische Nordamerika mit seiner protestantischen Erfolgsethik wird hier nicht verdrängt, im Gegenteil, es hat hier in den letzten zehn, zwanzig Jahren überhaupt zu ersten Mal wirklich Fuß gefasst und frisst sich nun Straße für Straße in die Welten der angestammten katholischen, jüdischen, muslimischen Minderheiten hinein. Man nennt diesen Prozess auch Gentrifizierung. In der 16th Street, wo die Autoscheibe eingeschlagen wurde, kosten die Einfamilienhäuschen inzwischen auch schon eher 2 Millionen Dollar als nur eine.
dirk von gehlen über zwei bücher, über die man vielleicht am besten gar keine worte mehr drüber verlieren sollte. andererseits ist es gut, dass er noch ein paar worte über die bücher verlor, denn sonst hätte ich nie erfahren, dass mein #rp14-vortrag sich nicht nur auf stanley kubrick bezog, sondern auch auf douglas adams.
kurzfilm über einen imaginären geräuschemacher, der eine gute idee, den alltag eines menschen mal professionell durchzusounddesignen, leider, für meinen geschmack, etwas zu albern inszeniert.
wie aus „Samuel“ „Siegfried“ wurde und umgekehrt.
(dirk hesse bloggt seit ein paar wochen wieder relativ regelmässig, was mich sehr erfreut. diesen text über den architekten diébédo francis kéré will ich auch schon seit 3 tagen verlinken, aber ausser „wow, toll“ will mir dazu gerade nichts einfallen. später dann vielleicht …)
Nun muss ich mich immer wieder mal wundern, was heutzutage so alles als unveränderliches Persönlichkeitsmerkmal durchgehen soll. Man würde ja meinen, dass bei einer hochkomplexen Spezies wie den Menschen Überzeugungen und ja, auch damit verbundene Gefühle, durchaus veränderbar sind – zum Beispiel auch durch selbstkritische Reflexion. Sogar hartnäckige Phobien können durch bestimmte Therapieformen in den Griff bekommen werden. Aber das will die Autorin nicht, sie sieht ihren Kinderhass nicht als Problem, schon gar nicht als ihres, sie möchte respektiert werden, so wie sie ist. Dass das (angeblich) nicht so ist, ist der Kern ihrer Beschwerde an die Welt.
martin oetting über seine erste woche mit dem tesla.
Die Fahrt bis an den Bodensee und zurück (ohne weiteres Superladen) verliefen außerordentlich angenehm. Man fährt souverän und unaufgeregt, und wenn man mal in einer Beschleunigungsspur beim Einfädeln auf die Autobahn dem drohenden LKW auf der rechten Spur entgehen will, dann sind elektrische 378 PS und 5,6 Sekunden von 0-100 km/h schon eine Ansage. […] Toll ist auch, dass die Energie für hurtigen Vorwärtstrieb immer da zu sein scheint. Auch aus 130 km/h mal eben auf 150 zu beschleunigen, weil man nur kurz ein anderes Auto überholen will, geht ebenfalls völlig unaufgeregt. Überhaupt ist „unaufgeregt“ das passende Wort. Denn es passt auf das Auto wie auf den Fahrer. Weil das aggressive Heulen eines leistungsstarken Sportmotors komplett fehlt, stellt sich beim Fahrer auch ein ganz anderer Umgang mit Geschwindigkeit ein. Anstatt dass man jedes Überholmanöver als eine Art bollernde Kriegserklärung aus röhrenden Auspufftöpfen an den “schleichenden” Vordermann erlebt, zieht man sozusagen als sanfter Gigant vorbei, der kein großes Aufhebens macht — sondern eben nur kurz vorbei möchte, um anschließend weiter stille seiner Wege zu ziehen. Das allein passt aus meiner Sicht besser in unsere Zeit.
mir hat kürzlich die autovermietung einen dicken, ansatzweise peinlichen SUV gegeben, statt eines kombis. die kiste war zwar ein deutsches auto, hatte aber eine amerikanische qualität, die ich sehr mag: man kann damit sehr entspannt durch die gegend cruisen. die 350 PS übermotorisierung konnte ich bequem im motorraum lassen und das schiff mit tuckerndem motor angenehm ruhig dahin gleiten lassen. das gelegentliche testosteron-getriebene gasgeben war dann mit dem aufheulen des motors nicht so der bringer und eher unangenehm, den fluss störend (auch wenn die schreie der mitfahrer mitunter ganz unterhaltsam waren). ganz anders mit dem BMW 3i den ich mir vor ein paar wochen mal per drivenow mietete: der beschleunigte ohne motoren-schreierei, ohne gedröhne, so dass ich mich wie in einem autoscooter fühlte — und auch ein bisschen so fuhr. „unaufgeregtes“ fahren gelänge mir in einem tesla wahrscheinlich erst nach einiger gewöhnung.
carolin emcke denkt über den satz „das wird man ja wohl mal sagen dürfen“ nach und sagt dabei ein paar sehr kluge und bemerkenswerte sachen. am besten ausdrucken bookmarken für später, fürs selbstargumentieren. (via)
Das vielleicht verstörendste Missverständnis derjenigen, die das „man wird ja wohl mal sagen dürfen“ wie ein rhetorisches Schutzschild vor rationaler Kritik vor sich hertragen, besteht in der Verherrlichung schrankenloser Gefühligkeit. Als hätten ungefilterte Emotionen per se Berechtigung im öffentlichen Diskurs qua ihrer bloßen Emotionalität. Jedes dumpfe Vorurteil, jede schamlose Missachtung, jeder noch so unappetitliche innere Dreck darf nach außen gestülpt werden, weil jedes Gefühl angeblich nicht nur still empfunden, sondern auch lauthals öffentlich erbrochen werden darf. Als sei jede Form der abwägenden Reflexion, jede Form der Skepsis den eigenen Gefühlen (oder Überzeugungen) gegenüber, jede Rücksichtnahme auf Gefühle anderer eine inakzeptable Einschränkung der eigenen Bedürfnisbefriedigung.
sehr schön, nina paley zeigt (youtubelink), dass das urheberrecht zu hirn-traumata führt, oder weniger plakativ ausgedrückt, unsere kreativität behindert.
ihre argumentation lautet in etwa, dass wir in erster linie informationvermittler sind und durch den fluss von informationen, aufnahme, verarbeitung und weitergabe kultur schaffen; kultur besteht aus dem fluss von informationen. urheberrechte blockieren diesen fluss. mike masnick fasst es so zusammen:
[Nina paley] notes that the entire mechanism of copyright is to cut off the flow of information, and analogizes that to a brain, noting that when information flow is cut off between sections of the brain, it's a form of brain damage. That's a somewhat extreme view to take, and I'm not sure it's one that I think is a truly fair analogy, but damn if it's not thought provoking.
unterwegs streift nina paley auch die idee hinter james williams idee der „aufmerksamkeitsfreiheit“: wir werden vollgestopft mit kultur oder ideen (ohne vorher gefragt zu werden), müssen uns aber bei der wiedergabe dieser eindrücke ständig fragen: dürfen wir das jetzt wiedergeben? darf ich das benutzen? bis vor kurzem (mein beispiel, nicht paleys) konnte man noch ärger bekommen, wenn man öffentlich (im fernsehen, auf youtube) happy birthday gesungen hat, weil der rechte-inhaber eben seine rechte durchsetzte.
eine etwas klickbaitige überschrift, ein ebenso vager teaser:
Warum gelingt es Facebook so schlecht, Hetze zu löschen? Der Konzern will aufklären, bittet Journalisten in seine Zentrale nach Dublin. Die Begegnung mit dem Team, das sich um Hass-Posts kümmert, überrascht.
… aber überraschend ist dann tatsächlich, wie zugeknöpft sich facebook gibt, wenn es aufklärung simuliert.
ich mag rammstein und in dieser aufwändigen doku über rammstein musste ich mehrfach laut lachen über die selbstinszenierung von rammstein. dankenswerterweise ist insbesondere der part der flake und till lindemann in worcester in den knast brachte, in aller ausführlichkeit dokumentiert; leider kann ich über solch infantilen und kruden humor immer noch wegschmeissen vor lachen. gerne gesehen, gefunden bei tanith.org (arte-doku wird am 31.10.2015 „depubliziert“).
spoiler: um ein ei mit einem angenehm weichen eiweiss und einem weichen eigelb hinzubekommen soll man wasser kochen, die eier ins kochende wasser geben und für 30 sekunden so kochen lassen. danach eis ins wasser geben um die temperatur zu reduzieren und dann bei 88°C 11 minuten lang weiterkochen lassen. ich benutz fürs eierkochen ein piepei, funktioniert auch super.
Entropy is a force of nature... over time, stuff gets more scrambled, not more orderly. Things decay. Left alone, just about anything we create fades to mediocrity or instability.
sehr schöner film über die schönhauser allee vom rbb, etwas wirr geschnitten, streift aber dafür alle wichtigen aspekte des lebens in den letzten 100 jahren um die schönhauser.
Ich werde auch nach wiederholte Lektüre das Gefühl nicht los: Verbeek spricht gar nicht über Fußball, er spricht über Journalisten und den Medienwandel!
verbeek spricht über eine haltung zur welt, über menschen und den gesellschaftswandel.
(um zu sehen was verbeek sagt muss man auf den link oben klicken oder die faz lesen.)
ich kenne einen amerikaner der oft in deutschland ist und es nicht fassen kann, wie in deutschland verkäufer im einzelhandel ihren kunden begegnen. die zusammenfassung seiner eindrücke enthielt einige flüche und fäkalworte, lässt sich aber auch kurz mit absoluter fassungslosigkeit beschreiben.
das problem für die einzelhändler ist jetzt allerdings, dass wir die amerikanische auffassung von kundenfreundlichkeit in deutschland jetzt schon eine weile erleben können, nicht nur bei amazon. viele versandhändler, aber auch viele einzelhändler haben begriffen, dass die kunden gerne wiederkommen und eher kaufen, wenn sie sachen problemlos und ohne gezeter zurückgeben oder umtauschen können. aber eben noch lange nicht alle.
ehrliches interview mit peter hogenkamp über sein niuws-kuratier-dings. ich mach da auch mit und kuratierverlink dort gelegentlich lange artikel die mir gefallen oder bei denen ich davon ausgehe, dass sie anderen gefallen könnten. so wie hier, nur eben in ner app und ner komplett anderen zielgruppe.
dafür habe ich vor ein paar monaten mal nen amazon-geschenkgutschein bekommen — und sonst, wie peter hogenkamp auch im interview sagt, bekommen kuratoren bei niuws nix. ausser aufmerksamkeit und vorgaben, wie man seine kommentare und push-mitteilungen am besten effektivsten formuliert. das pushen von mitteilungen ist übrigens auch das grösste problem, dass ich mit dem niuws-konzept habe. eine app die empfehlungen sammelt die mich interessieren könnten und sie mich angehm lesen lässt? klasse! aber eine app die ständig ruft: „huhu, ich hab was neues!“ finde ich persönlich etwas zu aufdringlich. glücklicherweise lässt sich das auf dem mobiltelefon prima runterregeln.
ich mag den alten spruch „sog statt druck“, bzw. „pull statt push“. sog zu erzeugen ist aber leider aufwändiger als druck. das ist genau der grund, warum das push-gedöns so oft nervt.
hinter blendle stecken viele kluge köpfe und konzepte. und werkzeuge. aber an der qualität der texte muss blendle immer noch arbeiten. da fehlen noch ein paar werkzeuge und konzepte.
ich kann matthias matussek nicht leiden, deshalb habe ich den artikel nicht gelesen. timo rödiger, der den artikel in der welt illustriert hat, findet die reportage sei „echt ein Bombenartikel“. matthias matussek wiederum hält timo rödiger für „ein Genie“.
matthias matussek hat in der welt einen nachruf auf hellmuth karasek zusammengestammelt (seine worte). hinter dem link steckt ein automatisch losplärrendes video über karasek mit vorgeschalteter werbung, das einen wunderbar auf den text vorbereitet und mich gleich in einen WTF-modus versetze.
bevor man den text von matussek liest, sollte man aber die parodie des textes von harald martenstein im zeitmagazin lesen. das geht derzeit nur auf blendle wo es etwas kostet und eine blendle mitgliedschaft voraussetzt.
N. ist ein väterlicher Freund gewesen, er gab mir in vielem recht. Aber die Kühnheit, mit der ich immer wieder mit Konventionen breche und Neuland beschreite – das Federkleid ist durchweg im Plusquamperfekt erzählt –, machte ihn bisweilen auch besorgt. ›Du bist den kleinen Lichtern zu brillant, wirf dich nicht vor die Wölfe, sei vorsichtiger, auf solche wie dich können wir nicht verzichten‹, sagte er einmal.
eines muss man martenstein lassen: wenn er witzig ist, ist er witzig.
gefunden auf blendle über stefan niggemeiers empfehlung und link. wenn ich die martenstein-parodie frei zugänglich online finde, trage ich sie hier nach.
sehr gut, nicht nur wegen der kleinschreibung. ein gastbeitrag bei johannes korten:
ich erhalte einen anruf in meiner arbeit. eine frau, die einen unbegleiteten minderjährigen flüchtling aufgenommen hat, druckst herum ja es sei ihr jetzt sehr unangenehm und sie wolle auf gar keinen fall irgendwie rechtsradikal wirken, aber der junge mann würde die toilette bei ihnen im haushalt nicht benutzen. oder vielmehr so benutzen, wie er es kennt, wie sie es aber nicht möchte. aus gründen. sie traue sich jetzt aber nicht, das anzusprechen, weil sie sorge habe, dass er sich dann nicht willkommen fühlt und wir denken, sie sei ein nazi. eine frau mit einer 15 jährigen tochter meldet sich bei mir. sie lebt neben einer erstaufnahmeeinrichtung. sie sagt sie möchte wirklich nicht schlechtes sagen, sie hilft dort selber mit und sie weiss auch nicht, wie sie es ausdrücken soll, ohne dass ich denken müssen sie sei irgendwie rechts. aber ihre tochter hätte angst an dieser einrichtung vorbei zu laufen, sie sei bereits mehrfach angesprochen worden, was ihr unangenehm sei und jetzt wollten sie mal nachfragen, was wir denn meinen wie sie und ihre tochter mit dem thema umgehen solle „man will ja nicht, dass alle gleich denken, man sei gegen flüchtlinge, das sind wir nicht, aber das ist so neu und wir wissen nicht weiter“.
über 60 stunden fahrstuhlmusik aus den 90ern für die hintergrundbeschallung von kmarts. das ist so’n bisschen wie ein 90erjahre spotify mit grässlichen playlists. aber wunderbar finde ich das anologe rauschen und eiern der digitalen kopien. das ganze zeug liegt im internet-archive.org.
alan posener über die etwas kruden thesen des ehemaligen israelischen aussenministers avigdor lieberman. nebenbei erklärt er nochmal wie verfahren und auswegslos die situation im nahen osten ist und warum das abendland wohl eher in gefahr ist unter die räder von populisten zu geraten als unter die von muslimen:
Woran macht sich der kommende Untergang des Abendlandes fest? Lieberman spricht einige bedenkliche Entwicklungen in der EU an: Etwa die Wahl des Hamas-Freunds Jeremy Corbyn zum Labour-Chef oder die vorgesehene Kennzeichnungspflicht für Waren aus der Westbank, damit sie leichter von Israel-Feinden boykottiert werden können. Aber er suggeriert, diese Dinge hätten zu tun mit der Zunahme der muslimischen Bevölkerung, was nicht der Fall ist. Corbyn ist der Liebling weißer Studenten und Mittelschichtsintellektueller, die ja auch die treibende Kraft hinter der Boykottbewegung sind. Nicht der Islam steckt hinter dieser Bewegung, sondern die perverse Ideologie des „Antiimperialismus“ – und ein ganz normaler Antisemitismus. Sechs bis siebeneinhalb Prozent der Bevölkerung Europas, 42 bis 53 Millionen, sind Muslime, wovon 14-22 Millionen in Russland leben, zehn Millionen im europäischen Teil der Türkei und nur 16 Millionen in der EU, die 508 Millionen Menschen umfasst. Somit könnten die Muslime, selbst wenn sie eigene Parteien hätten und als Lobby gezielt eine Politik der Islamisierung betreiben würden, was sie nicht einmal dort tun, wo sie seit Langem eine bedeutende gesellschaftliche Kraft darstellen, etwa in Frankreich oder Großbritannien, unmöglich die Politik Europas maßgeblich bestimmen. Untergang des Abendlandes? I don’t think so.
david whitlock hat sich seit 12 jahren weder geduscht, noch gebadete, pflegt aber gewissenhaft die bakterienflora auf seiner haut. hört sich an wie ein witz, aber seit ich darm mit charme gelesen habe, glaub ich alles.
[D]ie Prinzessin musste dem Frosch […] alles abgeben. Er durfte von ihrem Tellerchen essen und aus ihrem Becherchen trinken. Aber als er in ihrem Bettchen schlafen wollte, da hat sie ihn an die Wand geschmissen und dann ist ein Prinz draus geworden und eine Heirat entstanden. Wir müssen also erstmal alles teilen, deswegen steht ja auch überall bei Facebook: „Teilen“ drunter. Nach dem Teilen kommt also erst die Wut und dann die Liebe. Verlassen Sie sich bitte darauf. Sonst: Dystopie.
[das hier ist die adresse von frau ruths RSS-feed. bitte selbst abonnieren. sonst: verpass.]
daniel leisegang warnt die verlage vor eventuellen erfolgen bei der kooperation mit plattformen:
Die Zusammenarbeit der Verlage mit all diesen digitalen Plattformen klingt nach einer klaren Win-win-win-Situation: Um die Artikel zu lesen, müssen die Kunden die Komfortzone des jeweiligen sozialen Netzwerks nicht mehr verlassen, damit entfallen auch lästige Ladezeiten. Die Verlage hingegen erhalten eine größere Reichweite für ihre Inhalte, zusätzliche Einnahmen sowie Angaben über das Nutzungsverhalten ihrer Leser. Im Gegenzug erhöht sich deren Verweildauer auf den Plattformen und damit die Kundenbindung.
Schaut man jedoch genauer hin, entpuppen sich die Kooperationen für die Verlage als existentielle Bedrohung. Diese verlieren dabei umso mehr an Einfluss, je erfolgreicher die digitalen Angebote wirtschaftlich sind.
daniel leisegang meint, die verlage würden sich auf plattformen zu „reinen Inhaltelieferanten“ machen und redaktionelle hoheit abgeben, weil sie das umfeld in denen ihre artikel angezeigt werden, nicht mehr massgeblich bestimmen könnten. damit macht er aber das unbundling von zeitungen und zeitschriften zur eigentlichen existenziellen bedrohung für verlage. abgesehen davon dass ich mich dieser these nicht ohne weiteres anschliessen würde, muss man sich aber fragen, was die alternative wäre. die beibehaltung der bündelung von journalistischen inhalten, lokalnachrichten und agenturmaterial zu einem gesamtpaket? meinem gefühl nach führt so eine haltung noch schneller in eine existenzielle bedrohung als alle anderen alternativen. mir fällt es jedenfalls schwer zu glauben, dass die verleger noch lange ihre leser darum bitten können, doch bitte auch alles, was sie nicht interessiert oder was sie schon anderswo gelesen haben zu kaufen um die verlage und deren macht zu sichern.
ich finde den springer-verlag ja grundsätzlich scheisse unerqueicklich. aber im gegenteil zu daniel leisegang hat man dort verstanden, dass es nicht (nur) darum gehen kann die alten strukturen zu bewahren, sondern darum erlösmodelle und unabhängigkeit in der digitalen, fragmentierten und entbündelten welt zu finden.
Wenn du 78% deines Gesamttraffics über Social hast, davon 96% über Facebook, bei nur ca.15% Direktzugriff, wofür hast du noch 'ne Webseite?
der eintrag von mathias richel ist offensichtlich ein etwas kryptischisches nachdenken über die strategie für eine online-publikation. damit steht er in einer guten tradition, denn das machen derzeit ungefähr alle die publizierend tätig sind. johnny haeusler riet vor ein paar monaten bereits den verlagen ihre websites zu schliessen. daraus entsponnen sich durchaus interessante diskussionen und im angesicht von apple news, facbook instant articles und dem ganzen social media-gedöns ist die frage nach dem auftritt in der welt, also im internet, brennender denn je: wie erreiche ich meine zielgruppe?
mir fiel beim nachdenken über mathias richels kryptik eine weitere analogie ein: der fabrikverkauf.
auch verlage produzieren in ihren häusern produkte, die sie vertreiben. so wie jedes andere produzierende unternehmen das auch tut. sind die produkte für (private) endkunden bestimmt, sind produzenten darauf angewiesen, hilfe beim vertrieb anzunehmen, sei es durch grosshändler, handelketten oder einzelhändler. der direktvertrieb funktioniert auch oft, bei apple zum beispiel, oder bei vorwerk, tupper oder ein paar tiefkühlkosthädlern.
die gegenseitigen abhängigkeiten führen nicht selten zu streit oder unsicherheiten, aber gerade grosse handelsketten funktionieren im lebensmittelhandel ganz ähnlich wie die sozialen netzwerke in der verlagsbranche: als durchlauferhitzer und massenerreichnungsspezialisten.
aber: jede bessere fabrik hat auch einen fabrikverkauf oder bietet sogar fabrikführungen an. das funktioniert zur kundenbindung ganz hervorragend, wie ich kürzlich am beispiel schottischer whisky-distillerien feststellen konnte.
worauf ich hinaus will: auch wenn eigene, selbstgepflegte und vor allem selbst kontrollierte webseiten im vergleich zu anderen vertriebsquellen keinen grossen durchsatz oder hohe besucherzahlen haben, so ist ihr wert für die image-bildung oder leserbindung nicht zu unterschätzen.
so wie der direktvertrieb oder der fabrikverkauf bei produzierenden unternehmen nicht zu unterschätzen ist, auch wenn man dafür mitunter sehr viel expertise und aufwand betreiben muss.
mit anderen worten: egal welche strategie man für den vertrieb seiner produkte wählt, über handelsketten, grosshändler, soziale netzwerke, die masse wird über fremdkontrollierte kanäle abgesetzt oder erreicht. aber die identität wird zuhause, in der fabrik, im eigenen schaufenster, auf der eigenen website geprägt. das vorschnell aufzugeben, nur weil der vertrieb über dritte mehr masse absetzt, wäre dumm. aber allein auf direktvertrieb zu setzen, ebenso.
sarah lacy über die entwicklung von pando.com, ihre wirtschaftlichen sorgen, die perfekten leistungs-schlüsselindikatoren und wie sie sich ins krankenhaus geschufftet hat.
das ziel von pando.com, das seit ein paar monaten nur noch mit einer kostenpflichtigen mitgliedschaft zu lesen ist, am ende des jahres 5000 zahlende abonnenten zu gewinnen ist laut sarah lacy noch in greifweite. aber der weg dahin, schreibt sarah lacy, sei eine irre schuffterei. ihrer beobachtung nach seien relevante, extrem gute artikel, der weg zu mehr abonnenten — und der tägliche zugewinn an abos der schlüsselindikator für die textqualität.
beim lesen dieses textes sind mir (natürlich) die krautreporter in den sinn gekommen. die schämen sich nicht, sich explizit mit pando.com zu vergleichen. wenn man aber bedenkt, dass der potenzielle markt an den sich pando richtet um einiges grösser ist, pando bereits eine nicht unerhebliche anzahl an scoops vorweisen kann und dort einige brilliante journalisten arbeiten, und dass pando trotzdem nicht mit mehr als 5000 zahlenden abos rechnet, sehe ich für die krautreporter, die das pando-finanzierungsmodel ab mitte oktober kopieren wollen, sehr schwarz. und das problem lässt sich auch ganz kurz, mit zwei worten, umschreiben: relevante texte.
Malala ist heute 18, eine erwachsene Frau, die mehr Berater als Freundinnen hat. Hinter der eine der größten Imageberaterfirmen der Welt steht. Der Vorwurf, Malala werde von ihrem Vater gelenkt, ist geradezu naiv. Sie wird gelenkt von Menschen, die von dem Mädchen Malala stärker abstrahieren können, als der eigene Vater das je könnte. Die globaler denken als ein Lehrer aus Pakistan. Die digitaler denken als einer, der – wie wir im Film lernen – nicht weiß, wie man einen Tweet absetzt.
Ist Malala also nur eine Marionette, die zwar Gutes tut, aber dabei nicht frei ist?
mich irritiert die konstruktion des artikels, der unterm strich etwas konfus wirkt, als ob sich lara fritzsche nicht entscheiden konnte, ob sie malala’s selbstbestimmtheit anzweifeln oder sie einfach toll finden sollte. über weite teile liest sich der artikel, als wolle fritzsche malala’s professionalität und beratungsempfänglichkeit als etwas negatives darstellen.
dann, am ende des artikels, wird klar, dass die idee hinter der artikelkonstruktion wohl lautet: zuerst alle möglichen zweifel an malala’s selbstbestimmtheit auftürmen und sie dann mit einem absatz beiseite zu wischen:
Und so ist Malala nicht nur ein Mädchen und eine Marke, sondern hat auch ein subversives Moment. Denn jeder, der daran zweifelt, dass diese junge Frau wirklich für sich selbst spricht, muss sich fragen lassen, warum? Muss hinter jeder jungen Frau, die etwas zu sagen hat, jemand stehen, der viel besser weiß als sie, was sie sagen will? Und selbst wenn: Ist nicht tatsächlich Bildung der beste Schutz gegen Fremdbestimmung? Malala ist eine Marke, die selbst dann überzeugt, wenn man Zweifel hat.
das problem ist aber, dass dieser letzte absatz zu schwach, zu unplausibel ist. trotzdem lesenswert.
Das Facebook-Urteil des Europäischen Gerichtshofs ist ein Sieg für die Nutzer des Internets. Es verstärkt aber auch einen bedrohlichen Trend, der die Freiheit und Funktionsweise des Netzes fundamental gefährdet.
mathias müller von blumnecron über die streichung des safe-harbour-abkommens und die untätigkeit der politik in sachen internet. dem meisten was er sagt, kann ich nicht widersprechen. ich frage mich aber, warum auch er der unsitte der deutschen feuilletons folgt und meint nicht ohne weltuntergangsszenarien auszukommen. es scheint einen festen glauben zu geben, dass argumente und handlungsaufforderungen nur funktionieren, wenn man maximale gefahr oder apokalyptische szenarien in seine artikel einbaut. so auch blumencron am ende seines artikels: wenn ihr nicht auf meine weisen worte hört, dann …:
… heißt es bald: Es war einmal das Internet.
diese art zu argumentieren ist, mit verlaub, zum kotzen.
ha. pfiffig. sowohl elon musk, als auch gavin sheridan, der meint die versteckte agenda von tesla entdeckt zu haben. so oder so, sehr lesenswert.
I lived in Mosul for five months under ISIS. I tried to avoid trouble but one of my neighbors reported me for shaving my beard. They came to my house while I was sleeping. My mother answered the door and they pushed her out of the way and dragged me out of bed. They asked me why I’d shaved my beard. I didn’t know what to tell them. They dragged me into the center of the city and made me kneel next to five other men. (weiterlesen …)
vielseitige, sehr ausführliche einführung ins bloggen von daniel berger in der aktuellen c’t. für leute die schon länger bloggen gibt’s dort wenig neues, für anfänger oder interessierte kann der text aber hilfreich sein.
ich schreibs auch bloss auf, weil ich dort erwähnt wurde:
Bei einem Blog über „alles und nichts“ weiß niemand so recht, was er erwarten kann. Das heißt aber nicht automatisch, dass ein persönliches Blog ohne Fokus keine Leser findet; Spreeblick.com und Wirres.net beweisen das Gegenteil. Die Berliner Blogs befassen sich mit der Banalität des Alltags, mit Politik, mit der Blogosphäre und der Gesellschaft — und zwischendurch handeln sie vom Urlaub. In jedem Eintrag aber spielen die Autoren und ihre persönlichen Ansichten eine wichtige Rolle und das macht den Reiz aus.
jetzt weiss ich, dass mein blog ohne „fokus“ ist und was seinen reiz ausmacht …
I want to begin this refugee series with a post from the summer of 2014. This is Muhammad, who I first met last year in Iraqi Kurdistan. At the time, he had just fled the war in Syria and was working as a clerk at my hotel. When war broke out, he’d been studying English Literature at the University of Damascus, so his English was nearly perfect. He agreed to work as my interpreter and we spent several days interviewing refugees who were fleeing the advance of ISIS. As is evident from the quote below, I left Muhammad with the expectation that he’d soon be travelling to the United Kingdom with fake papers. I am retelling the story because I have just now reconnected with Muhammad. He will be working again as my interpreter for the next ten days. But the story he told me of what happened since we last met is tragic.
hervorragende zusammenfassung zum stand der pornografie im netz und in der, haha, fleischwelt:
In America the number of porn studios is now down from over 200 to 20, says Alec Helmy, the founder of XBiz, a trade publication. Performers who used to make $1,500 an hour now get $500—even as increased competition means they are asked to produce more extreme content. Revenues are well below their peak; how far below is hard to say, as most porn producers are private. Just before the tubes took off, plausible estimates put worldwide industry revenues at $40 billion-50 billion. Mr Thylmann thinks they have fallen by at least three-quarters since then.
der artikel zeichnet auch sehr nachvollziehbar paralellen zum mediengeschäft:
All this will sound painfully familiar to other media firms. Echoing the aggregation deals struck by the tubes with commercial porn producers, social-media sites are starting not just to link to content, but to host it. Snapchat, a messaging app that lets users send each other photos and videos that vanish after a few seconds, allows news outlets to publish articles on its service in return for a share of advertising revenue. Facebook is doing something similar with its Instant Articles service. Indeed, Facebook, Twitter and their like have essentially evolved into traffic-brokers. Many of the clicks they pass on come from links posted by users. But the number of ads, promoted posts and suchlike is growing.
facebook und twitter als durchlauferhitzer nach dem vorbild der porn-tubes, bzw. den frühen pornolinklisten. demnach ist massen-erregung und -mobilisierung ist ist der motor der porno- und medienbranche. was sollte da schief gehen?
es gibt auch noch einen zweiten artikel in der economist-themenreihe pornografie, den ich noch nicht gelesen habe und deshalb auch nichts dazu sagen kann: Pornography: A user’s manual
(miriam meckel sagt dazu auf blendle [€]: „A great overview on the economic and cultural impact of pornography as a driver for digital development and business.“)
zuerst denkst du, achja, wieder so’n verkacktes listicle, dann empfiehlt dir stefan niggemeier den text und du merkst spätestens bei punkt 2, haha, voll ironisch, dann liest du weiter, der text zieht sich, du wartest auf das ironische finale dass allen lebensweisheitsviralisierungsversuchern für ein und alle mal das maul stopft und dann merkst du, dass der text total pathetisch endet und du überlegst, wie verlinkst du den jetzt?
aha, das war relativ offensichtlich, dass die leute die den medium editor gebaut haben, auch etwas mit den überarbeiteten facebook-notes zu tun hatten.
toller spezialartikel auf wired.com zur zukunft der städte. der einseitige artikel hat bei mir ungefähr 100 MB geladen, fühlt sich aber nicht übermässig schwer beim lesen an. im gegenteil, zu jeder stadt, los angeles, shangha, medellín, eindhoven, mekka, nairobi, san francisco und dubai gibt’s kleine, gut lesbare häppchen, mache zu ziemlich überraschenden projekten, zum beispiel den seilbahnen und öffentlichen bibliotheken mit parks in medellín, die vor allem den ärmeren bevölkerungsschichten zu gute kommen. sehr schön und sehr lesenswert.
henning sußebach über den „smarten Flachdenker“ markus söder:
Fast jede seiner Aussagen leitet Söder ein mit einer Moderation wie „Es kann nicht angehen“, „Sagen wir doch, wie es ist“, „Jetzt mal ehrlich“. Mit der Attitüde eines Minderheitenführers vertritt er die Mehrheitsmeinung im Zelt. Söder arbeitet mit der Rhetorik des aufrichtigen Egoisten. Von seinen Zuhörern fordert er nichts, weder mehr Steuern noch Lust auf Veränderung oder gar Toleranz Schwächeren gegenüber. Seine Rede, über weite Strecken frei gehalten, ist stets mit so viel Witz gewürzt, dass er auch skeptische Zuhörer mitnimmt, und sei es nur wegen der Folklore.
wenn er meiner meinung ist, lese ich christian jakubetz sehr gerne. das hier habe ich gerne gelesen. und für die überschrift gebe ich auch nen punkt. (bei der zahl 5000 habe ich geweint.)
das bisher beste was ich zum dieseldebakel bisher gelesen habe kommt von zyler cowen. das hier werde ich mir rahmen und in die küche hängen:
Manipulated data will be one of the big, big stories of the next twenty years, or longer.