hat­te ge­ra­de ei­nen 5-mi­nu­ten tin­ni­tus. hör­te sich ex­akt an wie der ipho­ne-we­cker.


„ex­akt falsch her­um ge­dacht“

felix schwenzel

  hackr.de: How to be kin­der, plea­se?   #

mar­kus spath no­tiert zu mei­nen an­mer­kun­gen zu ei­ner idee von neil gai­man, bzw. zu han­lon's ra­zor fol­gen­des:

(wir­res mit ex­akt falsch her­um ge­dach­ten tipps zum freund­li­cher­wer­den; ge­ra­de die un­ter­stel­lung von dumm­heit, wo man auch bös­ar­tig­keit un­ter­stel­len könn­te, ist mis­an­throp, weil ge­ra­de sie den men­schen nicht ernst nimmt, weil man die dumm­heit eben nicht mal schnell än­dern kann, usw.)

kann dumm­heit nur erb­lich oder so­ma­tisch be­dingt vor­kom­men wie mar­kus spath hier be­haup­tet?
oder kann dumm­heit, wie bös­ar­tig­keit, zum bei­spiel auch durch be­son­de­re um­stän­de, re­ak­tio­nen oder miss­ver­ständ­nis­se aus­ge­löst wer­den?

dumm­heit und bös­ar­tig­keit (und fast alle an­de­ren ver­hal­tens­wei­sen) sind mei­ner mei­nung nach in den sel­tens­ten fäl­len de­ter­mi­niert, wes­halb es lo­gi­scher­wei­se dumm ein fehl­schluss ist, die kul­ti­vie­rung von zwei­feln an der ei­ge­nen wahr­neh­mung als mis­an­throp zu be­zeich­nen — auch wenn man sich das ver­hal­ten an­de­rer mit „irr­tü­mern, kurz­sich­tig­keit, nach­läs­sig­keit oder dumm­heit“ er­klärt.

ab­ge­se­hen da­von gibt es na­tür­lich va­ria­tio­nen von han­lon's ra­zor („Gehe nie­mals von Bös­wil­lig­keit aus, wenn Dumm­heit aus­rei­chend ist.“), die zei­gen, dass es eben ge­ra­de nicht um per­sön­lich­keits­merk­ma­le geht, son­dern pro­zes­se:

Ver­su­che nie durch Kon­spi­ra­ti­on zu er­klä­ren, was auf Cha­os oder In­kom­pe­tenz zu­rück­ge­führt wer­den muss.

dumm­heit ist nicht nur et­was mit dem man den IQ ei­nes men­schen be­schreibt, son­dern et­was mit dem man han­deln von men­schen, aber auch in­sti­tu­tio­nen be­wer­tet. so kann es ge­ra­de in der po­li­tik zu gros­sen dumm­hei­ten, zu fehl­ent­schei­dun­gen kom­men, ohne dass eine „böse“ in­ten­ti­on vor­han­den sein muss. noch­mal an­ders aus­drü­cken lässt sich das pro­blem mit die­sem al­ten spruch: „das ge­gen­teil von gut ist oft gut ge­meint.“


links vom 27.04.2015

felix schwenzel

  men­tal­floss.com: 8 Psy­cho­lo­gi­cal Tricks of Re­stau­rant Me­nus   #

ein wei­te­rer nach­trag zu „wir las­sen uns ger­ne ver­ar­schen“. wie spei­se­kar­ten uns ma­ni­pu­lie­ren kön­nen:

The best me­nus ac­count for the psy­cho­lo­gi­cal theo­ry known as the “pa­ra­dox of choice,” which says that the more op­ti­ons we have, the more an­xie­ty we feel. The gol­den num­ber? Se­ven op­ti­ons per food ca­te­go­ry, tops (se­ven ap­pe­ti­zers, se­ven en­trees, etc.). “When we in­clude over se­ven items, a guest will be over­whel­med and con­fu­sed, and when they get con­fu­sed they'll ty­pi­cal­ly de­fault to an item they’ve had be­fo­re,” says menu en­gi­neer Gr­egg Rapp. No shame in sti­cking with what you know, but a well-de­si­gned menu might en­ti­ce you to try so­me­thing a bit dif­fe­rent (and a bit more ex­pen­si­ve).

  netz­oeko­no­mie­cam­pus.word­press.com: Über die Ko­ali­ti­on der Goog­le-Ama­zon-Heul­su­sen - Re­gu­lie­rung statt Di­gi­tal­stra­te­gien   #

gun­nar sohn po­le­mi­siert ge­gen die kon­fu­se di­gi­tal­stra­te­gie der deut­schen po­li­tik. zu recht. da­bei sind ein paar in­ter­es­san­te in­for­ma­ti­ons­bröck­chen:

Ama­zon taucht in den deut­schen Han­dels­sta­tis­ti­ken gar nicht auf. Der On­line-Händ­ler ent­zieht sich der Bran­chen-Seg­men­tie­rung:

„Das hängt da­mit zu­sam­men, dass es eben ein ganz an­de­res Sys­tem ist. Ama­zon geht nicht über Bran­chen, son­dern es geht über die in­di­vi­du­ell mas­sen­haf­te Be­zie­hung zu Kun­den“, be­tont Wip­per­mann.

  the­guar­di­an.com: Clock­ma­ker John Har­ri­son vin­di­ca­ted 250 ye­ars af­ter ‘ab­surd’ claims   #

das 250 jah­re alte de­sign ei­ner pen­del­uhr geht tat­säch­lich, wie john har­ri­son vor 250 jah­ren be­haup­te­te, auch nach 100 ta­gen auf die se­kun­de ge­nau.

ich fra­ge mich ja, ob man das vor 250 jah­ren über­haupt hät­te mes­sen kön­nen — und wenn ja, wie?


links vom 26.04.2015

felix schwenzel

  sz-ma­ga­zin.sued­deut­sche.de: Neu­gier: Die bes­ten Nach­rich­ten ans SZ-Ma­ga­zin   #

das sz-mag­zin hat vor vier wo­chen eine han­dy­num­mer aufs heft ge­druckt (heft­the­ma neu­gier) und schreibt hier auf, wer al­les an­ge­ru­fen hat.

  kon­rad­lisch­ka.info: Gute Nach­rich­ten sind kein Strom   #

kon­rad lisch­ka hat alain de booton im ur­laub ge­le­sen und glaubt dar­in neue ideen für ei­nen bes­se­ren an­de­ren jour­na­lis­mus ent­deckt zu ha­ben. ich per­sön­lich glau­be ja … — ach egal. das wür­de jetzt zu lang wer­den.

  flickr.com/x-ray_del­ta_one: 1962 ... TWA ter­mi­nal: JFK Air­port - Eero Saa­r­i­nen   #

x-ray del­ta one ist ei­ner der we­ni­gen flickr-be­nut­zer die ich per RSS abon­niert habe. heu­te bin ich dort über ei­nen sta­pel 60er-jah­re ar­chi­tek­tur­bil­der ge­stol­pert, die un­ter an­de­rem zei­gen wie glän­zend die zu­kunft frü­her aus­ge­se­hen hat.

sie­he auch

  su­s­hirol­le.de: Su­shi sel­ber ma­chen   #

hier gib­t's ganz gute su­shi-re­zep­te. vor al­lem das hier wür­de ich ger­ne mal aus­pro­bie­ren. das hier war so lala (aber ich habe auch bres­so statt frisch­kä­se ver­wen­det).

  the­guar­di­an.com: Li­quid mer­cu­ry found un­der Me­xi­can py­ra­mid could lead to kin­g's tomb   #

die­sen ar­ti­kel habe ich mei­nem va­ter per email ge­schickt, weil der sich für py­ra­mi­den in­ter­es­siert. ich fand das aber auch fas­zi­nie­rend. es gibt noch so vie­le ge­heim­nis­se in der welt. und queck­sil­ber un­ter py­ra­mi­den.


kei­ne wer­bung ist auch wer­bung

felix schwenzel

nach­trag zu „wir las­sen uns ger­ne ver­ar­schen“:

auf dem pla­kat steht:

Wer­bung be­ein­flusst Dein Ko­sum­ver­hal­ten. Triff Dei­ne Kauf­ent­schei­dung be­wusst!


blog­ster­ben

felix schwenzel

  doo­ce.com: Loo­king up­ward and ahead   #

hea­ther „doo­ce“ arm­strong hört auf pro­fes­sio­nell zu blog­gen. kott­ke schreibt sie wol­le nur noch „zum spass“ schrei­ben, sie selbst drückt das ne spur dif­fe­ren­zier­ter aus:

I'd like to get back to the re­ason I star­ted “li­ving on­line” in the first place: wri­ting for the love of it, wri­ting when the sto­ry in­si­de is be­gging to be told.

be­un­ru­hi­gen­der­wei­se deu­tet auch kott­ke selbst eine ge­wis­se blog-mü­dig­keit an:

I thought I would do my site pro­fes­sio­nal­ly for the rest of my life, or at least a good long while. The way things are go­ing, in an­o­ther year or two, I'm not sure tha­t's even go­ing to be an op­ti­on.

ich bin mir re­la­tiv si­cher, dass ich bis zu mei­nem le­bens­en­de hier ins in­ter­net schrei­ben wer­de. das ins in­ter­net-schrei­ben war und ist nach wie vor ein teil mei­ner ver­dau­ung — und war­um soll­te ich auf­hö­ren mei­ne ver­dau­ung ein­zu­stel­len? et­was ape­tit­li­cher aus­ge­drückt, wäre blog­gen ins-in­ter­net-schrei­ben wie ko­chen, wür­de ich als pro­fi-koch wahr­schein­lich auch nach ein paar jah­ren an­sät­ze von mü­dig­keit spü­ren. da ich aber vor al­lem für mich (und mei­ne fa­mi­lie) ko­che, gehe ich da­von aus, das bis an mein le­bens­en­de zu tun. von ge­le­gent­li­chen re­stau­rant­be­su­chen oder es­sen­sein­la­dun­gen na­tür­lich ab­ge­se­hen.


mo­blog­ging heisst jetzt in­sta­g­ra­ming.

(ant­wort auf @ger­rit­va­naa­ken)


feed oh­ne nerv? ja, gibt’s

felix schwenzel

@di­plix gib­t's ei­nen wir­res-RSS-Feed ohne die rei­nen Fo­to­posts, nur für die Ar­ti­kel > 100 Zei­chen?

Ger­rit van Aa­ken (@ger­rit­va­naa­ken) 25.04.2015 9:10

ja. die ka­te­go­rien gibt’s schon län­ger, jetzt habe ich auch ein biss­chen auf­ge­räumt, so dass in der „ar­ti­kel“-ka­te­go­rie (RSS) auch wirk­lich nur noch ar­ti­kel mit mehr als ein paar hun­tert zei­chen sind — kei­ne bil­der-posts, kei­ne link-posts. ein­zel­links mit län­ge­ren kom­men­ta­ren oder an­mer­kun­gen von mir, tau­chen da aber wei­ter­hin drin auf.


Photo by felix schwenzel on April 24, 2015. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

ein­mal hin. al­les drin. #real #la­ter­gram


ein­mal hin. al­les drin.

felix schwenzel


ich mag die­se fra­ge von san­de­ep shet­ty:

If you post so­me­thing and no­bo­dy re­sponds, does it exist?


„mö­gen“ im sin­ne von: „ja, gute fra­ge“ und im sin­ne des in­die­web u-like .


er­schüt­ternd. nie­mand regt sich mehr über ge­ne­ri­sche fe­mi­nia auf:

(http://www.bild­blog.de/64172/you­tube-druck­stueck­frem­deln-eif­fel­turm/)


#shady­sel­fie

felix schwenzel



links vom 24.04.2015

felix schwenzel

ich habe heu­te früh für ron­nie grob 6vor9 ge­füllt und dar­in zwei un­ge­heu­er­lich­kei­ten be­gan­gen: ein <block­quo­te> ver­wen­det und ein ge­ne­ri­sches mas­ku­li­num mit ei­nem ge­ne­ri­schen fe­mi­ni­num er­setzt. hier ein re­post, hier das ori­gi­nal:


  ars­tech­ni­ca.com: Che­a­per band­width or bust: How Goog­le sa­ved You­Tube   #

an­läss­lich des 10-jäh­ri­gen you­tube-ju­bi­lä­ums er­in­nert ron ama­deo dar­an, dass you­tube es bei­na­he nicht ge­schafft hat:

Sur­vi­val for the site was a near-con­stant batt­le in the ear­ly days. The com­pa­ny not only fought the band­width mons­ter, but it faced an army of la­wy­ers from va­rious me­dia com­pa­nies that all wan­ted to shut the vi­deo ser­vice down. But thanks to cash back­ing from Goog­le, the site was able to fend off the la­wy­ers. And by stay­ing at the fo­re­front of Web and ser­ver tech­no­lo­gy, You­Tube ma­na­ged to ser­ve vi­de­os to the en­ti­re In­ter­net wi­t­hout be­ing bank­rupt­ed by band­width bills.

At that point, many did­n't ex­pect the com­pa­ny to sur­vi­ve. Ear­ly Net en­tre­pre­neur Ja­son Cala­ca­nis wro­te “You­Tube is not a real busi­ness” and com­pared it to Ka­zaa and Naps­ter. Dot-com bil­lionaire Mark Cu­ban ex­pec­ted the site would be “sued into ob­li­vi­on” and said that “only a mo­ron would buy You­Tube.”

  chris­tophkap­pes.de: Druck­stück­frem­deln   #

chris­toph kap­pes hat nach län­ge­rer zeit mal wie­der ein ge­druck­tes ma­ga­zin in der hand und stellt fest:

Ich habe also ver­lernt, Ma­ga­zi­ne zu le­sen. Und noch mehr: das Tei­len (sha­ren) ist mir eine so selbst­ver­ständ­li­che Hand­lung ge­wor­den, dass ich gar nicht weiß, war­um ich Print le­sen soll, kann ich doch die­se wich­ti­ge Funk­ti­on da­mit gar nicht vor­neh­men. War­um soll ich le­sen, was ich nicht tei­len kann? War­um soll ich le­sen, was ich nicht ko­pie­ren kann, was ich nicht kom­men­tie­ren kann [...].

  get­idan.de: Jour­na­lis­mus als Ka­ta­stro­phe   #

ge­org seeß­len be­ob­ach­tet eine bou­le­var­di­sie­rung der se­riö­sen „bür­ger­li­chen pres­se“:

Die Nach­richt wird an drei emo­tio­na­le Zen­tren ge­bun­den. Das Pri­va­te (die Ge­schich­te ei­nes tra­gi­schen Men­schen viel­leicht, die Vor­füh­rung der Op­fer und ih­rer An­ge­hö­ri­gen), das All­ge­mei­ne (was ma­chen „wir“ jetzt mit un­se­rer Flug­angst?, die Rück­kopp­lung zu an­de­ren Ka­ta­stro­phen im kol­lek­ti­ven Ge­dächt­nis, „un­se­re“ Si­cher­heit) und schließ­lich, be­son­ders per­fid, das Na­tio­na­le. Das furcht­ba­re Un­glück der Ger­man­wings „rührt am Selbst­ver­ständ­nis des Kon­zerns - und der Na­ti­on“. So die Zeit. Das Ein­drin­gen in die Pri­vat­sphä­ren mög­lichst vie­ler Men­schen und das Auf­blä­hen zum „Selbst­ver­ständ­nis ei­ner Na­ti­on“ sind of­fen­sicht­lich die bei­den emo­tio­na­len Pole, zwi­schen de­nen na­he­zu al­les mög­lich ist, was aus dem Wör­ter­buch des un­mensch­li­chen Jour­na­lis­mus denk­bar ist.

Da­bei wer­den die Tricks der Nach­rich­ten­er­zeu­gung aus mehr oder we­ni­ger nichts im­mer selbst­zer­stö­re­ri­scher. Nur ein Bei­spiel: Die Bou­le­vard-Zei­tung mut­maßt et­was. Das In­ter­net-Por­tal ei­nes „se­riö­sen“ Nach­rich­ten­ma­ga­zins zi­tiert die­se Mut­ma­ßung. In der drit­ten Run­de wer­den aus der Mut­ma­ßung und de­ren Zi­tie­rung, „In­for­ma­tio­nen“, die die­sen bei­den Me­di­en zu­ge­schrie­ben wer­den, in der vier­ten Run­de ist dar­aus schon eine „Er­kennt­nis“ ge­wor­den. So wie der Mensch, der von den Me­di­en be­fragt wird, nur das wi­der­ge­ben kann, was er aus den Me­di­en weiß, und das, was er nach sei­ner Er­fah­rung glaubt, dass die Me­di­en von ihm er­war­ten, rei­chen die Me­di­en un­ter dem Mot­to („nach In­for­ma­tio­nen von“, wie ... er­fah­ren ha­ben will, in ei­nem Ge­spräch mit... sag­te“) be­stän­dig Nach­rich­ten-Jo­ker im Kreis her­um.

/via

  taz.de: Die neue Un­über­sicht­lich­keit   #

rené mar­tens über teil­wei­se un­über­sicht­li­che und in­trans­pa­ren­te ko­ope­ra­ti­on von öf­fent­lich-recht­li­chen me­di­en und pri­va­ten ver­la­gen:

Beim The­ma IS ar­bei­te­te das Po­lit­ma­ga­zin [Re­port] aus Mün­chen bis­her nicht nur mit der Zeit zu­sam­men, son­dern mehr­mals mit der FAZ, die gern ge­gen den NDR/WDR/SZ-Ver­bund wet­tert. FAZ und Re­port wa­ren An­fang 2014 die Ers­ten, die über Is­la­mis­ten be­rich­te­ten, die aus Deutsch­land in den Krieg nach Sy­ri­en zo­gen. Der IS-Ter­ror scheint zu Ko­ope­ra­tio­nen zu mo­ti­vie­ren.

  al­var-freu­de.de: Lü­gen­pres­se? Lü­gen­in­for­mant!   #

al­var freu­de meint, dass die spie­gel-re­dak­teu­rin im fal­le sei­bert me­dia we­ni­ger die fir­ma falsch dar­stel­len woll­te, als auf eine in­for­man­tin (m/w) rein­ge­fal­len sei, die sau­er auf das un­ter­neh­men sei.

  buzzfeed.com: „Can so­meone pho­to­shop the Eif­fel Tower un­der my fin­ger?“   #

ich muss­te da mehr­fach laut drü­ber la­chen.


das blaue fens­ter

felix schwenzel


Photo by felix schwenzel on April 23, 2015. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

das blaue fens­ter.


Photo by felix schwenzel in Gendarmenmarkt Berlin. Keine Fotobeschreibung verfügbar..

him­mel über dem gen­dar­men­markt am 17.4 #no­fil­ter #la­ter­gram #ber­lin #blues­ky


syn­di­ka­ti­on

felix schwenzel

als mei­ne mut­ter vor un­ge­fähr 35 jah­ren mit mir im zir­kus war, er­klär­te sie mir:

das brot der künst­ler ist der ap­plaus.

nicht alle kön­nen vom ap­plaus al­lein le­ben und selbst zir­kus-ar­tis­ten be­kom­men eine gage zu­sa­ätz­lich zum ap­plaus. aber zwi­schen dem ap­plaus und der höhe der gage be­steht wahr­schein­lich ein di­rek­ter zu­sam­men­hang. aber das mit dem geld­ver­die­nen möch­te ich an die­ser stel­le kurz aus­klam­mern, weil es al­les noch kom­pli­zier­ter macht als es eh schon ist.

vor ei­ner wei­le griff john­ny haeus­ler in der deut­schen wired eine dis­kus­si­on auf, die man even­tu­ell mit die­sem satz zu­sam­men­fas­sen kann:

ver­la­ge und au­toren soll­ten dort hin­ge­hen, wo ihr pu­bli­kum ist.

john­ny über­spitz­te die­sen ge­dan­ken et­was, in­dem er ver­la­gen riet, ihre web­sei­ten zu schlies­sen. das dif­fe­ren­zier­te er spä­ter noch ein biss­chen nach, aber ich wi­der­sprach ihm bei­de male (eins, zwei).

grund­sätz­lich hat john­ny aber (na­tür­lich) recht. will ich mein pu­bli­kum gut er­rei­chen, muss ich nicht nur gut er­reich­bar sein, son­dern vor al­lem dort ver­öf­fent­li­chen wo das pu­bli­kum ist. aus ei­ge­ner er­fah­rung weiss ich, dass mir selbst oft schon ein klick mehr als nö­tig zu viel ist, um ei­nen text zu le­sen. ich lebe lese in mei­nem feed­rea­der. ge­kürz­te RSS-feeds ner­ven mich so sehr, dass ich dar­über sei­ten­lan­ge kla­gen ver­fas­sen kann — we­gen ei­nes klicks. weil die­se klicks oft (nicht im­mer) in funk­lö­chern in der bahn statt­fin­den, habe ich an die­ser stel­le ein ge­wis­ses ver­ständ­nis für mich und mei­ne ar­gu­men­te.

wenn ich et­was in mein blog schrei­be (oder jour­na­lis­ten in ihre zei­tung), tease­re ich es nach der ver­öf­fent­li­chung auf twit­ter, face­book (oder was sonst ge­ra­de gut funk­tio­niert) an und ver­lin­ke es dort. auf face­book zwin­ge ich mei­ne le­ser da­mit qua­si zu ei­nem klick auf mein blog. dort sehe ich dann in mei­ner be­su­cher­sta­tis­tik ei­nen be­such und hof­fe vie­le wei­te­re, auf li­kes, kom­men­ta­re und links auf mei­nen ar­ti­kel. im op­ti­mal­fall mul­ti­pli­zie­ren sich die links, li­kes, shares zu ei­nem klei­nen vi­ra­len wind­hauch, der le­ser zu mir rü­ber­weht.

die idee dort zu sein, wo die le­ser sind, ist aber ein biss­chen an­ders ge­meint. sie be­deu­tet, dass ich den ge­sam­ten text (zum bei­spiel) auf face­book — oder eben der platt­form wo mei­ne ziel­grup­pe sizt — ver­öf­fent­li­che und sich der le­ser den klick auf mei­ne sei­te spart und da­mit auch zu­sätz­li­che la­de­zei­ten oder die aus­ein­an­der­set­zung mit ge­wöh­nungs­be­dürf­ti­gem lay­out. oder (noch bes­ser), dass ich mei­nen text für die platt­form wo ich mei­ne le­ser ver­mu­te op­ti­mie­re und nicht nur au­to­ma­tisch vor­han­de­nes ma­te­ri­al rü­ber­spü­le.

auf face­book funk­tio­niert das of­fen­bar ganz gut. pe­ter breu­er ver­öf­fent­licht dort bei­spiels­wei­se oft sehr lan­ge tex­te, weil auf face­book (ver­mu­te ich mal) das feed­back sehr viel­fäl­ti­ger und grös­ser ist als auf sei­nem blog. das ist ei­ner­seits ver­ständ­lich, aber an­de­rer­seits auch scha­de. die tex­te sind nach ein paar ta­gen nicht mehr so gut zu fin­den und aus­ser­halb von face­book so gut wie nicht exis­tent. da­für er­rei­chen sie ein ziem­lich gros­ses pu­bli­kum, kön­nen mü­he­los ge­mocht, ge­teilt und wei­ter­emp­foh­len wer­den.

po­si­tiv aus­ge­drückt kann man sich so auf face­book eine enorm gros­se zahl le­ser und fans er­ar­bei­ten. die­se le­ser in­ter­agie­ren mit den in­hal­ten sehr gross­zü­gig, sie tei­len, li­ken und kom­men­tie­ren dort in sehr viel grös­se­rer zahl als sie es in ei­nem blog tun wür­den. die er­klä­rung da­für liegt auf der hand: auf face­book muss ich mich für ei­nen kom­men­tar nicht erst an­mel­den, ich kann ein­fach los­schrei­ben, li­ken oder sha­ren. ich weiss als kom­men­tie­ren­der, dass ich mei­ne kom­men­ta­re auf face­book edi­tie­ren oder lö­schen kann. die in­ter­ak­ti­on mit in­hal­ten auf face­book ist sehr viel ein­fa­cher als auf je­dem x-be­lie­bi­gen blog. das gilt na­tür­lich auch für vie­le an­de­re so­zia­le netz­wer­ke.

we­ni­ger po­si­tiv ist, dass man die in­hal­te aus der hand gibt und auf platt­for­men stellt über die man als au­tor oder fo­to­graf we­nig kon­trol­le hat. man be­kommt (re­la­tiv) we­nig le­ser le­ser rü­ber­ge­spült und die in­ter­ak­tio­nen (li­kes, favs, kom­me­n­at­re) blei­ben auch in den si­los der gros­sen netz­wer­ke.


wer wie ich jah­re­lang da­für ar­gu­men­tier­te RSS-feeds nicht zu kür­zen und dem le­ser die wahl zu las­sen wo und wie er tex­te oder ein­trä­ge kon­su­miert, an­zeigt oder liest, müss­te die­ser lo­gik auch in sa­chen con­tent-ag­gre­ga­ti­on in so­zia­le netz­wer­ke fol­gen. fol­ge­rich­tig wäre es nach die­ser lo­gik auf face­book nicht nur kurz-teaser mit link zur quel­le zu ver­öf­fent­li­chen, son­dern eben den kom­plet­ten in­halt. so wie man das auch mit RSS macht.

ich habe die­ser lo­gik lan­ge zeit nicht fol­gen wol­len und ging da­von aus, dass es gut und rich­tig sei, leu­te aus so­zia­len netz­wer­ken auf die ei­ge­ne sei­te zu lo­cken. seit ein paar ta­gen ver­su­che ich mit dem ge­gen­teil zu ex­pe­ri­men­tie­ren:

  • zu­erst ver­öf­fent­li­che ich auf wir­res.net
  • dann syn­di­zie­re ich den in­halt halb­au­to­ma­tisch oder ma­nu­ell zu twit­ter oder face­book (an­de­re netz­wer­ke sind auch mög­lich und vor­stell­bar)
  • die in­hal­te dort ha­ben ei­nen zu­rück­link auf wir­res.net, der ori­gi­nal­in­halt be­kommt ei­nen mit rel="syn­di­ca­ti­on" mar­kier­ten link
  • und in ei­ner idea­len welt wür­den face­book und twit­ter mir für die­sen zu­rück­link und alle fol­gen­den in­ter­ak­tio­nen (li­kes, shares/ret­weets, kom­men­ta­re) ei­nen ping oder web­men­ti­on schi­cken, so dass ich die­se in­ter­ak­tio­nen un­ter dem ori­gi­nal­in­halt sam­meln und an­zei­gen könn­te. tun sie aber nicht, also muss ich ei­nen pro­xy, ei­nen stell­ver­tre­ter nut­zen. in die­sem fall heisst der brid.gy und stellt (fast) alle in­ter­ak­tio­nen un­ter syn­di­zier­ten in­hal­ten von mir zu wir­res.net, bzw. mei­nen web­men­ti­on-emp­fän­ger durch.

kon­kret sieht das dann so aus: zum bei­spiel habe ich die­ses bild ei­nes koch­topfs auf wir­res.net ver­öf­fent­licht und dann auf twit­ter, face­book und in­sta­gram syn­di­ziert. die re­ak­tio­nen hat mir brid.gy zu­rück­ge­spielt, so dass ich sie un­ter dem ori­gi­nal­in­halt an­zei­gen kann.

die­se ko­lum­ne habe ich im voll­text auf face­book ko­piert. auf twit­ter konn­te ich sie we­gen des 140-zei­chen li­mits na­tür­lich nur an­teasern. aber so­wohl die twit­ter-re­p­lys, als auch die face­book kom­men­ta­re kön­nen dank brid.gy un­ter dem ori­gi­nal an­ge­zeigt wer­den.


das sys­tem, das auf web­men­ti­ons und an­de­ren in­die­web-tech­nol­gi­en ba­siert, ist al­les an­de­re als per­fekt. es löst aber an­satz­wei­se das zir­kus­pro­blem: der ap­plaus oder die buh­ru­fe für mei­ne in­hal­te kom­men zu mir zu­rück, bzw. las­sen sich ein­fan­gen. da­mit lässt sich zwar (auch) kein geld ver­die­nen, aber die reich­wei­te dürf­te sich so um ei­ni­ges ver­bes­sern las­sen, so wie das auch mit RSS funk­tio­niert: die an­zahl der le­ser die mei­ne in­hal­te per RSS le­sen ist mei­ner schät­zung und mes­sung nach pro tag an dem ich ver­öf­fent­li­che etwa dop­pelt so hoch wie die zahl der le­ser die wir­res.net be­su­chen. die po­ten­zi­el­le reich­wei­te von un­ge­kürzt ver­öf­fent­lich­ten in­hal­ten in so­zia­len netz­wer­ken dürf­te noch­mal hö­her sein (auch wenn man sie nicht in je­dem fall mes­sen kann).


lan­ge rede kur­zer sinn: wenn man dem in­ne­ren zwang wi­der­steht, le­ser um je­den preis auf die ei­ge­ne web­site zu lo­cken, kann man da­mit le­ser sehr gut er­rei­chen und ih­nen ent­ge­gen kom­men — ohne ganz die kon­trol­le über die in­hal­te zu ver­lie­ren (aber ein biss­chen schon).

die in­die­web-tech­no­lo­gien wie web­men­ti­ons, back­feeds oder POS­SE sind gross­ar­ti­ge an­sät­ze, die ei­nem hel­fen kön­nen ein biss­chen kon­trol­le über ei­ge­ne in­hal­te zu ge­win­nen, aber auch kon­trol­liert ab­zu­ge­ben. es gibt auch span­nen­de an­sät­ze wie man mit in­die­web­tech­no­lo­gien de­zen­tral kom­mu­ni­zie­ren kann oder sich web­sei­ten un­ter­ein­an­der de­zen­tral ver­net­zen las­sen kön­nen. lei­der ha­ben die­se tech­no­lo­gien noch sehr vie­le kin­der­krank­hei­ten und bie­ten sehr hohe tech­ni­sche und kon­zep­tio­nel­le zu­gangs­hür­den. aber ich fin­de das furch­bar span­nend und freue mich hier auf vie­le web­men­ti­ons und dis­kus­sio­nen, wenn nicht hier, dann wo­an­ders oder im juni ne­ben­an.


ix mit dem fir­men­hund

felix schwenzel


ich hab fer­tig-sa­lat ge­kauft: „toll! bei so viel ver­pa­ckungs­müll fühl ix mich wie im USA-ur­laub.“
kol­le­gin: wirft müll zu mir rü­ber: „ich will dass du dich im­mer wie im ur­laub fühlst!“