In einer solchen Situation kommt jemand, der sagt: »Wir sind Lernprozess, nicht Ergebnis«, natürlich wahnsinnig gut an. Wenn ich heute 18 wäre - das sage ich ohne jeden Konformismus -, würde ich mich zu den Piraten hingezogen fühlen: Sie mögen Technologie und vermitteln das Gefühl, ich kann mitmachen. Sie haben keine Metaphysik, aber die Besten von ihnen haben Science-Fiction, und die muss wirklich kennen, wer über die Gegenwart nachdenkt. Ich hätte nur gern mehr Technologiekritik, und über den Wert von Kunst und die Bezahlung von geistiger Arbeit, die digitalen Selbstausbeutungssysteme von Google und Facebook würde ich auch gerne mit ihnen reden.
interessantes gespräch zwischen katrin göring-eckardt, frank schirrmacher und giovanni di lorenzo über medien-sachen. (hervorhebung im zitat von mir.)
stephan balkenhol baut auf dem turm einer katholischen kirche in kassel einen „mann im turm“ auf. mit blick auf das fridericianum. laut timo lindemann (DPA) sagte der documenta-geschäftsführer bernd leifeld daraufhin:
Es stört erheblich. Die künstlerische Leiterin fühlt sich von dieser Figur bedroht, die mit der documenta nichts zu tun hat.
die skulptur sei „ein Eingriff in die Freiheit der documenta“. daraufhin wurde die balkenhol-figur wieder abgebaut.
sehr schön beschrob niklas maak das was die documenta-machererin carolyn christov-bakargiev veranstaltet: „theoretisches Treiben“.
Viele Probleme, die im Spiegel-Verlag gären, sind nach wie vor Luxus-Probleme. Immerhin ist der Print-Spiegel noch extrem profitabel und auch die Online-Abteilung arbeitet mit (wenn auch bescheideneren) Gewinnen. Aber gerade wegen dieser scheinbar komfortablen Situation wird zugelassen, dass sich strategische Probleme einschleichen und verfestigen. Das beste Beispiel ist die diffuse Digital-Strategie, bei der der Spiegel mit seinem Führungs-Overhead keine einheitliche Linie findet. Sollen Heft und Online als zwei unterschiedliche Marken geführt werden oder soll der Spiegel als Medienmarke aus einem Guss auftreten?
dritter teil der etwas naiv-kitschigen, aber sehr tollen wormworldsaga von daniel lieske. kapitel eins und zwei sollte man natürlich vor dem dritten lesen.
hhi. das zeigt, dass microsoft bing als suchmaschine entweder selbst nicht ernst nimmt oder einfach mit zweierlei mass messen lässt. /heise.de
ah. mal wieder eine commencement-speech. sheryl sandberg zitiert eric schmidt:
So I sat down with Eric Schmidt, who had just become the CEO, and I showed him the spread sheet and I said, this job meets none of my criteria. He put his hand on my spreadsheet and he looked at me and said, Don't be an idiot. Excellent career advice. And then he said, Get on a rocket ship. When companies are growing quickly and they are having a lot of impact, careers take care of themselves. And when companies aren't growing quickly or their missions don't matter as much, that's when stagnation and politics come in. If you're offered a seat on a rocket ship, don't ask what seat. Just get on.
als ich die episode 1 gestern sah und die frau nur ein paar satzfetzen und die tonalität mitbekam, sagte sie: „was ist das denn für ein pathos-geladener mist? sowas guckst du dir doch sonst nicht an.“ ich so: „hmmpf.“
leider hat sie recht. pathis-geladener, stereotyper mist.
Selbst wenn die Voraussetzungen für eine Abfrage theoretisch vorgelegen hätten, gibt es immer noch ein Korrektiv. Das ist die Verhältnismäßigkeit. Bei der Funkzellenabfrage in Dresden sind ja nicht nur über eine Million Standortdaten verarbeitet worden, es waren auch abertausende Menschen davon betroffen. Jeder mit Mobiltelefon, der am Demonstrationstag unterwegs war (oder daheim vor dem Fernseher saß), wurde standortmäßig erfasst. Darunter auch Ärzte, Priester, Anwälte und Journalisten.
Hier muss gefragt werden, ob der mögliche Erfolg einer Fahndung noch mit dieser Unzahl beeinträchtigter Bürger- und Datenschutzrechte in Einklang zu bringen ist. Für mich lautet die Antwort ganz klar nein. Das Amtsgericht Dresden hat dagegen erklärt, die Funkzellenabfrage sei noch der mildeste Eingriff in die Rechtspositionen Dritter gewesen.
Andererseits muss ich daran denken, dass ich einst einen Text schrieb, in dem ich das vorherrschende Schlankheitsideal satirisch behandelte. Ich dichtete zu diesem Zweck das Kinderbuch von der kleinen Raupe Nimmersatt um. Ein Lesebühnenkollege fand das später in seinem Blog irgendwie peinlich oder heikel, wenn ich mich zu derartigen Themen auf der Bühne äußere. Es ist halt uncool, sich als Betroffener selbst zu äußern. Besser ist es, man lächelt irgendwie entspannt dazu, wenn die eigene Beschaffenheit zur Sprache kommt, und zeigt sich völlig unbeeindruckt.
christoph keese hat recht, bzw. stellt die richtigen fragen. apropos konkret werden, wie soll nochmal das leistungsschutzrecht konkret aussehen?
Und so gibt es viele Handlungen, die keine neuartigen Produkte hervorbringen, und dennoch äußerst kreativ sein können: Die Erziehung von Kindern, die Pflege alter Menschen, die konstruktive Lösung von Interessenskonflikten. Bei all diesen Leistungen käme niemand auf die Idee, irgendeinen Schutzanspruch geltend zu machen.
gábor paál klärt und erklärt ein paar sachen, die mit diesem urheberrecht zu tun haben. sehr erkenntnisreich.
demut statt grosskotzigkeit. gelieferte qualität, statt behaupteter relevanz. das gras wachsen hören, statt sich grunzend auf die brust zu klopfen.
kurz: eine frau als chefredakteurin.
obwohl. vielelicht isses auch einfach zu spät für den spiegel.
[nachtrag 29.05.2012]
ich hätte zwei vorschläge zur verbesserung der spiegel-markenkampagne.
ich finde die gratwanderung von stefan niggemeier zwischen politik und eurowischen song contest in aserbaidschan ziemlich grandios. ich kann mir auch vorstellen, im bakublog nur noch politik zu sehen, wie am 22. mai.
das absurde ist ja, dass die ESC-organisatoren sich auf das spiel des regimes einlassen und behaupten (jetzt kommt ne metapher) dass es beim angeln nicht um die fische gehe, sondern nur um den sport. deshalb solle man um des lieben frieden willens nicht ständig von den fischen reden.
oder deutlicher: warum die journalisten (oder menschenrechtsbeauftragten) die über die zustände berichten als spassbremsen titulieren und nicht das regime das prügelt, droht und einsperrt als spassbremse bezeichnen? politik und show lassen sich meiner wahrnehmung nach nur mit gewalt und einem massiven polizeiaufgebot trennen.
tolle gleitoberfläche. nur welcher hersteller wäre so blöd sowas zu benutzen? 500tausend flaschen mit 10 gramm restsenf enthalten beispielsweise immerhin 5 tonnen senf die die senfmühle zusätzlich verkaufen könnte. /boingboing.net
Tsipras bekommt auch so genug Aufmerksamkeit - und er liebt das Spiel mit den Medien. Sobald an diesem Mittag im Reichstag Kameras in der Nähe sind, setzt er ein breites Lächeln auf, eines, das fürs normale Leben ein wenig zu groß erscheint, aber sehr einnehmend auf Bildern wirkt.
War also der Mann, der sich von aller Welt als „Seine Heiligkeit“ titulieren lässt, schon in der Vergangenheit nicht ganz dicht, so häufen sich in letzter Zeit die Ausfälle. Während andere hohe Würdenträger des tibetischen Buddhismus wie der Karmapa Ogyen Trinley Dorje immerhin ihre Anhängerschaft dazu aufgefordert haben, die momentan in den tibetischen Siedlungsgebieten Chinas laufende Selbstverbrennungsserie zu beenden, denkt der Dalai Lama nicht daran, Ähnliches zu erklären.
sehr schöner rhetorischer rundumschlag. wobei man natürlich beachten sollte, dass man den begriff des geistigen eigentums ablehnen kann und gleichzeitig dafür, dass geistige arbeit fürstlich entlohnt zu werden verdient -- auch wenn die arbeit auf den schultern von giganten ausgeführt wird.
die deutschen geheimdienste können PGP-verschlüsselungen knacken und haben heimlich eine mondfähre gebaut, räumt die bundesregierung auf eine kleine anfrage der linkspartei ein.
ken levine über die finanzierung von fernsehen:
I know people who produce very popular webisodes. They get linked, they win awards, and their primary goal is to have a network buy them and turn them into full series. A time will come when that's not necessary; when webisodes will be substantial money-makers on their own, but that day is not here yet.
We're in transition, no question. But here's the thing - it's a slow transition. Very slow. Why? Because no one's really figured out yet how to make the kind of money on the internet that networks can collect broadcasting over-the-air or on cable.
ein bisschen ein henne-ei-problem. wie beim journalismus. geld verdienen kann man immer noch nur mit den alten mitteln (print, kabel, klassisches fernsehen und rechtehandel), die neuen arten blühen (online journalismus, bloggen, streaming, itunes) bringen aber nicht mal ansatzweise soviel geld wie die alten arten das zeug zu vertreiben und zu verticken.
noch nicht gesehen habe ich marcel-andré casasola merkle, wie er erklärt wie man menschen dazu bringt freiwillig regeln anzunehmen. aber ich glaube der vortrag ist sehr gut.
auch die next-people haben angefangen videos der next online zu stellen. rené obermanns keynote habe ich angefangen zu sehen und mich trotz akzeptablen englishs von minute zu minute gefragt warum oberman nur drei slides vorbereitet hat. souverän wirkt er ja schon, aber rhetorisch oder überzeugend ist obermann leider überhaupt nicht. unbedingt sehen will ich george dysons vortrag. auf der next selbst hab ich den aus irgendwelchen gründen verpasst. apropos verpasst. wer die next verpasst hat, kann sie sich hier in 96 sekunden ansehen, inklusive auf- und abbau.
nilzenburger knöpft sich knüwer vor. sehr schön wie er sich selbstkritisch und vorsichtig den schlampigen quatsch von knüwer vornimmt:
Knüwer schliesst mit dem Fazit, dass diese Live-Anarchie absolut sehenswert sei. [...] Ach so, das ist gar nicht das Fazit von Knüwers Artikel? Da kommt noch was?
Hinter mir saß in Köln eine Viva-Moderatorin. Je länger der Abend wurde, desto trauriger wirkte sie. Fast hatte ich den Eindruck, sie erkannte: So gut wie Ray Cokes wird sie nie werden.
In Wirklichkeit hat sie wohl gedacht: “Was dreht sich der komische Typ die ganze Zeit zu mir um?"
schade allerdings, dass auch nilzenburger das mit dem unterschied zwischen disclaimer und disclosure nicht gebacken bekommt und seine offenlegung am ende haftungsausschluss nennt.
interessanter text vom „gelernten Journalist“ und „bekannten Suchmaschinenoptimierer“ eric kubitz über die ziemlich ernüchternde journalistische praxis bei fachbpublikationen. irgendwie scheint die journalistische praxis im krassen gegensatz zu peter-matthias gaedes wunschdenken einer „Produzentenkultur“ zu stehen.
ganz ehrlich: was mir am journalismus fehlt ist nicht eine produzentenkultur, besserer schutz
geistigen eigentumsgeistiger arbeit ist vor allem idealismus. obwohl der eigentlich nicht fehlt, sondern im ständigen gerede über geld, leistunsgschutzrechten und schuldzuweisungen völlig untergeht.
bei plazes war ich von anfang an (möglicherweise sogar vor kosmar). seit 2005 oder so. anfang mai hat plazes zugemacht. bei aka-aki war ich auch von anfang an am anfang dabei (wahrscheinlich ein paar wochen nach kosmar). zum ende des monats macht aka-aki auch zu.
das hat mich dazu inspiriert, heute mein drei jahre altes foursquare-konto zu löschen. ich muss zwar fast jeden scheiss mitmachen, finde aber, dass ich ja auch mal selbst den stecker ziehen könnte, statt zu warten bis der laden das selbst macht. besonders schön bei foursquare: es geht.
vor allem habe ich mich heute gefragt: cui bono? mir nicht.
ich kann die frage tatsächlich nicht beantworten: hat irgendeiner dieser dienste etwas zum postiven in meinem leben verändert (ausser meinen spieltrieb auszunutzen und zu reizen)? die bereicherung hielt sich in grenzen. ich habe niemanden kennengelernt, den ich nicht auch so kennen gelernt hätte, ich habe keine orte entdeckt, die ich nicht auch mit google maps oder meinem orientierungssinn entdeckt hätte.
Ich bin wirklich erstaunt. Schon seit dem letzten Jahr genieße ich meine Vorfreude. Dem Rest der Republik scheint es hingegen ziemlich egal zu sein bisher. In zweieinhalb Wochen öffnet in Kassel wieder die größte Ausstellung für zeitgenössische Kunst der Welt.
ich hab einfach nix davon mitbekommen. egal ist mir die documenta nicht. die website euphorisiert mich jetzt nicht sonderlich, aber auf ein, zwei tage kassel und umgebung würd ich mich schon freuen.
Ich lese so viel über Crowdfunding, aber kenne dann doch nur Leute, die traditionell veröffentlichen - eine merkwürdige Diskrepanz. Mich reizt es schon eine ganze Weile, das auszuprobieren, also haben Scott und ich uns letztens bei Kickstarter angemeldet.
die entstehung von etwas zu unterstützen ist schon ein bisschen toller als etwas einfach nur zu kaufen. auch wenns eigentlich das gleiche ist.
sehr schönes medien menü von friedemann karig:
Ach, apropos unsympathisches Bahnfahren: Das Lesen des Bahnmagazins „mobil“ bereitet mir ein perverses Vergnügen, ähnlich dem schmerzenden Züngeln an einer beginnenden Zahnfleischentzündung. Wer sich wie die Bahner traut, Judith Rakers als „erfrischend anders“ zu betiteln, verdient Aufmerksamkeit.
friedemann karigs medienmenü liest sich trotz leichter adjektiv-überdosis sehr flüssig.
faszinierend was in so einem ding steckt, wieviel mehr gedanken und qualitätsansprüche apple auch in die kleinsten details legt und trotzdem noch fetten gewinn macht. /daringfireball.net
ah. amen ist doch zu etwas zu gebrauchen. abgesehen davon das amen meiner meinung nach ziemlich egal ist, ist es amen auch egal, ob es digital oder analog angewendet wird. OK. die interaktivität leidet bei den plakaten ein bisschen. /rivva.de
Wo wart Ihr in unseren Stadtteilen, Stadthallen, Vereinshäusern, Cafes, öffentlichen Plätzen und sogar Wohnungen solange die Chance da war? Mit wem von uns Frankfurtern habt Ihr überhaupt gesprochen und seid auf uns zugegangen statt in den ollen Zelten zu hocken? Wo habt Ihr die Chance ergriffen, eigene Veranstaltungen mit uns zusammen aufzuziehen, um Eure Sache solange sie heiß war zu erklären? Wo wart ihr auf den unterschiedlichsten Stammtischtreffen? Auch unter dem digitalen Völkchen Frankfurts? Wo wart ihr all die 240 Tage lang? Man musste schon zu Euch gehen.
ich
stimme ja nicht immer mit dem überein was robert basic sagtverstehe meisten gar nicht was robert basic eigentlich meint, wenn er schreibt. bei diesem text verstehe ich das sehr gut und finde auch, dass die antworten auf die fragen die er stellt sicher ganz interessant wären.
Nach dem Auftritt des neuen Piraten-Geschäftsführers Johannes Ponader in Günther Jauchs Politshow schrieb Frank Lübberding in der FAZ: “Er nennt sich „Gesellschaftskünstler“. Hier seien Beruf und Privatleben nicht zu trennen. Schon einmal gehört? Aus Wien? Von einem Postkartenmaler? Manche Menschen spüren halt die Berufung, für was auch immer." Auf eine Beschwerde Ponaders hin bat Frank Schirrmacher um Verzeihung und diese Passage wurde gelöscht.
schon erstaunlich, was da für piraten-hitlervergleiche aus den vertrockneten gehirnen von alten männern gekrochen kommen.
(sagt mir jemand bei der ersten frau bescheid, die einen schnurrbartsträubenden piraten-hitlervergleich aufstellt?)
hier sind ein paar kleinigkeiten, die mir kürzlich auffielen. eher unbedeutende sachen, nichts über das man sich aufregen müsste, aber für ein „hmm?“ reichts allemal.
ich finde dieses partnergedöns auf das sich manche veranstaltungen wie zeitungen oder fernsehanstalten manchmal einlassen eher so naja. ich glaube die ARD war mal partner der tour de france, was es aus meiner sicht irgendwie schwierig macht mit der nötigen distanz über das ja bekanntlich nicht ganz unumstrittene ereignis zu berichten.
genauso fand ich es vor nicht allzulanger zeit dubios wie spiegel-online mit parship „kooperierte“ und damit einerseits SEO betrieb, andererseits statt „anzeige“ „kooperation“ drüberschrieb. natürlich kann man „kooperation“ als euphemismus für „bezahlt-werden“ benutzen, ich würde mich aber dagegen verwahren, dass mein bäcker mit „in kooperation mit felix schwenzel“ wirbt, nur weil ich ihm geld für seine brötchen gebe.
allerdings parshipt spiegel-online jetzt nicht mehr, sondern nennt partnersuche.spiegel.de jetzt korrekt „anzeige“. die anzeige ist von neu.de. spiegel-online hat sogar die links auf neu.de mit „no-follow“ gekennzeichnet, die inhalte sind per iframe eingebettet. das spiegel-online an dieser stelle die suchmaschinenverarschung unterlässt, finde ich ziemlich lobenswert.
weniger lobenswert, dass der tagesspiegel das SEO-spiel von parship jetzt mitspielt und eine seiner subdomains dafür zur verfügung stellt. leider fehlen parship aber offenbar die finanziellen oder logistischen mittel ein SSL-zertifikat für partnersuche.tagesspiegel.de zu besorgen, so dass der anmeldeprozess bei parship, wenn er über die tagesspiegel-subdomain gemacht wird, leider völlig ungesichert stattfindet. sowohl die initiale passwortübergabe, als auch der „wissenschaftliche PARSHIP-Persönlichkeitstest“ laufen also wenig vertraulich ab, auch wenn parship und der tagesspiegel anderes behaupten:
„Ihre Angaben werden streng vertraulich behandelt.“ — ohne https?
technisch spielt sich die kooperation zwischen dem tagesspiegel und parship übrigens auf DNS-level ab: die subdomain partnersuche.tagesspiegel.de löst zu einer parship IP auf. kurz gesagt: tagesspiegel.parship.de ist identisch mit partnersuche.tagesspiegel.de. würde parship auf das SEO-gedöns verzichten und die domain tagesspiegel.parship.de benutzen, könnte parship tatsächlich die versprochene vertraulichkeit sicherstellen. aber die tagesspiegel.de-toplevel-domain scheint parship wichtiger zu sein, als der schutz der kundendaten.
die partnerschaft des tagesspiegel und parship erstreckt sich auch auf andere bereiche.
tagesspiegel vom 14.05.2012
wahrscheinlich hätte ich die kooperations-anzeigeansage gleich wieder vergessen, wenn im wirtschaftsteil des tagesspiegel vom letzten montag nicht dieser artikel über online-dating-portale gestanden hätte. weder in der druck-version, noch online gibts einen hinweis auf das geschäftsverhältnis des tagesspiegels mit parship.
sauber ist das nicht.
in der aktuellen c’t gibts ein interview mit den zwei ärzten bela b und rodrigo gonzález zum urheberechtsgedöns. das interview zeigt ein deutliches bildungsgefälle innerhalb der band. zu ACTA meint bela b zum beispiel:
Bela: […] Bei ACTA, da heißt es dann „ihr wollt uns das Internet wegnehmen“. Die Leute wussten zum Teil gar nicht, worum es geht, demonstrieren aber dagegen.
c’t: ACTA fändet ihr also im Prinzip gut?
Bela: Ich habe das nicht komplett gelesen, aber ich finde es nicht schlecht. ACTA sollte die Durchsetzung des durchaus sinnvollen Urheberrechts etwas erleichtern, aber nicht das Internet einschränken.
Rod: Das Problem bei ACTA ist ja gewesen, dass es unter Ausschluss der Öffentlichkeit gemacht wurde. Deswegen gab es diese Empörung.
ich würde mal sagen doppelter punktabzug für bela b, einerseits für ahnungslosigkeit, andererseits für ahnungslosigkeit gepaart mit zeigefinger-hybris. wäre ich so schlagfertig wie meine frau, würde ich bela b hinterherufen: „bela b weiss zum teil gar nicht, worum es geht, findet es aber »nicht schlecht«.“ ein punkt geht an rodrigo fürs der debatte folgen und einen weiteren extrapunkt hätte es für rodrigo für weiteres differenzieren gegeben.
ohne jetzt allzusehr auf der sachebene rumzuhüpfen, aber bela b hat natürlich den knackpunkt getroffen. leider versehentlich. wie weit wollen wir gehen, um sinnvolle dinge durchzusetzen? wenn aber leute wie heribert prantl, die nicht unbedingt dafür bekannt sind, sachen nicht zuende zu lesen oder über dinge zu sprechen von denen sie nur so vom hörensagen gehört haben, vor ACTA warnen, weil vor allem „bemerkenswert“ sei, was in Acta fehle, nämlich „angemessene Rechtsschutzmöglichkeiten für die Beklagten“ … [hmm. satzanfang vergessen.]
wenn also nicht nur prantl, wikipedia und ein paar tausend andere seiten und menschen (dieses plakat mag ich sehr) warnen und sich zu drastischen massnahmen entschliessen, bin ich persönlich — auch wenn ich kein fan von massenbewegungen bin — immer ein bisschen vorsichtig damit, zu behaupten die hätten alle keine ahnung.
aber das peinliche balancieren zwischen möchtegern-coolness und bequem gesetzter arriviertheit von bela b wollte ich eigentlich gar nicht weiter kommetieren. was ich faszinierend fand, war etwas was ich in meinen 15 jahren als c’t-abonnent bis jetzt noch nie in der c’t gesehen hatte: eine anzeige der ärzte.
die ärzte in der c’t 12/2012
auch wenn hier der eindruck einer gefälligkeit entstehen könnte, jürgen kuri von der c’t redaktion sagte mir, redaktion und anzeigen seien und blieben bei der c’t streng getrennt. einen deal anzeige gegen artikel gebe es bei der c’t „never“. also haben die ärzte neuerdings in computer-fuzzis IT-entscheidern eine neue zielgruppe entdeckt, die zu erreichen ihnen 7390 euro anzeigenpreis wert ist.
IT-entscheider als zielgruppe für den veganen ärzte-anti-alkoholiker-pop. ich finde das ziemlich „hmm“.
ich muss mir immer bildlich, vor meinem inneren auge vorstellen, wie mcwinkel für solche blogeinträge zuerst auf den dachboden geht und dort seine sammlung alter vintage-magazine durchblättert und den ganzen kram dann mit seinem iscanner einscannt und sich danach in den whirlpool legt, um sich einen passenden text auszudenken. denn so stell ich mir mcwinkel nach wie vor in meinem inneren auge vor: ein witziger, fleissiger und fairer typ, der zudem seine feedleser unter jedem blogeintrag dazu auffordert, nett zu den leuten zu sein („Please be nice to people.“ — früher stand da „Please "like" WHUDAT on facebook!“).
nur soo nett ist mcwinkel dann doch nicht zu den leuten. wer die alten (in der tat grandiosen) alkoholmissbrauchsakzeptanz-anzeigen eingescannt hat, lässt sich wirklich schwer zurückverfolgen: die gescannten anzeigen scheinen seit mindestens drei jahren durchs netz zu fleuchen. aber wäre es nicht nett, das „via“ statt es in <small> gesetzt unter alle bilder zu klemmen etwas auffälliger zu plazieren? wäre es nicht nett, den autor des text-abschnitts den mcwinkel kopiert und in mcwinklisch übersetzt hat zu verlinken? kann natürlich sein dass mcwinkel in seinen alten tagen vergesslich geworden ist, aber selbst als versehen ist das eher not nice und ziemlich hmm.