ta­lent ist ge­duld

felix schwenzel

die bei­fah­re­rin sagt im­mer, es gebe kein ta­lent. ein satz, dem ich auf an­hieb nie zu­stim­men woll­te. aber je mehr ich über die­sen satz nach­den­ke, des­to mehr muss ich der bei­fah­re­rin zu­stim­men. wie ich über­haupt letzt­end­lich der bei­fah­re­rin in fast al­lem nach ei­ner wei­le des sträu­bens zu­stim­men muss. sie hat öf­ter recht, als mir lieb ist.

was es tat­säch­lich gibt ist lei­den­schaft. und wer lei­den­schaft für et­was emp­fin­det, hat da­mit auch ge­duld. und ge­duld ist der schlüs­sel. oder ge­nau­er, lei­den­schaft ist der schlüs­sel zur ge­duld, der die tür zu dem, was als ta­lent er­scheint, öff­net. hört sich pa­the­tisch an, ist aber was dran.

ich habe zum bei­spiel un­end­li­che ge­duld mit tech­nik. ich kann stun­den-, nein ta­ge­lang CSS-an­wei­sun­gen oder ja­va­scrip­te aus­pro­bie­ren bis eine die web­sei­te so aus­sieht wie ich möch­te oder das macht was sie soll. ich ma­che da wei­ter, wo an­de­re längst die lust ver­lie­ren — bis es klappt. oder: am wo­chen­en­de war ich bei ei­ner gu­ten freun­din ein­ge­la­den die um die sechs kis­ten tech­nik-kram in ih­rem büro rum­ste­hen hat­te, von de­nen sie kei­ne ah­nung hat­te, was sie da­mit ma­chen soll­te oder wie sie sie an­schlies­sen soll­te. un­ter an­de­rem be­fan­den sich in den kis­ten ein vdsl-split­ter, eine t-home set­top­box und ein wlan-re­pea­ter. nach 10 mi­nu­ten hat­te ich den rou­ter und den re­pea­ter per wps ver­bun­den und die set­top­box an den fern­se­her und re­pea­ter an­ge­schlos­sen. al­ler­dings brauch­te ich min­des­tens drei stun­den bis die scheis­se lief und ein fern­seh­pro­gramm an­zeig­te. am ende stell­te si­cher her­aus, dass der re­pea­ter nur in der glas­vi­tri­ne im wohn­zim­mer aus­rei­chend emp­fang hat­te um vdsl-fern­se­hen auf die set­top-box-zu lei­ten und dass der scart-an­schluss in der rech­ten scart-buch­se des fern­se­hers ste­cken muss­te, um ein bild an­zu­zei­gen.

das her­aus­zu­fin­den brauch­te sei­ne zeit, aber ich ver­lor nicht für eine se­kun­de die ge­duld. ich wuss­te zu je­dem mo­ment, dass selbst die schrott-tech­nik der te­le­kom funk­tio­nie­ren kann — und dass es ei­nen weg dort­hin gab. am ende wa­ren — aus­ser mir — alle an­we­sen­den mit den ner­ven am ende — und es funk­tio­nier­te.

ich habe kein ta­lent im um­gang mit tech­nik, nur ge­duld. wer gut kla­vier spielt, hat kein ta­lent dazu, son­dern stoi­sche ge­duld zu üben. wer gut ma­len kann, hat ge­duld ma­len zu ler­nen.

wer ge­duld hat, er­weckt am ende den ein­druck ta­lent zu ha­ben. ta­lent ist ge­duld.

und: wer eine klu­ge frau hei­ra­tet, lernt nie aus.


mousse au chien

felix schwenzel

[die über­schrift ist voll ge­he­ge­mannt, also von ei­nem pri­va­ten ge­spräch eins zu eins über­nom­men um ruhm mit frem­den fe­dern zu er­lan­gen.]

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mehr weiss­raum

felix schwenzel

die­se sei­ten ha­ben jetzt mehr weiss­raum, kein ta­bel­len-lay­out mehr und den hund hab ich ein biss­chen ver­steckt klei­ner ge­macht.


phö­nix­hal­len, samm­lung falcken­berg

felix schwenzel

höl­lisch was los.

[nach­trag 13.02.2010]
schö­ne aus­stel­lung. schö­ne räu­me.


chris­ti­an stö­cker über das in­ter­net

felix schwenzel

chris­ti­an stö­ckers vor­trag über das in­ter­net und sei­ne 7 the­sen, bei car­ta. sehr le­sens­wert se­hens­wert.


surf­guard vs. la­nier

felix schwenzel

der surf­guard de­kon­stru­iert ja­ron la­nier ganz wun­der­bar und aus­führ­lich.

Was La­nier so vor sich hin re­det, wirkt ein­fach nicht durch­dacht. Es ent­springt kei­nem in sich schlüs­si­gen Kon­strukt der Welt, son­dern es sind Sound Bi­tes, die von sei­nen Mit­apo­lo­ge­ten ver­wen­det wer­den sol­len, um ein­fa­che Punk­te zu ma­chen. Aber ge­ra­de we­gen die­ser man­geln­den Schlüs­sig­keit in Kom­bi­na­ti­on mit La­ni­ers gro­ßem, mis­sio­na­ri­schem Mit­tei­lungs­be­dürf­nis er­wacht in mir der Ver­dacht, dass es ge­ra­de La­nier ist, der eine Agen­da hat, wäh­rend die von ihm an­ge­fein­de­ten In­ter­net­nut­zer ein­fach fröh­lich Mu­sik ver­brei­ten. (wei­ter­le­sen)

mitt­ler­wei­le glau­be ich ja, wenn man eine fri­sur hat und ein buch ge­schrie­ben hat, wird man — so­bald das buch raus­kommt, kreuz und quer durch den blät­ter­wald in­ter­viewt — egal wie ver­wirrt man ist.


die wit­zigs­te mahl­zeit

felix schwenzel

vor ein paar ta­gen schrob nico, dass man nix ver­passt wenn man blogs nicht liest. dem muss ich hef­tig wi­der­spre­chen. wenn man die­se ge­schich­te von mer­lix, ja über­haupt mer­lix nicht liest, ver­passt man so ei­ni­ges. ix kann mich nicht er­in­nern, je et­was wit­zi­ge­res ge­le­sen zu ha­ben.


sur­fen mit dem zei­ge­fin­ger

felix schwenzel

nach­trag und le­sens­wer­te links zur gasch­ke re­zen­si­on:
erst­mal ein text über „Per­spek­ti­ven auf den Um­gang mit di­gi­ta­len Tex­ten und das Me­di­um Buch“, in dem auch über gasch­kes welt­bild ge­spro­chen wird. dann ein le­sens­wer­ter text über „Die Angst vorm rich­ti­gen Le­sen im fal­schen (Me­di­um)“ von pe­ter schu­ma­cher, der sich mit der fra­ge aus­ein­an­der setzt ob le­sen auf pa­pier wirk­lich der weis­heit letz­ter schluss sein muss. aus­ser­dem noch eine „klick“-re­zen­si­on im vor­wärts, bei der ich vor al­lem den ti­tel mag und mal eben ge­lie­hen habe.

und weil ich ja, wie ben_ das aus­drückt, ein gu­ter in­ter­net­kri­ti­ker wer­den möch­te, ein wun­der­ba­rer text von ste­fan schulz, ohne schaum vorm mund, der zu mehr kul­tur­pes­si­mis­mus an­regt.

An­statt den x-ten toll auf­ge­mach­ten Elek­tri­schen Re­por­ter zu gu­cken soll­te man sich lie­ber den Text­wer­ken desCCC, desFoe­Budund derFeuil­le­tonsan­neh­men. Und man soll­te nicht zu schnell ver­za­gen, weil die De­bat­ten dort ohne Ei­gen­na­men aus­kom­men, also kein Goog­le-Face­book-Ap­ple-Bas­hing statt­fin­det, son­dern die Struk­tu­ren selbst the­ma­ti­siert wer­den.

und zum schluss noch ste­ve jobs im jahr 1994, mit ei­nem wich­ti­gen punkt:

Tech­no­lo­gy is not­hing. Wha­t's im­portant is that you have a faith in peo­p­le, that they'­re ba­si­cal­ly good and smart, and if you give them tools, they'll do won­derful things with them. It's not the tools that you have faith in — tools are just tools. They work, or they don't work. It's peo­p­le you have faith in or not. Yeah, sure, I'm still op­ti­mi­stic I mean, I get pes­si­mi­stic so­me­ti­mes but not for long.

tech­no­lo­gie mag neu­tral sein, aber was da­mit ge­macht wird ist es nicht. jede tech­no­lo­gie birgt ge­fah­ren in sich, ent­schei­dend, ist wie wir da­mit um­ge­hen, bzw. dass wir er­ken­nen dass wir bei al­lem gu­ten was die tech­no­lo­gie oder ge­sell­schaft­li­che ent­wick­lung uns bringt, auch kri­tisch und wach blei­ben müs­sen, stän­dig ab­wä­gen müs­sen. oder wie ste­fan schulz es sagt:

Al­les hat Ge­fah­ren. Nichts auf der Welt ent­steht, weil es ein­fach gut ist, son­dern weil die gu­ten Sei­ten über­wie­gen. Und es soll­te be­denk­lich stim­men, dass die schlech­te Sei­te des In­ter­nets so un­er­forscht ist. Un­be­kannt ist sie längst nicht mehr.

su­san­ne gasch­kes stra­te­gien ge­gen ver­dum­mung

felix schwenzel

su­san­ne gasch­ke mag das in­ter­net nicht. das ist nichts neu­es, wenn man schon­mal über ei­nen text von gasch­ke oder ihr au­toren­re­gis­ter auf zeit.de ge­stol­pert ist:

wenn man ihr buch liest, er­fährt man, dass sie auch com­pu­ter­spie­le, fern­se­hen, „kon­su­mis­mus“, zeit­ver­schwen­dung und „über­flüs­si­ge kom­mu­ni­ka­ti­on“ nicht mag. was sie mag sind bü­cher, li­te­ra­tur, kunst, mu­sik und „er­fah­run­gen mit so­zia­lem en­ga­ge­ment“.

„Ich glau­be nicht, dass das Netz mehr De­mo­kra­tie, klü­ge­re Wis­sen­schaft, ver­ant­wort­li­che­ren Jour­na­lis­mus und mehr so­zia­le Ge­rech­tig­keit her­vor­brin­gen wird. Und ich mei­ne, ei­ni­ge An­halts­punk­te da­für zu ha­ben, dass die di­gi­ta­le Kul­tur die­sen Zie­len an be­stimm­ten Stel­len so­gar ent­ge­gen­steht.“

noch we­ni­ger als das in­ter­net, mag gasch­ke al­ler­dings die leu­te, die das in­ter­net gut fin­den. alle die das in­ter­net nicht ent­schie­den ab­leh­nen, nennt sie „Di­gi­ta­lis­ten“ oder „In­ter­net-Apo­lo­ge­ten“. sie wirft alle in ei­nen topf: tech­ni­ker, un­ter­neh­mer, in­dus­tri­el­le, blog­ger, twit­te­rer, such­ma­schi­nen­op­ti­mie­rer, netz­po­li­tik-ak­ti­vis­ten, mar­ke­ting-fuz­zis, netz­po­li­tik-ak­ti­vis­ten — selbst dif­fe­ren­zie­ren­den kri­ti­kern des in­ter­net oder sei­ner aus­wüch­se un­ter­stellt sie op­pur­tu­nis­mus oder kon­flikt­scheu, wenn sie nicht, wie sie, das in­ter­net un­dif­fe­ren­ziert, klar und deut­lich ver­ur­tei­len. sie wirft alle zu­sam­men in ei­nen ei­mer mit der auf­schrift „Di­gi­ta­lis­ten“. man muss sich nur mal vor­stel­len wer sich al­les in die­sem ei­mer wie­der­fin­det, brin und page ne­ben law­rence les­sig, ste­fan nig­ge­mei­er ne­ben kai dieck­mann, bill gates ne­ben li­nus thor­vald, ba­rack oba­ma ne­ben an­ge­la mer­kel, jeff jar­vis und hu­bert bur­da. al­les „Di­gi­ta­lis­ten“.

gasch­ke ist nicht nur ex­trem un­dif­fe­ren­ziert, was das in­ter­net an­geht, ihr ist auch nichts recht zu ma­chen:

  • ei­ner­seits be­klagt sie die durch­kom­mer­zia­li­sie­rung des net­zes und sei­ne auf­dring­li­chen mar­ke­ting­stra­te­gien, schimpft aber auch dar­über, dass in­ter­net-ko­lum­nis­ten („blog­ger“) ihre bei­trä­ge kos­ten­los, oder wie sie viel­deu­tig sagt, „um­sonst“ ins in­ter­net stel­len. „blog­ger“ nennt sie in­ter­es­san­ter­wei­se auch nicht „au­toren“, son­dern meist „nut­zer“.
  • ei­ner­seits be­klagt sie, dass durch das in­ter­net und mo­der­ne „me­di­en“ die li­te­ra­li­tät und fä­hig­kei­ten zu le­sen ab­neh­me, geis­selt die im in­ter­net ab­lau­fen­de schrift-kom­mu­ni­ka­ti­on von men­schen un­ter­ein­an­der aber ger­ne als pro­fa­ne oder über­flüs­si­ge „sinn­los­kom­mu­ni­ka­ti­on“.
  • ei­ner­seits be­klagt sie die ag­gres­si­vi­tät und die de­ter­mi­niert­heit der netz­be­für­wor­ter („Di­gi­ta­lis­ten“) und welch ver­hee­ren­de fol­gen die er­folg­rei­che pro­pa­gie­rung der netz­ideo­lo­gie habe (sie sieht hier eine „Ideo­lo­gie­ma­schi­ne“ am werk), an­de­rer­seits be­zwei­felt sie rund­her­aus, dass aus dem netz über­haupt et­was po­li­tisch wirk­sa­mes kom­men kön­ne und be­haup­tet, dass das netz ent­po­li­ti­sie­re.
  • ei­ner­seits be­klagt sie sich über leu­te die ge­schich­ten aus ih­rem le­ben mit an­de­ren tei­len („Wer sich in »so­zia­len Netz­wer­ken« selbst welt­öf­fent­lich ent­blät­tert, ist nur eins: sel­ber schuld.“), an­de­rer­seits for­dert sie, dass ge­schich­ten aus dem le­ben an­de­rer die auf pa­pier ge­druckt sind („Bü­cher“) mehr ge­le­sen wer­den soll­ten.

auf der an­de­ren sei­te hat mir auch ei­ni­ges von dem was sie schreibt auch ein kopf­ni­cken ab­ge­run­gen. wer wür­de ei­nem satz wie die­sem wi­der­spre­chen?

Ich bin fest da­von über­zeugt, dass es kei­ne zwei­te Fä­hig­keit gibt, die für das Zu­recht­kom­men in mo­der­nen Ge­sell­schaf­ten so wich­tig ist wie das flüs­si­ge, sou­ve­rä­ne Le­sen, Ver­ste­hen und Be­ur­tei­len von Tex­ten.

ori­gi­nal DDR-soly­an­ka?

felix schwenzel


buch­merk ist das neue le­se­zei­chen

felix schwenzel

heu­te bei der grö­ner das wort „ge­buch­merkt“ zum ers­ten mal ge­le­sen. das wort ist, laut goog­le, zwar nicht ganz neu, aber su­per. hab ich mir gleich mal ge­kopf­merkt.


manch­mal kommt mir ham­burg ziem­lich ge­sta­pelt vor

felix schwenzel


speech and de­ba­te

felix schwenzel

als aus­tausch­schü­ler in ame­ri­ka, habe ich 1986 an der high­school als eng­lisch-kurs „speech and de­ba­te“ ge­wählt. eine mo­ti­va­ti­on da­für war si­cher­lich, dass ich als 17jäh­ri­ger mei­nem schrift­eng­lisch nicht all­zu­viel zu­ge­traut habe. of­fen­bar war die­ser ge­dan­ken­gang auch den an­de­ren drei aus­tausch­schü­lern an der schu­le nicht fremd, so dass in „speech and de­ba­te“ bei mrs. da­vis ne­ben ein paar ame­ri­ka­nern zwei deut­sche, eine schwe­din und eine fran­zö­sin sas­sen. an den ge­nau­en un­ter­richts­ab­lauf da­mals kann ich mich lei­der nicht mehr er­in­nern, aus­ser dass wir re­gel­mäs­sig stark for­ma­li­sier­te (schein-) de­bat­ten führ­ten und re­den hal­ten muss­ten. die for­ma­li­sier­ten de­bat­ten ken­nen wir aus dem ame­ri­ka­ni­schen prä­si­dent­schafts­wahl­kampf; es gibt ei­nen mo­de­ra­tor und je­der de­bat­tant hat ge­nau fest­ge­leg­te zeit­räu­me in de­nen er the­sen for­mu­lie­ren kann. dar­auf folgt dann eine er­wi­de­rung des geg­ners, auf die man bei man­chen de­bat­ten­ar­ten auch noch­mal kurz ant­wor­ten kann — oder eben auch nicht. die for­ma­li­en hab ich alle ver­ges­sen. wich­tig war al­ler­dings, dass wir die po­si­tio­nen die wir in der de­bat­te ver­tra­ten vor­her gut re­cher­chie­ren und vor­be­rei­ten muss­ten. un­ter an­de­rem gab es da­für eine für die grös­se der schu­le her­vor­ra­gend aus­ge­stat­te­te schul­bi­blio­thek, kom­plett mit bi­blio­the­ka­rin und abon­nier­ten zeit­schrif­ten. noch wich­ti­ger: mrs. da­vis leg­te wert dar­auf, dass wir in den de­bat­ten auch po­si­tio­nen ver­tre­ten soll­ten, von de­nen wir ge­ra­de nicht über­zeugt wa­ren.

die­ses kon­zept war mir als deut­schem schü­ler da­mals völ­lig neu. bis zur 10ten klas­se wur­de von uns ei­gent­lich in je­dem fach ver­langt, ein­fach das rich­ti­ge zu schrei­ben oder, al­ter­na­tiv, ein biss­chen rum­zum­einen, also zum bei­spiel tex­te zu in­ter­pre­tie­ren. aber auch beim in­ter­pre­tie­ren ging es we­ni­ger um das be­grün­den, als dar­um, die rich­ti­ge in­ter­pre­ta­ti­on zu lie­fern. auch wenn ich da­mals nicht wirk­lich viel ge­lernt habe, ich bin im­mer noch ein mi­se­ra­bler, öf­fent­li­cher red­ner, fas­zi­niert mich das kon­zept bis heu­te. statt ein­fach nur rum­zum­einen, rum­zu­be­haup­ten oder ar­gu­men­te ab­zu­schmet­tern, zu ver­su­chen die ar­gu­men­te des geg­ner wirk­lich zu ver­ste­hen und nach­zu­voll­zie­hen, am bes­ten so gut, dass man sie selbst ver­tre­ten könn­te.

die­se hal­tung hat mich dazu ver­an­lasst, das buch von su­san­ne gasch­ke zu le­sen. ich woll­te ihre ar­gu­men­te ver­ste­hen und nach­voll­zie­hen, war­um sie das in­ter­net so scheis­se fin­det. ich muss sa­gen, ich bin ein biss­chen ent­täuscht. vie­le ih­rer ar­gu­men­te sind schwach und in­kon­sis­tent und bei­na­he durch­ge­hend wi­der­sprüch­lich. aus­ser­dem hat sie sich of­fen­bar ex­trem we­nig mit dem in­ter­net selbst be­schäf­tigt, son­dern vor­nehm­lich mit ih­ren vor­ur­tei­len und ih­ren ver­meint­li­chen geg­nern, den „in­ter­net-apo­lo­ge­ten“ oder „di­gi­ta­lis­ten“ wie sie sie nennt. das ist in etwa so sinn­voll wie der ver­such den ve­ge­ta­ris­mus, sei­ne sinn­haf­tig­keit, nütz­lich­keit oder sei­ne vor- und nach­tei­le da­nach zu be­ur­tei­len, was ve­ge­ta­ri­er über ve­ge­ta­ris­mus er­zäh­len. hät­te su­san­ne gasch­ke ein buch mit dem ti­tel „friss, stra­te­gien ge­gen fleisch­lo­se er­näh­rung“ ge­schrie­ben, wäre eine ih­rer haupt­the­sen, dass der ve­ge­ta­ris­mus eine qua­si-re­li­giö­se be­we­gung sei, weil ei­ni­ge ve­ge­ta­ri­er be­haup­ten, ve­ge­ta­ris­mus sei ein weg die welt zu ret­ten.

und ich habe ei­nen wei­te­ren ver­dacht. ich glau­be es wäre sinn­vol­ler ge­we­sen, ich hät­te ein oder zwei bü­cher von ni­cho­las carr ge­le­sen. gasch­kes buch ist voll mit carr-zi­ta­ten, ich habe in den knapp 200 sei­ten al­lein 15 er­wä­hun­gen und zi­ta­te von ni­cho­las carr ge­zählt. gasch­ke nennt carr üb­ri­gens be­wun­dernd und mit krea­ti­ven schreib­va­ria­tio­nen mal den „be­deu­tens­ten In­ter­net-Kri­ti­ker Ame­ri­kas“, „In­ter­net­skep­ti­ker“ oder „In­ter­net­kri­ti­ker“. im­mer­hin sind gasch­ke und ich in ei­nem punkt see­len­ver­wandt. auch ich ver­wen­de we­nig sorg­falt dar­auf wor­te und na­men rich­tig zu schrei­ben, auch ich set­ze kom­ma­ta und bin­de­stri­che frei schnau­ze und schrei­be „ap­ple“ eben­falls stets klein.

zur ver­tie­fung mei­ner klei­nen for­schungs­rei­he, war­um fin­den leu­te das in­ter­net scheis­se, was ist an ih­rer kri­tik nach­voll­zieh­bar und wel­che ar­gu­men­te brin­gen sie vor, wer­de ich mich dem­nächst de­fi­ni­tiv ni­cho­las carr zu­wen­den (hat je­mand emp­feh­lun­gen mit was ich da an­fan­gen könn­te?). aus­ser­dem habe ich mich selbst un­ter druck ge­setzt und den re­pu­bli­ca-or­ga­ni­sa­to­ren ei­nen vor­trag mit dem ti­tel „war­um ich das in­ter­net scheis­se fin­de“ vor­ge­schla­gen. bleibt also zu hof­fen, dass ich bis zum april noch ein paar stich­hal­ti­ge ar­gu­men­te fin­de, um das in­ter­net end­lich mal ein biss­chen kri­ti­scher zu se­hen.

[die gasch­ke-re­zen­si­on folgt in den nächs­ten ta­gen.]


ham wir denn schon kar­ne­val?

felix schwenzel

oder war­um ver­sucht sich die­ser EC als ICE zu ver­klei­den?


fo­cus-rant

felix schwenzel

herr­li­cher, klu­ger fo­cus-rant bei print würgt:

Wenn ein auf­ge­klär­ter Le­ser das Ziel des Fo­cus wäre, dann hät­te man im Ta­ge­buch sa­gen müs­sen: “Die Re­dak­ti­on hat in gro­ßer Pa­nik mo­na­te­lang nach We­gen ge­sucht, Ih­nen ir­gend­ei­nen Grund zu ge­ben, die­ses Heft noch zu kau­fen.”

un­be­dingt le­sen. also den rant. nicht den fo­cus.


kos­ten­lo­s­kul­tur, halb ana­log

felix schwenzel

ich habe mir ja kürz­lich sämt­li­che lost-staf­feln, also die staf­feln eins bis fünf, bei ama­zon.co.uk ge­kauft. in­klu­si­ve ver­sand­kos­ten hat mich das € 86,24 ge­kos­tet. heu­te habe ich das DVD-set bei ama­zon.de ver­kauft, für € 99,00. das war ein kampf­preis, da der ama­zon.de-preis bei € 185,99 liegt und das bil­ligs­te fremd­an­bie­ter-an­ge­bot bei € 107,00 liegt (wer lust hat, kann auch € 297,08 aus­ge­ben).

aus­ge­zahlt be­kom­me ich von ama­zon da­für € 82,62. macht in­klu­si­ve ver­sand­kos­ten un­ge­fähr acht euro kos­ten für alle fünf staf­feln. das ist bil­li­ger und prak­ti­scher und le­ga­ler als bei pi­ra­te­bay. oder? und das fast ganz ana­log. hab ich das schon­mal ge­sagt? ich fin­de das in­ter­net ziem­lich su­per.


kunst­schnee­pro­pa­gan­da­män­ner

felix schwenzel


ap­fel-tar­te

felix schwenzel

nach­dem ich in den letz­ten 1,5 jah­ren sechs kilo ab­ge­nom­men habe, habe ich heu­te be­schlos­sen die­se ap­fel-tar­te zu ba­cken. zwei kilo sind jetzt wie­der drauf. wahr­schein­lich.


re­zen­si­ons­exem­pla­re

felix schwenzel

nor­ma­ler­wei­se be­hand­le ich bü­cher noch im­mer so als sei­en sie et­was ganz be­son­de­res, rein­krit­zeln, auch mit blei­stift geht mei­ner mei­nung nach gar nicht. scho­ckie­ren­der­wei­se, wie ich in den letz­ten mo­na­ten mehr­fach sah, ma­chen das man­che leu­te so­gar mit bü­chern aus der öf­fent­li­chen bi­blio­thek. bü­cher schmeis­se ich fast nie weg, selbst das un­fass­bar schlech­te buch „kei­ne gros­se sa­che“ von va­nes­sa „bal­zac“ kull­mann wei­ge­re ich mich weg­zu­schmeis­sen. das schlimms­te was ich bü­chern an­zu­tun wage, ist ein esels­ohr rein­zu­kni­cken oder den rü­cken zu über­deh­nen.

beim re­zen­si­ons­exem­plar von su­san­ne gasch­kes „klick: stra­te­gien ge­gen die di­gi­ta­le ver­dum­mung“ das ich mir vom ver­lag habe schi­cken las­sen (geht ganz ein­fach) fällt es mir leicht alle hemm­nun­gen fal­len zu las­sen.

es gibt aber auch wirk­lich viel zu mar­kie­ren — und hier muss ich su­san­ne gasch­ke schon jetzt voll zu­stim­men: pa­pier hat enor­me vor­tei­le. man kann in­ter­es­san­te oder wi­der­sprüch­li­che zi­ta­te ein­fach mar­kie­ren oder wenn die au­torin die na­men ih­rer kron­zeu­gen mit de­nen sie die di­gi­ta­le ver­dum­mung be­le­gen möch­te, be­reits auf sei­te neun falsch schreibt (jakob niel­sen, nicht jacob niel­sen) ein­fach den feh­ler kor­ri­gie­ren — so­gar in der ba­de­wan­ne! in re­zen­si­ons­exem­pla­ren rum­zu­schmie­ren und no­ti­zen rein­zu­schrei­ben, macht wirk­lich spass.


lost on itu­nes

felix schwenzel

leo schreibt, dass die sechs­te und letz­te staf­fel von lost, die am 2. fe­bru­ar in den USA an­läuft ei­nen tag spä­ter auch im deut­schen itu­nes-store zu ha­ben sein wird. das ist eine mitt­le­re sen­sa­ti­on, fin­de ich. es ist zwar ein biss­chen ab­surd, dass die ein­zel­nen fol­gen nur 4 wo­chen lang zu ha­ben sind und dann aus dem itu­nes-store wie­der ver­schwin­den, aber ein an­fang. ein an­fang der na­tür­lich auch die fra­ge auf­wirft, war­um das nicht für mehr oder alle ame­ri­ka­ni­schen fern­seh­se­ri­en ge­hen soll­te. egal wie klein die ziel­grup­pe der in­ter­es­sen­ten auch sein mag, war­um bie­tet ap­ple nicht alle ame­ri­ka­ni­schen fern­seh­se­ri­en un­syn­chro­ni­siert an? an den li­zenz­kos­ten kann es nicht lie­gen. selbst wenn jede fol­ge nur ei­ni­ge tau­sendnd male ver­kauft wird, kann man doch ver­trä­ge ver­han­deln von de­nen alle pro­fi­tie­ren. die fern­seh­jun­kies be­kom­men ih­ren stoff und zah­len da­für, die pro­du­zen­ten ver­kau­fen — ohne zu­sätz­li­chen auf­wand — ein paar mehr mehr fol­gen ohne sich das ge­schäft mit den nor­ma­len deut­schen fern­seh­sen­dern zu zer­stö­ren. bei lost der be­weis: die sechs­te staf­fel lost läuft ab mit­te märz auch bei fox deutsch­land.

mei­ne er­war­tun­gen an die ver­ant­wort­li­chen des deut­schen itu­nes-store sind nun zu­min­dest imens ge­stie­gen. ich will jetzt alle se­ri­en dort se­hen. so­fort. die kom­men­ta­re un­ter der an­kün­di­gung im itu­nes-store deu­ten dar­auf hin, dass ich nicht al­lei­ne bin mit die­ser for­de­rung. und es zeigt, dass es nicht um kos­ten­los-kul­tur geht, son­dern eben um eine so­fort-kul­tur, bei der die be­nut­zer auch be­reit sind zu zah­len.

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fun­dier­tes goog­le-bas­hing

felix schwenzel

ich habe mich ja ein biss­chen über den brand­eins-ar­ti­kel von slaven m. auf­ge­regt und vor al­lem über die brand­eins ge­wun­dert, dass sie ei­ner­seits goog­le-ana­ly­tics da­ten­schutz­recht­lich als ge­fähr­lich be­zeich­net, es an­de­rer­seits, ne­ben ei­ni­gen an­de­ren goog­le-diens­ten, selbst nutzt. also schrob ich ga­brie­le fi­scher, der chef­re­dak­teu­rin von brand­eins, eine email.

[slaven m. hab ich be­vor ich den ar­ti­kel schrob auch eine mail ge­schrie­ben, die wur­de al­ler­dings nie be­ant­wor­tet, was aber auch am gmx-spam­fil­ter oder dar­an lie­gen könn­te, dass ich die fal­sche adres­se von ihm ge­goo­gelt (sic!) habe.]

wie im­mer, wenn ich ga­brie­le fi­scher an­mai­le, ent­spann sich ein in­ter­es­san­ter dia­log. egal wel­chen blöd­sinn ich ihr schrei­be, sie ant­wor­tet im­mer, im­mer sach­lich und of­fen. in ei­ner der emails schrieb ich, dass ich, mo­di­sches goog­le-bas­hing hin oder her, fun­dier­te goog­le-kri­tik als nö­ti­ger denn je an­se­hen wür­de und mich umso mehr dar­über är­gern wür­de, wenn selbst ein blatt wie die brand­eins nur schwam­mi­ge halb­wahr­hei­ten und gen­öle zu­stan­de bräch­te. und ga­brie­le fi­scher ant­wor­te­te mit ex­akt der rich­ti­gen fra­ge: „Aber ver­ra­ten Sie mir noch, was für Sie eine fun­dier­te Kri­tik an Goog­le wäre?“

gute fra­ge. mei­ne ant­wort habe ich heu­te früh has­tig bei mei­nem mor­gen-kaf­fee zu­sam­men­ge­schrie­ben:

ich mach mir mal ge­dan­ken dar­über was ich da­mit ge­meint habe. ehr­lich­ge­sagt dach­te ich ja, ei­nes ta­ges so­was ir­gend­wo zu le­sen und ih­nen dann be­scheid zu sa­gen. aber viel­leicht lohnt es sich ja, mir mal ge­dan­ken zu ma­chen, wie fun­dier­te kri­tik an goog­le aus­se­hen könn­te.

wahr­schein­lich ist die sa­che mit kri­tik an goog­le eh nicht ge­tan. die fra­gen sind ja viel grös­ser. was ist pri­vat­s­hä­re in ei­ner di­gi­ta­len welt, wie än­dern sich be­grif­fe wie „geis­ti­ges ei­gen­tum“, in­for­ma­tio­nel­le selbst­be­stim­mung, bür­ger­rech­te im lau­fe der zeit, bzw. wie än­dert sich un­se­re ge­sell­schaft durch di­gi­ta­li­sie­rung und ver­net­zung? und ist das gut oder we­ni­ger gut? und müs­sen wir uns jetzt vor mehr­hei­ten fürch­ten? sind die mas­sen dumm und ideo­lo­gisch, wie ja­son la­vier ja­ron la­nier in der faz rum­be­haup­tet? statt de­mo­kra­tie eine herr­schaft der wei­sen? so vie­le fra­gen.

[den na­men la­ni­ers schrieb ich in der mail falsch und ohne link. ix war ge­hetzt. das bringt ge­rald rei­schl hof­fent­lich nicht wie­der auf die pal­me.]

wit­zi­ger­wei­se wur­de mir dann heu­te abend ein link auf die­sen ar­ti­kel von chris­toph kap­pes an­ge­spült, der ge­nau das tat was ich mir von der brand­eins er­hofft hat­te. nüch­tern ana­ly­sie­ren, ei­nen schritt zu­rück­tre­ten, die rich­ti­gen fra­gen stel­len und die kri­tik­punk­te und mög­li­chen „ge­fah­ren­fel­der“ ben­ne­nen. kap­pes hat ei­ni­ge wich­ti­ge punk­te in sei­nem text er­kannt. der wich­tigs­te: das the­ma ist grös­ser als goog­le.

Man soll­te hier kei­ne Stell­ver­tre­ter­dis­kus­si­on am Bei­spiel von Goog­le füh­ren. Es geht um ein The­ma, das die hal­be Bran­che, wich­ti­ge Tech­no­lo­gien und so­mit die Nut­zung des In­ter­net schlecht­hin be­trifft.

und im ge­gen­teil, etwa zu su­san­ne gasch­ke, der in­ter­net-doof-fin­de­rin von dienst bei der zeit, schreibt er ei­ner­seits ohne schaum vor dem mund und an­de­rer­seits so, dass man ihn ver­ste­hen und ihm fol­gen kann — oder ge­nau­er: so dass man ihn und sei­ne kri­tik­punk­te auch ernst neh­men kann.

die vier wich­ti­gen kri­tik­punk­te oder ge­fah­ren­fel­der die kap­pes be­nennt sind:

1. Un­si­cher­heit bei der Ein­schät­zung künf­ti­ger „tek­to­ni­scher“ Ver­schie­bun­gen von Märk­ten,
2. Un­ab­hän­gig­keit der Such­ma­schi­ne im Mei­nungs­bil­dungs­pro­zesss,
3. Un­si­cher­heit im Um­gang mit Da­ten und
4. Die Meta-Ebe­ne der Po­li­tik.

es lohnt sich un­be­dingt die bei kap­pes selbst nach­zu­le­sen — und so sehr ich es has­se das so zu sa­gen: dem was kap­pes sagt, ist kaum et­was hin­zu­zu­fü­gen. aus­ser vie­len wei­te­ren dis­kus­sio­nen.

ach doch, es bleibt zwei­er­lei zu hof­fen. ei­ner­seits, dass die brand­eins viel­leicht noch ei­nen fol­low-up bringt, ei­nen fun­dier­ten, die dis­kus­si­on be­rei­chern­den bei­trag. und da ich weiss, dass ga­brie­le fi­scher schnell wie der blitz denkt und sich kri­tik wirk­lich zu her­zen nimmt, bin ich da ganz op­ti­mis­tisch. und an­de­rer­seits, dass kap­pes nicht ge­nau hin­ge­se­hen hat und er sich ent­we­der in sei­ner pes­si­mis­ti­sche be­ob­ach­tung irrt oder sich die si­tua­ti­on, die er be­ob­ach­tet hat, schnell bes­sert:

Ich habe nach ei­ni­gen Hin­ter­grund­ge­sprä­chen nicht den Ein­druck, dass die Po­li­tik der Ent­wick­lung noch fol­gen kann. Bis­her je­den­falls habe in der Po­li­tik nie­man­den ge­trof­fen, der die heu­ti­gen Mög­lich­kei­ten gut kennt, sich eine Pro­gno­se der tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten mit­tel­fris­tig vor­stel­len kann und die­se auch po­li­tisch ra­tio­nal be­wer­ten kann.