das li­te­ra­ri­sche kauf­haus

felix schwenzel

ix lese ge­ra­deame­ri­can gods“ von neil gai­man. sehr emp­feh­lens­wert!

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„Ge­ne­ra­ti­on Upload und der Dia­log“ (über­setzt: „shit hap­pens“)

felix schwenzel

ges­tern hat nico lum­ma ge­sagt er fän­de den vo­da­fone spot „su­per“ und an­ge­kün­digt „spä­ter“ was dazu zu schrei­ben. heu­te hat er was ge­schrie­ben, aber lei­der we­der et­was ge­sagt, noch er­klärt war­um er den spot „su­per“ fin­det. und da vo­da­fone und scholz und fri­ends neu­er­dings den dia­log „rich­tig ent­wi­ckeln“ wol­len, lass ich mich nicht lum­pen und ver­su­che mal ni­cos ar­ti­kel zu über­set­zen. für den dia­log.

die mee­tings ges­tern und heu­te wa­ren ziem­lich an­stren­gend. riv­va, die blogs und twit­ter sind voll mit ne­ga­ti­vem feed­back, des­halb ver­lin­ke ich es lie­ber nichts da­von, aber da ich ei­ner der ver­ant­wort­li­chen für die­ses de­sas­ter war ver­su­che ich mal um ein biss­chen ver­ständ­nis für un­ser ver­fah­re­ne si­tua­ti­on zu wer­ben.

Aber fan­gen wir mal von Vor­ne an. Vor ca. drei Mo­na­ten ha­ben wir den Pitch um den Wer­be-Etat von Vo­da­fone Deutsch­land ge­won­nen. Un­ser Kon­zept ist in vie­len Mee­tings, end­lo­sen Ge­sprä­chen und aus vie­len ver­wor­fe­nen Ideen ent­stan­den, und zwar als eine or­ches­trier­te Kam­pa­gne, also un­ter Zu­hil­fe­nah­me vie­ler In­stru­men­te, die eine gro­ße Kom­mu­ni­ka­ti­ons­agen­tur zu bie­ten hat. Uns war früh klar, dass der Kun­de von Vo­da­fone im Mit­tel­punkt ste­hen soll und da­mit eben­falls klar, daß das The­ma Zu­hö­ren eine gro­ße Rol­le spie­len muß, bei al­lem Mo­no­log, der bei ei­ner klas­si­schen Kam­pa­gne da­zu­ge­hört. Wir ha­ben uns ent­schlos­sen, So­cial Me­dia nicht nur als ein Teil der Kam­pa­gne zu eta­blie­ren, son­dern als Takt­ge­ber der Kam­pa­gne in den Mit­tel­punkt zu rü­cken. Dar­aus re­sul­tiert ein kom­ple­xes Kam­pa­gnen­ge­samt­kon­zept, um es mal vor­sich­tig zu for­mu­lie­ren.

vor drei mo­na­ten ha­ben wir mit über­geig­ten ver­spre­chun­gen und viel mar­ke­ting-ge­sül­ze den irre gros­sen wer­be-etat von vo­da­fone deutsch­land ge­won­nen. wir ha­ben irre lan­ge dis­ku­tiert und ge­kno­belt wie man die sa­che auf­zie­hen kann. nach all den mee­tings, ge­sprä­chen mit selbst­er­nann­ten ex­per­ten und brains­stor­mings wa­ren wir zwar ge­nau­so ah­nungs­los wie vor­her und ha­ben uns ge­dacht, dass das eh egal ist, so­lan­ge wir rich­tig kräf­tig auf die scheis­se hau­en und ein­fach aus al­len roh­ren schies­sen. wich­tig war uns, dass vo­da­fone zu je­dem zeit­punkt das ge­fühl hat die vol­le kon­trol­le zu ha­ben und dass der kun­de der über­zeu­gung ist, dass ein neu­er an­strich ihn aus sei­ner ak­tu­el­len mi­se­re be­freit. um dem kun­den den ein­druck zu ver­mit­teln dass wir wis­sen wo­von wir re­den, ha­ben wir ihn drei mo­na­te lang mit web2.0-mar­ke­ting ge­sül­ze ein­ge­seift und dar­aus ein „kon­zept“ mit vie­len eng­li­schen klin­gen­den buz­zwords ge­bas­telt.

Kaum ist es An­fang Juli und schon sind wir so weit, dass der klas­si­sche Part der Kam­pa­gne star­ten kann. In den ver­gan­gen 2 1/2 Mo­na­ten ha­ben wir ei­nen ex­trem um­fang­rei­chen Mar­ken­auf­tritt um­ge­setzt, der ei­nen TV-Spot, ver­schie­de­ne Ab­lei­tun­gen da­von, eben­so et­li­che Pla­kat- und Print-Mo­ti­ve um­fasst, so­wie un­zäh­li­ge On­line-Wer­be­mit­tel, eine Mi­cro­si­te mit In­te­gra­ti­on vie­ler So­cial Me­dia Ele­men­te, Pla­ka­te für die 3600 Shops, 5 Brand­trucks für die Schu­lung der 15.000 Mit­ar­bei­ter in den nächs­ten Mo­na­ten, ein um­fang­rei­ches Shoo­ting mit tau­sen­den Mo­ti­ven, den Cla­im “Es ist Dei­ne Zeit” und und und.

wir ha­ben uns zeit­lich to­tal ver­schätzt und muss­ten ackern wie die blö­den, da­mit al­les an­fang juli hübsch aus­sieht. mit den vie­len neu­en bun­ten bild­chen konn­ten wir er­folg­reich ver­hin­dern, dass der kun­de sich mit un­se­rem lei­der völ­lig un­aus­ge­go­re­nen kon­zept aus­ein­an­der setz­te. wir ha­ben ohne ende hüb­sche ku­lis­sen ge­baut, buz­zword-trai­nings-heft­chen für die mit­ar­bei­ter ge­schrie­ben und und vo­da­fone mit hüb­schen bild­chen, im wahrs­ten sin­ne, zu­ge­schis­sen.

aus­ser­dem ha­ben wir ver­sucht ein paar blog­ger die wir kann­ten mit „test­ge­rä­ten“ mil­de zu stim­men und auf al­len uns zur ver­fü­gung ste­hen­den ka­nä­len leu­te dazu auf­ge­ru­fen über ei­nen un­se­rer drehs für den neu­en spot zu be­rich­ten. aus­ser­dem ha­ben wir die pres­se­tan­te da­von über­zeugt, ihre pres­se­mit­tei­lun­gen künf­tig auch in ein blog, my­space, stu­divz und face­book zu kip­pen. um den kun­den oder den po­ten­zi­el­len kun­den den ein­druck zu ver­mit­teln, vo­da­fone sei kein gi­gan­ti­scher bü­ro­kra­ti­scher mo­loch, bei dem die rech­te hand nicht weiss was die lin­ke hand tut, hat­ten wir die idee, dass die pres­se­spre­che­rin car­men hil­le­brand alle ihre blog­ein­rä­ge mit ih­rem foto ver­ziert. dass, so dach­ten wir uns, ver­lei­he vo­da­fone viel­leicht so­was wie ein mensch­li­ches ant­litz.

Der TV-Spot, bei Wer­bern nur knapp “der Film” ge­nannt, ist letzt­lich eine Hom­mage an alle die, die et­was ma­chen, die krea­tiv sind und die ak­tiv die Mög­lich­kei­ten des Net­zes für sich nut­zen und an­de­re da­bei in­vol­vie­ren. Der Film wird eben­so wie die Mi­cro­si­tees-ist-dei­ne-zeit.deam Sams­tag ge­star­tet und dann kann man auch se­hen, wie alle Ele­men­te der Kam­pa­gne in­ein­an­der­grei­fen, war­um wir die Prot­ago­nis­ten so aus­ge­wählt ha­ben, das es eine ge­mein­sa­me Klam­mer gibt und das der Brand Re­fresh für Vo­da­fone auf ei­nem so­li­den Fun­da­ment steht.

über den miss­ra­te­nen wer­be­spot möch­te ich jetzt nicht re­den. mei­ne mei­nung zu die­sem irre teu­ren und lei­der to­tal ver­hunz­ten an­wanz­ver­such kann ich lei­der nicht of­fen sa­gen, nur so­viel: wir woll­ten den „on­line­com­mu­ni­ty­be­nut­zern“ schmei­cheln, ih­nen den ein­druck ver­mit­teln, dass sie irre wich­tig sind. das hat mit den ge­schenk­ten han­dys im­mer gut funk­tio­niert. auch wenn der spot lei­der scheis­se ge­wor­den ist, möch­te ich doch be­to­nen, dass wir uns echt mühe ge­ge­ben ha­ben. nach dem gan­zen arschauf­reis­sen, den si­zungs­ma­ra­thons und hin und her flie­gen war ich nerv­lich so durch, dass ich mir ir­gend­wann ein­bil­de­te, wir hät­ten tat­säch­lich ein über­zeu­gen­des kon­zept ge­fun­den. irre was stress so mit ei­nem macht.

Wir ha­ben ei­nen Be­griff ge­prägt, die Ge­ne­ra­ti­on Upload, um zu be­schrei­ben, was wir on­line ge­ra­de se­hen: im­mer mehr Leu­te ma­chen mit, er­stel­len In­hal­te, tei­len die­se In­hal­te mit Freun­den, ver­än­dern ihre Art der On­line-Nut­zung und ha­ben letzt­end­lich eine Hal­tung, die deut­lich macht, das sie das Netz nut­zen, um zu ma­chen. Wir ha­ben als ers­tes Pro­dukt für die Ge­ne­ra­ti­on Upload eine Ap­pli­ka­ti­on ent­wi­ckeln las­sen für An­droid und Black­ber­ry, die die ein­fa­che Nut­zung von Twit­ter, Face­book und My­Space er­mög­licht.

die vor­ga­be von vo­da­fone lau­te­te: „macht ir­gend­was da­mit die kun­den nicht mehr alle we­gen dem scheiss ipho­ne zu t-mo­bi­le lau­fen.“ als die­ser ko­mi­sche spon-jour­na­list sich die­ses „ge­ne­ra­ti­on C64“ aus­ge­dacht hat­te, fiel uns auf, dass dass ge­nau die leu­te wa­ren die vo­da­fone als kun­den bin­den woll­te. also war die ziel­grup­pe klar. nur wie soll­ten wir sie nen­nen ohne all­zu po­li­tisch zu wer­den? „on­line­com­mu­ni­ty­be­nut­zer“ hät­te ich lus­ti­ger ge­fun­den, aber iro­nie ver­steht ja nie­mand, die „ge­ne­ra­ti­on down­load“ ging nicht, down­loads will vo­da­fone nicht, da geht das netz, wie bei sky­pe, in die knie. „ge­ne­ra­ti­on upload“ war nichts­sa­gend ge­nug. aus­ser­dem woll­te vo­da­fone noch ein pro­gramm für an­droid- und black­ber­ry-te­le­fo­ne, wo sie ihr logo fett drauf­set­zen kön­nen.

bei vo­da­fone und bei scholz und fri­ends fin­den alle das in­ter­net scheis­se. macht nur är­ger. ich la­ber mir seit mo­na­ten nen wolf um we­nigs­tens an­satz­wei­se ver­ständ­nis für die po­ten­zia­le des in­ter­nets zu we­cken. lei­der ka­men am ende mei­ner be­mü­hun­gen le­dig­lich ein paar lieb­los ge­führ­te twit­ter- und face­book­ac­counts raus. aber ich bin op­ti­mis­tisch, in zwei drei jah­ren werd ich si­cher noch ein paar von den schnarch­na­sen zu be­geis­ter­ten in­ter­net-be­nut­zern ma­chen.

Der Start­schuß für den klas­si­schen Teil der Kam­pa­gne war die Liv­ePK vom Mitt­woch, die als No­vum live im Netz über­tra­gen und via Face­book kom­men­tier­bar ge­macht wur­de. Si­cher­lich hät­te ei­ni­ges bes­ser sein kön­nen, ins­be­son­de­re was die Dra­ma­tur­gie und die Aus­prä­gung des Dia­logs mit den Usern an­geht, aber aus Feh­lern lernt man be­kannt­lich. Der Weg, dies im Netz zu tun, war kon­se­quent rich­tig und auch hier steht das Zu­hö­ren wie­der im Vor­der­grund. In der Spit­ze na­he­zu 2000 par­al­le­le Ab­ru­fe, dazu knapp 2200 Kom­men­ta­re, vie­le Fra­gen und über 300 re­gis­trier­te Teil­neh­mer bei Face­book spre­chen da eine deut­li­che Spra­che, von der Re­so­nanz auf Twit­ter und in den Blogs ganz zu schwei­gen.

das ti­ming und die durch­füh­rung für die pres­se­kon­fe­renz war un­ter­ir­disch. wir wuss­ten, dass uns das un­se­re mar­ke­ting-sprü­che, die lee­ren ver­spre­chun­gen (an de­nen un­se­re tex­ter mo­na­te­lang ge­ar­bei­tet ha­ben) um die oh­ren ge­hau­en wer­den wür­den. aber was wills­te ma­chen? der ter­min stand nun­mal fest. al­ler­dings war ich selbst dann doch über­rascht wie ne­ga­tiv der spot und die pres­se­kon­fe­renz auf­ge­nom­men wur­den, ich hat­te ehr­lich­ge­sagt mit ein biss­chen mil­de der twit­te­rer und blog­ger ge­rech­net, wenn man lau­ter be­kann­te und sym­pa­thi­sche ge­sich­ter aus de­ren rei­hen auf die büh­ne stellt. im­mer­hin kön­nen wir dem kun­den das de­sas­trö­se feed­back als „über­wäl­ti­gen­de“ re­so­nanz ver­kau­fen. das wit­zi­ge ist ja, die glau­ben uns das!

Ist das Auf­grei­fen von Blog­gern in ei­nem klas­si­schen TV-Spot und die Nut­zung des The­mas Ge­ne­ra­ti­on Upload jetzt der Aus­ver­kauf der Blogo­sphä­re, das Ende der Un­schuld und der Sieg des Kom­mer­zes in je­dem Le­bens­be­reich? In keins­ter Wei­se. Das wur­de auch schon bei den Opel-Blog­gern vor vier Jah­ren ge­schrie­ben und ehr­lich ge­sagt habe ich da­nach nicht fest­ge­stellt, dass da­durch ein Aus­ver­kauf der Blogs statt­ge­fun­den hat. Im Ge­gen­teil, die Blogs sind mitt­ler­wei­le ein fes­ter Be­stand­teil des On­line-Mi­xes ge­wor­den, so­gar in Deutsch­land. Der Brand-Re­fresh von Vo­da­fone baut dar­auf auf, daß es eine funk­tio­nie­ren­de Blog-Land­schaft in Deutsch­land gibt, daß Prot­ago­nis­ten vor­han­den sind, die Din­ge be­we­gen wol­len, daß Un­ter­neh­men vom Wis­dom of the Crowds ler­nen kön­nen und daß ein Dia­log mit Zu­hö­ren star­tet.

wie ge­sagt. auf un­se­re kon­zept­lo­sig­keit, den alt­ba­cke­nen, un­wit­zi­gen und ziem­lich pein­li­chen spot will ich nicht wei­ter ein­ge­hen, zu­mal ich von an­fang an ge­gen den spa­cken der vom hoch­haus springt war. die grin­se­ba­cken aus dem mo­del­ka­ta­log woll­te ich auch ver­hin­dern, konn­te aber nie­man­den da­von über­zeu­gen, wie blöd das am ende wirkt. den lobo woll­ten wir ei­gent­lich im zug fil­men, aber in der ers­ten klas­se war die dreh­ge­neh­mi­gung zu teu­er. was ich ei­gent­lich sa­gen will: auch wenn ich es die letz­ten fünf jah­re nicht ge­schafft habe, aber ich bin der fes­ten über­zeu­gung, blogs sind ein 1A-mar­ke­ting-in­stru­ment und man kann mit blogs rich­tig gut koh­le ver­die­nen. bin ich über­zeugt von.

So.

mei­ne mei­nung.


vo­da­fone rohr­kre­pie­rer 2.0

felix schwenzel

an schlech­te wer­bung ha­ben wir uns alle ge­wöhnt. sie ist all­ge­gen­wär­tig. wenn sie be­son­ders schlecht, doof for­mu­liert oder spa­ckig ist fo­to­gra­fie­re ich sie und ver­su­che mich dar­über lus­tig zu ma­chen. an­sons­ten bil­de ich mir ein, sie ei­ni­ger­mas­sen gut aus­blen­den zu kön­nen und sie on­line dank wer­be- und flash-blo­ckern gar nicht erst wahr­zu­neh­men. manch­mal ge­winnt die wer­bung den kampf um auf­merk­sam­keit, es gibt leu­te, die fül­len gan­ze web­logs mit schlech­ter wer­bung, ich freue mich manch­mal über be­son­ders be­scheu­er­ten spam und wenn wer­bung wit­zig oder äs­the­tisch über­ra­gend ist, schen­ke ich ihr so­gar ger­ne mei­ne vol­le auf­merk­sam­keit.

manch­mal ver­sucht wer­bung sich di­rekt an mich zu wen­den, in­dem sie ge­sich­ter oder stim­men von per­so­nen ver­wen­det die ich ken­ne oder gut fin­den könn­te. das nennt man dann „tes­ti­mo­ni­al“. das tes­ti­mo­ni­al soll dann von sei­nem image oder sei­ner sym­pa­thie auf die mar­ke ab­strah­len.

wenn also vo­da­fone jetzt mit sa­scha lobo, frau schnu­tin­ger und ih­rem baby da­her­kommt und im hin­ter­grund des wer­be­spots ro­bert ba­sic und kos­mar zu er­ken­nen sind und die wer­be­fuz­zis von ei­ner „ge­ne­ra­ti­on upload“ la­bern füh­le ich mich an­ge­spro­chen. man kann da si­cher­lich stra­te­gi­sches kal­kül ver­mu­ten. heu­te mit­tag habe ich vo­da­fone dann den ge­fal­len ge­tan und dem neu­en spot mei­ne auf­merk­sam­keit ge­schenkt. hier is­ser.

was sieht man da? ei­nen de­bil grin­sen­den und schlecht sin­gen­den ty­pen der von ei­nem hoch­haus springt, eine mut­ti mit ih­rem baby vor­singt, dass es mal kö­ni­gin sein wird, ei­nen dür­ren, wild ham­peln­den skan­di­na­vi­er, der mit ei­nem sehr gros­sen mund, sehr schief singt, ei­nen bär­ti­gen mann mit ei­ner gros­sen son­nen­bril­le der sich mit ge­reck­ter faust über eine star­ten­de ra­ke­te freut, ei­nen mann im ja­cket und ei­nem iro­ke­sen der ein te­le­fon in der hand hält und mich an­sieht und „we the peo­p­le“* „We can beat them“ sagt und mich da­nach aus ei­nem bus an­sieht, ei­nen hund der aus­sieht als müs­se er ka­cken und auf ei­nem skate­board steht, drei sehr jun­ge men­schen mit skate­boards und kopf­be­de­ckung, ein kind das wür­fel sta­pelt und mich da­nach an­starrt, zwei als as­tro­nau­ten ver­klei­de­te men­schen die an sei­len von der de­cke hän­gen, eine äl­te­re dame die so tut als sän­ge sie und sich rhyth­misch vor ei­nem bild­schirm be­wegt, jun­ge leu­te die durch ber­lin mit­te lau­fen und in ei­nem bus sit­zen und de­bil grin­sen und te­le­fo­nie­ren, ei­nen luft­gi­tar­ren­spie­ler, ei­nen ty­pen im an­zug der schreit und dem aus ei­nem un­er­find­li­chen grund zu­ge­ju­belt wird und am ende eine men­schen­men­ge, die die arme in die höhe reisst und sich über ir­gend­et­was laut­hals freut.

die­se art spot habe ich be­reits meh­re­re tau­send mal ge­se­hen. zu­erst in den spä­ten ach­zi­ger jah­ren, als lag­ne­se eis-wer­bung. mot­to; ganz nor­ma­le men­schen wie du und ich, ner­vi­ge mu­sik, tan­zen, fer­tig. das glei­che folg­te in un­end­li­chen va­ria­tio­nen, mal mit schö­ne­ren, mal mit we­ni­ger schö­nen men­schen: wer­bung für bar­ca­di, becks, cam­pa­ri, coca cola, C und A — im­mer das glei­che mot­to: ver­meint­lich coo­le leu­te, die sich im rhyt­mus der mu­sik be­we­gen und am ende ein mar­ken-logo.

und jetzt der glei­che müll nach ei­nem min­des­tens 30 jah­re al­ten re­zept mit ein paar blog­gern und ver­meint­lich „nor­ma­len“ leu­ten? das soll vo­da­fone 2.0 sein?

da­mit soll ich mich iden­ti­fi­zie­ren? mir kommt das vor, als ob mich je­mand blöd von der sei­te an­la­bert und mir weis­zu­ma­chen ver­sucht du stehst doch auf so­was, mit so­was kanns­te dich doch iden­ti­fi­zie­ren?

die blogs, twit­ter und die kom­men­tar­spal­ten sind voll mit scha­den­freu­de und ver­wun­de­rung. mot­to, wtf, was soll der scheiss? ist es das was vo­da­fone mit 200 mil­lio­nen euro ein zwei­s­te­li­gen mil­lio­nen-bud­get(*) er­rei­chen will? auf­merk­sam­keit, ger­ne auch ne­ga­tiv, oder hat die wer­be­agen­tur scholz and fri­ends viel­leicht so­gar ge­dacht so ein emo­tio­nal über­dreh­ter kram könn­te blog­gern, twit­te­rern oder den be­rüch­tig­ten „on­line­com­mu­ni­ty­be­nut­zern“ ge­fal­len?

ich kann mir nie­man­den vor­stel­len der sich von die­sem pseu­do-emo­tio­na­len, äs­the­tisch und mu­si­ka­lisch völ­lig un­in­spi­rier­tem krea­tiv­ab­fall an­ge­spro­chen füh­len könn­te. te­le­ta­rif.de nimmt be­reits das wort „fi­as­ko“ in den mund und fragt: „An­bie­dern bei der In­ter­net-Com­mu­ni­ty – der rich­ti­ge Weg für Vo­da­fone?“

be­son­ders pein­lich fin­de ich ei­nen be­ken­nen­den ipho­ne-fan und t-mo­bi­le-kun­den wie sa­scha lobo auf ein vo­da­fone pla­kat zu kle­ben, in ei­nem bus (!), ob­wohl je­der der ihn kennt weiss, dass sa­scha nur in äus­sers­ten not­fäl­len in ei­nen bus oder eine tram steigt und das ein­zi­ge öf­fent­li­che ver­kehr­mit­tel das er be­nutzt ta­xen sind. da­von ab­ge­se­hen, dass das hin­ter­grund­bild, das of­fen­bar ber­lin dar­stel­len soll, auch noch wie von ei­nem prak­ti­kan­ten mit mi­cro­soft paint ein­mon­tiert aus­sieht und sa­scha lobo ein biss­chen wie zo­nen-gabi im glück mit sei­nem ers­ten ha­nu­ta wirkt, scheint mir die­se kam­pa­gne doch sehr lieb­los zu­sam­men­ge­stü­ckelt.

nichts passt zu­sam­men, die ver­meint­li­che ziel­grup­pe lacht sich ka­putt und selbst der on­line-ver­mark­ter fragt sich, wann vo­da­fone jetzt dem voll­mun­di­gen ver­spre­chen der „ge­ne­ra­ti­on upload“ et­was bie­ten zu kön­nen, „kon­kre­tes“ fol­gen lässt:

Die «Ge­ne­ra­ti­on Upload», das steht heu­te schon fest, könn­te man auch «Ge­ne­ra­ti­on Kein-Blatt-vor-den-Mund» nen­nen, denn Sie hat aus Sicht von Un­ter­neh­men auch die schlech­te Ei­gen­schaft, dass sie sich nur un­gern ver­ar­schen lässt. Da­her muss Vo­da­fone jetzt Kon­kre­tes fol­gen las­sen, wenn sie es ernst mei­nen, sonst geht der Schuss nach hin­ten los. Denn wirk­lich pas­sen­de An­ge­bo­te für die «Ge­ne­ra­ti­on Upload» feh­len bis­lang.
  • die ta­ri­fe von vo­da­fone sind völ­lig un­at­trak­tiv für leu­te die mo­bil on­line sein wol­len. neue, at­trak­ti­ve­re ta­ri­fe oder pro­duk­te sind mit der kam­pa­gne nicht vor­ge­stellt oder ang­kün­digt wor­den.
  • die AGBs sind ge­nau­so be­scheu­ert wie die al­ler an­de­ren an­bie­ter und er­lau­ben we­der die nut­zung von „Voice over IP, In­stant Mes­sa­ging und Peer-to-Peer-Ver­bin­dun­gen
  • vo­da­fone brüs­tet sich da­mit ein glo­ba­les un­ter­neh­men zu sein, zockt die be­nut­zer aber nichts­des­to trotz ab, wenn sie sich in aus­län­di­sche vo­da­fone-net­ze ein­wäh­len.
  • vo­da­fone-kun­den sind enorm ge­nervt vom hand­set-bran­ding, bei dem sich vo­da­fone nicht dar­auf be­schränkt lo­gos auf das han­dy zu kle­ben, son­dern meint die han­dy-soft­ware mo­di­fi­zie­ren zu müs­sen, was ner­vi­ge funk­ti­ons­ein­schrän­kun­gen und ver­zö­ger­te firm­ware-up­dates zur fol­ge hat.
  • vo­da­fone war ei­ner der ers­ten te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons­an­bie­ter, der sich frei­wil­lig von ur­su­la von der ley­en bei der er­rich­tung ei­ner zen­sur­in­fra­struk­tur ein­span­nen liess

ich weiss ja nicht ob es eine gute stra­te­gie ist, ein pro­dukt das of­fen­sicht­lich män­gel hat oder zu­min­dest für die an­vi­sier­te ziel­grup­pe enorm un­at­trak­tiv ist, bunt an­zu­ma­len, sich da­mit bei der ziel­grup­pe lä­cher­lich zu ma­chen und dann auch noch ein tes­ti­mo­ni­al zu nut­zen, dass die pro­duk­te der kon­kur­renz vor­zieht, statt erst­mal, klar und deut­lich, das pro­dukt selbst zu ver­bes­sern.

oder ist es heut­zu­ta­ge in der auf­merk­sam­keits­öko­no­mie doch so, je pein­li­cher des­to er­folg­rei­cher?

aus­ser­dem (wird lau­fend ak­tua­li­siert):

[*) nach­trag 11.07.2009]
olaf kol­brück kor­ri­giert sei­ne schät­zung des vo­da­fone bud­gets un­ten in den kom­men­ta­ren:

Bei den 200 mio han­delt es sich um den ge­schätz­ten! glo­ba­len Me­dia-Etat. Der Deutsch­land­etat wird im mitt­le­ren bis obe­ren zwei­stel­li­gen Mil­lio­nen­be­reich lie­gen.

ich kor­ri­giers es hier noch­mal so ex­pli­zit, weil die FAZ es auch falsch von olaf kol­brück über­nom­men hat und ich mir nicht nach­sa­gen las­sen will ge­nau­so schlam­pig wie die FAZ zu sein.


der schwar­zen heint­je

felix schwenzel

wie heisst das ge­gen­teil von mis­an­thro­pie noch­mal? zu­min­dest ist die­ser text von svenk das ge­gen­teil von mis­an­throp. na gut ein biss­chen ha­cken-tre­ten ist schon in den text ein­ge­wo­ben. trotz­dem schön — oder ge­nau­er: dings.

[schö­ne ei­gen­wer­bungs­tex­te tex­tet er üb­ri­gens auch ge­ra­de.]


pri­vat­dings

felix schwenzel

heu­te war ich auf ei­ner ver­an­stal­tung die sich „Lebe lie­ber di­gi­tal. Was bleibt im In­ter­net pri­vat?“ frag­te. die ant­wort lau­te­te nach an­der­t­alb stun­den: kommt drauf an, aber ei­gent­lich bleibt al­les pri­vat was man nicht ver­öf­fent­licht. ab­ge­se­hen na­tür­lich von den te­le­kom­mu­ni­ka­ti­ons-ver­bin­dungs­da­ten die der staat im gros­sen stil und auf vor­rat sam­meln lässt, aber dar­über wur­de nicht ge­re­det. na gut es wur­de doch kurz drü­ber ge­re­det, als die fra­ge nach ei­ner stun­de aus dem pu­bli­kum kam und pe­ter schaar ge­hen muss­te. aber wirk­lich über vor­rats­da­ten­spei­che­rung re­den woll­te der mo­de­ra­tor kai bier­mann nicht, weil, wie er sag­te, di­ver­se ver­fas­sungs­ge­richts­ur­tei­le an­hän­gig sei­en und es eh nie­mand da sei, der dazu et­was sa­gen kön­ne.

es wur­de auch nicht dar­über ge­re­det, war­um die die ver­schär­fung des da­ten­schutz­ge­set­zes durch er­folg­rei­che lob­by-ar­beit, un­ter an­de­rem der zei­tungs­ver­le­ger, ab­ge­schwächt wur­de. ein biss­chen wur­de dar­über ge­re­det, dass pe­ter schaar goog­le dazu ge­bracht habe, IP-adres­sen nicht mehr auf un­be­stimm­te zeit zu­sam­men mit den such­an­fra­gen zu spei­chern, son­dern nur noch ein paar mo­na­te. es wur­de dar­über ge­re­det, dass man dank pe­ter schaar da­ten und bil­der sei­nes hau­ses aus goog­le-earth und -street­view lö­schen las­sen kön­ne. oder über stu­di­en des hans-bre­dow-in­si­tuts und wie sorg­sam par­ship die pri­va­ten da­ten sei­ner nut­zer schützt und dass ste­fan nig­ge­mei­er är­ger mit dem ber­li­ner da­ten­schutz­be­auf­trag­ten hat­te.

eher lang­wei­lig. nach dem abend heu­te könn­te man den­ken, pri­vat­heit wäre ein völ­lig un­kon­tro­ver­ses the­ma.

das in­ter­es­san­tes­te heu­te abend war mein fuss­weg vom check­point char­lie zum bahn­hof fried­rich­stras­se:

  • am check­point char­lie hal­ten tou­ris­ten mit­un­ter mit dem taxi an um das bild des so­wje­ti­schen sol­da­ten und die fried­rich­stras­se zu fo­to­gra­fie­ren.
  • die rie­si­ge bra­che am check­point char­lie ist nach wie vor un­be­baut und der bau­zaun ver­klei­det sich als in­for­ma­ti­ons-flä­che für tou­ris­ten.
  • die bü­ro­flä­chen an der fried­rich­stras­se im quar­tier 205, 206 und 207 se­hen im­mer noch zum gros­sen teil un­ver­mie­tet aus.
  • an der fried­rich­stras­se gibt es zwi­schen check­point char­lie und bahn­hof fried­rich­stras­se ca. 50 ca­fés.
  • der bu­g­at­ti vey­ron mit an­geb­lich 1001 PS steht seit ge­fühl­ten 20 jah­ren bei VW im schau­fens­ter.
  • an der ecke un­ter den lin­den/fried­rich­stras­se steht plötz­lich ein rie­si­ges ge­bäu­de dass wie ein zwit­ter aus dem em­pire sta­te buil­ding in new york und dem ve­ne­ti­an in las ve­gas aus­sieht (über­di­men­sio­nier­ter protz mit glit­zer, mes­sing und zu­viel licht).
  • der sa­xo­phon-spie­ler vor dem „kul­tur­kauf­haus“ duss­mann stand in ei­ner rie­si­gen spei­chel-pfüt­ze.
  • opel stellt im schau­fens­ter ein auto mit was­ser­stoff-an­trieb aus — von GM.
  • die fried­rich­stras­se wim­melt nicht nur von spa­ni­schen tou­ris­ten — auch nachts — son­dern auch von spa­ni­schen punks.

trans­pa­renz

felix schwenzel

ich mag trans­pa­renz. bei der pi­ra­ten­par­tei kann man alle mög­li­chen sit­zungs­pro­to­kol­le von orts­ver­bands­sit­zun­gen oder bun­des­par­tei­ta­gen in wi­kis ver­fol­gen, der par­tei­tag wur­de live ge­streamt, in al­ler sei­ner chao­ti­schen und un­ge­schön­ten pracht.

nach­dem sich nun am pi­ra­ten­par­tei-mit­glied und funk­tio­när bodo thie­sen so eine art „sturm aus scheis­se“ ent­facht hat, ver­sucht der vor­stand ohne scheis­se am re­vers aus dem sturm her­aus­zu­kom­men, in­dem er sich von bodo thie­sen „di­stan­ziert“:

Durch die er­neut laut ge­wor­de­ne Kri­tik in­ner­halb der Par­tei so­wie in der Blog- und Twit­ter­sphä­re hält der Vor­stand eine noch kla­re­re und deut­li­che­re Di­stan­zie­rung für nö­tig. Soll­te Bodo Thie­sen die­ser Auf­for­de­rung nicht bin­nen 24 Stun­den nach­kom­men, wird der Bun­des­vor­stand die ent­spre­chen­den Maß­nah­men er­grei­fen.

„ent­spre­chen­den Maß­nah­men“? das ist al­les an­de­re als kris­tall­klar. ist es viel­leicht eine „ent­spre­chen­de Maß­nah­me“ sich er­neut deut­lich von bodo thie­sen zu di­stan­zie­ren? will der vorstnd ihm viel­leicht den er­ho­be­nen zei­ge­fin­ger zei­gen? schimp­fen? bodo thie­sens el­tern an­ru­fen?

was ist dar­an so schwer, klar, ein­fach und trans­pa­rent zu sa­gen, wenn sich bodo thie­sen nicht von sei­nen wir­ren ge­fa­sel di­stan­ziert, wird er aus der par­tei aus­ge­schlos­sen?

[mehr dazu und auch ein vi­deo von bodo thie­sens pein­li­cher „recht­fert­gung“ auf dem #bpt09 bei mal­te wel­ding.]


dem papst schwebt ei­ne welt­re­gie­rung vor

felix schwenzel

da hab ich doch sehr ge­lacht, po­lit­platsch­quatsch schreibt:

„Der Papst“,ana­ly­siert die Il­lus­trier­te „Spie­gel“, „hat of­fen­sicht­lich das Ver­trau­en in die be­stehen­de Ord­nung ver­lo­ren“. An­stel­le des wil­den, von Ei­gen­in­ter­es­sen ge­trie­be­nen Wirt­schaf­tens auf der Welt stellt sich Be­ne­dikt eine zen­tral ge­steu­er­te Welt­wirt­schaft vor, über die „eine ech­te po­li­ti­sche Welt­au­to­ri­tät“ jen­seits von Uno und WTO be­stimmt. In­fra­ge käme bei­spiels­wei­se Ger­hard Schü­rer, der als ehe­ma­li­ger Pla­nungs­chef der DDR Er­fah­rung da­mit hat, die Her­stel­lung der tau­send klei­nen Din­ge, nach de­nen es den Men­schen im­mer wie­der und häu­fig ohne wirk­li­chen Grund ver­langt, zu or­ga­ni­sie­ren.

hier wei­ter­le­sen.


bun­des­par­tei­tag der pi­ra­ten­par­tei deutsch­land

felix schwenzel

heu­te vor­mit­tag war ich für ein paar stun­den auf dem bun­des­par­tei­tag der pi­ra­ten­par­tei deutsch­land (#bpt09) und bin da­nach mit ei­nem gros­sen teil der de­le­gier­ten zum mit­tag­essen zu mc­do­nalds ge­gan­gen.

der ver­an­stal­tungs­ort, das bür­ger­haus wil­helms­burg, liegt ma­le­risch mit­ten im ham­bur­ger ha­fen in wil­helms­burg, bei­na­he wie eine burg von ei­nem was­ser­gra­ben mit see­ro­sen um­ge­ben. di­rekt am ein­gang zum saal emp­fing mich eine freund­li­che pres­se­frau, die mir um­stands­los eine pres­se­ak­kre­di­tie­rung zum um­hän­gen aus­hän­dig­te und mir viel spass wünsch­te. das war bei­na­he so ein­fach wie beim par­tei­tag der CSU 2005 in nürn­berg (dort muss­te ich noch mei­nen per­so­nal­aus­weis vor­zei­gen).

der saal war pro­pe­voll mit auf­fäl­lig vie­len pfer­de­schwanz- und iro­ke­sen­trä­gern und schwar­ze kla­mot­ten-trä­gern. es roch ein biss­chen nach red bull. vie­le der an­we­sen­den wirk­ten sehr jung, ei­ni­ge äl­te­re wa­ren auch an­we­send, auf den lap­tops lief über­durschnitt­lich viel li­nux, eine dame vor mir boo­te­te ihr ubun­tu alle 10 mi­nu­ten neu. we­ni­ge der an­we­sen­den hat­ten ide­al­ge­wicht, ei­ner trug ei­nen schlips und freu­te sich un­ab­läs­sig, ein paar tru­gen eine pi­ra­ten­flag­ge als cape. es lie­fen eine men­ge jour­na­lis­ten rum, die man ent­we­der an den fern­seh­ka­me­ras, no­tiz­blö­cken oder leh­rer-out­fits er­kann­te.

vor­ne auf der büh­ne sass der vor­stand und am red­ner­pult las je­mand die ta­ges­or­dung aus ei­nem wiki vor. ein haar­knäul auf der büh­ne schien pro­to­koll zu füh­ren. hin und wie­der wur­de über ta­ges­ord­nungs­punk­te ab­ge­stimmt, hin und wie­der bran­de­te ap­plaus auf, re­gel­mäs­sig gab es wort­mel­dun­gen an den im saal auf­ge­stell­ten mi­kro­fo­nen. al­les ging sehr ge­sit­tet und or­dent­lich von stat­ten, über jede klei­nig­keit wur­de ab­ge­stimmt und dis­ku­tiert, so­gar über den of­fi­zi­el­len hash­tag des #bpt09 wur­de kurz dis­ku­tiert.

ge­nau so stel­le ich mir die jah­res­haupt­ver­samm­lung des zen­tral­ver­bands deut­scher ka­nin­chen­züch­ter vor. or­dent­lich, dis­zi­pli­niert und zum um­fal­len lang­wei­lig.

wie vie­le twit­te­rer, mach ich es mir aber auch ein­fach, wenn ich sage: „lang­wei­lig!“. denn an und für sich ist das was man dort im bür­ger­zen­trum wil­helms­burg se­hen konn­te al­les an­de­re als lang­wei­lig: es bil­det sich eine par­tei, die dem gros­sen un­be­ha­gen das sich bei vie­len „on­line­com­mu­ni­ty­be­nut­zern“ breit­macht, eine stim­me und hoff­nung auf bes­se­rung ver­leiht. und dass ein sol­ches vor­ha­ben, eine or­dent­li­che po­li­ti­sche wil­lens­bil­dung nicht von oben her­ab ver­ord­nen lässt kann oder sich an ei­nem cha­ris­ma­ti­schem heils­ver­kün­der kris­tali­sie­ren kann ist auch klar. mar­kus merz drückt das in we­ni­ger wor­ten als ich aus:

De­mo­kra­tie ist schon ein müh­sa­mes Ge­schäft so ganz ohne Dik­ta­tor :) #bpt09

man könn­te jetzt sei­ten­lang rum­nör­geln und alt­klug die an­geb­li­chen feh­ler der pi­ra­ten aus­leuch­ten, sich dar­über lus­tig ma­chen, wie we­nig straff der par­tei­tag or­ga­ni­siert ist, wie un­pro­f­fe­sio­nell es wirkt, wenn de­li­gier­te von hin­ten im saal am mi­kro ein­fach mit­glie­der des bun­des­vor­stands kri­ti­sie­ren und zur recht­fer­ti­gung zwin­gen und sich ein­fach je­der zu al­lem zu wort mel­den darf. aber ei­nes ist si­cher, es wirkt nicht so ab­ge­klärt und po­li­tisch ab­ge­fuckt(*) wie in an­de­ren par­tei­en oder ech­ten ka­nin­chen­züch­ter­ver­ei­nen. gstolt:

alle die hier ein­fach nör­geln. wir sind noch jung und die meis­ten sind nicht er­fah­ren in po­li­ti­scher ar­beit. #bpt09

mir ist die­se über­mo­ti­vier­te nai­vi­tät je­den­falls zwei­tau­send­mal lie­ber als die ab­ge­klärt­heit und ar­ro­ganz mit der das po­li­ti­sche es­tab­lish­ment der pi­ra­ten­par­tei zur zeit be­geg­net.

na­tür­lich steht im par­tei­pro­gramm oder den ent­wür­fen dazu viel dum­mes zeug. nur was wäre das, wenn eine par­tei aus dem stand ein kon­sens­fä­hi­ges, glatt­ge­schlif­fe­nes, es al­len recht­ma­chen­des und un­glaub­lich pro­fes­sio­nel­les par­tei­pra­gramm, in­klu­si­ve zwei drei her­aus­ra­gen­den klu­gen, be­dach­ten po­li­ti­schen köp­fen prä­sen­tie­ren könn­te? da wäre was faul dran.

es ist wie beim men­schen. der wird un­schul­dig aber ein biss­chen ner­vig und an­stren­gend ge­bo­ren, fängt dann ir­gend­wann an sich wie ein fle­gel zu be­neh­men und al­les alt­her­ge­brach­te ab­zu­leh­nen, be­vor er durch selbst­ge­mach­te er­fah­run­gen lang­sam zu et­was ver­nünf­ti­gem und im all­tag zu ge­brau­chen­dem wird. bis da­hin hat er ein paar mal kräf­tig auf die fres­se be­kom­men, das le­ben, die rea­li­tät, der all­tag hat ecken und kan­ten ab­ge­schlif­fen.

na­tür­lich wird sich die rech­te kampf­pres­se (und wahr­schein­lich auch die lin­ke) wei­ter die fin­ger wund schrei­ben und ver­su­chen die par­tei mit halb­wahr­hei­ten, sug­ges­ti­on und ein­sei­ti­ger be­richt­erstat­tung zu dis­kre­di­tie­ren. die vor­bo­ten da­für kann man bei joa­chim hu­ber im ta­ges­spie­gel, su­san­ne gas­cke und bernd ul­rich in der zeit oder tho­mas stein­feld in des SZ be­reits er­ken­nen. man hört es fast, wie man sich in den re­dak­ti­ons­stu­ben der re­pu­blik die hän­de reibt und dar­auf freut, die künf­ti­gen po­li­ti­schen feh­ler und tap­sig­kei­ten der pi­ra­ten aus­zu­schlach­ten. man wird im­mer wie­der le­sen, dass man die pi­ra­ten nicht ernst­neh­men kann, dass sie kul­tur­fein­de sind, das sie ge­fähr­lich sind und das sie ei­nen po­lit­ker in ih­ren rei­hen ha­ben, ge­gen den we­gen des ver­dachts auf den be­sitz von kin­der­por­no­gra­phi­schen ma­te­ri­al er­mit­telt wird. wit­zi­ger­wei­se wird man das auch oft von mit­glie­dern ei­nes sehr viel grös­se­ren ver­eins hö­ren, in dem hun­der­te, wenn nicht so­gar tau­sen­de, teil­wei­se lei­ten­de mit­glie­der un­ter dem ver­dacht des kin­des­miss­brauchs ste­hen und auch da­für ver­ur­teilt wur­den. trotz­dem wird kei­ner der jörg-tauss-kri­ti­ker des­halb aus der ka­tho­li­schen kir­che aus­tre­ten.

ich will we­der das pro­blem kin­des­miss­brauch all­ge­mein oder den ver­dacht ge­gen jörg tauss spe­zi­ell ba­ga­tel­li­sie­ren, er­war­te aber eine rege und bi­got­te in­stru­men­ta­li­sie­rung des kin­der­schut­zes im auf­bran­den­den po­li­ti­schen kampf ge­gen die pi­ra­ten­par­tei. gleich­zei­tig den­ke ich, dass das der par­tei gut tun wird und sie dar­an rei­fen wird. und mit­glied in der pi­ra­ten­par­tei zu sein (bin ix üb­ri­gens nicht), heisst ja auch nicht, kei­ne kri­tik an ihr üben zu kön­nen oder zu sol­len. der von mir über­aus ge­schätz­te bov bjerg ist kürz­lich in die pi­ra­ten­par­tei ein­ge­tre­ten („Par­tei­ne sind doof.“, „Die Pi­ra­ten­par­tei ist doof.“, „Und trotz­dem.“) und pflückt be­reits jetzt mehr oder we­ni­ger ge­nüss­lich de­ren pro­gramm und zi­ta­te der vor­stän­de aus­ein­an­der. ein kom­men­ta­tor bei bov bjerg mut­masst be­reits, dass bov bjerg am „Ende […] noch der Jörg Tauss der Pi­ra­ten­par­tei“ wird.

über­haupt par­tei­pro­gram­me, wozu sonst als zur er­stel­lung des wahloma­ten sind die über­haupt gut? sie bie­ten eine ori­en­tie­rung und hil­fe um das ge­rings­te übel zu wäh­len. an die ex­ak­te um­set­zung ei­nes wahl­pro­gramms glaubt ja noch nicht mal lies­chen mül­ler. jour­na­lis­ten le­sen wahl­pro­gram­me eh nicht, blog­ger auch nicht. ich habs mal ver­sucht und bin nach zwei sät­zen ein­ge­schla­fen.

zu­mal es mei­ner mei­nung nach auch ex­trem naiv ist, zu hof­fen, dass nach dem par­tei­tag all die schwie­ri­gen fra­gen zum ur­he­ber­recht, den bür­ger­rech­ten, dem da­ten­schutz und der zu­kunft ab­schlies­send und be­frie­di­gend be­ant­wor­tet wä­ren. die dis­kus­si­on dar­über geht doch ge­ra­de erst los. jetzt kommt es dar­auf an eine brei­te ge­sell­schaft­li­che dis­kus­si­on zu die­sen fra­gen aus­zu­lö­sen, law­rence les­sigs the­sen und ideen auf­zu­grei­fen, zu prü­fen oder zu ver­wer­fen, lö­sun­gen und kom­pro­mis­se aus­zu­lo­ten.

ich bin da ger­ne mit da­bei, al­ler­dings der­zeit nicht als mit­glied der pi­ra­ten­par­tei. und den spruch „klar­ma­chen zum än­dern“ fin­de ich gar nicht mal so doof.

auch über den par­tei­tag:

(*): apro­pos po­li­ti­sche ab­ge­klärt­heit. wer ein­mal auf ei­nem par­tei­tag ei­ner eta­blier­ten par­tei war, weiss wie ner­vig po­li­ti­sche kor­rekt­heit in der frei­en rede sein kann. bei der SPD wird in je­den ab­satz min­des­tens ein „lie­be ge­nos­sin­nen und ge­nos­sen“ ein­ge­floch­ten, was bei gros­ser auf­re­gung auch oft als „lie­be ge­nos­sen und ge­nos­sen“ aus­ge­spro­chen wird. in der CDU sind es „die lie­ben freun­de und freun­din­nen“, „wäh­ler und wäh­le­rin­nen“. bei der pi­ra­ten­par­tei hab ich das heu­te kein ein­zi­ges mal ge­hört, wo­durch ich mich zu ei­nen blö­den gag hin­reis­sen liess: näm­lich, dass bei den pi­ra­ten nie­mand die po­li­tisch kor­rek­te, aber blöd­sin­ni­ge gruss­for­mel „lie­be pi­ra­ten und pi­ra­tin­nen“ in sei­ne re­den ein­baut, weil eh kei­ne frau­en an­we­send sind.

lei­der hat mir jörg tauss laut pro­to­koll des bpt09 ei­nen strich durch mei­nen (oh­ne­hin über­flüs­si­gen) gag ge­macht: er hat es wirk­lich ge­sagt!

[nach­trag 05.07.2009] hier ist ein vi­deo vom live­stream von tauss rede zu se­hen [via]. als tauss von den „lie­ben pi­ra­ten und pi­ra­tin­nen“ spricht ver­has­pelt er sich ganz or­dent­lich und gibt zu, dass er fast „ge­nos­sin­nen und ge­nos­sen“ ge­sagt hät­te. ein zwi­schen­ru­fer wen­det ein: „pi­ra­ten ist ge­schlechts­neu­tral.“


blaue fens­ter, qua­si

felix schwenzel

auf die­sem bild kann man meh­re­re din­ge er­ken­nen (oder auch nicht):

  • dass der o2-XDA eine lau­si­ge ka­me­ra hat
  • dass ix ein lau­si­ger fo­to­graf bin
  • dass die DB-re­gio-züge nicht nur mit blau­en sit­ze aus­ge­stat­tet sind, son­dern auch mit blau­em licht be­leuch­tet wer­den
  • dass die kon­kur­renz von me­tro­nom die re­gio­nal­bah­nen noch gelb be­leuch­tet

klo­pa­pier, müll, „ballum“, jean-luc und ein schö­ne­res deutsch­land

felix schwenzel

an­drea schrul: „Bei dem ers­ten Film, den ich pro­du­zier­te, han­del­te es sich um ei­nen 10-mi­nü­ti­gen Kurz­film über das Le­ben ei­ner Toi­let­ten­pa­pier­rol­le.“

fon­si: „Aber die Lö­sung des Mülls ist nicht die bes­se­re Fi­nan­zie­rung des Ab­falls, son­dern ein bes­se­res, müll­frei­es An­ge­bot.“

mer­lix: „Der Sohn hat ei­nen Luft­bal­lon ge­schenkt be­kom­men, groß, oran­ge und ziem­lich groß­ar­tig, zu­min­dest aus sei­ner Sicht. Stolz sitzt er im Bug­gy und hält ihn in der Hand, wäh­rend ich mit ihm durch die Stadt schie­be. Er hält ihn ge­le­gent­lich hoch und er­klärt den Men­schen, die uns ent­ge­gen­kom­men und die es ja viel­leicht nicht wis­sen: »Ballum!«“ [hab ich schon ge­sagt, dass mer­lix lang­sam zu mei­nem lie­bings­blog­ger wird? ach­ja.]

jean-luc go­dard in­ter­viewt woo­dy al­len. [go­dard! nicht pi­card! via]

mal­te wel­ding stellt fest: „Mar­kus Ma­jow­ski hat in den letz­ten Jah­ren also fest­ge­stellt, dass wäh­rend der Re­gie­rungs­zeit von An­ge­la Mer­kel Deutsch­land ein­fach schö­ner ge­wor­den ist.“ [mit vi­de­os]


kos­ten­los-kul­tur

felix schwenzel

die­se so­ge­nann­te „kos­ten­los-kul­tur“ nimmt ja lang­sam über­hand. ges­tern habe ich im ge­druck­ten ta­ges­spie­gel ge­le­sen ohne et­was da­für zu be­zah­len.

ich fand den ar­ti­kel „Die Ideen der an­de­ren“ von jens müh­ling aber trotz­dem sehr gut. muss man ja auch mal sa­gen, bei all dem müll der hin und wie­der im ta­ges­spie­gel steht.


hu­bert bur­da will lie­ber neh­men als ge­ben

felix schwenzel

hu­bert bur­da hat in sei­ner ei­gen­schaft als VDZ-prä­si­dent eine rede ge­hal­ten und meint die zeit­schrif­ten- und zei­tungs­ver­le­ger wür­den „schlei­chend ent­eig­net“.

det­lef bor­cherts fasst es auf hei­se.de fol­gen­der­mas­sen zu­sam­men: „Ver­le­ger for­dern Schutz vor und Geld von Such­ma­schi­nen.“

ich wür­de das was hu­bert bur­da sagt eher als höchst bi­zar­re und vor al­lem bi­got­te pfrün­den­kei­le­rei be­zeich­nen. hu­bert bur­da for­dert:

Such­ma­schi­nen, aber auch Pro­vi­der und an­de­re An­bie­ter pro­fi­tie­ren über­pro­por­tio­nal von un­se­ren teu­er er­stell­ten In­hal­ten. Doch wer die Leis­tung an­de­rer kom­mer­zi­ell nutzt, muss da­für be­zah­len.

da stellt sich na­tür­lich die fra­ge, zahlt fo­cus für ein­ge­bet­te­te you­tube vi­de­os? und an wen? zahlt bur­da für be­nut­zer­ge­ne­rier­te in­hal­te, kom­men­ta­re, fo­tos und vi­de­os?

bei live.fo­cus.de kann je­der­mann fo­tos und vi­de­os hoch­la­den. die fo­tos und vi­de­os wer­den dann von fo­cus in wer­bung ein­ge­bet­tet ge­zeigt. zahlt bur­da für die kom­mer­zi­el­le nut­zung der krea­ti­ven leis­tung der nut­zer? in den AGBs von to­mor­row-fo­cus steht:

Mit dem Hoch­la­den von Fo­tos, Vi­de­os oder Tex­ten räumt der Nut­zer der TO­MOR­ROW FO­CUS Por­tal GmbHun­ent­gelt­lichdas Recht ein, die Ma­te­ria­li­en zeit­lich un­be­grenzt zu spei­chern, öf­fent­lich zu­gäng­lich zu ma­chen, zum Down­load an­zu­bie­ten und in On­line- und Print­me­di­en zur Be­wer­bung des An­ge­bots zu nut­zen.

[in den AGBs fin­det man auch ein dep­pen­apo­stroph: „6.4 Die AGB’s zur Nut­zung von SHOP­SHOP fin­den Sie hier.“]

er­in­nert mich an den gu­ten al­ten lehr­satz von kom­mu­nis­ti­schen ka­dern: „alle sind gleich, aber ei­ni­ge sind glei­cher“ (und sol­len da­für auch mehr geld und pri­vi­le­gi­en be­kom­men). die pro­le­ten brau­chen kein geld zu be­kom­men wenn sie so doof sind ihre auf­wän­dig er­stell­ten in­hal­te kos­ten­los ins netz stel­len, die ed­len ver­le­ger aber, wenn sie ihre „teu­er er­stell­ten“ in­hal­te nicht an­ders als kos­ten­los und mit hil­fe von such­ma­schi­nen an den mann brin­gen kön­nen, sol­len fürst­lich ent­lohnt wer­den. ich fra­ge mich ob hu­bert bur­da bei sei­nem vor­trag rot ge­wor­den ist.

na gut. mal an­ge­nom­men hu­bert bur­da wäre ein an­stän­di­ger kerl und wür­de sei­ne jour­na­lis­ten und con­tent-lie­fe­ran­ten an­stän­dig ent­loh­nen. was ver­dient goog­le denn mit der kom­mer­zi­el­len nut­zung von zei­tungs­in­hal­ten? goog­le-news, über das sich ver­le­ger im­mer be­son­ders ger­ne auf­re­gen ist bis­her noch wer­be­frei. bei der goog­le-su­che selbst, ver­dient goog­le kräf­tig mit ein­ge­bet­te­ten an­zei­gen. das ist selbst­ver­ständ­lich le­gi­tim, denn goog­le bie­tet eine leis­tung die von su­chen­den und ge­fun­de­nen hoch ge­schätzt wird. die­je­ni­gen die su­chen schen­ken den goog­le-er­geb­nis­sen eine hohe auf­merk­sam­keit, weil goog­le gute such­ergeb­nis­se bie­tet. die­se auf­merk­sam­keit ver­wan­delt goog­le über an­zei­gen in geld. die ver­le­ger und an­de­ren con­tent-pro­du­zen­ten schät­zen den traf­fic den goog­le bringt. wenn ich mich recht er­in­ne­re sind das bei­spiels­wei­se beim fo­cus über 50% al­ler be­su­cher. das ist ba­res geld wert, das fo­cus bei­spiels­wei­se auch mit goog­le-an­zei­gen mo­ne­ta­ri­siert. die ver­le­ger in­ves­tie­ren so­gar geld in such­ma­schi­nen-op­ti­mie­rung, um bei goog­le weit oben ge­fun­den zu wer­den.

wo ge­nau ist das pro­blem? es gibt kein pro­bem, die ver­le­ger wol­len ein­fach nur mehr geld.

wie ab­surd die­se for­de­rung ist, er­kennt man wenn man goog­le mit ei­nem ki­osk ver­gleicht. in ei­nem ki­osk lie­gen hun­der­te zei­tun­gen und zeit­schrif­ten aus („un­se­re teu­er er­stell­ten In­hal­te“). das ki­osk macht die­se in­hal­te zu­gäng­lich und ver­kauft die me­di­en­er­zeug­nis­se. die ver­le­ger ge­ste­hen dem ki­osk so­gar zu, ei­nen teil des er­lö­ses zu be­hal­ten. wenn ein ki­osk nun ein be­son­ders lu­kra­ti­ves ge­schäfts­mo­dell ge­fun­den hat, zum bei­spiel in­dem ne­ben den ver­lags­er­zeug­nis­sen auch lot­to-schei­ne, kaf­fee, be­leg­te bröt­chen oder selbst­ge­mach­tes pes­to ver­kauft wer­den, soll­ten die ver­le­ger dann auch an die­sen er­lö­sen be­tei­ligt wer­den? schliess­lich sind es doch die „teu­er er­stell­ten In­hal­te“ die die men­schen­mas­sen in das ki­osk trei­ben. oder?

Dazu zäh­len: das Recht, im Netz von den Such­ma­schi­nen nach ob­jek­ti­ven, nach­voll­zieh­ba­ren Kri­te­ri­en ge­fun­den zu wer­den. Das Recht, an den Er­lö­sen der Such­ma­schi­nen fair und zu über­prüf­ba­ren Kon­di­tio­nen zu par­ti­zi­pie­ren.

war­um also eine „par­ti­zi­pa­ti­on“ an den er­lö­sen der such­ma­schi­nen? war­um sol­len nur die ver­le­ger und nicht die lot­to-ge­sell­schaf­ten, bä­cker, kaf­fee­rös­ter oder ba­si­li­kum-bau­ern von den such­ma­schi­nen ent­lohnt wer­den? jetzt kommt das kil­ler-ar­gu­ment von bur­da: weil es sich bei zei­tun­gen und zeit­schrif­ten um ein „Kul­tur­gut“ han­delt, das „be­wahrt“ wer­den müs­se. wohl­ge­merkt, bur­da meint nicht die kul­tur­schaf­fen­den, die au­toren, die künst­ler, die fo­to­gra­fen, die blog­ger, die kom­men­ta­to­ren, die mu­si­ker, die you­tube-vi­deo-er­stel­ler die ei­nes bo­son­de­ren schut­zes und ei­ner ver­gü­tung be­dür­fen, son­dern es geht hu­bert bur­da um „die Rech­te je­ner“, „die die Wer­ke der Au­toren ver­mit­teln.“

in­ter­es­sant ist, dass bur­da ei­gent­lich ein di­rek­ter kon­kur­rent von goog­le ist. 2001 hat bur­da eine „ein­zig­ar­ti­ge find­ma­schi­ne“ na­mens net­gui­de an­ge­kün­digt, die mei­nes wis­sens eben­so ein­zig­ar­tig und gran­di­os ge­schei­tert ist. und jo­chen we­ge­ner hat ein pro­jekt in der schub­la­de, dass wie goog­le-news funk­tio­nie­ren soll und goog­le-news „at­ta­ckie­ren“ soll. ich habe jo­chen weg­ner ge­fragt, ob bei die­sem dienst eine ver­gü­tung der news-quel­len ge­plant ist. ich er­war­te kei­ne ant­wort, wohl aber, dass bur­da hier, eben­so wie goog­le das an­geb­lich tut, kei­nen pfen­nig für die kom­mer­zi­el­le aus­nut­zung von „teu­er er­stell­ten“ in­hal­ten an­de­rer zah­len wird.

[nach­trag 23:15]
herr ka­li­ban meint zum gei­chen the­ma:

…tja, was for­dert [hu­bert bur­da]? Staats­hil­fen? Nein, ein Ge­setz. Ein hüb­sches klei­nes Ge­setz ex­tra für die Ver­la­ge, da­mit die ih­ren, uh, ver­ant­wor­tungs­vol­len Jour­na­lis­mus (wel­ches sei­ner Ma­ga­zin meint Dr. Bur­da hier: Fo­cus, Bun­te, Frau im Trend? Su­per-Illu?) wei­ter wirt­schaft­lich be­trei­ben kön­nen.

[nach­trag 01.07.2009]
nach­rich­ten.de bie­tet laut jo­chen weg­ner „je­dem“ an, sich ge­gen re­ve­nue-share, also ge­gen be­tei­li­gung an den um­sät­zen, an nach­rich­ten.de zu be­tei­li­gen. im­mer­hin.

[nach­trag 02.07.2009]
anja see­li­ger er­klärt im im per­len­ta­cu­her ein biss­chen ge­nau­er was das „er­wei­ter­te leis­tungs­schutz­recht“ das bur­da for­dert ei­gent­lich be­deu­tet.:

Ein Leis­tungs­schutz­recht für Ver­la­ge be­deu­tet, dass Ver­la­ge künf­tig auch ohne Ein­ver­ständ­nis ih­rer Au­toren - ja so­gar ge­gen den Wil­len ih­rer Au­toren - Zi­ta­te aus Ar­ti­keln in ih­ren Zei­tun­gen schüt­zen und da­mit kos­ten­pflich­tig ma­chen kön­nen. […] Ge­grün­det wer­den soll eine „Ver­wer­tungs­ge­sell­schaft der Ver­la­ge. Eine Gema für On­line­tex­te, die im Netz nach il­le­ga­ler Nut­zung fahn­det - und fäl­li­ge Ge­büh­ren ein­treibt“. Nicht für die Ver­brei­tung gan­zer Tex­te, das ist heu­te schon il­le­gal, son­dern für Zi­ta­te!

das ei­gent­lich er­schre­cken­de ist aber die nähe der gros­sen ver­la­ge zum staat:

Hu­bert Bur­da be­haup­tet, all die­se Maß­nah­men sei­en un­um­gäng­lich, um den „Qua­li­täts­jour­na­lis­mus“ und da­mit die De­mo­kra­tie zu schüt­zen. Aber nicht der „Qua­li­täts­jour­na­lis­mus“ ist wich­tig für die De­mo­kra­tie, son­dern die Exis­tenz ei­ner frei­en Pres­se. Die Pres­se ist aber nur frei, wenn sie von staat­li­chen Ein­flüs­sen un­ab­hän­gig bleibt. Doch ge­nau das leh­nen Zei­tungs­ver­le­ger jetzt ab: Sie ru­fen nach dem Staat.

gan­zen ar­ti­kel im per­len­tau­cher le­sen.


ist sa­bi­ne chris­ti­an­sen ein ro­bo­ter?

felix schwenzel

und vor al­lem, ist sat1 ein pro­gram­mie­rer? wur­de sa­bi­ne chris­ti­an­sen ob­jekt­ori­en­tiert pro­gram­miert? wie wur­de sie com­pi­liert? was sind die fea­tures?

ei­nes kann ich aus ei­ge­ner er­fah­rung sa­gen: pro­gram­mie­ren ist kein zu­cker­schle­cken. ich habe ges­tern abend ver­sucht es zu ler­nen und bin gran­di­os ge­schei­tert.


frei­tags­ab­mah­nun­gen

felix schwenzel

da­vid schra­ven hat am frei­tag auch eine ab­mah­nung er­hal­ten, auf die er bis mon­tag re­agie­ren soll.

war­um er kei­ne un­ter­las­sungs­er­klä­rung ab­ge­ben will, bech­reibt er sehr de­tail­iert und nach­voll­zieh­bar selbst.

das nächs­te gros­se ding im in­ter­net sind jetzt wohl nicht mehr hun­de­bil­der am frei­tag, son­dern an­walts­schrei­ben.


valess.de hat ne si­cher­heits­lü­cke und mahnt ei­nen blog­ger ab

felix schwenzel

die­sen screen­shot habe ich eben von der valess.de-site ge­macht:

wenn man auf die­sen link [link ent­fernt] klickt, kann man ge­nau die­se sei­te (bis jetzt, sams­tag 27. juni 2009) auch im ori­gi­nal se­hen. das geht, weil der valess-ser­ver eine si­cher­heits­lü­cke hat.

ste­phan ja­nosch hat die­se kras­se si­cher­heits­lü­cke auf dem valess.de-ser­ver für ei­nen der­ben scherz aus­ge­nutzt und der valess-site ein re­zept für soy­lent green-bur­ger un­ter­ge­scho­ben [link ent­fernt, screen­shot hin­zu­ge­fügt].

eine ähn­li­che si­cher­heits­lü­cke hat spree­blick vor ei­ner wei­le bei spie­gel-on­line ent­deckt. aus „si­cher­heits­grün­den“ und auf bit­ten von spie­gel-on­line ist dort der link und die do­ku­men­ta­ti­on der si­cher­heits­lü­cke ent­fernt wor­den. ab­ge­mahnt wur­de spree­blick des­hab nicht.

beim bun­des­amt für si­cher­heit in der in­for­ma­ti­ons­tech­nik (BSI) kann man eine stu­die run­ter­la­den [via] die ziem­lich de­tail­iert auf das the­ma „data va­li­da­ti­on“ ein­geht. „data va­li­da­ti­on“ be­deu­tet, dass man alle ein­ga­ben die eine web­ap­pli­ka­ti­on ent­ge­gen­nimmt auf schad­code oder mög­li­che ma­ni­pu­la­ti­ons­ver­su­che prü­fen soll­te.

Alle Da­ten, die von au­ßen in die An­wen­dung ge­lan­gen, sind zu va­li­die­ren und zu fil­tern. Ne­ben den of­fen­sicht­li­chen Ein­ga­be­da­ten in Form-Va­ria­blen exis­tie­ren eine Rei­he wei­te­rer Quel­len. Eben­so sind Aus­ga­ben an den Brow­ser zu fil­tern, wenn dies nicht be­reits durch die In­put­fil­te­rung mit ab­ge­deckt ist. [zi­tat BSI-stu­die web­sec.pdf]

„data va­li­da­ti­on“ ist bei­spiels­wei­se der grund, war­um man in blog­kom­men­ta­ren nur ein klei­ne men­ge HTML-tags be­nut­zen darf. die meis­ten HTML-tags wer­den aus­ge­fil­tert, vor al­lem al­les, was mit ja­va­script zu tun hat. wenn die web­ap­pli­ka­ti­on ja­va­script nicht sau­ber aus­fil­tert, ist das schad­po­ten­zi­al sehr hoch, vor al­lem für be­su­cher der site.

ge­nug des lang­wei­li­gen tech­nik­ge­brab­bels. ste­phan ja­nosch hat post von den an­wäl­ten von cam­pi­na, bzw. valess B.V. be­kom­men. die an­wäl­te mei­nen, dass der screen­shot auf ste­phan ja­noschs blog, so­wie der ma­ni­pu­lier­te link „die ab­so­lu­ten Rech­te“ ih­rer „Man­dschaft“ ver­letz­ten, „na­ment­lich den gu­ten Ruf des Un­ter­neh­mens, den ein­ge­rich­te­ten und aus­ge­üb­ten Ge­wer­be­trieb, die Na­mens­rech­te so­wie ge­ge­be­nen­falls be­stehen­de Ge­schmacks­mus­ter­rech­te.“

die weit of­fen klaf­fen­de si­cher­heits­lü­cke des valess-ser­vers für ei­nen der­ben scherz aus­zu­nut­zen, die­sen scherz (und die si­cher­heits­lü­cke) zu do­ku­men­tie­ren sei nicht von der mei­nungs­frei­heit ge­deckt, mei­nen die an­wäl­te.

da ich weiss, dass die ver­öf­fent­li­chung mei­ner mei­nung über die tech­ni­sche kom­pe­tenz der valess-an­wäl­te und die tech­ni­schi­schen fä­hig­kei­ten der valess-web­site-ver­ant­wort­li­chen de­fi­ni­tiv nicht von der mei­nungs­frei­heit ge­deckt sind, sehe ich an die­ser stel­le von ei­ner mei­nungs­äus­se­rung ab. klar ist zu­min­dest, dass der gute ruf der­je­ni­gen die die site er­stellt und tech­nisch zu ver­ant­wor­ten ha­ben, un­ter be­schuss ge­ra­ten könn­te.

ich fin­de es höchst be­mer­kens­wert, dass „valess“, statt zü­gig die si­cher­heits­lü­cke zu stop­fen (die lü­cke be­steht bei der ver­öf­fent­li­chung die­ses ar­ti­kels nach wie vor), erst­mal die an­wäl­te los­schickt, die ihr klas­si­sches re­per­toire auf­fah­ren:

  • ab­mah­nung zum wo­chen­en­de ver­schi­cken, frist bis mon­tag set­zen
  • einst­wei­lieg ver­fü­gung nach dem ab­lauf der frist an­kün­di­gen
  • fi­nan­zi­el­le kon­se­quen­zen an­kün­di­gen, bzw. mög­li­che „scha­dens­er­satz“-for­de­run­gen am ran­de er­wäh­nen
  • ex­tra-di­cke ge­schüt­ze auf­fah­ren und ur­he­ber­rechts­ver­let­zung und per­sön­lich­keits­rechts­ver­let­zung gel­tend ma­chen

er­schreckt habe ich eben fest­ge­stellt, dass es tat­säch­lich mög­lich ist, auf dem valess-ser­ver über die URL [http://www.valess.de/re­zep­te.aspx?Key­word=] ja­va­script-code aus­zu­füh­ren. tech­nisch ist es da­mit ohne wei­te­res mög­lich valess.de-be­su­chern da­mit schad­code un­ter­zu­ju­beln oder zur preis­ga­be von per­sön­li­chen da­ten oder pass­wör­tern zu ver­lei­ten.

ich fra­ge mich, ob die valess-an­wäl­te ähn­lich re­agie­ren, wenn sie mal aus­ver­se­hen die türe zu ihre kanz­lei of­fen ge­las­sen ha­ben soll­ten und sie je­mand dar­auf hin­weist und ein foto da­von ver­öf­fent­licht. erst mal zu­schla­gen, statt kurz zu re­den oder bes­ser: je­man­den fra­gen der sich mit so­was aus­kennt?

[via riv­va]

[nach­trag 28.06.2009]
je län­ger ich dar­über nach­den­ke, des­to un­ver­ständ­li­cher wird es für mich, dass cam­pi­na die­ses pro­blem ju­ris­tisch, statt tech­nisch zu lö­sen ver­sucht. ei­gent­lich ist es er­schre­ckend, dass ein un­ter­neh­men, das le­bens­mit­tel mit enor­men tech­ni­schem auf­wand pro­du­ziert, bei ei­nem tech­ni­schen pro­blem so re­agiert.

die valess-site ist so pro­gram­miert, dass sie es er­laubt be­lie­bi­ge in­hal­te an­zu­zei­gen und wenn es je­mand tut geht man ge­gen den vor? für mich ist das ver­gleich­bar mit ei­ner haus­ver­wal­tung, die feu­er­alarm-mel­der ohne glas­schei­ben in ei­nem kin­der­gar­ten mon­tiert und dann ge­gen die kin­der vor­geht, die die alarm-knöp­fe drü­cken. na­tür­lich könn­te man eine pa­let­te mit bier­käs­ten of­fen und un­ge­si­chert auf ei­nem volks­fest la­gern, statt in ei­nem ge­si­cher­ten la­ger. aber könn­te es nicht sein, dass man sich dann lä­cher­lich macht, wenn man ju­ris­tisch ge­gen den scherz­bold vor­geht, der eine haft­no­tiz mit der auf­schrift „frei­bier“ dran klebt? na­tür­lich brau­chen kuh­wei­den nicht un­be­dingt zäu­ne zu ha­ben, aber ist es dann klug ju­ris­tisch ge­gen die weg­ge­lau­fe­nen kühe vor­zu­ge­hen?

der von cam­pi­na be­auf­trag­te ju­rist hat ei­nes ganz rich­tig er­kannt, es geht um „den gu­ten Ruf des Un­ter­neh­mens“, denn ge­ra­de un­ter­neh­men aus dem le­bens­mit­tel­be­reich sind dar­auf an­ge­wie­sen, dass die kon­su­men­ten ih­nen ver­trau­en. kon­su­men­ten ver­trau­en ih­ren pro­duk­ti­ons­ab­läu­fen, der qua­li­täts­kon­trol­le und dass die pro­duk­te un­ter op­ti­ma­len und bes­ten hy­gie­ni­schen be­din­gun­gen ent­ste­hen und dass bei tech­ni­schen pro­ble­men oder pro­ble­men mit den roh­wa­ren kom­pe­tent und sach­kun­dig — und nicht ju­ris­tisch — re­agiert wird. feh­ler und fehl­ein­schät­zun­gen kön­nen vor­kom­men, aber als kon­su­ment möch­te ich mich, ge­ra­de wenn es um le­bens­mit­tel geht, dar­auf ver­las­sen kön­nen, dass ade­quat re­agiert wird.

bei cam­pi­na habe ich der­zeit noch nicht­ein­mal das ge­fühl, dass das pro­blem als ein haus­ge­mach­tes er­kannt wur­de.

[nach­trag 30.06.2009]
ste­phan ja­nosch hat ein biss­chen auf der sei­te in der er das soy­lent-green-bur­ger-re­zept do­ku­men­tier­te rum­e­di­tiert, be­zü­ge auf die mar­ken ge­löscht, den full­quo­te der un­ter­las­sungs­er­klä­rung ge­löscht und of­fen­bar freund­lich mit dem an­walt von cam­pi­na te­le­fo­niert:

Seit Mon­tag ste­he ich in mehr oder we­ni­ger re­gel­mä­ßi­gen Kon­takt mit den An­wäl­ten von Cam­pi­na. Zu­sam­men­fas­send ist de­ren Wunsch, dass im Ori­gi­nal­ar­ti­kel jeg­li­cher Be­zug zu Cam­pi­na ver­schwin­det und die Sa­che in ei­nem Ver­gleich en­det. Ich brauch nix un­ter­schrei­ben und nix zah­len. Eine Do­ku­men­ta­ti­on des Vor­gangs hier auf dem Blog muss nicht un­ter­blei­ben. Der Um­gangs­ton ist freund­lich und ent­spannt.

die sa­che mit der ab­mah­nung, bzw. un­ter­las­sungs­er­klä­rung scheint sich in ei­nen ver­gleich auf­ge­löst zu ha­ben. die si­cher­heits­lü­cke be­steht aber of­fen­bar wei­ter. was ich jetzt er­staun­li­cher fin­den soll, weiss ich noch nicht.

[nach­trag 01.07.2009]
die lü­cke auf dem valess-ser­ver scheint ge­schlos­sen wor­den zu sein.


mar­tin son­ne­born vom SPD-par­tei­tag

felix schwenzel


„die heuch­ler sind wir“

felix schwenzel

kei­ne ah­nung was die über­schrift be­deu­tet, aber trotz­dem ein le­sens­wer­ter ar­ti­kel über po­li­ti­ker und ihre wahl­kampf­bü­cher von mo­ritz schul­ler:

An­ge­la Mer­kel, der Ent­wick­lung wie­der ein­mal ei­nen Schritt vor­aus, hat dar­auf ver­zich­tet, im Wahl­jahr ein ei­ge­nes Buch zu ver­fas­sen. Statt­des­sen hat Mer­kels Lieb­lings­fo­to­gra­fin Lau­rence Cha­pe­ron ei­nen Bild­band mit un­end­lich vie­len Mer­kel-Bil­dern her­aus­ge­ge­ben, dazu ein paar an­bie­dern­de Tex­te über Mer­kel. Ihr Bei­trag zum Gen­re ist da­mit ein qua­li­ta­ti­ver Schritt: Ein Po­li­ti­ker­buch, das man gar nicht le­sen kann – und das doch ihr ge­sam­tes po­li­ti­sches Pro­gramm ab­bil­det.

blu­men­topf-rhe­to­rik

felix schwenzel

apro­pos rhe­to­rik. hier ist ein full-quo­te (sor­ry! bit­te nicht die un­ter­zeich­ner vom hei­del­ber­ger ap­pell vor­bei­schi­cken!) von mar­tin re­cke vom fisch­markt.de:

Wer ver­ste­hen will, war­um Ge­set­ze wie dasZen­sur­su­la-Ge­setzauch ge­gen den Wi­der­stand von über 130.000 Un­ter­zeich­nern derPe­ti­ti­on ge­gen In­ter­net­sper­renbe­schlos­sen wer­den, der hat in die­ser Wo­che zwei Ver­ständ­nis­hil­fen be­kom­men. Am Mon­tag stell­te sichDirk Hill­brecht, im­mer­hin der Vor­sit­zen­de der Pi­ra­ten­par­tei, ei­ner Dis­kus­si­on mit dem al­ten CDU-Fuchs Ru­pert Scholz. Undbe­kam kräf­tig Prü­gel.

Heu­te nun druckt die Zeit ein Ge­spräch zwi­schen Ur­su­la „Zen­sur­su­la“ von der Ley­en höchst­selbst und Fran­zis­ka Hei­ne, der In­itia­to­rin je­ner Pe­ti­ti­on. Sie war der mi­nis­te­ri­el­len Rhe­to­rik nicht ge­wach­sen. Und ging sang- und klang­los un­ter.

Es hilft nichts: Recht zu ha­ben (oder das we­nigs­tens zu mei­nen) und die ver­meint­lich bes­se­ren Ar­gu­men­te ge­nügt nicht. Pi­ra­ten und Pe­ten­ten müs­sen auch rhe­to­risch auf Au­gen­hö­he mit Po­li­ti­kern dis­ku­tie­ren kön­nen. Wenn sie aus der Ni­sche her­aus­wol­len. Beim der­zei­ti­gen Zu­stand ih­rer po­li­ti­schen Rhe­to­rik ist sonst kein Blu­men­topf zu ho­len.

das seh ich an­ders. die dis­kus­si­on mit dirk hill­brecht habe ich nicht ge­se­hen, nei­ge aber dazu mich dem ur­teil vom surf­guard an­zu­schlies­sen:

Ich wür­de sa­gen, die Pi­ra­ten­par­tei hat ges­tern Sen­ge be­kom­men, aber ihre Kog­ge wur­de kei­nes­wegs ver­senkt. Und beim nächs­ten Mal weiß man et­was ge­nau­er, wo der Feind steht und dass er sich nicht scheut, un­fair zu kämp­fen.

das in­ter­view mit fran­zis­ka hei­ne habe ich ge­le­sen und wür­de auch hier sa­gen, dass un­fair ge­kämpft wur­de, hei­ne aber durch­aus die wich­tigs­ten ar­gu­men­te vor­brin­gen konn­te und sich an­stän­dig ge­schla­gen hat. na­gut. ein wich­ti­ges ar­gu­ment fehl­te, näm­lich die fra­ge nach der ge­wal­ten­tei­lung, bzw. war­um für das in­ter­net an­de­res recht gel­ten soll, als für die an­de­ren „räu­me“. war­um das BKA eine ge­hei­me sperr­lis­te er­stel­len soll, die nicht in je­dem ein­zel­fall von ei­nem rich­ter ge­prüft wird, hät­te ich schon ger­ne ge­fragt.

wel­che rhe­to­ri­schen blu­men­töp­fe hat ur­su­la von der ley­en denn im ge­spräch ge­won­nen?

Die Tech­nik der Zu­gangs­sper­ren führt dazu, dass wir jetzt erst­mals sys­te­ma­tisch kin­der­por­no­gra­fi­sche Web­sites iden­ti­fi­zie­ren. Das stärkt auch den Kampf um das Schlie­ßen der Quel­len, den wir über Län­der­gren­zen hin­weg mit In­ter­pol und Eu­ro­pol füh­ren.

wenn das so stimmt ist das eine bank­rott­erklä­rung für das BKA. das BKA be­kämpf­te bis­her den kin­des­miss­brauch un­sys­te­ma­tisch? was spricht da­ge­gen be­reits jetzt eine sys­te­ma­ti­sche lis­te mit il­le­ga­len in­hal­ten zu füh­ren und über die lan­des­gren­zen hin­weg zu ko­or­di­nie­ren? von der ley­en legt noch­mal nach:

Durch die sys­te­ma­ti­sche Su­che, durch den in­ter­na­tio­na­len Aus­tausch und die Er­stel­lung ei­ner Da­ten­bank, die die In­hal­te der Sei­ten ana­ly­siert und ver­gleicht, ist die po­li­zei­li­che Ar­beit der Tä­ter­ver­fol­gung viel ef­fi­zi­en­ter und sys­te­ma­ti­scher.

was ge­nau spricht denn da­ge­gen auch ohne das ge­setz zur sper­rung von sei­ten sys­te­ma­tisch zu su­chen und eine da­ten­bank die in­hal­te im in­ter­net ana­ly­siert und ver­gleicht auf­zu­bau­en? ent­we­der das ist ein schein­ar­gu­ment oder das BKA liegt or­ga­ni­sa­to­risch völ­lig am bo­den — oder von der ley­en lügt.

hei­ne hat dar­auf mei­ner mei­nung nach rich­tig ge­ant­wor­tet:

Das Haupt­pro­blem bleibt - die man­gel­haf­te Aus­stat­tung der zu­stän­di­gen Be­am­ten. Wenn In­hal­te ge­mel­det wer­den, pas­siert wo­chen- und mo­na­te­lang gar nichts.

auf die fra­ge, ob es stimmt, dass die po­li­tik „die Ar­gu­men­te ge­gen die Netz­sper­ren nicht wahr­nimmt“, sagt von der ley­en „Nein, im Ge­gen­teil. Der Pro­zess ist aus­ge­spro­chen po­si­tiv.“ zwei ab­sät­ze spä­ter sagt sie das ge­gen­teil: „[Ich hof­fe sehr], dass Men­schen wie Fran­zis­ka Hei­ne kon­kre­te Vor­schlä­ge ma­chen, wie sie ihre Kom­pe­tenz ein­brin­gen wol­len, da­mit die Kin­der­por­no­gra­fie im In­ter­net auf al­len Ebe­nen be­kämpft wer­den kann.“ da hat sie wohl ein paar ar­gu­men­te oder vor­schlä­ge nicht wahr­ge­nom­men. was na­tür­lich auch ein rhe­to­ri­scher trick ist, der ver­sucht die schuld an der man­geln­den be­kämp­fung von kin­des­miss­brauch den kri­ti­kern ih­rer mass­nah­men in die schu­he zu schie­ben. spä­ter sagt sie:

Es darf kei­nen Be­reich ge­ben, in dem an­de­re Re­geln gel­ten als sonst im All­tag.

so is­ses. im all­tag kommt es im­mer schlecht an, wenn man mit fal­schen zah­len oder frag­wür­di­gen um­fra­gen ar­gu­men­tiert, wenn man das leid an­de­rer für ei­ge­ne zwe­cke in­stru­men­ta­li­siert, wenn man lügt oder aus ei­ner po­si­ti­on der stär­ke an­de­re zu zu­ge­ständ­nis­sen oder zur un­ter­zeich­nung von frag­wür­di­gen ver­trä­gen zwingt oder wenn man men­schen die an­de­re an­sich­ten über die bes­te lö­sung ha­ben mit rhe­to­ri­schen pi­rou­et­ten in die nähe von kin­der­schän­dern rückt.

war­um ei­gent­lich gel­ten die nor­ma­len an­stand­re­geln in der po­li­tik nicht? war­um gilt der­je­ni­ge, der am bes­ten tak­tiert, rhe­to­risch am ele­gan­tes­ten lügt oder agi­tiert und sich bei sei­nen schwei­ne­rei­en nicht er­wi­schen lässt, als gu­ter po­li­ti­ker und nicht der­je­ni­ge der nicht auf tricks, rhe­to­ri­sches stroh- und stör­feu­er an­ge­wie­sen ist, son­dern auf die kraft sei­ner ar­gu­men­te ver­traut? war­um zielt die po­li­tik fast im­mer auf die dis­kre­di­tie­rung ih­rer geg­ner ab, statt sie mit ar­gu­men­ten nie­der­zu­rin­gen? wenn die deut­sche po­li­tik et­was von ba­rak oba­ma ler­nen kann, dann wie er zu­min­dest den ein­druck er­we­cken konn­te, die wahl mit ar­gu­men­ten und nicht mit dis­kre­di­tie­rung sei­nes geg­ners ge­win­nen zu wol­len.

und das ge­fiel mir an fran­zis­ka hei­nes ant­wor­ten. sie liess sich nicht dar­auf ein, die ne­bel­ker­zen-rhe­to­rik mit ei­ge­nen ne­bel­ker­zen zu kon­tern, sie sprang nicht auf von der ley­ens ar­ro­gant-pro­vo­kan­te tant­chen-rhe­to­rik an („was sind 130tau­send, ver­gli­chen mit 40 mil­lio­nen in­ter­net­nut­zern?“, „sie müs­sen halt ihre kom­pe­ten­zen ein­brin­gen!“, „pro­test mit ei­nem maus­klick ist ja ein­fach, sie müs­sen mehr­hei­ten über­zeu­gen!“). sie ar­gu­men­tier­te ein­fach, ver­ständ­lich und nicht rhe­to­risch auf­ge­bla­sen. ich für mei­nen teil habe die schnau­ze ge­stri­chen voll ge­nug von dem un­er­träg­li­chen po­li­ti­ker­sprech, dass nie­mals schwä­chen oder feh­ler ein­ge­steht, das im­mer selbst­lo­bend und selbst­ver­liebt klingt, stets pau­scha­li­siert und ko­mi­scher­wei­se ge­nau dann als bril­li­ant gilt, wenn es mög­lichst un­ver­ständ­lich ist.

[nach­trag]
sehe ge­ra­de, das tors­ten kleinz be­reits das idio­ti­sche pseu­do-ar­gu­ment von ur­su­la von der ley­en aus­ein­an­der­ge­nom­men hat.


ka­sach­stan

felix schwenzel

die CDU-po­li­ti­ke­rin mar­ti­na krog­mann hat ja vor ei­ner wei­le ge­sagt:

Uns geht es um die por­no­gra­phi­schen In­hal­te in Län­dern in de­nen Kin­der­por­no­gra­phie eben nicht ge­äch­tet ist und auch nicht kon­se­quent be­straft wird und des­halb auch nicht ge­löscht wird. [...] weil wir eben für Din­ge, die auf ei­nem Ser­ver bei­spiels­wei­se in Ka­sach­stan lie­gen, da ha­ben wir kei­nen Zu­griff drauf.

dass das nicht stimmt, hat jörg-olaf schä­fers be­reits ge­klärt (wo­bei man sich fra­gen kann ob ah­nungs­lo­ses rumm­ei­nen gleich­zu­set­zen ist mit lü­gen oder des­in­for­mie­ren).

was aber auch in­ter­es­sant ist, dass in ka­sach­stan ne­ben der an­dro­hung von dra­ko­ni­schen stra­fen für re­gie­rungs­kri­ti­sche mei­nungs­äus­se­run­gen, auch das ar­gu­ment „kin­der­por­no­gra­phie“ für die sper­rung von web­sei­ten her­hal­ten muss. die re­gie­rungs­pro­pa­gan­da be­haup­tet, dass man die ver­brei­tung von kin­der­por­no­gra­phie, „ex­tre­mis­ti­sche li­te­ra­tur“ und an­de­rem „un­ge­eig­ne­ten ma­te­ri­al“ ver­hin­dern wol­le. er­staun­lich ei­gent­lich, dass die bun­des­re­gie­rung sich rhe­to­risch auf das ni­veau der ka­sa­chi­schen re­gie­rung be­gibt.


wo sind sie?

felix schwenzel

don dah­l­mann fragt:

Wo sind die alle? Wo ist die selbst­er­nann­te “geis­ti­ge Eli­te”? Habe ich die Ko­lum­nen in den Ta­ges­zei­tun­gen ver­passt? Die Ar­ti­kel in den Ma­ga­zi­nen über­blät­tert? Den Fern­se­her aus ge­habt, als man sich in ei­ner ge­mein­sa­men Er­klä­rung ge­gen die wei­te­re Ein­mi­schung des Staa­tes ins ei­ge­ne Le­ben ver­be­ten hat?

frag ich mich auch.


su­do

felix schwenzel

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