ra­sen da — brü­cke weg

felix schwenzel


blog­ger vs. nyt

felix schwenzel

klar ist nie et­was. schon gar nicht im iran und erst recht nicht wenn man aus­ser­halb des irans vor der glot­ze sitzt. des­halb ist kri­ti­sche di­stanz im­mer von­nö­ten.

aber als ich eben fré­dé­ric va­lins text dar­über las, dass im iran ir­gend­wie al­les un­klar ist („Un­ru­hen im Iran - You don’t know, Jack.“), da roll­ten sich mei­ne fuss­nä­gel hoch:

Un­klar ist al­ler­dings auch, wor­an sich der Kon­flikt ent­zün­det hat. Es soll ein Wahl­be­trug zu­guns­ten Ah­ma­di­ned­schads statt­ge­fun­den ha­ben. Aber kann man ei­nen Vor­sprung von 11 Mil­lio­nen Stim­men fäl­schen? Es wur­de zwarvor­ab vor Ma­ni­pu­la­tio­nen ge­warntundver­schie­dent­lich von mas­si­ven Un­re­gel­mä­ßig­kei­ten be­rich­tet. Aber reicht das als In­di­zi­en?

es mag ja sein, dass sich sämt­li­che klas­si­schen me­di­en und blogs die ich lese ir­ren und dass es blöd­sinn ist zu schrei­ben, dass hun­dert­tau­sen­de auf die stras­se gin­gen um in ers­ter li­nie ge­gen wahl­be­trug zu pro­tes­tie­ren. wozu ge­ra­de jetzt nach der wahr­schein­lich­keit fra­gen ob die wahl ge­fälscht war, wenn hun­dert­tau­sen­de ge­nau des­halb auf der stras­se pro­tes­tie­ren?

auch um zu le­sen, dass mus­sa­wi kein re­for­mer war, son­dern aus dem „es­tab­lish­ment“ kam und dass die lage im iran ex­trem un­über­sicht­lich ist, muss man fré­dé­ric va­lins text nicht le­sen. ich fra­ge mich wozu man sei­nen text über­haupt le­sen soll­te, ei­nen text der wirkt als sei er al­lein des­halb ver­fasst wor­den, um zu zei­gen was fré­dé­ric va­lin al­les zu re­cher­chie­ren und sich an­zu­le­sen im­stan­de ist.

statt fré­dé­ric „guck–mal-was-ich-weiss“ va­lin emp­feh­le ich lie­ber ro­ger „guck-mal-ich-bin-da“ co­hen, der die­se re­por­ta­ge aus te­he­ran schrob:

Kha­men­ei has ta­ken a ra­di­cal risk. He has fac­tion­a­li­zed hims­elf, so lo­sing the ar­bi­ter’s lof­ty garb, by alig­ning hims­elf with Pre­si­dent Mah­moud Ah­ma­di­ne­jad against both Mir Hus­sein Moussa­vi, the op­po­si­ti­on lea­der, and Ali Ak­bar Hash­e­mi Raf­san­ja­ni, a foun­ding fa­ther of the re­vo­lu­ti­on.

He has taun­ted mil­li­ons of Ira­ni­ans by prai­sing their un­pre­ce­den­ted par­ti­ci­pa­ti­on in an elec­tion many now view as a bal­lot-box putsch. He has ri­di­cu­led the no­ti­on that an of­fi­ci­al in­quiry into the vote might yield a dif­fe­rent re­sult. He has tried pa­thos and he has tried poun­ding his lec­tern. In short, he has lost his aura. (wei­ter­le­sen …)

[via dar­ing­fi­re­ball.net]


de­mo in ham­burg ge­gen in­ter­net-zen­sur

felix schwenzel

vor dem re­gen
wäh­rend des re­gens
nach dem re­gen

[nach­trag 23:03]
ri­chard gleim schreibt noch­mal sehr les­bar und schön knapp zu­sam­men um was es bei dem pro­test ei­gent­lich geht und jens scholz zeigt noch­mal, ge­nau wie fie­te ste­gers, den grös­se­ren rah­men der jüngs­ten re­gie­rungs­be­mü­hun­gen auf (Der Frei­heits­kämp­fer im Aus­land ist der Ter­ro­rist im In­land): das es ei­gent­lich um die angst de staa­tes vor kon­troll­ver­lust geht.


t-shirts

felix schwenzel

schon lan­ge kei­ne t-shirts mehr ge­baut. hier zwei neue im spread­shirt-shop:

zen­sur­su­la-t-shirts gibts un­ter an­de­rem hier.


„der tau­send-me­ter-lauf der ori­en­tie­rungs­lo­sen“ 

felix schwenzel

für die­sen ar­ti­kel wäre ich ger­ne auf die­se über­schrift ge­kom­men.

FAS vom 14.06.2009

„on­line­com­mu­ni­ty­be­nut­zer“

felix schwenzel

in der bun­des­tags­de­bat­te zum ge­setz­ent­wurf der re­gie­rung für das so­ge­nann­te zu­gangs­er­schwe­rungs­ge­setz zur kin­der­por­no­gra­phie, die ich mir heu­te abend im kreis mei­ner fa­mi­lie live an­ge­se­hen habe (selbst das 13jäh­ri­ge kind hat die de­bat­te von an­fang bis zum ende ver­folgt!) hat die ab­ge­ord­ne­te mi­chae­la noll sehr laut und schnell und of­fen­bar auch sehr er­regt ge­ze­tert ge­re­det und sich be­klagt, dass über die­ses schö­ne ge­setz so viel „ge­ze­tert“ und dis­ku­tiert wird. ge­gen ende ih­rer rede hat sie ein sehr schö­nes neu­es wort er­fun­den, als sie über die jüngs­te al­lens­bach-stu­die ge­re­det hat, die ir­gend­was be­le­gen soll. die aus­sa­ge­kraft der stu­die hat tors­ten kleinz heu­te be­reits ein biss­chen ana­ly­siert. so trau­rig die gan­ze de­bat­te vor al­lem hin­sicht­lich der re­de­bei­trä­ge der SPD und CDU/CSU-frak­ti­on war, so er­hei­ternd emp­fand ich die­sen neo­lo­gis­mus:

… und noch­mal den hin­weis ge­macht auf die al­lens­bach­stu­die. 91% der men­schen die sind über 16 sind dazu be­fragt wor­den, die hal­ten das für wich­tig und es gibt nur 9% der geg­ner und das sind die so­ge­nann­ten on­line­com­mu­ni­ty­be­nut­zer.

mal ab­ge­se­hen da­von, dass die for­mu­lie­run­gen se­man­tisch und gram­ma­ti­ka­lisch höchst frag­wür­dig sind, was wahr­schein­lich der auf­re­gung ge­schul­det war, die­ses wort ist gross­ar­tig und höchst be­scheu­ert.

ich habe die ent­schei­den­de stel­le von frau nolls re­de­bei­trag aus ei­ner auf­zeich­nung der de­bat­te her­aus­ge­schnit­ten: on­line­com­mu­ni­ty­be­nut­zer_lang.mp3. die gan­ze de­bat­te habe ich hier als .m4b-da­tei ge­fun­den [via].

die „per­sön­li­che er­klä­rung“ von jörg @tauss nach der ab­stim­mung fand ich üb­ri­gens ziem­lich über­zeu­gend und auf­rich­tig. er zeigt, dass in der SPD nicht al­les schlecht ge­we­sen ist, aber wie die­se „bun­des­tags­com­mu­ni­ty“ sei­ne 5mi­nu­ten rede quit­tier­te, die im­mer­hin die letz­te sei­ner par­la­men­ta­ri­schen kar­rie­re ge­we­sen ist, fand ich pein­lich. ak­kus­tisch hör­te es sich an, als ob ihm am ende nur 5 ab­ge­ord­ne­te ap­plau­diert hät­ten, @343max mein­te gar, dass ihm nur die FDP ap­plau­diert hät­te (spe­ku­la­tio­nen gibts dazu auch). schon er­staun­lich, dass es so­gar beim ap­plaus frak­ti­ons­zwang zu ge­ben scheint und sich die SPD-ab­ge­or­den­ten nicht zu scha­de sind, ge­schlos­sen so mit ei­nem frak­ti­ons-kol­le­gen um­zu­ge­hen.


seit ges­tern wächst gras über die sa­che

felix schwenzel


ah­nungs­los und sym­bol­haft

felix schwenzel

pri­ma ar­ti­kel von kai bier­mann zum zen­sur­su­la-ge­setz. ei­gent­lich muss doch je­der, der das liest und an­satz­wei­se ver­nunft­s­be­gabt ist, die­ses ge­setz als blin­den und ge­fähr­li­chen ak­tio­nis­mus er­ken­nen. oder an­ders­rum, hier er­kennt man, „Wie ah­nungs­los und sym­bol­haft Po­li­tik manch­mal han­delt“. die pas­sen­de il­lus­tra­ti­on lie­fert me­di­en­ge­stal­ter.cc.

[bei­de links via twit­ter]


„Lö­schen statt Sper­ren - Stoppt die Zen­sur“

felix schwenzel

ri­chard gleim:

So lau­tet die Pa­ro­le ei­ner bun­des­wei­tenDe­mons­tra­ti­onam 20 Juni ge­gen die In­ter­net­sper­ren, wie sie von Ur­su­la von der Ley­en in­iti­iert wur­den.

[bild­quel­le]

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das in­ter­net darf kein bür­ger­rechts­frei­er raum wer­den

felix schwenzel

aber das in­ter­net könn­te mög­li­cher­wei­se ein SPD-frei­er raum wer­den.

john dean ver­sucht die SPD zu ver­tei­di­gen:

[Die SPD hat] ent­schei­den­de Punk­te der Pro­test­be­we­gung in die Ver­hand­lun­gen ein­ge­bracht hat­te und er­folg­reich durch­ge­setzt hat. Dar­un­ter:
- kei­ne Straf­bar­keit [1]
- kei­ne An­wen­dung über KiPo hin­aus [2]
- Be­fris­tung des Ge­set­zes auf 3 Jah­re [3]
- Ein­bin­dung des Da­ten­schutz­be­auf­trag­ten [4]
- Be­vor­zu­gung von Lö­schen statt Sper­ren [5]
Ist das so ab­grund­tief übel?

punkt eins ist wit­zig. wenn ich mich recht er­in­ne­re hat bri­git­te zy­pries, die SPD-jus­tiz­min­te­rin die straf­recht­li­che ver­fol­gung von stopp-schild-sur­fern erst in den gestz­ent­wurf ein­ge­bracht (zu­min­dest kann man die­sen sz-be­richt so le­sen). erst da­für sor­gen, dass die straf­ver­fol­ger zu­griff auf die IP-adres­sen er­hal­ten und sich dann als ver­hin­de­rer dar­stel­len? [nach­trag: ich habe mich recht er­in­nert: „Zy­pries will ver­such­ten Zu­griff auf Kin­der­por­no-Sei­ten be­stra­fen.“ dan­ke jens!]

punkt zwei ist eher un­glaub­wür­dig. im­mer wie­der mel­den po­li­ti­ker und ver­bän­de be­gehr­lich­kei­ten an, auch an­de­re in­hal­te zu „sper­ren“. auch aus den obers­ten rei­hen der SPD kom­men sol­che ge­dan­ken­spie­le. ganz platt for­mu­liert das auch die CDU in ei­ner pres­se­mit­tei­lung die auf die SPD-be­schlüs­se zum zen­sur­su­la-ge­setz zielt:

Da­mit ist eine ge­fähr­li­che Ent­wick­lung ge­stoppt wor­den. Un­ter Be­ru­fung auf eine an­geb­li­che In­ter­net­zen­sur durch den Staat woll­ten die Links­au­ßen in derSPD durch­set­zen, dass das In­ter­net zum rechts­frei­en Raumwird. Die SPD wäre da­durch Ge­fahr ge­lau­fen,Straf­ta­ten im In­ter­net Vor­schub zu leis­ten, von derVer­ge­wal­ti­gung und Er­nied­ri­gung klei­ner Kin­derbis hin zuUr­he­ber­rechts­ver­let­zun­gen in brei­tes­tem Aus­maßge­gen­über Künst­lern und Krea­ti­ven. Al­len en­ga­gier­ten Strei­tern ge­gen das ab­scheu­li­che Ver­bre­chen der Kin­der­por­no­gra­fie ist an­ge­sichts des Schei­terns der SPD-Lin­ken ein Stein vom Her­zen ge­fal­len.

da steckt ei­ner­seits drin, dass die CDU durch­aus an das sper­ren von an­geb­lich das ur­he­ber­recht-ver­let­zen­den in­hal­ten denkt und aus­ser­dem, dass die CDU zu be­schränkt zum klar-for­mu­lie­ren ist und den ein­druck er­weckt, ur­he­ber­rechts­ver­let­zun­gen sei­en schlim­mer als kin­der­por­no­gra­phie.

punkt vier fällt flach, der bun­des­da­ten­schutz­be­auf­trag­te hate kei­ne lust ober­zen­sor zu wer­den.

eben­so er­scheint punkt fünf eher un­glaub­haft: der ge­setz­ent­wurf be­sagt:

Die Auf­nah­me in die Sperr­lis­te er­folgt nur, so­weit zu­läs­si­ge Maß­nah­men, die auf die Lö­schung des Te­le­me­di­en­an­ge­bots ab­zie­len, nicht oder nicht in an­ge­mes­se­ner Zeit er­folg­ver­spre­chend sind.

ist das jetzt ein be­grüs­sens­wer­ter kom­pro­miss, auf den die SPD sich mit ih­rem ko­ali­ti­ons­part­ner ge­ei­nigt hat und ist das kla­gen über die­sen kom­pro­miss „ein Be­weis da­für […], dass es den Kri­ti­kern der Sper­ren ab­so­lut an Kom­pro­miss­fä­hig­keit man­gelt“?

1996, als sa­bi­ne leu­theus­ser-schnar­ren­ber­ger aus pro­test ge­gen die ein­füh­rung des gros­sen lausch­an­griffs als jus­tiz­mi­nis­te­rin zu­rück­trat, herrsch­te mei­ner mei­nung nach eine ver­gleich­ba­re si­tua­ti­on. da­mals fiel der start­schuss für im­mer aus­ufern­de ein­schnit­te in die bür­ger­rech­te, die im üb­ri­gen fast alle von der SPD mit­ge­tra­gen oder in­i­tiert wur­den (er­in­nert sich noch je­mand an otto schi­ly?), bis hin zum be­schluss zur vor­rats­da­ten­spei­che­rung. wie weit soll die kom­pro­miss­fä­hig­keit ge­hen? wenn man die ein­schrän­kung der bür­ger­rech­te mit la­den­dieb­stahl ver­glei­chen wür­de (ein ver­gleich der si­cher­lich hinkt), dann wür­de po­li­ti­sche kom­pro­miss­fä­hig­keit dar­in be­stehen, statt zehn ta­feln nur acht ta­feln scho­ko­la­de zu klau­en? oder sie­ben? war­um nicht ein­fach auf den kom­pro­miss scheis­sen und die scho­ko­la­de kau­fen?

die ein­rich­tung ei­ner zen­sur­in­fra­struk­tur, die mas­sen­haf­te ver­dachts­un­ab­hän­gi­ge spei­che­rung von kom­mu­ni­ka­ti­ons-ve­kerhrs­da­ten al­ler deut­schen, die aus­ufern­de te­le­fon­über­wa­chung, die über­mitt­lung von flug­gast­da­ten an aus­län­di­sche be­hör­den — all das ge­schah mit der kom­pro­miss­be­rei­ten SPD — und soll of­fen­bar vor­erst nicht en­den.

ent­täusch­te lieb­ha­ber sind die schlimms­ten fein­de. ich war noch bis vor ein paar jah­ren sym­pa­thi­sant und wäh­ler der SPD (ix qwähl­te thier­se). aber je un­ver­ständ­li­cher, frem­der das ehe­ma­li­ge ob­jekt der sym­pa­thie sich ver­hält, des­to grös­ser die ent­täu­schung. bei mir lief das fass vor ca. ei­nem jahr über. bei john­ny ist es jetzt über­ge­lau­fen.

bei ei­ni­gen an­de­ren ist das fass eben­so über­ge­lau­fen, viel­leicht so­gar bei ei­ner gan­zen ge­ne­ra­ti­on, die die SPD jetzt vor den kopf stösst und ver­liert.

auch wenn es noch ein paar auf­rech­te in der SPD gibt die jetzt fleis­sig brie­fe an ihre kol­le­gen ge­nos­sen schrei­ben (björn böh­ning und ma­thi­as ri­chel oder jörg tauss), ich glau­be auch, dass mei­ne sym­pa­thie zur SPD an ei­nem stopp-schild an­ge­langt ist.

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die SPD ist doof

felix schwenzel

[via]


stein­mei­er-re­de als tag­cloud

felix schwenzel

[via, sie­he auch mei­nen text zu stein­mei­ers rede]


joa­chim hu­ber bellt das in­ter­net an

felix schwenzel

muss man sich über sol­che ar­ti­kel ei­gent­lich noch auf­re­gen? joa­chim hu­ber, lei­ter des me­di­en­res­sorts des ta­ges­spie­gels nimmt das ab­schnei­den der pi­ra­ten­par­tei zum an­lass, ir­gend­was über das in­ter­net zu schrei­ben. das er­geb­nis liest sich wie po­pel, so als ob sich hu­ber ei­nen gan­zen nach­mit­tag al­les des­sen er hab­haft wer­den konn­te aus der nase zog und auf­schrob. und die po­pel aus hu­bers nase glei­chen den ol­len po­peln die uns die zeit und der ta­ges­spie­gel in den letz­ten wo­chen ver­su­chen auf­zu­ti­schen ganz frap­pie­rend. hier mei­ne lieb­lings­po­pel:

„Es gibt kein Men­schen­recht auf kos­ten­lo­ses In­ter­net.“
„[…] das Pro­gramm der Pi­ra­ten­par­tei [ist] schmal: ein mi­ni­mal re­gle­men­tier­tes In­ter­net mit dem Recht auf kos­ten­lo­se Down­loads.“
„Der Ur­he­ber ist recht­los in ei­nem rechts­frei­en Raum.“
„Was ein­mal pro­du­ziert und be­zahlt wor­den ist, darf im­mer wie­der re­pro­du­ziert und muss nie­mals be­zahlt wer­den, sagt der Nut­zer.“

nach­dem ich den scheiss eben kos­ten­los in der tram auf mei­nem han­dy ge­le­sen habe, hab ich mich tat­säch­lich ge­är­gert. auf dem fuss­weg zu mei­nem ers­ten mor­gen­kaf­fee hab ich mich dann ge­fragt, war­um ich mich ei­gent­lich über die selbst­be­wusst vor­ge­tra­ge­ne ah­nungs­lo­sig­keit ei­nes pro­mo­vier­ten thea­ter­wis­sen­schaft­lers auf­re­gen soll. zu­mal die re­dak­ti­on des ta­ges­spie­gels (oder de­ren spin-offs) es ja auch wit­zig fin­det eine ma­ge­re top­mo­del-kan­di­da­tin fuss­ball-zeug kom­men­tie­ren zu las­sen und manch ei­ner in der re­dak­ti­on es si­cher auch auch wit­zig fän­de ei­nen ten­nis­spie­ler plat­ten­kri­ti­ken schrei­ben zu las­sen oder ei­nen wis­sen­schafts­re­dak­teur mal dazu zu ver­don­nern in die oper zu ge­hen. soll der thea­ter­wis­sen­schaft­ler mal schön was zu­sam­men-po­le­mi­sie­ren, da­mit sich die „nut­zer“ und „down­loa­der“ oder „netz-pi­ra­ten“ mal wie­der so rich­tig auf­re­gen.

also hab ich mich ent­schlos­sen mich nicht auf­zu­re­gen. man muss ja nicht auf je­der pro­vo­ka­ti­on ant­wor­ten.

was mich aber wun­dert ist, dass hu­ber hier be­haup­tet, das in­ter­net sei ein rechts­frei­er raum („Es herrscht das Re­gime des Nut­zers. Wer klickt, hat recht, wer an­ge­klickt, down­gel­oa­ded, ko­piert wird, der hat Pech. Der Ur­he­ber ist recht­los in ei­nem rechts­frei­en Raum.“). hier be­haup­tet er aber das ge­gen­teil: „Der Räu­ber geis­ti­gen oder jed­we­den an­de­ren Ei­gen­tums wird auf der Erde, zu Was­ser und in der Luft da­für be­langt. Also auch im Netz.“ huch? doch kein rechts­frei­er raum?

im de­zem­ber 2007 meint hu­ber also, das in­ter­net „hat das Rechts­be­wusst­sein an ei­ni­gen Stel­len ero­die­ren las­sen“, im juni 2009 meint er der „nut­zer“ for­de­re „kos­ten­lo­ses in­ter­net“ und das recht be­zahl­te in­hal­te „im­mer wie­der“ zu re­pro­du­zie­ren und run­ter­zu­la­den. ich wüss­te ja mal ger­ne wel­che „nut­zer“ das be­haup­ten oder in wel­cher ver­si­on des pro­gramms der pi­ra­ten­par­tei das steht. und ich fra­ge mich wel­che die­ser „nut­zer“ das wohl sind, die für die mil­li­ar­den-dol­lar-um­sät­ze im itu­nes mu­sic store ver­ant­wort­lich sind (3,34 mil­li­ar­den dol­lar um­satz in 2008), wer sind die „nut­zer“ die geld ab­lat­zen an xing, part­ner­bör­sen, stay­fri­ends und co und die­sen fir­men im in­ter­net sat­te ge­win­ne be­schwe­ren? wel­cher „nut­zer“ ist das ei­gent­lich, der nie­mals be­zah­len möch­te? hat herr hu­ber mal so ei­nen ge­spro­chen? ich ken­ne kei­nen.

ich ken­ne al­ler­dings ei­ni­ge, die für den scheiss der manch­mal im ta­ges­spie­gel steht nix be­zah­len wol­len.

[nach­trag 15.06.2009]

  • die­ser ar­ti­kel wur­de ur­sprüng­lich am 10.06.2009 ver­öf­fent­lich und hat sich für eine wei­le von die­ser web­sei­te ent­fernt. ich weiss nicht war­um. jetzt is­ser wie­der da, al­ler­dings mit neu­em ver­öf­fent­li­chungs­da­tum. tech­nik!
  • mer­ce­des bunz vom ta­ges­spie­gel on­line hat joa­chim hu­ber im oder auf dem ta­ges­spie­gel ge­ant­wor­tet.

das le­ben in der bla­se

felix schwenzel

wozu dient so ein „aus­ser­or­dent­li­cher“ par­tei­tag ei­gent­lich? vie­le, vor­wie­gend sehr alte men­schen tref­fen sich hier, set­zen sich in ei­nen gros­sen kreis und las­sen ih­ren kanz­ler­kan­di­da­ten eine rede hal­ten, die man an­schlies­send ver­teilt und in­ter­es­sier­ten zum run­ter­la­den an­bie­tet. da­nach wird das „re­gie­rungs­pro­gramm“ dis­ku­tiert, die än­de­rungs­an­trä­ge wer­den ab­ge­schmet­tert und da­nach wirds be­schlos­sen oder schö­ner: „ver­ab­schie­det“. da­nach ge­hen alle wie­der nach­hau­se. wozu? ich glau­be so ein par­tei­tag dient aus­schliess­lich der selbst­ver­ge­wis­se­rung und selbst­be­stä­ti­gung, der „mo­bi­li­sie­rung“ der al­ten und mü­den par­tei-mit­glie­der.

mir kam zum bei­spiel die an­geb­lich mit span­nung er­war­te­te rede frank-wal­ter stein­mei­ers vor wie ein zu lang und pa­the­tisch ge­ra­te­ner blog­ar­ti­kel, vol­ler un­be­wie­se­ner be­haup­tun­gen und wil­dem rum­ge­mei­ne. die rede soll­te ja zei­gen, dass stein­mei­er und die SPD „es“ wis­sen wol­len. die par­al­le­le zur „blogos­hä­re“ ist frap­pie­rend. blog­ger, wenn sie un­ter sich sind, wer­den nicht müde, sich zu ver­si­chern, dass sie coo­ler, schnel­ler, trans­pa­ren­ter, bes­ser als jour­na­lis­ten sind, dass twit­ter das nächs­te gros­se ding sein wird, dass die­ses web2.0 die welt re­vo­lu­tio­nie­ren wird und dass die pi­ra­ten­par­tei dem­nächst erd­rutsch­sie­ge ein­fah­ren wird. in der ei­ge­nen bla­se ha­gelt es dann be­stä­ti­gen­den ap­plaus (links, riv­va-er­wäh­nun­gen, ret­weets), aus­ser­halb der bla­se reichts dann ge­ra­de mal für 1,3 pro­zent. bei der SPD eu­pho­ri­siert man sich mit ge­la­ber über so­zia­le ge­rech­tig­keit, bil­dung als men­schen­recht und ar­beit für alle, klascht sich die hän­de wund und am ende, am wahl­tag, reichts dann ge­ra­de mal für 18 pro­zent. oder so.

das le­ben in der bla­se, wunsch­den­ken bis zum ab­win­ken, sich selbst, sei­nen über­zeu­gun­gen und gleich­den­ken­den zu ap­plau­die­ren, ist ja auch an sich völ­lig ok. um sich eine mei­nung oder über­zeu­gung zu bil­den muss man die welt ein biss­chen aus­blen­den. wer nach al­len sei­ten of­fen ist, kann nicht ganz dicht sein hat mal ei­ner mei­ner leh­rer ge­sagt. man muss sich ab­gren­zen. das pro­blem ist nur, wenn man sich zu sehr ab­grenzt, zu sehr ein­igelt, wen­den sich die leu­te aus­ser­halb der ei­ge­nen bla­se von ei­nem ab.

ich kann gar nicht zäh­len wie oft ich mir von freun­den und be­kann­ten an­hö­ren muss­te, dass sie wir­res.net nicht mehr le­sen, weil sie die­se blog­dings-dis­kus­sio­nen und the­men, die­se lä­cher­li­chen klein­krie­ge und ab­gren­zungs­ver­su­che zu an­de­ren blog­gern oder jour­na­lis­ten ner­ven.

sich ver­ge­wis­sern, dass das was man tut, wie man es tut, rich­tig ist, sich be­stä­ti­gen zu las­sen dass man nicht al­lei­ne so denkt, ähn­li­che mei­nun­gen, le­bens und schreib­wei­sen be­klat­schen, an­de­re ab­wat­schen ist wich­tig und iden­ti­täts­stif­tend. man darf es nur nicht über­trei­ben und beim sich ge­gen­sei­tig auf die schul­ter klop­fen die an­de­ren ver­ges­sen.

ich bin ja durch­aus das, was par­tei­stra­te­gen als SPD-nah be­zeich­nen wür­den. ich habe in mei­nem le­ben min­des­tens so oft SPD wie die grü­nen ge­wählt, wenn nicht so­gar ein biss­chen öf­ter. wenn ich aber die rede von stein­mei­er als mei­len­weit vor­bei an al­lem was mir po­li­tisch wich­tig ist emp­fin­de, wenn alle the­men die mir po­li­tisch auf der see­le bren­nen igno­riert wer­den und ich mich nicht mal an­satz­wei­se vom SPD-kanz­ler­kan­di­da­ten an­ge­spro­chen füh­le, im ge­gen­teil, wie will die SPD da men­schen die we­der ein SPD-par­tei­buch ha­ben, noch stamm­wäh­ler sind, zu sich hin­über­zie­hen? wie will die SPD die SPD-nahe und -fer­ne „neue mit­te“ (auf die be­zog sich stein­mei­er aus­drück­lich) an­zie­hen?

stein­mei­er hat viel über so­zia­le ge­rech­tig­keit und ar­beit ge­re­det und ein biss­chen über den um­welt­schutz, bil­dung und bil­dungs­chan­cen. die­se punk­te be­zeich­ne­te stein­mei­er als „rich­tungs­fra­gen“. das pro­blem bei die­sen an­geb­li­chen „rich­tungs­fra­gen“ ist, dass so­wohl die CDU, die lin­ke, die grü­nen und ein biss­chen so­gar die FDP be­haup­ten dazu gute ant­wor­ten zu ha­ben. nie­mand wählt die SPD (oder stein­mei­er), weil sie ein biss­chen bes­se­re oder ein biss­chen an­de­re ant­wor­ten zu die­sen fra­gen hat. im kern un­ter­schei­den sich die ant­wor­ten der SPD nicht von de­nen der lin­ken, den grü­nen oder der CDU. nie­mand glaubt stein­mei­er, al­lein für die an­geb­li­che ret­tung von opel ver­ant­wort­lich zu sein. nie­mand nimmt stein­mei­er ab, dass die in­sol­venz von ar­can­dor al­lein der CDU zu­zu­schrei­ben ist und zu grös­se­ren so­zia­len ver­wer­fun­gen oder schlim­mer mas­sen­ar­beits­lo­sig­keit füh­ren wird.

stein­mei­er wirkt wie ein mit­läu­fer der laut schreit, wenn ich al­lein lau­fe, wird al­les bes­ser. stein­mei­er sitzt im schlamm fest­ge­fah­ren, mit der kar­te auf dem schoss auf dem bei­fah­rer­sitz und schreit: „wenn ich am steu­er wäre, ich wür­de die kar­re wie­der aus dem schlamm fah­ren“. stein­mei­er ist 4 jah­re lang mit an­ge­la mer­kel händ­chen­hal­tend im wald her­um­ge­irrt und meint ir­gend­wer wür­de ihm glau­ben, wenn er plötz­lich be­haup­tet: „jetzt weiss ich wo es lang­geht.“ das schlimms­te ist, stein­mei­er glaubt er kön­ne ori­en­tie­rungs­los wie alle an­de­ren im wald ste­hend den wahl­kampf auf die fra­ge zu­spit­zen in wel­che rich­tung man von nun an mar­schie­re.

ei­nen satz in stein­mei­ers rede fand ich ent­lar­vend. er sag­te:

Ich sage nie­man­dem in Not: »Du bist nicht sys­tem­re­le­vant.« Kei­ner von uns wür­de das tun. Das ist der Un­ter­schied zur Uni­on!

das sagt je­mand, der sich 2002 mut­mass­lich da­für ein­setz­te mu­rat kur­nazs frei­las­sung aus gu­an­ta­na­mo zu ver­hin­dern und ihn dort wei­te­re vier jah­re schmo­ren zu las­sen. die süd­deut­sche schrieb 2007:

Die Bun­des­re­gie­rung war schon 2002 dar­über in­for­miert, dass Kur­naz in Gu­an­ta­na­mo phy­sisch und psy­chisch miss­han­delt wur­de. Be­am­te des Bun­des­nach­rich­ten­diens­tes und des Ver­fas­sungs­schut­zes, die Kur­naz im Sep­tem­ber 2002 auf Kuba ver­hör­ten, fan­den kei­ne Be­le­ge für ter­ro­ris­ti­sche Ak­ti­vi­tä­ten von Kur­naz. Den­noch hat die rot-grü­ne Re­gie­rung noch nach der Bun­des­tags­wahl 2005 ver­sucht, eine Rück­kehr von Kur­naz nach Deutsch­land zu ver­hin­dern.

stein­mei­er, bzw. die bun­des­re­gie­rung sol­len nach be­rich­ten der süd­deut­schen „auch noch 2005 ver­sucht [ha­ben], ei­nen neu­en Ter­ror­ver­dacht ge­gen den in Bre­men ge­bo­re­nen Tür­ken zu kon­stru­ie­ren“. ich per­sön­lich neh­me stein­mei­er sei­ne men­schen­lie­be, sei­ne ret­ter-hal­tung nicht ab. stein­mei­er ist über 10 jah­re in der re­gie­rung und will uns weis­ma­chen plötz­lich nicht mehr sach­zwän­gen und dienst­an­wei­sun­gen zu ge­hor­chen, son­dern mensch­lich und em­pö­rungs-ge­trie­ben zu han­deln? stein­mei­er sag­te an an­de­rer Stel­le: „Das ist der Un­ter­schied zwi­schen mir und die­sen Leu­ten: dass ich mich noch em­pö­re! Mir macht das was aus! Ich neh­me die Sor­gen der Men­schen ernst.“ dass er die em­pö­rung nicht auf deut­sche die in to­des­angst le­ben, son­dern auf deut­sche die angst um ih­ren ar­beits­platz ha­ben be­schrän­ken möch­te, ver­gass er zu er­wäh­nen.

stein­mei­er be­haup­tet er wol­le al­les bes­ser ma­chen als er es bis­her ge­macht hat. er be­haup­tet die SPD kön­ne mit ih­rem neu­en pro­gramm, mit ih­rer wil­lens­er­klä­rung neue ar­beits­plät­ze schaf­fen, so­zia­le ge­rech­tig­keit schaf­fen und ne­ben­bei das kli­ma ret­ten. wie? mit min­dest­lohn, ei­nem but­ton am re­vers auf dem steht „ich bin ge­recht“ und in­dem man nicht die steu­ern senkt, son­dern in ein paar euro mehr in bil­dung in­ves­tiert?

ab­ge­se­hen da­von, dass mehr ar­beit, so­zia­le ge­rech­tig­keit, um­welt­schutz und bes­se­re bil­dungs­chan­cen wich­tig und rich­tig sind, konn­te er mich nicht über­zeu­gen, dass er es bes­ser als die der­zei­ti­ge oder vor­he­ri­ge re­gie­rung, de­nen er seit vie­len, vie­len jah­ren an­ge­hör­te, ma­chen kann. er konn­te mir nicht über­zei­gend er­klä­ren wie er und die SPD ihre zie­le zu er­rei­chen ge­den­ken, er konn­te mich noch nicht­ein­mal da­von über­zeu­gen, dass er für die um­set­zung sei­nes vor­ha­bens gute und kom­pe­ten­te leu­te auf­trei­ben kann. und je­mand der nichts zu den her­aus­for­de­run­gen und vie­len of­fe­nen fra­gen und ge­sell­schaft­li­chen um­wäl­zun­gen sagt, vor de­nen wir durch das in­ter­net ste­hen, je­mand der nichts zum da­ten­schutz, zu bür­ger­rech­ten, zur aus­ufern­den bü­ro­kra­tie und zum zu­neh­mend pa­ra­no­id und au­to­ri­tär agie­ren­den staat sagt, je­mand der nichts zum aus­ufern­den staats­de­fi­zit, ma­ro­den ge­sund­heits- und ren­ten­sys­tem sagt und kon­kre­te vor­schlä­ge macht, son­dern sich nur hin­stellt und sagt „wir kön­nen es bes­ser“, so je­man­den oder sei­ne par­tei die das gut fin­det, möch­te ich nicht wäh­len.

i am not con­vin­ced!

[et­was all­ge­mei­ner, fré­dé­ric va­lin über den un­ter­gang der SPD als „volks­par­tei“]

[nach­trag 21:53h]
der SPD-po­li­ti­ker urich kel­ber meint ich irre, wenn ich sage, alle än­de­rungs­an­trä­ge am re­gie­rungs­pro­gramm sei­en ab­ge­leht wor­den. er hat si­cher recht. viel­leicht irre ich auch hier, aber ich hat­te den ein­druck, dass alle än­de­rungs­an­trä­ge die wäh­rend des par­tei­ta­ges vor­ge­tra­gen wur­den, ab­ge­leht wur­den. ich weiss von min­des­tens ei­nem an­trag, der vor­her ein­ge­reicht wur­de und eben­so ab­ge­lehnt wur­de, bzw. gar nicht zur ab­stim­mung kam. gut mög­lich, dass auch noch wäh­rend des par­tei­ta­ges am re­gie­rungs­pro­gramm was ge­än­dert wur­de. als zu­schau­er hat­te ich je­doch ei­nen an­de­ren ein­druck und ge­nau das woll­te ich zum aus­druck brin­gen.

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die SPD, die mau­er und staats­ka­ros­sen

felix schwenzel


spd-par­tei­tag

felix schwenzel

am ein­gang des est­rel-ho­tels und auf klei­nen hoch­hal­te-pla­ka­ten lä­chelt frank-wal­ter stein­mei­er in zen­sur­su­la- und sta­si-2.0-schäublo­nen-op­tik durch die ge­gend.

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an­drea nah­les hat sich of­fen­sicht­lich über­legt, dem lin­ken flü­gel der SPD mehr ge­wicht zu ver­lei­hen. trotz­dem sitzt sie rechts von franz mün­te­fe­ring.

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nach sei­ner rede war frank-wal­ter stein­mei­er klatsch­nass ge­schwitzt. schrö­der hat vor, wäh­rend und nach sei­ner rede vor vier jah­ren nicht ein biss­chen ge­schwitzt.

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olaf scholz sag­te ir­gend­wann den schö­nen satz: „wir sind ge­schlos­sen und wir wol­len ge­win­nen.“ wäh­rend sei­ner rede, be­wegt er sich oft syn­chron zum ge­bär­den-dol­met­scher. wenn sich sei­ne rede ein biss­chen rei­men wür­de, könn­te man sa­gen er rappt.

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er­staun­lich wie ähn­lich sich sig­mar ga­bri­el und hu­ber­tus heil se­hen. sie ha­ben so­gar bei­de die glei­chen hoch­fre­quen­ten, leicht hys­te­ri­schen stim­men.
olaf scholz sieht aus wie der ge­werk­schafts­boss in der zwei­ten staf­fel von „the wire“, frank so­bot­ka .

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wäh­rend frank-wal­ter stein­mei­ers rede hat bri­git­te zy­pries mal den mi­chel­le oba­ma-look ver­sucht. nach der rede zog sie gott sei dank wie­der ihr ro­tes ja­cket an.

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die wor­te bür­ger­rech­te oder in­ter­net wa­ren we­der in der rede von mün­te­fe­ring, noch von stein­mei­er zu hö­ren. über si­cher­heits- oder in­nen­po­li­tik- wur­de auch nicht ge­re­det.

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als die juso vor­sit­zen­de ans red­ner­pult tritt, wirkt sie nach all den al­ten män­nern und frau­en wie ein kind. dass sie das (na­tür­lich) nicht ist, fällt mir auf, als ich mir ein­bil­de, dass frank-wal­ter stein­mei­er ihr nach ih­rem münd­li­chen an­trag auf den arsch guckt.

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die zeit der blog­ger auf par­tei­ta­gen ist auch vor­bei. die ma­chen das jetzt al­les selbst. fo­tos stellt die par­tei selbst auf fli­cker , na­tür­lich nicht un­ter ei­ner frei­en li­zenz, son­dern mit „All rights re­ser­ved“, soll ja nicht zu oba­ma hier wer­den in deutsch­land.

aber selbst das twit­tern klu­ger be­ob­ach­tun­gen über­neh­men die po­li­ti­ker selbst.

die hand­voll blog­ger die da wa­ren, wa­ren laut schild (nennt man hier „ID-kar­te“) alle pau­schal von „spree­blick“. aus­ser mir, ich war ein­fach „blog­ger“. bei der ak­kre­di­tie­rung muss­te man wie ge­habt ei­nen pres­se­aus­weis vor­zei­gen oder zu der dame mit ei­nem ver­wa­sche­nen DIN-A4 aus­druck mit ei­ner von blog­gern-lis­te ge­hen. die jour­na­lis­ten hat­ten als ich nach stein­mei­ers rede auf­wach­te schon das gan­ze in­ter­net voll da­mit ge­schrie­ben, das stein­mei­er ei­nen „har­ten rich­tungs­wahl­kampf“ an­ge­kün­digt hät­te oder „zum kampf“ auf­rief.

ich habe, im ge­gen­teil zu den meis­ten jour­na­lis­ten, mei­nen lap­top die gan­ze zeit zu ge­habt, wäh­rend die mu­li­tas­kend mit han­dy, lap­top und re­den-aus­drü­cken jon­glier­ten und schrie­ben.

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mar­tin son­ne­born trug ski­schu­he , wäh­rend er vor lau­fen­der ka­me­ra ver­such­te po­li­ti­ker zu ver­ar­schen. sein grin­sen ist kein aus­druck von amü­siert­heit, son­dern — so siehts zu­min­dest aus — ein­ge­wach­sen.

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kei­ner der am po­di­um et­was ge­sagt hat, hat ver­sucht un­ter­halt­sam oder hu­mor­voll zu wir­ken. kein witz, kein gag, noch nicht­mal auf kos­ten des po­li­ti­schen geg­ners. das ist si­cher nix neu­es, aber es fiel mir sehr schmerz­haft auf.
hei­ner geiss­ler hat der FAS auf die fra­ge ob es an­ge­la mer­kel nicht ein we­nig an cha­ris­ma man­ge­le ge­ant­wor­tet, dass wir in deutsch­land be­reits aus­rei­chend schlech­te er­fah­run­gen mit so­ge­nann­ten cha­ris­ma­ti­schen füh­rer­fi­gu­ren hat­ten. ich glau­be ein po­li­ti­ker mit hu­mor wäre eine ech­te markt­lü­cke.

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hu­ber­tus heil will po­li­tik-ver­druss mit po­li­ti­scher bil­dung be­kämp­fen.

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thors­ten schä­fer-güm­bel sieht von hin­ten sehr sym­pa­thisch aus.

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hat die SPD auf dem par­tei­tag ein wahl­pro­gramm oder ein re­gie­rungs­pro­gramm „ver­ab­schie­det“? ich habs bis jetzt nicht ge­rafft. oder die red­ner nicht.

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auf der pres­se­tri­bü­ne war die luft an­ge­nehm kühl und frisch. im ple­num, un­ten im saal, war die luft heiss und dick und schweiss­ge­tränkt.


ich hab da ei­gent­lich gar kein ver­ständ­nis für

felix schwenzel

gibts da ne lo­gi­sche er­klä­rung für?

wit­zig und sou­ve­rän

felix schwenzel

un­fass­bar, wie sou­ve­rän und wit­zig da­vid let­ter­man auf kri­tik re­agiert. ich fand das ex­trem se­hens­wert.


pro­jekt18

felix schwenzel

an­drea nah­les im spie­gel-in­ter­view:

Ich sage Ih­nen: Die SPD will es wis­sen. Und Frank-Wal­ter Stein­mei­er ganz be­son­ders. Das wird der Par­tei­tag am Wo­chen­en­de zei­gen.

da bin ix ja mal ge­spannt. ich wer­de mir das mal an­gu­cken, am sonn­tag, was die SPD ei­gent­lich wis­sen will und was der par­tei­tag so zei­gen wird.

eins hat mir die ein­la­dung zum par­tei­tag be­reits ge­zeigt, die SPD-pres­se­stel­le legt be­son­de­ren wert auf das wohl­erge­hen und die pri­vat­s­sphä­re der jour­na­lis­ten:

„Kei­ne Be­richt­erstat­tung, kei­ne Fo­tos über die Lounge und über die Per­so­nen, die sich dort auf­hal­ten.“ Ge­meint ist die Pres­se­lounge, in­klu­si­ve Buf­fet.

wer geht denn sonst noch zum SPD-par­tei­tag und be­rich­tet dort nicht über die pres­se­lounge?


wer er­kennt hier ein mus­ter?

felix schwenzel

ich er­ken­ne fol­gen­des:

  • jo­chen rei­ne­cke liest alle paar mo­na­te vor.
  • jo­chen rei­ni­cke schickt ein­la­dun­gen im­mer nach 19 uhr ab (und — das er­kennt man nicht — im­mer ei­nen tag vor­her).

die ein­la­dung für mor­gen lau­tet üb­ri­gens:

ich bin mor­gen, am sams­tag, um 21:00 uhr zu gast bei der le­se­büh­ne „le­ser­show“ und lese dort ei­ni­ge tex­te, die mög­li­cher­wei­se lus­tig sein könn­ten.

ort der ver­an­stal­tung mas­tul, lie­ben­wal­der str. 33.


ich will auch ver­lie­rer sein!

felix schwenzel