hal faber würde doch einen guten klatschkolumnisten abgeben. echt jetzt, ich mein das positiv:
Wenn etwas den abgewrackten Zustand der Musikindustrie verdeutlicht, dann sind das wohl Pressemeldungen wie dieses „Fact Sheet Amy Winehouse“, das mit den Worten beginnt: „Mit 24 Jahren ist Amy Winehouse bereits dort angekommen, wovon andere ein Leben lang träumen.“ Ganz unten also, komplett mit Reha und Entzug. (quelle)
heute hat mir die fas die stimmung gerettet. in mehrfacher hinsicht. hätte ich den sonntag heute ausschliesslich damit verbracht in irgendeiner sporthalle in igendeinem hamburger vorort 10-15 jährigen beim baseball-turnier zuzuschauen, ich glaube meine stimmung hätte gelitten. so konnte ich mitten unter papis und mamis die selbstmitgebrachtes verzehrten und kaffee aus bechern tranken die mit „papa“ und „mutti“ beschriftet waren zumindest hin und wieder die fas lesen und mir einbilden etwas sinnvolles zu tun, bzw. mir einbilden etwas zu tun, was ich sonst nicht geschafft hätte. neben der fas hob es meine stimmung, dass ich zum ersten mal seit jahren auf einer veranstaltung war, auf der ich einer der am wenigsten adipösen anwesenden war.
in der fas las ich (unter anderem) diesen artikeldiese ode von lars jensen auf die HBO-serie „the wire“.
„Time“ entschuldigte sich bei seinen Lesern dafür, nicht schon früher über „The Wire“ berichtet zu haben: „Wir haben versagt.“ Das Intellektuellenmagazin „Atlantic Monthly“ empfiehlt, die DVDs zwischen Dostojewskij, Dickens und Tolstoi einzusortieren, und der „New Yorker“ begleitete den Erfinder der Serie, David Simon, monatelang für einen elfseitigen Artikel, in dem selbst das Weihnachtsmahl seiner Eltern beschrieben wird. Doch Superlative greifen zu kurz, um zu beschreiben, wie großartig diese Serie ist.
nach dem artikel wollte ich mir die serie sofort auf DVD bestellen.
doch auf dem nachhauseweg, auf dem das kind sich entäuscht zeigte, dass es nach insgesamt ungefähr 16 stunden baseball-trainings noch nicht den „most valueable player“-pokal bekommen hatte und nach 2 stunden harten verhandlungen was ich zum abendessen machen solle (kind: „schnitzel mit erbsen“, beifahrerin: „ich mag keine erbsen. keine kartoffeln!“, kind: „keine klösse!“, beifahrerin: „ich will chicoree-salat. aber ohne mandarinen“, kind „ich will keinen salat!“), hatte ich natürlich den vorsatz mir die DVDs bei amazon zu kaufen, völlig vergessen.
aber offenbar können blogs so etwas wie eine erinnerungsfunktion erfüllen (vielleicht kann man das auch als meme-fänger- oder meme-verstärker-funktion bezeichnen?): bei malorama las ix am abend:
ich möchte jetzt auch endlich the wire sehen. kann mir nur noch nicht vorstellen, wie man diese serienanschauerei zeitökonomisch unterbringt. am besten zeitunökonomisch, das kann ich sowieso am besten.
nach dieser freundlichen erinnerung stellte ich zu meinem entsetzen fest, dass amazon deutschland die staffeln eins bis drei von „the wire“ gar nicht kennt. staffel vier kann man zwar als UK-import vorbestellen, aber die ersten staffeln nur direkt in gross britanien kaufen. hab ich dann gemacht: 1, 2 und 3.
die zeitökonomie bei solchen DVDschinken ist wirklich ein ernstes problem. oder genauer, die disziplin. ich sitz manchmal in der woche vor diesen serien, zuletzt „sopranos“ und „heros“, gucke 2 oder 3 folgen am stück weg, bemerke, dass die uhr bereits den frühen morgen ankündigt und sage mir ganz junkieesque: „och, eine folge geht noch.“ diese eine, letzte, nachgeschobene folge bereue ich morgens um halb sieben meist bitterlich. aber am nächsten abend geht das spiel von vorne los. wahrscheinlich hilft gegen so eine schwere abhängigkeit nur das verkackte macbook air. damit kann man keine DVDs gucken und ich bekäme wieder mehr schlaf.
ich wollte das rumschreiende dings eigentlich ignorieren. zwei mails, ein brief riefen mir an einem einzigen tag im chor zu: nimm mich wahr, ich bin neu und kann französisch. hab ich alles ungeklickt weggeschmissen.
was dann doch meine aufmerksamkeit erregte war anke gröners artikel über den quatsch: die zeigen „magere Blondinen auf dem Klo […], die beim Kacken im Netz surfen“? also hab ix mir mal das pdf runtergeladen was angeblich die erste ausgabe von irgendetwas angeblich „einzigartigem“ und völlig neuen sein soll. tatsächlich. man sieht eine magere blondine kackend im netz surfen.
gelacht habe ich dann, als mir magda gerritsen in dem pdf erklären wollte, dass „ein zeitgemäßes Nachrichtenmagazin“ eines „zeitgemäßen Mediums“ bedürfe: epaper. epaper?
ix lach mich kaputt. epaper! epaper ein zeitgemässes medium!
volker weber ist mir zuvorgekommen beim linken von john grubers grandioser übersetzung von pr-sprech in verständliche sprache. aber der altmeister dieses genres ist, wie alle wissen, frank lachmann:
rené hat es wieder erwischt. abgemahnt, weil er einen screenshot aus einer ARD-sendung veröffentlicht hat. abgemahnt wurde er allerdings nicht von der ARD, sondern von folkert knieper, der auf dem bild zu sehen ist. keine ahnung ob folkert kniepert auch die ARD abmahnen lässt, weil er in deren mediathek auch mehrfach zu sehen und zu hören ist und in diesem beitrag auch nicht so viel vorteilhafter als auf renés screenshot rüberkommt.
mir kommt das immer komisch vor, wenn leute mehr mit ihrem anwalt reden als mit ihren kellnern. doofer vergleich, ich weiss, aber is ja auch ne doofe situation. trotzdem; „zahlen bitte“ hört sich einfach besser an, wenn man es einem kellner als einem anwalt sagt.
das wäre doch mal ne idee für das startup camp: eine charity-seite gründen die lebensmittelfotos (und meinetwegen auch rezepte) sammelt, suchmaschinen-optimiert unter einer freien lizenz ins netz stellt und die marion-bilder von den top-bilder-suchmaschinen-plätzen fegt.
[nachtrag 08.02.2008, 23:00h]
toll. es tut sich was; berichte über die aktuelle abmahnung:
ich denke, wenn es ganz viele seiten gibt die freie lebensmittelfotos anbieten und versuchen damit die google bildersuche zu schwemmen, bräuchten wir eine art aggregator der die fotos indiziert und verlinkt udn verknüpft. warum sollen die mechanismen die beim blogdings funktionieren, nicht auch bei lebensmittelfotos funktionieren? trackbacks, verzeichnisse, tagging, aggregatoren, linkhuruerei, blog karnevals, blogrolls?
eigenartiges interview mit mike meiré auf designlines.de. ich finde die arbeit von mikemeiré ganz grossartig und sein „Brand-Coding“ scheint ja auch ganz wunderbar zu funktionieren, aber eigenartig ist das interview trotzdem.
[eigenartig sein finde ich übrigens toll.]
[nachtrag 27.01.2009]
das interview hat eine neue url.
ix freu mich ja immer über post. oder wenn sich stille leser melden und sagen, dass sie hier mitlesen oder hin und wieder ein video von mir angucken. und besonders wenn mir jemand ungefragt ein bild von mir macht. danke peter breuer!
warum digitales rechtemanagment fürn arsch ist (oder wie volker weber immer sagt: „repeat after me: DRM is bad for the customer“) erzähle ich etwas langatmig auf watchberlin:
Überhaupt: “Ich bin ein Star, holt mich hier raus” dürfte sich für die RTL-Redakteure zum Super-GAU entwickelt haben. Statt sich anzukeifen und in Grabenkämpfe zu verfallen, konnte man den Prominenten bei Selbstfindung und Gruppenkuscheln zusehen. Ross Antony und Michaela Schaffrath waren mir vorher unbekannt bis egal gewesen, aber es war schon ein Erlebnis, dem anfangs völlig hysterischen Ross bei der Überwindung seiner Ängste zuzusehen oder eine Frau zu erleben, die mit ihrer inneren Ruhe und Güte die ganze Truppe zusammenhielt und so gar nicht dem Klischee des überall apostrophierten Ex-Pornostars entsprach. Diese Staffel entwickelte sich dann auch versehentlich zum Gegenentwurf aller Castingshows, wo innerhalb weniger Wochen aus Nobodies Stars gemacht werden: Plötzlich saßen da Stars, die viele nicht kannten, im Dschungel, redeten auf eine ganz eigenartig poetische Art belangloses Zeug und machten sich bei übertriebenen Kindergeburtstagsspielen zum Affen. Der Unterschied zu “Zimmer frei!” bestand teilweise nur noch in den Moderatoren und der Reaktion der Öffentlichkeit.
[wenn sie nach aktuellen informationen zu möglichen BVG-streiks suchen, gucken sie lieber bei der bvg vorbei. bei der dienstleistungsgewerkschaft ver.di können sie vielleicht auch informationen zu möglichen streiks finden. dafür müssten sie sich allerdings auf dem visuellen durcheinander der startseite von ver.di zurechtfinden.]
am freitag morgen hab ich mir eine zeitung gekauft und mich an die tram haltestelle gestellt um auf die tram zu warten. in der zeitung stand, dass die bvg bis samstag nachmittag streiken würde. ich lobte meine zeitung und bedankte mich bei ihr, indem ich sie in meien jackentasche steckte und zu fuss zur arbeit ging. laufen hat aber auch vorteile: man sieht die stadt mal wieder an anderen stellen. witzig, was die leute zum beispiel auf ihre häuser schreiben.
mir fiel auch auf wieviele häuser zur zeit in berlin saniert werden, überhaupt, wieviel gebaut wird. überall kräne und absperrungen, lauter kleine baustellen. dass berlin „arm, aber sexy“ sei habe ich schon immer für einen blöden spruch gehalten, zumindest der prenzlauer berg und mitte sind weder arm, noch sexy. mir fiel auf wieviele kinderarzt-praxen, kindergärten, schulen und spielplätze in letzter zeit neu geöffnet haben. zumindest war mir das so noch gar nicht aufgefallen. toll, was man da für gute vorsätze liest, sogar kinderspielplätze sollen jetzt rauchfrei sein:
unlogisch finde ich aber, dass genau dieser „rauchfreie“ kinderspielplatz sachspenden sucht, unter anderem auch „brennholz“. was wollen die den mit brennholz auf einem „rauchfreien“ spielplatz? oder haben die etwa eine methode gefunden, brennholz rauchfrei abzubrennen?
gut zu wissen finde ich auch, das man in berliner restaurants relativ ungestört schlafen kann, obwohl das jetzt wirklich nichts mit der überschrift zu tun hat.
ich hätte ja, anders als volker strübing, „gewaltbereite bäume sofort abschieben!“ assoziiert. aber zu spät. volker strübing hat zuerst gedacht.
[nachtrag 03.02.2008]
unfassbar, dieses video in dem sich sarah silverman ziemlich doll, in anwesenheit von pamela anderson, über pamela andersons arschloch lustig macht. alle drei worte eine punchline. göttlich.
wirklich grosse ideen sind einfach. entweder einfach zu erklären, mit mindestens zwei sätzen oder in ihrer reduktion auf ganz wenige funktionen. das fehlen von optionenmacht manchmal nicht nur die bedienung einfacher, sondern erhöht den nutzen. dave winer hat das mal etwas differenzierter in bezug auf twitter ausgedrückt. twitter ist radikal reduziert, bietet wenig optionen und funktionen, hat aber eine recht hohe komplexität im hintergrund (anbindungen an sms-gateways, jabber, offene schnittstellen, also APIs) von deren komplexität der benutzer nicht viel mitbekommt, ausser wenn die scheisse mal wieder ausfällt. das paradebeispiel dafür ist natürlich google. eine einfache benutzerführung, einfache übersichtliche ergebnissanzeige aber im hintergrund enorme technische komplexität.
einfachheit bringts (technisch).
wegen der radikalen reduzierung auf das wesentliche mochte ich vor vielen jahren den palm(-pilot). ein paar jahre bevor der rauskam war gerade der newton gefloppt - er war zu komplex. mit dem palm konnte man im grunde genommen nur termine und adressen verwalten. er hatte auch keine komlizierte schrifterkennung wie der newton, sondern musste mit einem speziellen alphabeth vollgeschrieben werden. am wichtigsten: er hatte eine funktionierende schnittstelle zu len gängigen computersystemen. alles war einfach an dem ding.
manchmal wünsche ich mir die einfachheit und die konzeptionelle reduzierung auf das wesentliche zurück. heutzutage versucht man 500tausend funktionen in handys einzubauen. meistens bekommt man die komplexität der anwendungen und funktionen nicht in den griff, mit dem ergebniss, dass die bedienung der geräte eine qual ist. statt eines gerätes was eine oder zwei sachen gut und einfach kann, hat man jetzt geräte die 500tausend funktionen schlecht und mühsam können. fortschrittlich, meint man, sei alles kleiner und kompakter zu machen und merkt dabei gar nicht, wie man sich eigentlich zurückentwickelt.
aber ich wollte eigentlich etwas ganz anderes sagen: instapaper.com ist unfassbar simpel und unfassbar nützlich. wenn ich über eine interessante seite stolpere und gerade keine zeit habe das alles zu lesen, klick ich einfach auf ein bookmarklet und die seite ist gespeichert für späteres lesen. eigentlich brauche ich gar nichts mehr zu lesen, ich kann alles auf später verschieben, ohne angst zu haben etwas wichtiges in einem browser-tab oder im dock zu vergessen. instapaper.com schafft es noch schlichter als del.icio.us zu sein. ganz grandios. [via leo per mail]