Dazu kommt, dass das gerne empfohlene „Zähneputzen nach jeder Mahlzeit“ keine wissenschaftliche Grundlage hat. Eine Demineralisation des Schmelzes erfordert nämlich eine mindestens 24-stündige Reifungsphase der anhaftenden Beläge. Deshalb reicht es völlig aus, sich ein- oder zweimal am Tag die Zähne zu putzen - aber nicht unmittelbar vor oder nach dem Essen. (quelle)
nicht nur die bescheuerte setzung von ausrufezeichen an den satzanfang scheint um sich zu greifen, auch 50 euro startguthaben für jeden scheiss scheinen mode zu werden.
jürgen kaube: „Was keinen Standards folgt, hat nur Ausdrucks-, aber keinen Informationswert.“ thomas knüwer: „Das bedeutet: Innovationen sind im Journalismus nicht möglich.“
der berliner kardinal georg sterzinsky hat letzte woche einen gastbeitrag für den tagesspiegel verfasst. der titel lautete: „Dürfen Muslime in Deutschland Moscheen bauen?“ und der erste satz des artikels ist auch gleich die antwort: „Ja, selbstverständlich dürfen Muslime in Deutschland Moscheen bauen.“
mit dieser antwort könnte ich jetzt aufhören und bräuchte mich nicht aufzuregen. die aussage könnte man ausdrucken und neben den ausdruck des grundgestzes abheften.
auch wenn sterzinsky als liberaler kirchenmann gilt, klare, einfache aussagen wie „selbstverständlich dürfen Muslime in Deutschland Moscheen bauen“ oder „liebe deinen nächsten wie dich selbst“ oder „wenn dir einer auf die eine Wange schlägt, halt ihm auch die andere hin“ scheinen einem kardinal nicht mehr angemessen zu sein. ein kardinal sieht heutzutage seine aufgabe offenbar darin, andere zu massregeln, zu richten und rumzudifferenzieren.
plötzlich stellt hier ein kirchenmann regeln für den bau von kirchen auf, die er für seine eigene kirche wahrscheinlich empört ablehnen würde.
sterzinsky fragt im text danach ob grosse moscheebauten wie das bauvorhaben in in charlottenburg „wirklich der integration“ dienten. seit wann dienen kirchen der integration? oder seit wann ist integration die bedingung für freie religionsausübung? dienen christliche kirchen der integration? über christliche kirchen in islamischen ländern sagt sterzinsky das zumindest nicht. dort würde der bau „kleiner [christlicher] kirchen“ der möglichkeit dienen „die eigene religion ohne angst vor verfolgung praktizieren zu können“. olla. es riecht nach zweierlei mass.
sterzinsky hat ausserdem angst, dass der bau von moscheen „die tendenz zur abschottung und zu parallelgesellschaften“ verstärke. das sagt ein katholik der sich weigert gesellschaftliche realitäten anzuerkennen und dazu aufruft gegen die gleichbehandlung von homosexuellen oder frauen widerstand zu leisten, weil dererlei dem gesetz gottes widerspreche? das sagt ein mitglied einer kirche dessen mitglieder sich in klostern und palästen abschotten und das sektenähnliche organisationen wie den opus dei hervorgebracht hat? die katholische kirche hat angst vor abschottung? olla.
noch weiter unten in seinem text fragt sterzinsky ob ein Moscheebau so dimensioniert sein müsse, „dass zumindest der Eindruck entstehen kann, eine Machtdemonstration sei beabsichtigt?“ nun gut. die katholischen kirchen hier in berlin sind ein wenig popelig. aber ich wage zu behaupten, dass der grossteil der katholischen kirchen genau aus diesem grunde gebaut wurde: als machtdemonstration. als ein mittel um menschen einzuschüchtern, mit gigantismus und protz die menschen zu demut und furcht zu erziehen.
wenn das nicht so wäre, wäre der kölner dom eine kleine hütte.
abgeshen davon sollte sterzinsky erkennen, dass es nix bringt gigantomanische kirchen zu bauen. zumindest seinem verein laufen die leute weiter in scharen davon, egal wie gross die kirchen sind. ihm scheint es darum zu gehen im chor mit markus söder zu singen. das lied lautet: „Moscheen dürfen nicht größer als Kirchen sein.“
das würde, meint söder, das stadtbild beeinträchtigen. wo kämen wir denn hin, wenn gesellschaftliche realitäten sich im stadtbild abbilden würden?
zu guter letzt zitiert sterzinsky auch noch falsch. er behauptet günter walraff und klaus staeck würden sich gegen den bau „grosser“ moscheen aussprechen. ich konnte nichts dergleichen finden. im gegenteil. wallraff ist dafür „viele moscheen blühen“ zu lassen (meint aber man solle gebau hinsehen was dort geschieht). klaus staeck hingegen analysiert eher sterzinskys motive als sich gegen den bau von moscheen auszusprechen: „die Moscheen-Planung [schaffe] Neid bei den Anhängern anderer Religionen, die immer weniger Menschen anlockten“.
sterzinsky meint, religionsfreiheit sei keine einbahnstrasse. ein ähnlich blöder spruch wie „das internet ist kein rechtfreier raum“ oder „Integration ist keine Einbahnstraße“. aus politikermündern kommen solche sätze immer sehr gerne: „Solidarität ist keine Einbahnstraße“, „Toleranz ist keine Einbahnstraße“. das sind alles ziemliche leerlaufsätze die eigentlich nichts anderes aussagen als: ihr könnt machen was ihr wollt, solange ihr tut was wir wollen.
es ist klar. alle kirchen, alle religionsgemeinschaften haben grenzen. das ist im grundgesetz relativ klar definiert, dort steht, dass religion und staat streng getrennt werden müssten. das hat bisher ganz gut funktioniert und uns vor jeder menge unheil und elend bewahrt.
und genau das würde ich gerne von einem mann wie sterzinsky hören: religion und staat gehören getrennt, extremismus, unmenschlichkeit, verfassungsfeindschaft sind scharf zu ächten und durch den staat und transparenz der kirchen zu bekämpfen.
und da könnte die katholische kirche doch mal mit gutem beispiel vorangehen, statt mit dem finger auf andere zu zeigen. herr sterzinsky, verzichten sie auf ihr fürstliches gehalt das ihnen das land berlin gegen den grundsatz der trennung von kirche und staat überweist, fördern sie die transparenz der katholischen kirche, der vatikanbank beispielsweise und üben sie demut statt auf andere zu zeigen!
quarks und co widmet sich eine ausgabe lang dem wort des jahres, der „klimakatastrophe“ und erklärbärt die fakten. eine erstaunliche sendung. schon ganz am anfang präsentiert ranga yogeshwar einen überraschenden vergleich:
eine kuh produziert im jahr soviele klimaschädliche gase wie ein kleinwagen mit einer fahrleistung von 18.000km. man könne porsche fahren und wenn man vegetarier sei sogar das klima schonen. auch äpfel aus neuseeland stehen in ihrer klimabilanz lange nicht so schlecht da wie man denkt, zumindest wenn man sie im april kauft.
später ein einspieler zum thema biokraftstoffe: es wird vorgerechnet welche vermeintlichen vorteile nachwachsende kraftstoffe gegenüber erdöl-basierten kraftstoffen haben. das unerwartete ergebnis: biokraftstoffe sind doppelt so klimaschädlich wie konventionelle kraftstoffe. vor allem die verwendung von dünger, der zum ausstoss von lachgas führt, verhagelt dem biokraftstoff die klimabilanz (die berechnung der miesen biokraftstoff-bilanz basiert auf einer studie von paul crutzen).
allererstaunlichster weise lese ich heute im tagesspiegel einen artikel über biokraftstoffanbau in afrika in den erwähnt wird, dass die bundesregierung „gerade“ beschlossen habe, dass diesel bis zum jahr 2020 zwanzig prozent biokraftstoff beigemischt werden sollen. ich frage mich mittlerweile ob die bundesregierung wirklich jedes gesetz das sie beschliesst verkackt. (siehe vorratsdatenspeicherung oder ausweitung des sexalstrafrechts). als ob die grosse koalition george w. bush den weltrekord in unaufrichtigkeit und inkompetenz abjagen wolle.
es ist ja eine sache, wenn ein journalist solche forschungsergebnisse in seinem artikel unerwähnt lässt (aber wenigsten leise zweifel sät: „Wie bio ist ein Kraftstoff, der vielleicht doch mit Dünger produziert und über lange Distanzen transportiert wird? Wie viel Kohlendioxid entsteht, bevor er überhaupt im Tank landet?“), aber wenn die regierung in blinden aktionismus verfällt, streng nach dem motto das gegenteil von gut ist gut gemeint? dann nennt man das wohl statt klimakatastrophe, regierungskatastrophe.
die quarks und co sendung ist wirklich sehenswert und kann als podcast runtergeladen werden. na gut. gut ist relativ. die pseudopädagogische scheisse mit dem CO2 sparwettbewerb zwischen zwei familien hätte man sich sparen können, aber die sendung zeigt vor allem eins: zweifel an patentrezepten und einfachen antworten sind angebracht. und fakten sind sexy und wichtig — wenn es auch manchmal mühsam ist an fakten zu kommen. wenn uns etwas vor der vollkommenen verblödung retten kann, dann sind das zweifel und demut.
[nachtrag]
es geht auch anders: niemandem folgen. und ich weiss nicht was dahinter steckt, arroganz, faulheit oder die gute alte journalistentugend, friss und halt die fresse?
kürzlich lief ich auf dem weg zur arbeit an der palastschaustelle vorbei. dort stehen mehrer sehr grosse kräne, die den palast demontieren. gerade in dem moment in dem ich mich fragte, wohin kranführer wohl pinkeln, sah ich den kran hinauf und sah wohin kranführer pinkeln: aus dem fenster. wie eklig! der wind stand gerade so, dass die ganze pisse in die baustelle geweht wurde und fein verteilt auf die sturzhelme der bodengebundenen bauarbeiter rieselte. wie eklig!
bundeswirtschaftminister michael glos: „Wenn Nieten mit hohen Abfindungen abgeschoben werden, ist das ein Skandal.“ glos spricht allerdings nicht von politikern und ihren pensionsansprüchen oder von menschen die für die bedienung des internets andere leute brauchen, sondern von „managern“.
wieso das ein skandal sein soll, verstehe ich allerdings nicht. ich finde es eher bemerkenwert, dass man jetzt den eindruck bekommt die politiker stünden schlange um in irgendwelchen käseblättern öffentlich angeblich erhöhte managergehälter zu geisseln. witzigerweise nennt keiner dieser geissler auch nur einen namen. wäre doch mal interessant zu erfahren, wen die eigentlich meinen. mir kommt das öffentlichkeitswirksame geisseln von managergehältern vor wie arschkriechen in den darm der unterpriveligierten — mit massenhaft neidgleitcreme.
yahoo hat in deutschland ja eine neue PR-agentur, die dot.communications GmbH. ende november fragte mich eine mitarbeiterin von dot-communications, ob ich für yahoo-deutschland in einer jury sitzen wolle. auf meine antwort habe ich bis heute keine reaktion erhalten. ich finde das wirklich schade, ich würde wirklich gerne wissen was yahoo zu den vorwürfen spitzeldienste für die chinesische regierung durchzuführen und keine grundsaätze für den umgang mit totalitären regierungen haben zu wollen. warum lässt eine pr-agentur den vorwurf ihr kunde sei unaufrichtig und doppelzüngig einfach unwidersprochen stehen? klar mit china möchte jeder geschäfte machen und viele sind bereit dafür ein paar ihrer grundsätze zu opfern, passiert mir auch hin und wieder.
The company helped Beijing’s state police uncover the Internet identities of two Chinese journalists, who were handed 10 years in prison for disseminating pro-democracy writings. Testifying before Congress last year about one case, Yahoo’s legal counsel said the company was unaware of the nature of the investigation. Did he miss the language about providing “state secrets to foreign entities” — a red flag for a political prosecution?
Last month, Yahoo settled a suit by the families of the jailed journalists but it did not admit doing wrong and is refusing to change its procedures to avoid becoming a stool pigeon for China’s police state again. (quelle)
andererseits sind wir in deutschland ja auch bald soweit:
huch. immer wenn ich irgendwelche windigen typen mit französischem akzent und wackeliger kameraführung sehe, denke ich die knallen gleich zusammen ne frau durch. vielleicht guck ich zu viel pornos und zu wenig loic.tv.
* * * harald martenstein antwortet ijoma mangold.
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ix habe (unter anderem) eine zwischen-den-zeilen-schreibleseschwäche.
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der typ mir gegenüber im speisewagen hatte sein motorola razr auf einem ca. 5 zentimeter dicken windows-mobile telefon liegen. irgendwann sagte er ohne ersichtlichem grund zu seinem nebenmann: „ich hab mir die tage mal das iphone angeguckt. pfft. das is nix für geschäftsleute! nur spielerei!“
kurz vor hamburg sagte er zu seinem nebenmann dass er um 18:30 zu einer weihnachtfeier müsse. plötzlich fing er an zu strahlen, legte das razr zur seite, popelte umständlich nen stift aus der seite seines windows-mobile-gerätes, suchte den einschaltknopf an der seite, klickte wie blöd auf dem bildschirm rum und zeigte nach 40 sekunden seinem nebenmann triumphierend das gerät: „war schon eingetragen der termin!“. so sind sie, die geschäftsleute. apropos geschäftsleute: nie vergessen angenagte, überlange fingernägel beizeiten zu maniküren. is gut fürs geschäft.
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auch ich habe mir im ersten absatz das wort ficken verkniffen. wofür ich aber überhaupt kein verständniss habe, ist diese schreibweise des wortes ficken: „f*****“. versteh ich nicht. wenn man ficken sagen und schreiben will, das wort „ficken“ weiter unten sogar als zitat benutzt warum dann das i, das c, das k, das e und das n aus*en? das macht mich fast so zickig wie die benutzung der schwachmatenformel „… und mehr“ (statt „uns ist nix eingefallen“) oder „am morgigen tag“ (statt „morgen“).
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vielleicht sollte ich bildblog, wie sascha lobo, einfach nicht mehr lesen. das würde meinem selbstwertgefühl auch gut tun. denn solche artikel frustrieren mich unglaublich. ich weiss, so werde ich nie schreiben können.
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andererseits auch egal. schreib ich halt anders.
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klaus stuttmann ist grandios. fast so grandios wie hoi polloi. friedman hingegen ist unerträglich.
ich bin euphorisiert. ich bin zum ersten mal nach dem betrachten eines internetvideos am ende aufgestanden um stehend zu applaudieren. es sah ein bisschen doof hier in meiner einzimmerwohnung aus, alleine stehend zu applaudieren, aber der vortrag hatte es verdient. in dem video sprach ken robinson über erziehung und bildung, obwohl das eigentlich untertrieben ist. er sprach über die welt und die zukunft und über alles. oder anders, dieser vortrag ist ein hervorragendes beispiel für das was wichtig im leben ist, oder genauer, wem man sein gehör und seine aufmerksamkeit schenken sollte: man sollte seine aufmerksamkeit ausschliesslich leuten schenken die ein quentchen humor haben und leute dazu auffordern fehler zu machen. oder nochmal anders ausgedrückt, ich habe die schnauze voll von leuten die meinen die weisheit mit dem silberlöffel gefressen zu haben und ihr leben und ihre ansichten als modell für andere propagieren. ken robinson ist das gegenteil davon und jemand der schen sagt wie „We are educating people out of their creativity“ oder „If you are not prepared to be wrong, you will never come up with anything original”, den muss man einfach lieben.
ix auf watchberlin über die bekloppte lichtaus.info-aktion von springer/bild, greenpeace und pro7 (siehe auch stefan niggemeiers brief an greenpeace dazu) — diesmal neben rosacea auch noch mit heftigen kompressionsartefakten im gesicht.
papst benedikt XVI kritisiert den atheismus:
„Es ist kein Zufall, dass [das Konzept des Atheismus] zur größten Grausamkeit und Verletzung der Gerechtigkeit geführt hat.“ Der Marxismus habe eine „Spur schrecklicher Zerstörungen“ hinterlassen, weil er verkannt habe, dass der Mensch nicht ausschließlich das Produkt wirtschaftlicher Verhältnisse sein könne. (quelle)
mag ja sein, dass menschen die sich atheisten nannten grösste grausamkeiten begangen haben, aber soetwas zu sagen, ohne demut und selbstkritik über die verbrechen die unter der flagge des christentums begangen wurden und werden und diese noch nicht einmal am rande zu erwähnen, kommt mir doch sehr selbstgerecht und fehlbar vor. vor allem wahrnehmungsgestört. das christentum hat eine solche jahrtausende alte tradition von grausamkeit, bigotterie und unbarmherzigkeit hinter sich, dass mir ein mann der eigentlich den ruf hat alle sinne beieinander zu haben dann doch eher den eindruck eines kalkulierenden machtpolitikers als geistigen führers macht. was ist mit den kreuzzügen, der hexenverfolgung und inquisition im mittelalter, dem schweigen zu den naziverbrechen mitte dieses jahrhunderts, den unfassbaren quälereien und gewaltaten die priester an wehrlosen kindern in irland, den USA und anderswo ausführten?
arschlöcher sind arschlöcher, ob sie nun atheistisch, katholisch oder was weiss ich für einen glauben haben. die grössten arschlöcher sind aber die, die ausschliesslich mit dem finger auf andere zeigen.
anderes thema, aber genauso irritierend, was mr. wong so über kindesmissbrauch denkt.