meinungsfreiheit braucht jetzt einen anwalt
Die halbgaren, lieblosen juristischen Argumente in den jüngsten Abmahnschreiben belegen, dass es den Iniatoren um mehr geht als den Einzelfall. Sie wollen - für ihre jeweiligen Auftraggeber - Angst verbreiten, die Schere im Kopf der Blogger installieren. Wenn du was über die schreibst oder zulässt, dass über die geschrieben wird, brauchst du einen Anwalt. Also lass es besser.
um was gehts also? ganz klar fud (fear, uncertainty and doubt). auch und gerade in diesem fall. aber rumfuden öffnet auch schon mal fässer die mehr drin haben als angenommen.
meinungsfreiheit á la euroweb
von den üblichen verdächtigen die beim mohammed-karikaturen-streit das abendland untergehen sahen, die von kapitulation der westlichen werte, dem untergang der „meinungsfeiheit“ lamentierten hört man in letzter zeit sehr wenig. dabei ist die diskussionskultur und redefreiheit zur zeit ganz konkret und ganz nah, nämlich im blogdings und diversen web-foren gefährdet. ich habe da kürzlich knapp auf einen konkreten fall hingewiesen, jens scholz tat das etwas ausführlicher. dabei erwähnte er auch die firma „Euroweb Internet GmbH“ die derzeit gegen das gulli-board vorgeht und laut jens „schon immer grundsätzlich und systematisch gegen kritische Berichte und Forendiskussionen“ vorgehe. und zwar indem sie die löschung von kritischen beiträgen verlangt und juristisch mit hohen streitwerten gegen die betreiber von foren vorgeht. das liest sich bei euroweb so:
Euroweb geht gegen Mitbewerber vor – Das Internet ist kein rechtsfreier RaumDüsseldorf. Seit dem 16. Januar diesen Jahres grassieren verschiedene Gerüchte über die Euroweb Internet GmbH in einem Diskussions-Forum, welches durch einen Wettbewerber betreut wird.
Darin wurde die Euroweb Internet GmbH mehrfach verunglimpft und einzelne Mitarbeiter durch die User der Foren diffamiert.[…]
„Natürlich sind auch wir absolut der Meinung, dass es zu den Grundrechten eines jeden Menschen gehört, seine persönliche Meinung frei äußern zu können“, so der Geschäftsführer der Euroweb Internet GmbH, Christoph Preuß.
„Allerdings sollten diese Äußerungen immer in einer gesellschaftlich korrekten Form erfolgen und niemanden denunzieren oder verunglimpfen, da es so schnell zu einem Angriff auf Persönlichkeitsrechte kommen kann.“
offenbar ist jens scholz gesellschaftlich nicht ganz korrekt, denn er bekam post von eurowebs anwälten:
[…] In verschiedenen Beiträgen und Kommentaren auf Ihrer Internetseite verbreiten Sie unwahre und beleidigende Behauptungen über unsere Mandantin, die diese auf das übelste herabwürdigen und verunglimpfen. Sie schwärzen unsere Mandantin unter Behauptung unwahrer Tatsachen an.
da in dem anwaltlichen schreiben ein hinweis fehlt auf die stellen wo diese „denunzierenden“, „verunglimpfenden“ oder die „persönlichkeitsrechte angreifenden“ äusserungen gefallen sein sollen oder worin die „unwahre tatsachen“ bestehen, lässt sich nur spekulieren. aber ich kann weder in diesem beitrag übelst herabwürdigendes noch in diesem beitrag unwahre tatsachen finden. wohl aber könnte man das gefühl bekommen, dass allein die erwähnung von eurowebs praxis „grundsätzlich und systematisch gegen kritische Berichte und Forendiskussionen“ vorzugehen deren anwälte auf den plan ruft. wie jetzt ja auch bei jens geschehen.
jens will das jetzt genau wissen, mich würde das auch sehr interessieren inwiefern ein düsseldorfer webseitenschrauber und seine anwälte bestimmen können was meinungsfreiheit ist, indem sie jedem der sie oder ihre arbeit kritisiert mit klagedrohungen überziehen.
gespannt bin ich auch, was das stichwort „euroweb“ demnächst bei google zutage fördert.
maschinenputzer im atomkraftwerk
weder das video hab ich mir länger als 30 sekunden anhören können, noch den live-auftritt bei raab. ich bin auch froh mir den trash nicht im radio anhören zu müssen, ich höre nämlich kein radio.
das gewohnt sensible interview von raab mit der „grup tekkan“ hab ich mir aber ganz angeguckt und zugegebenermassen lachen müssen. der eine typ war bis vor kurzem tatsächlich maschinenputzer im atomkraftwerk.
spon hat als eines der schnellsten onlinemedien weltweit auch bereits nach einer woche wind von der sache bekommen und ich links auch nur, weil sie auch johnny und ntropie gelinkt haben.
[via rochus wolff]
„Das Publikum muss zweimal am Abend weinen“

rudi carell im sz-magazin interview. der alte herr kann einen schon berühren.
Haben die Ärzte gesagt, wie viel Zeit Ihnen noch bleibt?Nein, aber es ist absehbar. Vor einem Jahr haben sie das Gleiche zwar auch schon gesagt, aber da habe ich gedacht: »Noch einmal Frühling! Noch einmal meine Bäume und Pflanzen blühen sehen!« Und dann verging ein ganzes Jahr. Aber jetzt haben die Ärzte es wieder gesagt. Mit einem noch ernsteren Unterton. Und jetzt glaube ich es Ihnen. Ehrlich gesagt, ich fühle es sogar.Dass Sie bald sterben werden? Ja.
er sei bei seinem vater in die lehre gegangen, die erste lektion lautete: „Das Publikum muss zweimal am Abend weinen. Die Leute wollen nicht nur lachen, die wollen auch gerührt sein.“ so isses. komik is ne verdammt ernste sache. sagt ja auch jerry lewis.
[das via zum sz-magazin-interview hab ix verschlampt]
→ weiterlesenwenig sprachsensibel
heute hat sich daniel bettermann, betreiber des zensurblogs bei mir gemeldet. es ging um meine meckerarie über jens steiners text über das zensurblog auf politik digital. er legte mir ausführlich dar, dass die von mir kritisierten aussagen die jens steiner ihm in den mund legte so nicht gemacht wurden. jens steiner hat ein email-interview mit daniel bettermann geführt und da offenbar so einiges falsch verstanden und wie er jetzt sagt „ungenau gearbeitet“. das original interview kann man jetzt auch auf politik digital lesen und nachdem die redaktion ihn kurzzeitig vom netz genommen hatte, auch wieder den original text. der vollständigkeit halber, zitiere ich hier auch nochmal was mir daniel bettermann schrob, eine meinung kann man sich ja nun auch dank des original mail-interviews selbst schneidern:
1. ich teilte im interview mit, dass der zensurblog bereits mehrmals (bei blogcounter) in den top 30 bzw. 20 aufgelistet war (zwischen 600 und 1200 lesern am tag). dies jedoch außschließlich zu hochfrequentierten zeiten (bspw. im wahlkampf 2005). von einer regelmäßigen listung in den top 30 war nie die rede. dies tauchte im bericht nicht auf.2. es ist der einzige blog in deutschland, der sich auschließlich mit zensur beschäftigt. andere blogs, die das thema in einer speziellen kategorie behandeln sind mir auch bekannt.
3. der blog wurde von lesern für den best of blogs 2005 vorgeschlagen. für den grimme-online-award wurde der blog nie vorgeschlagen. im Interview gab ich an, mich möglicherweise mit dem gesamtprojekt zensurmuseum (nach dem das projekt online fertiggestellt ist) und dem zensurblog zu bewerben. es sind also noch ungelegte eier. auch hier wurden von herrn steiner falsche angaben gemacht.
4. auch gabe ich nicht an, dass vielerorts zitate des zensurblogs aufgeführt sind. ich erwähnte lediglich, dass einige blogs den zensurblog in ihrer favoritenliste führen und manche durchaus einmal in ihrem blog auf eine information meines blogs zurückgreifen.
der metablocker, „das kurzmeldungsformat auf politik digital“ schreibt ich hätte meine kritik an steiners text „wenig sprachsensibel“ verfasst, was mich natürlich tief trifft, auch weils einen wahren kern hat. ich lasse mich aber nicht davon provozieren weiter sprachunsensibel auf jens steiner rumzuhacken, sondern freue mich, dass mein neologismus „falklükenhafte recherche“ nun auch in so einem sprachsensiblen umfeld wie politik digital verwendung gefunden hat. wenn auch nur in anführungszeichen.
alter, gezeichnet
das wird mein neues bewerbungsbild. sollte ich mich nochmal irgendwann bewerben. sonst wirds das offizielle pressefoto.
der nacktblogger

[foto: don dahlmann]
leichtes mädchen
alles gute an das leichte mädchen in hamburg, die ungefähr exakt 6 stunden jünger ist als ix aber mindestens 3 jahre frischer wirkt.
wetterfrosch haucht lautgeben leben ein
wenn der wetterfrosch (wer ist das? wohl ein produkt der „umstrukturierung“) so weitermacht könnte lautgeben doch noch am leben bleiben. sehr lustig. naja. auch wenn der anlass gar nicht lustig ist und die witze in zitatform von hier kamen.
jrvm liest jetzt auch blogs
heute früh hat lanu eine interne mail von jean remy von matt gepostet. „aquarium“ heisst der interne newsletter bei jvm. darin stehe „klartext“ schreibt herr von matt. unter anderem äusserte sich jrvm in der mail — welch überraschung — über blogs: er habe sich wegen der diskussion um diese mail auch mal mit „dieser szene“ auseinandergesetzt. ein teil der weblogs sei wirklich sehr gut, sagt er, ernsthaft, inspirierend, innovativ und insgesamt „eine gewaltige Bereicherung der freien Meinungsäusserung“. was er auch schön fände: dieser teil sei grösser als die hälfte. aber der arme mann musste auch die kehrseite der freien meinungsäusserung kennenlernen: da sei „abschaum der publizität“, hetze und häme in wortmüll verpackt, das sei getrieben von persönlichem frust.
naja. den persönlichen frust machte der herr von matt ja auch für sich geltend („Ich hatte mich halt aufgeregt!“) und mit wortmüll scheint er sich ja auch auszukennen. was mich aber wirklich wundert — ist das klartext? — dass man meinungsäusserung in „bereichernd“ und „nicht bereichernd“ einteilen kann. das ist ja der witz an freier meinungsäusserung: man muss die scheisse, die unflätigen worte, die anderen, teilweise unappetitlichen meinungen aushalten können. an freier meinungsäusserung kann man nichts ästhetisieren.
was mich wundert: lanu nahm die mail wieder vom netz und spricht von „selbstzensur“. erinnere ich mich falsch oder machte sie sich unlängst über kiesow lustig („Noch lange kein Grund, die Hosen plötzlich voll zu haben“) der kurzzeitig ein posting vom netz nahm als ihm die leser die bude stürmten (um es dann kurz darauf wieder zu veröffentlichen)? jetzt sagt sie sie sei sauer. warum?
serviette mit knoblauchsosse
gestern abend, gegen mitternacht, an der friedrichstrasse mit schlechtem gewisssen, aber grossem appetit ein köstliches döner mit diesen scharfen, eingelegten jalapeños gegessen und bemerkt, dass ich dabei die halbe serviette mitgegessen habe. merke: papierservietten mit fleischersatz, „scharf“ und knoblauchsosse könnnen sehr lecker sein!
[nachtrag]
bitte die lebensbeichte von herrn lobo in den kommentaren beachten.
zu besuch bei kurt weidemann

ich bin besoffen.
war beim kurt weidemann heute morgen.
mit nem bierchen hatte ich schon gerechnet. man hat mich vorgewarnt.
war dann aber doch ein schnaps. ein jugoschnaps.
und das um halb 12 auf nüchternen magen.
jetzt ist mir schlecht.
kurt weidemann ist ein faszinierender typ. ich habe ihn mal auf einer party erlebt auf der er alle anwesenden locker unter den tisch soff und bis zuletzt bis 5 uhr morgens blieb. mit seinen damals 77 jahren (jetzt isser 84) stach er auch alle anwesenden gockel aus, er hatte ständig weibliche groupies in den armen und wenn er sprach hörten ihm allle angespannt zu. ich habe vor ein paar jahren mal einen brief an die redaktion der harald schmidt show geschrieben und weidemann als talkgast vorgeschlagen. mich wunderts ehrlichgesagt, warum den noch niemand zu einer talkshow eingeladen hat (oder warum ich das nicht mitbekommen habe). ein unglaublicher typ. es heisst er habe in seinem büro eine bier-zapfanlage die er ausgiebig benutze. alkohol konserviert offenbar.
spenden rettet die welt
diesmal nicht in afrika, sondern ganz konkret, hier im foren- und blogdings kann man mal ein paar leuten die meinen sie könnten mit der verbreitung von angst und schrecken (und horrenden pekuniären forderungen) zeigen, was ne „negative feststellungsklage“ ist. hier kann man nachlesen um was es geht und spenden um die welt zu retten. wie ix.
[was ist eigentlich aus dem oberdroher klum geworden? festgestellt oder geklagt wurde da bis heute nicht, oder?]
platte lügen auf politik-digital.de

ich weiss nicht was jens steiner dazu verleitet hat so einen blödsinn zu schreiben, aber im ersten absatz seines artikels „deutschlands einziges zensurblog“ stimmt einfach gar nichts. wie nennt man soetwas? lügen, ahnungslosigkeit, falklükenhafte recherche, dummdreistigkeit?
Schnell wurde sein Blog eines der 30 meistgelesenen Weblogs Deutschlands. Es wurde für den „Best of Blog Award 2005“ und den Grimme-Preis 2006 vorgeschlagen. Bettermann betreibt Deutschlands einziges Blog zum Thema Zensur. Vielerorts findet man im Internet Zitate und Links zu seiner Seite www.zensurblog.de.
dort steht, dass das „zensurblog“ eines der 30 meistgelesenen weblogs deutschlands sei. die blogcounter-statistik vom november 2005 sagt etwas anderes: im schnitt zwei bis drei leser pro tag (die stats von blogcounter sind einsehbar, wenn man ein bisschen trickst, allerdings nur von dem zeitpunkt aus, zu dem der betreiber zuletzt eingeloggt war und die statistik gecheckt hat — der betreiber eines der „meistgelesenen“ deutschen blogs hat die statistik zuletzt im november, beim stand von 2 lesern pro tag, gecheckt). die zwei bis drei leser im november werden innerhalb von 4 monaten nicht durch ein wunder auf 800 oder 900 besucher pro tag explodiert sein, kurz, eins ist das zensurblog ganz sicher nicht: in irgendeiner top100-liste oder meistgelesen.
findet man „vielerorts“ zitate und links zur seite zensurblog.de? laut technorati am 13.03.2006 exakt kein einziges zitat, laut google exakt einen link. was bleibt an grossspurigem zeug übrig? die „vorschläge“ für den renomierten grimme-online-preis und den fragwürdigen deutsche welle blog award. nur, vorschlagen kann man für beide preise auch seiten wie metzgerrei-mueller.de oder wir-spammen-dir-den-arsch-voll.info, also im wahrsten sinne des wortes, jeden scheiss.
ach, und das „einzige“ zensurblog deutschlands? was ist denn mit ihm hier, der überall zensur lauern sieht?
ich weiss ja nicht was die macher von politik-digital.de für qualitätsmassstäbe an das geschreibsel anlegen dass dort erscheint, aber für so einen beitrag würde sich sogar der schlitzerbote schämen. ich schäme mich derweil ein bisschen fremd.
[nachtrag]
es gab ein paar reaktionen von politik digital und dem betreiber des zensurblogs. mehr dazu hier.
mahnamahnah
wandernutte

kai pahl über die premiere-berichterstattung zum formel-1-auftaktrennen in bahrain:
Der absolute Tiefpunkt ist aber die PREMIERE-Wandernutte vom Dienst, Boris Becker.→ weiterlesen
boulevard-blätter scheffeln geld mit „tabulosen girls“
das boulevard-zeitungen ganz gut geld damit verdienen ihren lesern prostituierte zu vermitteln ist ja eigentlich nichts neues, auch wenn die boulevard-blättchen das ab und zu vergessen machen möchten. dazu ein blitzsauber recherchierter artikel von oliver gehrs in der aktuellen brandeins:
10 bis 15 Prozent des gesamten Anzeigenumsatzes machen die Sex-Annoncen aus – bei der kieznahen »Hamburger Morgenpost« (»Mopo«) sollen es in manchen Jahren sogar 20 Prozent gewesen sein. Im WM-Jahr versprechen sich die Zeitungsverlage einen wahren Boom der Sex-Annoncen, schließlich sind frustrierte wie euphorisierte Fußballtouristen für Prostituierte eine interessante Klientel. Im Sportteil stehen die Anzeigen ohnehin schon, da dessen Leserschaft überwiegend männlich ist. „Wir müssen die Nutten von den Hausfrauen fern halten“, sagt ein Verlagsmanager.
ohne sex- und nuttenvermittlung gehts wohl auf dem boulevard nicht, als wolfgang clement 1987 als chefredakteur der „hamburger morgenpost“ die sex-anzeigen aus dem blatt warf, brachen die kioskverkäufe massiv ein. das experiement der sex-anzeigenlosen boulevardzeitung wurde kurz darauf eingestellt.
besonders hübsch finde ich aber die vorstelllung, dass die boulevardblättchen sogar mitarbeiter zum anzeigenpreis einkassieren in die clubs und bordelle schicken, die „mopo“ habe zu diesem zweck sogar ein zweitbüro in der hamburger „innenstadt“, wohl damit die nutten und zuhälter nicht im verlag ein und ausgehen müssen.
lieber ne taube im bett, als ne blinde im bett
der pranger wirkt
man könnte das gefühl bekommen die „bild“-zeitung wolle auch mal ajatollah spielen und eine fathwa aussprechen. ein radikales, bösartiges, drecksblatt, das hetzt und aufwiegelt. hauptsache die kasse klingelt. aber dem papst den arsch küssen und scheinheilig den gläubigen christen mimen, das nennt man wohl bigotterie. ekelhaft und menschenverachtend.
bunnies
jetzt neu: bunny-internet. und 10 minuten nachdem ich gefragt habe, hat frau passig auch noch rss-eingebaut.
[siehe auch riesenmaschine.]
apropos bunnies, im tagesspiegel von heute steht ein anständiger artikel über t*kio h*tel und wer dahinter steckt. nämlich peter hoffmann. seine ersten worte als er die kleinen sah: „Zwick mich einer, die sind ganz groß.“