Autor: Stefan Niggemeier ×

Der Un­ter­schied zwi­schen Schwu­len-Geg­nern und Schwu­len-Geg­ner-Geg­nern

Stefan Niggemeier

die­ser bei­trag von ste­fan nig­ge­mei­er hat hier asyl be­kom­men, weil der ser­ver von ste­fan nig­ge­mei­er ge­ra­de off­line ist.


nach­trag 13.02.2014: der ar­ti­kel ist jetzt auch wie­der bei ste­fan nig­ge­mei­er on­line.


Ge­gen Ende ih­rer Talk­show woll­te San­dra Maisch­ber­ger de­mons­trie­ren, wie hoch die Emo­tio­nen auf bei­den Sei­ten der De­bat­te ge­hen.

Sie zi­tier­te aus Kri­tik, die das Pu­bli­kum ge­gen­über dem Deutsch­land­funk ei­ner­seits und ih­rer Re­dak­ti­on an­de­rer­seits äu­ßer­te. »Dem Deutsch­land­funk wur­de im Prin­zip vor­ge­wor­fen, zu schwu­len­freund­lich zu sein«, sag­te sie. »Uns wur­de im Vor­feld der Sen­dung vor­ge­wor­fen, zu schwu­len­feind­lich zu sein. Und das In­ter­es­san­te ist da­bei« — sie zö­ger­te und schau­te be­trof­fen in die Ka­me­ra — »die Wahl der Wor­te.«

Dann zeig­te sie Bei­spie­le. Ei­ner­seits:

»Ho­mo­se­xua­li­tät ist und bleibt per­vers. In vie­len Län­dern ist sie bei Stra­fe ver­bo­ten. Sie war es bei uns auch, als es noch kei­ne falsch ver­stan­de­ne Li­be­ra­li­tät gab.«
»Ho­mo­sex ist nicht die Norm der Schöp­fung.«
»Mich wür­de in­ter­es­sie­ren, wie eine Ge­sell­schaft, die ein­heit­lich auf die gleich­ge­schlecht­li­che Ehe setzt, die spä­te­ren Ren­ten fi­nan­zie­ren will.«

An­de­rer­seits:

»Kei­ne Platt­form für Homo– und Trans­has­ser.«
»Von Les­ben und Schwu­len geht kei­ne Ge­fahr aus! Hier wird kei­ner um­er­zo­gen! Es droht auch nicht der Nie­der­gang des Abend­lan­des, nur weil man über se­xu­el­le Viel­falt in­for­miert.«
»Beim The­ma Ho­mo­se­xua­li­tät darf je­der zu Wort kom­men, egal wel­chen Hass er pre­digt.«

Sie las hin­ter­her noch wei­te­re Bei­spie­le vor, von der »ei­nen Sei­te« und von der »an­de­ren Sei­te«, und sug­ge­rier­te, dass die Ex­tre­me auf bei­den Sei­ten na­tür­lich glei­cher­ma­ßen zu ver­ur­tei­len sei­en.

Und lösch­te da­mit die Rest­hoff­nung aus, dass sie we­nigs­tens im An­satz ver­stan­den ha­ben könn­te, was so kri­tik­wür­dig an der Kon­stel­la­ti­on der Sen­dung und ih­rer An­kün­di­gung war.

Die Deutsch­land­funk-Kri­ti­ker ver­ur­tei­len Men­schen für das, was sie sind: ho­mo­se­xu­ell.

Die »Maisch­ber­ger«-Kri­ti­ker ver­ur­tei­len Men­schen für das, was sie tun: Ho­mo­se­xu­el­le dis­kri­mi­nie­ren.

Das ist nicht das­sel­be. Das hat nicht die­sel­be Qua­li­tät. Ob­jek­tiv nicht.

Wir kön­nen dar­über strei­ten, was der rich­ti­ge Um­gang mit Men­schen wie Bir­git Kel­le und Hart­mut Steeb ist. Ob ihre Po­si­tio­nen rich­tig sind oder we­nigs­tens sa­tis­fak­ti­ons­fä­hig oder nicht. Wir kön­nen dar­über strei­ten, ob die Schmä­hun­gen, de­nen sie aus­ge­setzt wa­ren, an­ge­mes­sen oder über­trie­ben wa­ren. Aber Ge­gen­stand der Dis­kus­si­on ist, wel­che Po­si­tio­nen sie ver­tre­ten.

Wir kön­nen auch über dar­über strei­ten, ob die Kri­tik an Maisch­ber­ger be­rech­tigt war. Sie ent­zün­de­te sich vor al­lem an der Art, wie sich ihre Re­dak­ti­on im Vor­feld die The­sen der Ver­fech­ter ei­ner ver­meint­lich tra­di­tio­nel­len Mo­ral zu ei­gen mach­te.

Es sind An­grif­fe dar­auf, wie Men­schen han­deln und wel­che Po­si­tio­nen sie ver­tre­ten. Das ist die eine Sei­te.

Und die an­de­re Sei­te sagt: Ihr seid we­ni­ger wert, weil ihr les­bisch oder schwul seid. Ihr seid krank. Eure Lie­be müss­te man ver­bie­ten (wie es in vie­len Län­dern ge­schieht). Es sind An­grif­fe auf die Iden­ti­tät von Men­schen.

Das ist nicht das­sel­be. Das sind nicht zwei gleich­ar­ti­ge Ex­tre­me, hier die über­trie­be­nen Schwu­len­has­ser, da die über­trie­be­nen Schwu­len­freun­de. Es sind zwei völ­lig un­ter­schied­li­che Ar­ten von An­grif­fen.

Nicht für San­dra Maisch­ber­ger. Sie prä­sen­tier­te ver­meint­lich schlim­me Zi­ta­te von bei­den Sei­ten und war scho­ckiert über die Wahl der Wor­te, auf bei­den Sei­ten.

(Ich wüss­te gern, was an dem zwei­ten Zi­tat der Maisch­ber­ger-Kri­ti­ker über­haupt pro­ble­ma­tisch ist, aber um das zu ver­ste­hen, muss man viel­leicht in ei­ner Re­dak­ti­on ar­bei­ten, die es tat­säch­lich zu­nächst un­pro­ble­ma­tisch fand, der Sen­dung den Ti­tel zu ge­ben: »Ho­mo­se­xua­li­tät auf dem Lehr­plan: Droht die mo­ra­li­sche Um­er­zie­hung?« Es gab da in der Sen­dung selbst nicht den Hauch ei­ner An­deu­tung von Ein­sicht, war­um das hei­kel sein könn­te, oder gar Selbst­kri­tik.)

Ich hal­te den »Wald­schlöss­chen-Ap­pell ge­gen die Ver­harm­lo­sung ho­mo­se­xua­li­täts­feind­li­cher Dif­fa­mie­run­gen«, wie ge­sagt, für pro­ble­ma­tisch. Weil man ihn so ver­ste­hen kann, als soll­ten be­stimm­te, miss­lie­bi­ge Po­si­tio­nen aus der öf­fent­li­chen De­bat­te aus­ge­schlos­sen wer­den. Aber er hat das Ziel, ge­nau das zu ver­hin­dern, was bei Maisch­ber­ger nicht nur pas­sier­te, son­dern von der Mo­de­ra­to­rin auch noch ak­tiv ge­för­dert wur­de: Dass der Ein­druck ent­steht, Dis­kri­mi­nie­rung von Min­der­hei­ten und Nicht-Dis­kri­mi­nie­rung von Min­der­hei­ten sei­en zwei gleich­wer­ti­ge Po­si­tio­nen oder »Mei­nun­gen«, die man in ei­nem Du­ell ge­gen­ein­an­der an­tre­ten las­sen kann. Als sei »zu schwu­len­freund­lich« ein na­tür­li­cher und sinn­vol­ler Ge­gen­satz zu »zu schwu­len­feind­lich« und das ge­sun­de Maß ir­gend­was in der Mit­te. Und als sei nicht »schwu­len­feind­lich« an sich schon eine Hal­tung, die im öf­fent­li­chen Dis­kurs so in­ak­zep­ta­bel sein soll­te wie »aus­län­der­feind­lich«, »frau­en­feind­lich« oder »schwar­zen­feind­lich«, ohne dass man sie über­haupt stei­gern müss­te.

Und so bleibt von die­ser ARD-Talk­show dank San­dra Maisch­ber­ger die Bot­schaft, dass wir es nicht über­trei­ben soll­ten: Nicht mit der Ak­zep­tanz von Schwu­len und Les­ben und nicht mit ih­rer Ab­leh­nung.

Und wenn Sie die­sen letz­ten Satz für sinn­los hal­ten, dann ha­ben Sie es schwer in der Re­dak­ti­on von San­dra Maisch­ber­ger, die je­den Diens­tag im öf­fent­lich-recht­li­chen Rund­funk in Deutsch­land eine Talk­show mo­de­riert.


Po­li­tisch kor­rek­ter Schwanz­ver­gleich auf my­b­log.de

Stefan Niggemeier

Ges­tern schrieb mir Nico Wil­fer, der my­b­log.de-Ver­ant­wort­li­che, er wer­de im Zu­sam­men­hang mit den Vor­wür­fen ge­gen „Po­li­ti­cal­ly In­cor­rect“ noch die Ge­ne­rie­rung der Lis­te der „meist­ge­le­se­nen Web­logs ges­tern“ auf my­b­log.de über­ar­bei­ten las­sen. Erst heu­te weiß ich, was er da­mit mein­te: „Po­li­ti­cal­ly In­cor­rect“ ist nicht mehr in die­ser Lis­te ver­tre­ten. Ges­tern war das Blog noch auf Platz 1, heu­te ist es nicht mal mehr un­ter den Top 100.

Ich gehe da­von aus, dass das nicht den Tat­sa­chen ent­spricht. Dass „PI“ nicht plötz­lich all sei­ne Le­ser ver­lo­ren hat, im Ge­gen­teil. Nun ist es na­tür­lich ein Ef­fekt sol­cher Charts, die­je­ni­gen, die ganz oben ste­hen, noch wei­ter zu pu­shen – und in­so­fern könn­te man sa­gen, ist es ein gu­ter Ef­fekt, dass „PI“ auf die­se Wei­se kei­nen wei­te­ren Zu­lauf be­kommt.

Trotz­dem fin­de ich das heuch­le­risch, falsch und un­de­mo­kra­tisch: Ent­we­der „PI“ hält sich an die AGBs von my­b­log.de (und das Ge­setz), dann hat „PI“ je­des Recht, in der Lis­te der meist­be­such­ten Blogs an ge­nau der Stel­le auf­zu­tau­chen, die sei­nen Be­su­cher­zah­len ent­spricht. Oder „PI“ hält sich nicht an die AGBs von my­b­log.de (und das Ge­setz), dann hat es nicht nur in der Lis­te nichts zu su­chen, son­dern über­haupt bei my­b­log.de nicht.

my­b­log.de ver­heim­licht die Tat­sa­che, wel­ches Blog ihm den meis­ten Traf­fic ver­schafft, um nicht als Blog-Netz­werk der Rechts­extre­men, Idio­ten und Un­de­mo­kra­ten dar­zu­ste­hen, aber wei­ter von den Rechts­extre­men, Idio­ten und Un­de­mo­kra­ten pro­fi­tie­ren zu kön­nen. Ver­lo­ge­ner geht’s nicht mehr.


Mit­bring­sel

Stefan Niggemeier

qua­si als ver­spä­te­tes Gast­ge­schenk fürs Hier­blog­gen­las­sen

(Meers­burg am Bo­den­see)

Hass (up­date)

Stefan Niggemeier

Das Foto, das ein ge­wis­ser Pau­le von ei­nem bär­ti­gen Fa­mi­li­en­va­ter und sei­ner ver­schlei­er­ten Frau in der Schwe­be­bahn ge­macht hat, ist nicht mehr on­line. my­b­log.de hat die­ses Bild und alle an­de­ren aus dem kon­kre­ten Ein­trag bei „Po­li­ti­cal­ly In­cor­rect“ ent­fernt, weil es zwei­fels­frei ei­nen Ver­stoß ge­gen das Recht am ei­ge­nen Bild dar­stel­le (§ 22 Kunst­UrhG). Das er­gibt sich schon aus der Be­schrei­bung des Fo­to­gra­fen selbst: „Das obe­re Bild habe ich beim Aus­stei­gen ge­macht, so dass die nicht er­war­tet ha­ben, daß man sie fo­to­gra­fiert.“

Ich hat­te beim my­b­log.de-Ver­ant­wort­li­chen Nico Wil­fer nach­ge­fragt, was sich ein bei ihm ge­hos­te­tes Blog denn noch zu Schul­den kom­men las­sen muss, um die Kün­di­gung zu be­kom­men. In den All­ge­mei­nen Ge­schäfts­bed­in­dun­gen heißt es ja im­mer­hin, dass kei­ne „dif­fa­mie­ren­den, ver­leum­de­ri­schen, be­lei­di­gen­den, be­dro­hen­den, volks­ver­het­zen­den oder ras­sis­ti­schen In­hal­te“ zu­läs­sig sei­en – das be­schreibt ei­gent­lich ge­nau das, wor­aus „Po­li­ti­cal­ly In­cor­rect“ be­steht. Nico Wil­fert ant­wor­te­te mir, es gebe fol­gen­de in­ter­ne Richt­li­ni­en bei my­b­log.de:

„1. Wird uns ein of­fen­sicht­li­cher Rechts­ver­stoß be­kannt, de­ak­ti­vie­ren wir den be­tref­fen­den Bei­trag/Kom­men­tar/Gäs­te­buch­ein­trag di­rekt und in­for­mie­ren den Au­tor dar­über -- oder, bei ‚we­ni­ger schlim­men’ Ver­stö­ßen -- wir ma­chen den Au­tor dar­auf auf­merk­sam, mit der Auf­la­ge, die Rechts­ver­stö­ße in­ner­halb von 24 oder 48 Stun­den zu be­sei­ti­gen
2. Kommt es sehr häu­fig zu of­fen­sicht­li­chen Rechts­ver­stö­ßen, sper­ren wir das Blog, nach ei­ner Vor­war­nung, die 48 Stun­den vor­her er­folgt, bzw. bit­ten den Au­tor, sich eine an­de­re Platt­form zu su­chen.
3. Bei ei­ner gan­zen Lis­te von Ver­stö­ßen le­gen wir die Lis­te dem Au­tor vor mit der Bit­te, sämt­li­che Ver­stö­ße in­ner­halb von 48 Stun­den zu ent­fer­nen. Tut er das nicht, de­ak­ti­vie­ren wir das Blog.
4. Dient ein Blog le­dig­lich il­le­ga­len Zwe­cken (mög­lich: Por­no-Blogs, Blogs aus­schließ­lich zur Be­lei­di­gung von Klas­sen­ka­me­ra­den), wird es um­ge­hend de­ak­ti­viert und der Au­tor be­nach­rich­tigt.“

Vor­wür­fe (zum Bei­spiel von Dr. Dean, blue­jax, Da­ni­el, Don Al­phon­so und vie­len an­de­ren), wo­nach my­b­log.de Be­schwer­den über „Po­li­ti­cal­ly In­cor­rect“ bis­lang im­mer igno­riert habe, sei­en falsch, sagt Nico:

„Es gab im kon­kre­ten Fall 1. äu­ßerst sel­ten Hin­wei­se auf mög­li­che Rechts­ver­stö­ße, von de­nen 2. die meis­ten nicht als kla­re Rechts­ver­stö­ße er­kennt­lich wa­ren. Wa­ren sie doch be­rech­tigt, ha­ben wir um­ge­hend re­agiert und die Tex­te oder wie in die­sem Fall Fo­tos ent­fernt. Es wa­ren nicht so vie­le Rechts­ver­stö­ße, dass wir bis­lang eine Schlie­ßung des ge­sam­ten Blogs für ge­recht­fer­tigt hal­ten. (...)

Wir for­dern üb­ri­gens auch in un­se­rem Im­pres­sum ex­pli­zit dazu auf, Rechts­ver­stö­ße an sup­port@my­b­log.de zu mel­den. Das be­tref­fen­de Web­log wer­den wir nun wei­ter­ge­hend prü­fen.“

Nico schreibt, ich sol­le ihm Zi­ta­te aus „Po­li­ti­cal­ly In­cor­rect“ zu­schi­cken, die die Gren­zen der Mei­nungs­frei­heit über­schrei­ten und rechts­wid­rig sein könn­ten, dann wer­de er der Sa­che nach­ge­hen. Des­halb mei­ne Bit­te an alle, die sich schon län­ger und gründ­li­cher mit der Sa­che be­schäf­ti­gen als ich: Schickt mir sol­che Zi­ta­te mit Quel­len­an­ga­be. Ich wer­de sie an Nico wei­ter­lei­ten. Und dann schau­en wir, ob et­was pas­siert.


Hass

Stefan Niggemeier

Der Pau­le aus Wup­per­tal hat jetzt mal ein Foto ge­macht von dem Feind. In der Wup­per­ta­ler Schwe­be­bahn ha­ben sie ge­ses­sen, Va­ter mit Voll­bart, Mut­ter und drei Kin­der ver­schlei­ert, klar: Is­la­mis­ten. Die woll­ten das nicht, klar, und ei­ni­ge Fo­tos, die er ge­macht hat, konn­te der Pau­le prak­tisch weg­wer­fen hin­ter­her, weil die Frau ihre Au­gen mit ih­ren Hän­den ver­deckt hat. Aber der Pau­le ist nicht blöd, und so hat er beim Aus­stei­gen noch mal die Ka­me­ra auf die El­tern ge­rich­tet, „so dass die nicht er­war­tet ha­ben, daß man sie fo­to­gra­fiert“. Das Foto hat er dann an den Ste­fan Her­re ge­schickt, der be­treibt „das po­li­tisch in­kor­rek­te Web­log in Deutsch­land“, das wird so­gar von be­kann­ten Ver­tre­tern des po­li­ti­schen In­kor­rek­tis­mus wie Hen­ryk M. Bro­der emp­foh­len. Und die­ser Ste­fan Her­re also hat das Foto von den bei­den Men­schen, die nicht fo­to­gra­fiert wer­den woll­ten, auf sei­ne Sei­te ge­stellt und aus der E-Mail von Paul zi­tiert. Er hat „Mehr Bur­kas und Bär­te in Wup­per­tal“ dar­über­ge­schrie­ben und sei­ne Le­ser auf­ge­for­dert, ihm ähn­li­che „aus­sa­ge­kräf­ti­ge Zu­sen­dun­gen“ zu­kom­men zu las­sen.

Es gab dann in den Kom­men­ta­ren ein paar ver­ein­zel­te kri­ti­sche Stim­men, ob das nicht und­freund­lich oder gar ver­bo­ten sei, Leu­te ge­gen ih­ren Wil­len zu fo­to­gra­fie­ren und das dann zu ver­öf­fent­li­chen. Aber ers­tens sind die ja selbst schuld, wenn sie sich ver­schlei­ern und nicht ra­sie­ren und so. Und zwei­tens kann man die­se Is­la­mis­ten doch eh nicht aus­ein­an­der­hal­ten, des­halb ha­ben sie auch kein Recht am ei­ge­nen Bild: „zu­min­dest ver­schlei­er­te frau­en darf man auf­neh­men wo und wann man will, da sie nicht als in­di­vi­du­en er­kenn­bar sind.“

Die Dis­kus­si­on da­nach ist ein­drucks­voll. Das Syn­onym für Deut­sche lau­tet „‚nor­ma­le’ Ein­woh­ner“, Aus­län­der sind Kri­mi­nel­le und Schlä­ger. Über das Foto, das – wie ge­sagt – nichts wei­ter zeigt als ei­nen bär­ti­gen Mann und eine ver­schlei­er­te Frau, die in der Schwe­be­bahn sit­zen, schreibt je­mand: „Eine Ge­sell­schaft, die sich das bie­ten lässt, ist selbst schuld, wenn sie un­ter­geht.“ Und ein an­de­rer: „Al­lei­ne wenn ich mir die­sen Ty­pen auf dem Bild an­se­he,kann es ja wohl nicht ver­kehrt sein, wenn sein Bild ir­gend­wo ge­spei­chert bleibt. Denn so­was, wie der, passt zu­min­dest von der Op­tik ge­nau in das Ras­ter de­rer, die Flug­zeu­ge klau­en U-Bah­nen ind die Luft ja­gen usw. (...)“ Und ein drit­ter: „(...) wer­de ich wei­ter­hin ver­su­chen un­se­ren Mos­le­mi­schen ‚Freun­den’ [Feu­er] un­term Hi[n]tern zu ma­chen (...)“ Ei­ner schreibt von den „Sä­cken“ und tut es so, dass nicht ganz klar ist, ob er da­mit die Bur­kas meint oder die Mos­lems.

Noch be­ein­dru­cken­der als den Frem­den­hass an sich fand ich zu­nächst den Stolz, mit dem er hier zur Schau ge­stellt wird, ge­le­gent­lich noch als Ver­tei­di­gung der De­mo­kra­tie ver­brämt. Aber das liegt si­cher nur an mei­ner Nai­vi­tät, denn be­stimmt kommt der Frem­den­hass schon längst be­vor­zugt in die­ser Form da­her: nicht ver­druckst, la­tent, un­ter­schwel­lig, son­dern mit der Fan­fa­re: Wir ret­ten das Land, das Volk, die De­mo­kra­tie! Das ko­ket­te mo­di­sche La­bel „po­li­tisch un­kor­rekt“ ist ein Mar­ken­zei­chen da­für: Man hält sich na­tür­lich für po­li­tisch kor­rekt und gibt sich als un­ter­drück­te Min­der­heit - so als hät­te man nicht zum Bei­spiel die mit Ab­stand größ­te deut­sche Ta­ges­zei­tung auf sei­ner Sei­te. Und wo­mög­lich den Volks­zorn ei­ner schwei­gen­den Mehr­heit.

Vie­le Kom­men­ta­re sind von him­mel­schrei­en­der Ah­nungs­lo­sig­keit. Als ei­ner meint, dass der Ab­druck von Fo­tos, die ohne Ein­wil­li­gung ent­stan­den sind, doch ver­bo­ten sei, ant­wor­tet ein an­de­rer: „Nein - nur die kom­mer­zi­el­le Nut­zung wäre ver­bo­ten.“ Hey, das stimmt zwar nicht, klingt aber su­per sou­ve­rän. Wo­her der Hass kommt, das kann ich theo­re­tisch noch nach­voll­zie­hen. Aber wo­her neh­men die­se Leu­te das Selbst­be­wusst­sein, ne­ben ih­rer Men­schen­ver­ach­tung auch ihre Dumm­heit so de­mons­tra­tiv zur Schau zu stel­len?

Der Pau­le ist un­ter­des­sen be­stimmt schon wie­der mit sei­ner Ka­me­ra un­ter­wegs und kämpft für eine bart­lo­se Ge­sell­schaft. Viel­leicht hat er die Ka­me­ra auch weg­ge­legt und macht den Mos­lems schon Feu­er un­term Hin­tern. Ei­ner muss es ja tun.

[Up­date hier]


raus­ge­goo­gelt?

Stefan Niggemeier

Viel­leicht kann ich den Lu­xus, ver­tre­tungs­wei­se über ein Blog mit Kom­men­tar­funk­ti­on (!) zu ver­fü­gen, mal nut­zen, um auf die Kom­pe­tenz der wir­res-Le­ser­schaft zu­rück­zu­grei­fen:

Seit ganz kur­zem taucht BILD­blog nicht mehr un­ter den ers­ten Tref­fern auf, wenn man nach „Bild“ goo­gelt. Vor­ges­tern noch wa­ren wir der zwei­te Tref­fer (gleich nach „Bild“ selbst), im Mo­ment tau­chen wir nicht mal un­ter den ers­ten 100 Tref­fern auf (wei­ter habe ich nicht ge­sucht). Un­ser Pa­ge­rank ist, so­weit ich das er­ken­nen kann, un­ver­än­dert. Was ist da pas­siert?


In me­mo­ri­am

Stefan Niggemeier

Eli­sa­beth Volk­mann

Tu­ri & Fon­si

Stefan Niggemeier

Von Paul Watz­la­wik stammt der be­kann­te Satz: „Man kann in ei­ner so­zia­len Si­tua­ti­on nicht nicht-kom­mu­ni­zie­ren.“

In Blogs ver­schärft sich die Lage dra­ma­tisch. Hier gilt der nicht so be­kann­te Satz: „Man kann in Blogs nicht nicht-kom­men­tie­ren.“

Die Mög­lich­keit, je­man­den, den man für drin­gend igno­rie­rens­wert hält, ein­fach zu igno­rie­ren, exis­tiert hier nicht. Statt­des­sen schreibt man in sein Blog, war­um je­mand drin­gend igno­riert wer­den soll­te, und igno­riert ihn also nicht. Es folgt eine län­ge­re Kom­men­tar­schlacht, in der es wie­der­um un­mög­lich ist, ver­nach­läs­si­gens­wer­te Be­mer­kun­gen ein­fach zu ver­nach­läs­si­gen. Bes­ten­falls wer­den aus be­son­ders ab­we­gi­gen Dis­kus­sio­nen Me­ta­dis­kus­sio­nen über ihre Ab­we­gig­keit.

Es scheint kei­ne [igno­re]-Funk­ti­on im Netz zu ge­ben.

Bei der „Tier-Nan­ny“ im Fern­se­hen sieht man fast jede Wo­che, dass es nicht hilft, das Ver­hal­ten ei­ner kläf­fen­de Töle zu än­dern, in dem man sie am Hals­band zieht, an­brüllt, schlägt, tritt, ein­sperrt, mit ihr schimpft, ihr das Spiel­zeug oder das Fres­sen weg­nimmt. Das ein­zi­ge, was ko­mi­scher­wei­se fast im­mer hilft, je­den­falls bei der „Tier-Nan­ny“ im Fern­se­hen: sie nicht be­ach­ten. (Die Töle, nicht die „Tier-Nan­ny“.)

Men­schen sind nicht gut dar­in, und Blog­ger kön­nen es gar nicht. Ich auch nicht. Des­halb ist auch dies ei­ner die­ser Mil­lio­nen Ein­trä­ge, die ei­gent­lich nicht ge­schrie­ben wer­den soll­ten, weil sie nur Auf­for­de­rung zum Igno­rie­ren sind und das Ge­gen­teil tun und er­rei­chen. Aber ich trös­te mich da­mit, dass ix auch nie sei­ne Klap­pe hal­ten kann, wenn es bes­ser wäre zu schwei­gen, und auch et­was dazu ge­bloggt hät­te, nur wahr­schein­lich kür­zer und wit­zi­ger.

Und jetzt kommt, was ich im­mer schon mal schrei­ben woll­te: ein Dis­clai­mer. Nein, gleich zwei.

1.) Ich habe Ende der 90er Jah­re als frei­er Mit­ar­bei­ter für den „Kress Re­port“ ge­ar­bei­tet, als Pe­ter Turi dort Chef war. 1999 habe ich ge­kün­digt und war nicht un­glück­lich, in der Zeit da­nach un­ge­fähr nichts mit Pe­ter Turi zu tun ge­habt zu ha­ben.
2.) Ich habe im Som­mer 2004 im Zu­sam­men­hang mit ei­nem Ar­ti­kel, den ich über die „Net­zei­tung“ ge­schrie­ben habe, und der nach­fol­gen­den, lan­gen und hef­ti­gen ju­ris­ti­schen Aus­ein­an­der­set­zung sehr un­an­ge­neh­me Er­fah­run­gen mit Rai­ner Mey­er Don Al­phon­so ge­macht, der sich ei­nen Kör­per mit Don Al­phon­so Rai­ner Mey­er teilt.

Turi und Fon­si mö­gen sich nicht. Wenn die bei­den öf­fent­lich mit Förm­chen auf­ein­an­der wer­fen oder sich an den Haa­ren zie­hen, weiß ich nicht, wen ich ge­win­nen se­hen möch­te. Ei­gent­lich wäre dann die nor­ma­le Re­ak­ti­on, weg­zu­gu­cken – die Freu­de und Span­nung beim Ver­fol­gen ei­nes Wett­kamp­fes ent­steht doch auch vor al­lem da­durch, dass man ei­ner Sei­te die Dau­men drückt. Oder na­tür­lich da­durch, sich ganz all­ge­mein an der Tech­nik, dem Ta­lent, der Kunst der Wett­kämp­fen­den zu er­freu­en – aber da­von kann hier wirk­lich kei­ne Rede sein.

Nein, ich weiß nicht, war­um ich mir das im­mer wie­der an­gu­cke und durch­le­se, wenn die sich mit­ein­an­der kab­beln. Das ist ein ge­ne­ti­scher De­fekt von mir: Ich kann auch nicht um­schal­ten, wenn mich auf Neun Live zu­ge­koks­te Mo­de­ra­to­ren an­brül­len, dass der Hot But­ton je­den Au­gen­blick zu­schla­gen kann und die Uhr nicht auf Null läuft. Das ist die­ser be­kann­te Ef­fekt, den Blick nicht von über­fah­re­nen Tie­ren am Stra­ßen­rand ab­wen­den zu kön­nen. Je­den­falls: Ich les mir das al­les durch, und das ist na­tür­lich mei­ne ei­ge­ne Schuld und die von nie­man­dem sonst.

Und, ja, ich kann es ver­ste­hen, dass man ir­gend­wann denkt, man müs­se das end­gül­tig ver­nich­ten­de Fon­si-Stück auf­schrei­ben, dem Ter­ror, der aus je­der Dis­kus­si­on ei­nen Brüll­wett­be­werb macht, end­lich ein Ende set­zen, die­ses auf­ge­bla­se­ne, wich­tig­tue­ri­sche, selbst­ge­fäl­li­ge… oh, ich ver­zet­tel’ mich. Ich kann den Ge­dan­ken gut nach­voll­zie­hen. Ein­mal, ein ein­zi­ges Mal, habe ich es ge­schafft, Fon­si auf eine län­ge­re Mail nur zu ant­wor­ten: „Nein, dis­ku­tie­ren woll­te ich mit Ih­nen nicht.“ Da war ich ziem­lich stolz auf mich. Naja, ein ein­zi­ges Mal. Und nun kriegt er hier schon wie­der x Zei­len.

Aber wenn ich es dann schrie­be, das gro­ße Fon­si-Ab­rech­nungs­stück, dann hät­te ich mir im Ge­gen­satz zu Pe­ter Turi bes­se­re Be­schimp­fun­gen über­legt als die, die ich vom Schul­hof ken­ne: „er ist nur Rai­ner Mey­er: gro­ßes M* * * und klei­ne E* * *“. Oder den längst tot­zi­tier­ten und da­durch poin­ten- und geist­frei­en Satz: „Kei­ner ist un­nütz auf Got­tes schö­ner Erde - er kann im­mer noch als ab­schre­cken­des Bei­spiel die­nen.“ Ich hät­te mir bes­se­re Ar­gu­men­te ge­sucht, als das, dass Fon­sis Buch in­zwi­schen auch ge­braucht ver­kauft wird und sich an­de­re Bü­cher bes­ser ver­kauft ha­ben. Und vor al­lem hät­te ich vor­her re­cher­chiert, was Rai­ner Mey­er nun tat­säch­lich ge­macht hat bei und mit dem „Auf­bau“ und was nicht. Ich hät­te, kurz ge­sagt: noch ein­mal drü­ber ge­schla­fen, be­vor ich die rei­ne ge­ron­ne­ne Wut in all ih­rer Dumm­heit, die Wut so an sich hat, in mein Blog ge­kippt hät­te. Und wenn ich schlau ge­we­sen wäre, hät­te ich am nächs­ten Tag gar nichts über Rai­ner Mey­er ge­schrie­ben. Und wenn ich we­ni­ger schlau ge­we­sen wäre, hät­te ich mei­nen Text noch ein­mal kri­tisch durch­ge­le­sen und dann erst ge­bloggt.

Aber, ja: Das wäre nicht Blog­gen. Blog­gen ist Schrei­ben ohne noch­mal drü­ber schla­fen. Oder, im Fall von Turi und Fon­si: Schrei­ben ohne nach­den­ken.

Fon­si hät­te tat­säch­lich ein paar Punk­te bei mir gut­ma­chen kön­nen (nicht dass ihn das in­ter­es­siert, bei mir Punk­te gut­zu­ma­chen), wenn er aus die­sem Blog­ein­trag bei Turi den ver­mut­lich ein­zi­gen Blog­ein­trag über­haupt ge­macht hät­te, in dem er vor­kommt, aber sich nicht zu Wort mel­det. Aber das kann er nicht. Wenn man ihn ei­nen all­ge­gen­wär­ti­gen Rum­kra­kee­ler nennt, kommt er so­fort und kra­keelt rum. Turi nennt ihn ei­nen Pro­zess­han­sel, und Fon­si droht mit An­wäl­ten! Glaubt, dass man Stra­fe zah­len muss, wenn man aus sei­nem 416-Sei­ten-Werk zwei klei­ne Ab­sät­ze zi­tiert! Be­schimpft Turi als „Plei­tier“, was er schon so oft ge­macht hat, dass es ihn selbst schon lang­wei­len müss­te. Aber das ist ein Hass­text­bau­stein, der muss dann raus, so wie „Web2.0“ oder „Pro­Blog­ger“ oder „New Eco­no­my“. Und auch das ist noch nicht ge­nug, Fon­si muss auch noch in sei­nem ei­ge­nen Blog eine Sze­ne er­fin­den, die mit all ih­rer wich­tig­tue­ri­schen Ver­schwur­belt­heit noch je­den Vor­wurf von Turi be­stä­tigt.

Und das Schlimms­te: Ak­tu­ell ste­hen un­ter den bei­den Ein­trä­gen zu­sam­men 46 Kom­men­ta­re von Leu­ten, die nicht es nicht schaff­ten, das Elend nicht zu kom­men­tie­ren. Man müss­te klei­ne Blog­schutz­po­li­zis­ten an die­sen Ein­trä­gen auf­stel­len, die die Schau­lus­ti­gen ver­scheu­chen: „Ge­hen Sie wei­ter, hier gibt es nichts zu se­hen!“ Aber nein, man steht da, starrt auf das über­fah­re­ne Tier am Stra­ßen­rand und dar­auf, wie sich zwei Men­schen vol­ler Stolz in al­ler Öf­fent­lich­keit zu Kom­plett­dep­pen ma­chen, und schreibt auch noch gan­ze Blog­ein­trä­ge dar­über.


„und“

Stefan Niggemeier

Am Ein­gang ei­ner Buch­hand­lung in Oberstorf. Foto: Arne S.

Ich mal das hier mal grün

Stefan Niggemeier

Ich hät­te dann noch ein Wört­chen zu re­den mit dem Men­schen, der für die „ADAC Län­der­Kar­te Ber­lin und Bran­den­burg“ die Ent­schei­dun­gen ver­ant­wor­te­te, an wel­che Stra­ßen die grü­nen Stri­che kom­men, die sie zur „land­schaft­lich schö­nen Stre­cke“ auf­wer­ten. Das ist, wenn man so ei­nen Wo­chen­end­aus­flug macht, ja kei­ne ganz un­wich­ti­ge In­for­ma­ti­on: Man guckt sich in ei­nem Rei­se­füh­rer zwei, drei schö­ne Zie­le aus und ver­sucht sie so mit­ein­an­der zu ver­bin­den, dass man mög­lichst vie­le grün mar­kier­te Stra­ßen be­nutzt. So ma­che ich das je­den­falls.

Und ich habe mich im­mer schon da­für in­ter­es­siert, wer das ei­gent­lich ent­schei­det, ob eine Stre­cke „land­schaft­lich schön“ ist oder nicht. Gibt es da Stra­ßen­tes­ter, die kri­tisch die Stre­cken ab­fah­ren und sich No­ti­zen ma­chen? Gibt es stren­ge Kri­te­ri­en: kei­ne grü­ne Mar­kie­rung bei mehr als drei Wind­rä­dern in Sicht­wei­te? Gibt es re­gio­na­le Un­ter­schie­de: Ist es im un­auf­re­gen­den fla­chen Ham­bur­ger Um­land leich­ter für eine Stra­ße, grün mar­kiert zu wer­den, als in der oh­ne­hin sa­gen­haf­ten Säch­si­schen Schweiz, in der ei­gent­lich jede Stra­ße grün mar­kiert wer­den müss­te, wenn man die Maß­stä­be des Ham­bur­ger Um­lan­des an­legt? Und darf je­der Kar­ten­ver­lag selbst ent­schei­den, wel­che Stre­cken er „land­schaft­lich schön“ nennt und wel­che nicht, oder gibt es eine staat­li­che Stre­cken-Mar­kie­rungs-Kom­mis­si­on, die in ei­nem lan­gen bü­ro­kra­ti­schen Pro­zess über Grün oder Nicht-Grün ent­schei­det?

Je­den­falls ha­ben wir am letz­ten Wo­chen­en­de süd­öst­lich von Ber­lin eine Wei­le ge­braucht, bis wir ge­merkt ha­ben, dass der Mensch, der für die grü­nen Mar­kie­run­gen in un­se­rer Kar­te ver­ant­wort­lich war, of­fen­bar we­nig mit den schö­nen, hü­ge­li­gen, ab­wechs­lungs­rei­chen Land­stra­ßen im Land­kreis Oder-Spree an­fan­gen konn­te, aber je­den ein­tö­ni­gen Na­del­baum­wald rechts und links der Stra­ße Grund ge­nug fand, sie grün zu mar­kie­ren. Und seit­dem fra­ge ich mich, ob der Mann wirk­lich nichts gei­ler fin­det, als ki­lo­me­ter­lang schnur­ge­ra­de an Baum-Mo­no­kul­tu­ren vor­bei­zu­fah­ren. Oder ob sich da ein Ab­grund an Kor­rup­ti­on auf­tut und ein paar cle­ve­re Bür­ger­meis­ter und Gas­tro­no­men in der Ge­gend ein­fach wis­sen, wie hilf­reich es für das Ge­schäft (und den tou­ris­ti­schen Durch­gangs­ver­kehr) sein kann, wenn man so ei­nem Stre­cken­tes­ter und Grün­mar­kie­rer ein­fach ein paar Jung­frau­en aus dem Dorf op­fert zur Ver­fü­gung stellt.

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Sym­bol­fo­to

Stefan Niggemeier

Fra­ge: Wel­ches The­ma ha­ben die Leu­te von sued­deut­sche.de mit die­sem Foto be­bil­dert?

a) Ärz­te ra­ten Men­schen mit Wurst­fin­gern von Lap­tops ab.
b) Blin­de DJs.
c) Frosch­men­schen er­obern das In­ter­net.
d) Stif­tung Wa­ren­test warnt vor bil­li­gen Fo­to­la­bo­ren.
e) Schleich­wer­bung be­droht die Glaub­wür­dig­keit von Blogs.

Na?

Kla­re Sa­che: e). Und un­ter das Foto, das fast so viel Platz ein­nimmt wie der gan­ze Ar­ti­kel, ha­ben die Pro­fis von der Süd­deut­schen als Bild­text zur Er­klä­rung ge­schrie­ben:

Mei­nung - zum Grei­fen nah.

Und ir­gend­wann, wenn alle „Frei­zeit­schrei­ber“ ihre Glaub­wür­dig­keit lan­ge an die „Mar­ke­ting-Fuz­zis“ ver­kauft ha­ben, wird man auch bei der Süd­deut­schen eine ty­po­gra­phi­sche Mög­lich­keit ent­de­cken, An­füh­rungs­zei­chen un­ten zu set­zen, ohne müh­sam klei­ne Frucht­flie­gen da­für ab­rich­ten zu müs­sen, sich schräg ne­ben­ein­an­der vor die Buch­sta­ben zu le­gen.


Oben oh­ne

Stefan Niggemeier

Ver­gan­ge­nes Wo­chen­en­de hat­te ich ein Ca­brio ge­mie­tet. Seit­dem weiß ich, dass es ein Irr­glau­be ist, sich beim Ca­brio­fah­ren zwi­schen Ver­deck-Auf und Kli­ma­an­la­ge-An ent­schei­den zu müs­sen. Geht bei­des. Die Kli­ma­an­la­ge pus­tet die Füße ei­sig, der Fahrt­wind den Kopf, und man schwitzt dann nur noch ein biss­chen in der Mit­te.

Wirk­lich ner­vig am Ca­brio­fah­ren sind nur die Leu­te, die ei­nem beim mes­ser­schar­fen Vor­bei­schram­men am vor­de­ren Auto aus den Stra­ßen­ca­fés Din­ge zu­ru­fen wie: „Hin­ten wä­ren lo­cker noch drei Me­ter ge­we­sen.“ (Ich fra­ge mich, ob mir die Men­schen so­was im­mer zu­ru­fen, wenn ich ein­par­ke, und ich das nur sonst nur nicht höre.)


Dop­pel­gän­ger

Stefan Niggemeier

Ge­ra­de Je­sus ge­trof­fen. Sagt, er wäre schon wie­der auf der Stra­ße mit Sa­scha Lobo ver­wech­selt wor­den!


Fnoptsch!

Stefan Niggemeier

Ich hab so­gar nach Be­find­lich­keit ge­goo­gelt. Half al­les nichts. Ich glau­be, die ers­te Re­gel beim Be­find­lich­keits­blog­gen ist, die in­ne­re Stim­me aus­zu­stel­len, die fragt: Und wen soll das in­ter­es­sie­ren? Ha­ben das nicht alle an­de­ren schon auf­ge­schrie­ben, und bes­ser? (Oder lau­tet die ers­te Re­gel beim Be­find­lich­keitblog­gen, al­les, was die in­ne­re Stim­me sagt, auf­zu­schrei­ben? Schwie­rig.)

Aber da der Ur­laubs­ver­tre­tungs­prak­ti­kan­ten­kol­le­ge ge­nau den Be­griff in sei­nem ers­ten Bei­trag er­wähnt hat, über den ich auch ge­schrie­ben hät­te, wenn ich mich nicht ge­fragt hät­te: Wen soll das in­ter­es­sie­ren? Ha­ben das nicht alle ... Also, je­den­falls: Flip­flops.

Ich fin­de ja, dass schon das Tra­gen von San­da­len eine be­wuss­te Ver­wei­ge­rung ge­gen­über dem zi­vi­li­sa­to­ri­schen Fort­schritt dar­stellt, etwa als wür­de man der Evo­lu­ti­on den Stin­ke­fin­ger zei­gen. Ich bin mir (nach meh­re­ren Dis­kus­sio­nen mit San­da­len­trä­gern) schmerz­haft be­wusst, dass mir in die­ser Sa­che sach­li­che Ar­gu­men­te feh­len, aber das ist mir al­les egal: San­da­len sind ek­lig. Ja, auch in der von wei­ten Tei­len der Ge­sell­schaft ak­zep­tier­ten Va­ri­an­te ohne So­cken. Rie­men um nack­te Füße: Buäh.

Und dann Flip­flops. Es ist nicht nur, dass ich Flip­flops has­se wie alle an­de­ren San­da­len. Ich ver­ste­he sie auch nicht. Ich habe das vage Ge­fühl, dass Flip­flops so­was sind wie San­da­len mit Ab­sicht. Also: nicht nur aus Not­wehr ge­gen die Hit­ze ge­tra­gen, son­dern ex­tra.

Ist das so?

Ich wüß­te es ger­ne. Ich wüß­te vor al­lem ger­ne, ob die Leu­te, die Flip­flops tra­gen, das Ge­räusch, das sie ma­chen (und das gar nicht so nied­lich klingt, wie ihr Name sug­ge­riert, son­dern -- je­den­falls bei Schweiß­fü­ßen -- eher ein fie­ses Fnoptsch! ist), ob sie also die­ses ewi­ge Fnoptsch! Fnoptsch! Fnoptsch! ei­ni­ger­ma­ßen be­schämt als Preis für Freie Füße er­tra­gen. Oder ob auch das Teil des Flip­flop-Stol­zes ist, so etwa: „Ja­wohl, mei­ne Füße ma­chen beim Ge­hen lau­te schmat­zen­de Ge­räu­sche, weil sie in Flip­flops ste­cken, und das ist auch gut so“?

Schön üb­ri­gens, dass die Wi­ki­pe­dia beim The­ma Flip­flops von ih­rem Neu­tra­li­täts-Grund­satz ab­weicht und das Elend die­ses Som­mers und der dar­aus re­sul­tie­ren­den Schuh­mo­de sehr tref­fend zu­sam­men­fasst:

Seit die­ser San­da­len­typ in Mas­sen pro­du­ziert wird, sieht man Flip-Flops ver­mehrt auch an den Fü­ßen sehr ar­mer Men­schen in vie­len kli­ma­tisch war­men Tei­len der Welt.
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„Te­le­text“ aus der F.A.S. vom 23.10.2005

Stefan Niggemeier

[nicht nur die f.a.s. be­dient sich mit klei­nen zi­ta­ten aus blogs, nicht nur die welt klaut druckt blog­tex­te, auch blogs be­die­nen sich in zei­tun­gen, in die­sem fall al­ler­dings mit freund­li­cher ge­neh­mi­gung des au­tors ste­fan nig­ge­mei­er.]

Was ist das: Steht vor der Ka­me­ra und lacht im­mer als ers­ter? Ein Fern­seh­ko­mi­ker.

Ge­ra­de hat­ten wir in Deutsch­land ge­lernt, lus­ti­ge Stel­len in Se­ri­en zu er­ken­nen, auch wenn sie nicht durch Ge­läch­ter vom Band mar­kiert wer­den, da fan­gen die Wit­ze­er­zäh­ler da­mit an! Der gro­ße Hu­mor­hand­wer­ker Rudi Car­rell hat nach ei­ner Poin­te mit un­be­weg­tem Knautsch­ge­sicht in eine an­de­re Rich­tung ge­guckt, ge­schwie­gen und ge­war­tet. Sei­ne jun­gen Nach­fol­ger zer­reißt es vor Be­geis­te­rung über die ei­ge­ne Wit­zig­keit.

Schuld muß Ste­fan Raab sein, der im­mer schon sei­ne ei­ge­nen Auf­trit­te aus­dau­ernd be­ki­chert hat, so wie Foz­zi Bär in der „Mup­pet Show“ mit of­fe­nem Maul im­mer bei­fall­hei­schend ins Pu­bli­kum nick­te. Raabs Epi­go­nen, die gan­zen El­tons und Ingo Ap­pelts und Ingo Osch­manns und Oli­ver Po­chers, ha­ben das of­fen­bar von ihm ab­ge­guckt. Das fei­xen­de Ge­sicht, der stot­tern­de Ö-ö-ö-Lach­mo­tor, und der Zu­schau­er weiß: Das war ge­ra­de lus­tig. Also, je­den­falls der Herr Po­cher fand das lus­tig. Selbst. Ja.

„An­klat­scher“ nennt man beim Fern­se­hen Leu­te, die da­für be­zahlt wer­den, an den rich­ti­gen Stel­len als ers­te Bei­fall zu spen­den, da­mit das Pu­bli­kum dann re­flex­ar­tig ein­stimmt. Die Fern­seh­ko­mi­ker von heu­te sind ihre ei­ge­nen An­la­cher. Nur Ha­rald Schmidt hat da­für je­mand an­de­res: Ma­nu­el And­rak, des­sen wich­tigs­te Auf­ga­be es ist, noch be­vor sein Meis­ter ei­nen Satz aus­ge­spro­chen hat, aus dem Off ein prus­ten­des „Tsmpf­chr-mpf­chr!“ er­klin­gen zu las­sen, oder, wenn es ganz be­son­ders lus­tig ist, ein wie­hern­des „Hja­ha­ja“.

Sehr un­lus­tig ist das. Und, nein, die­ser Text hat kei­ne Poin­te. Höhö. Ex­tra nicht.