semaglutid, tag 1
heute den ganzen tag (relativ) appetitlos gewesen — obwohl ich mir noch kein semaglutid gespritzt hatte. ich vermute die antizipation von veränderung, verändert bereits einen teil der routine. gestern habe ich hier von verzicht geschrieben und dass ich da eigentlich gar keine lust drauf habe. dabei kann ich eigentlich ganz gut verzichten. es kommt halt immer auf die situation an. ich kann gut auf alkohol verzichten wenn es kein kaltes weizenbier oder schottischer whisky ist. statt irgendwo irgendein bier zu trinken, genehmige ich mir meine dosis lieber zuhause, wo die qualität des produkts und das ambiente mir besser passt. speiseeis im sommer? lieber kein eis als ein mittelmässiges eis. spaghetti-eis hingegen geht immer. auf mcdonalds verzichte ich auch ungern, versuche es aber zu vermeiden in situationen zu kommen in denen ich gelegenheit habe überhaupt in ein mcdonslas rein zu gehen.
eigenartiger weise habe ich bei hamburger-fastfoodketten stillschwegend gewohnheiten entwickelt, die mich beim nachdenken selbst verwundern. ich bestelle nie mehr als einen burger, wenns mir danach ist mit pommes und einer cola light oder zero. ich komme gar nicht auf die idee mir mehr zu bestellen. deshalb ist bei mcdonalds natürlich der big mac mein lieblingsburger — weil ich ihn wie zwei burger essen kann und das auch grundsätzlich tue. bei burger king finde ich den whopper mit käse ok, aber nicht so gut wie den big mac. dafür mag ich die pommes bei burger king lieber, die ich auch immer nachsalze, weils (bei burger king) geht. diese gewohnheit nur einen burger/besuch zu essen habe ich seit mindestens meinem zivildienst. da sind wir einmal nachts mit heisshunger das autobahn mcdonalds gefahren und als moritz vier bigmac für sich bestellte, habe ich mich vor lachen nicht mehr eingekriegt. ich hielt das damals für einen der besten witze ever, den moritz auch bis zum ende durchzog und alles ratzeputze weg ass.
das teuflische an diesen fast-food ketten ist natürlich, dass sie häufig mit positiven assoziationen belegt sind. bei burger king muss ich an meinen ersten burger king burger ever als austauschschüler in seattle denken, oder an meine zeit in stuttgart, in der ich das ritual hatte sonntags die FAS zu kaufen und im burger king durchzulesen.
naja, jedenfalls ist mir das heute noch mal aufgefallen, verzicht hat natürlich ganz viel mit ritualen, gewohnheiten und antizipation zu tun, weshalb sich die wahrnehmung von verzicht wohl auch formen lässt.
am abend hab ich mir dann die erste spritze gesetzt. die bedienungsanleitung ist ein zwei quadratmeter grosses blatt. der „pen“ mit dem man sich spritzt, ist natürlich für den dümmsten anzunehmenden benutzer konstruiert. so wie heutzutage iphones und früher macs gestaltet waren. komplexe vorgänge hinter einfacher bedienung zu verstecken ist eine grosse kunst, die novo nordisk nicht beherrscht. im gegenteil, ozempic macht aus einem einfachen vorgang etwas kompliziertes — aber dafür vermeintlich sicheres. meine erinnerung mag mich trüben, aber als ich mir vor einigen jahren mal thrombose-spritzen in den bauch gehauen habe, war das sehr unkompliziert, auspacken, in den bauch spritzen, wegschmeissen, fertig. ozempic braucht zur erklärung der „pen“-funktionsweise 1,5 quadratmeter text und bild.
jedenfalls: injektion geglückt, ich merke nichts. zeit für ein diagram, das ist der verlauf meines gewichts in diesem jahr.
auch wenn ich mich eher sporadisch wiege, sieht man die tendenz zur stabilität um die 113 kilo. ausser ab anfang juli. da hatte ich eine erkältung und die beifahrerin schlug mir vor, dass ich meinen alkoholkonsum reduziere. normalerweise reagiere ich mit ignoranz auf solche vorschläge, aber ich wollte tatsächlich mal sehen, welche auswirkungen das hat. wie man sieht: keine umstellung der ernährung in kombination mit alkohol-reduzierung wirkt bei mir mit 100 bis 150 gramm gewichtsverlust/tag. den schlenker am ende des diagrams würde ich als aussreisser ansehen, die tendenz ging auch ohne spritze bereits leicht nach unten. auch gut zu wissen (für mich), alkoholfreies hefeweizen scheint weniger brennwert zu haben, also solches mit alkohol.
heute gabs übrigens rote bete pesto (rezept bei anke gröner) mit spaghettini. war sehr lecker und auch hier habe ich experimentiert (mind fuck). ich hatte noch eine geschichte, die mir meine hausärztin gestern erzählt hatte, im kopf: eine ihrer patientinnen teilte bei jeder mahzeit ihren teller in zwei hälften und ass nur die eine hälfte und warf die zweite weg. ich dachte: mal probieren wie ne halbe portion (na gut eine normalgrosse portion ohne nachschlag) sättigt, bzw. je weniger ich heute esse, desto mehr kann ich morgen beim frühstück noch davon essen. auch in er hundeerziehung ein beliebter trick, hunde daruf zu trainieren bedürfnisse auf später verschieben zu können, den ich jetzt an mir selbst probiere um kein verzichtsgefühl aufkommen zu lassen.
keine ahnung ob das schon das semaglutid ist oder mein selbstmanipulierter kopf: langsam bekomm ich hier beim schreiben wieder hunger — aber keinen appetit. whatever. erstmal bier jetzt.
hm, ja, BMI. ich hab heute mit 109 kg einen BMI von 32,2. um auf 27 zu kommen, müsste ich auf 91/92 kg runter. das ist mal ne ansage.