
[Werbung] Sonntags-Spaziergang ins Gewerbegebiet zum Dong Xuang Center in Lichtenberg, dank eines Tipps aus dem Berlin Special von @geomagazin #geospecial #geomagazin (mehr auf wirres.net)
[Werbung] Sonntags-Spaziergang ins Gewerbegebiet zum Dong Xuang Center in Lichtenberg, dank eines Tipps aus dem Berlin Special von @geomagazin #geospecial #geomagazin (mehr auf wirres.net)
Seit letzter Woche gibt’s die GEO Special Berlin im Handel. Gruner + Jahr hat mir ein Heft überlassen, um darin interessante Orte zu finden, die ich noch nicht kenne oder noch nicht als besuchenswert erkannt habe und darüber zu schreiben. Für diesen Artikel bekomme ich ein Honorar von Geo, deshalb versuche ich auch auf Gross- und Kleinschreibung zu achten.
In der GEO Special habe ich tatsächlich ein paar Orte gefunden, die ich noch nicht kannte und unbedingt besuchen möchte. Bei uns um die Ecke, zum Beispiel, gibt es die Preußische Spirituosen Manufactur (Seestrasse 13, psmberlin.de), die unter anderem Kräuterliköre herstellt. Sehr einladend sieht auch das Kaffeehaus Grozs in Charlottenburg aus (Kurfürstendamm 193/194), wo ich demnächst mal einen Kaffee trinken möchte.
Ich habe mich aber entschieden das Dong Xuan Center am Sonntag anzusehen. Laut des Tipps der „Berliner Kreativen“ Carl Jakob Haupt und David Kurt Karl Roth (beide, laut Bildunterschrift, 31 Jahre alt) auf Seite 101 der Geo Special, ist das Dong Xuan Center ein „Little Hanoi“, in dem „Vietnamesen alles von Kleidung bis zur besten Pho-Suppe“ verkaufen. Sonntags gehe ich immer gerne spazieren, also bin ich aus dem Wedding dorthin gelaufen. Google Maps gibt eine Laufzeit von zweieinhalb Stunden an, gedauert hat es dann aber dreieinhalb — auch weil ich noch ein paar kleine Umwege und Pausen gemacht habe.
Eigentlich wollte ich mir nämlich, obwohl er Sonntags geschlossen ist, den Showroom Geyersbach ansehen (Kopenhagener Strasse 17, geyersbach.com), in dem Ulf Geyersbach Altholz zu neuen Möbeln tischlert und die Ergebnisse dort zeigt. Eine Fehlbedienung meines Navigationssystems führte mich aber auf eine falsche Fährte, was ich erst an der Schönhauser Allee, Ecke Eberswalder Strasse merkte.
Das war aber auch OK, weil dort, wie im Heft beschrieben, ein Strassenmusiker stand und musizierte, auch wenn es nicht der im Heft portraitierte Geordie Little war. Ich mag die Ecke aber so oder so, weil dort wirklich immer sehr viel Leben herrscht, weil es an der Ecke guten Kaffee gibt (Impala), ich hier in der Nähe die Beifahrerin kennengelernt habe (An einem Sonntag im August) und man hier gut wegkommt.
Weiter also durch und dann raus aus dem Prenzlauer Berg, die Danziger Strasse entlang, deren Schaufensterauslagen etwas weniger hip, als die im Prenzlauer Berg sind.
Vorbei am Velodrom, und dann durch Fennpfuhl, eine ziemlich grosse Plattenbausiedlung aus der DDR-Zeit, durch die ich eigentlich ganz gerne laufe, auch weil es dort schöne Parkanlagen und Gewässer gibt und die Plattenbauten sehr wohnlich aussehen. Eine Strassenbahn (M8) fährt auch mitten durch die Siedlung, teilweise auf begrünten Gleisen.
Nach Fennpfuhl wandelt sich das Stadtbild in sanierungsbedürftiges Gewerbegebiet. Dieses Gebäude ist bereits auf dem Gelände des Dong Xuan Center.
Der eigentliche Eingang, bzw. die Einfahrt liegt aber noch ein paar hundert Meter weiter.
Das Dong Xuan Center besteht aus 6 Markthallen, drei grossen und mehreren kleineren. Die drei grösseren sieht man oben auf dem Bild. Das Center ist jeden Tag offen, ausser Dienstags, da ist Ruhetag. In den Hallen fühlt man sich ein bisschen wie in China-Town in New York, sehr viele fremde Gerüche und irritierende Enge. Alles ist ein bisschen schäbig, aber auf eine unhippe, sympathische Art.
In den Hallen gibt es mehrere Lebensmittelläden, sehr viele Friseure, einige Läden mit Ausstattungen für Nagelstudios, aber auch ein paar Läden in denen man nicht nur die Ausstattung kaufen kann, sondern sich auch gleich die Nägel machen lassen kann. Es gibt auch einen Plastikblumen-Laden und unzählige Läden mit analogem Plastiktand oder elektrischem Tand.
An den Eingängen der Hallen steht zwar überall Grosshandel, aber soweit ich sehen konnte, lassen sich auch problemlos kleinere Mengen kaufen, teilweise, so scheint es mir, recht günstig.
Was ich witzig fand, waren die Hinweisschilder in den Gängen, auf denen die Hausverwaltung eindringlich auf das strenge Rauchverbot hinweist:
Da Verwaltung, Hausmeister und der Sicherheitsdienst schon mehrfach auf das Rauchverbot in den Hallengängen hingewiesen haben und sich trotzdem keiner daran hält, wird mit sofortiger Wirkung eine Strafe von 50 Euro bei Missachtung des Rauchverbots eingezogen.
Die Verwaltung, die Hausmeister und der Sicherheitsdienst haben das gut beobachtet: in den Gängen wurde hemmungslos von den Händlern gequarzt.
In’s Dong Xuan Center bin ich natürlich auch wegen des Essens gegangen. In Berlin gibt es sehr viele sehr gute vietnamiesische Restaurants und ich war sehr gespannt, ob sich hier etwas besseres finden liesse. Leider war die Auswahl ziemlich schwer. Alle Restaurants waren auch noch am Nachmittag gut besucht, alle sahen eher nach gehobener, unambitionierter Strassenküche aus und in den meisten wurde auch bedient. Ich entscheid mich für die einfachste Wahl, das Viet Phô, das vorne in Halle 2 liegt, mit Blick auf den Eingang und das einen einladenden Eindruck machte. Die Speisekarte war unfassbar lang und ich entscheid mich nach etwas innerem hin und her für die Nummer 40, Phở bò áp chảo nước, Reisbandnudelsuppe mit gebratenem Rindfleisch und vietnamesischem Gemüse für 7 Euro. Dazu gabs ein köstliches Mango-Lassi.
Die Suppe war OK, hat mich aber nicht umgehauen. Sowohl die Brühe, als auch das Fleisch waren sehr aromatisch, die Pak Choi waren knackig, unten schwamm schön viel Knoblauch und Ingwer und die Suppe hat satt gemacht. Beim nächsten mal probier ich das Restaurant hinten rechts in Halle 3 aus. Nächstes mal nehme ich dann auch die Beifahrerin mit, die geht nämlich auch sehr gerne in Gewerbegebieten spazieren.
Dong Xuan GmbH
Herzbergstr. 128-139
10365 Berlin
Täglich: 10:00 - 20:00 Uhr - Dienstag ist Ruhetag
(+49) 30 – 55 15 20 38
dongxuan-berlin.de
gestern habe ich die vierte folge billions geguckt und das wetter heute scheint eine art fortsetzung des in der serie gezeigten hin und hers zu sein. als ich das haus verliess schien die stadt gräulich-trüb, in der ubahn verschwand das wetter kurz, um sich an der französischen strasse als kalt und klar zu inszenieren. auf dem gendarmenmarkt kam dann, wie immer, die sonne raus und weckte kurz frühlingsgefühle in mir. weil dann auch noch offiziere in paradeuniform über den gendarmenmarkt schlenderten und selfies schossen [sic!], dachte ich kurz daran, dass heute ja veilchendienstag ist. da die offiziere ihre uniformen aber mit einer prise zu viel würde und stolz trugen, war klar sie meinen es ernst.
nur das wetter, merkte ich dann an der bauakademie, hatte sich verkleidet.
facebook.com/notes/sascha-lobo: Roger Willemsen #
sascha lobo mit ein paar erinnerungen an roger willemsen.
[Er liess keine Sekunde offen], dass es um eine freundliche Demontage meiner Person gehen sollte. Er empfing mich bei ihm zu Hause mit den Worten, “Ich bin sehr gespannt, wie Sie da wieder herauskommen wollen.” Er hatte das ganze, sonst übliche, vorgeblich gesichtswahrende Herumgetänzel um problematische Positionen, verbogene Selbstrechtfertigungen und ähnliche Absurditäten einfach übersprungen. Und ich fiel mit Wonne auf seine völlig offen aufgestellte Falle herein.
spiegel.de: Roger Willemsen: Der Anti-Spießer #
nils minkmars nachruf auf roger willemsen.
When someone wrongs us, we want the maximum amount of punishment. But when we do wrong, we want the maximum amount of understanding and forgiveness.
I thought it was a bomb at first. It pushed the building, so I was thrown against the wall. Nobody screamed. It was silent except for the sound of ringing phones. There was no announcement or anything, everyone just started walking toward the exits. I remember the stairs were wet. Fuel had poured down through the elevator shafts so it smelled like a really strong cleaning product. (weiterlesen)
hauckundbauer.blogspot.de: Am Rande der Gesellschaft: Meinungsfreiheit #
Theoretisch haben wir eine Meinungsfreiheit in Deutschland, ja.
Aber was passiert denn, wenn Sie wirklich mal Ihre Meinung sagen?
[…]
Da haben Sie sofort einen haufen Leute, die Ihnen widersprechen!
rueckseitereeperbahn.blogspot.de: Die Flugverkehrverschwörung #
Es ist allgemein bekannt, dass nichts fliegen kann, das schwerer ist als Luft. Dennoch glauben viele Menschen an die Existenz von Flugzeugen. Und nicht nur das: Viele von Ihnen sind sogar der festen Überzeugung, selbst schon einmal geflogen zu sein.
messynessychic.com: Meet Lilli, the High-end German Call Girl who became America’s Iconic Barbie Doll #
das erklärt einiges, barbie entstand bei der bild-zeitung, als comic strip und feuchter männertraum, bevor mattel die puppe von der bild lizensierte, bzw. kaufte.
sah super aus, schmeckt aber langweilig. wer’s trotzdem nachkochen möchte: nopi, seite 81. das kind meinte folgerichtg, dass ihm die würstchen am besten geschmeckt hätten.
heute abend nochmal die ottolenghi-bratkartoffeln gemacht, etwas krosser angebraten dieses mal — und mit mehr frischen kräutern als letztes mal. natürlich war das wieder extrem lecker. dazu gab’s einen rettich-salat mit radischen, den ich in stevan pauls deutschland vegetarisch gefunden habe. neben 8 fein gehobelten radischen, sollen da 200 gramm fein gehobelter weisser rettich rein. wir hatten noch so viel rettich übrig, dass ich die dreifache menge rettich genommen habe. das dressing war sensationell:
stevan paul schlägt vor noch 12 scheiben allgäuer emmentaler in den salat zu mischen, aber ohne war das auch sehr lecker.
angekündigt war ein, schöner, warmer tag. so sah es zunächst auch aus, aber das wetter hatte einen twist: es sperrte im laufe des tages die sonne hinter einer dünnen, immer dichter werdenden wolkendecke aus. das ergab für die zuschauer ein schön diffuses licht, aber auch eine eher kühle atmosphäre. ausserdem habe ich gelernt, dass quad-bikes für kinder, sich wie kaputte stromgeneratoren anhören und kinder auf kinder-quad-bikes so aussehen wie ich mir ozzy osbourne auf einem quad-bike vorstelle — nur eben kleiner.
#oilpainting #painting #family #portrait #familytree
nzz.ch: Geschmack und Nervenzusammenbruch
text der woche, von peter glaser (der text gefällt mir, also bin ich):
Der Versuch, Wege aus der Heillosigkeit der Gegenwart zu finden, führt zu einer ziellosen Entschiedenheit, Motto: Ich weiss zwar nicht, wo ich hinwill, aber dafür bin ich schneller dort.
Das einzige, das wirklich gegen die neue Langeweile, die sich aus einem Rauschen von Kurzweilepartikeln zusammensetzt, ist Veränderung. Nun ist die Veränderung selbst zum Hauptprodukt der Entwicklung geworden. Dies war die letzte Neuigkeit der Welt.
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rock’n’hugging’n’rolling
Here’s a perfect game of Snake if you need something to stare at. pic.twitter.com/1tOijCAks1
ich hab mir alle star-wars-filme angesehen, aber das hier ist, nach langer zeit, der erste gewesen, bei dem ich mich wieder gut amüsiert habe. nach all den überkomplexen fernsehserien mit x parallelen handlungssträngen, die ich mir in den letzten jahren reingezogen habe, war the force awakens auch im vergleich entspannend unkomplex. eine einfache coming of age (oder coming of force?) geschichte, mit einer grandios besetzten, komplexen, starken, weiblichen hauptrolle, bei der ich mich nicht eine minute gelangweilt habe. ich bin aber trotzdem, gegen ende des films, zweimal kurz weggeratzt, aber nicht aus langeweile, sondern aus müdigkeit.
ich glaube über the force awakens ist schon so viel, aus so vielen perspektiven geschrieben worden, dass ich jetzt nicht auch noch die dreihundersechstausendste rezension verfassen muss. ein paar meiner eindrücke möchte ich aber doch festhalten.
ich finde die (keinesfalls neue) idee sehr reizvoll, dass es menschen gibt, die bestimmte androiden oder wesen verstehen und andere nicht. das thema zog sich durch den ganzen film und wurde sehr sorgfältig auf potenziell verwendbare witze abgeklopft. überhaupt fand ich es sehr angenehm, wie viele subtile witze und anspielungen in dem film untergebracht waren. ich habe bestimmt nicht alle anspielungen und gags mitbekommen oder verstanden, aber ein paar doch — und den einen oder enderen möglicherweise sogar als einziger im kino. kann natürlich auch sein, dass der IMAX-sound immer genau dann zu laut war, wenn andere mal mit mir mitgelacht haben.
der reichlich vorhandene humor, wurde zwar immer wiedermal mit beissendem pathos gekontert, aber auch das war gut auszuhalten und nicht so platt wie in den letzten filmen.
ich weiss nicht was mich mehr in den bann gezogen hat, die guten schaupielerischen leistungen, oder die wirklich runde inszenierung und geschichtenentwicklung. ich tendiere dazu, den grossteil meines grossen vergnügens beim zuschauen j.j. abrams anzulasten. die schauspieler waren ja eigentlich auch schon in den vorgängerfilmen durchweg sehr gut, aber wie sich die geschichte von the force awakens entwickelte, fand ich sehr rund und angenehm — trotz gelegentlicher absurditäten oder physikalischem unsinn.
ich habe star wars immer gerne gesehen, würde mich aber nicht als fan bezeichnen. aber ich glaube ich könnte mich als j.j.-abrams-fan bezeichnen. ich kann mich an nichts erinnern, das er als regisseur umgesetzt hat, was ich besonders doof gefunden hätte.
harrsison ford ist sehr sehr alt geworden, vor allem so aus der nähe betrachtet. wir (das kind und ich) waren ja heute im IMAX am potsdamer platz, mit 3D und in originalversion. und bei diesem IMAX- oder 3D-gedöns, kommt man den schauspielern schon ganz schön nahe. erstaunlicherweise hat mich das 3D-gedöns dieses mal auch gar nicht genervt. auch 3D scheint eine kunstfertigkeit zu sein, die eben nicht jeder beherrscht, bzw. mit der man offenbar jahrelang experimentieren muss, um zu angenehmen ergebnissen zu kommen. tatsächlich waren einige szenen so immersiv, dass ich mich stellenweise bei meinen vorderleuten beschweren wollte, dass sie sich jetzt doch bitte wieder hinsetzen sollen, dabei waren es dreidimensionele scheinobjekte, die sich in mein sichtfeld schoben. ich bilde mir auch ein, dass ruhige szenen, also szenen in denen sich die kamera nicht allzu viel bewegt, oft ganz besonders beeindruckend sind. oder umgekehrt: zu schnell bewegte szenen verschmieren oft oder scheinen seltsam verwackelt.
in einer szene sieht man den bug eines gigantischen sternenkreuzers, in einer relativ langen und sehr ruhigen einstellung. dabei fiel mir auf, welche detailtiefe das modell besass — und vor allem welche detailtiefe aus dem kinosessel erkennbar war. sehr schön anzusehen fand ich auch den abspann in 3D; ein grosser, weiter, ruhiger sternenhimmel, quasi hinter der leinwand aufgespannt und auf der leinwand, scheinbar im leeren raum, rollten die buchstaben nach oben.
der beste 3D-effekt war allerdings vor dem film zu sehen. da stellte sony die vorzüge der IMAX-technik und des IMAX-kinos, in dem wir sassen, stolz vor. jedes detail wurde mit sehr vielen adjektiven erklärt. zwischendurch wurde die schalltechnik erklärt und das licht hinter der leinwand angeknipst. dort konnte man ein gigantisches gerüst sehen, in dem sehr viele lautsprecher hingen. dieser 3D-effekt funktionierte auch gut ohne 3D-brille.
ich bin mittlerweile kein grosser kino-fan mehr, ich gucke mir filme auch gerne auf dem handy oder meinem 13" retina-bildchirm an. nur bei the force awakens müsste ich damit wohl bis mitte april warten, bis der film in angemessener qualität irgendwo legal erscheint. deshalb habe ich mich dann doch entschieden ins kino zu gehen — und dann auch gleich richtig und ordentlich. tatsächlich kann ich nichts schlechtes über das IMAX- und 3D-zeug sagen. ich bin sehr tief im film versunken und fühlte mich den figuren teilweise porentief nah.
ich gebe dem film 5 sterne, die volle punktzahl, weil ich nichts am film auszusetzen habe. meine erwartungen waren nicht besonders hoch: ich wollte unterhalten werden und wenn möglich in eine andere welt eintauchen, und mich jedenfalls weder langweilen noch über allzugrosse absurditäten ärgern. diese erwartungen hat der film voll und ganz erfüllt und teilweise übertroffen. selbst der unvermeidliche cliffhanger am ende des films, war wohl temperiert.
ich würde #starwars auch aufm handy gucken. aber gibt's ja nicht. dann eben so.
sascha lobo schreibt auf spiegel.de über das irrsinnige vorhaben, bargeldzahlungen über 5000 euro zu verbieten. er schreibt in dieser kolumne, wie immer, viele richtige sachen. vor allem beschreibt er (wieder) eine politische idee, eine ideologie, die glaubt, immer mehr überwachung, würde zu mehr sicherheit und bessere erkenntnisse über bedrohungslagen führen. in einer früheren kolumne hat er das sehr schön als „gefühlte Rationalität“, bzw. als „Scheinrationalität“ bezeichnet.
Wenn also diese Daten offensichtlich nicht ausreichen, um einen Anschlag zu verhindern - welche Daten um alles in der Welt hofft man dann per Generalüberwachung zu bekommen? Die rationale Herangehensweise wäre das Eingeständnis, dass es nicht darum geht, neue Daten zu bekommen, sondern die längst vorhandenen besser auszuwerten. Die scheinrationale Herangehensweise aber wird sich durchsetzen: mehr Überwachung. Mehr Daten. Die Irrationalität dahinter lautet: Wir finden die Nadel im Heuhaufen nicht, also brauchen wir mehr Heu.
in dieser kolumne variert er den gedanken:
Das Ziel der Abschaffung des Bargelds ist die tausendste Variante der Überzeugung, dass man alle Menschen engmaschig und automatisiert kontrollieren müsse, um Sicherheit gewährleisten zu können. Diese autoritäre Ideologie, Kontrolle durch flächendeckende Überwachung, steht hinter der Radikalität von BND und NSA ebenso wie hinter der Vorratsdatenspeicherung. Es geht um eine verstörende und für eine aufgeklärte, offene Gesellschaft unwürdige Haltung. Wer nicht laufend aufs Neue beweist, dass er unschuldig ist, muss als verdächtig, also potenziell schuldig gelten.
soweit so richtig und so beunruhigend. denn diese mechanik, immer mehr kontrolle, immer mehr überwachung, ist nicht nur einer aufgeklärten, offenen gesellschaft unwürdig, sondern vor allem, nach allem was wir wissen, mehr oder weniger nicht der demokratischen kontrolle unterworfen. die gewaltenteilung, die checks and balances, das zentralste element einer funktionierenden demokratie, wird durch die wachsenden freiräume für geheimdienste und sicherheitsbehörden unterwandert.
cory doctorow hat das in einem sehr langem essay kürzlich sehr passend beschrieben:
The security services are a system with a powerful accelerator and inadequate brakes. They’ve rebranded “terrorism” as an existential risk to civilization (rather than a lurid type of crime). The War on Terror is a lock that opens all doors. As innumerable DEA agents have discovered, the hint that the drug-runner you’re chasing may be funding terror is a talisman that clears away red-tape, checks and balances, and oversight.
The story of terrorism is that it must be stopped at all costs, that there are no limits when it comes to the capture and punishment of terrorists.
überwachung gilt als allheilmittel und geheimhaltung und das fernhalten von demokratischen, kontrollierenden prozessen ist der schutzmantel. das wort terrorismus wirkt wie ein zauberspruch, um lästige demokratische und rechtsstaatliche mechanismen ausser kraft zu setzen. eine weitere schutz- und wachstumsschicht, für die freiräume der überwachungsapparate, ist natürlich die angst, angst vor anschlägen, angst vor mangelnder sicherheit:
Jeder neue Anschlag und auch jede neue (egal wie falsche) Geschichte über die Terrorgefahr durch mangelnde Überwachung sät Angst und macht die Bevölkerung empfänglicher für technikgläubige Heilsversprechen.
ängste strategisch zu nutzen, um politische vorhaben umzusetzen, ist ein klassisches populistisches instrument. wir können dieser strategie derzeit in verschiedenen wahlkämpfen, vor unserer haustür, aber auch in übersee, quasi live zuschauen. wer die gefühle der bevölkerung geschickt anspricht, kann sich zumindest ganz ordentlicher umfragewerte sicher sein. und natürlich sind wir uns alle einig, dass das hinterlistige hantieren mit ängsten, realistischen oder eingebildeten ängsten, einer aufgeklärten, offenen gesellschaft unwürdig ist.
nach neun absätzen überlegt sich sascha lobo dann, das mit den ängsten auch mal auszuprobieren und kommt auf das beliebte totalitarismus-argument:
Was würde eine totalitäre Regierung mit den Gelddaten machen?
[…]
[M]it jeder neuen Technologie, die neue, verhaltensbeschreibende Datenströme hervorbringt, wird zunächst die Möglichkeit der gesellschaftlichen Kontrolle geschaffen. Im Hintergrund immer drohend die Frage: Was würde eine an die Macht geratene rechtspopulistische Partei mit den Datenströmen tun, die durch die Überwachung aller Geldflüsse entstünde?
ich habe mich sehr geärgert, über dieses strohmann-argument. einerseits weil es mit unseren ängsten spielt und auf mich wie aus dem populismus-baukasten genommen wirkt. andererseits, weil es so absurd ist: wenn wir uns auf diesem niveau gedanken über die zukunft unserer gesellschaft machen, müssten wir auch über die abschaffung der polizei und des militärs nachdenken?
denn welche schlimmen dinge könnte eine „totalitäre Regierung“ mit diesen instrumenten umsetzen? wir müssten präventiv unsere elektronische infrastruktur zurückbauen, und die deutsche waffenindustrie abwracken, für den fall der fälle, dass plötzlich totalitarismus oder rechtspopulisten in deutschland herrschten.
die absurdität des gedankens, dass bargeld ein wichtiges werkzeug gegen totalitarismus sei, wird aber spätestens klar, wenn man sich vorstellt, was eine totalitäre regierung wohl machen würde, wenn sie an die macht käme. sie könnte zum beispiel, in einem totalitären handstreich, das verbliebene bargeld abschaffen. dann hätten wir, in unzähligen kolumnen und blogeinträgen, verfasst unter einer noch nicht totalitären regierung, ganz umsonst für dessen beibehaltung gekämpft.
ich bin auch gegen die abschaffung von bargeld. aber das problem ist nicht das bargeld, oder die überwachung an sich, sondern dass die balance des politischen systems aus den fugen geraten ist; die gewaltenteilung funktioniert nicht mehr und ein verfassungsorgan, die exekutive, hat einen apparat geschaffen, der ganz offensichtlich nicht mehr wirksam von den anderen verfassungsorganen kontrolliert und eingeschränkt werden kann. nochmal aus der wikipedia über checks and balances:
Checks and Balances ist eine Bezeichnung für die gegenseitige Kontrolle, die Machthemmnis (englisch checks) von Verfassungsorganen eines Staates, zur Herstellung eines dem Erfolg des Ganzen förderlichen Systems partieller Gleichgewichte (engl. balances), zunächst im Wesentlichen, um einer Diktatur vorzubeugen.
wir sollten nicht den totalitarismus an die wand malen, sondern für ordentliche „Machthemmnisse“ sorgen. und vor allem sollten wir versuchen, den populismus und die angeblich einfachen lösungen, nicht mit populismus zu bekämpfen — sondern mit validen argumenten. so wie sascha lobo das üblicherweise tut. wenn er es unterlässt, schmerzt es mich.
bildquelle, actio und reactio.
[nachtrag 06.02.2016]
sascha lobo hat auf facebook geantwortet (auch hier hin syndiziert). leider hat er in allen punkten, die er in seiner antwort erwähnt, recht. ich hatte es ohnehin geahnt: sobald er mir antwortet, würde ich ihm wieder in allen punkten zustimmen müssen, obwohl ich ihm gerne weiter widersprechen würde. dafür müsste ich aber so viel nachdenken und differenzieren, dass ein ordentlicher widerspruch wahrscheinlich erst zur republica fertig wäre.
weil stefan niggemeier sagte:
Ja, gut, das ist alles völliger Mumpitz, aber bei 36:10 gibt es einen kurzen Moment der Schönheit, Klarheit und Würde.
also habe ich gesehen, dass sarah kuttner sagte, dass der hund von stefan niggemeier „ganz süss“ sei, aber stefan niggemeier auch. danach bin ich hängengeblieben und habe noch gesehen wie jan böhmermann und sarah kuttner fragen von zetteln ehrlich beantworten sollten und bei unehrlicher beantwortung vom publikum mit bonbons beworfen werden sollten. das war natürlich völliger mumpitz, aber auch ein ganz klein bisschen witzig.
(in der mediathek)
der himmel posierte am morgen kurz für mich. die inszenierung täuscht aber, der himmel war den ganzen tag über viel unspektakulärer, als er auf diesem blick erscheint.
schön einerseits, dass sich wetter sich nicht immer schwarz-weiss zeichnet und in die extreme schwenkt, sondern immer wieder mal mit grau, mit zwischentönen und subtilen signalen arbeitet. die meisten leute machten den eindruck, dass ihnen dieses wetter egal ist. grau macht unsichtbar, lässt die dinge in den hintergrund treten. eigentlich sollten tarnanzüge auch grau sein. wie dieser tag.