taylor swift hat sich sehr öffentlichkeitswirsam für eine faire behandlung von künstlern (und sich) bei apple eingesetzt. aber ihr eigener umgang mit konzertfotografen ist durchaus noch fairbesserungswürdig. /via, via
dass die #vorratsdatenspeicherung seit 7 jahren durch die politik wabert hat auch nen vorteil: ix kann „vorratsdatenspeicherung“ mittlerweile echt flott tippen.
die new-york-times entdeckt giulia enders und ihr tolles darmbuch, das wohl gerade auf englisch herausgekommen ist. gleich im ersten absatz behauptet die nytimes, dass die deutschen in der welt, zu recht oder auch nicht, als „analfixiert“ und als „fasziniert von ihrem verdauungstrakt“ gelten würden. is dat so?
— schonmal ein gutes zitat in #truedetective s02
ich halte members-only inhalte (derzeit) für einen konzeptionellen irrweg, den die krautreporter dankenswerter weise bisher nur ein paar mal gegangen sind. einerseit finde ich exklusiv-inhalte enorm unpraktisch, weil sie meine lesegewohnheiten (über feeds, bookmark-, oder read-later-dienste) durchkreuzen und es vor allem verhindern, dass ich die texte teilen oder verlinken kann.
aber vor allem sehe ich keinen sinn darin, etwas für das ich gezahlt habe nur exklusiv, bzw. lediglich mit anderen zahlungswilligen lesen zu können. das fühlt sich ein bisschen so an, wie wenn ich eine zeitung kaufe und dann die artikel nicht ausschneiden und verschicken oder weitergeben kann. wenn ich etwas tolles gelesen habe, möchte ich das auch anderen zum lesen geben können, am liebsten der ganzen welt allen die sich potenziell dafür interessieren.
wenn ich für etwas bezahle, dann bezahle ich nicht um es zu lesen, sondern um mich an der finanzierung der erstellung zu beteiligen.
deshalb finde ich den ansatz der prenzlauer-berg-nachrichten leider auch total irrig. vor allem weil er das leben von allen beteiligten komplizierter macht. statt sich bei den mitgliedern zu bedanken, dass sie den fortbestand der PBN gesichert haben und dann alle artikel für alle frei zugänglich online zu stellen (inklusive eines ordentlichen volltext-RSS-feeds), werden die inhalte weggeschlossen und sind (für ein paar wochen) nur für eingeloggte mitglieder sichtbar. die wiederum können die artikel irritierender weise auf artikelbasis freischalten und mit anderen teilen. ich weiss nicht ob ich der einzige bin, der die absurdität und widersprüchlichkeit dieses unterfangens sieht, aber eine sinn kann ich schwer darin erkennen. neue mitglieder gewinnt man so, glaube ich, nicht.
es gibt möglicherweise eine ausnahme. grandiose, hochwertige, begehrendswerte inhalte, für die man auch willens ist einen komfortverlust in kauf zu nehmen. bei mir ist das noch immer die GEO-epoche, für die ich tatsächlich mitunter noch ans kiosk laufe. aber so grandios sind die artikel in den PBN oder bei den krautreportern eben auch nicht, dass aussenstehende an den maschen des mitglieder-zauns rütteln und um einlass flehen.
ich glaube der ansatz journalistische angebote durch ein abo oder einen mitgliedsbeitrag zu ermöglichen (statt sie wegzuschliessen) ist derzeit (neben der werbung) der einzig sinnvolle weg um journalistische angebote im netz zu finanzieren. alle anderen ansätze brechen den nutzungskomfort, türmen hindernisse auf oder führen zu abschottung (was aber auch sinnvoll sein kann). das ist zumindest so lange der fall, bis wir friktionslose, flächendeckende, allgegenwärtige abrechnungssysteme haben, die beim zahlen, oder bei der zugänglichmachung, keinen bruch oder komforverlust erzeugen. wir brauchen zahlungssysteme die den bezahlvorgang und die zugangsregelung quasi implizit steuern. dahin ist es aber, glaube ich, noch ein weiter weg.
Der enorme Mangel an Fachkräften1,2,3,4,5,6,7,8,9,10 stellt die deutsche Wirtschaft vor große* Probleme.
1) die nicht behindert sind
2) die weder weiblich noch im gebärfähigen Alter sind
3) die jünger als 45 sind
4) die keinen Migrationshintergrund haben
5) die keine kleinen Kinder haben
6) die nicht nach komischen Arbeitszeitmodellen wie 'Teilzeit' suchen
7) die bereit sind mehr als 60 Stunden die Woche zu arbeiten
8) die mit Zeitverträgen zufrieden sind
9) die billig sind
10) die aber ausschließlich Top-Abschlüsse haben
Meine demokratisch gewählte Regierung hat keine Rechte, sich mit meinen Lebensdaten zu bevorraten. Sie hat keinerlei Recht, sich in meinen Garten zu legen und vier Wochen lang Bilder davon zu knipsen, was in meinem Wohnzimmer vor sich geht, auch dann nicht, wenn sie das erste Bild am 28. Tag wieder löscht und schwört, keine Bilder von meinem Hund zu machen, weil Hunde nicht relevant sind.
Sie darf nicht an meiner Haustür stehen und die Gäste überprüfen. Sie darf nicht vor meiner Garage stehen und Nummernschilder notieren. Sie darf nicht neben meinem Telefon stehen und die gewählten Nummern mitschreiben. Sie darf nicht in meine Küchenschränke schauen und nachsehen, ob ich genügend Kartoffelpüree da habe. Sie darf nicht in mein Bücherregal schauen um nachzusehen, welche Bücher da stehen. Sie darf in der Buchhandlung nicht neben der Kasse stehen und zusehen, was ich kaufe. Sie darf auch nicht vor dem Ärztehaus stehen und nachsehen, aus welcher Praxis ich gerade herauskomme. Oder in welche ich hineingehe. Sie darf sich nicht merken, wie oft ich zum Therapeuten gehe. Sie darf meinen Kindern nicht in die Schule folgen um zu beobachten, was die da so machen, sie darf nicht einmal die Lehrer*innen dort und die Einhaltung des Lehrplans überwachen. Sie darf nicht hinter meinem Auto herfahren um zu sehen, wo ich hingehe. Sie darf sich nicht merken, wie oft ich meine Oma im Krankenhaus besuche. Oder ob ich da nur hinfahre, weil ich scharf auf die Oberärztin bin.
Sie darf all diese Dinge aber nach dem Willen der SPD tun: im Internet.
schöne übersetzung der vorratsdatenspeicherung in oma- nachvollziehbare sprache. wobei pia ziefle’s demokratisch gewählte regierung auch noch aus zwei anderen parteien besteht, die all das von ihr beschriebene auch tun wollen. trotzdem ist die dresche die die SPD für ihr durchwinkendes CDU-blockparteienverhalten hier demonsriert natürlich berechtigt — zumindest gemessen an den ansprüchen, die die SPD früher mal an sich selbst hatte.
Ich werde meine Krautreporter-Abonnement verlängern.
Nicht, weil ich alles super fand,was die Krautreporter in den letzten 8 Monaten gemacht haben oder gar weil ich der Meinung wäre, dass das Projekt seine wahnwitzig hohen, anmassenden Ansprüche eingelöst hätte.
Sondern weil ich in der Rückschau festgestellt habe, wieviele der Krautreporter-Texte ich gerne gelesen habe. Weil ich Journalismus ohne Anlass, Dreh und Verfallsdatum mag. Und Texte, die auch ein halbes Jahr später noch nicht alt wirken. Davon will ich mehr.
Hier meine Top 5 der Krautreporter-Texte aus dem letzten Jahr:
Wenn eine Regierungspartei beschließt, alle BundesbürgerInnen unter Generalverdacht zu stellen, wird es höchste Zeit für zivilen Ungehorsam, nicht nur den digitalen. Es wird Zeit, den Rasen zu betreten.
Seit Beginn der TV-Ausstrahlung spielt [die Schauspielerin Lena Headey, 41] die Rolle der Cersei Lannister. Für die Nacktszene wurde jedoch ein Double engagiert, und nun ist auch bekannt, wer den Part bekam: Schauspielerin und Model Rebecca Van Cleave. Mit „Entertainment Weekly“ sprach die 27-Jährige nun zum ersten Mal über die Dreharbeiten.
schon klar, nach all den vergewaltigungen, verbrennungen, verstümmelungen und emaskulationen in den letzten paar staffeln von games of thrones, kann man den zuschauern nicht den nackten körper einer 41-jährigen frau zumuten und zeigt ersatzweise lieber den einer 27jährigen.
[nachtrag]
mir ist klar, dass lena headey sich entschieden hat, die nacktszene nicht selbst zu spielen. so steht es im oben verlinkten entertainment-weekly-artikel. darum geht es in diesem artikel aber auch nicht, sondern allein um die casting-entscheidung eine 27 jährige, eine nackte 41 jährige darstellen zu lassen. mit dem casting wollte lena headey übrigens auch nichts zu tun haben (steht auch im oben genannten entertainment-weekly-artikel).
bei game of thrones herrscht die gleiche bekloppte logik wie im restlichen hollywood: frauen über 30 gelten offensichtlich in der filmlogik als unfickbar. als potenzielle partner für fifty-somethings kommen frauen über 30 in hollywood-produktionen offenbar nicht in frage. so wurde das jedenfalls kürzlich der 37 jährigen schauspielerin maggie gyllenhaal von einem produzenten erklärt:
I’m 37 and I was told recently I was too old to play the lover of a man who was 55. It was astonishing to me. It made me feel bad, and then it made feel angry, and then it made me laugh.
für ältere herren kommt auf der leinwand, nach der gängigen hollywood-logik, nur ganz frisches weibliches fleisch in betracht.
woran kann das liegen, wenn jetzt die produzenten von games of thrones eine rolle, die angezogen von einer 41 jährigen frau gespielt wird, nackt von einer 27 jährigen spielen lassen? liess sich keine über-vierzig-jährige finden, die als nacktdouble auftreten wollte? oder wollte man den zuschauern den anblick von gealterter haut ersparen? in einer serie, die sich nicht scheut wirklich alles zu zeigen (kopulation, vergewaltigung, erstechen und erschlagen von schwangeren, häutungen und verbrennungen von unschuldigen, und so weiter und so fort) scheut man sich bei tageslicht eine nackte frau über 40 zu zeigen?
die produzenten, die den schönheits- und jugendwahn unserer zeit in eine mittelalterliche phatasiewelt reinprojiezieren, entlarven sich damit auch als produzenten „melodramatischer pornografie“, wie aaron bady das kürzlich nannte. oder wie ich das ausdrücken würde, als produzenten von abgedroschenem und glattpüriertem glamourscheiss. game of thrones wird von zwei über vierzigjährigen männern produziert, die radikal und authentisch tun, sich aber unübersehbar nicht mal zwei zentimeter vom kleingeistigen glamourzeitgeist lösen können oder wollen, der ältere frauen verachtet und jugendliche frauen vergöttert und verglittert.
eigentümlicherweise legen die produzenten und der autor george r. r. martin ansonsten grossen wert darauf, die „historische wahrheit und menschliche natur“ authentisch und schonungslos zu zeigen. dazu sagt martin laut der new york times:
George R. R. Martin wrote that as an artist, he had an obligation to tell the truth about history and about human nature.
[…]
As for the books, readers say that Mr. Martin’s presentation of rape underscores the harshness of his world, but some question what they say is his overreliance on it and an often lurid tone when writing about sexual matters.
[…]
Mr. Martin said that his philosophy as a writer is to show and not tell, and doing so requires “vivid sensory detail.”
allerdings ging es im nytimes-artikel und den äusserungen von george r. r. martin und seinen lesern um die darstellung von sexueller gewalt. die solle unbedingt authetisch, „unangenehm“, hart, direkt und unverblümt dargestellt werden. wenn es um die darstellung von nackten frauen geht, scheint man von diesen grundsätzen in der produktion von game of thrones auch mal abweichen zu können, um die „wahrheit“, die menschliche natur und die „harshness of his world“ ein bisschen frischer, knackiger und jugendlicher darstellen zu können, als das wohl mit dem körper einer über 40 jährigen möglich ist. was für eine abgefuckte bigotterie.
Am Samstag, den 20. Juni 2015 allerdings hat der SPD-Innenminister von Baden-Württemberg, Reinhold Gall, im Kontext des Konvents auf Twitter (und Facebook) erklärt, auf welche Weise er für die Vorratsdatenspeicherung ist:
Größere Teile der Netzöffentlichkeit reagierten empört. Das geschieht zwar einigermaßen oft und manchmal besinnungslos - in diesem Fall aber liegt die Sache anders. Das mit Abstand Beste an diesem Tweet ist nämlich der Kommafehler. Alles drum herum ist schlimm.
Großer Erfolg für die SPD: Seit sich die Sozialdemokraten für die umstrittene Vorratsdatenspeicherung entschieden haben, ist es in Deutschland zu keinen Terroranschlägen mehr gekommen. „Unsere erste Bilanz fällt positiv aus. Dank der SPD ist dieses Land eindeutig sicherer geworden“, sagte Parteichef Sigmar Gabriel. Kritik an der Entscheidung der Sozialdemokraten kommt dagegen von Terroristen. „Wir sind entsetzt und verzweifelt“, teilte ein Terroristenvertreter mit.
heute gibt’s meine links auch beim bildblog. das hier ist nur die frühveröffentlichte kopie.
«Man muss auch mal Quatsch machen» (sonntagszeitung.ch, Barnaby Skinner)
Sascha Lobo sieht den professionellen Journalismus vor großen Herausforderungen „verstört“ und „interessenverseucht“ und fordert, dass Journalisten „heute auf neue Weise mit neuen Instrumenten arbeiten und für ein neues Publikum auf neue Ziele hinarbeiten“ müssten.
„Wikipedia ist eine sexistische Männerwelt“ (welt.de, Hannes Stein)
Hannes Stein beobachtet, dass man in der Wikipedia viel über Pornodarstellerinnen erfährt, aber wenig über Dichterinnen. Einen Grund dafür, dass wir „mehr über Pornoaktricen als über die große Dichterin Helga M. Novak“ erfahren sieht Hannes Stein darin, dass die Wikipedia eine „Männerdomaine“ sei. Bettina Hammer widerspricht auf Telepolis und wirft Hannes Stein „Clickbait“, wenig überzeugende Argumente und Sexismus vor.
„… sonst bring ich dich um!“ (bzw-weiterdenken.de, Brigitte Leyh)
Brigitte Leyh weist auf eine Studie des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend hin, laut der „Gewalt und Gewaltdrohung im Kontext etwa jeder zehnten Trennung und Scheidung“ auftritt. Von den 313 Frauen, die in 2011 einem Mord oder Totschlag zum Opfer gefallen seien, sei bei fast jeder zweiten, nämlich 154, der mutmaßliche Täter ihr Ehemann bzw. Freund oder Lebenspartner. Das alles fände weitgehend ohne ein öffentliches Problembewusstsein statt. Laut der Studie des Familienministeriums sei Gewalt gegen Frauen auch kein Unterschichtenphänomen, häusliche Gewalt „findet tatsächlich – weitgehend unbemerkt – in der Mitte der Gesellschaft statt.“
„Silicon Valley versucht Journalismus“ (zeit.de, Patrick Beuth und Johannes Wendt)
Patrick Beuth und Johannes Wendt über den Versuch von Apple, Facebook, Twitter und Google Nachrichtenangebote zu entwickeln und mit etablierte Medien zu kooperienen:
Die Technikunternehmen versuchen […] Nutzer innerhalb ihrer jeweiligen Ökosysteme zu halten. Sie wollen die Verweildauer und Aktivität innerhalb ihrer Angebote erhöhen, und damit auch die Markenverbundenheit und Werbeeinnahmen. Das alles geschieht zu einer Zeit, in der es mehr Konkurrenz, mehr Nischenangebote und damit gewissermaßen mehr Fliehkräfte gibt als je zuvor.
„Hört erst mal auf zu koksen!“ (tagesspiegel.de, Fabian Federl)
Fabian Federl weist darauf hin, dass es weder Fair-Trade-Koks, noch pazifistisches Koks gebe:
Drogen zu kritisieren, wird in Berlin gern als spießig oder lustfeindlich wahrgenommen. Deshalb noch mal deutlich: Mir ist es egal, wer was wann nimmt. Ich halte es nur für unerträglich verlogen, wenn mir jemand moralisch überlegen daherkommt, während in seinen Schleimhäuten Blut von ermordeten Mexikanern klebt.
ich bin mit meiner meinung mittendrin. ich finde es grundsätzlich gut, wie das zentrum für politische schönheit versucht ein stachel im gewissen der anderen zu sein und seine zeigefinger benutzt um auf die da oben zu zeigen (ups, da ist ausversehen kritik in das lob geflossen). was mich aber doch sehr nervt, ist die eitelkeit, oder wie hannah beitzer das nennt, „selbstverliebtheit“ der aktivisten. anmut ohne demut ist nur halb so schön.