weitere reaktionen auf das video bei rivva.
die auffälligste reaktion auf jan böhmermanns video, bzw. behauptung das stinkefingervideo von yanis varoufakis gefälscht zu haben lautet: kann sein dass böhmermann recht hat oder nicht, aber haha, das ist witzig. weil mein feedreader den artikel von markus beckedahl auf netzpolitik zuerst angezeigt hat und der gleichzeitig am pointiertesten ist, hier seine vorläufige blaupause für alle kommentare zum fingervideofake:
Wir wissen nicht, ob das stimmt. Kann sein, kann aber auch wiederum gefakt sein. Das werden die kommenden Tage zeigen. Und auch wenn das nur ein Medienhack ist: Diese zehn Minuten Ausschnitt sind das Subversivste, das seit langem aus dem deutschen Fernsehen ins Netz gekommen ist. Ganz groß erzählt.
diese vorsichtige reaktion quer durch den pressespiegel hätte ich mir allerdings schon am anfang der woche gewünscht. journalismus muss nicht nur differenzierter, vorsichtiger und relativierender werden, sondern vor allem demutsvoller. die wahrheit kann immer ein paar schichten tiefer liegen als man annimmt oder als man glaubt, dass es offensichtlich ist. zumindest taugen videos heutzutage genau so wenig als beweismittel, wie fotos. mit der richtigen software und dem richtigen know-how sind fälschungen vielleicht noch aufwändig, aber eben problemlos und schwer erkennbar zu machen. mindestens das zeigen uns jan böhmermann und sein team in dem video.
ausführliches portrait über den japanischen pornodarsteller shimiken. nicht an allen stellen appetitlich zu lesen, da die fetische von shimiken zum teil im detail beschrieben werden. ich sag's mal so: enthält unappetitliche details, ist aber insgesamt jugendfrei.
sigmar gabriel hat offensichtlich kurze beine. und woanders beleuchtet sascha lobo die debatte um die vorratsdatenspeicherung mal von hinten. auch lesenswert.
langes, tiefgehendes stück von carmen boullosa und mike wallace, das zeigt, wie amerikanische freihandelspolitik bei der geburt der mexikanischen drogenkartelle half.
This feature presages the ability for UI pixels to be 'bumpy' - for user to feel the texture of application UIs without having to look at where the cursor is. This means that seemingly textured software keyboards and control layouts will be able to be implemented on future trackpads, iPhones and iPads.
faszinierend und furchteinflössend zugleich. wenn UI-elemente taktiles feedback geben können öffnen sich potentiale für grossartige anwendungen aber sicherlich auch ultra-nervige anwendungen, vergleichbar mit dem guten alten html-blink-tag aus den frühen tagen des webs.
pfiffig auch die marketingfunktionsbeschreibung der neuen apple trackpads mit „Force Touch“. das nennt apple offenbar: eine „Taptic Engine“.
Noch heute, Jahrtausende später, wird diese bemerkenswerte Tradition fortgeführt. Immer wieder kann man erstaunt beobachten, wie immense Kreativität freigesetzt wird, um Unsinn zu produzieren. Besonders auffällig ist das am Computer, einer Maschine, die scheinbar nur so strotzt vor Effektivität und Vernunft.
der verlinkte artikel enthält möglicherweise spoiler für die, die noch nicht die ersten 5 folgen von better call saul gesehen haben. aber er erklärt auch, wie in der überschrift angekündigt, warum die sendung eine so bescheuerte, schrottige titelsequenz hat. und man erfährt auch noch ein bisschen über die kommenden sendungen und was vince gilligan über sein neuestes werk denkt: alles grossartig!
ausserdem erfährt man in dem artikel, dass die titelsequenz beinahe ohne musik unterlegt worden wäre, sondern mit einem besetztzeichen. das wäre sehr toll gewesen.
ich finde better call saul übrigens auch grossartig und halte die serie allein für einen guten grund ein netflix-konto zu haben.
oliver schmidt mit einer aknigen überschrift über den vom bundeswirtschaftsministerium vorgelegten entwurf zur novelle des telemediengesetzes zur neuregelung der störerhaftung für WLAN.
die schweizer fotografen jojakim cortis und adrian sonderegger bauen ikonische fotos als miniaturen nach, die den original-fotografien erstaunlich ähneln. bei thisisnthappiness.com gefunden.
diese sendung sieht ein bisschen aus wie jon stewarts daily show oder john olivers last week tonight. der moderator scheint einen angenehmen sinn für humor zu haben, ohne albern oder übertrieben feierlich zu wirken. thema ist TTIP und ISDS und die beobachtung, dass das kaum in den medien stattfindet. das einzige problem an der sendung ist: alle sprechen niederländisch. das höre ich aber sehr gerne und bilde mir ein die hälfte zu verstehen.
sebastian leber hat aufgeschrieben was daniel küblböck heutzutage so macht und wo man ihm demnächst wieder beim scheitern zusehen kann.
elmo keep, ehemaliger bewerber für den marketing-stunt mars one sieht das projekt relativ skeptisch:
So, here are the facts as we understand them: Mars One has almost no money. Mars One has no contracts with private aerospace suppliers who are building technology for future deep-space missions. Mars One has no TV production partner. Mars One has no publicly known investment partnerships with major brands. Mars One has no plans for a training facility where its candidates would prepare themselves. Mars One's candidates have been vetted by a single person, in a 10-minute Skype interview.
presseagenturen und nachrichtenmedien beschrieben das projekt im januar noch aus der perspektive des pr-materials, mittlerweile hat sich der in dieser dpa/spon meldung beworbene „prominente Unterstützer“ eher skeptisch vom projekt distanziert.
ix hab die beifahrerin beim essen fotografiert und sie hat das bild gemalt. wir sind noch nicht ganz sicher, ob wir es übers sofa oder in die küche hängen sollen. partyfotos aus dem horrorelternkeller hat sie auch gemalt.
text von stefan laurin über friedrich küppersbuschs online-produktionen und -experimente. bei stefan niggemeier gefunden, der sich über die fehlende offenlegung wundert, dass stefan laurin mal für friedrich küppersbuschs produktionsfirma gearbeitet hat.
bei tagesschau.de bilanziert man, wie in diesem und anderen niederen blogs, auf basis von vermutungen und hörensagen. könnte man als neue kategorie einführen: muss-wohl-so-sein-journalismus.
warum es tatsächlich pysiologische folgen hat, sich zur erfrischung kaltes wasser ins gesicht zu spritzen. oder anders gesagt: es ist erstaunlich was wir alles noch nicht über unsere körperfunktionen wissen.
maximilian buddenbohm kann etwas, was nicht viele können: gefühlvolle, fast romatische texte schreiben ohne ins pathetische abzugleiten. die überschrift die myself.de für seinen artikel über seine ehe und herzdame gewählt hat, widerspricht dem nicht. überschriften machen in frauenzeitschriften immer die, die nicht auf pathos verzichten können.
So wie Jung & Naiv nicht sonderlich kritisch ist, verhält es sich auch mit Jungs Posting: „Herrenwitze“ sind im schlechtesten Sinne stinknormal. Was sich verändert hat: Solche Sprüche bleiben nicht mehr ohne Widerspruch. Die Kritik wird dann aber gerne als „Shitstorm“ bezeichnet, wodurch die Reaktionen disqualifiziert und unterschiedliche Argumente eingeebnet werden.
theresa bäuerlein erfüllt seit monaten auf krautreporter.de alle erwartungen die ich an ein gutes magazin habe: texte die mich überraschen und etwas klüger hinterlassen, themen, von denen ich nicht wusste, dass sie interessant sind und das alles unprätentiös aber sehr gekonnt aufgeschrieben, manchmal sogar mit genau extrem trockenem humor garniert:
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung jedenfalls, die für eine bundesweit einheitliche Sexualaufklärung sorgen soll, gibt an, dass ihr zu [den Themen G-Punkt, weibliche Prostata und Ejakulation] keine Informationen vorliegen.
hab den text überflogen und fand ihn ansatzweise amüsant. worauf der text aber leider nicht eingeht: restaurantkonzepte sind immer inszeniert und zu grossen teilen — aus der distanz beobachtet — lächerlich und albern. und diese inszenierung, die marketingtricks, sind der grund warum wir in restaurants gehen. nur sind wir an manche marketingkonzepte mittlerweile so gewöhnt, dass wir die lächerlichkeit gar nicht mehr erkennen — oder gar mit stil verwechseln.
das kommt dabei raus, wenn man seinem chef gefallen möchte (warum steht da nicht drüber: sponsored post in eigener sache?) und meint unterstellungen und behauptungen seien argumente. insgesamt liest sich der text wie die bewerbung für einen schreibkurs an der baumschule. die adjektivdichte des textes lässt aber noch hoffnung für eine karriere im pr-bereich.
die überschrift hat mit dem text übrigens nichts zu tun, ist aber nach dem gleichen muster gestrickt wie der darauf folgende text: enthält formschöne und wohlklingende worte, distanziert sich von den etablierten regeln der logik und ergibt im endeffekt so gut wie keinen sinn.
seit wir in new york bei einem freund macaroni and cheese gegessen haben, machen wir die auch regelmässig. ich glaube in new york haben wir die nudeln nach diesem rezept zubereitet gesehen, dass man in einem satz zusammenfassen kann:
2 tassen nudeln mit 2 tassen milch 20 minuten köcheln lassen, vom herd nehmen und 1 tasse käse einrühren.
andere finden, dass echte macaroni and cheese aus dem pappkarton kommen und aus nudeln, pulver und milch hergestellt werden.
ich habe seit dem sommer bereits ein paarmal dieses rezept nachgebaut. das ist einerseits auch nicht viel arbeit und zeigt überdies, dass vegatarisches essen keinesfalls gesund sein muss.
hier nochmal wie ich die macaroni and cheese heute gemacht habe.
die nudeln 6 oder acht 8 minuten lang kochen, so wie’s auf der packung steht. derweil (oder danach) die butter in einem topf schmelzen, mit dem mehl verühren und ne kurze weile schwitzen lassen. danach die zwiebeln kurz mitschwitzen lassen, etwas paprikapulver und etwas scharfen senf und dann langsam die milch einrühren. wenn man das lorbeerblatt vergisst ist nicht schlimm, merkt eh keiner. das ganze 10 minuten leicht köcheln lassen, salzen, pfeffern, lorbeerblatt rausnehmen (wenn man vergisst das lorbeerblatt rauszunehmen ist nicht schlimm, merkt eh keiner). das ei und und zwei drittel des käses einrühren — nicht zu lange, nicht zu kurz rühren bis sich der käse fast aufgelöst hat.
jamie oliver schlägt vor jetzt noch gewürfelte tomaten unterzurühren, ich habe gelbe paprika genommen.
jetzt kommt alles in eine auflaufform und wer mag kann noch die paniermehlkruste drübermachen. dafür nochmal 3 teelöffel butter schmelzen und mit 50 bis 100 gramm paniermehl ganz leicht anrösten.
die auflaufform kommt ca. 30 minuten bei 200°C in den ofen. das ergebnis lässt sich hervorragend heiss, warm aber auch kalt essen.
die wirtschaftverbände und die regierung lobbyieren gerade massiv für TTIP. das geplante handelsabkommen ist stark umstritten und auf beiden seiten, den befürwortern und den gegnern, wird aus meiner sicht nicht immer besonders sauber argumentiert. beide seiten versuchen ängste zu erzeugen, die einen vor dem niedergang der europäischen wirtschaft falls das abkommen nicht kommt, die anderen vor der demokratieapokalypse falls es kommen sollte.
was mir bisher bei all der berichterstattung über TTIP nicht gelingen will, ist mir eine einigermassen ausgewogene meinung zu bilden. eine art faktencheck, eine gegenüberstellung der positionen der befürworter und der gegner und ihrer argumente. die berichterstattung in den medien die mir bisher zu gesicht gekommen ist, beschränkt sich meistens darauf zu wiederholen was diese oder jene partei über TTIP gesagt hat oder meint. es mangelt auch nicht an verfahrenskritik: die verhandlungen finden hinter geschlossenen türen statt und offenbar haben industrievertreter besseren zugang zu den unterhändlern und inhalten als parlamentarier, NGOs oder TTIP-gegner.
was fehlt ist eine bewertung der konkreten vorhaben, der studien dazu und die einschätzung von neutralen experten. in dem oben verlinkten text geht es ja darum, dass der BDI falsch aus einer studie zitiert hat. worum es nicht geht: wie verlässlich sind die zahlen in der studie eigentlich? wer hat die studie erstellt? auf basis welcher daten?
bei der südeutschen zeitung beschäftigte sich die redaktion monatelang mit geleakten steuerunterlagen um am ende herauszufinden, was ohnehin schon jeder weiss: viele unternehmen sparen steuern indem sie elaborierte steuersparmodelle am rande der legalität errichten. aber welche redaktion hat sich bisher in dieser ausführlichkeit mit den TTIP vorhaben und unterlagen (die bekannt sind) auseinandergesetzt? habe ich da was verpasst?
oder nochmal andersrum gefragt: wenn die gesetzgeber in europa es nicht schaffen steuergesetze so zu gestalten und zu formulieren, dass unternehmen nicht mehr ohne weiteres der besteuerung ihrer profite aus dem weg gehen können, welche lücken, schlupflöcher werden sie in TTIP einbauen? ob diese lücken nun absichtsvoll eingebaut werden oder weil unsere vertreter von intelligenteren verhandlungspartnern oder lobbyisten über den tisch gezogen werden ist eher sekundär. die frage wäre doch eher: kann überhaupt jemand die folgen von TTIP und den dort vereinbarten regeln einschätzen?
einen ansatz für einigermassen ausgewogene TTIP-berichterstattung verfolgt offenbar carta. dieses kurze interview mit dem kanadische juraprofessor gus van harten ist zwar nicht ausgewogen, sondern, wie alle einzel-interviews zu einem thema, eher meinungslastig, aber carta hat offenbar vor mit mitteln der rudolf augstein stiftung aus diesem thema eine längere reihe zu machen. bisher ist neben dem interview mit van harten noch ein weiterer (linkreicher) artikel von eric bonse erschienen, der die grundkonstellation zu TTIP ganz gut erklärt: „TTIP: Freihandel oder Demokratie“
als krautreporter-mitglied, bzw. unterstützer frage ich mich natürlich: und die krautreporter? machen die auch was zu TTIP? bisher konnte ich dazu auf krautreporter.de noch nichts finden (was aber auch an der website-technik liegen kann) und alexander von streit hat meine frage danach noch nicht beantwortet.
john oliver hat sich in dieser sendung mit den praktiken von tabak-konzernen beschäftigt. auch wenn mir john olivers präsentation mittlerweile etwas zu bemüht vorkommt, ist das was er hier zeigt (mal wieder) ziemlich gut recherchiert. denn er zeigt welche methoden milliardenschwere, internationale konzerne bereits jetzt anwenden, um ihren investitionsschutz und ihre markenrechte durchzusetzen: sie biegen sich die wahrheit zurecht und drohen rücksichtslos kleinen und grossen staaten, tricksen am rande des anstands — und das mit allen mitteln die ihnen zur verfügung stehen. in diesem licht erscheint der durch TTIP angestrebte „investitionsschutz durch schiedsgerichte“ (ISDS) umso absurder. wenn konzerne staaten vor intransparenten, geschlossenen schiedsgerichten verklagen können, ist zu befürchten, dass das ähnlich absurde folgen haben wird, wie das was john oliver zeigt.
oder wie gus van harten mahnt:
Es findet ein Transfer von Souveränität statt – zu Lasten der Staaten, zugunsten der Konzerne.
die einen (ix zum beispiel) drohen ihr krautreporter-abo nicht zu verlängern weil die keinen bock darauf haben tilo jung zu finanzieren, stefan schulz will kündigen, weil er findet dass sich sebastian esser sich nicht deutlich genug vor tilo jung gestellt hat.
wie man es wendet: tilo jung scheint den krautreportern massiv zu schaden. übrigens war das schon vor dem start der krautreporter so. immerhin ist tilo jung konsequent.
Der britische Autor Jon Ronson hat gerade ein Buch mit dem Titel „So You've Been Publicly Shamed“ veröffentlicht. Er schreibt darin über Menschen, die einen Fehler machen und anschließend von einem Tornado aus öffentlicher Kritik mitgerissen werden. Eine Welle von Schande überschüttet sie. In manchen Fällen spült sie ihr Ansehen, ihren Job, ihr Leben weg. [...]
Es wäre eine einfache Lösung, wenn Krautreporter sich von Tilo Jung trennen würde. Aber es wäre nicht die richtige. Jeder hat das Recht auf einen bescheuerten Post - zumindest, wenn er versteht, was er falsch gemacht hat.
Nein, das verstehst Du falsch. Mein Punkt: Konsequenzen sollten angemessen sein und auch etwas bewirken.
weil tilo jung sich nicht mehr erinnern kann, was an seinem witz lustig war, haben die krautreporter ihm jetzt zeit gegeben einen „blinden fleck“ in seinem kopf zu erleuchten:
Wir haben beschlossen, Tilo Zeit zu geben, diesen „blinden Fleck“ auszuleuchten. Es ist seine Entscheidung, ob und wie er auf diese Fragen antworten will. Wir werden vorübergehend keine neuen Beiträge von Tilo Jung veröffentlichen, aber er bleibt ein Teil von Krautreporter.
ich glaube allerdings, dass gar nicht der blinde fleck bei tilo jung ein problem ist, sondern viele blinde flecken bei den krautreportern — und einer davon heisst tilo jung. wenn sich die krautreporter nicht entscheiden, wie sie zu tilo jung und seinem kruden humor- und qualitätsverständnis stehen, könnten sie ein problem bei der nächsten finanzierungsrunde bekommen — oder auch nicht. denn tilo jung hat viele fans, wie man unter seiner entschuldigung und rechtfertigung auf facebook sehen kann. wie bei dieter bohlen, der auch viele fans hat und den viele lustig und ironisch finden, kann ich gut damit leben, dass die welt nicht allein nach meiner façon geformt ist. allerdings kaufe und konsumiere ich nichts von dieter bohlen und genauso wenig möchte ich an der finanzierung von tilo jungs (oder dieter bohlens) lebensstil, humorverständnis oder auftritten beteiligt sein.
ich finde es gut, nicht immer gleich akuten druck oder hochgeschaukelten empörungswellen nachzugeben, egal woher der druck oder die wellen kommen. aber ich würde mir wünschen, dass krautreporter-mitglieder sich nicht nur in den kommentaren, in ihren eigenen blogs, auf diversen mailinglisten oder hinter den kulissen äussern und die ausrichtung der krautreporter mitsteuern könnten, sondern dass die krautreporter ihren mitgliedern und lesern die möglichkeit bieten, beiträge auch direkt zu bewerten. diese wertungen müssen nicht öffentlich sein und sollten auch keine direkten inhalts- oder personalentscheidungen zur folge haben, aber ich würde mir als krautreportermitglied sehr wünschen meine kritik oder lob dediziert und konkret hinterlassen zu können. stattdessen werden, soweit ich das verstehe, lediglich unscharfe signale gemessen (wie leserzahlen, klickpfade und verweise aus den weiten des netzes).
ich möchte nicht nur einmal pro jahr pauschal an der urne mit der kreditkarte abstimmen dürfen, ich würde mir wünschen, dass ich und andere mitglieder messbar und eindeutig quantifizierbar an jedem artikel ihre stimme hinterlassen könnten. was die redaktion dann daraus macht sei dann der redaktion überlassen, aber immerhin hätte sie so eine basis für ihre entscheidungen und das stimmungsbild unter ihren mitgliedern. und eigentlich sieht sich die redaktion ja durchaus verpflichtet, im sinne der mitglieder mit dem ihr anvertrauten vertrauens- und geldvorschuss umzugehen. das schrieb sebastian esser alexander von streit nach dem rauswurf von jens schröders datensport-format:
Wir haben eine große Verantwortung übernommen und müssen das uns anvertraute Geld richtig einsetzen. In diesem Fall ist der Einsatz zu hoch für das, was das Projekt in der Gesamtschau auf unser Programm leistet.
ablehnung oder desinteresse an inhalten, können bei den krautreportern also durchaus zu personellen konsequenzen führen.
journelle sieht den umgang mit, oder genauer den nicht-rauswurf von tilo jung bei den krautreporter als richtig an:
Aus Sicht eines Arbeitnehmers finde ich die Reaktion der Krautreporter fair und richtig. Ich wünsche mir auch, dass mein Arbeitgeber mich nicht nach einem Fehler feuert.
trotzdem sieht sie bei der ausrichtung der krautreporter das eine oder andere strukturelle problem:
Für mich sind die Krautreporter eine Gruppe selbstgefälliger Journalisten, die glaubten, Kraft ihres empfundenen Genies den digitalen Journalismus neu zu erfinden. Immerhin konnten sie genügend Geld für ihr Projekt zusammentragen, aber das Resultat ist in 95% der Artikel der gleiche langweilige Journalismus, den sie ja ursprünglich revolutionieren wollten. Zu allem Übel haben sie nicht nur die Langeweile, sondern auch den gesellschaftlich tolerieren Sexismus der etablierten Medien übernommen.
übrigens wollten die krautreporter ja nicht nur den journalismus neu erfinden, sondern auch das dazugehörige content management system. alles nach dem motto: wir machen das selbst und wir machen es besser. leider ist das ergebnis ernüchternd; einzelne artikel kann ich tatsächlich auf krautreporter.de ganz gut (sprich ohne technische probleme oder irritationen) lesen. sobald ich aber einen bestimmten artikel oder autoren suche, verzweifle ich. die website treibt mich beim stöbern in den wahnsinn. ich glaube das ist symptomatisch und ein zeichen dafür, dass beim krautreporter-konzept tilo jung nicht der einzige blinde fleck ist.
[anmerkung] am absatz über die absetzung von jens schröders datensport-format habe ich nachträglich etwas rumeditiert: einerseits hatte ich alexander von streit mit sebastian esser verwechselt, jens schröder wurde nicht rausgeschmissen, sondern nur sein datensport-format wurde eingestellt und den satz nach dem zitat habe ich hinzugefügt.
Tilo Jung ist nicht die hellste Kerze auf der Torte. Und das fanden auch viele früher gut an ihm: Die naive Art, seine Fragen zu stellen. Vergessen wurde dabei nur, dass der Unterschied zwischen jung und naiv und dumm und naiv kein allzu großer ist. [...]
Und wer glaubte, dass einer wie Jung mithelfen würde, den angeblich so kaputten Online-Journalismus zu retten, muss sich nun fragen lassen, ob er so viel pfiffiger als Tilo Jung ist.
sascha lobo veröffentlicht eine liste seiner geschäftbeziehungen, seiner politischen positionen und aktivitäten:
Diese Seite dient der öffentlichen Nachvollziehbarkeit meiner Positionen, Geschäftsbeziehungen und Aktivitäten der letzten fünf Jahre. Das erscheint mir sinnvoll, weil ich medial, politisch und als Unternehmer arbeite und sich die Felder teilweise überschneiden.
ich habe so eine ähnliche seite vor nem monat auch angelegt um offen zu legen wer mir wann honorare bezahlt — aber natürlich auch mit dem stillen hintergedanken, damit für meine aussergewöhnlichen fähigkeiten und expertise zu werben. weil darum geht's bei so einem blog ja: selbstdarstellung und offenlegung.
john herman über billige technik allgemein, bzw. speziell billige telefone, die die technik von vor zwei jahren verbauen und dafür scheiss-billig sind. oder kurz:
iPhones are really just shitphones from the future.
kluges stück von m.g. siegler über die zukunft von apple und technologie:
Technology has permeated almost every part of our daily lives. This will only continue. So what's next? Making that technology even more carry-able, wearable, beautiful, useable. Making it blend in more while still making it more desirable. Making it more aspirational. Fashionable.
If all of that sounds impossible, I think that's what Apple is taking on. And it's where they tend to thrive. And I think Apple Watch is the first step.
die o2 DSL show ist jetzt (fast) zuende. am 3. märz hat o₂ den internen wechsel vom alten o₂-DSL zum neuen o₂-DSL vollzogen, den ich vor ungefähr 6 monaten beauftragt hatte. ich wollte eigentlich nur mehr als 16mbit/s haben, aber das ging eben nur mit einem wechsel des DSL-vertrags, im o₂-sprech: interner wechsel.
beim wechseln ist offenbar einiges schiefgelaufen, was aber gut auszuhalten war, weil telefon und (16mbit/s) DSL weiterhin funktionierten. als besonders hilfreich hat sich übrigens @o2de auf twitter erwiesen. ganz ohne ironie: ich habe das gefühl die leute dort haben sich wirklich eingesetzt und druck an den richtigen stellen angewandt. vor 4 wochen hat @o2de auch den anschlusstermin richtig vorausgesagt, etwas das die reguläre o₂-bürokratie mir erst zwei wochen später mitteilen konnte. vielen dank also an o2 hilfe auf twitter.
ganz zuende ist die o₂ DSL show noch nicht, weil ich statt des bestellten fritzbox-routers eine zyxel o₂ homebox als router bekommen habe. das ding funktioniert zwar und mit ein paar tricks konnte ich auch die fritzbox weiterhin als telefonanlage für die vier telefonnummern und 3 DECT-apparate einrichten (homebox und fritzbox per isdn verbunden). das wlan der zyxel-kiste funkt sehr schnell auf 2,4 und 5 GHZ, die reichweite ist OK und der anschluss bringt fast die vollen 50mbit/s downlink- und 10mbit/s uplinkgeschwindigkeit die der anschluss theoretisch haben soll. trotzdem will ich natürlich wieder eine VDSL-fähige fritzbox haben. angeblich soll die in ein paar wochen kommen, ich bin mal gespannt ob das jetzt schneller als 6 monate gehen wird.
ein weiteres lob an den mitarbeiter im o₂-flagshipstore unter den linden, der mich sanft in ein paar vertragsumstellungen für meine handy-verträge gedrängt hat. mit den neuen verträgen und diversen rabatten und pauschaltarifen soll unsere kombinierte telefon- und DSL-monatsrechnung im schnitt um 50 euro günstiger ausfallen (von 120 bis 140 euro im monat für 1 mal DSL und festnetz und 3 handy-verträge auf ca. 85 euro). ich bin natürlich noch etwas skeptisch und werde jetzt erstmal die ersten paar rechnungen abwarten, bevor ich euphorisch werde und mich im letzten level wähne.
[nachtrag]
kbit/s und mbit/s verwechselt. korrigiert; sollte jetzt stimmen.
gehen, also spazieren gehen ist gesund, macht kreativ und produktiv und beethoven, charles dickens, charles darwin und steve jobs haben es auch sehr ausführlich gemacht. und vowe natürlich auch.
es gibt wohl starke genetische dispositionen zur ängstlichkeit und depression und die wissenschaft versteht mittlerweile einen tacken mehr, von dem was in unserer hardwetware abgeht:
The fact is that we are all walking around with a random and totally unfair assortment of genetic variants that make us more or less content, anxious, depressed or prone to use drugs. Some people might find it a relief to discover that they had a genetic variant that made them naturally more anxious -- that they were wired for anxiety, not weak -- even if right now there is no exact fix.
ein wunderhormon, dass appetit auf fettige männernahrung zügelt und männer sozial verträglicher und monogam macht: oxytocin. sachen gibt's.
eve fisher hat mal zusammengerechnet, was ein hemd vor der industriellen revolution wert war, bzw. gekostet haben müsste.
So, 7 hours for sewing, 72 for weaving, 400 for spinning, or 479 hours total to make one shirt. At minimum wage - $7.25 an hour - that shirt would cost $3,472.75.
And that's just a standard shirt.
And that's not counting the work that goes into raising sheep or growing cotton and then making the fiber fit for weaving. Or making the thread for the sewing.
And you'd still need pants (tights or breeches) or a skirt, a bodice or vest, a jacket or cloak, stockings, and, if at all possible, but a rare luxury, shoes.
in der 6. oder 7. klasse haben wir in kunst stühle aus papier, bzw. dünner pappe gebaut. seitdem bin ich meinem kunstlehrer von damals sehr dankbar, weil es drei dinge in meinem kopf festgezurrt hat:
nicht alles was sich auf den ersten blick blöd anhört ist quatsch.
technologie, die richtigen falttechniken oder experimente können sehr, sehr viele probleme lösen.
etwas mit den eigenen händen zu bauen (insbesondere wenn sich das konzept, bzw. der plan auf den ersten blick blöd anhört) ist sehr befriedigend.
das gif hinter dem link hat mit dem was ich oben schrieb allerdings fast nichts zu tun.
sauber kolumniert und trotz grosser meinungsfreude von micky beisenherz relativ differenziert. /via vielfache empfehlung auf facebook (ix les den stern nicht mehr freiwillig)
nicole sälzle ist in ihrer masterarbeit der frage nachgegangen, ob serien oder filme eingentlich noch deutsche synchronisation brauchen: klares jein:
Letztlich bewies die Umfrage aber zwei Dinge, die widersprüchlicher nicht sein könnten: Zum einen das große Interesse an englischsprachigen Originalversionen in Deutschland, zum anderen aber auch, dass Forschungen im Bereich der Sprachkenntnisse unterschiedlicher Länder alles andere als falsch liegen - die Englischkenntnisse in Deutschland sind weit weniger ausgeprägt als dies in anderen Ländern der Fall ist.
ich wiederhole mich natürlich, wenn ich hier wieder meine abneigung gegen deutsche synchronfassungen aufschreibe. aber weil ich mich gerne wiederhole: ich halte das für eine unsitte. nicht nur weil es uns alle davon abhält uns an den klang von fremden sprachen zu gewöhnen, sondern auch, weil ich es teilweise für einen unerhörten eingriff in die künstlerische freiheit der serien- oder filmemacherinnen ansehe. ein paradebeispiel für invasive synchronisation ist rainer brandt, der die siebziger-jahre serie the persuaders mit tony curtis (und roger moore) synchronisierte und sich dabei sehr viel eigene künstlerische freiheit nahm. in einem interview sagte brandt einmal: die vorlagen (wahrscheinlich meinte er die deutschen dialoge) seien totlangweilig gewesen und er habe sich gedacht, das müsse man umdrehen, „da müsse man neue geschichten draus machen“. in deutschland wurden diese „neuen geschichten“ ein sensationeller erfolg.
allerdings erschafft man mit diesem vorgehen eben etwas neues. heutzutage nennt man soetwas einen mashup . kann man so machen und in einzelfällen kann's für sich genommen auch gut oder besser als das original werden. es kann aber eben auch aus „totlangweiligen“ vorlagen oder müll einfach nur trash machen. so kann das dann am ende aussehen:
Brandt wundert das nicht: „Heute fehlt die Muße und das Geld, denn die Qualität ist den Auftraggebern egal“, sagt der 76-Jährige. „Darum sind die Leute heute auch mehr daran interessiert, das Original zu hören als die schlechte Synchronisation.“
eigentlich ist es ja umgekehrt: wer serien synchronisieren möchte, dem ist die qualität des originals von vorneherrein egal. wir können uns eigentlich glücklich schätzen, dass museen in deutschland bilder nicht auch übermalen oder mit erklärungen oder deutschen motiven versehen, dass bordeaux-weine nicht mit moselweinen verpanscht werden, um deutsche zungen nicht zu irritieren oder dass pizza in deutschland nicht aus kartoffeln gemacht wird.