Eine weit verbreitete Meinung lautet: Die Mittelschicht wird ausgequetscht. Das ist falsch. Viele Angestellte und Selbstständige schimpfen auf den Staat - dabei verwöhnt er sie, wo er kann.
eine fotomontage von bosch ist auf instagram nicht erwünscht.:
Nevermind. In diesen Momenten bin ich kurz froh, dass mein Foto aus dem Leiden der sozialen Netzwerke ausgetreten ist, um sein Nirvana in meinem eigenen Blog zu finden. Hier kann es ohne die Bigotterie eines amerikanischen Internetkonzerns eines Tages in Frieden erlöschen.
martin scorsese hat den apple oscar-werbespot betextet:
“It's the same for all you, all of us," Scorsese says. “Every step is a first step. Every brush stroke is a test. Every scene is a lesson. Every shot is a school. So let the learning continue."
der überschrift ist eigentlich nichts hinzuzufügen. ausser das der artikel gut verständlich ist und das was die überschrift verspricht zu erklären auch ansatzweise einlöst.
falk steiner über tilo jungs auftritte in der bundespresseferenz:
Tilo Jung nervt manche Kollegen, weil er keine Ahnung hat und zu faul ist zur Vorbereitung. Die Pressefreiheit ist derzeit weder dadurch noch durch Tilos Fragen gefährdet.
tilo jung gefällt der text von falk steiner, bis auf das tl;dr das ich hier zitiert habe.
aldi, netto, lidl, tengelmann benutzen unter anderem auf ihren wurstwaren bezeichnungen wie „gut ponholz“, „mühlenhof“ oder „gut drei eichen“. die höfe oder güter gibt's natürlich nicht, die namen sind erfunden und sollen ein gutes gefühl beim konsumenten hervorrufen, wie aldi-nord dem ARD-magazin plusminus (link zum youtube-mitschnitt der sendung) auf anfrage antwortete:
Darüber hinaus wollen Verbraucher auch emotional angesprochen werden. Dies wird durch Markennamen und/oder Wort-Bild-Marken, die einen emotionalen Bezugsrahmen bilden, gewährleistet.
— Aldi Nord
ganz abgesehen davon, dass man sich als konsument von solchen aussagen und solchen marketingmassnahmen (natürlich) verschaukelt vorkommt, ist es vielleicht an der zeit zuzugeben, dass werbung einfach funktioniert. nicht jede werbung bei jedem, aber bei jedem irgendeine werbung.
ich würde bei aldi auch sachen kaufen die doof aussehen oder mich emotional nicht ansprechen, vor allem weil ich aldi bei der qualtät vertraue. soweit ich weiss hat aldi ein sehr ausgefeiltes qualitätskontrollsystem. deshalb würde ich natürlich auch salami bei aldi kaufen, auf der lediglich das wort salami stehen würde, ganz ohne landleben oder wohlfühlillustrationen. ich muss aber zugeben, dass ich natürlich eher geneigt bin neue produkte auszuprobieren, wenn sie mir gefallen, also einen „emotionalen Bezugsrahmen“ vorgeben.
und wo die aldisprecherin auch recht hat: wir wollen auf unserer wurst keine hinweise auf massentierhaltung oder industrielle produktion haben. wir wollen unsere produkte frisch, in bester qualität und möglichst billig haben. wir alle wissen (oder sollten wissen), dass das ohne eine effektive semi-industrielle herstellungsweise nicht zu machen ist. deshalb freuen wir uns, wenn uns das marketing davon abhält zu sehr über die herkunft der waren nachzudenken , die wir natürlich in erster linie sehr günstig kaufen wollen. und wenn uns jemand drauf hinweist, dass wir hier verschaukelt werden, können wir uns herrlich über andere als uns selbst aufregen, obwohl wir das spiel seit jahren oder jahrzehnten mitspielen.
es gibt aber noch ein problem: . das kann man sehr schön an der berliner biermarke „bier“ sehen. die verkauft bier mit einem etikett auf dem das wort „bier“ und die füllmenge stehen. die marke tut so als komme sie ohne werbung aus und schreibt zum beispiel auf („bier“-) werbeplakate warnhinweise, dass werbung täuschen und verführen könne, man solle sich doch mal seine eigene meinung bilden (aus dem gedächnis zitiert. an dem werbe-plakat bin ich heute zu achtlos vorbeigegangen, um es zu fotografieren):
Werbung beeinflusst Dein Kosumverhalten. Triff Deine Kaufentscheidung bewusst!
das gleiche gilt für die rewe-marke ja!. die inszeniert sich selbst als eine marke die so preisgünstig und sparsam ist, dass sie auf werbung verzichten kann. trotzdem ist sie mit einigem an aufwand so wiedererkennbar und stringent gestaltet, dass sie sogar soetwas wie einen kultstatus erreicht hat. real,- versucht ähnliches mit seiner neuen marketingmarke „ohne teuer“ (siehe auch peer schaders artikel über die neue real-marke):
Um Ihnen ausgewählte Produkte zu einer Top-Preisleistung anbieten zu können, haben wir bei unserer Marke auf jeden Schnickschnack verzichtet. Sogar auf den Namen.
auf dem wochenmarkt oder bei uns um die ecke beim bauern-direktverkauf ist das übrigens auch nicht anders. nur wird dort wieder anders geworben.
der kiezneurotiker über bücher die er gerade liest und über spreeblick:
FiL - Pullern im Stehen: Die Geschichte meiner Jugend
Eine Empfehlung bei FluxFM-Spreeblick. Jetzt weiß ich, warum das Blog Spreeblick so skandalös nachgelassen hat, denn offenbar fließt die ganze Energie in die durchaus hörenswerte Radiosendung. Das Interview hat mich geflasht, ich will das Buch lesen. Bei Interesse: Die Sendung gibt es hier als Podcast. Lohnt sich.
ich fand die sendung auch super. fil sowieso. und die ersten 12% des fil-buchs sind auch super.
ist schon ein paar jahre alt, die doku, aber ich fand sie, als ich sie vor zwei oder drei jahren gesehen habe, sehr sehenswert und auch ziemlich erschütternd:
Der Datenaustausch zwischen Behörden ist ein Problem. In Deutschland gilt das sogenannte Trennungsgebot. Das fordert, dass nur die Polizei Zwangsmaßnahmen wie beispielsweise Verhaftungen vornehmen darf. Sie muss dabei offen vorgehen und sich von Staatsanwaltschaften beaufsichtigen lassen. Und es fordert, dass nur die Geheimdienste heimlich Informationen sammeln und verdeckt agieren dürfen. Beides soll voneinander getrennt sein, damit es nie wieder eine Geheimpolizei gibt, die aufgrund von Gerüchten und Verdächtigungen Menschen einsperrt. Dieses Trennungsgebot wurde schon oft aufgeweicht, zum Beispiel durch die gemeinsamen Zentren für Terrorismus, Internetkriminalität oder illegale Einwanderung, in denen alle Dienste an einem Tisch sitzen.
stimmt leider alles, was maik klotz da geschrieben hat. auch das:
Und jetzt kommt Apple Pay. Euer Hoffnungsträger. Apple wird den Weg ebnen, so die Hoffnung. Wird Apple auch, aber nur für sich. Und: Apple Pay hat für den Kunden auch keinen Mehrwert. Apple Pay ist ein Mehrwert des iPhones. Das war euer Denkfehler, in dem ihr nach Mehrwerten für mobiles Bezahlen gesucht habt. Aber es ist genau umgekehrt: Apple Pay ist ein Mehrwert des iPhones, so wie iMessage oder Passbook auch Mehrwerte sind. Ein Feature - nicht das Produkt.
gleich am anfang dieses interviews mit kara swisher (abschrift hier) sagt obama auf die frage, ob netzwerk-angriffe wie der auf sony „acts of war“ seien:
Whenever a criminal act like that is state sponsored, it’s a problem.
leider hat er nicht gesagt, dass lediglich staatlich subventionierte kriminelle aktivitäten die nicht von den USA und deren verbündeten ausgehen ein problem sind. denn kriminelle aktivitäten von geheimdiensten scheinen ja für die us-regierung kein problem zu sein.
dankenswerter weise hakt kara swisher genau dazu später nach und erfreulicher weise antwortet obama hier auch relativ gerade heraus, dass sich die grenzen zwischen offensiven und defensiven taktiken der amerikanischen dienste nicht immer klar erkennen lassen. ich will aber gar nicht weiter auf details dieses sehens- oder lesenswerten interviews eingehen. das hat mike masnick sehr detailiert gemacht. was ich aber noch kurz anmerken möchte, ist das wirklich hohe niveau des interviews auf beiden seiten. kara swisher fragt spitz und präzise, aber ohne aggressivität (und auch ohne lächeln), obama antwortet wohl-formuliert, ohne all zu viele ausweicherei und wischiwaschi-bullshit rhetorik. er ist offensichtlich bestens vorbereitet, gibt aber lücken bei der strategiefindung, bzw. politischen bewertung zu. beim zusehen fiel mir auf, dass die qualität des dialogs aaron sorkin vor neid erblassen lassen müsste.
Nachdem sich bis Mitte der 20er Jahre aufgrund zahlreicher Verkehrstoter die öffentliche Meinung gegen das Auto gewendet hatte und nach zuvor stetigen Zuwächsen gar die Verkäufe einbrachen, entwarfen frühe Automobil-Lobbyisten eine PR-Kampagne, in der Fußgänger als hinterwäldlerische Trottel dargestellt wurden, als Jaywalker, selbst schuld daran, nicht mit dem modernen Straßenverkehr klarzukommen. Die Presse, abhängig von ihren Anzeigen, schlug sich auf die Seite der Autoindustrie. Anfang der 30er Jahre war der Streit um die Straße für die einflusslosen Fußgänger verloren.
bei kai biermann gefunden, der dazu folgendes geschrieben hat:
Amazon ist scheiße? Vielleicht, sagt ein kleiner Buchverlag. Aber die kleinen Buchhändler sind’s auch. Tragen kaum Risiko und tun trotzdem nicht viel. Und Amazon bezahlt wenigstens pünktlich. Und bestellt auf Vorrat. Und bietet alles an. Interessanter Text von Manuela Thieme, die lange „Das Magazin“ geleitet hat.
sehr langes, sorgfältiges stück um die frage: hat der fox newsman bill o’reilly in seinen heldengeschichten vom krieg, ähnlich wie brian williams, übertrieben oder gar gelogen?
ganz abgesehen von diesen einzelnen fällen: ich glaube was in dieser zeit eine der wichtigsten eigenschaften von journalisten publizisten (also auch bloggern, pr-leuten oder allgemein autoren) sein sollte ist bescheidenheit. self-depreciation, statt self-praise.
Kendricks Online-Präsenz wirkt authentisch. Könnte dies eine Taktik sein, um ihren Fans zu zeigen, wie normal sie ist? „Manchmal vielleicht...,“ sie hält inne. „Ich fände es unehrlich, die Welt in dem Glauben zu lassen, meine Furze röchen nach Lavendel oder so,“ sagt sie achselzuckend.
das habe ich natürlich nur wegen der überschrift von dlisted.com verlinkt.
jan böhmermann (der alte youtuber) hat mal wieder irgendwas über youtuber und deren vermarkter oder die vermarktungsnetzwerke oder authentizität gesagt (video davon). ich fand das eher so mäh, weil ich das gefühl hatte, dass die tritte etwas zu wahllos in alle richtungen gingen, auch in richtung nach unten.
christian fischer fand das stück wohl auch etwas mäh und hat darüber was geschrieben, was sich ein bisschen so anhört wie: och das war doch schon immer so:
Eigentlich wiederholen sich die Dinge nur.
dem kann ich natürlich nicht widersprechen. wobei ich nicht genau verstehe ob das bedeuten soll, kritik an dingen die es schon immer gab sei ordentlicher zu differenzieren oder gleich ganz zu lassen. dem text kann ich das nicht entnehmen. ebenso wenig kann ich diesem satz eine bedeutung entnehmen:
Im Bereich der sogenannten „alten Medien" hat Jan Böhmermann, der ja jetzt im ZDF und damit im Establishment angekommen ist, die Rolle des Aufklärers übernommen.
wenn man im ZDF eine sendung hat, gehört man zum establishment? oder umgekehrt, wenn man zum establishment gehört, kommt man ins ZDF? überhaupt, was ist das überhaupt, dieses establishment? mal nachschlagen:
der duden meint der begriff würde abwertend genutzt um eine „etablierte bürgerliche Gesellschaft, die auf Erhaltung des Status quo bedacht“ sei zu bezeichnen. der begriff würde ausserdem eine „Oberschicht“ aus „politisch, wirtschaftlich oder gesellschaftlich einflussreichen Personen“ bezeichnen.
ich möchte ja sehr bezweifeln, dass sich aus einer sendung im ZDF zwangsläufig politischer, wirtschaftlicher oder gesellschaftlicher einfluss ergeben. theoretisch müsste dann auch sascha hehn auf irgendetwas einfluss haben (eine vorstellung die mich irritiert). genaugenommen müsste dann sogar der pumuckl (auch wenn der in der ARD auftrat) zum establishment gehören.
aber wahrscheinlich hat christian fischer die establishmentisierung von böhmermann in seinem „Fachmagazin für differenzierte Betrachtungsweisen“ gar nicht differenzierend gemeint, sondern einfach nur abwertend. wobei ich ja heftig dafür plädiere differenzierung nicht nur beim aufklären, präzisieren oder relativieren anzuwenden, sondern erst recht beim abwerten oder beleidigen von leuten.
also, bitte: mehr liebe und mühe in beleidigungen stecken.
das hätte der artikel sein können, den johnny haeusler in die wired.de geschrieben haben könnte, statt der etwas simplifizierten forderung an verlage, ihre websites zu schliessen. das hätte natürlich auch meine replik auf johnnys kolumne gewesen sein können, statt ihn mit metaphern zu bewerfen. aber da weder ich noch johnny publikumsentwickler bei der @nytimes oder sozialführer bei @AOL, der huffpo oder bloomberg sind oder waren, so wie es mat yurow war und ist, hat es eben mat yurow selbst ins medium.com geschrieben.
aber spass beiseite, ich glaube mat yurow hat sehr recht damit, dass publizierende und verlage jetzt ihren itunes-moment haben und dass wir es alles versauen werden (und nicht herausfinden werden wie man mit journalismus schreiben langfristig und vorhersehbar geld verdienen wird). /via
langes, aber harmloses jonathan ive portrait. das beste daran ist beinahe die von dan lyons konstruierte kontroverse über das fortbewegungsmittel von ive, über die sich nick heer hier sehr doll aufregt. statt auf lyons artikel echauffage zu linken, linkt nick heer auf einen fahrradfahrenden hund.
interessant wie sehr man sich über egale sachen aufregen oder sinnlos streiten kann. im mittelalter sollen gelehrte ja angeblich darüber gestritten haben wie viele engel auf einer stecknadelspitze platz haben. in der kommentarspalte unter diesem artikel geht es ähnlich zu.
vor ein paar wochen las ich mal wieder über die aeropress-kaffeemaschine und entschied mich, das ding mal auszuprobieren. für knapp 25 euro kann man da ja nicht viel falsch machen, dachte ich. zuhause hatten wir noch ein paket dallmayr prodomo mit einer geschenkschleife im schrank stehen. muss irgendwann mal jemand mitgebracht haben. der erste kaffee den ich mit der aeropress aus dem dallmayr prodomo presste, knallte wie ein abendlicher restaurant-espresso. der geschmack war stark, ohne echten espresso-geschmack, aber auch völlig ohne bitterstoffe — allerdings auch ohne crema. zu meinem geburtstag bekam ich von der beifahrerin und dem kind eine elektrische kaffeemühle und ein kilo faire bio-kaffeebohnen aus guatemala geschenkt. wenn ich diese bohnen ganz fein mahle, bilde ich mir ein, dass der kaffee aus der aeropress eine leichte kakao-note bekommt. er ist weiterhin stark und nicht bitter und ohne das typische espresso-röstaroma. aber köstlich. die zubereitung ist etwas komplexer als mit der nespresso-maschine, aber ich trinke ihn ähnlich: eine tasse, die mit ⅔ milch gefüllt ist, erwärme ich 30 sekunden in der mikrowelle und kippe dann die hälfte des kaffeeextrakts, dass aus zweieinhalb grossen kaffeelöffeln kaffeepulver und ca. 100 milliliter wasser besteht, dazu.
ich trinke seitdem ich die aeropress habe immer noch jeden tag aerogepressten kaffee und bin rundum zufrieden mit dem teil. bei unserer newy-york-reise habe ich für 2 oder 3 dollar ein paar hundert neue papierfilter gekauft, neben kaffeepulver und wasser gibt’s keine weiteren wartungskosten für die aeropress. ich würde das ding jederzeit wieder kaufen.
was mich besonders freut, war die mail eines freundes heute früh:
… eigentlich muss ich taeglich an Dich denken … ich hab mir seit deiner Wirres-Review die Aeropress gekauft und liebe sie. Best purchase ever!
ich kann wirklich empfehlen das teil mal auszuprobieren, für knapp 30 euro kann man fast nichts falsch machen: [amazon-werbelink] aeropress bei amazon kaufen.
konnte diesen text von johnny haeusler nicht zuende lesen, weil wired.de just in dem moment die website schloss. hab ihn dann auf snapchat zuende gelesen.
aber mal im ernst und mit verlaub: ich halte die idee, dass news-outlets auf eigene webseiten verzichten sollten, weil sie dorthin gehen sollten, wo die leute sind, für quatsch. das ist ein bisschen so wie zu sagen: wer abends ausgeht um zu trinken, leute kennenzulernen oder abzuschleppen sollte vorher seine wohnung kündigen. auch die christlichen, europäischen missionare und kreuzritter haben nicht ihre klöster und burgen dem erdboden gleichgemacht, bevor sie dahin gegangen sind, „wo die Menschen sind“.
natürlich sollte jeder, der etwas von menschen will, dorthin gehen, wo die menschen sind. natürlich sollte man darüber nachdenken, ob man ständig versuchen sollte, die menschen von dort wo sie sind zu sich nachhause zu locken. natürlich sollte man auch radikale ideen ausprobieren, so wie nowthisnews.com das macht — oder versuchen aus solchen experiementen zu lernen.
mich erinnert das auch ein bisschen an die gute alte push vs. pull debatte zur jahrtausendwende (1997). da wurde von der (amerikanischen) wired das web, bzw. der browser, erstmals für tot erklärt und die belästigung (push) mit „nachrichten“ schöngeredet. 2010 dann der erneute versuch der (amerikanischen) wired das web totzureden: „The Web Is Dead. Long Live the Internet“.
klar sollen leute die etwas zu sagen haben (nachrichten-organisationen, werber, PRler, missionare) dahin gehen wo die menschen sind. aber sie sollten auch wissen, dass es nicht jeder mag wenn man ständig vor deren gesichtsfeld tanzt, springt und aufmerksamkeit zu erheischen versucht. kommunikation ist vielschichtig und kompliziert. man braucht feingliedrige und sensible werkzeuge dafür. aber nachrichten-outlets zu empfehlen mit dem bulldozer zu arbeiten und alles alte abzureissen, halte ich für einen fehler — oder zumindest für übertrieben.
was man auch bedenken sollte: verlage und news-outlets sind wie sportler: sehr verschieden, sehr unterschiedlich spezialisiert. der trainingsplan für einen 100 meter sprinter muss nicht unbedingt optimal für den gewichtheber oder langstreckenschwimmer sein.
sebastian heiser über seine zeit bei der süddeutschen zeitung, bei der er einen teil der „sonderseiten“ gefüllt hat:
Ich finde meine Arbeit abstoßend und amoralisch. Und ich bin unglaublich wütend auf die Süddeutsche Zeitung, dass sie mir mein Idealbild vom Journalismus zerstört hat. Und dass sie ihre Leser betrügt und verkauft. So etwas sollte in keiner Zeitung passieren. So etwas sollte in der Zeitung stehen! Oder? Ich kaufe mir ein Aufnahmegerät. Die Zeitung meiner Träume wird zum Zielobjekt einer Recherche.
der artikel ist weniger reisserisch als die überschrift vermuten lässt, dafür sehr ichig. hab ich aber trotzdem oder gerade deshalb gerne gelesen.
abgesehen davon ist das problem mit anzeigenkundenfreundlichen sonderseiten natürlich nicht sz-exklusiv. es geht um die jahrhundertealte frage wie sich journalismus finanziert und welche linien dabei an- oder überschritten werden.
bernd dörries erklärt den kölner karneval — und auch ein bisschen köln.
Die großen Büttenredner bekommen für einen Auftritt wohl bis zu 1000 Euro. Und wir sind bei der ganzen Industrie, die hinter dem Kölner Karneval steht: Die Unternehmensberatung Boston Consulting Group hat für Köln 460 Millionen Euro Umsatz pro Jahr errechnet und 5000 Arbeitsplätze. Köln hat eine Million Einwohner - allein für den kommenden Rosenmontag am 16. Februar rechnet das Kölner Festkomitee mit mindestens ebenso vielen Besuchern.
smilla dankert hat am donnerstag (weiberfastnacht) fotos gemacht.
Ungefähr 60 Menschen habe ich auf meinem Spaziergang durch den Irrsinn (sehr viele Leute überall, Alkohol spielt eine Rolle) angesprochen und fotografiert. Da tun Notizen Not; worin in diesem Fall leider ein doppelter Wortsinn liegt.
Am späten Abend hat sich nämlich herausgestellt, dass sämtliche Erinnerungs-Aufsager im technischen Nirwana verloren gegangen sind. Namen, Kostümgeschichten, Kurzinterviews - alles weg.
aber die fotos sind sogar für karnevalsdooffinder wie mich sehr schön.
mir erscheinen die texte von sibylle berg meisten sehr rätselhaft und oft unausgegoren. wobei ich vermute, dass ersteres mit letzterem zu tun haben könnte. aus unerfindlichen gründen verstehe ich diesen text ganz gut, obwohl er auch unausgegoren ist.
nach dem betrachten dieses bildes habe ich mir den wikipedia-eintrag von laurel und hardy angesehen, in dem von einem frühen beispiel ihres stils gesprochen wird, dem kurzfilm Big Business von 1929. den gibts (natürlich) auch auf youtube.
die beifahrerin hat heut nur mittelgute laune. scribbelt aber schön.
dokumentarfilm über bobby liebling der fast 40 jahre heroinsüchtig war, 22 jahre crack geraucht hat und ein comeback versucht.
Als er die Chance auf ein Come-back bekommt, nimmt er alle Kraft zusammen und versucht seine Energie wieder in richtige Bahnen zu lenken. Mit Hilfe seiner Freundin und seines Managers, die ihm im Kampf gegen die Sucht beistehen, versucht er seine Dämonen zu besiegen und wieder Musik zu machen. Dabei begleiteten ihn über drei Jahre lang die Dokumentarfilmer Don Argott und Demian Fenton und schnitten anschließend in „Last Days here“ ein sehr berührendes Porträt über Bobby Liebling zusammen.
der film ist beinahe so spannend wie breaking bad, man weiss bis kurz vor ende nicht wie es ausgehen wird. zu sehen in der zdf-mediathek wenn man flash hat. wenn man kein flash hat, kann man diesen link in seinen vlc-player füttern.
Es ist ein Paradoxon: Facebook, Google und Co wollen mich mit Daten möglichst genau erfassen. Doch ihr Geld verdienen sie damit, mich möglichst ungenau zu kennen. Sonst könnte man mir ja nichts verkaufen. Über mein Datenprofil wird ein Weichzeichner gelegt, der mich unkenntlich macht. Ob privat-kommerziell oder staatlich: Die Technik mag big data sein, das Geschäftsmodell ist aber bad data.
die c’t hat zusammen mit dem ADAC der eletronik in bestimmten BMW-modellen auf den zahn gefühlt. der von der c’t vermittelte „Sicherheitsexperte“ fand dabei mehrer gravierende sicherheitslücken, die aber wohl mittlerweile behoben sind.
Ein besonderes Highlight ist dabei sicherlich das an einer Stelle äußerst hilfsbereite Steuergerät. Waren fast alle Hindernisse für den Einbruch aus dem Weg geräumt, klappte der noch nicht, weil in der Nachricht des Hackers an das Auto die Fahrgestellnummer des angegriffenen BMW fehlte. Doch anstatt die Kommunikation nun abzubrechen, antwortete die Steuerungsbox mit einer Fehlermeldung - als Absender eingetragen: die vermisste Fahrgestellnummer. Damit klappte der zweite Versuch.
Äußerst problematisch ist außerdem, dass in allen Fahrzeugen mit ConnectedDrive die gleichen symmetrischen Schlüssel für die kryptographischen Funktionen verwendet werden. Die müssen also nur einmal abgegriffen werden und funktionieren dann auch bei anderen Autos.
ich bin zwar in aachen aufgewachsen, mochte printen, die aachener lebkuchenvariante, aber nie. zu hart, zu würzig, zu WTF. zum letzten weihnachten haben meine eltern uns wieder ein paar printen in unser reiseproviant gelegt. weil sie der beifahrerin ganz offensichtich sehr gut schmeckten, habe ich mich nach jahren der abstinenz überwunden und auch nochmal probiert. die printen waren zwar etwas fester als zum beispiel die aldi-lebkuchen, aber lange nicht so steinhart wie ich mich errinnere. und auch die würzung fand ich nicht mehr so unangenehm dominant wie ich sie in erinnerung hatte. wir fanden die printen so lecker, dass wir im januar meine eltern gebeten haben, uns die übriggebliebenn weihnachtsprinten nach berlin zu schicken.
so ähnlich erging es mir übrigens mit indischem essen. ich mochte bis vor ein paar jahren die meisten gewürze in indischem essen nicht. teilweise wurde mir von indischem essen sogar ein bisschen flau. das änderte sich vor ein paar jahren, als ich die ersten rezepte von aus dem asiatisch, pazifischen, indischen oder mittel-östlichen raum ausprobierte (und zum beispiel ottolenghi nachkochte). plötzlich konnte ich im essen auch koriander, koriandersamen, piment oder anisnoten tolerieren und schätzen. vielleicht hat es auch mit tim mälzer angefangen, der mir (im fernsehen) beibrachte zimt an kohl zu machen oder kümmel nochmal ne chance zu geben. ingwer habe ich jahrelang gehasst, jetzt liebe ich ingwer.
ich glaube an gewürze und geschmäcke kann man sich gewöhnen, auch wenn es manchmal zeit oder überwindung kostet. aber, ähnlich wie beim design, stecken hinter vielen geschmäcken und aromen die man anfangs gar nicht mag oft überragende qualitäten. beim bier kennt das jeder: bitterkeit, fremdheit oder irritierende vielschichtigkeit zu überwinden und schätzen zu lernen geht mit ein bisschen experimentierwillen oder abenteuerlust. ich glaube das könnte man auch ganz gut verallgemeinern und auf alle lebensbereiche ausdehnen. mach ich jetzt aber nicht.
apropos experimentieren. ein paar rezepte von ottolenghi waren in den letzten wochen ziemliche reinfälle. eine der auberginensuppen, die ich nach seinem rezept gekocht habe, sah aus wie kotze und hatte auch die konsistenz davon. ich hätte das natürlich ahnen können, weil die schaumig-fasrige konsistenz von auberginen alle meine warnlampen angehen lässt. wie erdbeeren. der reine geschmack von auberginen oder erdbeeren stört mich nicht, aber die konsistenz löst bei mir ekel aus. ich vermute auch, dass sich das, anders als beim geschmack, nicht mehr ändern wird. bei geschmack können wir uns umgewöhnen und umlernen, bei der konsistenz wohl nicht. also ich zumindest nicht.
heute gabs gefüllte quitten. bei der ankündigung unserer essensplanung hat uns das kind beinahe vor wut geschlagen. weil die quitten aber mit (lamm) hackfleisch gefüllt waren, akzeptierte das kind das essen widerwillig. heike von au hat das rezept auch mal nachgekocht, fand die farbe der sosse aber unbefriedigend und schlug vor, die sosse mit kurkuma zu färben und würzen und die gefüllten quitten im ofen zu garen, statt im topf. so habe ich das dann auch gemacht. die passierte sosse war dann schön fruchtlastig und lecker, aber die unpassierten, ganzen quitten mochte ich dann auch nicht. weder die konsistenz, noch den geschmack.
das gleiche galt für das „muhallabieh“, einen nahöstlichen milchpudding den ich gestern nachgekocht habe. zuerst dachte ich zufällig das rezept für slime entdeckt zu haben, aber ich fand heraus, dass das nicht aus stärke und milch, sondern aus natriumtetraborat und alkohol hergestellt wird, hier das rezept.
apropos chemie (und eigentlich auch physik): heute wurde bei der sendung mit der maus die herstellung von glimmerbasierten perlglanzpigmenten erklärt. also eigentlich die herstellung von nagellack oder lippenstift. die sachgeschichte habe ich noch nicht einzeln gefunden, aber die sendung selbst ist jetzt eine woche online.
in der sendung wurde die herstellung der perlglanzpigmente mit legosteinen erklärt. ein kleingemahlendenes glimmerplättchen wurde als eine legosteinwürfel gezeigt, auf dass sich „flöckchen“ legen würden, also hier legoplättchen, die eine schicht rund um das glimmerplättchen bilden würden.
wenn man dann „länger wartet“, erzählte armin maiwald, dann bilde sich „ne zweite schicht“ und zwar mit ner anderen farbe.
mir war beim gucken dann klar, dass diese unterschiedlichen farben was mit lichtbrechung und interferenzen zu tun haben müssten und habe nach der sendung nach „glimmer“ und „pigmente“ gegoogelt. in einer ausgabe von spektrum der wissenschaft von 1997 findet sich tatsächlich ein ziemlich guter artikel über perlglanzpigmente. der text von gerhard pfaff benötigt ein bisschen chemisches und physikalisches grundwissen, ist aber ganz gut verständlich — und wie ich finde, total faszinierend.
Glimmerplättchen kann man mit einer Reihe weiterer Verbindungen umhüllen, um neue koloristische Variationen zu erzeugen. Festkörper-Reaktionen und der CVD-Prozeß erweitern die Synthesemöglichkeiten.
Glimmer läßt sich auch mit Metallen wie Silber und Gold beschichten. Dazu löst man Metallsalze in Glimmersuspensionen; bei Zusatz von Reduktionsmitteln scheidet sich das Metall auf den Partikeln in Form dünner Schichten ab. Man erhält so Pigmente, die preisgünstiger als reine Plättchen aus Gold oder Silber sind, aber eine vergleichbare Optik aufweisen.
was elon musk da in sachen solarenergie und stromakkumulation plant hört sich sehr folgerichtig und spannend an und sollte klassische energieversorger (utilities) in der tat aufschrecken.
Musk, who starts to look less like a carmaker and more like the architect of a vertically integrated energy company, with SolarCity making solar panels that send power to Tesla batteries, both in the home and on the road.
“They’re not just carmakers,” Manghani says. “They’re part of the electricity network. At least folks in the energy industry are very well aware of Tesla as a battery maker.”
dieses interview mit raymond cruz, der in den beiden ersten staffeln breaking bad den drogenhändler tuco spielt, enthält ein paar spoiler der zweiten folge better call saul. deshalb, vor dem lesen unbedingt auf netflix better call saul gucken. better call saul ist übrigens grund genug sich ein netflix-konto anzulegen, wenn ich das richtig verstanden habe, läuft das da sogar in bekackter synchronfassung. ansonsten, in den worten von raymond cruz:
das wirft kein gutes licht auf vice, wo man nach dem „leaken“ von geodaten mit dem aufenthaltsort des damals flüchtigen john mcafee aufklärung versprach, aber bis heute nicht geliefert hat:
Two years ago, Vice pledged to get to the bottom of a disastrous journalistic mistake. It never did, and blame for the snafu has trailed a veteran war photographer into some of the most dangerous places in the world.
don dahlmann über datensammelei und viele ungeklärte fragen:
Wenn das System einmal installiert ist, lässt es sich nicht mehr abstellen. Egal ob man Smartphone Verächter und Internet-Abstinenzler sein mag - sobald man in einem Auto mit eCall sitzt, wird man getrackt. Da hilft Daten-Phobikern nur noch der Kauf eines Oldtimers. Am besten aus den 70er Jahren.
kontrollverlust überall. auch wenn man einen weiten bogen ums internet oder smartfones macht. oder um es mit michael seemanns worten auszudrücken:
Es gibt kein analoges Leben mehr im Digitalen. Wer Teil der Welt ist, wird Teil des Internets sein.
bei dieser sendung habe ich mehrfach fremdscham empfunden, der standup war sehr holprig und der gast wurde mehrfach „horny“. trotzdem waren ein paar gute gags drin und über die polarkleidung des gasts kann ich mich wahrscheinlich noch tagelang beömmeln.
reeves wiedeman über die herstellung und transformation der new york times. lang und lesenswert wie die sonntagsausgabe der new york times.
Not once did Robertson bother to tell the reader that the “group of men," that the “mob," that the “soda-drinking spectators" were white. It's almost as if the always cautious Times was not completely sure of who committed the lynchings and was waiting for officials to come along from 1910 and 1922 and confirm their racial identity.
In addition, though the incredibly detailed report by the Montgomery, Alabama-based Equal Justice Initiative used the words “white terrorism" over and over to describe the effect of the lynchings on America and the Black community, the Times went out of its way to avoid that language, instead calling them “racial terror lynchings."
mit diesem absatz fängt die studie des EJI an:
he United States. Lynchings were violent and public acts of torture that traumatized black people throughout the country and were largely tolerated by state and federal officials. These lynchings were terrorism. “Terror lynchings" peaked between 1880 and 1940 and claimed the lives of African American men, women, and children who were forced to endure the fear, humiliation, and barbarity of this widespread phenomenon unaided.
david tran, ein vietnamese der eine thailändische chilisosse in los angeles herstellt und damit de-fakto die klassische sriracha-sosse (neu) erfand, unternimmt nichts gegen plagiateure. er hat sich weder seinen markennamen schützen lassen, noch spielt er mit dem gedanken nachahmer juristisch zu belangen. er sieht nachahmung als werbung für seine sosse -- und der erfolg seiner firma scheint ihm mehr als recht zu geben. im „sriracha-film“ (auf vimeo zu kaufen) oder in diesem blick in die fabrik kann man david tran in all seiner bescheidenheit sehen: „ein rezept? ach. es gibt kein rezept. das können sie selbst machen: frische chilis, essig, so sauer sie möchten, salz, zucker, knoblauch.“
theresa bäuerlein spricht mit „alex“, der zwanzig jahre lang eine bekannte figur in der rechtsextremen szene war. sehr langes, sehr erhellendes interview.
einerseits ist die big-bang-theorie wie ein sack reis in china (big-bag-theory): eher nicht von belang für unseren alltag. andererseits versucht sie zu erklären wo wir, wo die welt herkommt. das interessiert uns irgendwie ja alle. erklären kann sie das aber (mathematisch) nur bis zu einem moment kurz nach dem urknall. was davor war, eine singularität, ist genauso unverständlich und abstrakt wie alles andere, was das universum versucht zu beschreiben oder zu erklären. im prinzip könnten wir uns diese singularität auch als unendlich dichtes, punktförmiges spagettimonster vorstellen.
in diesem artikel wird jetzt ein neues mathematisches modell beschrieben, das singularitäten links liegen lässt und unter anderem schlussfolgert, dass das universum mit spagettisossenkondensat gefüllt ist, das, wenn ich es richtig verstanden habe, bereits einstein und bose postuliert haben.
vor ner weile habe ich mich darüber aufgeregt, dass spiegel-online browser ohne installiertes flash brüsk abweist und eine kaputte fehlermeldung, statt eines mp4-ersatzfilms anzeigt. versucht man videos auf spiegel.de mit einem flashlosen safari auf einem ipad oder iphone aufzurufen, funktioniert alles ganz prima.
der (sich selbst so nennende) spiegel online mobil-minister matthias streitz meint, einen „lösung“ für flashlose browser zu finden könne „(leider) dauern, weil viele Seiten sich abstimmen“ müssten.
heute bin ich über diesen artikel drauf gekommen, dass man sich auch selbst helfen kann und mit einer änderung des „user agents“ spiegel.de vorgaukeln kann, ein ipad zu benutzen. dann bekommt man statt dieses anblicks:
diesen anblick:
um den user agent umzustellen muss man im safari allerdings erst das entwickler-menü freischalten, dann woraufhin man dann so tun kann, als ob man ein ipad hätte. das müsste auch mit anderen seiten funktionieren.
[nachtrag]
sieht gut aus, funktioniert aber nur so halb, weil die bedienelemente offenbar nicht korrekt auf klicks sondern (vermutlich) nur auf touch reagieren. mit der space-taste kann man die videos aber abspielen.