interview von theresa bäuerlein mit einer ehemaligen prostituierten.
Die Diagnose, die Prostitution ermöglicht, ist nicht: Die Prostitution ist in einem schlechten Zustand, sondern, fuck, diese Welt ist in einem schlechten Zustand.
wolfgang schäuble redet beim spiegel zum 20 jährigen online-jubiläum. ich mag schäubles rede, auch wenn er die falschen sachen (überwachung, NSA) verharmlost und teilweise vor den falschen gefahren (anonymität) warnt.
peter breuer über die erste freie demonstration in der DDR und darüber „wie leise die Töne waren und wie besonnen alle Beteiligten sprachen“.
obwohl ich diese szenischen, schema-f reportage-eröffnungen ...
Ein Dachgeschoss-Loft in einer ehemaligen Fabrik in Berlin-Neukölln. Marie Meimberg steht am Kochblock und macht Käse-Spätzle, viele Käse-Spätzle. Eine Auflaufform voll steht schon im Backofen, in eine zweite schichtet sie abwechselnd frische Nudeln und Käse. Kerzen brennen, große Weingläser stehen bereit, im Hintergrund läuft unaufdringliche Jazzmusik, quer durch den großen, offenen Wohnbereich hängen noch Girlanden von einer Geburtstagsfeier in der letzten Woche, in der Ecke steht ein Fußball-Kicker.
... wie den boulevard hasse, ist diese reportage von stefan niggemeier toll und lesenswert, einfühlsam und informativ. genau das was ich mir von den krautreportern mal erhofft habe.
stefan niggemeier meint, das auch die ignoranz gegenüber forderungen nach „Transparenz und Distanz, mangelnde Sorgfalt und Kommunikation“ in der berichterstattung jetzt verschwörungstheoretikern treibstoff diene. meine ich auch.
schöner, generischer text zum 20jährigen spon-jubiläum von peter glaser:
Viele neue Stimmen machen die Welt unübersichtlicher und bringen sie uns zugleich auf nie gesehene Weise nahe. Ein Mensch mit einer Uhr weiß immer wie spät es ist. Ein Mensch mit vielen Uhren ist sich nie sicher. Wenn aber die Uhr des Menschen mit nur einer Uhr falsch geht, ist er aufgeschmissen. Der mit den vielen Uhren dagegen hat gute Chancen, zu erkennen, dass etwas falsch läuft. Onlinejournalismus ist an der Zeit.
ich bin ja grosser neil-gaiman-fan. also von seinen büchern, zumindest denen die ich gelesen habe und deren verfilmungen ich gesehen habe. auch wenn ich in der regel kein wort glaube, was in der welt steht, glaube ich es an dieser stelle einfach mal:
Mit einem Comic ist er berühmt geworden, seine Fantasy-Romane sind Suchtstoff. Doch jetzt ist Neil Gaiman etwas ganz Sonderbares unterlaufen. Ein Meisterwerk.
eine sehr kurze kurzgeschichte von jürg schubiger, die mich vor vielen jahren mal sehr begeisterte. die geschichte erinnert mich daran, dass ich mal ein grosses faible für das selbstverständlich absurde hatte. irgendwie ist das im laufe der jahre verlorenen gegangen. gut, etwas ist von meinem alten faible vielleicht noch übrig: ich mache nach wie vor sehr gerne witze ohne pointe. aber vielleicht hätte ich mich in den letzten 15 jahren doch ab und an mal ins theater quälen sollen? oder mich mehr für literatur interessieren sollen? vielleicht hätte ich in den letzten 15 jahren ab und zu mal mit meinem freund hannes reden sollen, in dessen bibliothek ich diesen text damals fand?
getarnte soldaten
ein hauptmann stand mit seinen soldaten im wald. er sprach: „heute tarnen wir uns. es ist jetzt drei uhr. ich gebe euch zeit bis viertel nach drei.“ die soldaten liefen davon. einer steckte sich federn an und setzte sich ins laub eines baumes. andere kleideten sich in felle von füchsen und rehen und gingen wie diese tiere zwischen den stämmen herum. es gab auch solche, die sich bloss in löchern versteckten. der hauptmann ging durch den wald, als es viertel nach drei war. im gebüsch erblickte er den nackten fuss eines soldaten. doch er achtete nicht darauf, denn der fuss sah aus wie ein schweinsfuss. drei soldaten waren mit laub zugedeckt und zeigten nur ihre bäuche, die aber wie käse aussahen. als die übung vorbei war, rief der hauptmann alle soldaten zu sich. aber keiner hörte die stimme. auch am folgenden tag rief der hauptmann: „kommt alle mal her!“ doch umsonst. nie wurde einer wiedergefunden.
— jürg schubiger, 111 einseitige geschichten von franz hohler (luchterhand literaturverlag, 1981)
nachdem ich den text gestern achtmal gelesen habe, hatte ich lust bekommen ein paar bücher von jürg schubiger zu kaufen. obwohl die wikipedia von einem „umfangreichen literarischen Werk“ spricht, findet sich bei amazon so gut wie nichts von schubiger. ausgewählte werke werden für über 60 euro verwuchert. schubiger texte gibt’s so gut wie nicht online, bei den perlentauchern gibt’s ein paar faktoide über schubiger (auch wennman dort noch nichts von schubigers tod im september mitbekommen hat). aber mich beschleicht das gefühl: irgendwas ist kaputt mit der literatur, wenn man schubigers texte nur zwischen pappdeckeln finden kann.
ich überlasse den kommentar zu diesem link heute mal peter hogenkamp:
Gestern schon gelesen, musste heute morgen gleich nochmal. Die Ironie, dass jemand schreibt, Journalisten seien so unsagbar toll und einzigartig -und dann schreibt er 15 Jahre lang immer denselben Artikel. Der nur aus zwei Versatzstücken besteht, von denen dummerweise auch noch eins schon lange nicht mehr gilt, denn wer trägt schon heute noch Flanellanzüge.
lesenswertes portrait von amy poehler von anne kingston.
Her advice to young women is smart, if unorthodox. Treat your career “like a bad boyfriend," she writes: “It likes you when you don't depend on it," a remark that offers help with bad boyfriends as well. The work, not the result, matters: “You have to care about how good you are and how good you feel, but not about how good people think you are or how good people think you look."
ich hab den neuen mini kürzlich als mietwagen für ein wochenende gefahren. im prinzip ist das natürlich kein schlechtes auto, aber ich kann mich allen kritikpunkten von jürgen pander anschliessen: die lichtorgel in der mitte ist albern, die sicht nach oben ist sehr eingeschränkt und die schalterorgie in der konsolenmitte erfordert wochenlanges bedienungstraining. die 100 PS fühlen sich in der stadt tatsächlich wie hundert an, auf der autobahn fühlt man sich wie am lenkrad eines überladenen 75-PS-opel-ascona-coupe. andererseits reichen die 100 PS natürlich aus, auch um bei nächtlichen autobahnfahrten deutlich schneller zu sein, als die google-maps fahrzeitrechnung. und sparsam isser auch.
witzig fand ich jedenfalls, dass ich nach zwei stunden fahrt im mini der felsenfesten überzeugung war einen diesel zu fahren. der mini lässt sich hervorragend untertourig fahren, nagelt dabei aber aus unerfindlichen gründen wie ein taxi. aber vielleicht gehört das bei einem dreizylinder so.
wir haben uns zwei neue ottolenghi-kochbücher gekauft, weil fast alles was ich nach ottolenghi koche bis jetzt toll geschmeckt hat. diesmal auch eins [amazon-werbelink] mit fleischrezepten. heute wollte ich die lammkebabs (oder meinetwegen auch frikadellen) nachkochen. bei bolu gab’s nur halb und halb hack (rind und lamm) und der beim metzger gabs heute gar kein lamm — und wenn’s welches gibt, müsste ich gehackt gleich ein kilo kaufen. also rinderhack gekauft. ist auch lecker.
am meisten spass hat es gemacht den frikadellenteig herzustellen, neben gerösteten pinienkernen, weissbrot, feta und nem ei sind da überdosiert wirkende gewürzmengen drin: 1 teelöffel zimt, 1½ teelöffel gemahlender piment und je ein halber teelöffel pfeffer und salz.
die zutaten für den teig laut rezept:
2 EL pinienkerne
50 g in wasser eingeweichtes weissbrot ohne kruste
die pinienkerne müssen natürlich erst geröstet werden, in einer pfanne ohne fett. später kommen sie dann mit all den anderen zutaten oben in den teig. wenn der teig gut verknetet ist, soll man laut ottolenghi zwölf 10 x 5 cm grosse „röllchen“ formen. ich hab mich verzählt und einfach 8 würste gemacht, die ich dann in relativ viel sonnenblumenöl von jeder seite zwei minuten fritiert habe.
die zuccinimantel-geschichte sind einfach zwei in dünne scheiben geschnittene und weichgebratene zuccinis. weil ich noch fett vom fleischfrittieren übrig hatte, hab ich die zuccini auch gleich mitfrittiert. danach sollen die zuccinischeiben um die fleischwürste gewickelt werden und die frikadellen nochmal 10 minuten im ofen nachgaren. hab ich alles so gemacht, das kann aber meiner meinung nach gut vereinfacht werden, indem man die frikadellen ein bisschen nachschmoren lässt oder wie üblich in einer pfanne mit wenig fett gart.
die sauce besteht aus einer dose (400g) aldi-pizzatomaten mit öl, salz, chilliflocken und knoblauch, die sich 20 minuten auf kleiner hitze um die hälfte reduziert. langweilig, passt aber.
das fleisch war sehr, sehr super. es hatte eine undefinierbare, aber angenehme schärfe, ich vermute vor allem vom zimt. trotzdem schmeckte der zimt nicht unangenehm raus, aber das essen machte schon ein bisschen lust auf weihnachten.
treffsichere beobachtung der medienkrise von alf frommer:
Neben den üblichen News teilen heute alle journalistischen Angebote Inhalte wie „Habicht greift Drohne an“, „Frau läuft 10 Stunden durch New York und wird über 100mal belästigt“ oder „Carolin Kebekus parodiert Atemlos von Helene Fischer.“ Diese Inhalte teilen dazu noch etliche Blogs und natürlich meine Facebook-Freunde oder die Menschen denen ich bei Twitter folge. Irgendwann klickt man vor lauter Verzweiflung drauf, weil man denkt: muss ja was dran sein. Doch der Leser klickt nur noch auf den Inhalt und verbindet ihn kaum noch mit dem Angebot, das ihn gepostet hat: Habe ich mir bei Spiegel Online den Habicht-Angriff angesehen? Oder bei bild.de? Oder war's bei den Blogrebellen? Huffington Post? Mashable? Krautreporter? Facebook? Twitter? Oder sonst wo? Die Marken verschwimmen hinter den immer gleichen Inhalten, mit denen der Journalismus von heute versucht, Leser auf seine Webseiten zu locken.
in mir kamen beim lesen vor allem zwei fragen auf. warum nutzen medien diese allgegenwärtigen inhalte nicht, um sich ihre finger wund zu recherchieren und damit ihre kernkompetenzen zu demonstrieren: recherche, einordnung, perspektivwechsel. was oder wer steckt hinter dem 10-stunden-new-york-video, was machen habichte sonst so, wenn sie keine drohnen angreifen, wen hat carolin kebekus sonst noch so parodiert oder hat schonmal jemand carolin kebekus parodiert? warum scheint es nicht zu funktionieren virale inhalte mit hintergründen zu versehen?
und umgekehrt; warum fehlt bei hintergründen oder abgehangenen geschichten fast immer an eingebetteten medieninhalten? zum beispiel diese geschichte über madonnas initialzündung: „Der Skandal macht den Star“. eine absatzlange abhandlung über madonnas auftritt bei den MTV video awards 1984 - aber kein link zum youtube-video mit der aufzeichnung der sendung.
Handler is the latest in a small group of celebrities fighting for nipple equality.
wenn feministen für die gleichbehandlung von männern und frauen sind, sind warzisten dann für die gleichbehandlung von männlichen und weiblichen brustwarzen?
christian fahrenbach schreibt im krautreporter „warum Kaffee nach Kürbis schmeckt“. das problem ist: der kaffee auf den er sich bezieht, die starbucks pumpkin spice latte, enthält nicht einen hauch kürbis. sondern gewürze mit denen man in den USA zum beispiel kürbiskuchen würzt. der kaffee schmeckt also gar nicht nach kürbis, sondern nach gewürzen.
der anreisser des artikel startet mit
Egal ob Kuchen, Kaffee oder Bier: Produkte mit Kürbisaroma sind in den USA ein 300 Millionen Dollar großer Markt.
das stimmt eben nur halb. in den gewürzten bieren kommt es durchaus vor, dass sie kürbis-bestandteile enthalten, die starbucks pumpkin spice latte eben nicht. in einer autoren-anmerkung am rande des ersten absatzes (die nur krautreporter-abonennten sehen können) differenziert christian fahrenbach das dann heimlich:
Im Pumpkin Spice selbst ist gar kein Kürbis enthalten. Es handelt sich um eine Gewürzmischung, unter anderem mit Zimt, Muskat und Ingwer.
ich reagiere ja auf unnötige ungenauigkeiten immer heftig kopfschüttelnd. wenn sie im titel oder anreisser stehen, kann der autor zwar meistens nichts dafür, aber christian fahrenbach macht munter weiter mit seinen ungenauigkeiten:
2003 hat Starbucks den Kürbis-Latte erstmals auf die Karte genommen …
auch hier wieder nur differenzierung in den exklusiven abonennten-anmerkungen. ist es wirklich nötig aus einer kürbis-gewürz-latte eine kürbis-latte zu machen und den link zu einer starbucks-mitteilung zum 200sten verkauften pumpkin spice latte in den anmerkungen zu verstecken? reicht der platz bei den krautreportern nicht aus um die dinge so zu beschreiben, wie sie sind?
ich fand viele texte bei den krautreportern schon sehr gut, aber bei christian fahrenbachs „Das Kürbis-Komplott“ ist nicht nur die überschrift gaga.
es gibt übrigens eine türkische gewüzpaste, mesir macun, die genauso wie der starbucks pumpkin-spice-sirup viel zucker und ganz ähnliche gewürze enthält: zimt, nelke, piment, ingwer, schwarzen pfeffer, galgant, koriander und neben vielen anderen gewürzen auch „orangenhaut“ (so stehts auf meiner packung). die paste wird in der türkei angeblich löffelweise als medizin verabreicht, aber man kann damit auch hervorragend kaffee süssen und würzen. pumpkin spice latte für arme sparsame sozusagen.
ich mag übrigens sowohl die mesir-paste, als auch die starbucks-kürbisgewürz-latte, weil sie mich an die pumpkin pies, die ich als 18jähriger in amerika mit grossem vergnügen in mich hineingefüllt habe, erinnern.
[nachtrag 01.11.2014]
christian fahrenbach hat den text transparent nachgebessert und hier kommentiert. find ich gut.
Da steht auf der einen Seite das sprechende Tier. Und das wird in den großen Formaten wieder in den Schwarm zurückgeführt. Bei dieser Methode in der Strichtechnik achte ich genau auf die Position jeder einzelnen, kleinen Figur. Leute, mit denen ich in der Werbung zusammengearbeitet habe, sagten: „Warum machst Du das so? Scan’ es doch einfach ein, reproduziere den Käfer ein paar Mal und verzerre den ein bisschen, das kommt doch aufs Gleiche raus.“ - aber das tut es eben nicht! Es ist reine Handarbeit. Jede neue Figur muss in einer bewusst überlegten Beziehung stehen zu den bereits auf dem Blatt befindlichen Figuren. Man kann dabei fatale Fehler machen. Es ist ein unheimlich schönes Arbeiten, das sehr lange dauert: Man baut so einen Organismus aus vielen Individuen.
Diese fünf Webreportagen haben Fabian Mohr, Dirk von Gehlen, Stefan Heijnk und ich für den diesjährigen Reporterpreis nominiert. Nun sind die Juroren an der Reihe — die wirklich keine leichte Aufgabe haben.
Eine Belästigung ist alles, was ich mit einem Menschen mache, das ihn belästigt. Ich gebe anderen nicht vor, was sie belästigt, sondern ich muss sie fragen, und wenn sie es mir sagen, nehme ich es zur Kenntnis, und diskutiere nicht drüber, ob sie sich nicht vielleicht täuschen und in Wahrheit völlig unbelästigt sind.
sascha kösch arbeitet sich an dingen ab, die man ohne einen langen spaziergang durch einen sehr glitschigen und leseintensiven triggerpark nicht so ohne weiteres versteht und auch gefahrlos ignorieren könnte. das ist alles nicht witzig oder amüsant, aber ich möchte festhalten, dass fefe sich mehr differenzierung und feinfühlige wortwahl erbittet — zumindest, wenn es um die bewertung seiner äusserungen geht. obwohl, doch, das ist witzig.
gestern mit grossem vergnügen gelesen, diese geschichte über sklaven stewards angestellte auf superyachten. toll, dachte ich da, im freitag gibt’s ja richtig tolle reportagen. aber dann sah ich, dass es nur eine übersetzte reportage von ed cumming aus dem britischen guardian ist und mir kamen die tränen.
erbloggtes dekonstruiert eine jan fleischhauer lügengeschichte kolumne:
Bei Realitäten, die grundsätzlich von jedem überprüfbar wären, etwa indem man das „zitierte“ Buch zur Hand nimmt, ist das Problem noch handhabbar. Nun berichten Journalisten aber auch zahlreiche Dinge, die grundsätzlich nicht nachprüfbar sind, schon gar nicht von jedem. Die arglose Zurkenntnisnahme unüberprüfbarer Darstellungen angeblicher Realitäten kann zu schwerwiegendem Realitätsverlust führen.
das beschreibt die krise des journalismus ziemlich gut. wenn man die steilen thesen von journalisten mal nachprüft, ist es oft erschreckend zu sehen wie ahnungslos oder bösartig verzerrend manche journalisten schreiben. besonders unangenehm wird das natürlich, wenn sich der autor, wie jan fleischhauer, für einen brillianten politiker hält, der übergangsweise im schreibenden fach tätig ist und seine online-auftritte zur meinungsmache, statt zur differenzierung und abwägung nutzt.
Jetzt, im Herbst 2014, verteidigt er die Totalüberwachung durch die NSA und verbittet sich selbst Kritik daran und wenn diese Entwicklung linear weitergeht, darf man gespannt sein, ob Otto Schily 2016 als Neoroyalist Angela Merkel als Kaiserin vorschlägt oder für die Wiedererrichtung des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation in den Grenzen von 1512 plädiert, um dem Islamismus etwas entgegenzusetzen.
wie bezahlen mit kretidkarten funktioniert.
ich finde das bezahlen in den USA übrigens, trotz der potenziellen sicherheitslücken die kirk lennon hier sehr plastisch beschreibt, erschreckend einfach und angenehm. man kann in ein kiosk gehen, sich ein snickers kaufen und mit einem swipe seiner kreditkarte bezahlen. keine PIN-panik, keine überflüssigen wartezeiten.
richard gutjahr macht einen auf udo ulfkotte und berichtet darüber, dass er mal grenzenlos naiv war und jetzt erkannt hat, dass alle journalisten die über apple berichten gekauft sind von apple's PR-abteilung manipuliert werden. vielleicht schreibt stefan niggemeier demnächst auch einen artikel über richard gutjahrs artikel.
aber mal im ernst, ich weiss nicht was das genöle soll. gutjahr (und andere) beklagen sich darüber, wenn journalisten von apple gepampert werden, findet es aber auch empörend, wenn apple das gegenteil macht und journalisten von der pamperung ausschliesst.
christian böhme findet tilo jungs israel-reise eher unerquicklich:
Der Krautreporter Tilo Jung - einer von denen, die Online den Journalismus gewissermaßen neu erfinden wollten, - hat sich mit seiner Rubrik „Jung und Naiv“ gen Nahen Osten aufgemacht und sich im dortigen politischen Dickicht hilflos verirrt.
A month earlier, Snowden had anonymously emailed Glenn Greenwald, a Guardian journalist and chronicler of war-on-terror excesses, but Greenwald didn't use encryption and didn't have the time to get up to speed, so Snowden moved on. As is now well known, Snowden decided to contact Poitras because she used encryption. But he didn't have her encryption key, as is necessary to send someone encrypted email, and the key wasn't posted on the web. Snowden, extraordinarily knowledgeable about how internet traffic is monitored, didn't want to send her an unencrypted email, even if just to ask for her key. So he needed to find someone he thought he could trust who both had her key and used encrypted email.
sehr spannend. das dürfte auch wichtiger lesestoff sein:
After the dust settled, I sat down to write a simple tutorial for using the open source tools that allowed me, Poitras, Greenwald, and Snowden to communicate securely, and I ended up with a 30-page whitepaper called Encryption Works: How to Protect Your Privacy in the Age of NSA Surveillance. I took the name from Snowden's now-famous quote: “Encryption works. Properly implemented strong crypto systems are one of the few things that you can rely on. Unfortunately, endpoint security is so terrifically weak that NSA can frequently find ways around it."
interessante frage: sind lesen, schreiben und rhetorische (grund-) fähigkeiten wichtiger als programmieren können?
ich will nicht ausschliessen, dass programmieren die fähigkeit strukturiert zu denken stärkt, aber vielleicht kann man die fähigkeit strukturiert zu denken und zu argumentieren auch (weiterhin) mit den klassichen methoden lehren. ich erinnere mich, dass ich über das argumentieren, streiten und schreiben am meisten im politik-untericht gelesen habe. dort haben wir regelmässig ein paar seite-eins kolumnen der FAZ analysiert und diskutiert. bemerkenswert fand ich damals zweierlei: ich habe gelernt, dass es sich lohnt zu verstehen wie andere argumentieren, welche rhetorischen methoden sie verwenden, wie ein text aufgebaut werden kann und vor allem dass es sich lohnt das bei texten zu tun, die eben nicht die eigene meinung bestärken. html habe ich übrigens auch ähnlich gelernt, indem ich den quelltext anderer seiten studiert habe und methoden, techniken und tricks geklaut habe zur inspiration genutzt habe.
sich mit geschriebenem auseinanderzusetzen, sei es auf der titelseite der faz, auf einer nachrichtenseite, in einem facebook- oder blogartikel oder ein paar suchergebnis-schnipseln ist eins der wichtigsten werkzeuge die menschen beherrschen sollten. ohne die fähigkeit sich informationen selbstständig zu beschaffen und zu bewerten, lernt auch niemand vernünftiges zu programmieren. oder in einem bild ausgedrückt: zu wissen wie man angelt, fisch zubereitet und isst ist wichtiger als die fähigkeit angeln, pfannen, besteckt oder tische herzustellen.
und wieder ein katzen-inhalt. hier könnte man gleich nnoch die forderung nachschieben, dass wir in schulen das fach katzen- und internet-kompetenz einführen sollten. nötig wärs.